Full Circle


 

Kapitel 1

 

Er nahm wieder die Einladung in die Hand. Sein Blick flog über die Worte, die er sich schon verinnerlicht hatte. Er steckte sie in seine Tasche, obwohl er die Adresse auswendig wusste. Er hatte sie drei Jahre lang nicht gesehen und fragte sich, ob sie anders aussehen würde. Das Bild, das er von ihr im Kopf hatte, war all die Jahre das Gleiche geblieben. Jedes Mal, wenn er sie sah, dachte er, dass es sich verändern würde. Dass der letzte Anblick von ihr der wäre, den er in sich tragen würde. Aber so war es nie. Es war immer sein Mädchen, das von der Sonne beschienen auf den Treppen saß, nicht wissend, dass sich ihr Leben verändern würde.

 

Die Einfahrt zum Haus war voller Autos. Er blieb in seinem für einige Zeit sitzen, unfähig, sich dazu zu bringen, ins Haus zu gehen. Er wusste, dass es Giles gehörte. Er war sogar schon ein oder zweimal da gewesen bei verschiedenen Weltuntergängen. Dieses Mal war es anders. Sie war dieses Mal drin. Es war erstaunlich, für welche Dinge man Mut brauchte. Dämonen, Drachen und das Ende der Welt waren gewohnte Sachen und man brauchte nur sehr wenig Mut. Sie zu sehen......das war eine ganz andere Geschichte.

 

*

 

„Okay.....äh, ich bin nicht sicher, was ich hier oben machen soll. Ich bin nicht so toll in der Sache, öffentlich zu reden. Die meisten von euch wissen schon, dass ich mich zurückziehe. Einige von euch wissen nicht warum. Ich habe mich entschieden, das aufregende Leben der Jägerin aufzugeben und es mal mit Hochzeit und einer Fa...“

 

Sie erkannte den Augenblick, in dem er hereinkam. Ihr Herz erzwang sich seinen Weg in ihren Hals, ihre Lungen hörten einen Moment auf zu arbeiten und Elektrizität schoss ihr Rückgrat hinauf. Ihre Augen fanden seine ohne Anstrengung. Sie wusste nicht, wie lange sie da stand und ihn anstarrte. Heath zog ihr das Mikrofon aus der Hand.

 

„Verspätetes Lampenfieber“ witzelte er. „Für den Fall, dass ihr es nicht mitbekommen habt. Ich habe Buffy gebeten, mich zu heiraten und sie hat akzeptiert“

 

Buffy wusste, dass die Leute applaudierten. Das einzige, was sie hören konnte, war das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren. Sie blieb noch einen Moment länger da oben stehen, bevor sie Heath ihre Hand entzog. Unbewusst schien sich die Menge für sie zu teilen und sie stand vor ihm. Er blickte auf die Erhöhung hoch, wo Giles und der blonde Mann immer noch standen. Er nahm sie ohne ein Wort bei ihrem Ellbogen. Ihr war gar nicht bewusst, dass sie gingen, bis sie unterhalb einer Eiche stehen blieben. Sie blickte zurück auf die Partylichter, die jetzt nur ein goldener Nebel waren.

 

„Angel“

 

Er saugte die Art auf, wie sie seinen Namen sagt. Es war ein Versprechen, ein Wunsch, ein Traum.

 

„Buffy“

 

Ein Lächeln kam auf ihre Lippen. Sie nickte leicht und lachte dann.

 

„Als wäre es heilig“ flüsterte sie.

 

Er nickte. Das war es.

 

Sie standen in Stille unter dem Baum. Buffy versuchte sich zu erinnern, wie sie in seiner Gegenwart atmen konnte. Angel versuchte daran zu denken, dass sie ihm nicht mehr gehörte. Schon eine lange Zeit nicht mehr.

 

„Also....ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest“ brachte sie schließlich heraus.

 

Er zuckte mit den Achseln.

 

„Ich wollte es nicht“

 

„Ich bin froh, dass du es doch getan hast. Ich wollte, dass du hier bist. Es....der Kreis hat sich geschlossen, weißt du? Du warst am Anfang da. Es ist nur gerecht, dass du auch am Ende da bist“

 

Er wählte seine Worte vorsichtig.

 

„Buffy, du bist eine Jägerin. Du wird immer eine Jägerin sein. Nur weil....“

 

Sie hielt ihre Hand hoch, um ihn zum Schweigen zu bringen.

 

„Ich weiß. Ich bin nicht mehr das sechzehnjährige Mädchen, das gegen sein Schicksal rebelliert. Erspar mir die Lektion“

 

Er schüttelte seinen Kopf. Er wollte nicht, dass dieses Treffen so eine Wendung nahm.

 

„Nein, ich wollte dir keine Lektion halten. Ich weiß, dass du nicht sechzehn bist....du bist...Gott, du bist so schön geworden“

 

Er zog seinen Kopf ein. Er hatte das nicht laut sagen wollen.

 

Sie errötete und murmelte einen Dank. Sie blickte auf ihre Zehen, die sie für die Party rot lackiert hatte.

 

„Es tut mir Leid-Ich habe nicht nachgedacht...Ich habe dich nicht hergebeten, um es dir ins Gesicht zu reiben“

 

„Was? Dass du heiratest?“

 

Sie schluckte heftig und nickte.

 

„Ich wusste nicht, dass da eine Rede sein würde, aber Giles....er hatte diese goldene Uhr für mich....du weißt schon, Ruhestand und goldene Uhr....jedenfalls hatte er diese Uhr und hielt eine Rede und er wollte, dass ich etwas sage...“

 

„Buffy, das ist okay. Als wir entschieden haben....Ich wusste, dass du eines Tages heiraten würdest“

 

Es fühlte sich aber immer noch so an, als würde er von einer Abrissbirne getroffen.

 

„Ich weiß, aber....“ Sie verstummte.

 

Irgendwie fühlte es sich immer noch wie Betrug an, wenn sie vor Angel sagte, dass sie jemand anderen heiraten würde. Es war komisch. Sie waren seit acht Jahren kein Paar mehr. Sie hatten vor drei Jahren entschieden, dass Liebe nicht genug wäre. Nicht in ihrem Fall. Nicht, wenn es um Vampire und Jägerinnen ging, um Unsterblichkeit und Sterblichkeit.

 

Er streckte die Hand aus und berührte mit seinen Fingerspitzen ihre nackte Schulter. Sie streckte die Hand aus, legte ihre Hand auf seine und drückte sie fest auf ihre Haut.

 

„Ich weiß“ sagte er. „Liebst du ihn?“

 

Buffy lächelte.

 

„Heath ist...er ist gut zu mir. Er liebt mich. Er will das Haus im Vorort, den Minivan und die 2,5 Kinder“

 

Angel gluckste bitter.

 

„Liebst du ihn?“

 

Buffy seufzte.

 

„Ja....auf die am Freitag Abend Filme gucken, Popcorn, spätes Frühstück am Sonntag Art“

 

‚Nicht auf die unter einem schlechtem Stern stehende Liebe, brauche dich zum Atmen und zum Leben, würde sterben für eine Berührung von dir Art‘ dachte sie.

 

Sie sagte es jedoch nicht. Das fiel unter die ‚Dinge, über die Angel Buffy nicht sprachen‘-Kategorie.

 

„Er ist dein normaler Typ“

 

Buffy wimmerte bei dem Schmerz in Angels Stimme und nickte.

 

„Es ist okay. Ich verstehe. Ich habe das immer für dich gewollt“ sagte er.

 

Er klang, als würde er es meinen. Als hätte er es akzeptiert. Und vielleicht hatte er das.

 

„Ich sollte - es ist unhöflich von mir....“

 

Buffy verstummte, weil sie nicht zurück zur Party gehen wollte. Sie wollte hier bei Angel stehen, mit seiner Hand auf ihrer Schulter, bis die Zeit vergaß, dass sie existierten.

 

Sie gingen Hand in Hand zurück zur Party. Sie trennten sich, als sie sich der Menge näherten. Buffy ging zur einen Seite, Angel zur anderen. Sie wusste den Moment, in dem er ging. Jedes Mal, wenn Angel ging, fühlte es sich an wie sterben. Das hatte sie schon ein paar Mal erlebt. Sie wusste genau, wie es sich anfühlte.

 

„Wer war das?“ fragte Heath, als Buffy neben ihn trat.

 

Buffy lächelte ein wenig und schüttelte ihren Kopf, während sie sich an früher in Los Angeles erinnerte.

 

„Niemand“

 

 

Kapitel 2

 

Scheinwerfer rasten über ihr Gesicht und ließen sie im Licht blinzeln. Die Musik spielte nur ein wenig leiser als das Summen des Autos. Sie war später losgefahren, als sie vorgehabt hatte. Sie und Heath hatten gestritten. Er hatte mit ihr kommen wollen. Auf keinen Fall würde sie ihren Verlobten mitnehmen, um IHN zu sehen.

 

Heath hatte das natürlich nicht verstanden. Sie war aber auch nicht fähig gewesen, es zu erklären. Er hatte vor zwei Tagen angerufen und sie gebeten zu kommen. Sie hatte ohne zu zögern zugestimmt. Als Heath nach dem Grund gefragt hatte, hatte sie sich gewunden, hatte versucht Worte zu finden, die die Umstände erklärten. Womit sie schließlich angekommen war, war etwas, das ihr vollkommen vernünftig erschien.

 

„Es ist Angel“

 

Heath hatte das nicht als ein Grund gesehen, ein Wochenende in Los Angeles zu verbringen. Ihr war das egal. Immerhin ging es wirklich - um Angel. Am Ende hatte Heath nachgegeben. Und hier war sie jetzt - fünfzehn Minuten entfernt von der Anschrift, die sie sich mühsam eingeprägt hatte. Als sie mit dem Auto an den Bordstein fuhr, fiel ihr ein, dass Angel nicht genauer gesagt hatte, warum er wollte, dass sie nach Los Angeles kommen sollte. Er hatte nur gesagt ‚komm‘ und sie hatte gefragt ‚wann‘.

 

Die Adresse gehörte zu einem alten Hotel. Es war überfüllt mit Geheimnissen, Geschichten und Geschichte. Es erinnerte sie an Angel. Sie schob die Tür auf und dachte, dass Angel endlich einen Ort gefunden hatte, dessen Seele genauso beeinträchtigt war wie seine. Es war prachtvoll.

 

Er wartete darauf, ihre Tasche zu nehmen. Sie folgte ihm still die Wendeltreppe hinauf.

 

„Ich-ich kann dir ein Zimmer in einem öffentlichen Hotel buchen, wenn du magst, aber ich habe den Platz hier.....also dachte ich...“ Er verstummte.

 

Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

„Das ist perfekt. Wo hast du diesen Ort gefunden?“

 

Angel grinste leicht.

 

„Ich war hier in den Fünfzigern. Ich habe herausgefunden, dass die Pachtzeit rum war und habe es gekauft“

 

Sie lächelte.

 

„Hast du genug Platz?“

 

Er zuckte mit den Achseln und sah sich um.

 

„Ja...im Moment“

 

Die Verlegenheit zwischen ihnen nahm wieder zu. Sie blieb stehen und atmete tief ein.

 

„Ich....ich muss Heath anrufen und ihn wissen lassen, dass ich sicher angekommen bin. Er war nicht glücklich darüber“

 

Angel nickte.

 

„Ich lass dich dann alleine auspacken. Ich habe unten Tee, wenn du dann fertig bist“

 

Sie nickte und wartete, bis er aus dem Zimmer gegangen war. Sie schloss die Tür hinter ihm mit einem leisen Klick. Sie rief Heath mit ihrem Handy an, da sie aus irgendeinem Grund Angels Telefon nicht benutzen wollte. Er war kurz angeschlossen und barsch und ließ sie wissen, dass er immer noch nicht ihrer Entscheidung zustimmte, ohne ihn nach LA zu gehen. Sie versprach ihm, dass sie nach ihrer Rückkehr versuchen würde, mehr über Angel zu erklären.

 

Gemäß seiner Worte hatte Angel in der Küche Tee für sie bereit. Er machte auch Omeletts.

 

„Ich dachte, dass du vielleicht hungrig bist“

 

Sie nickte.

 

„Ja, ich bin sozusagen ohne Abendessen losgefahren“

 

Er stellte ein Teller voller Eier vor sie und setzte sich dann zu ihrer Linken.

 

„Wirst du mir jetzt sagen warum ich hier bin?“ fragte sie.

 

Er schenkte ihr das halbe Grinsen, von dem sie wusste, dass sie es als ihr eigenes beanspruchen konnte.

 

„Ja, ich denke....ich hätte es dir wahrscheinlich von Anfang an sagen sollen“

 

„Ich wusste, dass die Welt nicht in Gefahr war, weil du mir nicht gesagt hast, dass ich Waffen mitbringen soll“

 

„Und außerdem hast du dich davon zurückgezogen, weißt du noch?“ erinnerte er sie.

 

„Ja, aber wenn du -“

 

Er stoppte sie.

 

„Ich weiß“ Er hielt inne. „Die Welt ist nicht in Gefahr. Es ist Connor. Ihm geht es gut. Er geht für Untersuchungen mit Doyles Ex-Frau, Harry, nach Afrika. Sie ist eine Dämonologin. Ich wollte, dass er dich kennenlernt, etwas von dir erfährt, bevor er geht“

 

Buffy nickte. Sie wusste von Connor. Angel hatte ihr während diesem katastrophalen Treffen, das sie vor drei Jahren in Rom hatten, von ihm erzählt.

 

„Er ist - du musst stolz sein“

 

Angel nickte.

 

„Das bin ich. Er hat einen langen Weg hinter sich, hat viel durchgemacht. Ich wollte, dass du ihn kennenlernst...für den Fall...ich weiß nicht. Ich wollte, dass du ihn triffst. Ich wollte, dass er weiß, dass du echt bist“

 

Sein Blick voller Sehnsucht schmerzte sie. Es war eine Sehnsucht nach Dingen, von denen beide wussten, dass sie nie sein konnten, nicht in tausend Leben, nicht in tausend verschiedenen Welten. Die Mächte würden immer dafür sorgen.

 

„Das ist...vielen Dank! Ich...was, wenn er mich nicht mag?“

 

Ein Teil von ihr wollte Connor kennen lernen. Ein Teil von ihr liebte ihn bereits, einfach nur deshalb, weil er zu Angel gehörte. Sie liebte Connor aus dem gleichen Grund, aus dem sie Angelus liebte. Buffy wusste nicht, wie sie Angel nur halb lieben konnte. Es war eine völlige, rasante, Blut zum Schreien bringende Liebe.

 

Angel Stimme klang gebrochen, als er schließlich sprach.

 

„Wie kann er nicht?“

 

Sie verschwand vom Tisch und rannte nach oben, bevor sie in Tränen ausbrach. Er folgte ihr und stand draußen vor ihrer Tür. Sein Körper war dagegen gepresst. Seine eigenen Tränen liefen über sein Gesicht. Sie wusste es, weil sie es spürte.

 

*

 

Beide beobachteten sie, als sie zur Bar ging, um die Getränke nachzufüllen. Connor blickte wieder zu Angel.

 

„Du bist in sie verliebt“

 

„Seit dem Tag, an dem ich geboren wurde“ antwortete Angel.

 

„Und sie heiratet einen anderen Typen warum noch mal?“

 

„Ich bin unsterblich, sie nicht. Du bist das einzige Wunderkind, das ich jemals haben werde. Seit dem Tag, an dem ich Buffy getroffen habe, wollte sie Normalität“

 

Connor nickte.

 

„Und du bist der Typ, der besessen davon ist, den übernatürlichen Menschen Normalität zu geben“

 

„Ich habe keinen Zauber ausgeführt oder irgendwelche Vereinbarungen mit dem Bösen getroffen, um Buffy Normalität zu geben. Sie hat sie ganz alleine gefunden“ sagte Angel.

 

Buffys Rückkehr an den Tisch unterbrach jede weitere Unterhaltung.

 

„Also Dad hat gesagt, dass du ihn eine Ewigkeit kennt. Erzähl mir doch mal ein paar schlimme Geschichten“ grinste Connor.

 

„Ooooh, dieses eine Mal.....“

 

 

 

Kapitel 3

 

Er hatte nicht kommen wollen, konnte sich aber nicht davon abhalten. Dawn hatte die Einladung geschickt. Sie hatte ihn gewarnt, dass Buffy ihr gesagt hatte, es nicht zu tun.

 

„Ich wusste, dass du hier sein wolltest“ hatte sie als Entschuldigung angeboten.

 

Er war sich nicht sicher, ob ‚wollen‘ das richtige Wort war, aber er musste hier sein. Er überlegte sich, sich hinten in die Kirche zu setzen und dann nicht mit ihr zu reden. Er verwarf die Idee, weil sie wissen würde, dass er hier wäre und es sie aus der Bahn werfen würde. Das war ihr perfekter Tag und er wollte ihn nicht ruinieren.

 

Er klopfte an die Tür zum Brautzimmer und war nicht überrascht, als sie von Willow geöffnet wurde. Sie lächelte ihn strahlend an, öffnete die Tür weit für ihn und ließ ihn rein.

 

„Sie ist in dem anderen Zimmer. Sie ist angezogen und alles. Ich werde - ich werde mal nach Xander sehen. Bleib so lange du willst“ sagte Willow.

 

„Danke“

 

Er stand ein paar Minuten in dem leeren Raum und versuchte den Mut aufzubringen, sie zu sehen. Er hatte öfter als er zugeben wollte von Buffy in einen Brautkleid geträumt. Er war allerdings auch immer der Bräutigam gewesen. Am Ende war sie diejenige mit dem Mut. Sie kam in den Raum, in dem er wartete. Seine Knie wurden weich. Sie fing ihn.

 

„Angel“

 

Ihre Augen zeigten die ganze Sorge, die sie nicht aussprach.

 

Er schüttelte den Kopf, unfähig, um Moment etwas zu sagen.

 

„Du...es gibt keine Worte dafür, wie wunderschön du bist“

 

Sie errötete nicht, wie sie es vielleicht vor all den Jahren in Sunnydale gemacht hätte. Tränen füllten ihre Augen und das traurigste Lächeln zierte ihre Lippen.

 

„Ich hätte gedacht, dass du mit deiner Liebe zur Poesie, mit etwas ankommen würdest“

 

„Nichts, das nicht im Vergleich verblassen würde“ versprach er.

 

Er wusste von dem Moment an, dass seine Hochzeitsträume von Buffy in schwarz und weiß sein würden.

 

Es klopfte leise an der Tür und Willow steckte ihren Kopf herein.

 

„Buffy, sie sind bereit“

 

Buffy nickte.

 

„Gib mir nur eine Minute, Will“

 

Der Rotschopf nickte und schloss die Tür. Buffy seufzte und drehte sich zu Angel. Sie griff nach seiner Hand. Ihre Finger verschränkten sich mit seinen, als wären sie Teile einer ganzen Vereinigung.

 

Es gab soviel zu sagen, aber keine Möglichkeit, etwas davon auszusprechen. Es war egal. Sie und Angel waren mehr als Worte. Sie standen in diesem Raum, ineinander vertieft und speicherten alles was sie konnten für die Tage, die da kommen würden.

 

„Sei kein Fremder....bitte“ bat sie.

 

Er nickte.

 

„Ich kann nicht....du wirst immer ein Teil von mir sein, Angel. Das wird sich niemals ändern. Du bist wie mein Herz. Nimm es raus und ich bin tot“

 

Er hob ihre Hände zu seinen Lippen, küsste sie auf die Knöchel und wischte ihr zärtlich die Tränen von ihren Wangen.

 

„Sei glücklich. Das ist das einzige, was ich in meinem ganzen Leben wollte “

 

Sie nickte.

 

„Bringst du mich raus?“

 

*

 

Am Ende blieb er in der Vorhalle der Kirche. Er konnte akzeptieren, dass Buffy mit jemand anderem verheiratet war. Er konnte nur nicht zusehen, wie es passierte.

 

Sie wusste, dass er immer noch da war. Es war wie das leichte Prickeln, nachdem man einen elektrischen Zaun berührt hatte. Er hielt sich versteckt, blieb außer Sicht. Aber sie spürte seinen Blick auf ihr, während sie mit Heath und Giles tanzte. Sie wusste, dass er sie beobachtete, als sie den Kuchen anschnitt und Heath ein Stück ins Gesicht schob.

 

Sie war trotzdem überrascht, als sie mitten auf der Tanzfläche seine kalte Hand auf ihrer nackten Schulter spürte. Tränen traten in ihre Augen und ihre Hände fielen von Heath, als sie die ersten Töne von dem Lied hörte.

 

„Tanzt du mit mir?“

 

Sie nickte und ignorierte den gekränkten Blick in den Augen ihres neuen Ehemanns.

 

 

I know I dreamed you a sin and a lie

I have my freedom but I don’t have much time

Faith has been broken, tears must be cried

Let’s do some living after we die

Wild horses

Couldn’t drag me away

Wild horses

We’ll ride them someday

 

 

Sie tanzten weiter, nachdem die Akkorde des Liedes verklangen. Schließlich wurde ihm klar, dass sie von allen beobachtet wurden. Angel zog sich zuerst zurück und Buffy beobachtete, wie er ging. Irgendwie war es dieses Lied, das einem Abschied zwischen ihnen am nächsten kam.

 

 

Kapitel 4

 

„Komm rein“ flüsterte Buffy, ohne ihren Blick von dem kleinen Bündel in ihren Armen zu nehmen.

 

Erst als er sich neben das Bett setzte bemerkte sie, wer hereingekommen war. Sie errötete und traf auf seinen Blick.

 

„Tut mir Leid“

 

Angel schüttelte seinen Kopf, mit einem ausgewachsenen Lächeln im Gesicht.

 

„Nein, du bist mit den Gedanken woanders. Ich werfe dir nichts vor“

 

Er lehnte sich vor und versuchte, einen besseren Blick auf das Bündel in ihren Armen zu bekommen.

 

„Kiley Joyce Timmons. Willst du sie halten?“ fragte sie und hielt sie ihm hin.

 

„Bist du sicher?“

 

Er blickte zweifelnd zu Buffy und dann zum Baby.

 

„Absolut“

 

Sie reichte Angel das Baby und schwelgte in seinem Gesichtsausdruck. Sie hatte in seinen Augen niemals etwas gesehen, das näher an reine Freunde heranreichte. Es war eine Erinnerung, die sie für den Rest ihres Lebens bewahren würde.

 

„Sie ist das Allerschönste, was ich jemals gesehen habe“

 

Buffy nickte und ihre Tränen quollen hervor.

 

„Ja, das ist sie. Ich wusste nicht, dass ich jemanden so sehr lieben könnte“

 

„Ich auch nicht“

 

Es entging Buffys Aufmerksamkeit nicht, dass er sie ansah und nicht Kiley, als er das sagte.

 

Kiley schien vollkommen glücklich in Angels Armen. Sie kuschelte sich an seine Brust und schlief ein. Buffy machte trotz Angels Proteste ein Bild.

 

„Was? Ich will ein Bild von Kiley und ihrem Engel“ sagte Buffy.

 

Angel schüttelte seinen Kopf und gluckste ein wenig.

 

„Woher weißt du, dass ich ihr Engel sein werde?“

 

Ein leicht trauriger Ausdruck huschte über ihr Gesicht.

 

„Weil du immer noch meiner bist“

 

Angel schloss einen Moment seine Augen. Er vergrub seine Nase auf Kileys Kopf und nickte dann.

 

„Für immer“

 

Jemand räusperte sich und Buffys und Angels Köpfe schossen hoch. Heath stand in der Tür. Angel stand langsam auf und reichte Kiley Buffy zurück.

 

„Ich-Dawn hat mich angerufen. Ich wollte Buffys-euer Baby sehen“

 

„Hi Angel. Es ist....wir haben uns offiziell nie getroffen. Ich bin Heath, Buffys Ehemann“

 

Angel nickte.

 

„Ich weiß. Es ist aber nett, dich kennen zu lernen....offiziell“ Er blickte unbehaglich zu Heath und dann zu Buffy. „Sie ist wunderschön“

 

Heath Kinnmuskeln verspannten sich. Es war ihm nicht entgangen, dass Angel zu Buffy blickte und nicht zu Kiley, als er es sagte.

 

„Ja, das ist sie. Ich denke es Zeit für dich zu gehen, Angel“

 

Angel nickte und machte sich daran, den Raum zu verlassen.

 

„Angel, nein, du musst nirgendwo hingehen“ sagte Buffy.

 

Angel blieb stehen und drehte sich um. Er schenkte Buffy eines ihrer Lächeln.

 

„Doch, das muss ich. Ich bin länger als vorgesehen geblieben. Es tut mir Leid“

 

Er ging durch die Tür in den Flur, konnte aber jedes Wort hören, das gesprochen wurde.

 

„Heath, das war unhöflich“

 

„Er ist hergekommen, um dich zu sehen. Ich bin das Leid, Buffy. Du bist meine Frau. Das ist meine Tochter. Er kommt in die Stadt und ich höre auf zu existieren, bis er wieder geht “

 

Buffy versuchte das nicht zu bestreiten. Ihre Stimme fiel um eine Oktave und Angel konnte die Tränen hören, die sie unterdrückte.

 

„Es ist Angel“

 

„Und das ist deine Entschuldigung seit deiner Rücktrittparty vor fast zwei Jahren. Es ist Angel. Es ist Angel. Ja, ich habe das kapiert. Wie würdest du dich fühlen, wenn ich jedes Mal alles fallen lasse, wenn eine Ex-Freundin in die Stadt kommt?“

 

„Angel ist kein Ex-Freund...“ Buffy verstummte.

 

„Ja, lass mich raten. Er ist Angel“

 

 

*

 

 

Kiley war fast zwei Jahre alt, als Buffy Angel das nächste Mal sah. Und er stand in der Sonne.

 

Er hatte angerufen und sie gebeten, ihn in dem Hotel in Los Angeles zu treffen. Sie trug Kiley durch die Halle.

 

„Angel?“

 

Ihre Stimme halte durch das Hotel.

 

„Hier draußen“

 

Sie nahm an, dass er meinte, er wäre draußen in der Laube oder unter einer Markise. Er stand mitten auf dem Hof, in Sonnenlicht gebadet.

 

Die Tränen kamen sofort und heiß.

 

„Momma, Engel“

 

Kiley deutete auf Angel, der im Licht leuchtete.

 

Buffy nickte nur und stellte Kiley auf ihre Füße. Es dauerte volle zehn Minuten, bevor sie sich bewegen, atmen und denken konnte. Es dauerte noch länger, bis sie reden konnte.

 

Angel verstand. Er spielte mit Kiley in der Sonne und ließ Buffy zusehen. Nach ungefähr einer Stunde wurde das kleine Mädchen müde. Angel trug sie hinein, wiegte sie und erzählte ihr eine Geschichte. Sie schlief in seinen Armen ein. Er legte sie auf die Couch.

 

„Können wir...“ Buffy verstummte und deutete auf den Hof.

 

Das war das erste, was sie gesagt hatte, seit sie ihn im Licht hatte stehen sehen.

 

Angel nickte. Sie setzten sich auf eine Bank im Hof. Buffy konnte Kiley von dort auf der Couch schlafen sehen.

 

„Sie verhält sich, als wäre sie schon immer um dich rum“

 

Angel zuckte mit den Achseln.

 

„Kinder wissen, wenn sie geliebt werden“

 

Buffy legte ihrer Hand auf Angels Brust und biss sich auf ihre Unterlippe. Ihre grünen Augen füllten sich wieder mit Tränen. Sie unterdrückte ein Schluchzen.

 

„Wann?“

 

„Vor zwei Nächten. Ich habe dich angerufen, sobald es passiert ist. Es war ein kleiner Weltuntergang, oder hätte einer werden können, wenn ich ihn nicht gestoppt hätte. Es war unglaublich, Buffy. Da war dieses Licht und es schoss durch mich durch. Mein Herz begann in meiner Brust zu schlagen. Ich musste atmen. Nicht, weil ich mich anpassen wollte, sondern weil ich atmen musste. Ich habe die Kraft behalten, die Heilfähigkeit. Es-ich habe dich angerufen, sobald ich wieder hier war“

 

Buffy nickte und wischte sich ihre Tränen ab.

 

„Kann ich?“

 

Sie blickte auf seine Brust.

 

„Ich hatte Angst...es würde sich nicht richtig anfühlen, wenn du es nicht tätest“

 

Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und leise Schluchzer schüttelten ihren Köper. Sie hatte so lange darauf gewartet; so oft davon geträumt. Angel schlang seine Arme um sie, senkte seine Lippen auf ihren Kopf und weinte in ihre Haare. Falls er Buffy niemals wiedersehen würde, war dieser Moment es wert, ein Mensch zu sein.

 

 

*

 

 

Kiley spielte auf dem Boden, während sie in der Küche saßen und Tee tranken.

 

„Ich-Kiley liebt ihren Daddy“ sagte Buffy und blickte zu dem kleinen Mädchen, das auf dem Boden spielte. „Und er liebt sie. Heath ist gut zu mir, Angel. Ich kann nicht-“

 

Angel schüttelte seinen Kopf.

 

„Ich bitte dich nicht darum. Unsere Zeit ist vorbei, Buffy. Ich weiß das. Ich...ich weiß, wie sehr du das gewollt hast, für mich und auch für uns. Ich dachte, du wolltest es wissen“

 

„Ich hätte dich zur Strecke gebracht, wenn du es nicht gesagt hättest. Danke“

 

Sie griff über den Tisch und legte ihre Hand auf seine.

 

„Es gibt niemanden, mit dem ich das lieber teile. Sogar wenn es nur dieser Moment ist“

 

„Ich denke, das hält bestimmt jemand für einen Witz. Alles was wir jemals bekommen, sind Momente“ sagte Buffy.

 

„Ja, aber es sind perfekte Moment. Wie viele Menschen können das sagen“

 

Buffy nickte. Tränen trübten ihren Blick. Sie lächelte und wischte sie weg.

 

„Ich hätte lieber eine halbe Stunde von dem Besonderen als ein ganzen Leben voller Gewöhnliches. Und egal was, Angel, du bist mein Besonderes“ Sie blickte von ihm weg. „Ich muss nach Hause...wenn ich nicht...“

 

Sie beendete ihren Satz nicht.

 

„Ich weiß“ hauchte Angel und das tat er.

 

Er wusste, wenn sie nicht in dem Moment gehen würde, dann würde sie niemals gehen.

 

Er beobachtete, wie sie Kiley aufhob. Er winkte dem kleinen Mädchen zu, küsste Buffy auf die Stirn und beobachtete, wie sie davonfuhr.

 

 

Kapitel 5

 

Sie war benommen, als er sie wiedersah. Kiley war gerade drei geworden. Er saß hinten in der Kirche. Sie saß vorne, wo die Familie saß. Er wartete bis sie auf dem Friedhof waren, bevor er sich ihr näherte. Heath warf ihm einen scheelen Blick zu, den er prompt ignorierte.

 

„Buffy“

 

In seinen Augen stand sein eigenes Bedauern.

 

„Angel“ Sie flog in seine Arme. „Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Er-ich wusste, dass er krank war, aber es ist Giles...er sollte niemals sterben“

 

Angel drückte sie an seinen Körper und ignorierte das Geflüster und die Blicke, die sie umgaben.

 

Er lächelte, als er Kiley sagen hörte:

 

„Daddy, sieh mal, es ist Mommas Engel“

 

Heath blickte finster.

 

„Ja, ich weiß. Komm schon, Baby, Ich will, dass du mit Tante Willow nach Hause gehst“

 

„Ich will bei Momma und dem Engel bleiben“

 

„Süße, Momma ist aufgebracht wegen dem Tod von Grandpa Giles. Du gehst mit Tante Willow und ich werde Momma bald zurückbringen“

 

Buffy weinte sich in Angels Armen aus und er reichte sie dann zögernd an Heath weiter.

 

„Buffy, wenn du mich brauchst...“

 

Buffy nickte.

 

„Danke. Es bedeutet so viel, dass du gekommen bist. Du-du tauchst immer bei den wichtigen Dingen in meinem Leben auf“

 

„Das werde ich immer. Ich verspreche es“

 

Er hasste es zu beobachten, als sie davonfuhr, aber er blieb, bis die Rücklichter des Autos aus seinem Blickfeld verschwanden.

 

 

*

 

 

„Wer hat ihn eingeladen?“

 

„Angel kannte Giles länger als du. Er hatte jedes Recht dazusein“

 

Buffy starrte ihren Mann finster an.

 

„Er hatte kein Recht, meine Frau zu halten. Himmelherrgott Buffy, die Leute haben darüber geredet“

 

Heaths Stimme wurde immer lauter.

 

„Leise. Kiley schläft. Und wenn du jemandem dafür die Schuld geben willst, dann mir. Ich bin bin diejenige, die zu Angel gegangen ist. Und weißt du was. Mir ist es verdammt egal, was die Leute darüber sagen“

 

„Ja, weil er Angel ist. Gott, ich bin es Leid, immer die zweite Geige zu spielen“

 

Heaths Stimme war von Empörung durchzogen.

 

Buffy lachte.

 

„Angel ist jetzt ein Mensch. Wenn du die zweite Geige spielen würdest, wäre ich seine Frau und nicht deine“

 

„Ist es das, was du willst?“

 

„Das habe ich nie gesagt. Als du mich geheiratet hast, wusstest du, dass Angel immer ein Teil meines Lebens sein würde. Er ist...er ist ein Teil des Buffy-Pakets“

 

„Mir war nicht klar, dass er Privilegien hat, die ich nicht habe“ sagte Heath.

 

„Wirfst du mir vor, dass ich dich betrüge? Ich habe niemals-“

 

„Du weinst niemals vor mir. Heute war das erste Mal, dass ich dich richtig habe weinen sehen. Und du hast es in seinen Armen getan und nicht meinen“

 

Er klang fast so, als würde er sie inständig bitten. Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

„Darum geht es? Ich bin keine Heulsuse, Heath. Ich weine nicht. Das habe ich schon eine lange Zeit nicht. Das ist ein Teil davon, eine Jägerin zu sein“

 

„Und doch hast du jetzt in seinen Armen geschluchzt...“

 

„Ich kann es mir nicht aussuchen, wo und wann ich zusammenbreche. Es ist....Gott. Ich kann mich damit jetzt nicht befassen. Giles ist gerade gestorben und du greifst mich an, weil ich vor Angel weinen kann und vor dir nicht“

 

Buffy setzte sich. Ihr Rücken war vorgebeugt und sie vergrub ihren Kopf in ihren Händen.

 

Heath seufzte und fuhr mit seinen Händen durch sein Haar.

 

„Wir reden später darüber. Du hast Recht. Mein Timing ist scheußlich, aber meine Meinung nicht. Wir müssen diese Diskussion irgendwann haben“

 

„Schön, nur....nicht heute Abend“

 

Buffy stand auf und stützte ihre Hände in ihren Rücken. Die Wände schienen sich ihr zu nähern und sie konnte nicht atmen.

 

„Ich werde einen Spaziergang machen. Ich bin später zurück“

 

 

*

 

 

Sie landete letztendlich mit einem Pflock in der Hand auf dem Friedhof - nur für den Fall des Falles. Sie hatte Glück. Der einzige Vampir, in den sie rannte, war ein ehemaliger. Sie stand an Giles Grab, als er sich neben sie stellte und seine Finger sich automatisch mit ihren verschränkten.

 

„Ich werde ihn so sehr vermissen, Angel“

 

Die Tränen liefen ihr Gesicht runter und fielen zu Boden. Er sagte nichts. Er versprach nicht, dass es wieder gut sein würde oder dass es eines Tages nicht mehr wehtun würde. Darüber hinaus sagte er nicht, dass es ihm Leid tat. Er war einfach nur da. Der Leuchtturm im Dunkeln, der Hafen im Sturm. Alle diese Klischees, die nicht so klischeehaft klangen, wenn er neben ihr stand.

 

Er blieb bei ihr, bis sie stärker war, bis sie atmen konnte. Dann brachte er sie zurück zu ihrem Haus und bis an die Tür. Sie stand auf der Veranda zwischen ihrem Schicksal und dem Leben, das sie sich erschaffen hatte. Für einen Moment wollte sie springen und das Schicksal über alles wählen. Er traf die Entscheidung, die sie nicht machen konnte.

 

„Geh rein, Buffy. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst“

 

Sie nickte. Er hatte die Normalität vor langer Zeit für sie gewählt. In den Anwasserkanälen einer kleinen Stadt, an die sich heute niemand mehr erinnerte. Er wusste, dass da, obwohl er ein Mensch war, zuviel Geschichte zwischen ihnen bestand, um jemals die Normalität zu haben.

 

„Angel....“ fing sie an.

 

Aber er war bereits weg.

 

 

Kapitel 6

 

„Mommy, mein Gehirn tut weh“

 

Buffy lächelte Kiley an.

 

„Tut es das?“

 

Das kleine Mädchen nickte. Buffy wuselte ihr durch ihr blondgelocktes Haar.

 

„Es muss wachsen. Du wirst ein solch großes Mädchen werden“

 

„Bin ich schon“ schmollte Kiley.

 

Buffy lachte.

 

„Natürlich bist du das, Baby. Komm jetzt und hilf Momma dabei, das Abendessen fertig zu machen, damit wir essen können, wenn Daddy nach Hause kommt“

 

*

 

Kiley schlief beim Cartoon sehen auf dem Boden ein. Es war etwas, dass sie oft genug machte, so dass Buffy sich nicht sorgte. Sie hob sie hoch und brachte sie zu Bett.

 

*

 

Heath weckte Buffy am nächsten Morgen.

 

„Buffy, wo ist das Thermometer?“

 

Buffy rieb sich ihre Augen.

 

„Ich weiß nicht. Das für die Ohren ist im Badezimmerschränkchen, denke ich“

 

„Wo ist das normale Thermometer?“

 

„Ich weiß nicht. Ich kann das verdammte Ding nie lesen. Warum? Was ist los?“

 

„Kiley hat Fieber und ich denke, das Ohrthermometer ist kaputt“

 

„Es ist nicht kaputt. Sie hat letzte Woche damit gespielt und es klappte gut“ grummelte Buffy und rollte aus dem Bett.

 

Sie zog sich ihren pinkfarbenen Morgenrock an.

 

„Buffy, ich habe ihre Temperatur gemessen. Das Ohrthermometer zeigte 108 (ca. 42°C). Ich will das verdammte normale Thermometer“

 

Die Zeit schien immer von Schnelldurchlauf zum Zeitlupentempo zu wechseln. Sie legten Kiley in ein kaltes Bad und riefen den Krankenwagen. Buffy erinnerte sich nicht mehr an die Fahrt zum Krankenhaus, aber Heath sagte ihr später, dass sie mit Kiley im Krankenwagen gefahren war.

 

„Giles, wir müssen Giles anrufen“ schluchzte Buffy hysterisch im Warteraum der Intensivstation.

 

„Buffy, Liebes, Giles ist tot“ versuchte Heath sie zu beruhigen.

 

Buffy schlug ihn.

 

„Hör mir mit Buffy, Liebes auf. Ruf Giles an. Er weiß, was zu tun ist. Giles bringt die Dinge in Ordnung. Er erforscht es. Er wird herausfinden, was es ist. Das macht er“

 

*

 

Das Telefon wollte nicht aufhören zu klingeln. Es war drei Uhr morgens. Er zog sich das Kissen über den Kopf und ließ den Anrufbeantworter unten dran gehen. Als es wieder zu klingeln begann, griff er mit einem Knurren danach.

 

„Was?“

 

„Angel, hier ist Willow“

 

Panik überkam ihn und sorgte für seine sofortige Aufmerksamkeit.

 

„Buffy...“

 

„Sie ist...ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll, Angel. Niemand von weiß es. Sie ist...“

 

Willow brach ab.

 

„Ist sie zu Hause“

 

„Im Moment“ sagte Willow.

 

„In Ordnung. Ich komme“

 

*

 

Anderthalb Stunden später parkte Angel seinen Mietwagen vor Buffys Haus. Willow öffnete die Tür und schien überrascht, aber auch dankbar, ihn so bald zu sehen.

 

„Ich dachte, du würdest Stunden brauchen“

 

„Privatjet, von einem Klienten, nicht meiner. Was ist passiert?“ fragte Angel und blickte sich in dem leeren Wohnzimmer um.

 

Willows Augen waren rot und geschwollen vom Weinen. Sie sah erschöpft aus.

 

„Vor zwei Tage hatte Kiley Fieber bekommen. Sie brachten sie ins Krankenhaus, aber.....es war Hirnhautentzündung. Sie....“

 

Angel rang nach Atem. Er setzte sich. Willow sprach weiter, aber er hörte sie nicht. Er brauchte es nicht. Er wusste, warum niemand wusste, was man mit Buffy machen sollte.

 

„Sie wollte den Körper nicht loslassen, Angel. Sie....sie verletzte vier Wachen, bevor sie es geschafft haben, sie zu betäuben. Sogar dann...sie hielt sie fest, sie hielt sie fest und wollte sie nicht loslassen“

 

„Wo ist sie jetzt?“ brachte er schließlich heraus.

 

„Kileys Zimmer. Sie schläft....denke ich“

 

Es war nicht schwer zu erkennen, welches Kileys Zimmer war. Die Tür war mit Einhörnern und Regenbogenstickern dekoriert. Buffys Leid rollte über ihn, bevor er in das Zimmer des kleinen Mädchens ging.

 

Buffy lag zusammengerollt auf dem engen Kinderbett und presste einen pinken Teddybär an ihre Brust.

 

„Buffy?“

 

Sie antwortete nicht. Er setzte sich an den Rand des Bettes.

 

„Sie haben sie genommen, Angel. Sie haben mein Baby genommen. Sie haben Nadeln in mich gesteckt und haben mein Baby weggenommen. Sie haben sie irgendwo hingebracht, wo es kalt ist. Sie hat Angst vor dem Dunkeln, Angel“

 

Tränen liefen an Angels Wangen hinab.

 

„Ich weiß, Buffy, aber es war nicht wirklich sie. Erinnerst du dich, als du in den Himmel gekommen bist? Da ist Kiley jetzt und sie hat keine Angst. Und sie ist nicht alleine oder friert“

 

„Versprochen?“

 

„Ich verspreche es. Sie ist bei Giles und Joyce“

 

„Ich will sie zurück, Angel. Ich will mein Baby zurück“

 

Die Tränen begannen sich in ihre Stimme zu schleichen.

 

Angel hob sie auf und setzte sie auf seinen Schoß. Sie rollte sich auf ihm zusammen wie ein Kind. Er fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar und streichelte mit den Händen über ihren Rücken.

 

„Ich weiß“

 

Sie griff mit ihren Fäusten in sein Shirt und weinte sich in seinen Armen in den Schlaf. Er legte sich um sie herum, mit seinen Kopf auf ihrem, und war fast eingeschlafen, als er von unten Geschrei hörte.

 

„Warum zur Hölle hast du ihn angerufen?“

 

Willows Stimme war leiser, ein Murmeln durch die Wände. Er konnte nicht hören, was sie sagte. Und auf einmal vermisste er sein Vampirgehör.

 

„Meine Frau! Meine! Und Kiley ist mein kleines Mädchen. Nicht seins!“

 

Erneut Willows Stimme, leise, gedämpft und vernünftig. Angel hörte Schritte auf der Treppe. Er stand auf und versuchte, Buffy in das kleine Bett zu legen. Sie wimmerte und weigerte sich, sein Shirt loszulassen. Er knöpfte es auf, schlüpfte hinaus und steckte das Shirt mit ihr ins Bett. Sie schien sich dann zu beruhigen.

 

Er kam gerade aus Kileys Zimmer, als er in Heath rannte. Der Mann hatte getrunken und Angel machte ihm keinen Vorwurf. Er holte aus und schlug mit seinen Fäusten nach Angel.

 

„Du kommst noch nicht mal zwölf Stunden nach dem Tod meiner Tochter in mein Haus und nutzt meine Frau aus! Es ist mir egal, was du bist! Ich werde dich töten!“

 

Angel drückte ihn gegen die Wand.

 

„Zunächst einmal, ich habe deine Frau nicht ausgenutzt. Sie ist eingeschlafen, während sie sich an mein Shirt geklammert hat. Ich habe es ausgezogen, anstatt es aus ihren Händen zu reißen. Du kannst reingehen und nachsehen. Es tut mir Leid wegen deiner Tochter, mehr als du dir vorstellen kannst“

 

Er trat zurück und ließ Heath los. Er empfing den Schlag auf seine Wange und schüttelte ihn ab.

 

„Du weißt überhaupt nichts über meine Tochter! Du...du weißt gar nicht über sie. Sie...sie war erst ein Baby, mein Baby! Meine Frau!“

 

Der gesamte Flur vibrierte mit seinem Schmerz. Es schmerzte Angel im Magen und ließ ihn fühlen, als wäre er in den Bauch geschlagen worden, anstatt auf die Wange.

 

„Es tut mir Leid“ flüsterte Angel und umrundete Heath.

 

Er ging nach unten, wo Willow im Wohnzimmer saß.

 

„Wie lief es?“ fragte der Rotschopf.

 

Angel schüttelte seinen Kopf.

 

„Er hat einen ziemlich guten rechten Haken für einen Mensch. Er ist wahrscheinlich da oben und weckt sie auf, wo sie doch ihre Ruhe braucht“

 

„Es tut mir Leid. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Sie...Du warst immer da, wenn sie zusammengebrochen ist. Ich dachte, sie braucht das....braucht dich“

 

„Nein, ich bin froh, dass du angerufen hast. Er kann es verkraften, dass ich hier bin, so lange sie mich hier haben will. Ja, es tut mir Leid, dass er seine Tochter verloren hat, aber meine Hauptsorge ist, dass Buffy ihre verloren hat“

 

Angel vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

 

„Hat sie...hat sie überhaupt mit dir gesprochen?“

 

Angel nickte.

 

„Ein bisschen. Sie hat viel geweint. Sie hatte mein Shirt im Todesgriff , sogar im Schlaf“

 

„Was deine halbe Nacktheit erklären würde und warum Heath denkt, dass du Buffy ausgenutzt hast“

 

Angel nickte.

 

„Es war es nicht wert, sie erst aufzuwecken, nur damit sie es loslässt“

 

Ein schriller Schrei riss Angel von seinem Platz auf der Couch. Er rannte die Treppen hoch und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, mit Willow direkt hinter sich.

 

Buffy stand in der Mitte von Kileys Zimmer. Ihre Fäuste waren geballt und sie schrie Heath an.

 

„Du hast mein Baby weggenommen! Du hast sie weggenommen. Du hast sie hingebracht, wo es kalt und dunkel ist!“

 

„Sie ist tot, Buffy! Unsere Kiley ist tot! Ich konnte dich nicht ihren Körper weiter festhalten lassen!“

 

„Halt den Mund, halt den Mund, halt den Mund!“ schrie Buffy.

 

Es hallte durch die Wände und ließ die Vorrichtung für die Lampe wackeln. Sie legte ihre Hände auf ihre Ohren und stieß ein schmerzerfülltes Heulen aus.

 

„Willow, ruf den verdammten Arzt an und hol mehr Beruhigungsmittel rauf!“ brüllte Heath.

 

„Nein, mach das nicht. Es wird ihr nicht helfen. Sie muss es bewältigen und das wird sie nicht, solange du sie betäubst“

 

Angel trat auf Heath zu.

 

„Sie ist meine Frau! Ich mache mit ihr, was ich will!“ konterte Heath.

 

„Buffy ist kein Besitz! Sie ist eine Person und sie braucht Zeit, um es zu bewältigen“

 

„Sieht sie so aus, als würde sie es bewältigen?“

 

Heath wies auf Buffy, die immer noch mit den Händen auf ihren Ohren schrie.

 

„Verschwinde. Wenn ich sie nicht beruhigen kann, werden wir den Arzt rufen, aber verschwinde“

 

„Das ist deine Beerdigung“ murmelte Heath und verlies den Raum.

 

Willow beobachtete vom Flur aus, wie Angel seine Finger um Buffys Handgelenke schlang und ihre Hände von ihren Ohren zog. Sie konnte nicht hören, was er zu ihr sagte, aber sie sah, dass er mit ihr sprach. Willow zuckte zusammen, als der erste von Buffys Schlägen Angels Wange traf. Der zweite traf seinen Kiefer. Sie schien danach Dampf abgelassen zu haben. Die Schläge trafen jetzt häufiger seine Brust, aber sie waren halbherzige Schläge aus Frustration, anstatt Versuche, jemandem zu schaden.

 

Als Willow schließlich nach unten ging hatte Buffy aufgehört zu schreien. Angel hatte sie an seine Brust gezogen und sie weinte. Nur noch gelegentlich holte sie mit ihren Fäusten aus. Er dachte, dass das Schreien und die Hysterie das Schlimmste wäre. Buffy Stille und Apathie bewiesen ihn eines besseren.

 

Nachdem sie aus der Schrei- und Schlagphase raus war, konnte Heath für sie sorgen. Und er weigerte sich, Angel überhaupt ins Haus zu lassen. Angel weigerte sich zu gehen, bis Buffy in darum bat.

 

*

 

Wenn Willow ihm nicht etwas anderes erzählt hätte, hätte Angel geschworen, dass Buffy irgendwie betäubt wäre auf der Beerdigung. Sie sah aus, als hätte sie nicht mehr geduscht, seit Kiley gestorben war. Sie starrte leer nach vorne mit einem Gesicht, dass fast schon ohne Gefühle war.

 

Es war sogar noch schlimmer am Grab selbst. Angel wartete darauf, dass Buffy schreien oder brüllen oder sich selbst auf den Sarg werfen würde. Sie tat nichts davon, bis alle weg waren und Heath begann, sie wegzuführen. Sie schüttelte ihren Kopf und zog ihre Hand aus seiner. Angel beobachtete aus der Ferne, als Heath versuchte, sie dazu zu bringen, mit ihm zu gehen. Sie zog sich noch einmal zurück, so heftig, dass er nach hinten stolperte.

 

Angel trat näher. Er war sich nicht genau sicher, was er machen sollte.

 

„Buffy, lass uns gehen. Wir haben hier alles getan, was wir können“

 

Sie schüttelte ihren Kopf.

 

„Ich verlasse sie nicht, Heath“

 

„Buffy, sie ist nicht da. Es ist ein Sarg in der Erde. Unser kleines Mädchen ist nicht da“

 

„Ich verlasse sie trotzdem nicht. Ich will bei ihr bleiben“

 

„Du wirst dich noch krank machen. Ich will dich nicht hier lassen“ bat Heath.

 

„Geh nach Hause. Ich lasse sie nicht die Nacht alleine verbringen. Geh nach Hause und ich werde morgen da sein“

 

Heath blickte sich auf dem Friedhof nach jemandem um, der Buffy zu Verstand bringen könnte. Sein Blick fiel auf Angel und seine Gesichtsausdruck wurde hart. Angel atmete tief ein. Er wusste, dass er gesehen worden war. Er konnte genauso gut seine Meinung äußern.

 

„Ich werde bei ihr bleiben und dafür sorgen, dass es ihr gut geht“

 

„Buffys Schutzengel, immer da, wenn sie dich braucht“

 

Heath Stimme war bitter und schmerzerfüllt.

 

„Wenn ich mich dafür entschuldigen soll, dann wird das nicht passieren“ sagte Angel.

 

Heath schüttelte seinen Kopf.

 

„Nein, es muss aber nett sein, den Supermann für Wonderwoman zu spielen“ Er blickte zu Buffy. „Ich werde dich noch einmal bitten, mit mir nach Hause zu kommen“

 

Buffy blickte zu Angel und dann zu Heath.

 

„Geh nach Hause, Heath. Angel wird bei mir bleiben“

 

Heath schüttelte seinen Kopf.

 

„Natürlich wird er das“

 

Er ging davon in Richtung Auto.

 

Buffy Blick traf auf den von Angel und ihre Unterlippe zitterte.

 

„Ich denke, ich habe gerade meine Ehe zerstört. Aber ich konnte mein kleines Mädchen nicht die erste Nacht alleine lassen“

 

Angel nickte, nicht sicher, ob es irgend etwas gab, das er zu ihr sagen konnte. Buffy suchte nach seiner Hand, fand sie und drückte sie. Sie zog ihn nach unten, um sich an einen Baum zu setzen, wie damals, als ihre Mutter beerdigt worden war.

 

Angel hielt sie fest genug, um blaue Flecken zu hinterlassen, als der Bagger kam und Kileys Grab zuschüttete. Sie schloss trotzdem noch die Augen und flüsterte:

 

„Fester, fester“

 

Sie verbrachten die Nacht in einem Nebel der Tränen. Buffy wechselte zwischen halb hysterisch und unheimlich ruhig.

 

„Ich sollte nicht auf so viele Beerdigungen gehen. Ich sollte vor allen sterben. Vor Giles, vor Mom und so lange vor meinem kleinen Mädchen. Ich kann mich nicht erinnern, wie alt Kiley war, als sie ihren ersten Schritt gemacht hat und ich bin nicht sicher, was ihr erstes Wort war, aber der Moment, als sie ihren ersten Atemzug gemacht hat und der Moment von ihrem letzten....Oh Gott, Angel. Manchmal weiß ich nicht, ob ich mit diesen Erinnerungen umgehen kann“

 

Er küsste sie auf den Kopf. Er wusste, dass sie wahrscheinlich von ihm Antworten erwartete. Wegen all den Menschen, die er getötet hatte und all denen, die er hatte sterben sehen. Aber das hatte er nicht. Es gab nichts, das er sagen konnte, was ihren Schmerz lindern würde.

 

„Aber weißt du, was mir noch mehr Angst macht?“

 

„Was?“ fragte er.

 

„Diese Erinnerungen zu vergessen“

 

Er schüttelte seinen Kopf. Das war etwas, wo er ein wenig von wusste.

 

„Ich erinnere mich immer noch daran, als ich meine kleine Schwester, Kathy, das erste Mal gehalten habe. Und als ich sie vor zweihundertdreiundfünfzig Jahren getötet habe. Ich erinnere mich, wie es sich angefühlt hat, als sie ihren letzten Atemzug gemacht hat. Du wirst es nie vergessen, Buffy. Und du wirst nicht aufhören, sie zu vermissen. Du lernst nur, damit zu leben“

 

„Was, wenn ich es nicht kann?“

 

„Ich werde dir helfen“

 

Sie war still, als sie zusammen den Sonnenaufgang über dem Friedhof beobachteten.

 

„Wie lange kannst du dieses Mal bleiben, Angel?“

 

„Wie wäre es für immer? Wäre für immer für dich in Ordnung?“

 

 

THE END

 

 

 

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