Nice To Meet You, Pinocchio

 

 

Kapitel 1

 

„Das ist alles dein verdammter Fehler.“

 

Mein Fehler“, knurrte Angel Spike an. „Wie kann das mein Fehler sein, Mr. Lass-Uns-Die-Kiste-Öffnen-Obwohl-Deutlich-Drauf-Steht-‚Nicht-Öffnen’?“

 

„Wenn du nicht zurückgekommen wärst, dann hätte ich nicht mit dir unterwegs sein müssen“, knurrte Spike zurück. „Aber neeeeein. Mr. Ich-Liebe-Die-Jägerin-Also-Breche-Ich-Ihr-Herz musste nach Sunnyhell zurückkommen.“

 

„Was hat Buffy damit zu tun, dass du die Kiste geöffnet hast?“

 

„Alles!“, schrie Spike. „Du hast sie verlassen. Also blieb es an mir hängen, ihr den Rücken zu stärken. Du bist zurückgekommen und sie will dich nicht sehen. Also hängt es an mir, dir zu helfen und jetzt sind wir SECHS ZOLL GROSS.“ ( = 15,24 cm)

 

„Eigentlich bin ich sechs Zoll groß.“ Angel grinste. „Du bist einen halben Zoll kleiner.“

 

„Verpiss dich“, sagte Spike und starrte finster zu seinem Sire.

 

Die Nacht verlief nicht gut für die beiden Vampire. Angel war auf der Suche nach einer Reliquie nach Sunnydale zurückgekommen, die er im Kampf gegen einen gewissen Dämonen in Los Angeles benötigte. Da Buffy ihn nicht sehen wollte, war Spike einstimmig dazu auserwählt worden, seinem Sire zu helfen. Natürlich hatte die Jägerin die einzige Stimme gehabt, aber der blonde Vampir hatte die nervende Neigung entwickelt, sie nicht unglücklich sehen zu wollen.

 

Die beiden ehemaligen Feinde hatten seit über einem Jahr zusammen gearbeitet in ihrem Kampf, die Mächte der Dunkelheit zu bekämpfen, die sich Sunnydale näherten. Zunächst hatte Spike gezögert, sich da mit reinziehen zu lassen – außer dafür zu sorgen, dass Buffy nicht starb. Aber nach einer Weile war er immer mehr Teil in ihrem Leben und dem ihrer Freunde geworden, bis er ein Ehrenmitglied der ‚Slayerettes’ geworden war. Ein halb-böses Mitglied, aber trotzdem ein Mitglied. Und er war seitdem auf lächerliche Weise glücklich.

 

Bis heute Abend, als er dazu gezwungen wurde, dem Vampir zu helfen, der ihn nervös machte und ihn dazu brachte, seine selbstaufgestellte Regel, die guten Typen nicht zu töten’ brechen zu wollen. Er hatte im vergangenen Jahr mehrmals mit Angel zu tun gehabt, aber immer über Cordelia und immer nur für eine kurze Zeit. Er war glücklich, dass die Jägerin endlich wieder ihr Leben lebte, nachdem sein Sire ihr das Herz gebrochen hatte, aber es schmerzte sie immer noch ihn zu sehen und ließ ihr ‚was hätte sein können’ Syndrom wieder auftauchen. Er kannte das Gefühl.

 

Angel war auch nicht besonders glücklich, mit Spike zu arbeiten. Er hasste die Tatsache, dass sein Childe Buffy näher stand als er es je zuvor. Auch wenn es nur auf freundschaftlicher Ebene war, wie zwischen ihm und Cordelia, ärgerte es ihn trotzdem ohne Ende. Spike war derjenige, der sie hielt, wenn sie weinte, sie lächeln sah, ihr im Kampf zusah und für sie da war. Er war von Buffys Freunden akzeptiert worden, obwohl er keine Seele hatte, nur ein Gewissen und eine kräftige Dosis Erpressung gegen sich.

 

Das letzte Jahr war schwer gewesen für Angel. Er war in eine neue Stadt gezogen, hatte auf nächtlicher Basis für die Seelen der Menschen gekämpft, hatte sich mit einem nervigen Wächterdämon namens Doyle zusammengetan, ebenso wie mit einer genauso nervenden jungen Frau namens Cordelia, und er vermisste Buffy mit jeder Faser seines untoten Wesens. Um das ganze noch zu toppen, hatte er erfahren, dass Spike derjenige gewesen war, der seinen Platz eingenommen hatte, um Buffys Rücken zu stärken. Aber er konnte das Gefühl der Erleichterung nicht verleugnen, das ihn überkommen hatte. Er wusste, dass sein Childe Buffy mit seinem Leben beschützen würde. Weil er einfach dieser Typ Mann war – Dämon oder nicht.

 

Spike war jedoch immer noch ungeduldig und verdrießlich und hatte die Aufmerksamkeitsspanne eines Fünfjährigen. Als er die Kiste gesehen hatte, war sein erster Impuls gewesen, sie zu öffnen, obwohl die Warnungen leicht zu erkennen waren. Angel hatte versucht ihn zu stoppen, aber Spike von etwas abzuhalten war genauso, als wenn man Nein zu diesem Fünfjährigen gesagt hätte.  Er hätte geschmollt und gejammert und wäre äußerst lästig gewesen, bis ein Ja folgte oder er es trotzdem getan hätte.

 

Spike hatte es trotzdem getan und jetzt waren sie sechs Zoll groß.

 

Also genauer gesagt sechs Zoll und fünfeinhalb Zoll. Spike war schon immer kürzer gewesen.

 

„Anstatt darüber zu streiten, wessen Fehler es war“, sagte Angel und zwang sich selbst dazu, sich zu beruhigen. „Lass uns versuchen herauszufinden, wie wir wieder normal werden können.“

 

„Ich weiß, wessen Fehler es war - deiner“, bemerkte Spike. „Aber ich bin auch für den Teil mit dem wieder normal werden.“

 

Sie blickten beide hoch….und hoch….und hoch dorthin, wo die Kiste auf einem Steinsockel stand, der aus der Mauer der Gruft hervorragte. Dann sahen sie sich an.

 

„Wo ist Alice, wenn man sie braucht?“, meinte Angel.

 

„Ich habe mich auch schon gefragt, wo der weiße Hase ist“, erwiderte Spike. Er wandte seinen Blick wieder zu der Mauer vor ihnen. „Ich nehme an, wir können das verfluchte Ding hochklettern.“

 

„Aber was bringt das, wenn wir da oben sind?“, fragte Angel.

 

„Da könnten vielleicht sowas wie Gebrauchsanweisungen für die blöde Kiste sein“, antwortete der blonde Vampir.

 

„Du meinst dafür, wenn solche Idioten wie du sie öffnen?“, fragte Angel ironisch.

 

„Angel, fick dich selbst“, entgegnete Spike. „Oh warte, das ist alles, was du tun kannst, oder?“

 

Der beseelte Vampir schloss seine Augen und zählte bis Zehn. Dann hielt er sie weiter geschlossen und zählte noch einmal bis Zehn. Als er sie wieder öffnete, sah er, dass sich Spike auf den Weg nach oben gemacht hatte und dabei die Spalten in den Steinen als Hand- und Fußstützen benutzte.

 

„Dir ist klar, dass du, wenn du einmal da oben bist, auch wieder runter kommen musst?“

 

„Was du nicht sagst, Sherlock“, sagte Spike und bewegte sich weiter nach oben.

 

Mit einem Seufzen begann Angel ebenfalls die Wand hochzuklettern.

 

Glücklicherweise war ihnen die Vampirstärke erhalten geblieben, auch wenn sie auf die Größe von Zwergen geschrumpft waren. Sie manövrierten sich schnell von Spalte zu Spalte und kletterten die reine Außenwand der Gruft hinauf bis sie das Podest erreicht hatten. Sobald sie dort waren, hatte die Kiste die Größe eines Blockhauses mit einem halb abgenommenen Dach.

 

Die hölzerne Kiste ähnelte einem kleinen Kasten mit Metallhandgriffen und Scharnieren. Wörter waren in das dunkle Zedernholz geschnitzt worden. Sie waren vom Alter abgenutzt und verwittert. Der Deckel war hoch, da Spike ihn geöffnet hatte und das rote Licht, das von innen hervorgeschossen und beide Vampire umgeben hatte, war verschwinden.

 

Es gab mehrere Sprachen auf der Kiste und Angel konnte ein Bruchteil der Worte übersetzen. Die meisten bedeuteten ‚Bitte nicht öffnen‘.

 

„Das sieht nach mehreren Namen aus“, wies Angel hin und strich mit seinen Fingern über die Buchstaben. „Glooskap vielleicht? Und wahrscheinlich Sommer.“

 

„Die Königin der Lichtelfen?“, fragte Spike stirnrunzelnd. „Ich dachte, Glooskap hätte ein Elchfell und keine Kiste.“

 

Angel blickte Spike überrascht an.

 

„Du erkennst diesen Namen?“

 

„Du warst nicht der einzige, der gerne gelesen hat, Angelus“, erwiderte Spike.

 

„Ja, aber ich konnte länger als zehn Minuten still sitzen bleiben“, sagte Angel „Du nicht.“

 

„Weißt du, es ist ein langer Weg von hier nach unten“, sagte Spike und machte einen drohenden Schritt auf seinen Sire zu. „Und ich habe mich schon immer gefragt, ob du diese Art von ‚Engel‘ bist, der auch fliegen kann.“

 

Angel sah sein Childe kalt an.

 

„Willst du mir drohen?“

 

„Wie die Jägerin sagen würde…ach nee“, erwiderte Spike und rollte mit den Augen.

 

Angel versucht nicht zu lachen, er versuchte es wirklich, doch es passierte trotzdem. Hier waren sie, die beiden bösartigsten Vampire der letzten zwei Jahrhunderte, sechs Zoll groß, auf dem Podest neben der Kiste stehend, die sie geschrumpft hatte und verhielten sich wie Teenies. Es erinnerte ihn an alte Tage.

 

„Weshalb lachst du?“, fragte Spike mit verengten Augen.

 

„Du…ich….wir“, sagte Angel und wies um sie herum. „Sieh uns an. Ich fühle mich wie einer vom Kleinen Volk.“

 

„Du siehst auch aus wie eine Fee“, sagte Spike mit einem Grinsen.

 

„Du warst auch schon mal besser, Spike. Das war armselig“, sagte Angel. „Vielleicht ist dein Gehirn zu einem Nichts geschrumpft, als wir von dem Licht getroffen wurden.“

 

„Du bist aber ein richtiger Komiker heute.“ Spike starrte ihn finster an. Er begann die Schachtel wieder zu untersuchen. „Ich denke nicht, dass uns das noch etwas sagen wird.“

 

„Zumindest nicht ohne Übersetzung“, sagte Angel und kehrte zu ihrem Problem zurück. So war es früher zwischen ihnen gewesen. Sie hatten zusammen an etwas gearbeitet – gewöhnlicher weise an einem Plan für Gewalt und Tod – machten dann eine Pause um sich zu streiten und sich zu beschwatzen – und kehrten dann ohne Schwierigkeiten zu ihrer Aufgabe zurück. „Ich hasse es, das zu sagen, aber ich denke, dass wir hier im Moment festsitzen.“

 

Spike grummelte zustimmend und zog dann seine Zigaretten zum Vorschein, bevor er sich setzte. Er lehnte sich gegen die Kiste und machte eine an. Angel setzte sich einen Moment später zu ihm und die beiden saßen im kameradschaftlichen Schweigen beieinander, bis die Zigarette bis zum Filter runter gebrannt war.

 

„Und jetzt?“, fragte Spike, als er die Zigarette neben sich auf dem Stein ausdrückte.

 

„Wir haben eine Wahl“, entgegnete Angel, der während der Stille darüber nachgedacht hatte. „Wir können entweder hierbleiben, bis jemand nach uns suchen kommt…“

 

„Und niemand von uns hat jemandem gesagt, wohin wir gehen“, sagte Spike.

 

„….Oder wir können zu wem auch immer, der am nächsten wohnt, gehen auf der Suche nach Hilfe“, schloss Angel, der die Unterbrechung ignorierte.

 

„Also du kannst dir wahrscheinlich meine Antwort denken“, sagte der Blonde und stand auf. Er grinste auf Angel hinab. „Ich konnte sowieso nie mehr als zehn Minuten still sitzen bleiben.“

 

 

Kapitel 2

 

„Bei dem Tempo wird es Wochen dauern, bis wir da ankommen“, beschwerte sich Spike, während sie sich durch das Gras mühten.

 

Jeder Halm kam den beiden Vampiren wie ein Baum vor und sie mussten sich ihren Weg durch die grünen Fasern kämpfen.

 

„Wie weit denkst du, ist es bis Buffy Haus?“, fragte Angel, der zu der Erkenntnis gekommen war, dass ihr Haus am nächsten zu dem Friedhof lag, auf dem sie sich befanden.

 

„Ungefähr einen halben Kilometer“, erwiderte er.

 

„Ein Achtel von einer Meile.“ Angel seufzte. „Unsere Schritte sind ungefähr 2 Zoll, und es sind 5280 Fuß in einer Meile, was dann…“ Er rechnete schnell in seinem Kopf. „…. ungefähr 660 Fuß bis Buffys Haus sind. Multiplizier das mit zwölf und du hast….“

 

„Verdammte Kopfschmerzen“, knurrte Spike. „Jetzt halt die Klappe und geh weiter, du Idiot.“

 

Die gingen schweigend weiter, während Angel in seinem Kopf weiterrechnete. Er war gut darin geworden in dem Jahr, nachdem er aus der Hölle gekommen war. Es gab keine bessere Möglichkeit, eine Erektion loszuwerden, als Mathe.

 

„Sieben Stunden“, sagte Angel ein paar Minuten später.

 

„Was?“, fragte Spike und blickte über die Schulter zu seinem Sire.

 

„Auf dem kürzesten Weg sollten wir in ungefähr sieben Stunden bei Buffys Haus sein“, erwiderte er.

 

„Die Sonne wird in weniger als zwei Stunden aufgehen“, informierte ihn Spike.

 

„Also wird es dann ein wenig länger dauern“ Angel zuckte mit den Achseln.

 

Spike biss seine Zähne zusammen.

 

„Was nehmen wir als Unterschlupf, oh großer Mathematiker?“

 

„Steine vielleicht“, sagte Angel. „Ein Loch, ich weiß nicht. Wir werden anhalten, wenn wir etwas finden.“

 

„Bevor oder nachdem die Sonne uns in Mini Aschehäufchen verwandelt hat?“

 

 

*****

 

 

Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang schafften sie es, einen Unterschlupf in einem alten, umgestoßenen Blumentopf zu finden. Nachdem sie so viel Schmutz wie möglich rausgeschoben hatten, krabbelten die beiden Vampire über den Rasen in die Aushöhlung des verblassten Keramikteils. Müde, genervt und hungrig waren beide nicht sehr erfreut, solch ein enges Quartier zu teilen.

 

„Es ist ja nicht so, als hätten wir das vorher noch nie gemacht, Spike.“

 

Angel seufzte und versuchte, es sich auf dem Schmutz gemütlich zu machen. Spike half in der Angelegenheit überhaupt nicht. Der Blonde traf ihn immer wieder mit seinen Ellbogen oder trat ihn, während er sich hin und her warf, um eine gemütliche Position zu finden.

 

„Zuallererst ist das über verfluchte hundert Jahre her“, sagte Spike und warf sich auf seinen Rücken. „Zweitens waren wir beide so sauer um noch gerade sehen zu können, weil wir nach Hause wollten und drittens haben wir es damals wie sexhungrige Verrückte getrieben. Also halt den Rand und lass mich in Ruhe.“

 

Angel schaffte es, weitere fünf Sekunden von Spike Herumrackerei auszuhalten, bevor er knurrte:

 

„Halt still.“

 

„Verpiss dich“, erwiderte Spike.

 

Als Antwort drehte sich Angel auf seine Seite, packte Spike um seine Taille und zog den jüngeren Vampir mit Gewalt an sich.

 

„Lieg. Still. Und. Schlaf.“, stieß er heraus.

 

„Lass mich los, du Schwachkopf!“, knurrte Spike.

 

„Nein“, grollte Angel und hielt ihn fester.

 

„Ich werde dir wehtun“, bemerkte dieser.

 

„Tu es später“, sagte Angel zu Spike. „Jetzt -- SCHLAF.“

 

„Wichser.“

 

„Halt die Klappe, Spike.“

 

„Zwing mich doch.“

 

Angel schloss seine Augen und begann von hundert rückwärts zu zählen. Als er dreiundvierzig erreicht hatte, war Spike eingeschlafen. Der dunkelhaarige Vampir seufzte und lockerte den Griff. Dann drehte er sich auf seinen Rücken und ließ sich in friedlichen Schlummer fallen.

 

 

*****

 

 

Angel erwachte von dem Gefühl, dass jemand an ihn gepresst lag. Er öffnete seine Augen in Schlitzen und war überrascht, als er Spike entdeckte, der sich an ihn gekuschelt hatte. Sein blonder Kopf ruhte auf seiner Brust, ein Arm lag quer über seine Taille und sein Bein halb über Angels linkes Bein. Erinnerungen an Abende durchfluteten ihn, als er in exakt dieser Position erwacht war. Gewöhnlicherweise nach einer Nacht voller Sex. Und dieses Mal empfand er keine Reue oder Schuld in Verbindung mit diesen Gedanken. Er hielt still und ließ seine Gedanken nur in der Zeit zurückwandern, während Spike weiterschlief.

 

Er hatte Spaß gehabt mit dem blonden Mann neben sich, Nächte voller Lehrstunden und Spielen, in denen sie das unsterbliche Leben genossen hatten. Manchmal hatte er Spike mit Darla geteilt, zu anderen Zeiten hatte er sein Childe für sich behalten. Er war damals als Will bekannt gewesen, mit schulterlangen dunklen Haaren und leuchtenden blauen Augen, die immer noch jung und naiv gewesen waren.

 

Jahrzehntelang hatten die beiden mit der menschlichen Welt gespielt. Sicher, er hatte andere gehabt, die er erschaffen hatte, was er auch genoss, aber keiner von ihnen hatte es geschafft, seine Aufmerksamkeit so lange zu halten wie Will. Ob es wegen seiner Schönheit war, seinem Witz oder seinem Verstand, Angel hatte es nie gewusst. Und aus irgendeinem Grund hatte er es auch nie herausfinden wollen. Er war damit zufrieden gewesen, einen Gefährten zu haben, der ihm so gleich gewesen war, wie es jemand nur sein konnte.

 

Dann hatte eine junge Frau mit ihrer Reinheit und ihren Visionen seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Monatelang hatte er daran gearbeitet, ihren Verstand zu zerstören. Endlich hatte er sie verwandelt und er begann seine Zeit damit zu verbringen, ihr übersinnliches Talent zu fördern, während er sie auch lehrte, genauso bösartig zu sein wie er.

 

Er erinnerte sich daran, dass Will irgendwann in dieser Zeit zu Spike geworden war. Die Erinnerungen dieser Jahre konzentrierten sich jedoch mehr auf Drusilla. Er runzelte die Stirn und versuchte zu ergründen, warum das so war, aber Spike rührte sich und unterbrach seine Gedanken.

 

Angel stellte sich schlafend. Er wollte Spike die Gelegenheit geben, sich ohne Verlegenheit zu bewegen, aber er war auch neugierig, wie der Blonde reagieren würde.

 

Spike wurde sich langsam der Welt um sich herum bewusst. Der frühe Abend war eine extrem verletzbare Zeit für ihn, da er dann am unaufmerksamsten war. Sogar im Schlaf setzte seine Verteidigung bei der kleinsten Bedrohung ein, aber in diesen Minuten zwischen Bewusstlosigkeit und Erwachen war er besonders empfindlich.

 

Er brauchte einen Moment um festzustellen, dass er an jemanden gekuschelt war und sogar noch länger, bis ihm klar wurde, dass diese Person sein Sire war. Er erstarrte und versuchte herauszufinden, ob Angel wach war oder nicht. Da er sich nicht bewegte, entspannte sich Spike und gestattete sich, noch ein wenig länger zu dösen. Es war lange her, seitdem er sich das letzte Mal so wohl gefühlt hatte.

 

Irgendwann setzte er sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er blickte in die frühe Dämmerung hinaus und krabbelte dann über Angel und aus dem Blumentopf. Nachdem er eine Zigarette geraucht hatte, begann sein Gehirn wieder zu funktionieren und er war halbwegs verärgert über sein unbewusstes Verhalten. Er hatte sich vor langer Zeit selbst versprochen, nicht wieder in diese Position zu geraten. Nicht nach dem ganzen Schmerz, den er durchgemacht hatte.

 

Er schob seine Gedanken zur Seite, griff sich eine Handvoll Blumenerde und schleuderte diese auf den immer noch stillen Angel.

 

„Hey du Schwuchtel, aufstehen.“

 

 

*****

 

 

„Ich werde keine Fhmph-“

 

Spike war abrupt unterbrochen worden, als Angel seine Hand über seinen Mund legte.

 

„Halt den Mund“, zischte Angel. „Du wirst sie noch verscheuchen.“

 

Spike riss Angels Hand von seinem Mund und zischte dann zurück:

 

„Ich werde keine Fliege essen!“

 

„Blut ist Blut“, sagte Angel und hielt den Zahnstocher, den er gefunden hatte, wie einen Speer.

 

„Ja, aber Fliegen essen Scheiße und andere ekelige Sachen“, sagte Spike.

 

„Dann verhungere“, erwiderte Angel und umkreiste die Gegend, in der das Insekt gelandet war.

 

Die Fliege war für das sechs Zoll große Duo ungefähr so groß wie ein Schnauzer. Sie saß auf einem Grashalm und bewegte sich nicht. Angel dachte, dass ein Flügel verletzt war und sie deshalb nicht fliegen konnte. Er sah, dass Spike sein Gesicht verzog, dann aber das Insekt flankierte und sich ihm gegenüber aufstellte,  wie sie es in der Vergangenheit praktiziert hatten.

 

Sie griffen gleichzeitig an. Spike schoss nach vorne und schlug der Fliege auf die harten facettenreichen Augen, während Angel von hinten hervorsprang und mit seinem provisorischen Speer dahin stach, wo scheinbar der Nacken der Fliege war. Diese zitterte und versuchte abzuheben, aber Angel hielt sie fest und ein lautes hochgestochenes Heulen erfüllte die Luft.

 

Spike musste aus dem Weg springen, als die Fliege begann, etwas zu spucken. Ein unglücklicher Schuss traf seine Hand und er knurrte vor Schmerzen, als der säurehaltige Rest seine Haut verbrannte. Er steckte seine Hand in den Staub und benutzte ihn als Scheuermittel, um die schleimige Substanz zu entfernen.

 

Irgendwann hörte das Geräusch auf und die Fliege war ruhig. Angel blickte zu Spike hinüber und bemerkte seine schmerzerfüllte Grimasse.

 

„Bist du okay?“

 

„Ich bin okay“, knurrte Spike ihn an.

 

Angel seufzte und hob dann die Fliege mit seinem Zahnstocher wie ein Spieß hoch. Er ging hinüber und reichte ihn Spike, und bot damit seinem Childe das erste Blut an, wie er es getan hatte, als sie zusammen gejagt hatten.

 

„Das ist verdammt lächerlich“, grummelte Spike, nahm die Fliege und suchte nach einer weichen Stelle auf dem Körper.

 

„Was dachtest du denn, was wir machen würden? Den Menschen in den Knöchel beißen?“, fragte Angel spöttisch.

 

Spike blickte den dunkelhaarigen Vampir böse an, verwandelte sich dann und versenkte seine Zähne in das Insekt. Er wollte kindisch sein und es leertrinken, konnte sich dann aber zurückhalten – gerade noch.

 

Angel wartete geduldig und fragte sich, ob er noch einmal jagen müsste, als Spike sich zurückzog und ihm das Insekt hinhielt. Fast hätte er es nicht genommen, weil er zu fasziniert mit dem verschmierten Blut um den Mund seines Childes war. Er wurde von Erinnerungen überkommen, zusammen mit den körperlichen Reaktionen zu diesen Erinnerungen.

 

Er erinnerte sich an die Nächte, in denen Spike besonders grausam zu ihren Opfern war, sich in ihrem Blut suhlte, wenn er ihre Innereien herausriss oder mit seinen Fangzähnen in ihren Hals biss. Dann, direkt dort in der Gasse, oder wo auch immer sie das Opfer gefunden hatten, hatte Angel ihn sauber geleckt, bevor er Spike hart und schnell genommen hatte. Der jüngere Vampir hatte sich durch Angels Hand auf die raue Straße unter sich verströmt.

 

Angel wusste, dass er sich wegen dieser Zeiten schuldig fühlen sollte, aber in diesem Moment fühlte er nur ein intensives Verlangen. Er biss seine Zähne zusammen, nahm die Fliege und drehte sich von Spike weg.

 

Spike ließ sein menschliches Gesicht zurückkommen und hob eine Braue in Angels Richtung, als sein Sire sich von ihm abwandte. Er wischte sich abwesend mit seinem Ärmel über den Mund und gluckste leise vor sich hin bei dem Gedanken, dass der dunkelhaarige Vampir nicht wollte, dass er ihm beim trinken zusah. Sie hatten fast hundert Jahre zusammen gejagt, also war es nicht so, als hätte er es noch nie gesehen.

 

„Wie lange noch, was denkst du?“, fragte er, als Angel fertig war, die Fliege auf den Boden fallen ließ und seinen Zahnstocher herauszog.

 

„Ein paar Stunden noch“, erwiderte Angel. Er drehte sich um und wies in die Richtung, in die sie gehen würden. „Wir sollten bald an der Straße sein. Dort wird es leichter sein zu gehen, aber wir werden nicht mehr den Schutz haben.“

 

„Dann lass uns losgehen“, sagte Spike. „Je eher wir ankommen, umso eher kann ich den Geschmack von der Fliege aus meinem Mund bekommen.“

 

 

*****

 

 

„Ich hasse dich.“

 

„Was gibt es sonst noch neues?“, kommentierte Angel und blickte erst in die eine Richtung, dann in die andere der langen Straße, die sie überqueren mussten.

 

„Dieses Mal meine ich es“, sagte Spike. Angel rollte mit seinen Augen, als der Blonde fortfuhr: „Wenn du nicht wärst, dann wäre ich im Studentenwohnheim und würde den Simpson Marathon sehen, der vor zehn Minuten angefangen hat.“

 

„Die Simpsons?“, fragte Angel und grinste ihn an.

 

„Verpiss dich“, knurrte der. „Wenigstens mache ich andere Dinge als nur wie ein verlorenes Hündchen Trübsal zu blasen.“

 

„Und ich dachte schon, dass ich eher ein ausgewachsener Hund wäre“, sagte Angel. „Sollen wir? Oder würdest du lieber hier stehenbleiben und noch weiter jammern?“

 

„Ich würde lieber meine Hand deinen Hals runter schieben und deine Stimmbänder rausreißen“, sagte Spike zu ihm.

 

„Das kannst du später“, entgegnete er. „Jetzt überqueren wir die Straße.“

 

Angel begann die Überquerung mit schnellem Schritt, immer mit dem Blick auf der Suche nach Autos, die aus einer der beiden Richtungen kommen könnten. Er hörte Spike fluchen und dann den Widerhall von Schritten, als der Blonde ihn einholte. Sie hatten dreiviertel des Wegs geschafft, als ein Auto um die Ecke kam – auf der gleichen Straßenseite, auf der sie waren.

 

„Uh, Gel-Kopf, wir sind dabei Matsch zu werden“, sagte Spike.

 

Seine Blicke schossen herum, während er nach Sicherheit suchte.

 

„Ich sehe es“, erwiderte Angel und fluchte vor sich hin.

 

Er schätzte die Entfernung zwischen ihnen und der Bordsteinkante und blickte dann zu dem Auto, das sich ihnen mit schneller Geschwindigkeit näherte. Sie konnten es nicht schaffen. Sein Arm schoss hervor und er stoppte Spike.

 

„Bleib stehen. Warte bis wir sehen, wo der Reifen ist. Dann spring aus dem Weg.“

 

„Bloody Hell“, fluchte Spike und beobachtete, wie das Auto immer näher und näher kam. „Ich hasse dich.“

 

„JETZT!“, schrie Angel und sprang nach links -  dem Reifen aus dem Weg.

 

Das Auto fuhr ungefähr nur zwanzig Meilen die Stunde, aber für den sechs Zoll großen Vampir kam es so vor, als wäre es so schnell wie ein Flugzeug. Der Wind des Vehikels traf ihn voller Kraft und ließ ihn nach vorne fliegen. Er landete hart auf dem Bürgersteig, rutschte einige Zoll weiter – was ihm wie Meter vorkamen – und schürfte sich seine Handflächen auf und seine Knie unter den Hosen, die er trug.

 

Er schob sich selbst auf seine Füße und zuckte zusammen, als der Stoff seiner Hose über die Schürfwunden rieb. Er drehte sich um und sah Spike, der, seine Hand haltend, auf ihn zustakste und wie verrückt fluchte.

 

„Angel, du blödes, wichsendes, gottverdammtes Arschloch!“, brüllte Spike. „Ich werde dir jeden einzelnen verdammten Knochen in deinem Körper brechen, und dich dann in Weihwasser baden, bis deine ganze verfluchte Haut abfällt!“

 

„Was ist los?“, fragte Angel, ignorierte den Wutanfall seines Childes und konzentrierte sich auf seinen Arm.

 

„Er ist ausgekugelt, das ist los, du verdammter Idiot!“, schnaubte Spike. „Warum konntest du nicht einfach aus meinem verdammten Unleben weg bleiben!“

 

Angel streckte die Hand aus, um ihm zu helfen, aber Spike zuckte zurück.

 

„Willst du, dass es so bleibt oder nicht?“, fragte er und packte den Blonden fest an der Schulter.

 

„Au!“, schrie Spike. „Das tut verdammt noch mal weh!“

 

„Halt still“, sagte Angel und positionierte seine Hände. Mit einem heftigen Ruck kugelte er das Gelenk zu Spikes Knurren und Fluchen wieder ein. „Da, du großes Baby.“

 

„Verpiss dich“, spuckte der und stürmte davon.

 

Angel seufzte und rieb sich über seine Stirn. Er fragte sich, ob es immer noch Vatermord war, auch wenn Spike nicht sein Childe durch Geburt war.

 

 

Kapitel 3

 

Spike und Angel tauschten einen Blick aus und sahen dann wieder zur Türklingel hinauf. Sie hatten den restlichen Weg zum Haus der Summers schweigend zurückgelegt. Jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken, wie man wieder normal werden könnte, damit man den anderen loswerden konnte.

 

„Ich kann es schaffen“, sagte Spike selbstsicher und beäugte den Fensterrahmen.

 

„Ok“, sagte Angel, der wusste, dass der jüngere Vampir das einfach machen würde.

 

Er war von dem Duo immer derjenige, der ein Risiko eingegangen war, da er zuviel Energie hatte, um nicht solche extremen Dinge zu machen wie an Wänden hochzuklettern oder Miss Edith zu stehlen.

 

„Rutsch rüber“, wies Spike ihn an.

 

Als Angel dies tat, kletterte er auf die Schultern seines Sires und zog sich dann auf die niedrige Fensterbank. Er untersuchte den Rahmen, wo er wieder auf die Fensterscheibe traf, und begann dann schnell daran hochzuklettern, während er unsichtbare Halterungen für seine Zehen und Finger fand. Als er etwas höher als die Türklingel war, manövrierte er sich vorsichtig um den Rand des Rahmens zur Leiste hin. Auf den Zehen seines einen Fußes balancierend, hielt er sich mit seinen Fingern an nichtexistierenden Rissen fest. Dann zog er sein linkes Bein zurück und trat gegen die Türklingel.

 

Angel stand vor der Tür, darauf vorbereitet, in dem Moment hineinzurennen, in der sie sich öffnete. Dabei behielt er aber einen besorgten Blick auf Spike. Und das war der Grund, warum er die Katze nicht sah, bis sie auf die Veranda sprang und ihn angriff. Er stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, als scharfe Krallen an ihm kratzten, in seine Klamotten rissen und Kratzer auf seiner Haut hinterließen. Er hatte den Zahnstocher verloren, als das Auto über ihn hinweggerauscht war und er war sozusagen wehrlos gegen das Tier, das ihm so groß wie ein Haus vorkam.

 

„ANGELUS!“, schrie Spike, als er den Angriff der Katze sah.

 

Trotz seiner eigenen Sicherheit warf sich der jüngere Vampir sofort von der Wand und drehte sich in der Luft, als er sich auf die Katze stürzte. Er fiel direkt auf den Rücken der Katze, wobei ihm der Meter, den er gefallen war, eher wie ein Kilometer vorkam, als er auf ihr landete.

 

Die Katze kreischte laut und ihr Kopf kam herum, um die kleine Gestalt zu beißen, die sich an ihr Fell klammerte. Spike krabbelte den Rücken hoch und außer Reichweite der Zähne. Das Tier drehte sich im Kreis und versuchte ihn abzuwerfen, während sie laut zischte. Plötzlich setzte sie sich hin und hob ihr Hinterbein, um den winzigen Vampir abzukratzen.

 

Spike vergrub seinen Kopf in dem dicken Fell und zog seine Knie unter sich. Er machte sich zu einem möglichst kleinen Ziel. Der erste Schlag mit den Krallen ließ ihn fast zu Boden stürzen, aber er festigte seinen Griff. Er wollte Angel Zeit geben, um in Sicherheit zu gelangen.

 

Angel war gegen die Tür gedrückt, als sie sich öffnete und er fiel rückwärts auf den Parkettboden. Joyce stand dort und obwohl er hauptsächlich nur ihre Hosen und Schuhe sah, zwar er sich selbst auf seine Füße. Er taumelte auf sie zu, während sie begann die Katze zu verscheuchen. Dabei klang ihre Stimme wie ein Donnergrollen.

 

Spike kam es so vor, als wäre sein Rücken wund und blutend. Sein Ledermantel schützte ihn vor den Krallen der Katze, die ihn aufrissen, aber durch das wiederholte Kratzen grub sich die Krallen trotzdem in seine Haut. Mit einem Hieb hatte sie ihn hinten am Nacken getroffen und die Öle der Krallen tropften in seine Wunde und schickten Flammen voller Schmerzen durch sein System.

 

Joyce stieß plötzlich einen Schrei aus, als Angel seine Fingernägel in ihre Haut grub, die bei ihrem Schuh sichtbar war. Er sprang wieder aus dem Weg, als sie mit ihren Fuß wackelte und schrie, als sie nach unten sah:

 

„JOYCE! JOYCE! HIER UNTEN! JOYCE!“

 

„Oh mein Gott“, keuchte Joyce, als sie die kleine Person sah, die mit den Armen in der Luft wedelte. Sie hockte sich hin, bereit zurückzuspringen, falls sie sie angriff. Dann keuchte sie erneut, als sie erkannte, wer es war. „Angel?“

 

„Ja, ich bin’s!“, schrie er weiter. „Holen Sie Spike!“

 

„Angel, ich kann Sie nicht hören“, sagte Joyce. „Die Katze ist zu….oh Gott. Ist Buffy bei Ihnen?“

 

Sie bewegte sich auf ihren Knien vorwärts, packte die Katze um ihre Mitte und zog sie ins Haus. Diese zischte und schlug nach ihr, aber Joyce hielt sie fest, als sie nach draußen blickte in der Hoffnung, nicht den übel zugerichteten Körper ihrer Tochter zu sehen.

 

Spike spürte plötzlich, dass er hochgehoben wurde, und dass die Kratzerei stoppte. Er hob seinen Kopf und bemerkte, dass er von Pink umgeben war. Er folgerte schnell, dass jemand die Katze festhielt und er benutzte die Gelegenheit, um von dem Tier runterzukommen. Er schob sich auf seine Füße und sprang in Richtung des Parkettbodens, den er sah.

 

Angel zuckte zusammen, als Spike auf dem Boden auftraf, da sein Körper dabei ein hartes Klatschen erzeugte. Er rannte zu seiner Seite, beugte sich über den bewusstlosen Blonden und untersuchte ihn nach ernsthaften Verletzungen.

 

„Spike, wach auf“, sagte er.

 

Seine Hand war blutverschmiert, als er über Spikes Nacken strich.

 

Joyce blickte nach unten und sah den sechs Zoll großen Angel, der bei Spike kniete.

 

„Ist Buffy bei euch?“, fragte sie erneut und hielt die Katze immer noch fest.

 

Angel blickte zu der donnernden Stimme hoch und schüttelte seinen Kopf. Er deutete auf sich und Spike und zeigte damit an, dass es nur sie beide wären, während er das gleiche schrie. Sie musste es verstanden haben, denn sie schmiss die Katze aus der Tür und machte sich dann daran sie zu schließen. Angel stand auf und zog Spike von Eingang weg, damit sie es konnte.

 

„Toll und was jetzt?“, fragte sich Joyce selbst. „Ok, tief einatmen. Angel und Spike haben die Größe von ‘Borgern‘“. Spike sieht verletzt aus. Zuerst sollte sich sie vom Boden holen, damit ich nicht auf sie trete. Dann werde ich Buffy anrufen, und wenn ich sie nicht erreiche, Rupert.“

 

Angel hörte Joyce sprechen, aber er war zu sehr damit beschäftigt, Spike aufzuwecken, um ihr zuzuhören. Eine scheinbare Ewigkeit später gab der Blonde ein Stöhnen von sich.

 

„Das hat Spaß gemacht“, brummelte Spike, als er wieder zu Bewusstsein kam. Er riss seine Augen auf und sah Angel, der besorgt zu ihm runter blickte. Er warf seinem Sire ein schiefes Grinsen zu und ignorierte den pochenden Schmerz in seinem Körper. „Hi Poopsy, hast du mich vermisst?“

 

Angel wusste nicht, ob er Spike küssen oder erwürgen sollte.

 

„Soviel dazu seelenlos zu sein“, erwiderte er. „Warum hast du das getan?“

 

„Warum sollte ich nicht?“, sagte er, stöhnte dann aber, als er sich mit Angels Hilfe aufsetzte. „Bloody Hell, das schmerzt wie zu trocken rammeln'.“

 

Ein leuchtendgrüner Aktendeckel tauchte neben ihnen auf dem Boden auf und beide Vampire erschraken. Ihr schmerzerfülltes Stöhnen hallte ihnen bei der plötzlichen Bewegung entgegen. Angel blickte zu Joyce hoch, die ein Ende des Aktendeckels hielt, und nickte verstehend.

 

„Alle auf den Aktendeckel“, sagte er und half Spike auf die Beine.

 

„Weißt du, was ich jetzt brauchen könnte?“, fragte Spike auf dem Weg zum Aktendeckel, den er halb selber ging und halb gezogen wurde. „Einen netten Hippie. LSD durchzogenes Blut würde diese Hölle viel netter machen.“

 

„Ich werde was bestellen“, witzelte Angel trocken.

 

Der Aktendeckel wurde vorsichtig hochgehoben, nachdem er und Spike sich gesetzt hatten, und sie wurden in die Küche getragen.

 

„Warum kommst du nicht mit mir, kleines Mädchen, auf einen magischen Flug mit dem Teppich“, sang Spike schief vor sich hin. Er zuckte zusammen, als ein schmerzhafter Stich durch in zog. „Fuck.“

 

„Wir sind fast da“, sagte Angel zu ihm und sah nach seinen eigenen Verletzungen.

 

Die Kratzer waren nicht tief und bluteten kaum. Mit etwas Ruhe und Blut würden sie im Nullkommanix geheilt sein. Nachdem er aber auf den Nacken von Spike blickte, war er besorgt, dass es bei seinem Childe einiges länger dauern würde.

 

Der Aktendeckel wurde vorsichtig auf der Oberfläche der Kücheninsel abgestellt. Joyce holte den Erste-Hilfe-Kasten, der auf dem Kühlschrank gestanden hatte, und stellte ihn ebenfalls dort ab.

 

„Ich weiß nicht, ob das helfen wird“, sagte sie und öffnete den Kasten.

 

Angel stand auf und ging zum Kasten hinüber. Die Seite davon war hüfthoch. Er blickte auf die großen Gegenstände darin und kratzte sich am Kopf. Er fragte sich, wie er sie benutzen sollte.

 

„Denkst du, du kannst warten, bis du behandelt werden kannst?“, fragte er Spike.

 

„Es macht mir nichts aus, zu Tode zu bluten“, erwiderte Spike sarkastisch und presste sich seine Hand hinten auf seinen Nacken.

 

Joyce wählte währenddessen die Nummer zu Buffys Zimmer im Studentenwohnheim und wartete darauf, dass ihre Tochter dran ging.

 

„Hallo?“, sagte Buffy, als sie den Hören abgenommen hatte.

 

„Buffy?“

 

„Mom, was gibt’s?“, fragte Buffy.

 

„Es gibt ein….kleines Problem“, entgegnete Joyce und blickte zu den beiden Vampiren. „Sehr klein.“

 

 

Kapitel 4

 

„Hast du es jemals vermisst, ein Spiegelbild zu haben?“, fragte Spike und berührte die Oberfläche des Spiegels vor sich.

 

Er und Angel waren in Buffys Zimmer gebracht worden, sobald die Jägerin angekommen war und sie standen auf der Kommode und warteten auf ihre Rückkehr.

 

„Ich denke, ich habe niemals wirklich darüber nachgedacht“, erwiderte Angel und studierte das bandagierte Profil von Spike.

 

„Einmal – vor ungefähr vierzig Jahren“, begann Spike und wanderte mit seinen Fingern über das Glas. „Drusilla und ich waren draußen auf der Jagd und wir kamen dann zu dieser Tanzschule. Sie hatte die Musik gehört, die aus den offenen Fenstern kam und hat gesagt, dass sie sie rufen würde.“

 

Angel beobachtete, wie der Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht seines Childes auftauchte bei der Erinnerung.

 

„Es war ein öffentliches Gebäude, also konnten wir reingehen“, fuhr Spike fort. „Das war das erste Mal, dass ich mir wirklich ein Spiegelbild gewünscht habe.“

 

„Was ist passiert?“, fragte Angel neugierig.

 

„Es gab einen langen Spiegel, der ging über die ganze Länge des Raumes. Und einige Paare in dem Raum tanzten davor. Oh Gott, Angel, ihre Bewegungen waren so….erotisch, wie die Spiegelbilder sie imitierten….“ Er brach ab und starrte blind in den Spiegel, wo sein Spiegelbild hätte sein sollen.

 

Spike schüttelte seine Erinnerungen ab und grinste Angel an.

 

„Jedenfalls haben wir die Leute dann getötet und zu der Musik des Grammophons getanzt bis die Platte am Ende war. Dann sind wir gegangen.“

 

Angel rollte mit den Augen als Buffy den Raum betrat. Sie trug einen weißen Kassettenrecorder aus Plastik und ein Mikrofon. Sie stellte ihn neben die beiden auf die Kommode und machte ihn an.

 

„Das sollte klappen“, sagte sie.

 

„Jägerin, von der Größe aus, hast du gewusst, dass du wirklich große Tmmmpsh-“, begann Spike in das Mikrofon zu sagen, wurde aber zum zweiten Mal an diesem Abend von Angels Hand unterbrochen.

 

„Du klingst wie Micky Maus“, sagte Buffy und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, während sie den winzigen Vampir böse anstarrte.

 

„Tut mir Leid, Buffy“, sprach Angel in das Mikro und wischte sich seine Hand an seiner Hose ab, da Spike daran geleckt hatte. „Du kannst uns aber verstehen, oder?“

 

„Ja“, entgegnete sie, grinste dann aber. „Gott, das ist so seltsam. Ihr beiden seid winzig!“

 

„Spikes Fehler“, sagte Angel.

 

„Ist es nicht“, grollte Spike.

 

„Wer hat die Kiste geöffnet?“

 

„Wer ist zurück nach Sunnyhell gekommen?“

 

„Wer kann seine Impulse nicht kontrollieren?“

 

„Wer hat mich gemacht?“

 

„Genug ihr beiden!“, bemerkte Buffy. „Was denkt ihr, wie ich euch wieder un-geschrumpft bekomme, wenn ihr euch nur weiter darüber streitet, wessen Fehler es ist?“

 

„Es ist sein Fehler“, grummelte Spike.

 

„Spike, halt den Mund“, sagte Buffy. „Angel, sag mir was passiert ist.“

 

„Der Intelligenzbolzen hier.“ Der dunkelhaarige Vampir gestikulierte zu Spike. Spike starrte ihn finster an, sagte aber nichts. „Hat eine Kiste geöffnet, die er nicht öffnen sollte. Wir sind von einem rötlichen Licht getroffen worden und waren dann sechs Zoll groß.“

 

„Wo war das?“, fragte sie.

 

„Clearview Friedhof“, erwiderte Angel. „In einem der Mausoleen.“

 

„Ok, ich werde nachsehen, ob ich sie finden kann“, sagte Buffy. „Aber in der Zwischenzeit, die Sonne wird bald aufgehen.“

 

„Und ich habe Hunger“, bemerkte Spike. „Alles war ich hatte war Fliege.“

 

„Ähm, iih“, sagte sie. “Das ist eklig.“

 

„Sag das zu Jeff Goldblum hier“, meinte der blonde Vampir und zeigte zu Angel.

 

„Du musstest nicht….egal.“ Angel seufzte. „Buffy, wenn du etwas Blut für uns holen könntest und etwas findest, das klein genug ist, um es da reinzutun…“

 

„Kein Problem“, entgegnete sie. „Und ich denke, ich habe den perfekten Ort für euch für den Tag.“

 

 

*****

 

 

„Die Wände sind lila“, bemerkte Spike. „Der Teppich ist pink und der Bettüberzug ist gold. Welchem Farbschema versuchte die Jägerin hier zu folgen?“

 

Angel warf Spike einen seltsamen Blick zu.

 

„Wann bist du denn zu Martha Stewart geworden?“

 

„Geh und such dir selbst ein Zimmer, Peaches“, sagte Spike zu ihm. „Das ist meins.“

 

Buffy hatte tatsächlich den perfekten Ort für die sechs Zoll großen Vampire gefunden – ihr altes Puppenhaus. Sie hatte es vom Dachboden runtergetragen, es schnell sauber gemacht und die Möbel rausgesucht. Dann hatte sie es in ihrem Zimmer auf ihr Bett gestellt. Eine Decke über die Vorderseite blockierte jeden Sonnenstrahl, der durch die verschlossenen Vorhänge kommen könnte.

 

Das Puppenhaus selbst war riesig mit drei Etagen und einer Veranda rundherum. Auf der Hauptetage gab es eine Küche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer und ein Büro. Auf der zweiten Etage befanden sich drei Schlafzimmer und ein unechtes Badezimmer. Und die dritte Etage bestand aus einem großen, offenen Raum. Das Haus war komplett mit Teppich, Möbel und Lichter eingerichtet, die mit einem alten Zug Trafo funktionierten.

 

Die Jägerin war vor kurzem gegangen und hatte versprochen, mit Blut und ein paar anderen Dingen zurückzukommen. Beide Vampire waren erschöpft, da ihr langer Weg und die vielen Verletzungen ihren Tribut forderten. Angel ging müde in ein anderes Schlafzimmer und zog sich bis auf seine Boxershorts aus. Dann legte er sich auf das Doppelbett. Er war glücklich, dass es für ein Puppenhaus Möbelstück ziemlich bequem war.

 

Er verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf und seine Gedanken wanderten zu der Katze, und zu dem, was Spike gesagt hatte.

 

„Was meinte er mit ‚warum sollte ich nicht?’“, sagte Angel vor sich hin.

 

Im anderen Schlafzimmer war Spike in einer ähnlichen Position, obwohl er anders herum auf dem Bett lag und seine Füße gegen die Wand über dem Kopfteil stützte. Der goldene Bettüberzug war über seinen Schoß drapiert. Er wollte der Jägerin nichts zu sehen geben, wenn sie zurückkam. Sechs Zoll oder nicht, er konnte immer noch nicht als ‚klein’ angesehen werden.

 

Während er da lag, gingen ihm Bilder durch den Kopf, wie die Katze seinen Sire angegriffen hatte, und er fühlte sich angespannt und unbehaglich. Er hasste es, wenn seine Gefühle seine Kontrolle außer Kraft setzte und er dann Dinge tat oder sagte, die nicht bekannt werden sollten. Es war schlimm genug, dass durch die Jägerin seine Anspannung in ihrer Gegenwart oder der ihrer Freunde nachgelassen hatte. Oder die Tatsache, dass sie da gewesen war, als er zusammengebrochen war und wie ein Baby wegen Drusilla geheult hatte. Aber dann hatte sie sich von ihm vermöbeln lassen und er hatte sich besser gefühlt.

 

Er konnte jedoch nicht einfach ins andere Schlagzimmer gehen und seinen Sire zusammenschlagen. Wenigstens nicht, während sein Kopf pochte und sein Körper so schmerzte. Stattdessen saß er hier mit dem Wissen fest, dass er nach seinen Gefühlen gehandelt hatte, die lange im tiefsten Winkel seines Herzens vergraben waren. Er hatte Angel diese Gefühle sozusagen gestanden.

 

„Bloody Hell“, fluchte er leise und legte einen Arm über seine Augen.

 

Er konnte nur hoffen, dass der dunkelhaarige Vampir es am nächsten Abend vergessen hatte.

 

 

*****

 

 

Angel brach in Gelächter aus und fiel auf den Stuhl am Küchentisch, als er Spike sah. Da sie nicht wussten, wie lange sie noch geschrumpft sein würden, hatte Buffy ihnen ein paar Puppenklamotten gekauft, damit sie sich umziehen konnten. Die Klamotten saßen bei Angel ein bisschen locker, aber bei Spikes hagerer und kürzerer Gestalt schwammen sie regelrecht.

 

„Halt die Klappe und hilf mir, du Blödmann“, knurrte Spike ihn an, der die Hosenbeine seiner zu langen Hose hochzog, als er in den Raum schlurfte.

 

Wenigstens war sein Gürtel mit ihm geschrumpft, was der einzige Grund dafür war, dass die Hose da blieb, wo sie hingehörte.

 

Angel presste seine Lippen zusammen und versuchte das Lachen auf Kosten seines Childes zu unterdrücken. Er stand auf und wies auf den Stuhl, den er freigemacht hatte.

 

„Kletter da rauf“, wies er ihn an, kicherte aber dann. „Und stolper nicht.“

 

„Wichser“, grollte der Blonde und kletterte dann auf den Stuhl.

 

Er starrte finster auf Angels Kopf hinab, als sich der ältere Vampir hinhockte und begann, seine Hosenbeine hochzukrempeln. Er hatte es selbst versucht, aber nach drei frustrierenden Minuten hatte er sich überlegt, dass Angel ihm helfen sollte, da es ja Angels Fehler war, dass sie sechs Zoll groß waren.

 

„Hat die Jägerin gesagt, ob sie die Kiste gefunden hat?“

 

„Ja“, entgegnete Angel. „Rupert versucht die Inschrift zu übersetzen.“

 

„Ich frage mich, ob Riley hilft“, sagte Spike laut nachdenkend.

 

„Wer?“, fragte Angel und sah zu Spike hoch.

 

Ein Grinsen tauchte auf dem Gesicht des jüngeren Vampirs auf.

 

„Du kennst Riley nicht? Er ist sozusagen Buffys neuer Beau.“

 

Angel spannte sich an und richtete seinen Blick wieder auf seine Aufgabe.

 

„Wirklich? Wie ist er denn?“

 

„Er ist wirklich….klasse“, erwiderte Spike und kicherte innerlich über das Unbehagen seines Sires. „Ich erwarte jedoch immer, dass Jimmy Olsen um die Ecke gerannt kommt.“

 

„Solange sie glücklich ist.“ Angel zuckte mit den Achseln. „Das ist alles, was mich interessiert.“

 

„Mann, du verdammter Scheißkerl“, sagte Spike und sprang vom Stuhl, sobald Angel aufgestanden war. Er blickte zu seinem Sire hoch. „Bist du wirklich solch ein gefühlloser Bastard? Oh warte, ich weiß die verdammte Antwort darauf schon.“

 

„Woah, Spike.“ Angel hob defensiv seine Hände. „Woher kommt denn die Feindseligkeit?“

 

„Das finde verdammt noch mal selber raus“, sagte Spike, stolzierte aus dem Raum und die Treppe hinauf nach oben.

 

„Junge, da hat aber jemand eine SCHLECHTE Laune heute!“, rief Angel ihm hinterher.

 

„VERPISS DICH!“

 

 

*****

 

 

Spike war auf das Dach des Puppenhauses geklettert, da er so weit wie möglich von seinem Sire entfernt sein wollte. Er hatte es wieder getan, hatte seinen Emotionen erlaubt, ihn zu kontrollieren und hatte am Ende Dinge gesagt, die er nicht sagen wollte. Die erzwungene Zweisamkeit, auch wenn es nur zwei Nächte gewesen waren, ging ihm ganz schön nah. Er wünschte wirklich, dass Angel zurück nach Los Angeles gehen würde.

 

„Hi..äh…Spike“, grüßte Buffys laute Stimme, als sie in ihr Zimmer kam und nachdem sie festgestellt hatte, welcher Vampir es war. „Wie passen die Klamotten?“

 

„Schwimmend“, erwiderte Spike trocken.

 

Natürlich konnte sie ihn nicht hören, da das Mikrofon auf der anderen Seite des Raumes war.

 

„Ich bin nur gekommen um euch zu sagen, dass wir bis jetzt noch kein Glück hatten“, sagte sie und ging zur Hinterseite des Puppenhauses. „Und um euch etwas zu essen zu bringen und etwas zur Unterhaltung.“ Sie öffnete eine Papiertüte und zog einen 3 Zoll hohen Behälter mit Blut raus, gefolgt von ein paar winzigen Büchlein, die sie in die Küche legte.

 

„Danke Buffy“, sagte Angel aus dem Haus heraus, obwohl sie ihn nicht hören konnte.

 

„Also, ich kann nicht bleiben“, sagte sie und öffnete das Gefäß mit dem Blut. „Patrouille und das alles. Ich sehe morgen früh nach euch.“

 

Spike gluckste, als die Jägerin ihm ein Lächeln zuwarf, dann hüpfte sie aus dem Zimmer. Er wusste genau, warum sie nicht geblieben war. Sie hatte ein Date mit Riley und sie wollte nicht in Angels Nähe sein, in Zwergengröße oder nicht. So sehr er den Möchtegern Clark Kent auch töten wollte, ihn mit Buffy zusammen zu wissen, während sein Sire hier war, war einfach zu süß, um es sich entgehen zu lassen.

 

Er rutschte an der Decke runter und landete sanft auf dem Bett. Dann ging er zur Hinterseite des Puppenhauses. Er benutzte den Stuhl, den er vorher hinausgestellt hatte, ging wieder hinein und durch das Esszimmer in die Küche.

 

„Die Jägerin hat ein Date“, sagte er fröhlich, nahm sich eine winzigkleine Tasse und tauchte sie in den Behälter mit Blut.

 

„Willst du, dass ich schreie oder wüte oder grüble oder weine?“, fragte Angel, bevor er von seinem eigenen Blut trank.

 

„Du könntest wenigstens etwas machen“, grummelte Spike. „Du verhältst dich so, als wäre es dir egal, dass ein anderer Kerl Anspruch auf dein Mädchen erhebt.“

 

„Das ist es ja“, sagte Angel. „Sie ist nicht mehr mein Mädchen.“

 

Er stellte seine Tasse ab, nahm sich eines von den winzigen Büchern und zog sich dann ins Wohnzimmer zurück.

 

„Also das hat jetzt keinen Spaß gemacht“, schmollte Spike.

 

Er hatte gehofft, seinem Sire eine Reaktion zu entlocken, doch alles war er bekommen hatte war Akzeptanz. Genauso verhielt er sich, wenn Drusilla ihm gegenüber erwähnt wurde. Mit einem Seufzer füllte er seine und Angels Tasse wieder nach, suchte sich ein Buch raus und wanderte ins Wohnzimmer.

 

Angel blickte von seinem Buch hoch, welches er las, als Spike den Raum betrat. Der Raum wurde durch das bereitgestellte Licht von dem Trafo in ein fröhliches Leuchten getaucht – ganz im Gegensatz zu seinen düsteren Gedanken. Trotz seiner gegenteiligen Worte wäre er ziemlich glücklich, wenn er rausgehen und Riley bei lebendigem Leib häuten könnte, weil er Buffy anfasste. Aber das würde er nicht, denn es musste vorbei sein zwischen ihnen.

 

„Hier“, sagte Spike und hielt ihm die Tasse hin.

 

Angel nahm sie mit einem fragenden Heben seiner Augenbraue, woraufhin der jüngere Vampir nur mit den Achseln zuckte. Spike stellte seine eigene Tasse auf den Boden und streckte sich dann auf dem Bauch aus. Sein Kinn war auf eine Hand gestützt, als er das zwei Zoll große Buch öffnete.

 

„Sechs, fünf, vier, drei….“, zählte Angel in seinen nicht vorhandenen Bart und beobachtete sein Childe. „…zwei, eins.“

 

Er grinste, als – wie auf Stichwort – Spikes nackte Füße wie bei einem kleinen Kind nach oben in die Luft schwangen. Eine weitere Sekunde später verschränkte der jüngere Vampir sein Fußgelenk hinter dem anderen und begann leicht mit ihnen zu wippen. Das einzige, das noch fehlte…..

 

„’Erfolg ist eine Reise, kein Reiseziel – dort hinzukommen ist der halbe Spaß.’ Das ist die verdammte Wahrheit.“

 

….. Spike, der leise vorlas und dann kommentierte, was er gelesen hatte.

 

Viele, viele Nächte waren genauso verbracht worden mit Angel, der auf einem Stuhl sitzend die Zeitung las und den Gesellschaftsteil nach neuen Jagdaussichten durchsuchte, und Spike, der vor ihm auf den Boden ausgestreckt lag. Wenn es regnete und sie drinnen geblieben waren, las Angel eines der Bücher, die man normalerweise in den Häuser finden würde, die sie von den ehemaligen Besitzern ‚geerbt‘ hatten. Der jüngere Vampir würde ungefähr fünf bis zehn Minuten still sitzen, dann würde er darauf drängen, etwas anderes zu machen. Wenn es regnete, dann beinhaltete das ‚etwas andere’ meistens keine Kleidung.

 

„’Man kann das Böse in sich selbst nicht besiegen, indem man sich dagegen sträubt…sondern indem man dessen Kraft in andere Formen wandelt’“, las Spike leise. „’Die Kraft, die sich selbst als Böses ausdrückt, ist die gleiche Kraft, die sich im Guten ausdrückt. Und deshalb kann die eine in die andere wandeln.’.“ Er schüttelte seinen Kopf und blätterte die Seite um. „Typisch.“

 

Angel lachte schnaubend bei Spikes Kommentar. Der Blonde sah zu ihm hoch und er zuckte mit den Achseln.

 

„Tut mir Leid. Du klingst wie Buffy.“

 

„Oh Gott, bloß das nicht“, beschwerte sich Spike. „Es ist schlimm genug, dass du wie ein verdammter Amerikaner klingst. Ich will nicht auch noch zu einem werden.“

 

„Ah Will, ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird“, sagte Angel und schlüpfte in seinen irischen Akzent.

 

Spike starrte ihn einen Moment mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an. Dann drehte er sich wieder zu seinem Buch zurück – ohne einen Kommentar darüber, wie schlecht Angels Akzent über die Jahre geworden war, weil er ihn nicht benutzte. Verwirrt blieb Angel still und studierte den jüngeren Vampir.

 

Spike schloss einen Moment seine Augen und schob diesen verdammten Gefühle erneut zur Seite. Erinnerungen suchten sich einen Weg in seinen Kopf, ohne zu Wissen, dass sie genau die gleichen waren, wie Angel sie vor ein paar Minuten gehabt hatte. Es war dieser Akzent gewesen, der das ausgelöst hatte, so schlecht er auch war. Er hatte sich vormachen können, dass die Dinge nicht genauso gewesen waren, bis Angel in seinem irischen Akzent gesprochen hatte. Leise vor sich her knurrend, blätterte er eine Seite in dem Buch um und zwang sich dazu zu lesen.

 

„’Wir sind emotional verletzt – aber meistens nicht durch andere Menschen oder durch das, was sie sagen oder nicht sagen – sondern durch unsere eigene Haltung und unsere Resonanz’“, las er. „Verdammte und zur Hölle, du weißt ja gar nicht, wovon du verflucht noch mal sprichst!“

 

Spike knallte das Buch zu und krabbelte auf seine Füße. Er sah zu Angel, knurrte „Ich hasse dich!“ und stürmte dann aus dem Raum.

 

Angel saß da, verblüfft durch Spikes Ausbruch.

 

„Was zur Hölle war das?“

 

 

Kapitel 5

 

Angel betrat das Schlafzimmer, das Spike für sich beansprucht hatte, mit einem Stirnrunzeln. Der blonde Vampir saß halbwegs auf dem Fensterbrett des abgedeckten Fensters und spielte mit einer nicht angezündeten Zigarette.

 

„Spike, würdest du mir mal sagen, was dir für eine Laus über die Leber gelaufen ist?“, fragte er.

 

„Geh weg“, sagte Spike deutlich.

 

„Nein“, sagte Angel, ging zu Spike und griff nach seinen Schultern.

 

Sein Plan war es gewesen, dass sein Childe sich ihm stellen würde, doch hatte er keine gewalttätige Reaktion erwartet.

 

Spike erhob sich vom Fensterbrett, als er sich umdrehte und seine Faust landete auf Angels Kinn. Der dunkelhaarige Vampir taumelte zurück. Die Überraschung war auf seinem Gesicht deutlich zu erkennen. Wütend wegen der Ahnungslosigkeit seines Sires und wegen seinem eigenen Benehmen, griff Spike erneut an.

 

Sein linkes Bein schoss nach vorne und schob Angel weiter in die Mitte des Raumes. Dann warf er sich auf seinen Sire. Er packte ihn an der Vorderseite seines Shirts und schlug heftig in Angels Gesicht. Er wollte es gerade wiederholen, als der ältere Vampir ihn wegschob. Mit einem Knurren schoss seine Faust erneut nach vorne und zielte auf Angels Körpermitte. Angel blockte ihn und schlug dann selber zu und traf Spike am Kinn.

 

Mit diesem Treffer explodierte alter Schmerz und Wut in Spike und seine Augen funkelten gelb als er ein lautes Knurren ausstieß. Er warf sich auf Angel und warf seinen Sire zu Boden. Kratzen und Beißen hatten die Schläge abgelöst in der animalischen Rage, die ihn überkommen hatte.

 

Angel wehrte sich. Sein eigenes Gesicht hatte sich in das von seinem Dämon verwandelt und das Puppenhaus war erfüllt von den Geräuschen von zwei wilden Kreaturen der Nacht, die nichts zurückhielten. Kleidung wurde zerrissen, Haut zerkratzt und der Geruch von Blut durchdrang die Luft, als der Schmerz und die Wut, die so lange ein Teil von Spike gewesen waren, schließlich zum Vorschein kamen.

 

Angel bekam schließlich Oberwasser und drückte Spike gegen den blutbefleckten Teppich. Sein Knie war hart gegen den Rücken seines Childes gedrückt und Spikes Arm war in einem scharfen Winkel nach hinten gezogen. Sein Ellbogen drückte in den Nacken des jüngeren Vampirs und drückte sein Gesicht auf den Boden.

 

Für einen Moment war es still im Raum und das hinterließ ein ungutes Gefühl bei Angel. Er suchte fieberhaft nach etwas, was die Stille vertreiben konnte, als etwas anderes genau das tat.

 

Der Klang von Weinen.

 

Angel ließ Spike los und setzte sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck auf seinem menschlichen Gesicht zurück. Er hatte erwartet, dass Spike sich in der Sekunde bewegen würde, in der er ihn losgelassen hatte, aber der jüngere Vampir blieb weiter mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen. Zögerlich streckte Angel die Hand aus und legte sie auf Spikes Rücken.

 

„Spike?“

 

„Ich hasse dich“, entgegnete Spike.

 

Er schob seine Hände unter sich und schob sich selbst auf die Füße. Tränen liefen seine Wangen hinab und seine Augen reflektierten die Jahre seines vergrabenen Schmerzes.

 

Angel erhob sich ebenfalls.

 

„Ich weiß, dass du mich hasst, Spike“, sagte er. „Aber alles was ich sagen kann, ist, dass mir all das Leid tut, was ich getan habe, als ich keine Seele-“

 

„Verdammt, du blöder verdammter Bastard!“, unterbrach in Spike und seine Stimme brach von den Tränen. „Kapierst du es nicht?!“

 

„Du hasst mich“, sagte Angel verwirrt. „Ich weiß nicht, warum so-“

 

„ICH HASSE DICH, WEIL ICH DICH VERFLUCHT NOCH MAL GELIEBT HABE!!!“

 

Die Stille, die nun folgte, war ohrenbetäubend. Angel war schockiert. Er starrte Spike mit großen Augen an, sich des Blutes nicht bewusst, das an der Seite seines Gesichtes hinuntertropfte. Keiner von beiden bewegte sich, als die Sekunden langsam vergingen. Dann begann Spike zu sprechen. Seine Stimme war heiser und voller Schmerzen.

 

„Du warst alles für mich, Angelus“, sagte er und kümmerte sich nicht um seine Tränen. „Fünfzig Jahre lang warst du mein Freund und mein Partner, mein Geliebter und mein Lehrer. Dann hast du Drusilla gefunden und mich wie Müll zur Seite geschoben.“

 

„Spike, ohne meine Seele konnte ich nicht liebe-“, begann Angel.

 

„Blödsinn!“, rief Spike aus. „Das. Ist. Verdammter. Blödsinn.“ Er piekste mit jedem Wort gegen Angels Brust. „Ich bin genauso ein Dämon wie du. Genauso wie Drusilla und Darla und wage es nicht zu behaupten, dass keine von ihnen dich geliebt hat.“

 

„Du hast Recht“, sagte Angel leise nach einem Moment.

 

„Habe ich?“, fragte Spike und sah ihn dann finster an. „Verdammt richtig, das habe ich.“

 

Angel drehte sich um, ging zum Bett hinüber und setzte sich.

 

„Ich hasse es, dir das zu sagen, Spike, aber ohne meine Seele war ich ein gefühlloses Arschloch.“

 

„Da wirst du keine Widerworte von mir hören“, stimmte Spike zu.

 

Der dunkelhaarige Vampir seufzte und schüttelte seinen Kopf. Die Emotionen mochten vielleicht hochgekocht sein, aber der Vampir, der auf der anderen Seite des Raumes stand, war immer noch Spike.

 

„Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe.“

 

„Als wenn es dich interessiert“, sagte Spike und rieb sich mit seiner blutverschmierten Hand über das Gesicht, um seine Tränen wegzuwischen.

 

„Das ist das idiotische daran. Es interessiert mich“, sagte Angel zu ihm. „Weißt du, wie oft ich in den letzten zwei Nächten an uns beide in der Vergangenheit gedacht habe?“

 

„Sehe ich wie ein Gedankenleser aus?“, erwiderte Spike.

 

Angel stand auf und ging zu Spike hinüber.

 

„Also die Antwort lautet sehr oft. Wie du auf dem Boden liegst und liest, die gemeinsame Jagd, vom gemeinsamen Aufwachen, wenn du an mich gekuschelt bist.“ Er hob seine Hand und wollte das Gesicht des Blonden berühren, aber Spike zuckte zurück. „Halt still. Du hast Blut an deiner Wange.“

 

„Ich würde ja sagen ‚was du nicht sagst’, aber dann würde du mich beschuldigen, dass ich zu einem verdammten--“

 

Die Worte des jüngeren Vampirs wurden unterbrochen, als Angel sich nach vorne lehnte und seine Lippen auf die von Spike drückte.

 

Es war ein einfacher Kuss. Nur das sanfte Aufeinandertreffen von zwei Mündern. Angel trat nach einem kurzen Moment zur Seite und ließ seine Hand an seiner Seite fallen.

 

„Nur so nebenbei bemerkt, du warst für mich gleichberechtigt“, sagte er leise, drehte sich dann um und verließ den Raum.

 

 

*****

 

 

Bei dem leisen Klopfen gegen den Türrahmen hob Angel seinen Kopf von dem Buch, das er gerade las. Er hatte sich in das Schlafzimmer zurückgezogen, das er für sich ausgesucht hatte, und hatte seine Wunden mit dem kleinen Vorrat versorgt, den Buffy für sie vorbereitet hatte. Sie hatte sich wahrscheinlich schon gedacht, dass es zu einer Prügelei kommen würde und würde wahrscheinlich selbstzufrieden sein, weil sie Recht gehabt hatte.

 

„Könntest du….“ Spike verstummte und wechselte von einem nackten Fuß auf den anderen, während er die besagten Verbände in der Hand hielt.

 

„Sicher“, erwiderte Angel, verschloss sein Buch und legte es auf den Boden. Spike kam rüber und setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes. „Tut es weh?“

 

„Ja“, antwortete Spike und reichte ihm die Verbände. „Ich wusste nicht, dass Schafe so scharfe Zähne hatten.“

 

„Oh, jetzt bin ich ein Schaf, oder wie?“, meinte Angel und wischte vorsichtig über die heilenden Wunden auf dem nackten Rücken seines Childes. „Und was macht dich das? Eine Kuh?“

 

„Ha bloody ha“, erwiderte dieser.

 

Angel versorgte schweigend Spikes Rücken und wies ihn dann an: „Dreh dich um.“ Als er es tat, schüttelte der dunkelhaarige Vampir seinen Kopf und beäugte die Mischung aus Bisswunden und Kratzern, von denen welche unterhalb von Spikes Nacken waren. „Das wird nicht klappen. Leg dich hin.“

 

Spike hob seine Braue.

 

„Willst du mich anmachen?“

 

„Leg dich einfach hin“, knurrte Angel und stand auf.

 

Spike legte sich auf die winzigen Kissen zurück und Angel setzte sich auf den Kopfteil des Bettes. Vorsichtig begann er die Wunden wieder zu versorgen.

 

„Angelus?“

 

Angel legte seinen Kopf zur Seite bei der Benutzung seines vollen Namens und blickte Spike fragend an.

 

„Ja, Spike?“

 

„Wie ist es eigentlich eine Seele zu haben?“, fragte Spike und blickte zur Decke hoch.

 

„Es….also….ist beschissen“, erwiderte Angel. Spike sah ihn überrascht an. „Nicht dass ich sie weg haben will“, fügte er schnell hinzu. „Aber es ist eine Menge Schuld, die man mit sich rumträgt. Manchmal will ich nur nach draußen gehen und die Sonne aufgehen sehen, damit die schlimmen Erinnerungen aufhören.“

 

„Warum machst du es nicht?“, fragte Spike neugierig.

 

„Gab’s schon, hab ich schon, es hat geschneit“, antwortete Angel. Bei dem verwirrten Blick des Blonden fügte er hinzu „Frag nicht.“ Er hob Spikes Kinn an, um an die Schnitte an seinem Nacken zu kommen. „Eine Seele zu haben wäre nicht halb so schlecht, wenn da nicht diese verdammte Glücksklausel dran hängen würde.“

 

„Wenn es dieses elendige Ding nicht geben würde, dann wärst du immer noch zwischen den Beinen der Jägerin und Dru und ich hätten unser Happy End“, sagte Spike.

 

„Nur wenn wir euch nicht getötet hätten“, entgegnete Angel mit einem selbstgefälligen Grinsen.

 

„Als wenn das jemals passiert wäre.“ Spike grinste genauso zurück. „Wir waren deine Familie.“

 

„Ich habe Darla getötet“, sagte Angel. „Ich hätte keine Probleme, dich oder Drusilla zu töten.“

 

Spike streckte seine Hand aus.

 

„Schön dich kennenzulernen, Pinocchio.“

 

Angel rollte mit den Augen und ein halbes Lächeln zog über seine Lippen.

 

„Ich weiß nicht, warum ich dich jetzt nicht schon wegen diesem jämmerlichen Witz töten sollte“

 

„Du magst mich“, erwiderte Spike mit einem frechen Grinsen.

 

„Ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis, Spike“, meinte Angel. „Niemand mag dich.“

 

„Aah! Du pfählst mich mit deinen Worten.“

 

Spike hielt sich auf dramatische Weise seine Brust.

 

„Hat deine Mutter auf den Kopf fallen lassen, als du ein Baby warst?“, fragte Angel und beobachtete seine Theatralik.

 

„Wahrscheinlich war's ein Dropkick“, antwortete er  „Aber von fallen lassen weiß ich nix.“

 

„Ich wollte nur mal fragen“, meinte Angel. „Jetzt halt still oder ich fessele dich ans Bett.“

 

„Versprochen?“, fragte Spike.

 

Mit dem Wort änderte sich die stichelnde Atmosphäre. Angel traf auf Spikes Blick. Seine Hand schwebte über der blassen Brust des anderen Vampires und er fragte:

 

„Soll ich?“

 

Spike schob sich mit einem Arm hoch und unterbrach dabei nie den Augenkontakt, während seine andere Hand hinter Angels Nacken wanderte. Er sagte nichts, als er seine Augen schloss und seine Lippen auf die seines Sires drückte. Nur noch einmal wollte er fühlen wie es war, den Mann zu küssen, der die wichtigste Person in seinem Leben gewesen war.

 

Langsam brachte er Angels Zunge dazu, mit seiner zu spielen und genoss den Geschmack des Blutes, das er vorher getrunken hatte. Seine Hand wanderte in das Haar seines Sires und er fühlte, dass auch Angels Hand seinen Hinterkopf bedeckte und Spike an sich drückte. Der Geruch von Erregung begann den Raum zu füllen, zusammen mit dem Geruch, der jedem dieser Männer so eigen war.

 

Spike löste sich ohne Eile von ihm, wie der Kuss auch begonnen hatte. Angel traf seinen Blick mit einer Frage und einer eigenen Einladung, doch Spike schüttelte seinen Kopf.

 

„Wir hassen uns, weißt du noch?“, sagte Spike leise und seine Lippen verzogen sich.

 

„Ich habe dich nie gehasst, Spike“, sagte Angel zu ihm. „Ich wollte dich vielleicht zu manchen Zeiten mit Pflöcken ans Kreuz nageln, aber ich habe dich nie gehasst.“

 

Der blonde Vampir gluckste und ließ Angel los, um sich wieder auf das Bett zurückzulegen.

 

„Mach fertig, Schwester. Ich bin müde und will ins Bett gehen.“

 

Angel schüttelte seinen Kopf und versorgte ihn weiter. Als er fertig war, war Spike tief und fest eingeschlafen. Er sammelte seine restlichen Vorräte ein und stand auf um den Raum zu verlassen. Dann blieb er jedoch in der Tür stehen. Er drehte sich um und sah einen Moment lang zu dem schlafenden Vampir auf dem Bett zurück. Dann sagte er leise:

 

„Ich könnte dich jetzt jedoch ganz leicht lieben.“

 

 

Kapitel 6

 

„Glaubst du, das klappt?“, fragte Spike Angel.

 

Angel zuckte mit den Achseln.

 

„Deine Einschätzung ist so gut wie meine.“

 

Die beiden sechs Zoll großen Vampire standen auf dem Bett, nachdem Buffy das Puppenhaus entfernt hatte und warteten darauf, dass Giles anfangen würde. Sie hatten sich wieder ihre eigenen Klamotten angezogen, die nur ein wenig schwerer zu tragen waren und hofften beide, dass sie in ein paar Minuten wieder normal wären.

 

„Klasse, dann werden wir für immer so festsitzen.“

 

„Sieh es von der guten Seite“, sagte Angel. „Buffy hat eine Menge Fliegen auf ihrem Fensterbrett.“

 

„Buffy, wenn du jetzt bitte helfen würdest“, wies Giles sie an und stellte die Kiste vorsichtig neben die Vampire auf die Seite.

 

Buffy nickte und trat vom Bett weg. Sie hielt eine dünne Schnur in der Hand, die mit dem Deckel der Kiste verbunden war. Giles trat ebenfalls zurück.

 

„Wenn du bereit bist“, sagte er dann.

 

Buffy zog an der Schnur bis sich die Kiste öffnete und Angel und Spike in ein rötliches Licht einhüllte. Giles sagte laut einen Zauberspruch auf und das Licht wurde zu einem leuchtenden Blau. Die Jägerin und ihr Wächter schlossen ihre Augen.

 

Als sie sie wieder öffneten, standen Angel und Spike in voller Größe auf dem Bett.

 

Spike schrie, sprang vom Bett, griff nach Buffy und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange.

 

„Danke, Luv!“

 

„Oh Gott, ich habe Spike Viren“, sagte Buffy und tat so, als müsste sie sich übergeben.

 

„Oh nein, keine Spike Viren!“, rief Spike mit hoher Stimme aus und kitzelte sie. Buffy kreischte auf und rannte aus dem Raum. Der blonde Vampir war ihr direkt auf den Fersen und rief: „Meine Viren haben Fangzähne und wollen dein Blut aussaugen!“

 

Angel kletterte vom Bett und schüttelte seinen Kopf.

 

„Sind die immer so?“, fragte er Giles.

 

„Nein“, sagte Giles zu ihm, während er die Kiste verschloss und die Schnur um sie wickelte. „Sie sind gewöhnlicher weise schlimmer.“

 

„Ich habe Mitleid mit Ihnen“, sagte Angel. „Ich musste mich mit Spikes jugendlichen Possen ungefähr hundert Jahre rumschlagen, aber zwei von der Sorte zu haben….“

 

„Ja, also i-ich habe eine ziemlich hohe Lebensversicherung für mich abgeschlossen“, sagte Giles. Angel sah ihn fragend an. „Diesen beiden ist es vorherbestimmt mich in ein frühes Grab zu bringen. Wenn sie alle zusammenkommen, dann bringe ich die Schaufel mit. Nur für den Fall.“

 

Die beiden gingen nach unten und gesellten sich draußen zu Buffy und Spike. Der blonde Vampir rauchte eine Zigarette und die Jägerin gestikulierte lebhaft, während sie sprach.

 

„…. und wir sind zu diesem neuen Café gegangen drüben beim Campus. Du weißt schon, das mit den Baby Bäumen?“, sagte Buffy gerade.

 

„Ich denke, die werden Bonsai Bäume genannt, Pet“, bemerkte Spike.

 

„Bonsai, Baby. Mr. Miyagi ist das egal“, erwiderte Buffy. Sie erblickte Giles und Angel. „Richtig Giles?“

 

„Äh…ja. Was?“, sagte Giles.

 

„Egal“, sagte Buffy. Sie sah zu Angel. „Ich denke, da du wieder groß bist, wirst du wieder nach LA zurückgehen?“

 

Angel nickte.

 

„Sobald ich dieses Relikt gefunden habe“, antwortete er.

 

„Spike wird dir helfen“, sagte Buffy. „Noch einmal.“

 

„Werde ich?“, fragte Spike und sah sie mit großen Augen an.

 

„Wirst du“, erwiderte sie.

 

„Bloody Hell, Luv. Es ist schlimm genug, dass ich den Simpsons Marathon verpasst habe, jetzt zwingst du mich dazu, dass ich auch den von Underdog verpasse?“, jammerte Spike.

 

„Bye Spike, bye Angel“, sagte Buffy nachdrücklich und drehte sich dann zu Giles. „Lassen Sie uns gehen, Giles. Ich will nichts von dem Marathon verpassen.“

 

Giles lächelte Angel kurz zu, dann gestattete er Buffy, ihn zu seinem Auto zu ziehen. Innerhalb einer Minute zockelte der uralte Citroen die Straße hinunter und keuchte und schnaufte alle paar Meter.

 

„Komm schon, du Idiot“, sagte Spike zu Angel. „Und pass auf, dass wir dieses Mal nicht geschrumpft werden.“

 

Ich soll aufpassen?“, sagte Angel und schloss sich Spike an. „Ich scheine mich aber erinnern zu können, dass du derjenige warst, der die Kiste aufgemacht hat.“

 

„Ja, aber wenn du nicht nach Sunnyhell zurückgekommen wärst, dann hätte ich die verfluchte Kiste auch nicht gefunden“, erwiderte Spike. „Und folglich wären wir auch nicht auf sechs Zoll geschrumpft worden.“

 

„Du warst nicht sechs Zoll groß“, sagte Angel mit einem süffisanten Grinsen zu ihm. „Du warst nur fünfeinhalb.“

 

„Angel?“

 

„Was?“

 

„Verpiss dich.“

 

 

The End

 

 

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