Fatherhell

 

 

Kapitel 1

 

„Haltet euch fest!“

 

Angel schlang seinen Arm um Fred, die vermisste Physikerin, die fünf Jahre lang in Pylea festgesessen hatte und zog sie an seine Seite. Auf dem Rücksitz des Convertible tat Cordelia das gleiche bei Groosalugg, dem Mutigen. Wenn auch eher aus dem Grund ihn anzufassen, als wegen der Sicherheit. Hinter Wesley machte Gunn seinen Gurt fest, lehnte sich dann vor und legte seine Hand auf die Schulter des Engländers.

 

„Tritt drauf, Margaret!", schrie der schwarze Mann über das Geräusch des mystischen Sturms.

 

Angel nickte, hob seinen Fuß von der Bremse und trat das Gaspedal durch. Der Convertible schoss mit dem Getöse des Motors nach vorne und wirbelte Gras, Schmutz und Steine hinter sich auf. Vor ihnen zeichnete sich das leuchtende Portal ab. Eine wirbelnde, pulsierende Masse voller magischer Energie, die darauf wartete, die Los Angelaner und einen Alien nach Hause zu bringen.

 

Zum Glück für Angel wurden sie auf der anderen Seite des Portals von der Nacht begrüßt. Ebenso wie von Cordelias Schrei:

 

„Pass auf!“

 

Angel trat auf die Bremse, hob seine Hände und fing reflexartig das Ding auf, das vom Himmel auf das Auto stürzte. Der Aufprall erschütterte ihn, doch er schaffte es, die Hauptlast des Aufpralls von dem abzuwenden, was auch immer er gefangen hatte.

 

Cordelia, Gunn und Groo öffneten alle ihre Gurte und lehnten sich nach vorne, um über den Sitz zu schauen. Stille erfüllte den Wagen, als sechs Augenpaare auf das sich windende, tretende, winzige Ding in Angels großen Händen starrten.

 

„Denkt ihr, dass der Storch ihn fallengelassen hat?", unterbrach Gunn die erstaunte Stille und Fred kicherte hinter ihrer Hand.

 

Groo rieb sich über sein kantiges Kinn.

 

„Bekommt ihr in dieser Welt so die Kälber? Die Götter lassen sie vom Himmel fallen?“

 

„Nein, gewöhnlich nicht", erwiderte Cordelia. „Wir bekommen sie normalerweise auf die altmodische Art: Indem wir auf dem Rücksitz von Daddys Auto rummachen."

 

Er warf ihr einen verwirrten Blick zu und sie tätschelte sein Bein.

 

„Ich werde es dir später demonstrieren."

 

„Meine Rede", war alles was Wesley rausbrachte.

 

Angel sagte sogar noch weniger. Er konnte nur ungläubig auf das kleine, nackte Wesen in seinen Händen starren.

 

„Yo, Angel", wagte sich Gunn zu sagen. „Ich wusste nicht, dass es sowas wie Vampirbabys gab. Ich dachte, euch gibt es nur voll ausgewachsen."

 

Das zerfurchte Gesicht des schreienden Babys war zerknautscht und es hatte nur zwei winzigkleine Eckzähne in seinem Mund. Es hatte keine Haare und nur ein leichter Flaum bedeckte seinen Kopf. Eine seiner Augenbrauen war durch eine weiße Narbe halbiert.

 

Angel starrte nur weiter, als Fred die Hand ausstreckte und ihren Finger in den Mund des Babys steckte. Das Baby biss sofort zu und ließ fast genauso schnell mit einem Heulen wieder los. Fred quietschte vor Schmerzen und steckte sich ihren blutenden Finger in ihren eigenen Mund. Ihre Augen hinter ihrer schiefen Brille waren riesengroß.

 

Ihr Schmerz riss Angel aus seiner Benommenheit und er sah sie besorgt an.

 

„Bist du in Ordnung?", fragte er über dem Geschrei des Babys.

 

Fred nickte und zog ihren gebissenen Finger aus ihrem Mund.

 

„Babys sind- sind gewöhnlich ruhig, wenn sie etwas haben, an dem sie saugen können. Darum habe ich....“ Sie brach mit einem verlegenen Lächeln und einem Achselzucken ab.

 

Angel runzelte die Stirn und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kind. Er verlagerte das Baby und wiegte ihn mit einem Arm, während er die Fingertechnik versuchte. Das Vampirbaby biss sofort zu. Seine winzigen Reißzähne durchbohrten Angels Haut wie Zwillingsnadeln und er begann rhythmisch zu saugen. Der dunkelhaarige Vampir beobachtete in gespannter Verwunderung wie die runden Wangen des Babys eingesaugt und wieder aufgeblasen wurden, während er Angels Blut trank. Das vormals zerknautschte Gesicht entspannte sich und strahlendgelbe Augen öffneten sich und blickten zu Angel.

 

„Hallo du", sagte Angel leise und die anderen lehnten sich wieder über den Sitz. „Bist du nicht das am komischsten aussehende Ding, das ich jemals gesehen habe."

 

Cordelia schlug ihn von hinten auf den Kopf.

 

„Beleidige das Baby nicht oder er wird eine Therapie brauchen, wenn er groß ist."

 

„Eigentlich Cordelia...", sagte Wesley. „...altern Vampire nicht. Deswegen wird das Baby immer ein....“ Ein besorgtes Stirnrunzeln zeigte sich auf seiner Stirn. „...Baby sein."

 

„Wartet mal, heißt das, dass wir ihn pflöcken müssen?", fragte Gunn. Er pfiff. „Alter, ich weiß nicht, ob ich das tun kann. Er ist nur ein Baby."

 

„Es ist ein Vampir", korrigierte Wesley.

 

„Niemand pflöckt hier irgendwen", unterbrach Angel die Diskussion, bevor sie richtig begann, „Wesley, übernimm mal das Steuer. Wir werden das im Hotel weiter diskutieren."

 

„Und herausfinden, wo er hergekommen ist", sagte Cordelia. „Und warum er vom Himmel gefallen ist."

 

„Und wer ein Baby verwandeln würde", fügte Gunn hinzu.

 

„Ich verstehe das nicht", sagte Groo, während Angel und Wesley die Plätze tauschten. „Ist das Baby kein Geschenk des Himmels?“

 

„Nein, Groo", sagte Cordelia traurig. „Das Baby ist verflucht, und nicht auf eine prinzessinhafte Weise."

 

Die Fahrt zum Hyperion verlief schweigend. Das Vampirbaby war nach ein paar Minuten eingeschlafen, immer noch mit Angels Finger in seinem Mund. Fred hatte die Decke aus dem Auto um das nackte Kind gelegt und warf ihm und Angel ein sanftes Lächeln zu.

 

Als sie beim Hotel ankamen, entschuldigte sich Cordelia und zog Groo zu ihrem Auto, um nach Hause zu fahren. Gunn wurde gesagt, dass er gehen sollte, da es offensichtlich wurde, dass er nach seinen anderen Freunden sehen wollte. Damit blieben Wesley, Fred, Angel und das Baby alleine.

 

Angel ließ sich mit dem schlafenden Kind an seinem Schreibtisch nieder, während Wesley Fred freundlicherweise ein Zimmer zeigte. Der dunkelhaarige Vampir konnte nicht aufhören, das winzige Bündel in seinen Armen anzusehen. ‚Wer würde so grausam sein und ein Baby verwandeln?‘, fragte er sich und strich leicht mit seinem Finger über die Erhöhung auf der Augenbraue des Babys. Das Baby wand sich ein wenig und wurde dann wieder ruhig. Seine Mini Gesichtszüge entspannten sich im Schlaf.

 

Mit einem Seufzen lehnte sich Angel zurück und rieb sich über die Augen. Es kam ihm so vor, als hätte er ewig nicht mehr geschlafen....was sogar sehr wahrscheinlich war. Er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, während er und seine Freunde in Pylea gewesen waren und er wusste, dass er dort keinen Augenblick geschlafen hatte. Zu viele Probleme, denen er sich - wortwörtlich - stellen musste. Aber das hatte er. Und jetzt war er zuhause und hielt ein schlafendes Vampirbaby in seinen Armen.

 

Angel ließ seine Hand mit einem müden Seufzen fallen und wurde auf das blinkende Licht des Anrufbeantworters aufmerksam. Pflicht und Verantwortlichkeit gewannen über ‚Zur Hölle mit ihnen‘ und er drückte auf den Abspielknopf.

 

„Angel, hier ist Buffy." Die Stimme der Jägerin hallte durch die leere Halle. Ihre Worte Klangen angespannt. „Wir haben hier Schwierigkeiten und könnten deine Hilfe gebrauchen. Ruf mich an sobald du kannst."

 

Angel wählte schon, bevor die Nachricht zuende war. Sein Herz war ihm in die Hose gerutscht. Es klingelte einmal....zwei Mal....drei Mal.....vi--

 

„Hast du ihn gefunden?", fragte eine ängstliche, vertraute Stimme über die Leitung.

 

„Buffy?", sagte Angel besorgt. „Hier ist Angel."

 

„Angel?“ Buffys folgende Worte kamen im Eiltempo heraus und sie unterbrach kaum, um zwischendurch zu atmen. „Es ist so gut von dir zu hören, aber ich kann jetzt nicht sprechen. Ich nehme an, dass du meine Nachricht bekommen hast. Keine Sorge, wir haben gewonnen, yay team! Im Moment sind es jedoch nur noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang und alle, die nicht im Krankenhaus sind, haben Spike immer noch nicht gefunden. Glory hat ihn in ein Baby verwandelt und ihn dann weggeschossen, als wäre er ein Fußball--"

 

Angels Herz hörte mit den freien Fall auf und er blickte auf das Baby, das er an sich gedrückt hatte.

 

„-- und jetzt bin ich außer mir, weil wir ihn nicht finden können und weil Spike und ich uns versprochen haben, dass wir auf den anderen achten würden. Und wenn die Sonne aufgeht und er immer noch ein Baby ist, dann wird er zu Asche verbrennen und-- “

 

„Buffy", unterbrach Angel sie, da er sich auf die weiße Narbe auf der Braue des Babys konzentrierte. „Ich denke, dass ich vielleicht Spike gefunden habe."

 

Eine lange Pause folgte. Dann:

 

„Was?“

 

„Ich könnte Spike haben", wiederholte er.

 

Er informierte sie über das was passiert war und erzählte ihr von der Narbe. Buffy war still, während sie die Informationen verdaute. Das Baby - Spike - wand sich in Angels Armen und gähnte ausgiebig. Seine winzigen Reißzähne blitzten im Licht der Lampe.

 

„Angel", sagte Buffy schließlich. Ihre Stimme klang sanft und nachdenklich. „Wie sehr glaubst du, dass es ein Zufall war, dass du zur richtigen Zeit am richtigen Ort warst, um ihn zu fangen?“

 

Angel sah in die leuchtendgelben Augen, als das Baby diese öffnete. Ein seltsames Gefühl bildete sich in seinem Magen und seine Stimme war ein wenig heiser, als er antwortete:

 

„Überhaupt kein Zufall."

 

Das Baby gurgelte und lächelte durch seine Zahnlücken.

 

 

Kapitel 2

 

Wesley nahm die Nachricht über Spike gelassener auf als Angel.

 

„Also dann", sagte Wesley. „Ich gehe nach Hause."

 

Angel geriet in Panik und stand auf. Sein Stuhl kratzte über den Fliesenboden.

 

„Du kannst nicht gehen! Was ist mit Spike?“

 

„Es gibt nichts, das ich tun kann, bis Buffy mit den Büchern vom Wächterrat ankommt", erwiderte Wesley und ging auf die Tür zu. „Ich weiß weder, wer diese Glory ist, noch welche Arten von Magie ihr zur Verfügung stehen. Anstatt Stunden damit zu verbringen, ohne Ergebnis zu recherchieren, sollte ich meine Zeit damit verbringen zu schlafen. Ich sehe dich später. Gute Nacht."

 

„Aber ich weiß nicht, wie man sich um ein Baby kümmert!“

 

Die Tür, die sich hinter Wesley schloss, klang wie ein Pistolenknall.

 

Angel schluckte nervös und blickte auf das Kind in seinen Armen runter. Spike war durch das Zufallen der Tür aufgewacht und starrte ihn mit diesen leuchtendgelben Augen an. Angel kam es vor, als würde er taxiert. Als Spike dann anfing zu weinen, half das der Zuversicht des dunkelhaarigen Vampirs überhaupt nicht

 

„Shh-shh-shh." Angel hielt das Baby enger und wiegte ihn. Die Eltern machten im Fernsehen immer so ein Gewiege und die Babys hörten sofort auf zu weinen. „Shh-shh-shh." Warum hörte Spike dann nicht auf? „Shh-shh-bitte-shh."

 

‚Okay, Angel‘, dachte der Brünette und machte einen wiegenden Rundgang durch die Halle, während das Baby ihm in die Ohren weinte. ‚Jetzt war nicht die Zeit, um in Panik zu geraten. Jetzt war die Zeit, um logisch zu denken.‘

 

„Richtig, logisch", brummelte Angel. „Was hat das Baby das letzte Mal dazu gebracht, mit dem Weinen aufzuhören?“

 

Angel verlagerte Spike in seinen Armen und steckte seinen Finger in den Mund des Babys. Draufbeißen. Saugen.

 

„Das hat geklappt", kommentierte Angel amüsiert. Er seufzte und schüttelte seinen Kopf, während er dabei zusah, wie Spike an seinem Finger saugte. „Wenn du so weitermachst, wirst du mich noch aussaugen."

 

Ohne das Geschrei des Säuglings war es viel einfacher nachzudenken und Angel entschied sich, Spike wie jedes andere ‚Problem‘ zu sehen. Was Recherche bedeutete. Was bedeutete, dass er seinen Finger benötigte, um den Computer zu benutzen. Was bedeutete keine Recherche.

 

Angel ließ sich wieder auf seinen Schreibtischstuhl fallen und warf seinem Computer einen verdrießlichen Blick zu. Das Internet war nur einen Klick entfernt. Wie konnte er das Baby halten, das Baby an seinem Finger saugen lassen und die Computermaus und die Tastatur gleichzeitig benutzen?

 

Ein paar Minuten später waren Angels Füße auf einem anderen Stuhl gestützt und Spike saß in der Nische, die durch die erhobenen Knie entstanden war. Angel hatte seinen rechten Finger mit dem linken getauscht und seine rechte Hand frei, um die Computermaus zu bedienen.

 

„Manchmal bin ich wirklich schlau", sagte Angel zu dem Baby.

 

Spike rülpste als Antwort.

 

Glucksend tippte Angel das Wort „Baby“ mit einem Finger in die Internet Suchmaschine und drückte Enter. Seine Suchanfrage resultierte in elf Millionen Webseiten. Stöhn. Und er wettete, dass keine dieser Seiten mit einem Baby helfen konnte, das zufällig ein Vampir war.

 

Eine dunkle Braue schoss hoch. Angel tippte „Vampirbaby“ in die Suchmaschine. Er drückte Enter. Er starrte auf das Ergebnis. Da waren hunderttausend Seiten.

 

Angel brauchte ein wenig, bis ihm klar wurde, dass die meisten Webseiten über Bücher, Musik oder Filme waren. Einige waren Bildseiten von Zirkus Freaks. Ein paar weitere waren über die menschliche Krankheit, die wie Vampirismus war.

 

Er kehrte zu den ursprünglichen Suchresultaten zurück - nachdem er sich eine Notiz gemacht hatte, damit die Gang ein paar von den Vampir „Spender gesucht“ Seiten überprüfen sollte - und begann oben auf der Ergebnisseite. Er klickte auf den Link zu ‚The Baby Place‘.

 

„Willkommen bei ‚The Baby Place‘", verkündete die verlinkte Seite. „Der Platz, an dem Eltern seit 1995 Informationen über Schwangerschaft, Geburt und Babys bekommen."

 

Für einige Zeit war es friedlich in der Halle des Hyperion. Angel surfte, während Spike saugte und döste. Die meisten Informationen, die Angel fand, passten Gott sei Dank nicht zu Spike. Menschliche Babys, so schien es, waren kränkliche Wesen, die sich alle möglichen Krankheiten einfingen. Kein Wunder, dass so viele Kinder in Angels und Spikes Zeiten nicht überlebt hatten, bevor Medizin und Schutzimpfungen ins Spiel kamen.

 

„Was machen Säuglinge?", gab eine einschlägige Seite an. „Sie essen, schlafen und machen in die Hose."

 

„Wenigstens machst du das Dritte nicht", bemerkte Angel zu Spike, der wieder aufgewacht war und unsinnige Geräusche von sich gab. Er versuchte, seine ganze Faust in den Mund zu stopfen. „Ich habe die Bilder gesehen. Sie sind nicht schön."

 

Spike bot Angel seine angesabberte Faust an und der ältere Vampir schüttelte seinen Kopf.

 

„Das ist okay, Kumpel. Ich esse keine Babys mehr", sagte er.

 

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu und klickte auf die nächste Seite, welche mehr Informationen über Babys hatte.

 

„Mit jedem Monat wird Ihr Baby nicht nur an Größe zunehmen, sondern auch an Verstand und motorischen Fähigkeiten", las Angel. „Zum Beispiel sollte Ihr sechs Monate altes Baby in der Lage sein, alleine zu sitzen. Das Baby kann Vokale aussprechen und wird sich fröhlich mit allen ‚unterhalten‘. Auch wird Ihr Baby ein Energiebündel sein und sich herumwinden, wenn Sie ihn oder sie halten."

 

Angel drehte sich zu Spike.

 

„Ganz sicher scheinst du wie Cordelia zu plappern. Sollen wir sehen, ob du alleine sitzen kannst?“

 

Vorsichtig hob Angel das nackte - und sich windende - Kind hoch und setzte ihn auf die glatte Oberfläche des Schreibtischs. Dann ließ Angel langsam los und Spike saß schließlich alleine dort. Spike wedelte mit seinen pummeligen Armen. Seine winzigen Hände waren zu Fäusten geballt und er kicherte. Angel lachte auch und das Baby erstarrte und blickte ihn an.

 

Angel hörte sofort auf zu lachen und runzelte besorgt die Stirn. Er wollte schon nach dem Link suchen, um nachzusehen, was man machte, wenn Babys plötzlich aufhörten etwas zu tun, als Spike seine Hand hob, mit einem Finger auf Angel zeigte und wieder anfing zu ‚reden‘.

 

„Oh wirklich?", sagte Angel und lehnte sich nach vorne. „Du denkst, du kannst mich einfach so erschrecken und dann mit dem Finger auf mich zeigen? Nun lass uns mal sehen, ob du es magst, wenn ich an deinem Finger sauge."

 

Er öffnete seinen Mund, bedeckte seine Zähne mit seinen Lippen und tat so, als würde er in Spikes Finger beißen.

 

Spike quietschte vor Lachen und wiegte sich hin und her. Angel ließ den winzigen Finger des Babys los und grinste.

 

„Magst du das?", fragte er in einem neckenden Tonfall.

 

Spike klatschte sozusagen, gurgelte und plapperte. Dann streckte er seinen Finger wieder aus. Angel nahm in zwischen seine Lippen.

 

„Mwa-mwa-mwa-mwa-mwa-mwa-mwa...“

 

Das Vampirbaby quietsche erneut und das helle Gelächter erfüllte die Halle mit ihrem fröhlichen Klang. Angel ließ Spikes Finger los und rümpfte seine Nase, als Spike ihn dort mit seinem feuchten Finger piekste. Er knurrte gespielt und attackierte den Finger erneut. Dabei schmolz er innerlich mit jedem Lachen, das er als Antwort erhielt.

 

 

*****

 

 

Einige Stunden später war Angel auf dem Bett ausgestreckt. Er hatte seinen Kopf auf eine Faust gestützt und sah zu wie Baby Spike schlief. Das Internet hatte eine Fülle an Informationen geliefert, wie man für ein Baby sorgte. Alle außer die gesundheitsbedingten Sachen, die für Spike geläufig waren.

 

„Du bist so winzig", sagte Angel mit leiser Stimme, um Spike nicht zu wecken. „Nicht dass du normalerweise besonders groß bist, aber als Baby....“

 

Angel hob Spikes kleine Hand und die Finger des Babys schlossen sich um den Daumen des Brünetten. Kleine Finger, kleine Hände, kleine Arme und Beine und Füße und Zehen. Er hatte sogar einen kleinen Penis.

 

Angel lächelte, als Spike gähnte und es sich wieder gemütlich machte. Er hielt den Daumen fest in seiner winzigen Faust. Der dunkelhaarige Vampir wusste, dass er besorgter darum sein sollte, Spike zu helfen, aber es war schwierig sich zu motivieren, wenn diese Version des anderen Vampirs viel liebenswürdiger war als der Erwachsene. Außerdem kam Buffy nach LA und ein großer Teil von ihm bereitete sich darauf vor, sie zu sehen, Verteidigungswände um sein Herz aufzubauen und seine Hormone in Schach zu halten. Er fürchtete und freute sich auf Buffys Besuch.

 

Angel überprüfte den Kissenstapel auf der anderen Seite von Spike und legte sich dann mit einem eigenen Gähnen hin. Bald schlief er wie das Baby an seiner Seite.

 

 

*****

 

 

Angel befestigte den Saum des weißen T-Shirts unter Spikes tretenden Füßen und untersuchte sein Werk. Spike wedelte mit seinen kleinen Armen, die zum großen Teil durch die Ärmel des Shirts verborgen waren und plapperte mit Angel.

 

„Richtig, du siehst.....lächerlich aus", bemerkte der Brünette und hob das Baby auf. „Aber wenigstens bist du nicht nackt."

 

Spike gurgelte als Antwort, komplett mit Spuckebläschen und seine gelben Augen waren auf Angel gerichtet.

 

„Komm schon, du komisch Aussehender", sagte Angel und kitzelte das Baby am Bauch, als er die Hotelsuite verließ. „Ich rieche das Aroma von Schokoladenkaffee. Magst du Schokoladenkaffee? Angel mag Schokoladenkaffee sehr. Ja, das tut er."

 

„Dir ist doch klar, dass du wie ein Idiot klingst?“ Gunn kam um die Ecke des Flurs und grinste, als er Angel begegnete. Der schwarze Mann verzog dann das Gesicht über das Baby. „Angel, was hast du mit ihm gemacht?“

 

„Ich, äh, habe ihn gewickelt", sagte Angel mit einem verlegenen Grinsen. „Was machst du denn hier oben?“

 

„Ich komme, um dich zu holen", erwiderte Gunn, als sie zu den Treppen gingen. „Ein gewisse Blondine ist in der Halle. Wes hat sie in der Mangel wegen einem hübschen Käfer namens Glory."

 

„Glory ist diejenige, die Spike in ein Baby verwandelt hat", sagte Angel zu dem anderen Mann und versuchte, über die Neuigkeit von Buffys Ankunft unberührt zu erscheinen.

 

Innerlich ging es jedoch so:

 

BUFFYBUFFYBUFFYBUFFY.

 

„Wes hat gesagt, dass das Baby ein Vampir ist, den du kennst?“

 

„Er ist Drusillas Childe", sagte Angel. „Zusammen mit Darla waren wir Vier zusammen unterwegs."

 

„Ah, er ist Familie."

 

„Eigentlich ist er eine Nervensäge."

 

„Was denkst du denn, was die Definition von ‚Familie‘ ist?", sagte Gunn mit einem Grinsen.

 

Sie traten in die Halle und Angels Blick suchte sofort nach Buffy. Sie stand am Tresen, bekleidet in einer Jeans und eine Bluse und unterhielt sich mit Wesley.

 

‚Götter, sah sie köstlich aus‘, dachte Angel.

 

„Oh mein Gott, sieh dich an!", war Buffys Begrüßung, als sie zu Angel eilte. Nur dass ihr Blick auf das Baby gerichtet war und nicht auf ihm. „Du bist immer noch ein Baby."

 

„Uh, hi Buffy", sagte Angel trocken.

 

Buffy hob ihren Blick und lächelte.

 

„Hi Angel", grüßte sie weich.

 

Angel fühlte, wie er innerlich einen Satz machte und seine Hose eng wurde. Er räusperte sich und blickte sich in der Halle um.

 

„Wo ist Dawn? Ich dachte, du hättest gesagt, dass sie auch kommen würde."

 

„Sie ist bei Cordelia und so einem gut aussehendem Typ. Folge einfach der Sabberspur", erwiderte sie und ihr Blick fiel wieder auf das Baby. „Kann ich?“

 

Angel reichte ihr Spike und Buffy wiegte das Vampirbaby in ihren Armen.

 

„Bist du nicht der Süßeste. Ja, das bist du. Ja, das bist du", gurrte sie zu dem Kind.

 

„Sieht aus, als wärst du ersetzt worden", flüsterte Gunn Angel zu und verschwand dann in den Innenhof, während Angels Blick ihm ein Loch in den Rücken brannte.

 

Fred betrat die Lobby. Sie war sauber, hatte ein hübsches Sommerkleid an und trug einen Becher in den Händen. Der Geruch von Schokoladenkaffee wurde durch sie stärker und verlockender.

 

„Äh, h-hi", sagte sie schüchtern.

 

„Hi", sagte Buffy höflich und blickte wegen einer Vorstellung zu Angel, während sie sanft das Baby in ihren Armen wiegte.

 

„Buffy, das ist Fred, eine gute Freundin“ Er warf Fred ein verschwörerisches Lächeln zu. „Fred, das ist Buffy."

 

„Hallo Buffy", grüßte Fred. „Arbeitest du auch mit Angel?“

 

„Da habe ich früher getan", erwiderte Buffy, warf Angel einen bedeutsamen Blick zu und hob ebenfalls neugierig ihre Augenbraue.

 

Spike fing in Buffys Armen an zu jammern und zog alle Aufmerksamkeit auf sich.

 

„Was ist los, Süßer?", sagte auf mütterliche Art. „Hast du Hunger? Hmm?“

 

Sie veränderte ihre Haltung und rieb mit ihrem Finger über die Lippen des Babys. Spike saugte den Finger in seinen Mund und biss zu. Dann stieß er ein Heulen aus, während Buffy gleichzeitig wegen dem überraschenden Schmerz quietschte.

 

„Er hat mich gebissen."

 

„Er hat Hunger", sagte Angel und nahm ihr Spike ab.

 

Der ältere Vampir legte sich das Baby in die Arme und glitt mit seinem Finger in Spikes Mund. Spike biss wieder zu und hörte auf zu weinen, als er anfing zu saugen.

 

„Das ist seltsam", sagte Buffy und wischte sich ihren bereits verheilten Finger an ihrer Jeans ab. „Wenn er Hunger hat, warum trinkt er dann nicht von mir? Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass mein Blut das Beste ist."

 

Sie grinste zu Angel.

 

Angel warf ihr als Erwiderung ein halbes Lächeln zu.

 

„Ich weiß nicht. Er hat das Gleiche gestern Abend mit Fred gemacht."

 

Verstehen zeigte sich in Buffys Gesichtszügen und sie wandte sich an die andere Frau.

 

„Fred, bist du ein Mensch?“

 

„J-ja." Fred blickte zur Bekräftigung zu Angel. „Wenigstens d-denke ich das."

 

„Sie ist es", sagte Angel.

 

„Das bedeutet, dass Spike immer noch den Chip haben könnte." Buffy streckte die Hand aus und strich mit den Knöcheln über Spikes Pausbäckchen. „Glory war eine ganz Fiese, nicht wahr, Spike?“

 

„War?“

 

„Ja, war", entgegnete Buffy. Sie hob ihren Blick und Schmerz zeigte sich in ihren Augen. „Es war ein harter Kampf, aber wir haben gewonnen."

 

„Ich bin froh", sagte Angel.

 

„Angel", rief Wesley zu ihnen. „Bringst du bitte Spike hier rüber?“

 

„Was gibt es?", fragte er, als er und Buffy sich zu dem Mann gesellt hatten.

 

Fred winkte Angel zu und ging, zusammen mit ihrem köstlich riechenden Schokoladenkaffee.

 

„Ich würde gerne ein paar Informationen über Spike notieren", sagte Wesley. „Hoffentlich werden sie mir dabei helfen, einen Umkehrzauber für das zu finden, was Glorificus getan hat."

 

„Meinst du, es gibt mehr als einen ‚verwandle deinen Feind in ein Baby‘-Zauber?", witzelte Angel.

 

„Glorificus war eine Göttin, Angel", sagte Wesley.

 

Angel blinzelte schockiert und wandte sich zu Buffy.

 

„Du hast eine Göttin bekämpft?“

 

Buffy zuckte mit den Schultern.

 

„Nur ein weiterer Arbeitstag."

 

„Bist du okay?", fragte er besorgt.

 

„Es war knapp, aber ja", erwiderte Buffy. „Mir geht es gut und allen anderen geht es soweit auch gut. Außer Baby Spike hier."

 

„Gut", sagte Angel leise. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich dich verloren hätte."

 

„Wenn du ihn bitte hinlegen würdest", wies Wesley ihn an und unterbrach den möglichen emotionalen Moment.

 

Angel zog seinen Finger aus Spikes Mund und legte ihn auf den Schreibtisch. Nachdem er dem Baby das T-Shirt ausgezogen hatte, verbrachte Wesley die nächsten zehn Minuten damit, Spike zu messen, zu wiegen und seine nicht-existierenden Vitalwerte aufzuschreiben. Der winzige Vampir trat und wand sich und kicherte und plapperte und griff nach seinen Zehen, wobei er unanständig sein Hinterteil aufblitzen ließ.

 

Buffy holte eine Kamera hervor und lächelte boshaft.

 

„Erpressung", sagte sie.

 

„Ich würde bei der Größe und dem Verhalten sagen, dass Spike ungefähr sechs bis sieben Monate alt ist", erklärte Wesley, der die gleiche Webseite benutzt hatte, die Angel vorher unter den Favoriten abgespeichert hatte. „Er ‚spricht‘ und reagiert selbstständig auf Anreize. Er lacht und lächelt, und laut Angel kann er alleine sitzen und sich herumrollen. Er scheint noch nicht krabbeln zu können, aber er ist er seit einem Tag ein Baby und hatte noch nicht viel Gelegenheit dazu."

 

Wesley zog sich seine Brille aus, rieb sich über seine Augen und blickte dann erst zu Angel und Buffy.

 

„Es gibt jedoch schlechte Neuigkeiten", sagte er. „Wenn wir keinen Weg finden, um Spike wieder zurückzuverwandeln, könnte er für immer ein sieben Monate altes Baby bleiben. Als Vampir wird er keine motorischen Entwicklungen haben, wie es bei den menschlichen Kindern ist. Er könnte nie gehen oder sprechen und wird immer jemanden brauchen, der für sein Essen sorgt, ihm Obdach gewährt und der sich um ihn kümmert.......für immer, denke ich mal."

 

„Also willst du damit sagen....was willst du sagen?", fragte Buffy.

 

Wesleys Kinn spannte sich einen kurzen Moment an. Dann antwortete er:

 

„Wenn wir Glorys Magie nicht umkehren können, dann wäre es grausam, ihn leben zu lassen."

 

„Scheißdreck", blaffte Angel fast sofort. „Babys, sogar Dämonenbabys, sind unschuldige Kreaturen und ich werde nicht erlauben, dass ein Unschuldiger zu Schaden kommt."

 

„Angel--", begann Buffy, wurde aber unterbrochen.

 

„Wenn ihm jemand Schaden zufügt, werde ich dessen Unleben zur ewigen Hölle machen", sagte Angel in einem leisen, deutlichen Tonfall.

 

Die Wahl seiner Worte blieb nicht unbemerkt. Als hätte er keine Warnung geäußert, zog Angel Spike sanft und fürsorglich das große T-Shirt wieder an, hob ihn hoch und trug ihn aus der Halle.

 

Angel wusste nicht, woher seine Beschützerhaltung kam, aber sie hatte ihn heftig erwischt. Spike war hilflos, ein Baby, ein vollkommen Unschuldiger, auch wenn er keine Seele hatte. Babys besaßen nicht die mentalen Fähigkeiten, um auf böse Anreize zu handeln. Angel weigerte sich, jemanden von solcher Reinheit so sorglos zu töten, als wäre es ein verletzter Hund und nicht ein Unschuldiger.

 

Cordelia, Groosalugg und Dawn drehten sich alle um, als Angel die Küche betrat. Schüsseln voller Eis standen vor ihnen. Dawn sprang sofort auf.

 

„Ist das Spike?“

 

„Ja."

 

Angel konnte sie gerade noch davon abhalten sie anzuknurren, als sie sich näherte und begann, um das Baby herumzuwuseln.

 

„Also was ist los?", fragte Cordelia. „Kann Wesley ihn zurückverwandeln? Dawn hat diese ganze Glory-Sache erklärt und ich denke, dass ein ziemlich mächtiger Zauber nötig ist, um Spike in sein böses Selbst zurückzuverwandeln."

 

„Er ist nicht böse", sagte Dawn. Als sie von den beiden ungläubig angestarrt wurde, erklärte sie: „Okay, er ist manchmal seelenlos und gemein, aber seit er sich in Buffy verliebt hat, ist er auf eine hilfsbereite Art böse."

 

„Spike ist in Buffy verliebt?", fragte Angel mit ruhiger Gleichgültigkeit.

 

Cordelia stand abrupt auf, stellte die Eisschalen in das Becken und griff dann nach Groosaluggs Hand.

 

„Groo und ich gehen mit deinem Geld einkaufen. Bye", sagte sie und beide verließen schnell die Küche.

 

Dawn warf Angel jedoch einen verlegenen Blick zu.

 

„Ich nehme an, das hätte ich dir nicht sagen sollen, hm?“

 

„Das ist okay, Dawn", sagte Angel und ging zum Kühlschrank, um einen Behälter mit frischem Blut rauszuholen, von dem er wusste, dass Cordelia einen mitbringen würde. Er starrte länger als nötig in den Kühlschrank der handelsüblichen Größe, bevor er schließlich den Mut hatte zu fragen: „Buffy liebt ihn aber nicht zurück, oder?“

 

Dawn lachte laut.

 

„Macht du Witze? Sie sind bestenfalls Freunde. Und das auch nur, weil Spike mich vor Glory beschützt hat."

 

Angel war nicht bewusst, dass er die Luft angehalten hatte, bis er sie wieder ausstieß. Spike und Buffy. Es war lachhaft, da er jetzt darüber nachgedacht hatte. Er nahm das Blut aus dem Kühlschrank und gesellte sich zu Dawn am Tisch. Er setzte Spike mitten drauf, bevor er sich auch setzte.

 

„Also....wie geht es in der Schule?", fragte er die jüngere Summers.

 

„Weiß ich nicht", sagte Dawn und neckte das Baby, womit sie ihn zum Lachen brachte. Sie setzte sich wieder hin. „Ich bin wegen der ganzen Wegrennerei vor Glory eine Weile nicht da gewesen. Ich soll Montag wieder hin. Buffy wird lügen und sagen, dass unsere Großmutter Bethie gestorben ist und Giles die Schuld geben, weil er nicht die Schule angerufen hat."

 

„Was ist eigentlich mit Glory passiert?", fragte Angel zögernd. „Alle scheinen es zu wissen außer, äh, mir."

 

Dawn erzählte eine Story, die Angel wütend machte, weil er nicht hatte helfen können, und erleichtert, da niemand ernsthaft verletzt war. Spike schien das einzige wirkliche Opfer der Schlacht mit der Schlampengöttin zu sein. Sogar Tara, der irgendwie der Verstand ausgesaugt worden war, wurde wieder normal, nachdem Glory zerstört war. Was es so seltsam machte, dass Spike nicht wieder zu seinem normalen, erwachsenen Selbst wurde.

 

Angel trank das Blut aus dem Behälter aus und goss sich die letzte Tasse des Schokoladenkaffees aus der Kaffeemaschine ein. Buffy kam in die Küche, als er sich wieder setzte. Er versuchte sie böse anzusehen, scheiterte jedoch. Er konnte ihr nie lange böse sein.

 

„Hey", sagte die blonde Jägerin zögernd. „Hast du was dagegen, wenn ich mich dazusetzte?“

 

„Nur wenn du versprichst, Spike nicht zu pfählen."

 

Okay, er war immer noch sauer.

 

„Du wolltest Spike pfählen?", keuchte Dawn.

 

„Nein", sagte Buffy bestimmt. „Wir werden einen Weg finden, das umzukehren, was Glory ihm angetan hat."

 

„Und wenn nicht?“

 

„Dann liegt es bei dir.“ Buffy begegnete standhaft seinem Blick. „Du bist der Einzige mit den Fähigkeiten, um für ein Vampirbaby zu sorgen."

 

„Warum?", fragte Angel.

 

„Weil sonst niemand will", sagte Buffy geradeheraus.

 

Angel war geschockt.

 

„Das war jetzt grausam."

 

„Nein, es ist die Wahrheit. Ich kann nicht wegen meiner Verantwortung für Dawn und niemand sonst mag Spike. Sie haben ihn nur ertragen, weil ich es ihnen gesagt habe", meinte sie. „Und ich bezweifle sehr, dass jemand aus deinem ‚Team‘ den Job machen will."

 

Angel wollte schon protestieren, doch dann wurde ihm klar, dass sie Recht hatte. Sein Mund klappte zu und er runzelte die Stirn. Dawn spielte wieder mit dem Baby und brachte Spike dazu, vor Lachen zu quietschen. Der fröhliche Klang erfüllte die Küche.

 

„Ich würde ihn nehmen, Angel", wagte sich Buffy schließlich zu sagen und legte ihre Hand auf seine. „Ich könnte ihn sehr leicht lieben, wenn er so ist wie jetzt, aber es ist einfach nicht möglich."

 

„Vergiss es, er bleibt bei mir", motzte Angel und umfing ihrer Finger mit seinen. „Dass Spike dich liebt, ist schon schlimm genug. Ich will nicht, dass du ihn ebenfalls liebst."

 

Buffy lächelte.

 

„Dawn hat dir das erzählt, hmm?“

 

Angel nickte.

 

„Jede schreckliche Einzelheit. Wenn er wieder er selbst ist, dann werde ich ihn mir mal vorknöpfen müssen."

 

„Warum? Ich kann ihn genauso leicht verhauen."

 

„Ja." Angel warf ihr einen Blick zu. „Aber das mag er wahrscheinlich."

 

„Treffer."

 

„Oh, seht mal, was für ein großes Gähnen", gurrte Dawn und zog die Aufmerksamkeit der beiden Ex-Geliebten auf das Baby.

 

Spike rieb sich mit seinen Fäusten über seine Augen und gähnte ein zweites Mal.

 

„Dawn, würdest babysitten, während wir recherchieren?", fragte Angel das Mädchen.

 

Dawn wurde munter.

 

„Cool, darf ich?“

 

„Zweite Etage, Raum 216", sagte Angel zu ihr. „Die Tür ist nicht verschlossen. Ich habe ihm auf dem Bett ein Nest aus den Kissen gemacht."

 

„Okay." Dawn stand auf und hob Spike hoch. „Lass uns gehen, Baby-Vamp. Zeit für die Heia."

 

„Wir sind hier unten, wenn du uns brauchst", sagte Buffy, als Dawn aus der Küche ging.

 

Die Blondine blickte wieder zu Angel und warf ihm ein hoffnungsvolles Lächeln zu.

 

„Gibt es noch etwas Schokoladenkaffee für mich?“

 

Angel rollte mit den Augen und lächelte wissend. Dann reichte er ihr seinen Becher.

 

 

Kapitel 3

 

Tage wurden zu Wochen und zu Monaten voller Recherche. Kein Zauber war gefunden worden, der Spike wieder normal werden ließ. Wesley versuchte mit der Hilfe von Willow jeden üblichen Aufhebungszauber, den sie finden konnten. Aber vergeblich. Irgendwann einmal kam die richtige Arbeit dazwischen und andere Forschungen hatten den Vortritt. Spikes Heilung zu finden war zu einem nicht drängenden Status degradiert worden. Der Vampir war immer noch ein Baby.....und Angel machte es überhaupt nichts aus.

 

Angel war in Spike vernarrt, das wusste er. Aber wer wäre das nicht? Der winzige Vampir war etwas besonderes. Jedes übersprudelnde Lachen und jedes glückliche Lächeln erfüllte Angel mit einem Gefühl der Verwunderung und Bestimmung. Für solche Unschuldigen wie Spike, führte er seinen Kampf für das Gute fort. Und wenn Spike die Arme nach ihm ausstreckte, wenn er nach einer Schlacht zurückkehrte, dann kämpfte Angel umso härter.

 

Auf der Babyseite der Waage, krabbelte Spike wie verrückt und zog sich ständig an allem hoch. Seine Gehversuche endeten gewöhnlich darin, dass er auf sein Windel-bedecktes Hinterteil fiel. Die Windeln waren nur zur Auspolsterung und wegen der Sittsamkeit. Angel und Fred, die als Babysitter eingesetzt war, hatten Glück, wenn der kleine Nudist die Windel anbehielt. Spike beharrte darauf, alle von Cordelia akzeptierten Outfits auszuziehen, die Angel dem Kind angezogen hatte.

 

Spike weinte nur, wenn er hungrig war oder sich verletzt hatte. Normalerweise war er ein kicherndes, hauptsächlich kahlköpfiges Bündel voller Lachen. Und er hatte die ganze Crew von Angel Investigation um seinen winzigen Finger gewickelt. Sie liebten ihn, verwöhnten ihn, trösteten ihn und spielten mit ihm. Und für Angel war er der Sohn, von dem der Vampir nie gedacht hatte, dass er ihn haben würde.

 

Angel klopfte an Freds Tür und wartete auf Antwort. Sie lebte in einer anderen Suite auf der gleichen Etage wie Angel im Hyperion. Es war nicht nur sicherer für sie, dass sie auf der gleichen Etage wohnte, sondern auch bequem, wenn Angel plötzlich wegen einer Vision gehen musste.

 

Fred war eine exzellente Babysitterin. Es war offensichtlich, dass sie Spike liebte und seine äußere Erscheinung sie keinesfalls störte, während die anderen das Baby auch liebten, aber von den Erhöhungen im Gesicht und den leuchtendgelben Augen instinktiv abgeschreckt wurden. Den Menschen wurde beigebracht, was schön war und was monströs. Und Spike passte auf die Seite der nicht-schönen Dinge. Angel dachte jedoch, dass Spike perfekt wäre. Und der ältere Vampir trug sein Dämonengesicht, wann immer sie zusammen waren.

 

„Angel, hi", grüßte Fred mit einem warmen Lächeln, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. „Ich sehe, dass deine Gliedmaßen immer noch dran sind. Das ist gut."

 

„Das war einmal eine leichte Aufgabe", sagte Angel.

 

Er blickte an ihr vorbei in die Suite, in der Spielsachen verstreut lagen und ein breites Lächeln zogen seine Lippen auseinander, als er Spike sah.

 

Das Baby sah Angel auch und quietschte aus freudigem Wiedererkennen um seinen Schnuller im Mund. Er krabbelte sofort zu Angel, setzte sich zu Füßen des Brünetten und hob seine Arme.

 

„Hey, mein Großer."

 

Angel hob das Kind hoch und küsste es auf die Wange. Spike legte seinen Kopf unter Angels Kinn und seine kleinen Finger schlossen sich um den Kragen des V-Ausschnitts von dem Hemd des Brünetten. Er saugte laut an seinem Schnuller. Der leichte Geruch von Babypuder erfüllte Angels Sinne und er drückte das Baby an sich.

 

„Ich habe ihn noch nicht gefüttert", sagte Fred zu Angel und rieb leicht über Spikes nackten Rücken. „Also ist er wahrscheinlich hungrig."

 

„Danke", sagte Angel aufrichtig. Er beugte sich runter und drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Gute Nacht."

 

„Nacht."

 

Angel überquerte die kurze Entfernung zwischen den Suiten und der Knauf zu Zimmer 217 drehte sich leicht unter seiner Hand. Spike trat mit seinen Füßen und hüpfte leicht, als Angel das Licht anknipste.

 

„Hungrig, Sportsfreund?", fragte Angel.

 

Er trat über die Spielsachen auf dem Boden des Wohnbereichs und ging in die kleine Küchenecke. Er wählte eine der vorbereiteten Flaschen aus dem Kühlschrank, zog den Deckel ab und stellte sie in die Mikrowelle. Ein paar Sekunden später war die Mikrowellen geeignete Flasche mit Blut auf Körpertemperatur erwärmt.

 

Angel befestigte den Sauger an der Flasche und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Er setzte sich auf den Lesesessel aus burgunderfarbenem Leder und legte sich Spike in seine Arme. Den Schnuller hatte Spike ausgespuckt und er plapperte Unsinn vor sich her, als er nach der Flasche griff.

 

„Hier bitte, Kumpel."

 

Angel neigte die Flasche und hielt sie fest, während das Baby trank. Spikes kleine Hände versuchten wie immer, ihm dabei zu helfen, die mit Blut gefüllte Flasche zu halten. Angel lächelte zärtlich und setzte dann sein Vampirgesicht auf.

 

Spike gurgelte um den Nuckel der Flasche, hopste und deutete mit einem Finger auf Angels Gesicht.

 

„Das ist richtig", sagte der Brünette. „Dada ist auch ein Vampir."

 

Während Spike trank, erzählte Angel ihm von dem letzten Fall, der gelöst worden war. Dabei ahmte er in der Geschichte die Stimmen seiner Mitarbeiter nach. Als die Flasche leer war, setzte er das Baby vor sein Spielzeug auf den Boden. Er behielt das Kind immer im Auge, während er selber trank und in ein weißes Oberteil und eine Trainingshose wechselte.

 

Angel gesellte sich zu Spike auf den Boden und streckte sich auf dem Bauch aus. Spike ließ sein Spielzeug stehen und krabbelte los, um sich vor Angel hinzusetzen.

 

„Dadadadada", sagte Spike, während er über die Erhebungen von Angels Gesicht strich und hineinpiekste.

 

„Also mein kleiner Nudist", wandte sich Angel an den mit einer Windel bekleideten Jungen. „Was möchtest du heute Abend spielen?“

 

Er fing die kleinen Händchen ein und küsste sie zum Gelächter von Spike.

 

Soweit man erkennen konnte, hatte Wesley Recht gehabt mit seiner Einschätzung über Spikes mentale Entwicklung. Das Vampirbaby erkannte Gesichter, Stimmen und seinen eigenen Namen. Aber außer, dass er Angel „Dada“ nannte, konnte er keine Worte bilden. Angel hatte Glück gehabt. Spikes Lage hätte schlimmer sein können. Spike war in ein Alter verwandelt worden, in dem er mit seiner Umwelt agieren konnte. Säuglinge, die jünger als sechs Monate alt waren, taten kaum etwas anderes als schlafen, essen und weinen.

 

Mit Übung könnte Spike eines Tages laufen. Er konnte bereits ein paar Schritte machen und da er die Fähigkeit hatte zu lernen, obwohl sie begrenzt war, war es nur eine Frage der Zeit. Wenn er jetzt nur lernen könnte, seine Kleidung anzubehalten.....

 

Sie spielten eine Weile mit bunten Plastiksteinen. Spike reichte Angel einen Stein, der ihn dem Turm zufügte, den er baute. Spike gab ihm einen weiteren und noch einen, bis keine Steine mehr übrig waren. Dann stieß der kleine Vampir den Turm um und sein ansteckendes Lachen erklang in der Hotel Suite. Und dann fingen sie von vorne an.

 

Angel schätzte die Zeit, wenn nur er und das Baby zusammen waren. Er wusste, dass er sich nicht so daran hängen sollte -  Spike würde wahrscheinlich wieder normal werden - und er wusste, dass er mit jedem außer den Reißzähnen zahnlosen Lächeln einen Schritt näher kam, seine Seele zu verlieren. Er musste der reinen Zufriedenheit, die er fühlte, wenn er Spike hielt während der Kleine schlief, einen Dämpfer verpassen. Wie jetzt.

 

Angel lag auf seinem Rücken, während Spike auf seiner Brust tief schlief. Angels große Hand bedeckte fast den ganzen Hintern des Babys. Seine andere Hand bedeckte leicht Spikes Kopf, mit der er das Kind an Ort und Stelle hielt.

 

Jemand hatte einmal zu ihm gesagt, dass es nicht gebe, das man mit der Liebe zwischen einem Elternteil und einem Kind vergleichen könnte. Sie hatten Recht.

 

 

*****

 

 

„Er ist was?“

 

„Verschwunden." Cordelia rang ihre Hände. Ihre schmutzige und zerzauste Erscheinung bestätigte die Ernsthaftigkeit der Situation. „Er war direkt da und spielte mit der Ring Pyramide. Das Telefon klingelte und ich habe mich umgedreht, um mich zu melden. Und als ich wieder zurückblickte war er verschwunden."

 

Der Welt brach unter Angels Füßen zusammen.

 

„Könnte er sich einfach versteckt haben?", fragte Wesley, während Angel wie versteinert da stand.

 

Der Engländer nahm dem Vampir die Kampfaxt ab und legte sie auf den Tresen.

 

„Ich habe überall nachgesehen", erwiderte Cordelia mit einem verzweifelten Ton in der Stimme. „Ich konnte ihn nicht finden. Oh Gott, ich konnte ihn nicht finden."

 

Groosalugg nahm Cordelia in seine Arme und drückte sie fest an sich.

 

„Wir sind jetzt hier. Wir werden das Kind finden."

 

„Es tut mir so Leid, Angel", sagte Cordelia gebrochen. „Ich schwöre, dass ich ihn nicht vernachlässigt habe. Alles was ich getan habe, war, ans Telefon zu gehen."

 

Angel schnappte mit einem plötzlichen Adrenalinstoß aus seinem Schock. Er blickte abwechselnd zu Cordelia, Groosalugg und Wesley und bellte Befehle, die seine Mitarbeiter aus der Halle des Hyperion hasten ließ.

 

„Cordelia, sieh nach, ob Fred zuhause ist und ob sie ihn zufällig hat. Überprüfe danach die zweite Etage. Groo, ich will, dass du draußen vor dem Hotel suchst, falls er es geschafft hat, aus der Tür zu krabbeln. Wesley, du suchst in allen Büros. Ich werde die Küche und den Keller überprüfen."

 

‚Gott sei Dank war es Nacht‘, dachte Angel und eilte in die Küche. Dass Spike vermisst wurde, war schon schlimm genug, aber wenn es Tag gewesen wäre....

 

Der Brünette weigerte sich, den Gedanken zu vollenden. Cordelia hatte nicht gesagt, dass sie jemanden das Hotel hatte betreten hören, deshalb musste Spike einfach davongekrabbelt sein. Nach Cordelias Erscheinung war das Versteck des Babys schwer zu finden. Es war offensichtlich, dass sie lange und mühevoll nach ihm gesucht hatte. Spike war jedoch klein, sogar für ein Baby, was bedeutete, dass er überall sein konnte.

 

Er wünschte sich, dass er Spike bei Fred gelassen hatte. Und fühlte sich sofort schuldig. Cordelia war eine exzellente Babysitterin. Es war nicht ihre Schuld, dass Spike ein rasender Krabbler war. Sie dachte vielleicht, dass Spike monströs wäre, aber sie würde nie etwas machen, das ihn in Gefahr brachte. Außerdem war Fred an dem Abend ausgegangen und Angel hatte nicht auf eine Rückkehrzeit gedrängt. Als Cordelia die Vision bekommen hatte, hatte er Spike einfach in ihrer Obhut gelassen, wie er es immer tat, wenn Fred beschäftigt war.

 

Nur war Spike jetzt verschwunden und Angel versuchte sehr schwer, nicht vollkommen in Panik zu geraten. Das würde nicht dabei helfen, das vermisste Kind zu finden, auch wenn es sich anfühlte, als hätte jemand einen Pfahl durch sein Herz gestoßen.

 

Angel atmete ermutigend ein, sobald er die Küche betreten hatte und blickte sich einmal auf dem Boden um. Da er Spike nicht sofort erblickte, ließ sich Angel auf seine Hände und Knie fallen und brachte sich damit auf die Höhe des Babys. Er sah vermutlich total lächerlich aus, wie er in der Küche rumkrabbelte. Vor einiger Zeit hätte ihn das genervt. Heute würde er über heiße Kohlen krabbeln, wenn das bedeutete, dass er seinen Sohn finden würde.

 

Seinen Sohn.

 

Angel wusste nicht, wann das Vampirbaby von einem Miniatur-Spike zu seinem Sohn geworden war, aber die Bezeichnung fühlte sich richtig an in seinem Verstand und auf seiner Zunge. Er nannte sich bei dem Kind bereits „Dada“, genauso wie Fred. Spike war in den Monaten, die er in der Obhut des Brünetten gewesen war, zu einem festen Bestandteil in Angels Leben geworden. Angel wusste nicht was er tun würde, sobald Spike wieder normal war. Aber er wusste, dass der Verlust schrecklich sein würde, wahrscheinlich schlimmer als Buffy aufzugeben.

 

Aber damit würde er sich beschäftigen, wenn es soweit war, denn er hatte ein kleines, mit Windeln bekleidetes Hinterteil entdeckte, das inmitten der Töpfe in einem der türlosen Schränke in die Höhe ragte.

 

„Spike", hauchte Angel und schob die Töpfe zur Seite, um den schlafenden Jungen zu erreichen.

 

Er sank auf seine Fersen zurück und drückte Spike fest an sich. Er begann zu lachen, als das Baby zu weinen anfing, weil es gestört worden war. Ein Gefühl von tief ergreifender Erleichterung und Freude darüber, dass Spike in Ordnung war, rauschte durch Angel und er konnte Tränen auf seinen Wangen spüren.

 

Er hielt das Baby fester und strich beruhigend mit seiner Hand über den nackten Rücken des Kindes. Er wusste, dass er es den anderen sofort sagen sollte, aber er bewegte sich nicht. Er wollte Spike einfach nur halten und sich selbst versichern, dass sein Sohn sicher war und unverletzt.

 

„Du hast uns erschreckt, Spike", sagte mit einer tränenerfüllten Stimme. „Du solltest nicht einfach so davonkrabbeln. Menschen lieben dich und sie sorgen sich, wenn wir nicht wissen, wo du bist."

 

Spikes Weinen hörte allmählich auf und er seufzte, als er wieder einschlief. Angel drückte dem Kind einen sanften Kuss auf den Kopf und erhob sich auf wackeligen Beinen. Er musste den anderen sagen, dass sie sich wegen Spike nicht länger sorgen brauchten. Es gab etwas Größeres, das sie beunruhigen musste.....

 

Angels Seele.

 

 

Kapitel 4

 

Angel hatte eine der jämmerlichsten Nächte seines Unlebens - die Hölle nicht inbegriffen - angekettet im Keller verbracht, wo doch nur Spike halten und sich versichern wollte, dass es dem Baby gut ging. Vierundzwanzig Stunden vergingen, bevor Wesley ihn losmachte, sobald sicher gestellt war, dass seine Seele an ihrem Platz geblieben war. Zwei Mal hatte der dunkelhaarige Vampir mit dem wahren Glück geflirtet und er hatte seine Seele behalten. Angel hoffte, dass das jetzt der Trend war.

 

Spike jedoch war nicht überzeugt davon, weil Angel nicht seine Seele verloren hatte. Das Baby hatte eine Stunde, nachdem Angel befreit worden war, angefangen zu weinen und hatte bisher noch nicht aufgehört. Die einzige Zeit, in der er ruhig war, war, wenn er sich erschöpft in den Schlaf geweint hatte. Er aß kaum etwas, wollte nicht spielen und rührte sich nicht von dem Platz, wo auch immer er hingelegt worden war. Er weinte nur.

 

Angel und die anderen waren mit ihrem Latein am Ende. Der brünette Vampir versuchte alles, was er im Internet über ständig schreiende Babys gelesen hatte. Er trug Spike umher, legte beruhigende Musik auf und Baby Mozart im Fernsehen. Er versuchte sogar, dem Kind die Windeln zu wechseln. Nichts klappte.

 

Spike konnte nicht krank sein - Vampire wurden nicht krank. Angel konnte nichts erkennen, dass er sich irgendwie verletzt hatte. Fred versuchte Spike mit etwas anderem als Blut zu füttern. Und das Baby spuckte es einfach aus und weinte weiter. Es kam so weit, dass Angel gezwungen war, mit Spike in seiner Suite zu bleiben, außer wenn bei einem Fall seine Hilfe benötigt wurde. Und Fred konnte es nicht erwarten, den Jungen zurückzugeben, wenn Angel zurückkam. Angel schlief, wann immer Spike endlich erschöpft genug war, um ein paar Stunden zu schlafen.

 

Es stellte sich heraus, dass Spike zahnte. Und wuchs.

 

Gunn war der erste, der es bemerkte. Er war ein paar Wochen weg gewesen, in denen er seiner Crew dabei geholfen hatte, eine neue Bleibe einzurichten. Er war ins Hyperion gekommen und wurde von Angel begrüßt, der einen heulenden Spike in einem Kinderwagen in der Halle hin und herschob. Angel hatte Telefondienst, während die anderen draußen arbeiteten. Nicht dass er das Telefon über Spikes ständigem Weinen überhaupt hören konnte.

 

„Da klingt aber jemand nicht glücklich", bemerkte Gunn. Er machte einen Schritt zurück bei dem eisigen Blick, den er von Angel erhielt. „Woah, Mann. Harte Nacht?“

 

„Untertreibung", schnaubte Angel.

 

„Was ist los mit dem kleinen Reißzahn?“

 

Gunn trat vor den Kinderwagen und beugte sich vor, um das Baby anzusehen.

 

„Weiß ich nicht", seufzte Angel strich sich müde mit der Hand über sein Gesicht. „Er hört nicht auf zu weinen."

 

„Das kommt wahrscheinlich daher, weil seine Zähne kommen", sagte Gunn, schob einen Finger in Spikes Mund und tastete über Spikes Zahnfleisch. Er war vorsichtig, damit er nicht gebissen wurde. „Eine ganze Menge schiebt sich bei ihm durch."

 

Angel runzelte die Stirn und umrundete den Kinderwagen.

 

„Seine Zähne kommen?“

 

„Ja", sagte Gunn. Er warf Angel einen verwirrten Blick zu. „Ich dachte, du hättest gesagt, dass Vampire nicht wachsen."

 

„Tun wir nicht. Außer unsere Haare und Nägel", erwiderte Angel.

 

„Dann hat dieser kleine Kerl das nicht mitbekommen, denn er ist ganz sicher größer, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe", sagte Gunn.

 

Angels Stirn runzelte sich noch weiter und er hob Spike aus dem Kinderwagen. Das schreiende Baby kam ihm nicht größer vor. Gunn hatte jedoch Recht mit den Zähnen. Jetzt, da Angel genauer hinsah, konnte er die Spitzen von Elfenbein sehen, die durch Spikes Unterkiefer stießen.

 

„Einer aus meiner Crew hatte ein Kind. Hatte ewig geschrieen, wie es schien", sagte Gunn. „Sobald ihre Zähne da waren, war sie das liebste Kind. Aber Mann, während die Beißerchen durchkamen, war es ein Albtraum."

 

Angel drückte das Vampirbaby an sich und begann es sanft zu wiegen.

 

„Was kann ich machen?“

 

„Nichts", erwiderte Gunn mit einem Achselzucken. „Du kannst versuchen, ihm etwas Kaltes zu geben, auf dem er rumkauen kann, aber sonst musst du einfach abwarten."

 

„Abwarten." Angel blickte ganz panikerfüllt, als Spike sein Jammern erhöhte. „Ich weiß nicht, ob ich das kann."

 

Gunn lachte und klatschte ihm auf die Schulter.

 

„Ah, die Freuden der Vaterschaft. Ich beneide dich nicht."

 

„Eher Vaterhölle", witzelte Angel und wechselte das schreiende Kind auf die andere Schulter. Jetzt, da es ihm bewusst war, schien Spike ein wenig schwerer. „Wirst du mir helfen, herauszufinden, ob Spike wirklich größer geworden ist?“

 

„Sicher", stimmte Gunn zu. „Aber nur zehn Minuten. Danach - hasta."

 

„So lange?“ Angel lächelte trocken. „Die anderen haben nur viereinhalb ausgehalten."

 

Gunn klopfte sich auf die Brust.

 

„Ich bin aus hartem Holz. Ich habe Höllenbiester überlebt und das Einkaufen mit Cordelia. Ich kann mit einem weinenden Kind umgehen."

 

Er schaffte volle neun Minuten.

 

Angel lachte, als Gunn mit einem Gesichtsausdruck von riesiger Erleichterung flüchtete. Auf dem Tresen trat Spike und weinte sich weiter seinen kleinen Augen aus.

 

„Oh ja, ich weiß", sagte Angel zu dem Kind. „Es ist so schrecklich."

 

Er beugte sich vor, presste seinen Mund auf Spikes nackten Bauch und pustete. Für einen Moment stoppte das Weinen. Dann begann der Schluckauf wieder. Angel versuchte seine Handlung zu wiederholen, aber es klappte nicht. Spike weinte wieder.

 

Angel hob das Baby hoch und tanzte wie ein Verrückter in der Halle herum und sang vollkommen schief Barry Manilow. Gunn hatte Recht: Spike war gewachsen. Nicht viel, aber genug, um den Unterschied messen zu können. Angel fragte sich, ob das bedeutete, dass sein Junge weiter wie ein normales Kind wachsen würde. Es gab keinen Präzedenzfall dafür, dass eine Höllengöttin einen Zauber über einen Vampir aussprach und ihn in ein Baby verwandelte. Angel würde improvisieren müssen. Aber was auch immer passierte, er würde Spike immer wie einen Sohn lieben.

 

 

*****

 

 

Angel erwachte wie gewöhnlich zum Klang von Weinen. Er stöhnte und drückte seine Handflächen auf seinen goldenen Augen. Wann würde diese Zahnerei zuende sein? Er würde noch verrückt werden, Spike Tag ein, Tag aus weinen zu hören. Jetzt wusste er, wieso ein paar Tierarten ihre Jungen fraßen.

 

Angel ließ seine Arme seufzend an seiner Seite fallen. Er wollte schlafen. Oder wenigstens fünf Minuten Stille. Aber das Weinen ging weiter und er hatte keine Wahl, als aufzustehen und sich einer weiteren Nacht zu stellen.

 

Der Brünette öffnete seine goldenen Augen und war gerade dabei, sich aufzusetzen, als ihm klar wurde, dass das Weinen anders klang. Der Ton war tiefer und der Schluckauf ein wenig lauter. Angel setzte sich schnell auf und blickte quer durch das Zimmer, wo das Kinderbett stand.

 

„Heilige Mutter....“

 

In dem Kinderbett saß ein voll ausgewachsener und weinender Spike mit Vampirgesicht. Sein Haar hatte seine natürliche blonde Schattierung und war ein Durcheinander auf seinem Kopf. Von dem, was Angel sehen konnte, waren alle von Spikes Zähnen da. Eine Feststellung, die Angel zum Kichern brachte.

 

Spike hörte auf zu weinen und blickte über die Seite des Kinderbettes zu Angel. Er hob seine Arme, wie er es getan hatte, wenn er hochgehoben werden wollte.

 

Angel krabbelte vom Bett und ging zum Kinderbett hinüber.

 

„Spike?", sagte er ängstlich. „Bist du okay?“

 

Spike öffnete und schloss seine Hände und griff immer noch nach Angel. Gelbe verweinte Augen konzentrierten sich auf den älteren Vampir und Spike jammerte kindisch.

 

Angel ließ die eine Seite des Kinderbettes hinab und lehnte sich näher zu Spike.

 

„Spike, verstehst du mich?", fragte er.

 

Spikes Antwort bestand darin, dass er seine Arme um Angels Schultern legte, sein Gesicht an Angels Nacken vergrub und hungrige Geräusche von sich gab.

 

Die Stoffwindel, die um Spikes Schoß hing, fiel weg, als Angel ihn aus dem Kinderbett hob. Der jüngere Vampir half kein bisschen und verließ sich vollkommen darauf, dass Angel ihn trug. Glücklicherweise war Spike immer einer von den Leichten gewesen, sonst hätte Angel ihn fallengelassen. Also trug der Brünette ihn nur ein paar Zentimeter, bevor er ihn behutsam auf dem Boden des Wohnzimmers absetzte.

 

Der nackte Blonde gab weiter Babytöne von sich. Er steckte sich drei Finger in den Mund und kaute daran. Dabei wiegte er sich vor und zurück und gab weiter hungrige Geräusche von sich. Angel schob das Haar von Spikes hügeliger Stirn und fing kurz seinen Blick ein. Die gelben Augen waren weit und enthielten eine Unschuld, die nicht gespielt sein konnte. Irgendwie war Spikes Körper wieder normal geworden. Aber es sah so aus, als wäre sein Verstand immer noch der eines sieben Monate alten Kindes.

 

Während er über die Auswirkungen der plötzlichen Veränderung nachdachte, ging Angel in die Küche und machte eine Flasche fertig. Wenn Spikes Körper wieder normal geworden war, wie weit dahinter konnte sein Verstand wirklich sein? Würde er so schnell zurückkommen wie der körperliche Teil? Obwohl Spike gewachsen war, hatte Angel keine so abrupte Veränderung erwartet. Besonders da kein Zauber ausprobiert worden war, soweit er wusste.

 

Angel kehrte in das Wohnzimmer zurück und hatte die erwärmte Flasche in der Hand. Er musste lachen, als er Spike sah. Spike lag auf seinem Rücken und plapperte Unsinn vor sich hin, während er versuchte, seine Zehen in seinen Mund zu bekommen. Das war eine seiner liebsten Beschäftigungen, bevor er angefangen hatte zu zahnen. Es war sehr komisch anzusehen, wie ein erwachsener Mann es tat. Aber es half zu beweisen, dass Spike ihm nichts vormachte.

 

Angel setzte sich auf den Boden neben den ausgestreckten Blonden und drückte den Nuckel der Flasche in seinen Mund. Spike biss auf dem Latex höher zu, saugte aber an der Flasche, wie es er während des vergangenen Dreivierteljahrs getan hatte, wobei er kaum dabei half, als er gefüttert wurde.

 

Es klopfte an der Tür der Suite und Wesley steckte seinen Kopf herein.

 

„Angel, bist du -- oh."

 

„Wesley, komm rein", bat Angel den anderen Mann.

 

Spike drehte den Kopf um Wesley anzusehen, als dieser den Raum betrat, trank aber weiter.

 

„Ist er wieder normal geworden?“ Wesley kam herüber und runzelte wegen dem nackten Blonden auf dem Boden die Stirn. „Warum ist er unbekleidet?“

 

„Weil er immer noch sieben Monate alt ist", erwiderte Angel. „Er hat jetzt nur einen erwachsenen Körper."

 

„Ich verstehe....“ Wesley lächelte trocken. „....und sehe wahrscheinlich mehr, als ich sehen sollte."

 

Angel gluckste.

 

„Ich konnte ihn schon vorher nicht dazu zu bringen, angezogen zu bleiben. Das Einzige, was seine Windel festhielt, war eine Nadel. Wie viel Glück, denkst du, werde ich jetzt haben?“

 

„Du musst nur eine größere Windel besorgen", sagte Wesley amüsiert. Er hockte sich neben die beiden Vampire und studierte Spike interessiert. „Ich nehme an, du hast die Veränderung der Größe nicht gesehen?“

 

"Nein." Angel schüttelte seinen Kopf. „Er war ein Baby, als ich schlafen gegangen bin und wie jetzt, als ich aufgewacht bin."

 

„Hmm." Wesley tippte sich auf seine Lippen. „Ich habe in letzter Zeit keinen Zauber durchgeführt. Vielleicht sollte ich Ms. Rosenberg kontaktieren und herausfinden, wie es bei ihr ist."

 

„Gute Idee", sagte Angel. „Sorge dafür, dass die anderen wegen Spike Größenveränderung gewarnt sind."

 

„Das werde ich", sagte Wesley, als er sich aufrichtete.

 

Angel blickte fragend zu dem Mann hoch.

 

„Warum bist du überhaupt hergekommen?“

 

„Ich bin gekommen um zu sehen, ob du eine Pause brauchst", entgegnete Wesley. „Ich glaube jedoch, dass Spikes Zähne keine Probleme mehr machen."

 

„Nein. Das denke ich auch nicht", sagte Angel mit einem halben Grinsen.

 

Wesley ging als Spike seine Flasche leer gemacht hatte. Angel tauschte sie gegen Mr. Button aus, einer Puppe mit Knöpfen, Gürtel, Reißverschluss und Schnürsenkel und ließ Spike sich damit beschäftigen, während er trank.

 

Ein paar Minuten später krabbelte Spike in die Küche, mit dem nackten Hintern wackelnd. Es war ein extrem komischer Anblick und Angel lachte heftig. Der jüngere Vampir stoppte vor Angels Füßen und hob seine Arme.

 

„Dadadadadada....", plapperte er.

 

Angels Herz schmolz. Er deponierte den leeren Blutbehälter im Becken, beugte sich vor und hob Spike hoch.

 

„Uff, bist du schwer", grunzte der Brünette und verlagerte Spike, damit er ihn bequemer halten konnte.

 

Spike lachte kindisch und trat mit den Füßen aus, wodurch Angel ihn fast fallen ließ.

 

„Boah", mahnte Angel und legte eine Hand auf Spikes Rücken und die andere unter sein Hinterteil. „Nicht treten. Ich will dich nicht fallen lassen."

 

„Nabesssfewda", sagte Spike sinnlos und betatschte die Erhöhungen auf Angels Braue.

 

Der jüngere Vampir gurgelte und machte mit seiner Babysprache weiter, während Angel ihn in das Schlafzimmer trug, um sich anzuziehen.

 

Der kleine Nudist war nicht verschwunden, als Spike die Größe verändert hatte und Angel machte schließlich ein Handtuch mit zwei Sicherheitsnadeln wie eine dunkelblaue Windel an Spike fest. Spike versuchte auch sie auszuziehen, aber da sie eng um seine Taille befestigt war, hielt ihn das davon ab, so wie es auch gewesen war, als er noch die Babygröße hatte.

 

Der beste Teil war jedoch, dass Spike aufgehört hatte zu weinen. Das fröhliche, geschwätzige Baby Spike war zurückgekehrt, nur größer, und Angel dankte den Mächten der Ewigkeit für den Aufschub. Wer auch immer sagte, dass Eltern sein einfach wäre, der log einem ins Gesicht.

 

Spikes Gelächter hallte durch den Flur, als Angel die Suite verließ. Der Brünette tat so, als würde er den Jungen in die Nase beißen, während er das Mann/Kind zum Aufzug trug. Sie betraten lächelnd die Halle des Hyperions, beide mit Vampirgesicht, und redeten Unsinn miteinander. Wesley und Cordelia waren die Einzigen in der Halle und der erstere war am Telefon.

 

„Spike ist ein bisschen zu dünn, um ein Sumo Ringer zu sein, Angel", sagte Cordelia, als Angel den Blonden auf den Boden setzte.

 

„Würdest du ihn lieber nackt sehen?", fragte Angel. Bei Cordelias Grinsen schüttelte er seinen Kopf. „Beantworte das nicht."

 

Cordelia holte den Korb mit Spielsachen unter dem Tresen hervor und verteilte ein paar davon in der Halle. Spike krabbelte dorthin, wo sie das Spielcenter hingelegt hatte und begann mit den Knöpfen und Glocken zu spielen. Dabei plapperte er fröhlich mit den Charakteren aus Cartoons, deren Aufkleber auf dem Spielzeug waren.

 

„Ich mag sein Haar", bemerkte Cordelia. „Der Wasserstoff-Look war so aus den frühen 80ern. Ich hoffe, dass er sie nicht wieder bleicht, wenn sein Verstand seinen oh-so-tollen Körper wieder eingeholt hat."

 

Angel warf ihr einen Blick zu.

 

„Das ist mein sieben Monate alter Sohn, den du da begaffst."

 

„Wenn du das so sagst, iiih, iiih, iiih."

 

Cordelia schüttelte sich und ging zurück an die Arbeit.

 

Wesley legte das Telefon auf und drehte sich zu Angel.

 

„Wir haben Glück. Willow hat mir mitgeteilt, dass sie einen von Glorys Gefolgsleuten gefangen haben, der sich in der Nähe der ehemaligen Behausung der Höllengöttin rumgetrieben hat."

 

„Und er hat enthüllt, was mit Spike passiert ist", vermutete Angel.

 

„Teilweise, ja", erwiderte Wesley. „Spike würde wie ein normaler Mensch bis nach der Pubertät wachsen, aber der Gefolgsmann kannte einen zweiteiligen Umkehrzauber. Und er hat einen Teil durchgeführt, damit sie ihn nicht töten würden. Laut Willow haben sie den zweiten Teil dagegen eingetauscht, dass er Sunnydale sicher verlassen kann."

 

Angel blickte zu dem jüngeren Vampir, der auf dem Boden spielte.

 

„Wie lange haben wir dann?“

 

„Ein paar Stunden", sagte Wesley. „Sie halten den Gefolgsmann fest, bis der Bus abfahren soll. Dann wird er den Zauber beenden und wir werden angerufen, um sicherzugehen, dass er geklappt hat, bevor sie ihn gehen lassen."

 

„Warum haben sie nicht früher angerufen, nachdem der erste Teil des Zaubers durchgeführt wurde?“

 

„Das haben sie", sagte Cordelia. „Da war eine Nachricht auf dem AB. Ich habe sie abgerufen, während Wesley zu dir nach oben gegangen ist."

 

Angel nickte und ging hinüber zu Spike. Spike blickte zu Angel hoch, lächelte breit und deutete auf ihn.

 

„Dada!", sagte er.

 

„Das ist richtig, Champ."

 

Angel gesellte sich zu dem jüngeren Vampir auf den Boden, zog Spike auf seinen Schoß und hielt das Spielcenter aufrecht vor sie. Angel küsste Spike auf den Hinterkopf, schloss seine Augen und hörte zum letzten Mal dem unschuldigen Lachen seines Sohnes zu.

 

 

*****

 

 

Angel schaffte es. Spike in ein paar Hosen zu stecken, als der Blonde eingeschlafen war. Es war seine normale Schlafenszeit und er schlief in Angels Bett, mit dem Hintern wie gewöhnlich in der Luft. Angel saß im Sessel neben dem Bett und sah ihm beim Schlafen zu.

 

Angel strich mit seinem Finger über Spikes Wangenknochen. Wesley war nach oben gekommen, um ihm zu sagen, dass der Zauber vollendet wäre, aber Angel weigerte sich, seinen Jungen zu stören. Das waren die letzten paar Momente, die er mit seinem Sohn haben würde und er wollte, dass sie noch länger andauerten.

 

„Ich liebe dich", flüsterte Angel und sein Herz brach. „Ich bin froh, dass, wer auch immer dafür verantwortlich ist, mir die Möglichkeit gegeben hat, ein Vater zu sein. Ich hätte um keinen besseren Sohn als dich bitten können. Sogar mit der ganzen Heulerei."

 

Angel schluckte und Tränen liefen ihm aus seinen goldenen Augen. Spike bewegte und streckte sich. Angel zog seine Hand weg. Als er spürte, dass er Blonde aufwachte, wischte er die Beweise weg, dass er selbst geweint hatte.

 

Gelbe Augen flatterten auf und waren für einen Moment trüb, bevor sie sich auf Angel konzentrierten. Ein Stirnrunzeln erschien zwischen Spikes Brauen und er grummelte:

 

„Was machst du denn hier, du Poof?“

 

„Eigentlich bist du in meinem Bett", erwiderte Angel schroff. „Ich habe nur gewartet, bis du auswachst. Und da du jetzt wach bist, werde ich gehen."

 

Angel erhob sich von seinem Sessel und ging schnell zur Tür, bevor er wieder in Tränen ausbrach. Dafür gab es später Zeit, wenn Spike weg war. Er musste Wesley sagen, dass der Zauber funktioniert hatte, damit der die Information an Willow weitergeben konnte.

 

„Dada?“

 

Angel erstarrte bei Spikes leisem Ruf mit seiner Hand auf den Knauf. Langsam drehte er sich um und sah zu Spike, der in der Tür zum Schlafzimmer lehnte. Der zerzauste Blonde trat von einem Fuß auf den anderen und seine geborgten Hosen drohten zu fallen.

 

„Danke für....“ Spike verstummte und er wedelte nervös mit seinen Händen. Er räusperte sich und traf entschlossen auf Angels goldenen Blick. „Du bist ein sehr guter Vater", erklärte er dann und verschwand schnell wieder im Schlafzimmer.

 

Angel war erstaunt. Unglaublich. Spike hatte sich daran erinnert, was passiert war, als er ein Baby gewesen war. Ein breites Lächeln erschien auf Angels Gesicht und er hüpfte regelrecht aus der Suite.

 

Sein Sohn hatte gesagt, dass er ein guter Vater war. Shanshu oder nicht. Es würde niemals etwas Lohnenderes geben als das.

 

 

THE END!!

 

 

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