Sweet William

 

 

 

Kapitel 16

 

Die Krypta sah für Spike anders aus als sie sich näherten und er blieb kurz davor stehen und starrte auf das dunkle Mausoleum in der strahlenden Mittagssonne. Sein Heim für über zwei Jahre sah jetzt anders aus, da die üblichen Schatten die beide Seiten umsäumten, wo sie von den strahlenden Sonnenstrahlen beschienen wurden. Es sah aus wie das, was es war. Ein Grab. Ein letzter Ruheort für die Toten. Es hatte ihn nie gestört, hier zu leben. Bis jetzt. Das leise Klopfen seines Herzens erinnerte ihn ständig daran, was er jetzt war. Ein Mensch. Nicht länger ein Mitglied der lebenden Toten. Er atmete tief ein und inhalierte den Geruch der Blumen, die die Gräber säumten, über die er täglich gegangen war und sah sich seine Umgebung in einem anderen Licht an. Als Buffy ihre Hand auf seinen Arm legte, drehte er seinen Kopf zu ihr und lächelte, als sie zu ihm aufsah.

 

"Geht es dir gut?", fragte sie.

 

"Ja. Ist nur irgendwie seltsam, während des Tags darauf zu schauen", sagte er zu ihr, bevor er seine Schultern streckte, nach ihrer Hand griff und auf die Krypta zuging.

 

Die Tür quietschte in den Türangeln und zum ersten Mal erschauerte er bei dem Geräusch. Es fühlte sich an als würde er das stören, was auch immer da drin wäre. Er wusste, dass da nichts war. Er hatte die vorigen Bewohner vor langer Zeit vor die Tür gesetzt, aber er trat so leise wie möglich ein.

 

Buffy kam nach ihm hinein und lächelte ihn an, als er sich zu ihr umdrehte. Er hatte sich seltsam verhalten, seit sie die Veranda verlassen hatten. Sie wusste, dass ihn das alles wahrscheinlich ausflippen ließ. Und wie konnte es das nicht? Er hatte die letzten hundert plus Jahre damit verbracht, nur im Dunkeln zu existieren und wurde jetzt ins Licht geworfen. Die Tatsache alleine war wahrscheinlich verängstigend auf eine Weise, die sie nicht verstehen konnte.

 

Er ging zu der Tür, die zur unteren Ebene führte und sie beobachtete, wie er verschwand. Dann seufzte sie und ging zu dem kleinen Kühlschrank, der in der Ecke stand. Obwohl sie die Tatsache hasste, dass er rauchte, hatte er sich darüber beschwert, dass er den ganzen Morgen keine Zigarette gehabt hatte. Mit schon fast der Dauer einer Werbesendung hatte sie versucht, ihn davon abzubringen, da er seine Lungen jetzt gesund brauchte. Sie blieb aber ohne Erfolg, da er nicht einen Zentimeter zurückgewichen war. Seine Nerven lagen blank, hatte er es so redegewandt ausgedrückt und heftig seufzend griff sie nach der Zigarettenschachtel, die auf dem Kühlschrank lag.

 

Spike betrat den unteren Bereich der Krypta. Und zum ersten Mal, seit dem er seinen brandneuen Herzschlag bekommen hatte, vermisste er sein besseres Sehvermögen. Es war so dunkel, dass er kaum die Hand vor seinen Augen sehen konnte. Sein Sehvermögen war als Mensch nicht das beste gewesen und es schien, als wäre das wieder der Fall. Nicht das er jemandem von dieser Information erzählen würde. Wieder zu William werden war nichts, worauf er sich freute.

 

Er wartete darauf, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bevor er langsam durch die dunkle Höhle zu seiner Kommode ging, worin er seine Kleidung aufbewahrte. Er tastete in seiner Hosentasche nach seinem Feuerzeug und zündete dann die einzelne Kerze an, die darauf stand. Nachdem er die oberste Schublade geöffnet hatte und den Inhalt begutachtete, wurde ihm klar, dass er nicht sicher wusste, wie viele Klamotten er brauchen würde. Also griff er einfach nach allem, was er fassen bekam und warf sie auf die Kommode. Er konnte Buffy oben hören und beschleunigte seine Aufgabe, die Kommode auszuräumen. Als er sich umdrehen wollte, beleuchtete hinter ihm ein kleines, flackerndes Licht die Höhle.

 

"Nun, was haben wir denn hier?"

 

Spike erstarrte bei dem Klang der Stimme und sein Herzschlag wurde sofort schneller. Er verfluchte das verräterische Ding, das in seiner Brust klopfte. Dann streckte er seinen Rücken und drehte sich langsam um.

 

"Du hast es dir gemütlich gemacht, wie ich sehe", sagte er, als er in das lächelnde Gesicht von Xander blickte.

 

"Nicht, dass ich es genieße aber es gibt schlimmeres", sagte Xander. "Außerdem hat es schon Vorteile, wenn dein Mittagessen einfach so zur Vordertür rein kommt."

 

Spike starrte in die bernsteinfarbenen Augen vor sich und sein Herzschlag wurde, wenn es möglich war, noch schneller. Er wusste nur allzu gut, was in Xanders Kopf vorging, als er ihn anstarrte. Er konnte es in seinen Augen sehen und wusste, dass das der Teil sein würde, den Xander lieben würde. Er hatte es immer. Es gab keinen Menschen, denen er begegnet war, die sich nicht zu einem gewissen Punkt gewehrt hatten. Und er hatte das genossen. Er hatte sich genauso danach gesehnt, wie nach dem Blut. Und als er Xander ansah, konnte er das Brennen in seinen Augen sehen. Er wartete.

 

"Du weißt doch, dass der Klang von all dem Blut, das durch deine Adern fließt, sich wie Musik anhört, oder?", fragte Xander und lachte dann. "Natürlich tust du das."

 

Spike atmete tief ein und langsam wieder aus, während er Xander anstarrte. Der Dämon vor ihm sah erfreut aus. Das Gelb in seinen Augen schien zu glühen und Spike wappnete sich für das, was kommen würde.

 

 

*****

 

 

Buffy blickte sich noch einmal im Raum um, bevor sie Spikes Sachen auf den Sarkophag legte. Für jemand, der mehr als hundert Jahre existierte, hatte er nicht allzuviel vorzuweisen. Ein paar Bücher hier und da und das war es. Sie sah zu der Falltür und ging darauf zu, als sie ein lautes Knurren hörte und ein Sturz, der dem folgte. Ihr Herz blieb beinahe stehen, bevor sie zu der Falltür rannte und runtersprang.

 

Das Kerzenlicht flackerte in der dunklen Höhle. Und obwohl da nur wenig Licht war, konnte sie genug sehen um zu wissen, wo der Angreifer war. Sie rannte ohne weiter nachzudenken los als sie sah, dass Spike vom Boden hochgehoben wurde.

 

Der Aufprall gegen die Steinwand, gegen die Xander ihn geworfen hatte, ließ ihm ein schmerzhaftes Grunzen entweichen, als sein Körper mit ihr in Berührung kam. Spike konnte nicht glauben, wie schwach er war. Kein Wunder, dass die Menschen so einfach gestorben waren. Er blickte auf, als Xander erneut nach ihm griff und ihn auf seine Füße hob. Sein Kämpfen war nutzlos, egal wie hart er es auch versuchte. Und als er die scharfen Fangzähne sah, die Xander entblößte, hätte er fast gelacht bei dem Gedanken, wieder auf diese Weise zu sterben.

 

Buffy zog einen Pflock aus ihrer Jackentasche und rannte, als Spike vom Boden gehoben wurde. Es schien, als liefe es in Zeitlupe ab, als sie durch den Raum lief und das Knurren der Kreatur, die Spike angriff, von den Wänden hallte. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie hinter ihnen ihren Pflock hob und den Arm nach unten schwang. Ein lautes Knurren vibrierte durch ihren Körper, als der Vampir seinen Körper umdrehte. Die Zeit schien sich zu einem Schneckentempo zu verlangsamen und schließlich stehenzubleiben. Als die gelben Augen von Xander auf Buffys trafen, stockte ihr der Atem. Er ließ Spike fallen und drehte sich zu ihr.

 

 

*****

 

 

"Okay", sagte Giles und sah über die Notizen, die er hingekritzelt hatte. "Der Originalzauber war dafür da, um die wahre Natur von jemandem zu zeigen. Wieso das mit dem zum Menschen werden von Spike gleichgesetzt werden kann, ist immer noch fragwürdig. Aber da Xander dadurch beeinträchtigt wurde, muss die Dinge scheinbar etwas beeinflusst haben. Was auch immer er gesagt hat, muss das Ergebnis beeinträchtigt haben."

 

"Wahre Natur?", fragte Dawn von den Treppen. "Nun, Spike war einmal ein Mensch. Es mag genauso einfach sein, wie das Entfernen des Dämons. Die Menschlichkeit wäre seine wahre Natur."

 

Alle starrten sie mit leicht geweiteten Augen an. Schließlich lächelte Willow.

 

"Seht euch unsere kleine Dawnie an", strahlte sie. "Sie ist ein Scoobie!"

 

Dawn errötete ein wenig und blickte dann zu ihren Füßen.

 

"Nun, ich kann mitarbeiten, wenn ihr mich nicht die ganze Zeit wie ein Kind behandeln würdet."

 

"Das meinen wir nicht so", sagte Willow zu ihr, als ihr Lächeln wankte.

 

"Ich weiß", lächelte Dawn. "Gewohnheiten sind schwer zu brechen."

 

"Genau", lächelte Willow.

 

Giles zog sich seine Brille aus, bevor er nach seinem Notizblock griff und über die Notizen sah.

 

"Okay, nehmen wir an, dass Dawns Theorie korrekt ist", sagte er und blickte zu ihr. "Dann würde es Sinn machen, dass Spike wieder ein Mensch wurde. Aber warum sollte Xander zu einem Vampir werden? Wenn die wahre Natur das Endresultat ist, dann macht das nicht den geringsten Sinn."

 

Dawn zappelte herum, als die anderen anfingen zu reden, hauptsächlich zu sich selbst. Dann rutschte sie näher an den Tisch. Sie setzte sich leise hin und blickte alle an, als sie nachdachte. Wie würde der Zauber aus Xander ein Monster machen und die gegenteilige Auswirkung auf Spike haben? Wenn die wahre Natur das Endresultat war, dann müsste Xander das Monster sein als Ergebnis, Spike zu dem, was Xander jetzt war, verändern zu wollen. Richtig? Die anderen anblickend, rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her, bevor sie sich räusperte. Sie lächelte, als Willow sich umdrehte und sie ansah.

 

"Hast du etwas hinzuzufügen, Dawn?", fragte Willow.

 

Dawns Lächeln wurde breiter, bevor sie sich auf ihrem Platz aufsetzte.

 

"Nun ich habe gedacht, dass äh - wir alle wissen, wie sehr Xander Spike hasst."

 

"Ja", sagte Willow. "Aber was hat das mit allem zu tun?"

 

"Hass ist eine Kreatur für sich allein", sagte Anya leise.

 

Alle drehten sich um und sahen sie an. Giles blickte auf seine Notizen runter. Dann lächelte er traurig.

 

"Xanders Hass für Spike hat es verursacht. Er wurde zu dem, was er am meisten hasste."

 

 

*****

 

 

"Xander?"

 

Xander grinste, bevor er sich zu seiner vollen Größe streckte.

 

"Nicht getroffen, Jägerin."

 

Buffy Mund stand weit auf, als sie den anstarrte, der einst ihr Freund gewesen war. Sie beobachtete ihn, als er einen Schritt auf sie zu machte. Und seit längerer Zeit, als sie sich erinnern konnte, trat sie wirklich zurück.

 

"Xander nicht."

 

"Oder was?", fragte Xander.

 

Buffys atmete in schnellen, kurzen Zügen, als sie Xander anstarrte. Sie blickte kurz zu Spike und richtete sich auf als sie sah, dass es ihm gut ging. Sie blickte wieder zu Xander, hob ihren Pflock und atmete tief ein.

 

"Du weißt genau was, Xander. Zwing mich nicht, dich zu töten."

 

Xander warf den Kopf zurück und lachte, bevor der Schmerz in seiner Schulter ihm ein leises Knurren entweichen ließ. Er versteifte sich, als er über seine Schulter blickte und zu sehen versuchte, wo Buffys Pflock seine Haut durchbohrt hatte. Dann blickten wütende Augen zurück zu ihr.

 

"Du wirst schlampig, Buffy", sagte er. "Du kannst nicht mal ein Ziel treffen, das still steht."

 

Buffy war nicht sicher, was sie machen sollte. Sie wollte Xander nicht verletzten, wollte ihn aber auch nicht entkommen lassen. Wer wusste schon, was er angestellt hatte. Und dann war da Spike. Buffy blickte zu ihm zurück, als er langsam aufstand. Sie konnte schon einen großen Bluterguss sehen, der sich auf seiner Wange bildete. Außer ein paar Kratzer und ein paar blaue Flecken sah er aus, als würde es ihm gut gehen. Deshalb wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder zu Xander. Er stand da nur und lächelte sie an. Er sah selbstsicherer aus, als sie ihn je gesehen hatte. Sie hätte fast gelacht, als sie ihn beobachtete. Was war das, dass jeden Vampir, egal wie jung, dazu brachte zu denken, dass sie unbesiegbar wären? Heftig seufzend senkte sie ihren Pflock und steckte ihn zurück in ihre Tasche.

 

"Du wirst doch wohl nicht aufgeben, Buff?", grinste Xander.

 

Buffy erwiderte sein Lächeln und schüttelte dann den Kopf.

 

"Nein", sagte sie und trat dann einen Schritt näher zu ihm. "Ich werde es beenden."

 

Ihre Faust flog schneller, als Xander es vorausahnen konnte. Innerhalb von Sekunden wehrte er sich mit genauso viel Enthusiasmus wie sie. Ihr Ziel war es nicht, ihn zu töten, sondern ihn festzusetzen.

 

Spike beobachtete sie von seinem Platz an der Wand und seufzte heftig, als Buffy Xander innerhalb von Minuten besiegte. Die Jungen waren immer dumm. Sie waren viel zu eingebildet für ihr eigenes Wohl.

 

"Hast du etwas hier, um ihn zu fesseln?", fragte Buffy, als sie sich auf Xanders Rücken setzte und seine beiden Arme festhielt.

 

Spike blickte sich auf der unteren Ebene um, nickte dann und ging zum Bett. Nach ein wenig wühlen unter dem Bett, hörte Buffy bereits die Ketten, bevor er sie neben ihr fallen ließ.

 

"Das ist alles was ich habe."

 

"Ich will gar nicht wissen warum", bemerkte Buffy, als sie heftiger an Xanders Armen zog, um ihn still zu halten. "Du musst mir hier helfen, Spike."

 

Es dauerte weniger als fünf Minuten und Xander war sicher an die Wand gekettet. Sein Knurren hallte in der Steinhöhle. Buffy und Spike traten beide zurück und starrten ihn an.

 

"Bist du sicher, dass diese Dinger halten werden?", fragte Buffy.

 

"Das sollten sie", meinte Spike zu ihr.

 

"Sollten?", fragte Buffy. "Das ist nicht genau das, wonach ich gesucht habe."

 

Spike seufzte und drehte sich zu ihr.

 

"Das ist alles was ich habe", schnappte er. "Sie sind alt und sind durch die Hölle gegangen. Aber wenn du nicht her sitzen und Babysitten willst, müssen sie reichen."

 

Buffy sah zu ihm auf, als er sie regelrecht anschrie. Das flackernde Kerzenlicht fing die ganzen Blutergüsse ein, die über sein Gesicht verstreut waren. Er hatte nicht viel gesagt, seit sie heruntergekommen war und Xander gefunden hatte. Und er benahm sich gereizter, als sie sich fühlte. Sie seufzte, bevor sie ihn anlächelte.

 

"Sie werden reichen", sagte sie, hob ihre Hand und strich leicht mit ihren Fingern über die Prellung auf Spikes Wange.

 

Als er sich von ihr zurückzog, sich umdrehte und ging, ohne ein Wort zu sagen, konnte sie nur ungläubig schauen, als er aus ihrem Blickfeld verschwand.

 

"Arme Buffy", sagte Xander, der sie ansah. "Noch nicht mal eine Woche und das neue Spielzeug wird der Sache nicht mehr gerecht."

 

"Was?"

 

Xanders Lachen hallte von den Wänden und Buffy konnte nur starren, bis er damit aufhörte. Als er ihr seine gelben Augen zuwandte, wünschte sie sich fast, dass sie Spike hinaus gefolgt wäre.

 

"Ich denke, ich darf jetzt mal probieren, was?"

 

"Worüber sprichst du überhaupt, Xander?", fragte sie.

 

"Ich spreche über dich, Jägerin", grinste Xander. "Jeder Dämon in der Stadt weiß, dass du deine Männer lieber etwas hügeliger magst. Ich habe mir gedacht, da Spike wieder normal ist, dass ich jetzt mal dran bin?"

 

Buffy beobachtete ihn, als er wieder zu lachen begann. Dann wurde der Schmerz in ihrer Brust von seinen verletzenden Worten zu Wut. Zwei Schritte und ein mächtiger Schlag und sein Gelächter erstarb.

 

Sie stand da und starrte auf seinen bewusstlosen Körper. In ihren Augen hingen ungeweinte Tränen. Sie schluckte heftig und blickte sich dann in der dunklen Höhle um. Langsam ging sie durch den Raum und blinzelte wiederholt, um die Tränen verschwinden zu lassen. Sie erreichte die Leiter. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus und kletterte nach oben.

 

Sie würde sich später um Xander kümmern. Zuerst musste sie Spike finden.

 

 

Kapitel 17

 

Die Glocke über der Tür läutete, als Buffy die Magic Box betrat. Alle drehten sich mit großen Augen zu ihr um, als sie regelrecht in den Laden rannte. Sie war außer Atem, als Willow aufstand und den Tisch umrundete.

 

„Buffy? Was ist los?“, fragte sie.

 

Buffy blieb stehen und atmete tief ein, bevor sie den Atem wieder ausstieß.

 

„Habt ihr Spike gesehen?“

 

„Nein. Er war bei dir, als wir ihn das letzte Mal gesehen haben“, sagte Willow.

 

„Oh“, sagte Buffy, bevor sie an den Tisch kam und sich setzte. „Wir haben Xander in Spikes Krypta gefunden“, keuchte sie. „Er ist angekettet bzw. er war es, als ich gegangen bin.“

 

„Geht es ihm gut?“, fragte Anya aufgeregt und stand auf.

 

Buffy sah sie kurz an und nickte dann.

 

„Er war bewusstlos, als ich gegangen bin“, sagte sie und blickte zu den anderen. „Er ist angekettet, also wird ihn das hoffentlich aufhalten, bis wir wieder zurückgehen können.“

 

„Gute Arbeit, Buffy“, sagte Giles, stand auf und klappte einige Bücher vor sich zu. „Wir müssen mit ihm sprechen und sehen, ob er darüber Aufschluss geben kann was passiert ist, bevor er zu weit entfernt ist um ums zu helfen.“

 

„Viel Glück“, murmelte Buffy.

 

„Was war das?“, fragte Giles und sah zu ihr rüber.

 

Buffy lächelte ein wenig und schüttelte dann ihren Kopf.

 

„Nichts“, sagte sie.

 

„Äh, Buffy?“, sagte Dawn leise, als sie zu ihrer Schwester blickte. „Wo ist Spike?“

 

Buffy drehte ihren Kopf zu ihr und seufzte heftig, bevor sie ihre Schultern hängen ließ.

 

„Ich weiß nicht.“

 

„Was ist passiert?“, fragte Dawn besorgt.

 

Buffy erzählte ihnen dann von der Begegnung mit Xander und von Spikes eiligem Rückzug. Buffy saß da und beobachtete, wie die anderen einen Plan entwickelten, um sich mit Xander zu befassen, während ihre Gedanken ständig zu Spike wanderten. Sie hatte fast eine Stunde nach ihm gesucht, bevor sie zur Magic Box gegangen war. Sie wusste, dass ihre Prioritäten sich geändert hatten und sie haute sich gedanklich selbst eine runter dafür, dass sie sich nicht erst um die Angelegenheit mit Xander gekümmert hatte. Aber Spike war alleine und auch ein Mensch. Obwohl sie wusste, dass er auf sich aufpassen konnte, konnte sie nicht anders, als sich zu sorgen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht als er gegangen war ließ keinen Raum für Zweifel darüber übrig , dass er aufgebracht war. Über was, das wusste sie nicht.

 

Als die Gruppe den Laden verließ, sah sich Buffy um, als sie auf die Straße trat. Ihr Bedürfnis nach Spike zu suchen war stark, aber die ständige Versicherung der anderen, dass es ihm gut gehen würde ließ sie wissen, dass sie sie jetzt brauchten. Als sie hinter ihnen die Straße hinabging bemerkte sie, dass ihr die Tränen kamen wegen der Möglichkeit, dass Spike verletzt sein könnte oder sogar schlimmeres. Wie er es so schnell geschafft hatte, sich in ihr Herz zu winden, hatte sie nie gewusst. Eins war aber sicher - sobald die Xander-Krise vorüber war, würde sie Spike in den Hintern treten, weil sie sich so große Sorgen gemacht hatte.

 

 

*****

 

 

Buffy beobachtete aus dem Schatten der Krypta wie Giles und Willow Xander befragten. Er beantwortete eigentlich nicht ihre Fragen. Statt dessen verspottete er sie. Wer hatte gesagt, dass die Untoten nicht eine Art von Humor hatten? Sie hatten seit über einer halben Stunde versucht, eine Antwort von ihm zu bekommen. Aber bisher hatten sie nur eine blutige Aufzählung darüber erhalten, was Xander mit ihnen machen würde, wenn er wieder frei wäre. Anya hatte es am schwersten getroffen. Sie machte nichts anderes, als sich bei Xander dafür zu entschuldigen, dass sie den Zauber vermasselt hatte.

 

„Geht es dir gut?“

 

Buffy sah nach rechts und lächelte ein wenig, als Dawn zu ihr blickte.

 

„Ja, das wird es.“

 

„Mit ihm ist alles okay.“

 

„Ich weiß“, sagte Buffy und blickte zurück zu Xander. „Sobald sie herausgefunden haben, was er gesagt hat, können sie den Zauber umkehren.“

 

„Ich habe nicht von Xander gesprochen.“

 

Buffy sah zurück zu Dawn und das leichte Lächeln auf dem Gesicht ihrer Schwester sagte alles. Sie sprach von Spike.

 

„Ich weiß nicht was passiert ist“, flüsterte sie. „Er sah so - verloren aus, als er gegangen ist. Er hat sich nicht mal von mir anfassen lassen.“

 

„Ich weiß nicht was ich dir sagen soll“, sagte Dawn leise. „Aber ich kenne Spike. Ich bin sicher, dass es ihm gut geht.“

 

„Ich weiß.“

 

Die Tatsache, dass Spike regelrecht aus der Krypta gerannt war verwirrte Buffy nicht so sehr wie der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er es getan hatte. Er sah aus, als wollte er irgendwo anders sein, nur nicht dort mit ihr. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass das nicht weh tat. Sie war nicht sicher, was in seinem Kopf vorging. Und das würde sie nicht wissen, bis sie ihn fand. Sie seufzte heftig, als sie zu den anderen blickte, nachdem Xander angefangen hatte zu lachen. Sie rutschte die Steinmauer hinunter und setzte sich. Sie war nicht sicher, wie viel länger sie da noch bleiben und Xander beobachten konnte, der absichtlich ihre Fragen nicht beantwortete, während Spike irgendwo da draußen und wahrscheinlich verletzt war.

 

„Noch einmal, erinnerst du dich daran, was du gesagt hast, als Anya den Zauber durchgeführt hat?“

 

Xander blickte zu Giles, als die Frage erneut gestellt wurde. Er seufzte dramatisch, bevor er an den Ketten zog, die ihn an der Wand festhielten.

 

„Was lässt Sie denken, dass ich Ihnen jemals antworten werde? Ihre liebeskranke Jägerin hat mich an die Wand gekettet und lässt mich halb verhungern. Ich bin nicht der gleiche hilfsbereite Junge, der ich gewesen bin, G-Man“, knurrte er. „Ich habe Hunger und ich sage nichts, bevor ich nicht getrunken habe. Und da Anya mich in den Schlamassel gebracht hat, sollte sie die erste sein, die spendet. Was denkst du, Liebling?“

 

Anya sah in sein lächelndes Gesicht und die Tränen, die sie zurückgehalten hatte, liefen ihr leise aus den Augen. Ihn so zu sehen war mehr als schrecklich. Es war nicht die Tatsache, dass der Zauber so falsch gelaufen war. Es war, dass da nur noch so wenig von ihrem Xander da war. Kein Wunder, dass Spike die meiste Zeit ein solcher Arsch gewesen war. Er konnte einfach nicht anders.

 

„Xander, es tut mir wirklich Leid, dass das passiert ist. Ich habe den Zauber richtig gemacht. Was auch immer du gesagt hast, hat ihn verändert. Sobald wir wissen, was falsch gelaufen ist, können wir das alles in Ordnung bringen. Du wirst dann wieder du selbst.“

 

Xander starrte sie an, bevor sein Lächeln langsam verschwand. Er legte seinen Kopf auf eine Seite und sein Körper wurde ruhig, als sie ihn anstarrte.

 

„Was lässt dich denken, dass ich will, dass ihr das in Ordnung bringt?“

 

Alle sahen sich der Reihe nach an, als seine Worte in die Stille des Raumes fielen. Der Gedanke, dass er nicht zurückverwandelt werden wollte, war ihnen nie gekommen. Sie hatten einfach angenommen, dass er den Dämon loswerden und wieder Mensch werden wollte. Dieser Gedanke ließ sie an Spike denken und daran was er wollte. Würde er wieder ein Vampir sein wollen oder würde er lieber ein Mensch bleiben? Er wäre fähig, in der Sonne zu leben und wäre ein produktives Mitglied der Gesellschaft, wenn sie ihn so ließen wie er war. Aber war es das was er wollte?

 

Im Raum wurde es still, als alle zu verdauen versuchten, was Xander gerade gesagt hatte. Und die Frage, die nur Spike beantworten konnte, hing in der Luft wie ein lang vergessener Geist. Was wollte Spike und wären sie fähig, Xanders Dämon auszulöschen und Spikes Menschlichkeit zu behalten, wenn er sich entschied, ein Mensch zu bleiben?

 

 

*****

 

 

Xander zu befragen war die zermürbendste Sache, bei der Buffy seit langem Zeuge geworden war. Es war nicht wegen der Zeit, die es dauerte, sondern die Geduld, die alle mit ihm haben mussten. Auf verrückte Weise erinnerte es Buffy sehr an Spike. Es war fast so, als würde man Spikes Sprüchen zuhören. Aber die Stimme passte nicht. Alle brauchten nicht lange um herauszufinden, dass da der Dämon aus ihm sprach. Sobald dieser in die Ecke gedrängt oder bedroht wurde, tat er das einzige, was er in der aktuellen Situation tun konnte - sich zu wehren wie er nur konnte.

 

Buffy hatte die anderen schließlich in Spikes Krypta alleine gelassen und plante, sich später mit ihnen bei ihr zuhause zu treffen. Egal wie sehr sie die Informationen von Xander brauchten, die anderen Dämonen, die Sunnydale bevölkerten, würden keine Verschnaufpause einnehmen, nur weil die Jägerin eine Pause brauchte. Sie verbrachte die halbe Nacht damit, nach Spike zu suchen und die gelegentlichen Dämonen oder Vampire zu töten, denen sie begegnete, bevor sie nach Hause rannte um zu sehen, ob Spike aufgetaucht war.

 

Es war fast zwei Uhr morgens, als sie endgültig nach Hause kam. Es war nutzlos weiterzusuchen, wenn er scheinbar nicht gefunden werden wollte.

 

Willow hatte sie kurz darüber informiert, was sie von Xander erfahren hatten, was fast gar nichts war. Er hatte ihnen nichts erzählt. Sie hatten schließlich entschieden, ihn in Ruhe zu lassen und hatten gehofft, dass er bald wieder bei Sinnen war. Giles war in der Krypta geblieben und hatte gegrummelt und sich beschwert, dass es nicht gerade großen Spaß machen würde, die Nacht in Spikes Krypta zu verbringen. Aber bis sie Xander zurück zu Buffys Haus bringen und dort an die Wand ketten konnten, gab es keine andere Wahl. Der Gedanke, ihn da ganz alleine zu lassen, an die Wand gekettet und verschnürt wie ein Geschenk für jedes Monster, das vorbeikommen könnte, ließ Anya in Panik geraten. Giles hatte zugestimmt, bei ihn babyzusitten, damit sie aufhörte, so beharrlich zu weinen. Also hatten sich die Mädchen alle bei Buffy versammelt, gingen noch einmal durch den Zauber und warteten darauf, dass Buffy oder Spike zurückkommen würden.

 

Als Buffy sich schließlich für die Nacht verabschiedete, stieg sie langsam die Treppe hinauf, während die anderen zu Bett gingen. Tränen standen in ihren Augen und sie musste mehrmals tief einatmen, um sich zu beruhigen. Sie hatte sich vorgenommen, sich wegen Spikes Verschwinden nicht so aufzuregen, aber dazu brauchte sie ihre ganze Kraft. Sie war besorgt. Er war alleine und ein Mensch und die Sonne war vor Stunden untergegangen. Ihm konnte alles passiert sein.

 

Sie schloss leise die Tür ihres Zimmers hinter sich und seufzte heftig, bevor sie zu ihrem Bett ging, die kleine Lampe auf dem Nachttisch anmachte und sich hinsetzte. Sie starrte auf die Wand vor sich. Dann ließ sie ihre Schultern hängen und die erste stille Träne fiel. Sie hasste es, vor jemandem zuzugeben, wie viel Angst sie hatte. Sie hasste es vor sich selbst zuzugeben. Dass sie wegen Spikes Sicherheit solche Angst hatte bedeutete, dass sie sich mehr um ihn sorgte, als sie selbst gedacht hatte.

 

Sie wischte sich die Tränen ab als sie hörte, dass jemand sich der Tür näherte. Sie setzte ein falsches Lächeln auf, als sie hörte, wie der Türknopf gedreht wurde. Sie stand auf, als sie sich öffnete und ihre Augen weiteten sich, als die kleine Lampe in ihrem Raum die wasserstoffblonden Locken beleuchteten, bevor Spike ganz hereinkam und die Tür hinter sich schloss. Buffy fühlte, wie all ihre Luft in einem heftigen Seufzer ihre Lungen verließ, bevor sich ihre Augen erneut mit ungeweinten Tränen füllten.

 

Die beiden standen einfach da und starrten sich an, bevor Buffy schließlich zögernd lächelte, einen Schritt auf ihn zumachte und dann stehen blieb. Sie war nicht sicher, was er dachte. Und zu ihm zu rennen und ihn zu umarmen schien ihr irgendwie albern. Aber sie benötigte all ihre Kraft, um nicht genau das zu machen. Statt dessen wurde ihr Lächeln breiter, bevor sie leise sprach:

 

„Geht es dir gut?“

 

Spike nickte und blickte überall hin, nur nicht zu ihr.

 

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, sagte Buffy und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu.

 

„Warum?“, fragte Spike und sah endlich auf. „Weil ich ein schwacher, erbärmlicher Mensch bin, der nicht auf sich aufpassen kann?“

 

Buffy hörte den harschen Ton in seiner Stimme und starrte ihn nur an. Sie beobachtete, als seine Schultern absackten und er seinen Kopf hängen ließ als er da stand. Sie blickte in sein Gesicht und bemerkte, dass seine ganze rechte Seite ein großer blauer Fleck war. Seine Wange war von den Kieferknochen bis unter das Auge blau und schwarz. Sie war geschwollen und es sah schmerzhaft aus. Ihre Füße trugen sie über den Boden, bevor sie die Zeit hatte sich zu fragen, ob er das wollte.

 

Spike beobachtete, wie ihre Füße in seinem Blickfeld auftauchten und hob langsam sein Gesicht zu ihr. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war einer, von dem er nicht gedacht hatte, dass er ihn jemals wieder auf ihn gerichtet sehen würde. Ihre Augen waren voller Tränen und er kannte die Antwort auf die Frage, die er sich den ganzen Tag gestellt hatte. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Er streckte langsam seine Arme aus, schlang sie um ihre Taille und zog sie an sich, bevor er sein Gesicht in der seidigen Weichheit ihrer Haare vergrub.

 

„Es tut mir Leid.“

 

Buffy lächelte, als sie ihren Busen an seine Brust presste und ihre Augen schlossen sich, als sie das zarte Klopfen von seinem Herzen hörte, das leise in seiner Brust schlug. Das sanfte Auf und Ab seiner Brust, als er jeden kostbaren Atemzug machte, brachte ihre Tränen, die sie unterdrückt hatte, dazu, aus ihren geschlossenen Augen zu fallen. Ihre Arme schlangen sich um ihn und sie atmete seinen Duft ein, bevor sie ihn an sich drückte, damit er nicht wegkam. Sie wollte niemals mehr einen Tag damit verbringen, sich so zu sorgen, wie sie es vorhin getan hatte. Die Tatsache, dass sie sich um ihn sorgte und dass sie sich fragte, ob er wiederkommen würde, ließ sie ihre Gefühle für ihn in Frage stellen.

 

Er hatte sie in der Nacht, in der er ein Mensch geworden war, gefragt, ob sie ihn liebte. Zu der Zeit hatte sie das nicht gedacht, aber jetzt war sie sich nicht sicher. Liebte sie ihn? War das so, weil sie niemals fähig gewesen war, ihn von irgendjemand oder irgendetwas töten zu lassen, einschließlich ihr selbst? War sie, irgendwo tief in sich drin, in Spike verliebt und hatte es nur verleugnet? Sie lächelte, bevor sie ihren Kopf hob und ihn ansah, als er seinen Kopf hob, um sie anzusehen.

 

„Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist.“

 

Spike griff nach oben und schob ihr eine Haarsträhne aus den Augen, bevor er sich nach unten lehnte und seinen Kopf an ihren legte.

 

„Nun, du kennst mich, Jägerin. Ich kann dir nicht zu lange fern bleiben.“

 

Buffys Lächeln wurde breiter.

 

„Ich bin froh“, sagte sie, bevor sie sich vorlehnte und ihn sanft küsste.

 

Das Gefühl von seinen Lippen und seinem Geruch ließen ihren Körper entspannen. Dann zog sie sich von ihm zurück und sah ihn an.

 

„Wo bist du gewesen?“

 

Spike zog sich von ihr zurück, damit er sie ansehen konnte.

 

„Nirgendwo“, sagte er leise. „Ich bin nur umhergegangen und habe nachgedacht.“

 

„Oh. Willst du darüber reden, was passiert ist?“

 

Spike seufzte und schaute kurz von ihr weg, bevor er seinen Kopf schüttelte.

 

„Eigentlich würde ich lieber nur mit dir ins Bett krabbeln und nicht daran denken“, sagte er. „Außer wenn mein Schlafprivileg nur für eine Nacht war.“

 

Buffys Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln und sie antwortete:

 

„Nein. Ich mochte es, mit dir aufzuwachen.“

 

„Ich auch“, sagte Spike und gab ihr einen weiteren schnellen Kuss.

 

Buffy stand da und starrte ihn ein paar Minuten an, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte, bevor sie sich zögernd von ihm zurückzog. Sie ging wieder zu ihrem Bett und zog die Decke zurück, bevor sie sich zu Spike drehte. Er stand immer noch auf der selben Stelle und starrte sie an. Sie warf ihm ein kleines Lächeln zu und streckte ihm dann ihre Hand entgegen. Sie beobachtete ihn, als ihr zu ihr kam und ihr Herz schien mit jedem Schritt schneller zu schlagen. Er sah jetzt so anders aus.

 

Körperlich sah er genau gleich auch, aber es war als konnte man sehen, wie die Menschlichkeit durchschimmerte. Als er vor ihr stehen blieb, starrte sie in sein Gesicht hoch. Sein Haut war noch leicht gerötet. Seine Augen waren das Blaueste, was sie jemals gesehen hatte und sie wusste nicht, warum sie niemals bemerkt hatte, wie wunderschön er war. Sie hob ihre Hand und strich mit ihren Fingerspitzen leicht über seine linke Wange. Sie spürte die weiche Beschaffenheit seiner Haut.

 

Dann blickte sie nach rechts. Sie nahm den Anblick seiner geprellten Wange in sich auf, die Art, wie das Licht sich auf der misshandelten Haut spiegelte, bevor sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte und ihre Hände auf seine Schultern legte. Kleine, sanfte Küsse wurden auf die verfärbten Muster platziert, die sein Gesicht verunstalteten. Sie bedeckte jeden Zentimeter der misshandelten Haut, bevor sie sich zu seinen Lippen wandte. Ihre Hände glitten an seinen Armen hinunter und ihre Fingerspitzen streiften leicht seine Hände, als sie ihn küsste.

 

Spike beobachtete sie, als sie die Kuss unterbrach und auch zu ihm sah. Er war nicht sicher, wie sich ein Herzanfall anfühlte, aber er war sicher, dass es fast so war wie das, was er jetzt fühlte. Als sie sich wieder vorlehnte und ihn küsste fragte er sich kurz, ob sie hören konnte, wie sein Herz in seiner Brust klopfte. Es war mehr, als er je von ihr erhofft hatte. Sicher hatten sie viel Zeit damit verbracht, sich zu küssen, aber niemals so wie jetzt. Niemals hatte er solche Zärtlichkeit bei ihr gespürt.

 

Spikes Augen hatten sich in der Minute geschlossen, als sie sich an seinem Nacken hinabküsste und ihre geflüsterten Worte „Ich will dich“, ließen ihm fast die Knie weich werden. Er überwand diese Emotionen, als er seine Hände hob, sie auf ihr Gesicht legte und ihre Lippen küsste, als würde von einem Springbrunnen mit feinstem Champagner trinken. Er bekämpfte die Tränen, die zu fallen drohten. Er mochte vielleicht ein Mensch sein, aber er musste keine Weichei sein und heulen wie ein Mädchen, nur weil er endlich bekam, was er immer gewollt hatte.

 

Buffy mochte die Worte noch nicht gesagt haben, aber das war egal, denn in dem Moment fühlte er sie. Sie liebte ihn, ob sie es zugab oder nicht. Er konnte es in jedem sanften Kuss spüren, auf die Art, wie ihre Finger behutsam mit seiner Haut unter seinem Hemd spielten und wie die Wärme ihres Körpers an ihn gepresst war. Als er seine Augen öffnete, nachdem sie einmal den Kuss unterbrochen hatte, konnte er es sehen. In der Zärtlichkeit, wie sie ihn ansah, in den frischen Tränen in ihren Augen und in dem Lächeln, dass er niemals zuvor auf ihrem Gesicht gesehen hatte.

 

Auch wenn sie es niemals laut aussprechen würde, würde er es wissen. Er würde wissen, dass Buffy ihn liebte.

 

 

Kapitel 18

 

Die Geräusche von unten wehten langsam in den Raum und Buffy runzelte die Stirn, als sie ihre Augen öffnete und als ihr klar wurde, dass sie aufstehen musste. Es gab zu viel zu tun, um den Tag im Bett zu verbringen, egal, wie sehr sie das wollte. Der Arm, der locker über ihrer Taille lag, brachte sofort ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie schlängelte sich zurück zu Spike, der der Länge nach an sie gedrückt lag. Er zog sie näher an seinen Körper, während er schlief und sie hörte zu, als er unverständliche Geräusche von sich gab, bevor sie sich entspannte. Die Wärme seines Körpers wickelte sich um sie wie ein weicher Handschuh und sie seufzte, weil es sich so richtig anfühlte. Hier zu sein, in seinen Armen, schien so richtig, dass sie sich fragen musste, warum sie ihn so sehr bekämpft hatte. Die ganze Zeit, die sie damit vergeudet hatte, ihn zu hassen, schien wie eine vergessene Erinnerung, da jetzt alles so perfekt zu sein schien.

 

Sie schloss ihre Augen und lächelte, als sie sich an die Nacht zuvor erinnerte. Die behutsamen zärtlichen Küsse, die zu so leidenschaftlichen Küssen geführt hatten, dass sie vergessen hatte, wie sie atmen musste. Der Anblick seines Körpers, als sie ihn langsam auszog und der Geschmack seiner Haut, als sie jeden Zentimeter von ihm mit ihrem Mund und ihrer Zunge erforschte. Das Gefühl seines nackten Körpers, als er ihren Körper in die Matratze drückte und die Fürsorglichkeit, mit der er sie geliebt hatte. Sie hatte niemals so etwas gefühlt wie jetzt, als Spike sie geliebt hatte. Es war wie ein entfernter Traum, aus dem sie erwacht war und der keinen Sinn machte. Bruchstücke von Bildern verschleierten ihren Verstand: nacktes Fleisch, nach Luft schnappen und geflüsterte Versprechen, bis die Welt um sie herum in bunten Lichtprismen explodierte. Es war - unglaublich.

 

Sie hob seine Hand an ihr Gesicht und küsste sanft seine Fingerknochen, bevor sie seinen Arm nah an ihre Brust drückte und fühlte, wie er sich hinter ihr bewegte. Sie lächelte, als sein Atem über ihren Nacken wehte, während er kleine Küsse auf ihre Haut drückte. Sie konnte den Beweis für seine Stimmung an ihrer Rückseite fühlen und schlängelte ihren Körper näher an seinen. Sie hörte ihn leise stöhnen.

 

„Guten Morgen“, sagte Buffy und ihr Lächeln wuchs.

 

„Morgen, Luv.“

 

Spike lächelte in ihre Haare und zog ihren Körper näher an seinen. Er inhalierte ihren Geruch, als seine Hand aus ihrer schlüpfte und ihren Körpers der Länge nach hinunterglitt. Die sanfte Kurve ihrer Hüfte und Schenkel wurde zärtlich nachgezeichnet. Er platzierte kleine Küsse auf ihren Nacken und die Schulter. Sie seufzte und er fühlte, wie ihr Körper gegen seinen fiel und sie ihren Kopf drehte, um ihn über ihre Schulter anzuschauen. Ihre Lippen berührten sich in feuchten Küssen mit offenem Mund und beide fühlten sich auf positive Weise betrunken bei all den Gefühlen. Es war perfekt. Als Spikes Hand über Buffys Schenkel strich, ihn anhob und über seinen legte, unterbrach Buffy den Kuss, bevor sie ihn ansah.

 

„Ich hasse es wirklich, die Stimmung abzutöten, aber ich denke nicht, dass wir die Dinge an diesem Morgen übereilen sollten.“

 

Spike starrte sie an und versuchte, seinem Gesichtsausdruck neutral zu halten, obwohl ihn die Abweisung wie ein Dolch in sein Herz getroffen hatte. Er lächelte so gut er konnte, bevor er kurz nickte und sie gehen ließ. Er drehte sich um und legte sich wieder zurück. Dann starrte er an die Decke und schloss seine Augen in der Hoffnung, dass sie seinen Schmerz nicht sehen würde. Ein Mensch zu sein hatte seine Vorteile, aber den ersten Nachteil, den Spike sehen konnte, waren die tuntigen Emotionen, die dazugehörten. Es war so verdammt deprimierend.

 

Buffy konnte erkennen, dass sie ihn verletzt hatte. Kleine Falten bildeten sich zwischen seinen Augen und sein Körper hatte sich versteift, bevor er sie losgelassen hatte. Sie seufzte, als sie beobachtete, wie er sich aufsetzte und seine Beine über die Seite des Bettes schob. Sie war auf ihren Knien und mit ihren Armen um seinen Nacken, bevor er aufstehen konnte.

 

„Nicht.“

 

„Was nicht?“, fragte Spike leise.

 

„Denk nicht, dass ich dich nicht will.“

 

Spike seufzte heftig, bevor seine Schultern nach vorne sackten. Er schloss seine Augen, als er fühlte, wie sich ihr Körper gegen seinen lehnte. Nur das Gefühl ihres nackten Fleisches, das sich an ihn presste, brachte seinen bereits willigen Körper dazu, auf sie zu reagieren.

 

„Ich habe nicht nachgedacht“, sagte er. „Ich weiß, die Scoobies werden sich fragen was wir vorhaben, wenn wir nicht bald nach unten gehen.“

 

„Darum habe ich nicht nein gesagt.“

 

„Warum hast du es dann getan?“, fragte Spike leise, als er seinen Kopf drehte, um sie über seine Schulter anzusehen.

 

Buffy sah ihn an, bevor sie sich vorlehnte und einen sanften Kuss auf seinen Mund drückte.

 

„Nun, letzte Nacht war wundervoll, aber ich wünschte wirklich, dass wir unseren Gefühlen nicht so freien Lauf gelassen hätten“, sagte sie.

 

Spike drehte sich zurück, um an die Wand zu starren. Er biss sich innen auf die Wange, um ihr seine Enttäuschung nicht zu zeigen.

 

„Es tut mir Leid, aber wenn ich mich richtig erinnere, warst du diejenige, die damit angefangen hat.“

 

Buffy konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören als er sprach. Sie hielt ihn fester und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

 

„Ich weiß, wer es angefangen hat“, sagte sie behutsam. „Und ich streite auch nicht ab, dass ich dich wollte. Und immer noch will. Aber die wirklich echte Tatsache, dass du ein Mensch bist, ist mir letzte Nacht entfallen. Heute Morgen aber nicht.“

 

„Was - du magst es lieber, wenn ich dich als Vampir liebe?“, fragte Spike, dessen Wut durch seine Worte quoll.

 

Buffy atmete tief ein und stieß ihn langsam aus, bevor sie eine Hand ausstreckte und seinen Kopf zurückdrehte, damit sie ihn sein Gesicht sehen konnte. Sie lächelte, bevor sie ihm einen weiteren kleinen Kuss gab.

 

„Das ist es nicht, was ich gemeint habe.“

 

„Was hast du dann gemeint?“

 

„Nun, du bist jetzt ein Mensch. Und Menschen haben diese nervige Angewohnheit, Nachwuchs zu produzieren, wenn man nicht vorsichtig ist und es mit einplant. Wir haben es nicht eingeplant.“

 

Spike starrte auf ihr lächelndes Gesicht, bevor er das, was sie gesagt hatte, schließlich zur Kenntnis nahm. Seine Augen weiteten sich und er drehte seinen Oberkörper herum, damit er sie besser sehen konnte.

 

„Ich habe niemals zuvor eine schwangere Jägerin gesehen. Ich bin nicht mal sicher, ob es möglich ist.“

 

„Nun, ich auch nicht. Aber ich überprüfe das erst mal nur für den Fall“, sagte sie. „Ohne Verhütung wird nicht gespielt.“

 

Spike lächelte sie endlich an, schlang dann seine Arme um sie und warf sie wieder aufs Bett. Er küsste sie und fühlte sich sehr erleichtert, dass sie ihn nicht nur wieder von sich wegschob. Er unterbrach den Kuss und starrte auf sie hinab.

 

„Okay Buffy, wir spielen sicher“, sagte er. „Ohne die richtigen Spielsachen wird nicht gespielt.“

 

„Oh, ich denke du hast die richtigen Spielsachen“, grinste Buffy. „Das ist es ja, was mich verängstigt.“

 

Spike gluckste. Dann schlängelte sich seine Hand an ihrer Seite hinab.

 

„Wenigstens verängstigt der Big Bad immer noch jemanden“, sagte er.

 

Buffy kicherte, als seine Finger langsam über die Innenseite ihrer Schenkel wanderten. Sie griff nach ihm und hielt ihn von weiteren Annäherungen ab.

 

„Sobald du im Laden warst, kannst du spielen.“

 

Das selbstgefällige Grinsen, das sein Gesicht bedeckte, brachte ihr Lächeln dazu, noch breiter zu werden. Dann glitt Spike langsam an ihrem Körper hinab. Ihre Augen schlossen sich, als sein Kopf unter der Decke verschwand. Als sie die erste Berührung seiner Lippen auf ihrem Bauch spürte, atmete sie tief ein und öffnete sich für ihn. Sie brauchten doch sicherlich keine Verhütung dafür, oder? Als sie seinen Atem auf ihrem intimsten Teil spürte, seufzte sie glücklich, bevor sie ihre Augen schloss. Die Scoobies würden einfach warten müssen.

 

 

*****

 

 

Willows Frühstück bestand aus dem üblichen - Pfannkuchen. Es hörte nie auf Buffy zu erstaunen, wie oft Willow und Dawn diese schwammigen Dinger essen konnten, ohne dass ihnen schlecht wurde. Sicher, sie waren gut, aber hin und wieder brauchte ein Mädchen mal ein wenig Abwechslung.

 

Dawn und Willow hatten sie beide angesehen, als Buffy um die Ecke gekommen war. Dawns Lächeln schien jedoch bei Willows Stirnrunzeln unangebracht zu sein. Die beiden sahen aus, als wäre jeder aus einer anderen Seite des Bettes gestiegen.

 

„Warum runzelst du die Stirn, Will?“

 

Willow sah zu Buffy, bevor ihr Blick zu Dawn wanderte und dann wieder bei Buffy landete.

 

„Nun, mein bester Freund ist ein Vampir. Anya ist ein nervöses Wrack und Giles musste die Nacht in einem Grabmal schlafen. Was könnte sonst nicht stimmen?“

 

Okay, soviel zum glücklichen Geplänkel heute Morgen, dachte Buffy. Scheinbar gab es etwas, das Willow zusetzte. Und Buffy war sicher, dass es mehr war, als die Dinge auf ihrer kleinen Liste. Heftig seufzend schüttelte sie ihren Kopf, bevor sie zur Kücheninsel ging und sich einen Teller nahm.

 

„Also - was steht heute als erstes auf dem Plan?“, sagte sie in der Hoffnung, ihre Freundin von ihrer mürrischen Laune ablenken zu können.

 

Willow starrte Buffy ein paar Minuten an und beobachtete, wie sie ihren Teller füllte, bevor sie leise seufzte.

 

„Wir brauchen ein paar Ketten, damit wir Xander hierher zurückbringen können. Giles hat gesagt, dass er nur eine Nacht in der Krypta bleibt. Entweder halten wir ihn hier fest oder er bleibt alleine in Spikes Behausung.“

 

„Okay“, sagte Buffy, als sie sich Sirup über die Pfannkuchen goss. „Ich kann sie holen. Noch etwas, während ich unterwegs bin?“

 

„Nein, nur die Ketten und etwas, um sie festzumachen.“

 

Buffy nickte und schaute dann über ihre Schulter als sie sah, dass ihre Schwester zur Tür blickte und kurz danach mit einem Quietschen von ihrem Platz sprang. Spike kam in die Küche und wurde sofort von Dawn ungestüm umarmt. Buffy brauchte alle Kraft, um nicht von ihrem Platz aufzuspringen und sich auch auf ihn zu werfen. Ihn nur dort stehen zu sehen, ließ die Hitze so schnell in einem Sturm durch ihren Körper rasen, dass sie sich ganz benommen fühlte. Sie lächelte ihn an, bevor sie sich wieder ihrem Frühstück zuwandte.

 

„Buffy hat gesagt, dass du vermisst wirst“, sagte Dawn aufgeregt. „Wir waren krank vor Sorgen um dich.“

 

„Das habe ich gehört“, Spike grinste, als er zu Buffy sah. „Tut mir Leid, dass du dich gesorgt hast, Dawn.“

 

„Das ist okay“, sagte sie. „Aber mach das nicht noch einmal, Mister.“

 

„Ich versuche mein Bestes.“

 

„Geht es dir gut?“, fragte ihn Dawn und sah auf die blauen Flecken, die sein Gesicht bedeckten.

 

„Mit geht es gut“, sagte Spike zu ihr. „Jedenfalls dann, wenn mein Gesicht wieder nur eine Farbe hat.“

 

Seine Antwort schien Dawn zu befriedigen, da sie ihn schließlich losließ und ihm sagte, dass er sich setzen solle, während sie sich damit beschäftigte, ihm einen Teller fertig zu machen. Spike beobachtete sie lächelnd und setzte sich neben Buffy. Das Verlangen, sich rüberzulehnen und ihr einen Kuss zu geben, war fast quälend schmerzhaft, aber er hielt sich zurück. Er war sich nicht sicher, wie Willow darauf reagieren würde, oder auch Buffy selbst. Deshalb behielt er seine Lippen bei sich . Er dankte Dawn, als sie einen Teller vor ihn stellte. Die vier aßen und sprachen über die beste Art und Weise, wie sie Xander zurückholen konnten, ohne zuviel Aufmerksamkeit von denen zu bekommen, die sie sehen würden. Es würde nicht einfach sein, aber es konnte geschafft werden. Wenn sie eine Apokalypse davon abhalten konnten, sie alle in den Höllenschlund zu saugen, dann konnte sie sicherlich einen neugemachten Vampir in den Keller bekommen.

 

 

*****

 

 

Es war auf dem Weg zurück zu ihrem Haus, als Buffy schließlich den Mut aufbrachte um Spike zu fragen, warum er aus der Krypta gerannt war und warum er nicht direkt zurück nach Hause gekommen war. Sie hatte gespürt, dass sich Spike neben ihr versteifte und seine Hand sich in ihrer verkrampfte. Er verlangsamte seinen Schritt und blieb dann ganz stehen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie sich fast wünschen, dass sie ihn nicht gefragt hatte, aber sie wusste, dass sie noch verrückt würde, wenn sie es nicht erfuhr. Als Spike sie zu einer Bank auf der Main Street führte, setzte sie sich neben ihn und wartete geduldig darauf, dass er anfing zu sprechen.

 

Spike seufzte leicht, als er sich neben Buffy auf die Bank setzte und dachte an die Ereignisse, die in der Krypta passiert waren. Sein Kiefer schmerzte immer noch, wo Xander ihn getroffen hatte. Und er war nicht sicher, wie lange es dauern würde, bis es verheilte. Er hatte diese besondere Vampirheilung nicht mehr und der Gedanke daran, eine Woche lang mit diesen Prellungen rumzulaufen, die sein Gesicht bedeckten, gefiel ihm überhaupt nicht.

 

Xander hatte ihn wie eine Stoffpuppe herumgeschleudert und er spürte die Erinnerungen an seinen menschlichen Status immer noch in seinen Knochen. Der Schlag, den Xander ihm ins Gesicht versetzt hatte, tat immer noch weh. Er bewegte seinen Kieferknochen und hörte, wie er knackte, bevor der Schmerz durch sein Gesicht schoss. Ihm war vorher nie klar gewesen, wie viel mächtiger ein Vampir war. Ein kleiner Schlag auf den Kopf und er hatte einen Kopfschmerz mit der Größe des Grand Canyon zwischen seinen Ohren sitzen. Nach all den Jahren, die er Xander geärgert hatte, war er derjenige, der den ersten Schlag ausgeteilt hatte. Es war einfach nicht richtig. Xander war ein Widerling, oder so dachte er gerne. Aber jetzt war Xander ganz oben in der Nahrungskette - wenigstens so weit es ihm der Chip gestattete.

 

Er zwang sich selbst Buffy anzusehen, bevor er doch wegsehen musste. Er konnte sie nicht ansehen und ihr sagen, warum er gegangen war.

 

„Als Xander mich zur Seite geschleudert hat und ich gegen die Wand fiel, wurde mir klar, dass er mich wahrscheinlich töten würde.“ Er lachte leise, bevor er seinen Kopf schüttelte. „Ich habe hundertdreißig Jahre gelebt, Buffy, aber nicht einmal in der ganzen Zeit hatte ich solche Angst wie in diesem Moment. Ziemlich erbärmlich von mir, vor Xander Angst zu haben, was?“

 

„Nein“, sagte Buffy leise. „Er ist ein Vampir - jedenfalls so sehr man einer sein kannst, ohne wirklich zu sterben. Du solltest Angst vor ihm haben. Du bist jetzt ein Mensch. Es ist nur natürlich, dass du um deine eigene Sicherheit Angst hast.“

 

„Nun, ich hatte nur nicht wegen mir selbst Angst“, sagte er und blickte zu ihr rüber. „Ich weiß, dass du mich nicht um dich haben wolltest vor dieser Episode mit der ‚kleinen Ausgabe‘ von dir, aber ich war immer da, um dir den Rücken zu stärken. Seit mir klar wurde, dass ich in dich verliebt war, gab es keine Nacht, in der ich nicht da war. Ich habe dir immer den Rücken gestärkt, ob du es nun wusstest oder nicht. Ich habe dich aus dem Schatten beobachtet um sicherzugehen, dass es dir gut geht. Nur um sicherzugehen, dass du nicht von etwas erwischt wurdest, das du nicht bewältigen konntest.“

 

„Du bist mir gefolgt?“, fragte Buffy verwirrt. „Auf Patrouille?“

 

Spike nickte während er auf den Boden starrte.

 

„Ja, ich war immer da, Buffy. Habe nur beobachtet. Habe alle Kraft gebraucht, um nicht jedes zweite Mal einzugreifen. Aber ich wusste, dass du mich deswegen verprügeln würdest, daher hielt ich mich zurück und beobachtete nur. Außer wenn du mich wirklich gebraucht hast.“

 

Buffy starrte auf sein Profil, während er sprach und konnte nicht glauben, was sie gerade hörte. Er war ihr gefolgt, während sie patrouillierte? Warum sollte er das tun und nichts sagen?

 

„Ich denke, ich weißt jetzt, warum du scheinbar immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort warst, was?“

 

Spike nickte bevor er fortfuhr.

 

„Als Xander mich schlug, war das einzige, woran ich denke konnte, dass er mich töten würde und dass ich nicht mehr da sein würde, um dir zu helfen. Ich würde nicht da sein, wenn der nächste Big Bad in die Stadt gewalzt kommt und du verletzt würdest oder schlimmer. Als du reingeeilt kamst und wie immer die Situation gerettet hast, wie du es immer tust, wurde mir klar, dass es nichts mehr gab, was ich für dich machen kann. Nicht auf diese Weise. Die Scoobies sind eine große Hilfe bei der Planung, aber sie sind den Dingen nicht gewachsen, denen du begegnest. Genauso wenig wie ich. Nicht so.“

 

„Was willst du damit sagen, Spike?“

 

Spike seufzte heftig, bevor er sich aufsetzte und seinen Kopf zu ihr wandte.

 

„Ich habe meine Menschlichkeit vor langer Zeit aufgegeben, Buffy. Ich bin es gewohnt, im Dunkeln zu leben. Da gehöre ich hin.“

 

Buffy fühlte, wie ihr Herz raste wegen dem, was er sagte. Sie hoffte, dass er nicht dahin wollte, wohin sie dachte, dass er wollte.

 

„Du hast eine Chance, jetzt im Licht zu leben, Spike. Mit mir. Ist das nicht etwas, das du willst?“

 

„Dich? Ja“, sagte er leise. „Aber ich kann dich so nicht beschützen. Nicht als ein Mensch.“

 

„Du musst mich nicht beschützen, Spike. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

 

„Ich weiß“, sagte Spike zu ihr. „Aber was, wenn- eines Tages etwas passiert und du mich brauchst. Was dann?“

 

„Du willst kein Mensch sein?“, fragte sie leise.

 

„Das tat ich. Als ich dachte, dass es noch einen Unterschied für dich machen würde. Aber jetzt?“ Er seufzte, bevor er seinen Kopf schüttelte und traurig lachte. „Jetzt nicht, da ich weiß, dass es dir egal ist, wenn ich ein Vampir bin. Ich will dir helfen, Buffy. Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist. Ich muss fühlen, dass ich nützlich bin, muss fühlen, dass du mich brauchst, ob du es nun tust oder nicht.“

 

„Ich brauche dich“, flüsterte Buffy.

 

Spike drehte sich, um sie anzusehen, als ihre leise gesprochenen Worte ihn erreichten. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war herzzerreißend. Er streckte die Hand aus und umfasste ihre Wange, bevor er sich nach vorne lehnte und ihre Lippen mit einem sanften Kuss streifte.

 

„Ich brauche dich auch“, sagte er leise. „Aber ich muss wissen, dass ich dir helfen kann, wenn es mir möglich ist. Das kann ich jetzt nicht.“

 

„Du würdest deine Menschlichkeit nur für mich aufgeben?“

 

Spike lächelte, bevor er sie noch einmal küsste.

 

„Es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde, Buffy. Ich würde zur Hölle und zurück gehen, wenn ich dich nur noch einmal sehen könnte.“

 

Buffys Herz machte einen Satz nach oben bei seinen Worten und sie lächelte, bevor sie ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihn küsste. Sie legte alles was sie fühlte in diesen Kuss. Und als beide sich schließlich zurückzogen, waren beide atemlos.

 

„Versuchst du etwa, mich dazu zu bringen, dass ich mich in dich verliebe?“

 

Spike grinste und zog sie näher an sich.

 

„Wäre das so schlimm?“

 

Buffys lächeln wurde breiter. Dann schüttelte sie ihren Kopf.

 

„Nein“, sagte sie. „Ich denke, das wäre überhaupt nicht schlimm.“

 

 

 

 

Kapitel 19

 

„Bist du sicher, dass das okay für dich ist?“

 

Buffy blickte zu ihm rüber und lächelte.

 

„Ich will, dass du glücklich bist.“

 

„Du machst mich glücklich. Dafür brauche ich keinen Herzschlag.“

 

Spike beobachtete ihr Gesicht, als sie schnell zu ihrem Haus zurückgingen und er hatte mehr als Angst. Was, wenn sie ihn menschlich haben wollte? Was, wenn dieser flüchtige Einblick darauf, was er sein konnte, einen größeren Reiz hatte als zu Beginn?

 

Buffy blieb stehen und stoppte ihn ebenfalls, bevor sie ihm ein wahrhaft wunderschönes Lächeln zuwarf und den Lücke zwischen ihnen schloss.

 

„Nun, so nett es ist, an die Möglichkeiten eines normalen Lebens zu denken und einen normalen Freund zu haben, weiß ich doch, dass nichts bei mir normal sein wird. Ich habe schon versucht, einen normalen Freund zu haben und dass ist in Flammen aufgegangen. Außerdem gibt es Vorteile, einen Vampir als Freund zu haben.“

 

Spike hob eine Augenbraue und lächelte sie breit an.

 

„Und welche wären das?“

 

„Nun, wenn ich achtzig bin, dann bist du immer noch heiß.“

 

Spike lachte, bevor er sich vorlehnte und sie küsste, bis sie beide außer Atem waren.

 

„Du wirst alle anderen kleinen alten Ladies eifersüchtig machen?“

 

„Verdammt richtig“, kicherte Buffy. „Jede blauhaarige Lady von Sunnydale wird mich beneiden. Nun, jedenfalls wenn nicht irgendetwas Widerliches mich vorher ausschaltet.“

 

„Ich könnte dich immer noch verwandeln.“

 

Buffy sah in sein lächelndes Gesicht hoch und fragte sich, ob der Kommentar so unschuldig war, als er geklungen hatte. Würde er sie wirklich verwandeln? Sein breiter werdendes Lächeln brachte sie zum lachen, bevor sie auf seinen Arm schlug.

 

„Sag doch nicht so etwas.“

 

„Was? Du willst nicht für immer bei mir sein?“

 

„Uh, wenn man davon ausgeht, was für ein Ärgernis du jetzt bist, denke ich nicht. Die nächsten fünfzig Jahre sind wahrscheinlich genug.“

 

Der Ausdruck, der über sein Gesicht huschte, ließ Buffys Atem stocken. Sie stand da und starrte ihn an und ging ihre Worte nochmals durch, als ihr die Folgerung von dem, was sie gerade gesagt hatte, bewusst wurde. Sie hatte gerade zugegeben, dass sie ihr Leben mit ihm verbringen wollte.

 

„Mach dich nicht über mich lustig, Buffy“, sagte Spike leise. „Ich bin jetzt nur ein Mensch. Ich habe diese verteufelt schwachen Gefühle, die mich schon beim kleinsten bisschen wie ein Waschweib heulen lassen.“

 

Buffy lachte, bevor sie ihren Kopf schüttelte.

 

„Hattest du dein anschauliches Vokabular von Anfang an oder ist das etwas, das du über die Jahre aufgeschnappt hast?“

 

Spike zuckte mit den Achseln und sah zu ihr.

 

„Habe ich mir nie überlegt.“

 

„Das muss diese Vampirsache sein“, sagte Buffy. „Xander hat sich gestern fast so wie du verhalten. Das war unheimlich. So bissig und unhöflich. Ohne irgend einen Grund.“

 

„Vielleicht hat er mehr von meinem Dämon bekommen, als wir gedacht haben“, lächelte er.

 

„Nun wir wissen, dass er den Chip bekommen hat. Das ist kein Grund, dass sein Verhalten so ist wie deins.“

 

Buffy lächelte, als sie zu ihm aufsah und bemerkte, dass die Verfärbungen in seinem Gesicht heute schlimmer aussahen. Die Prellungen waren violett und schwarz und er sah aus, als hätte ein Truck ihn erwischt. Oder eine Steinwand, dachte sie. Als ihr letzter Gedanke ausklang, weiteten sich ihre Augen.

 

„Was?“, fragte Spike beim Ausdruck auf ihrem Gesicht.

 

„Xander hat dich geschlagen.“

 

„Ja, ich habe die Prellungen um es zu beweisen, Luv. Das ist nicht direkt etwas neues für mich.“

 

„Nein“, sagte Buffy und schüttelte schnell ihren Kopf, während sie überlegte. „Ich meine, er hat dich geschlagen. Er hat dich aufgehoben und gegen die Wand geschleudert, als würdest du nichts wiegen.“

 

„Das hilft meiner angeschlagenen Männlichkeit jetzt nicht wirklich, Buffy. Willst du damit etwas bestimmtes sagen?“

 

„Ja“, sagte sie. „Anya hat gesagt, dass der Chip angeschlagen ist, als er versucht hat, sie zu beißen. Warum konnte er dich schlagen, ohne dass der Chip reagiert? Warum konnte er mich schlagen? Und warum hat er den Chip überhaupt?“

 

Spike sah sie an und ließ sich die Fragen durch den Kopf gehen, bevor er mit den Achseln zuckte.

 

„Ich weiß nicht. Er ist nicht wirklich da. Der Chip, meine ich. Er stoppt ihn nicht wirklich.“

 

„Genau“, sagte Buffy. „Komm schon. Wir müssen Giles darüber befragen. Wenn ihn der Chip nicht kontrolliert, dann müssen wir dafür sorgen, dass wir Xander zurück ins Haus bekommen und das wieder umkehren. Wenn er dich verletzen kann, kann er jeden von uns verletzen.“

 

 

*****

 

 

Buffy hatte gerade Willow und Anya erzählt, was sie und Spike über Xander und den Chip entdeckt hatten. Die Mädchen sahen genauso überrascht aus, wie Buffy sich fühlte. Ein kleiner Abstecher zum Friedhof, bevor sie nach Hause gegangen waren, hatte Buffy beruhigt, weil Xander immer noch angekettet und Giles sicher war. Giles hatte während der ganzen Zeit die sie da war, gemotzt, weil er in der Krypta festsaß. Und Buffy hatte versprochen, dass sie die Ketten ganz schnell in ihrem Haus anbringen würde. Dann ließ sie ihn wieder alleine.

 

„Nun, wenn es nicht der Chip ist, was ist es dann?“, fragte Willow.

 

„Keine Ahnung.“ Buffy zuckte mit den Achseln. „Wie Spike gesagt hat, ist der Chip nicht wirklich da.“

 

„Das macht keinen Sinn“, sagte Willow und setzte sich auf das Sofa. „Wenn der Chip nicht da ist, wieso hat er die Kopfschmerzen bekommen, als er versucht hat, Anya zu beißen?“

 

Alle drei Mädchen saßen da und starrten sich gegenseitig an, während sie nachdachten. Die Besonderheiten des Zaubers waren immer noch unbekannt. Der Dämon, den Spike Jahrhunderte mit sich herumgetragen hatte, schien in Xander beherbergt zu sein. So dachten sie jedenfalls. Wenn der Chip wirklich nicht da war, warum hatte er sich dann so verhalten, als wenn es so wäre?

 

„Vielleicht ist es einfach nur so, dass der Dämon denkt, dass er immer noch da ist“, sagte Willow.

 

„Wie eine Erinnerung?“, fragte Buffy.

 

„Ja“, nickte Willow. „Spike hatte den Chip jetzt schon seit ein paar Jahren. Vielleicht ist der Dämon es gewöhnt, dass er losgeht, so dass er es jetzt einfach erwartet.“

 

„Möglich“, sagte Buffy, die darüber nachdachte. „Aber bedeutet das, dass der Dämon denkt, der Chip würde funktionieren, obwohl er das nicht tut?“

 

Willows Augen weiteten sich, als sie Buffy anstarrte. Dann seufzte sie heftig.

 

„Nicht sicher“, sagte sie. „Das wäre interessant, es herauszufinden.“

 

„Ja“, sagte Buffy. „Aber das beantwortet immer noch nicht die Frage, warum Xander Spike wehtun konnte, aber Anya nicht.“

 

„Vielleicht wollte Xander mir nicht wehtun“, sagte Anya schnell.

 

„Und er liebt nichts mehr, als Spike zu verletzen“, fügte Buffy hinzu. „Das macht seltsamerweise Sinn.“

 

„So weit wir also wissen, kontrolliert Xander in einem gewissen Maße, was der Dämon macht“, vermutete Willow. „Der Dämon mag vielleicht die Kontrolle haben, aber Xander hat die Kraft, ihn zu stoppen, wenn er will.“

 

Buffy rieb sich mit ihren Händen über ihr Gesicht und seufzte heftig. All das Denken und Überlegen ermüdete sie und ihr Tag hatte gerade erst angefangen. Sie musste Xander noch zu ihrem Haus zurückbringen und sie war sicher, dass es noch mehr mit Spike zu bereden gab. Die Tatsache, dass er so schnell bereit war, seine Menschlichkeit aufzugeben, sollte nicht so einfach entschieden werden. Jedenfalls dachte sie das. Sie blickte zur Tür, als Dawn hereinkam und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war keiner, den sie zu sehen erwartete. Ihre Wangen waren rot und ihre Lippen waren eine gerade Linie. Zu sagen, dass sie sauer war, wäre eine Untertreibung.

 

„Spike braucht deine Hilfe“, sagte Dawn, bevor sie ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte. „Scheinbar bin ich nicht stark genug“, fügte sie sarkastisch hinzu.

 

„Okay“, sagte Buffy, stand auf und sah zurück zu Willow. „Wir müssen herausfinden, ob der Chip immer noch funktioniert, Willow. Wenn Spike wieder sein altes Vampir-Selbst wird, müssen wir das wissen. Denkst du, du kannst etwas herausfinden?“

 

„Ja“, sagte Willow und stand auch auf. „Ich mache mich an die Arbeit.“

 

 

*****

 

 

Willow brachte die Laken und die Decken für das Feldbett nach unten, das für Xander in den Keller gebracht worden war und legte sie auf das Bett, bevor sie sich umdrehte, um zu Spike zu sehen. Er befestigte die letzte Halterung an der Wand, um dafür zu sorgen, dass die Ketten da blieben, wo sie sollten. Buffy war gekommen und wieder gegangen, nachdem sie sich versichert hatte, dass alles sicher war. Willow hatte Andeutungen von leisem Geschrei gehört, bevor Buffy gegangen war. Sie war nicht sicher, was los war, aber durch Spikes Haltung konnte sie sagen, dass er nicht glücklich war.

 

„Ist bald alles fertig?“

 

„Ja.“

 

Willow starrte auf seinen Rücken, als seine sehr kurze und schroffe Antwort sie erreichte. Sie seufzte, bevor sie sich zum Bett drehte und begann, es zu beziehen.

 

„Nun“, sagte sie zögernd. „Ist alles okay?“

 

Spike drehte seinen Kopf, um sie anzusehen und sah die Röte, die ihr ins Gesicht stieg, bevor sie ihren Kopf wegdrehte. Er wusste, dass sie gehört haben musste, wie er und Buffy sich angeschrieen hatten und schüttelte den Kopf, bevor er die Ketten fallen ließ.

 

„Frag schon weiter, Willow. Ich weiß, dass wahrscheinlich irgendwann sowieso alles rauskommt.“

 

Willow blickte zu ihm, bevor sie sich dem Bett wieder zuwandte und mit den Schultern zuckte.

 

„Hey, das geht mich nichts an“, sagte sie leise. „Wenn du und Buffy Streit habt, muss das keine Sache für das ganze Haus sein.“

 

Spike starrte sie ein paar Sekunden an. Dann ließ er seine Schultern hängen und lehnte sich gegen die Wand.

 

„Sie will mich nicht mit ihr kommen lassen.“

 

Willow drehte sich zu ihm und sah das Stirnrunzeln in seinem Gesicht. Dann setzte sie sich auf den Rand des Bettes.

 

„Nun, ich nehme an, sie will nur dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist“, sagte sie. „Sie würde auch niemanden von uns mitkommen lassen.“

 

„Nicht das gleiche“, sagte Spike und sah zu ihr auf. „Ihr seid nur ein Haufen Menschen.“

 

„Und du auch“, sagte Willow zu ihm.

 

Sie beobachtete in seinem Gesicht, wie er scheinbar dicht machte und fragte sich, ob es noch mehr Gründe für den Streit gab, als sie wusste. Sie hatte kaum mit Spike geredet, seitdem das passiert war und sie musste sich kurz fragen, ob er der gleiche Spike wie vorher war.

 

„Spike, kann ich dich etwas fragen?“

 

„Sicher“, sagte er und zuckte mit den Schultern.

 

Willow sah ihn an, bevor sie auf den Boden blickte.

 

„Nun, ich habe mich gefragt.“

 

„Was?“, fragte er, als sie aufhörte zu sprechen und ihn nur anstarrte.

 

„Nun, es ist für uns kein Geheimnis, wie du für Buffy empfindest.“

 

Sie hielt inne und versucht einen Weg zu finden, das zu sagen, was er dachte, ohne ihn wütend zu machen. Er starrte sie nur an, als sie da saß. Dann seufzte sie heftig und sprach es einfach aus.

 

„Der Dämon, den du hattest. Er liebte Buffy. Oder du hast das behauptet.“

 

„Das hatte ich“, sagte Spike, sie unterbrechend. „Und tue es immer noch.“

 

„Ich weiß“, sagte Willow. „Das wollte ich nicht abstreiten. Es ist nur - wie konntest du Buffy als Dämon ohne Seele lieben?“

 

Spike starrte sie an, während sie zu ihm blickte und seine Wangenmuskeln spannten sich an, bevor er ihr antwortete.

 

„Was? Ich muss eine Seele haben, um jemanden zu lieben? Angel hatte eine Seele. Und sieh mal, was dabei herausgekommen ist. Ich bin nicht Angel.“

 

„Oh, ich weiß“, sagte Willow mit großen Augen - besorgt, dass sie ihn aufgebracht hatte. „Ich bin nur neugierig, das ist alles. Ich meine, was macht dich so anders? Wie kannst du Buffy lieben - wie kann deine dämonische Seite sie lieben, wenn Angel es nicht konnte? Er konnte sie nur lieben, wenn er seine Seele hatte. Ich verstehe es einfach nicht. Ehrlich gesagt kann das niemand von uns. Weshalb auch niemand geglaubt hat, dass du sie geliebt hast.“

 

Spike hatte sich das gleiche immer wieder gefragt und lächelte, bevor er sich von der Wand schob und zum Bett herüber kam, wo sie saß. Er beobachtete, wie sie rüberrutsche, bevor er sich neben sie setzte.

 

„Nun ich denke der Grund ist, dass es darauf ankommt, wer wir waren, bevor wir verwandelt worden sind.“

 

Willows Braue zog sich zusammen, während sie nachdachte, bevor sie etwas sagte.

 

„Da sehe ich keinen großen Unterschied. Von dem was Buffy erzählt hat, warst du kein besonders netter Mann.“

 

Spike lächelte, als er sich daran erinnerte, wie Buffy einmal gefragt hatte, wie er die beiden Jägerinnen getötet hatte. Und wie er ihr lang und breit die Lügen über sich erzählt hatte, die er sich ausgedacht hatte. Er seufzte, bevor er zum Rotschopf blickte, die dort saß und geduldig wartete.

 

„Ich sag‘s dir, wenn du versprichst, es nicht weiter zu sagen.“

 

Willow nickte und lächelte ein wenig, als Spike tief einatmete und seinen Mund öffnete.

 

„William war nicht der schlechte, unhöfliche Mann, wie ich es vorgegeben habe. Ich war eigentlich das ganze Gegenteil.“

 

„Wieso?“, fragte Willow.

 

Spike schüttelte seinen Kopf und lachte.

 

„Ich kann nicht glauben, dass ich dir das erzähle“, murmelte er, bevor er mit seinen Händen durch sein Haar fuhr. „William war - nun, er war ein schüchterner, schwacher, kleiner Mann. Er lebte bei seiner kränkelnden Mutter und verbrachte seine Tage damit, sich um sie zu kümmern. Er schrieb Poesie und liebte aus vollem Herzen. Er sagte niemals etwas schlechtes über irgend jemanden. Ich denke, etwas davon ist hängen geblieben. Ich hatte schon immer einen weichen Kern und ich würde es zu schätzen wissen, wenn du diese Information nicht weiter gibst.“ Er lächelte. „Angel auf der anderen Seite war immer ein Bastard. Er war ein schlechter Mann, bevor Darla ihn gefunden hatte. Es ist nur natürlich, dass er schlimmer wurde. Ich denke, wenn eine Mensch verwandelt wird, bleibt ihnen ein Teil ihrer Menschlichkeit erhalten.“

 

Willow lächelte, als sie ihn ansah. Sie und Giles hatten über diesen Gedanken schon so lange sie denken konnte diskutiert. Zu hören, dass Spike es bestätigte, ließ ihr ein Kichern entweichen, bevor sie ihn breit anlächelte.

 

„Du hast keine Ahnung, wie glücklich ich bin, das zu hören.“

 

„Nun, ich bin froh, dass ich dich amüsiert habe“, sagte Spike trocken.

 

„Oh“, grinste Willow. „Ich meinte das nicht so. Es ist nur, dass Giles und ich so etwas angenommen hatten. Wir hatten nur nie den Beweis.“

 

„Dass man, wenn man einmal ein Weichei ist, immer ein Weichei ist?“

 

Willow kicherte, bevor sie ihren Kopf schüttelte.

 

„Nein“, sagte sie. „Es macht nur so viel Sinn. Ich meine, jeder hier hat hin und wieder dieses andere Ich von dir gesehen und das macht ein Mädchen neugierig, weißt du? Du wirst innerhalb eines Augenblickes von einem gemeinen Badass zu diesem süßen, fürsorglichen Mann. Jetzt wissen wir ganz genau, dass das wegen William ist. Wenn er nicht das gewesen wäre, was er war, dann wärst du nicht, wer du bist.“

 

Spike hob eine Augenbraue und beobachtete, wie sie da saß und ihn anlächelte. Dann schüttelte er seinen Kopf und stand auf.

 

„Nun, dann bin ich froh, dass ich von Nutzen sein konnte, Willow.“

 

Willow sah zu, wie er begann, die Werkzeuge wegzuräumen und legte ihren Kopf zur Seite.

 

„Weißt du“, sagte sie leise. „Ich denke, seit diese ganze Zaubersache passiert ist, habe ich nicht mehr gehört, dass du uns bei diesen Spitznamen rufst.“

 

Spike drehte seine Kopf und sah zu ihr. Dann zuckte er mit den Achseln.

 

„Und?“

 

„Also.“ Willow lächelte. „Ich denke, dass du ohne den Dämon in dir, mit jedem Tag immer mehr zu William wirst.“

 

Spike riss die Augen auf, als er sie ansah. Sein Herzschlag wurde schneller. Sicher nicht, dachte er. Was würde passieren, wenn die Scoobies einen Blick auf William warfen? Was würde Buffy denken? William hatte das weichste Herz, das er jemals kannte. Immer noch. Wenn Buffy eine Dosis von dem süßen, unschuldigen William bekam, würde sie dann so eifrig sein, um seine Menschlichkeit zu behalten? Als ihm die dreihundertste Frage durch den Kopf ging, seufzte Spike und begab sich wieder an seine Aufgabe. Wenn William zurückkam, war er geliefert. Auf keinen Fall würde Buffy ihn wollen. William war schwach. Er weinte bei jedem bisschen und trug sein Herz auf der Zunge. Ein Augenrollen von Buffy und er würde bettelnd auf den Knien liegen, damit sie ihm vergeben würde. Oder schlimmer - er würde ihr diese gottverdammt schreckliche Poesie schreiben, die im wahrsten Sinne des Wortes sein Tod gewesen war. Er stöhnte, bevor er seinen Kopf schüttelte. Wenn sie diesen Zauber nicht bald in Ordnung brachten, war Spike sicher, dass William wieder auftauchen würde. Er zog bei dem Gedanken eine Grimasse und seufzte heftig. Warum mussten die Dinge bei ihm immer so falsch laufen? Er wusste die Antwort in der Minute, als er es gedacht hatte. William war der Grund.

 

 

 

TBC

 

 

Feedback | Originial | zurück zur Übersicht