Time on my Side

 

Autor: Soleil

Altersfreigabe: ab 12

Spoiler: Zukunft - ein wenig Staffel 6 und entsprechender Angel Staffel

Inhalt: Buffy ist schwanger von Angel - Angel ist mit Cordelia zusammen

Hauptcharakter(e)/Paar(e):B/A C/A, dazu die Scoobies und das LA-Team - und natürlich Jocelyn

 

 

Vor zwei Monaten und zwei Tagen

 

Dieses Mal schmerzte es nicht so sehr. Das war sein einziger Gedanke bei dem Schock, dass Blut, sein Blut, durch seine Venen floss. Sein Herzschlag hallte in seinen Ohren wider und er fragte sich, ob er für die anderen im Raum genauso laut war wie für ihn. Er schnappte einmal nach Luft, ein zweites Mal, als ihm von der ungewohnten Notwendigkeit des Atmens schwindelig wurde. Cordelia beugte sich über ihn. Ihre Hand ruhte leicht zwischen seinen Schulterblättern als er in großen Zügen Luft holte. Er konnte ihr leichtes Parfüm riechen, als ihr Körper ihn berührte. Er wollte ihr so gerne sagen, dass er okay war, aber er konnte nicht die richtigen Worte finden.

 

"So, ich denke, das ist also Shanshu", bemerkte Cordelia.

 

Zur Bestätigung blickte sie zu Wesley auf. Der Engländer nickte, und beobachtete dann Angel genau. Fred stellte sich unter Wesleys schützenden Arm. Sie verstand die Bedeutung des Ereignisses nicht, das ihren 'weißen Ritter' schwach und hilflos auf dem Boden zurück ließ.

 

"Angel, kannst du mich hören? Ist mit dir alles in Ordnung?"

 

Cordelia kniete an der Seite ihres Freundes nieder und rieb mit ihrer anderen Hand an seinem Arm auf und ab.

 

"Mir geht's vollkommen", konnte er schließlich herausbringen. Er umrahmte ihr Gesicht mit seinen Händen, lachte und küsste sie auf ihrem geschockten Mund. "Absolut vollkommen."

 

Cordelia warf ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss.

 

Und so begann sein Leben als Mensch.

 

 

Vor zwei Monaten

 

Er sollte es eigentlich gewusst haben, dass so etwas passieren würde. Im Geiste trat er sich selber in den Hintern, während er die Zimmerdecke in Buffys Schlafzimmer betrachtete. Als Cordelia ihm befohlen hatte, nach Sunnydale zu fahren, um alle Probleme mit Buffy auszuarbeiten, glaubte er ihr, dass er seine Vergangenheit begraben musste. Also ging er. Womit er allerdings nie gerechnet hätte. waren seine Gefühle, als er Buffy im Sonnenlicht auf ihrer Veranda stehen sah. Das war das Bild, von dem er seit über sechs Jahren geträumt hatte. Bis er und Cordy begonnen hatten, sich zu verabreden. Das Sonnenlicht strich über ihr Haar und umrahmte ihre Gesichtszüge. Gerade als sie seinen Namen hervorbrachte, zog er sie in seine Arme. Ihr Mund war auf seinem, noch bevor er etwas sagen konnte, bevor er erklären konnte, warum er in der Sonne vor ihrer Tür stand.

 

Ihr Rücken war ihm wie eine solide Mauer zugewandt. Er hatte sich mühsam durch seine Erklärungen gestottert. Während seiner Ausführungen hatte sie ihn beobachtet. Ihre Augen hatten nie sein Gesicht verlassen. Als er ihr von Cordelia erzählte, hatte sie sich auf die Seite gedreht ohne ein Wort zu sagen. Der Schmerz war greifbar. Angel konnte ihn fühlen. Abrupt setzte sie sich auf, schob die Decke zurück, sich ihrer Nacktheit bewusst. Angel beobachtete die Sehnen und Muskeln auf ihrem Rücken als sie ihre Arme zur Decke streckte. Er hatte ihren Rücken immer geliebt. Für einen Moment war die Versuchung groß, mit dem Finger der Linie ihres Rückgrates bis zu ihrem Kreuz zu folgen - bis er es sich ansah. Die Haut dort war glatt und unverziert. So ganz anders als das Tattoo auf Cordelias Rücken, das den unteren Teil des Rückgrat wie ein Ausrufungszeichen markierte.

 

Buffy drehte sich um, so dass sie ihn über ihre Schulter ansehen konnte. Einer seiner Arme lag über seinem Gesicht, seine Nase in der Beuge seines Ellbogens. Der andere Arm baumelte über den Rand des Bettes. Die Laken waren seinen halben Körper hinunter gerutscht, und entblößten seine Schultern und seine Brust. Sie seufzte innerlich und wünschte, dass der nächste Teil nicht so sehr wehtun würde. Der Teil, wo sie den einzigen Mann, den sie jemals richtig geliebt hatte, zurück zu seiner Freundin schicken würde.

 

"Also du und Cordelia, was? Wie lange läuft das denn schon?"

 

Ihre Stimme veranlasste ihn, sich aufzusetzen. Buffy stieg aus dem Bett, nahm sich ihre Kleider und wartete auf seine Antwort.

 

"Seit, seit...kurz nachdem du zurückgekommen bist. Nachdem wir herausgefunden haben, dass Lindsey der Vater von Darla's Baby ist."

 

Angel zuckte mit den Achseln. Ihm war die Unterhaltung unangenehm.

 

"So lange?" Buffy zog sich ihr T-Shirt über den Kopf. "Ich bin beeindruckt." Sie machte sich schnell einen Pferdeschwanz. "Steh auf", befahl sie.

 

"Was?", fragte Angel, jetzt vollkommen durcheinander.

 

"Ich will das Bett abziehen. Steh auf."

 

Angel stolperte in seine Kleider, als Buffy das Bett abzog. Eine eifersüchtige Stimme in seinem Kopf fragte sich, wie oft sie das mit einem anderen Mann schon gemacht hatte. Nach dem ersten Schmerz schien sie so ruhig zu sein.

 

"Wie wirst du ihr dies erklären?"

 

"Ich weiß nicht".

 

Angel stand verloren in der Mitte ihres Schlafzimmers. Seine dunkle Kleidung war ein starker Kontrast zu den bunten Farben der Wände. Seine Statur schien zu groß für diesen Raum. Buffy plazierte eine Hand unter seinen Ellbogen und führte ihn die Treppe hinunter. Er drehte sich herum, als er sich vor der Vordertür wiederfand.

 

"Buffy, ich...." Er brach ab.

 

"Psst", sagte sie, legte einen Finger auf seine Lippen. "Alles was gesagt werden musste, wurde gesagt. Viel Glück. Auf Wiedersehen."

 

Damit öffnete sie die Tür und schob ihn in Richtung seines Autos.

 

"Auf Wiedersehen", sagte er und drehte sich zu ihr um, nur um zu bemerken, dass sie die Tür bereits hinter ihm geschlossen hatte.

 

Vor zwei Wochen

 

"Was soll ich bloß machen?", Buffy jammerte in ihren Armen.

 

Sie sank gegen den Tisch in der Magic Box und wartete auf Antworten, die alle ihre Probleme lösen würden. Vielleicht könnte Willow einen Zauber entwickeln, der die Zeit manipulieren konnte.

 

"Das ist unglaublich", sagte Xander von der anderen Seite des Tisches. "Die Schule hat uns etwas nützliches beigebracht."

 

"Was war das?", fragte Willow.

 

Sie und Tara umrahmten Buffy und rieben mit den Händen beruhigend über ihren Rücken, als sie weiter schniefte.

 

"Erinnere dich an das Ei-Projekt? Buffy war eine alleinerziehende Mutter." Buffys Schluchzer verstärkten sich bei den Worten. "Aber ich habe meins getötet."

 

"Nur weil es böse war", führte Willow aus und schoss Xander über Buffys Kopf hinweg einen bösen Blick zu.  "Es hat versucht, dir eine Gehirnwäsche zu verpassen."

 

"Ein Ei hat versucht, dir eine Gehirnwäsche zu verpassen?", fragte Tara mit gerunzelter Stirn. "Warum wollte dir ein Ei eine Gehirnwäsche verpassen?"

 

"Es war kein richtiges Ei. Ich meine, es war schon eins, doch kein normales. Das waren Bezoars. Sie klammerten sich an unseren Rücken fest. Sie brachten mich dazu, Xander zu schlagen."

 

"Oh, ich verstehe."

 

"Oh Gott", rief Buffy und richtete sich auf. "Glaubt ihr, das Baby ist böse?"

 

Ihre Hand ruhte leicht auf ihrem Magen.

 

"Nein, Buffy nein", beeilte sich Willow sie zu beruhigen. "Das Baby ist in Ordnung. Es ist ein ganz normales Baby".

 

"So normal wie ein Baby sein kann, wenn seine Eltern eine Vampirjägerin und ein ehemaliger Vampir sind", ergänzte Anya und gesellte sich zu der Gruppe.

 

"Ahn, Liebes, bitte hilf nicht weiter", bat Xander als er ihr seine Hand auf die Schulter legte.

 

"Was? Ich habe nur gesagt, dass das Baby...."

 

Ihre Worte verstummten, als Xander seine Hand auf den Mund seiner Frau legte.

 

"Buffy?", fragte Willow und ignorierte den Zwist zwischen den Eheleuten. "Hast du daran gedacht, was du Angel sagen wirst?"

 

Im Raum wurde es still als jeder auf die Antwort wartete. Buffy setzte sich auf und schob ihre Haare aus dem feuchten Gesicht. Ihre Nase war rot und ihre Augen waren geschwollen. Sie schniefte wieder und starrte Willow hilflos an.

 

"Was kann ich ihm sagen? Soll ich es ihm überhaupt sagen? Was würde es ihm bedeuten? Und Cordelia? Was ist mit Cordelia? Oh Gott, ich habe mit dem Mann einer anderen Frau geschlafen."

 

Ihre Hand flog auf ihren Mund und sie erbleichte. Sie stand abrupt auf und lief aus dem Raum.

 

"Morgenübelkeit?", vermutete Xander.

 

"Zu früh. Ich denke, ihr ist einfach übel", antwortete Tara.

 

"Es ist nicht fair, dass sie das erste Baby bekommt. Sie ist noch nicht einmal verheiratet. Wir sind verheiratet, Xander. Wir sollten das erste Baby bekommen. In dieser Reihenfolge sollten die Dinge ablaufen. Du bekommst einen Job, du heiratest. Dann bekommst du ein Baby. Du kannst keinen Schritt auslassen."

 

Anya zog am Ärmel von Xanders Shirt.

 

Xander rollte mit seinen dunklen Augen Richtung Decke und wollte gerade antworten, als Buffy zurück in den Raum kam. Langsam ließ sie sich auf dem Stuhl nieder. Er kniete sich vor sie hin und nahm ihre beiden Hände in seine.

 

"Buffy, du weißt, wir lieben dich und werden dich bei jeder Entscheidung unterstützen. Aber, so sehr es mich auch schmerzt, du musst es dem ehemaligen Deadboy sagen. Es ist auch sein Kind".

 

Buffy starrte für eine Moment auf die verschlungenen Hände. Ihr Kopf rollte zurück und schüttelte ihr Haar weg. Sie seufzte, als sie an die Decke schaute, auf die Xander kurz vorher noch gesehen hatte.

 

 

Heute

 

Angel gab vor, durch seine Akten zu schauen, während er im geheimen Cordelia beobachtete. Seit er ihr erzählt hatte, dass er Buffy gesehen hatte, war es richtig friedlich zwischen ihnen. Sie fanden zurück in die Routine, die er so liebte. Es war eine große Steigerung nach der Schreierei, als er zurückgekommen war. Die Tränen waren nicht mehr da und sie akzeptierte wieder seine Aufmerksamkeit. Obwohl sie es nie zugeben würde wusste er, dass sie besänftigt war, als er ihr erzählt hatte, dass er durch den Sex nicht seine Seele verloren hätte, auch wenn sie nicht an seinem menschlichen Körper verankert wäre. Jetzt wollte er nur noch sein Leben weiterführen. Sein Leben mit Cordelia. Er lächelte, als er die Papiere auf seinem Tisch hin und her schob.

 

"Du könntest wenigstens so tun, als würdest du arbeiten", ermahnte ihn Cordelia ohne von dem Pflock aufzusehen, den sie gerade schärfte.

 

"Mach ich doch", protestierte er und gab vor, beleidigt zu sein.

 

"Bitte, wem glaubst du eigentlich, kann du etwas vormachen?"

 

Sie drehte ihren Kopf, um ihn durch ihre Haare anzuschauen.

 

"Dir?", fragte er hoffnungsvoll.

 

Ein leichtes Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben und er lehnte sich an seinem Tisch vor. Angel bewunderte Cordelia während seine Arme auf der Oberfläche des Tisches lagen.

 

Sie schnaubte in Erwiderung.

 

"Also bitte", antwortete sie.

 

Und Angel wurde erneut daran erinnert, warum er seine Verbindung mit Cordelia so sehr mochte. Im Gegensatz zu seiner Zeit mit Buffy gab es hier nichts melodramatisches oder schmerzhaftes, die die Momente, die er mit ihr verbracht hatte, charakterisieren. Sie hatten als Freunde angefangen und diese Leichtherzigkeit zog sich durch ihre ganze Beziehung. Er fühlte sich niemals ihrer Aufmerksamkeit unwürdig. Noch konnte er sich jemals vorstellen, sie zu verlassen. In der Gesellschaft von Cordelia konnte er atmen. Das war ein gutes Gefühl, fast befreiend.

 

"Ihr beiden, weniger quatschen, mehr arbeiten", kommandierte Wesley von seinem Tisch. Der Rest der Belegschaft tauschte ein verschwörerisches Grinsen. "Ich meine es erst", befahl er. "Wie müssen diesen Dämon erforschen, der Mrs Devereaux plagt."

 

"Könnte es sein, dass sie verrückt ist?", murmelte Cordelia.

 

"Das habe ich gehört", rief Wesley.

 

"Nein, hast du nicht", schrie sie zurück.

 

"Du hast Recht!"

 

Angel lehnte sich zurück. Er genoss das Gestichel um ihn herum. Sein Leben war fast perfekt. Fast, denn die Tür zum Hotel wurde geöffnet. Fred sprang auf, um den potentiellen Kunden zu begrüßen. Die Worte erstarben auf ihren Lippen, als Cordelia hinter ihr leise Beschwörungen von sich gab. Angel strich sich mit der Hand über die Augen, ob das, was er vor sich sah, die Wirklichkeit oder eine Illusion war. Buffy stand in der offenen Tür. Mit einer Hand umklammerte sie ihre Tasche, die andere hielt die Tür. Ihr langer Rock und ihr blasses Oberteil ließen sie noch dünner als gewöhnlich aussehen.

 

"Oh je", sagte Wesley unnötigerweise.

 

Seine Neugier über die Stille hatte ihn aus seinem Büro getrieben.

 

"Du hast vielleicht Nerven", begann Cordelia beim Anblick der einzigen Frau, die ihr ihren Freund wegnehmen könnte.

 

Buffy schreckte zurück, suchte Angel aber mit ihren Augen.

 

"Ich muss mit dir sprechen. Allein."

 

"Was auch immer du zu sagen hast, du kannst es vor uns allen sagen", informierte sie Cordelia frostig. "Wir sind seine Familie."

 

Drei Köpfe nickten zur Bestätigung, als Wesley, Gunn und Fred sich Cordelia anschlossen.

 

"Es ist privat", antwortete Buffy. "Ich muss mit dir sprechen."

 

Angel erstarrte. Von allen Dingen, die er erwartete, dass sie heute passieren würden, stand garantiert nicht auf der Liste, dass er seine Ex-Freundin sehen würde. Er hatte, vielleicht naiverweise, gedacht, dass sie nach einiger Zeit, eine Art von Freundschaft aufbauen konnten. Zweieinhalb Monate, dachte er bitter, war nicht genug Zeit.

 

"Du kannst es vor ihnen sagen", brachte er schließlich raus.

 

Er wollte Cordelias Zorn nicht wegen einer Unterhaltung mit Buffy herausfordern.

 

"Nein", sagte sie langsam. "Das kann ich nicht. Ich muss mit dir alleine sprechen."

 

Ihr Griff an der Tür war schon fast verzweifelt. Wenn er nicht bald zustimmt, dachte sie, würde sie den Griff bestimmt abbrechen. Sie versuchte, ihre Finger einen nach dem anderen zu entspannen. Aber sie schienen am Metall festzuhängen.

 

Angel konnte hinter Cordelias Ärger ihre Verletzlichkeit erkennen. Wenn er Buffys Verlangen nachgeben würde, würde es die Angelegenheit zwischen ihnen nur schlimmer machen. Er konnte sich nie gut gegen Buffy durchsetzen, aber diese Mal konnte er ihrer Forderung einfach nicht nachgeben. Er schüttelte seinen Kopf.

 

"Tut mir Leid. Du sagst es mir entweder vor allen oder gar nicht."

 

Buffy seufzte fast vor Erleichterung bei dem Ultimatum. Angel hatte ihr einen Ausweg angeboten. Sie konnte sich umdrehen, weggehen und es ihm niemals sagen. Er würde nie von dem Baby erfahren. Du blödes Huhn, beschimpfte sie sich selbst. Nur noch zehn Minuten. Dann konnte sie sich mit Dawn zum Essen treffen und das Zimmer des Babys zusammen planen.

 

Sie holte tief Luft, öffnete ihren Mund. Doch kein Ton kam heraus. Sie versuchte es noch einmal.

 

"IchbinschwangerunddasBabyistvondir."

 

"WAS?!", brüllten fünf Stimmen auf einmal und ließen sie zurückschrecken.

 

Sie wäre fast aus dem Hotel gelaufen. Ihr Fuß stand hinter ihr und ihre Hüfte war schon halb draußen. Sie schloss die Augen und betete, dass sie nicht wieder anfangen würde zu weinen.

 

"Du bist sehr menschlich", bot sie als Erklärung an.

 

Cordelia tat einen Schritt nach vorne und für eine Schrecksekunde dachte Buffy, dass sie sie angreifen wollte. Statt dessen drehte sie sich um und schlug Angel mit aller Kraft.

 

"Bastard", kam aus ihrem Mund.

 

Sie lief aus dem Raum. Wesley berührte Freds Ellbogen. Fred klopfte Angel auf die Schulter als sie den Raum verließ, um ihre Freundin zu finden.

 

"Ich...ich...", stotterte Angel unnötig "Ich verstehe nicht."

 

"Da ist wirklich nicht viel zu verstehen. Wir hatten Sex und nun bin ich schwanger. Es ist von dir. Ich habe seit über sechs Monaten mit keinem anderen geschlafen. Und der letzte Kerl-"

 

Buffy brach ab, als ihr klar wurde, dass sie der Belegschaft von Angel Investigations ihr Sexleben offenbarte. Sie seufzte.

 

"Was erwartest Du von mir?", flüsterte er fast.

 

"Nichts. Gar nichts. Es ist meine Entscheidung, das Baby zu behalten. Ich dachte nur, du solltest es wissen. Du kannst teilhaben am Leben des Babys oder nicht. Ich werde dich anrufen, wenn ich Termine beim Arzt vereinbart habe."

 

Buffy zuckte mit den Achseln.

 

"Es ist deine Entscheidung."

 

Angel sagte nichts, konnte nichts sagen. Er konnte fühlen, dass das Leben, das er sich mit Cordelia aufbauen wollte, sich weiter und immer weiter entfernte.

 

"Es ist nur...ich wollte nur. Okay, so sieht es aus. Entweder bist du dem Baby ein Vater oder nicht. Ich meine, klar, biologisch bist du es. Aber entweder bist du ein Teil seines Lebens oder nicht. Ich will nicht, dass das Kind so wie Dawn oder ich mit einem abwesenden Vater aufwächst. Meine Mutter hat uns beide großgezogen und ich kann das auch. Ich will dein Geld nicht. Ich will nicht, dass du dich verpflichtet fühlst. Ich habe nur gedacht, dass du es wissen solltest."

 

Unfähig seine Stille zu beurteilen, drehte sich Buffy um, um zu gehen.

 

"Ich rufe dich an, wenn ich meinen ersten Termin habe."

 

Angel stand da, flankiert von Gunn und Wesley, und beobachtete die Frau, die einmal sein Leben gewesen war, und die langsam das Leben, was er jetzt hatte, zerstörte. Sie wartete kurz darauf, dass er etwas sagen würde. Als er still blieb, fuhr sie fort.

 

"Angel, ich will dich zu nichts zwingen. Mir geht es gut. Uns geht es gut", führte sie aus und legte ihre Hand auf ihren Bauch.

 

"Es tut mir Leid, dass ich dir dies so an den Kopf geworfen habe. Ich wusste nur nicht...ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte."

 

Sie wedelte mit ihrer Tasche.

 

"Ich denke, ich sollte wohl gehen."

 

"Ich denke, das wäre das Beste." Wesley sprach zum ersten Mal, seitdem Buffy zur Tür herein gekommen war.

 

Buffy lächelte den Mann mit tränenfeuchten Augen an und rannte aus dem Hotel.

 

 

Zwei Wochen später

 

"Äh, hallo Angel." Buffys Stimme erklang nervös von der Nachricht auf dem Anrufbeantworter. "Ich, äh, wollte dir nur sagen, dass ich meinen ersten Termin habe. Es ist um zwei Uhr in L.A."

 

Ihr Stimme fuhr fort und gab den Namen des Arztes und die Adresse bekannt. Cordelias Finger glitten über die Maschine. Für eine Minute war sie versucht, die Nachricht zu löschen und Angel niemals über den Anruf zu informieren. Sie seufzte und zog ihre Hand weg.

 

"Ich werde nicht gehen", sagte Angel zu ihr.

 

Cordelia schrie auf und machte einen Satz. Sie presste eine Hand auf ihr Herz und fuhr ihn an:

 

"Mach doch sowas nicht. Du gehst nicht?"

 

"Zu dem Arzttermin. Ich habe darüber nachgedacht. Ich werde nicht gehen."

 

Cordelia wollte tanzen. Oder singen, wenn sie nicht so schlecht singen würde. Sie wollte die Arme um ihn schlingen und ihn küssen.

 

"Warum nicht?"

 

"Du bist mir zu wichtig."

 

Er strich mit einer Hand über ihre Wange.

 

Cordelias Atem stockte. Sie war sicher, dass er ihr am Ende sagen würde, dass er sie liebte. Sie schaute zu ihm auf und fragte mit einer dünnen Stimme

 

"Bin ich das?"

 

"Das bist du", war alles was er sagte.

 

Er zog seine Hand weg und ging aus dem Raum.

  

 

Vier Monate später

 

"Das ist der perfekte Herbsttag."

 

Cordelia seufzte, als sie sich unter Angels Arm kuschelte. Das Wetter hatte eine ungewöhnliche Wendung genommen und die Temperatur war gefallen. Es war fast wie die Herbsttage, an die sich Angel von seiner Jugendzeit oder von seinen Reisen erinnerte. Er lächelte auf sie hinab.

 

Gemeinsam mit Wesley waren sie auf dem Weg zum Physiklabor, wo sie sich mit Fred treffen wollten. Während sie das große Universitätsgelände durchquerten, beobachtete Angel die Studenten, die die Gebäude betraten und verließen. Seit seinem Shanshu liebte er es, die Menschen während des Tages zu beobachten. In den Gebäuden und auf den Straßen war immer viel mehr los. Auf dem Universitätsgelände ging es laut und lebhaft zu. Studenten warfen Frisbees und spielten Fußball. Einige saßen unter Bäumen und bereiteten sich auf ihre nächste Vorlesung vor. Ein Kunststudent hatte eine Staffelei unter einem Baum aufgestellt. Angel konnte einen Jungen sehen, der zur Freude seines weiblichen Publikums auf seiner Gitarre zupfte.

 

"Oh je!", murmelte Wesley vor sich hin.

 

Er hatte die Studenten auch beobachtet. Und deshalb hatte er auch ein Mädchen mit kastanienbraunem Haar bemerkt, das auf einer Bank an der Seite des Weges wartete.

 

"Ich hasse es, wenn du das sagst", murrte Cordelia. "Das sind immer schlechte Neuigkeiten. Ist da ein Dämon oder sowas?"

 

"Nein, ganz im Gegenteil." Er hielt inne. "Es ist Dawn."

 

"Summers?", fragte Angel, als Cordelia zeitgleich meinte. "Scheiße, wo?"

 

Wesley zeigte auf das junge Mädchen. Ihr Kopf war über ein Buch gebeugt. Immer wieder blickte sie auf und sah sich um, als wenn sie auf jemanden warten würde.

 

"Vielleicht sieht sie uns nicht", sagte Cordelia hoffnungsvoll.

 

"Wir müssen genau an ihr vorbei", meinte Wesley.

 

"Kennt jemand einen Unsichtbarkeitszauber", witzelte Angel.

 

Bei dem Gedanken, der Schwester der Frau zu begegnen, die er die letzten vier Monate ignoriert hatte, bekam er Magenbeschwerden. Er erinnerte sich daran, wie nah sich die beiden Schwestern standen. Das würde nicht friedlich ablaufen.

 

"Lass uns das wie Männer angehen", schlug Wesley vor.

 

Cordelia räusperte sich.

 

"Und wie eine Frau", ergänzte er. "Wir sind schließlich in der Öffentlichkeit. Und sie ist nur ein Mädchen."

 

"Das können wir."

 

"Richtig!"

 

"Und wenn wir nicht hinschauen, sieht sie uns vielleicht nicht. Oder wir können so tun, als würden wir sie nicht sehen", fügte Wesley hinzu.

 

"Ich mag den Plan."

 

 

Fünf Minuten später

 

Er wunderte sich, ob er den Großteil seines Lebens ruhig verbringen würde. Oder ob er nur verstummen würde, sobald er Buffy oder einer ihrer Freunde begegnen würde. Als der Plan durchgeführt wurde, drückte er Cordelias Arm beruhigend und lächelte sie an, doch sie bemerkte es gar nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die jüngere Summers Schwester zu passieren, ohne dass sie bemerkt wurden.

 

Vielleicht verfolgte sie das Pech auch ewig. Denn Dawn schaute genau in dem Moment auf, als die drei Angestellten von Angel Investigations an ihr vorbei gingen.

 

"Angel?", fragte Dawn.

 

Cordelia seufzte, als sie gezwungen war stehen zu bleiben und drehte sich um.

 

"Dawn", rief sie aus. "Wir haben dich da gar nicht bemerkt. Was machst du denn hier?"

 

Sie hoffte, dass das aufrichtige Lächeln auf ihrem Gesicht auch aussah wie ein aufrichtiges Lächeln und nicht wie eine Grimasse.

 

"Ich gehe hier zur Uni. Aber was macht ihr denn hier?"

 

Dawn schaute über Angels Schulter. Sie hatte sich hier mit Buffy zum Essen verabredet, damit Buffy ihr über die Ultraschallergebnisse berichten konnte. Und dann wollte Dawn ihr von ihren Freund erzählen.

 

"Wir treffen Fred", erklärte Wesley.

 

"Oh, gut. Also, ich will euch nicht aufhalten." Dawn lächelte sie an.

 

"Wie geht es dir?", fragte Angel leise. "Wie geht es-"

 

"Mir geht es gut", antwortete Dawn. "Uns geht es allen gut." Sie sah auf ihre Uhr. "Äh, eigentlich habe ich in ein paar Minuten eine Verabredung und deshalb..."

 

"Oh, nun, wir wollen dich nicht aufhalten", beeilte sich Cordelia zu sagen.

 

Sie war dankbar für die Ausrede um weiterzugehen. Angel und Wesley drehten sich um, um ihr zu folgen, als Buffys Stimme sie stoppte.

 

"Dawn! Ich habe die-", fing Buffy an, brach aber ab als sie sah, mit wem ihre Schwester sprach.

 

"Hi", sagte Dawn leise und umarmte ihre Schwester.

 

Sie kicherte, als ihr Bauch mit dem Hügel unter Buffys Sweatshirt in Kontakt kam.

 

"Hallo Buffy."

 

"Angel. Cordelia. Wesley."

 

Buffy nickte den Dreien zu. Das Glühen, das sie beim Arzttermin verspürt hatte, verging sehr schnell.

 

"Du, äh, du siehst gut aus."

 

Angel studierte ihr Gesicht. Ihre Wangen waren vom gehen gerötet und ihr Haar wurde lose im Nacken zusammengehalten. Ihr Sweatshirt verbarg die Schwangerschaft ziemlich und Angel bemerkte, dass einige Jungs den Summers Schwestern hinterher sahen. Cordelia rollte hinter Angels Rücken mit ihren Augen.

 

"Danke. Du aber auch."

 

Sein dunkles Haar war leicht von der Sonne gebleicht, so als ob er viel Zeit am Strand verbracht hatte. Anstatt der bleichen Farbe hatte seine Haut einen leicht gebräunten Ton und betonte damit seine Gesichtszüge.

 

"Wie fühlst du dich, Buffy?", fragte Wesley.

 

"Gut."

 

Ihre Hand rieb über ihren Bauch. Sie war sich nicht sicher, ob sie damit ihr Baby oder sich selbst beruhigen wollte. Er hatte sogar nie angerufen, um ihr zu sagen, dass er das Baby nicht wollte. Trotz seiner ständigen Abwesenheit, hinterließ Buffy auch weiter Nachrichten über ihre Arzttermine auf dem Anrufbeantworter. Sie wollte sich später nicht vorwerfen lassen, das sie unfair sei.

 

"Wie geht es dem Baby?", fragte Angel leise.

 

Buffy erstickte fast an ihrer Wut. Sie wollte schreien, sie wollte schimpfen, dass er es wissen würde, wenn er einmal zum Arzt mitkommen würde. Statt dessen warf sie ihm ein, wenn es dafür gehalten werden konnte, Lächeln zu

 

"Gut."

 

"Ist es gesund?"

 

"Sie", korrigierte Buffy. "Ihr geht es gut. Sehr aktiv."

 

"Sie", kreischte Dawn. "Es ist ein Mädchen?"

 

Sie hüpfte auf und ab und umarmte ihre Schwester dann.

 

"Hi Jocelyn", sagte sie zu Buffys Bauch.

 

"Jocelyn?", fragte Cordelia.

 

Die Worte kamen aus ihrem Mund, bevor sie überhaupt realisierte, dass sie gesprochen hatte. Sie wollte nicht mit Buffy sprechen. Sie wollte nicht mit der Frau sprechen, die das Baby ihres Freundes erwartete.

 

"Nach unserer Mutter. Ich hoffe, es macht dir nichts aus."

 

"Nein, nein. Es ist, äh, ein hübscher Name."

 

"Danke." Buffy starrte für eine Minute auf den Weg. "Wir sollten gehen" sagte sie schließlich. "Wir haben einen Tisch reserviert."

 

Bevor sie ihre Entscheidung nochmals überdenken konnte, griff sie in ihre Tasche.

 

"Hier, das ist ein Bild von dem Baby."

 

Angel akzeptierte es, ohne darauf zu schauen.

 

"Danke."

 

"Gerne geschehen."

 

 

Drei Wochen, zwei Tage, vier Stunden und sieben Minuten später (genau)

 

Er starrte auf das Bild, das in seinem Buch versteckt war. Für den Rest von Angel Investigations sah es aus, als würde er einen neuen Dämon studieren. Seine Füße lagen auf der Ecke seines Schreibtisches. Er lehnte seinen Stuhl zurück und dachte sogar daran, von Zeit zu Zeit eine Seite umzublättern. Er hatte darin jede Menge Übung. Cordelia und Doyle hatten ihn mit seinem Brüten aufgezogen, als er damals nach Los Angeles gezogen war. Er erinnerte sich daran, wie er dieses alte Foto von Buffy betrachtet hatte. Er kannte jedes Detail. Jede Linie in ihrem Gesicht. Nun konnte er behaupten, dass er dasselbe Wissen von ihrem Baby hatte. Das Ultraschallbild war höchstens verschwommen zu nennen, aber das Baby war klar da. Eine kleine schwarz/weiße Erinnerung an den größten und möglicherweise besten Fehler, den er je begangen hatte. Nach zweihundert Jahren würde er Vater werden. Er hatte eine Tochter.

 

Er setzte sich plötzlich auf und klappte das Buch zu, als Cordelia sich mit ihrer Hüfte an seinen Schreibtisch lehnte.

 

"Gehst du mit mir spazieren?"

 

Sie hielt ihm einladend ihre Hand entgegen.

 

"Du solltest sie mal anrufen. Oder zu einem der Termine gehen."

 

"Was?"

 

"Buffy. Du solltest sie anrufen. Oder geh zu einem der Termine. Seit wir sie getroffen haben, hast du nicht aufgehört, an sie zu denken. Es geht auch um dein Baby."

 

"Ich denke nicht, dass sie mich dabei haben will."

 

Sie durchquerten den Hof und bogen auf die Straße. Angel bemerkte, dass es früher dunkel wurde. Bald war Weihnachten. Die Geschäfte hatten schon ihre Schaufenster dekoriert.

 

"Angel, es ist dein Baby. Es ist egal, ob sie dich nicht dabei haben will. Du hast ein Recht dabei zu sein. Sie hat dem Kind sogar schon einen Namen gegeben. Willst du denn gar nichts zu sagen haben in der Erziehung des Babys. Ich meine bevor das Kind zur Schule geht."

 

"Öffentliche Schule."

 

"Was?"

 

"Buffy will, dass ihre Kinder in die öffentliche Schule gehen. Sie sagte, wenn diese Schulen gut genug sind, um Willows zu produzieren, sind sie auch gut genug, um ihre Kinder zu erziehen."

 

"Und woher weißt du das?", fragte Cordelia verwirrt.

 

"Erinnerst du dich daran, dass ihr in der Schule diese Eier beobachten solltet? Wir hatten damals darüber gesprochen."

 

'Alles was ich sehe, bist du. Alles was ich will, bis du', wehte der Geist von Buffys Stimme durch seine Kopf.

 

"Oh, ich meine aber immer noch, dass ich Recht habe."

 

Cordelia bliebt stehen und sah ihn an. Sie legt ihre Finger leicht auf seine Wange. Was für prächtige Augen er doch hatte.

 

"Es ist doch nur, weil ich mich so sehr um dich sorge."

 

Angel lehnte sich vor, so dass sich ihre Stirn berührte.

 

"Ich weiß."

 

"Verpass das nicht, Angel. Ich weiß, dass du es dir sonst nie selbst verzeihen würdest."

 

Cordelia legte ihre Hände auf Angels Arme. Er küsste sie leicht auf die Stirn, dann umarmte er sie. So blieben sie stehen, bis Wesley nach ihnen schaute und ihnen vorwarf, sich vor der Arbeit zu drücken.

 

 

Zwei Monate, drei Wochen und vier Tage später

 

"Angel, wenn du da bist - geh dran", erklang Dawns Stimme vom Anrufbeantworter von Angel Investigations.

 

"JETZT."

 

Sie wartete einen Moment, darauf hoffend, dass der Hörer abgenommen wurde.

 

"Angel, wir fahren jetzt ins Krankenhaus. Buffy hat während dem Essen Wehen bekommen."

 

"Ich habe ihr gesagt, dass sie so nah am errechneten Termin nicht mehr durch die Gegend fahren soll", schrie Willow, fast schon blasiert, im Hintergrund.

 

"Ich hab's dir ja gesagt kommt später", schnaufte Buffy. "Jetzt geht’s los."

 

"Wir fahren ins Cedar Sinai. Wir sehen dich dann da. Xander, mach langsam, sie bekommt das Baby nicht...."

 

Die Maschine stoppte.

 

Die Belegschaft von Angel Investigations starrte auf das blinkende Licht der Maschine. Keiner sprach für eine Minute. Dann redeten alle gleichzeitig.

 

"Ich hole das Auto."

 

"Ich fahre, du fährst wie eine alte Frau."

 

"Wie alt ist die Nachricht?"

 

"Ich habe euch gesagt, dass heute ein schlechter Tag war, diese Dämonen zu jagen."

 

"Ich habe die Geschenke geholt."

 

"Geschenke?"

 

"Für das Baby."

 

"Ich weiß, dass es bei ersten Kindern in der Regel länger dauert, aber lasst uns jetzt fahren, Leute."

 

"Oh, richtig. Wo sind die Schlüssel?"

 

 

Zwanzig Minuten und zwei Tickets wegen Tempoüberschreitung später

 

Angel und Anhang liefen durch die Korridore des Krankenhauses. Seit all seinen Jahren in L.A., dachte er, dass dies das allererste Mal war, dass er die Entbindungsstation sah. Anstatt der sterilen, deprimierenden Umgebung der anderen Stationen, erschien dieser Bereich hoffnungsvoller.

 

In ihrer Eile, Buffy zu finden, wären sie fast an Xander und Anya vorbeigelaufen, die die Babys im Säuglingszimmer anstarrten. Fast wie bei einem Cartoon, kam Angel rutschenderweise zum Stehen, als er sie in seinem Augenwinkel erspäht hatte.

 

"Ist es schon da? Hat Buffy das Baby?"

 

Angel umklammerte Xanders Ärmel, als würde sein Leben davon abhängen. Er hatte Mühe, Luft zu holen.

 

"Bist du hierhin gelaufen?", fragte Xander.

 

Er amüsierte sich über Angels Atemprobleme.

 

"Nein, ihre Wehen haben erst angefangen. Entspann dich, das kann noch eine Weile dauern."

 

"Und wir sollten immer noch diejenigen sein", brummelte Anya an seiner Seite.

 

"Wo ist sie?"

 

"Am Ende des Gangs. Du kannst es gar nicht verfehlen. Giles lungert da vor der Tür rum - auf seine britische Art."

 

"Das nehme ich als Beleidigung", wandte Wesley ein.

 

"Uh-huh", entgegnete Xander. "Ich habe Recht. Zu viele Wörter. Ein einfaches 'hey' hätte gereicht."

 

"Du solltest da rein gehen, Mann. Ich weiß, dass Buffy dich sehen will. Halt ihr bloß nicht die Hand", warnte er und hielt einen Finger mit Schiene hoch.

 

Xander beobachtete Angel, als dieser auf Buffys Zimmer zuging. Er mochte den Mann nicht, aber er war Jocelyns Vater. Buffy war froh, als Angel vor zwei Monaten angefangen hatte, an den Arztterminen teilzunehmen. Obwohl er wusste, dass Buffy die Schwangerschaft nicht bereute, war ihm bewusst, dass diese Zeit mit Angel für sie leichter war. Xander schüttelte den Kopf. So viele Männer hatten versucht, in Buffys Herz zu gelangen, das nur von Angel besetzt war. Und der ging gerade den Gang hinunter - mit seiner Freundin am Arm.

 

 

Fünfzehn Stunden, Vierunddreißig Minuten und zwei verletzte Finger später

 

"Fast geschafft, Buffy. Ich kann den Kopf sehen", sagte die Ärztin zu Buffy. "Entspannen Sie sich für eine Minute."

 

"Das sagt sich so einfach", schnaufte Buffy.

 

Ihr Haar klebte an ihrer Stirn und Schweiß rann ihr die Schläfe hinab. Angel stützte ihren Rücken, während Willow ihre Atmung überwachte.

 

"Du machst das großartig", beruhigte Angel.

 

"Du hast Glück, dass ich gerade beschäftigt bin. Ich könnte dich dafür schlagen", entgegnete Buffy.

 

Angel blickte auf seine Hand. Trotz Xanders Warnung hatten seine Finger nun eine üble, violette Schattierung.

 

"Ok, Buffy, noch einmal pressen", ordnete die Ärztin an.

 

Buffy stöhnte, gehorchte aber. Sie ergriff die Stützen an den Seiten des Bettes und konzentrierte sich darauf, sich selbst vom Schmerz zu befreien.

 

"Gratulation, Buffy, Sie haben eine Tochter."

 

Die Ärztin hielt eine sich windende Masse über Buffys Knie hoch. Der Mund des Babys öffnete sich einmal, dann ein zweites Mal und dann schrie es. Buffy starrte undeutlich auf das Baby, ihr Mund formte ein 'oh', als sie ihre Arme ausstreckte. Willow klatschte in die Hände und kreischte, bevor sie aus dem Kreissaal lief, um den anderen die gute Neuigkeit mitzuteilen.

 

Angel starrte sprachlos auf das Bündel, das in die Arme der Mutter gelegt wurde. Sie war so winzig. Sie war so...schleimig.

 

"Buffy, bist du sicher, dass du nicht mit einem Schleimdämon geschlafen hast?"

 

Das müde Lachen ihrer Mutter war das erste, was Jocelyn hörte.

 

 

Einen Monat und zwei Tage nach dem Tag, der sein Leben für immer verändert hatte

 

Angel ging durch die Lobby des Hyperion Hotels. Fast schon zwanglos warf er sein Breitschwert in den Waffenschrank und warf sein Mantel ab, der mit Dämonenblut bedeckt war. Die Belegschaft von Angel Investigations war ziemlich geschockt, als die 'End of Days' nicht auch ein Ende der dämonischen Bevölkerung bedeutet hatte. Die ängstlicheren Dämonen flüchteten in den Untergrund. Aber andere wurden viel aggressiver, und tauchten immer öfter auf. Anstatt zu entscheiden, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollten, musste die L.A. Crew neue und kreative Wege finden, um die Dämonen zu bekämpfen. Cordelia witzelte, dass sie fast versucht war nach San Francisco zu fahren, um zu sehen, ob die TV-Serie 'Charmed' Wirklichkeit war.

 

Angel warf einen letzten Blick in die Hotellobby, um sicherzustellen, dass sie durch und durch sicher für ein Baby wäre. Jocelyn war erst einen Monat alt und konnte noch nicht herum rollen. Aber Angel wollte früh genug für die Sicherheit sorgen und nicht erst, wenn sie laufen konnte. Buffy und Angel hatten vereinbart, dass sie nach L.A. kommen sollte, wo viel mehr Platz zur Verfügung stand, als er nach Sunnydale, wo es den Platz....nicht gab. Cordelia war noch immer nicht sehr begeistert von der Idee, dass Buffy hier Zeit verbringen würde. In der Nähe von ihm. Ihnen. Trotz ihrer Einwände war eines der Zimmer als Kinderzimmer eingerichtet worden. Mit einem zusätzlichen Bett für Buffy.

 

Er öffnete die Tür zu dem Raum. Die Wände waren in einem hellen blau gestrichen und mit pinken und silbernen Sternen verziert. Cordelia hatte darauf bestanden, den ganzen Raum nach dem selben Schema einzurichten. Mit den Ergebnis, dass eine Lampe in der Form des Mondes auf einer Kommode stand. Die Steppdecke auf dem Bett war weich und flockig. Cordelias Bemühungen machten den Raum hell und luftig. Ganz schnell wurde der Raum zu Angels Lieblingsplatz im Hotel. Er hoffte nur, dass Buffy und Jocelyn ihn mochten.

 

Angel ließ sich auf dem Bett nieder und starrte auf das Kinderbett vor ihm. Die Mutter seines Kindes und seine Freundin würden nicht weit entfernt voneinander sein. Er konnte nur hoffen, dass dies nicht in einem Blutbad enden würde. Vor neun Jahren hätte Angel niemals gedacht, dass Buffy nicht gleichzeitig die Mutter seines Kindes und seine Freundin, wenn nicht sogar seine Ehefrau sein würde. Sechs Jahre lang hatte er sich an diese Vision geklammert. Dass sie eines Tages heiraten würden und er den Rest seines Lebens mit dem Mädchen verbringen würde, das er an diesem sonnigen Nachmittag auf den Stufen der High School gesehen hatte. Dann war Buffy gestorben. Richtig, Willow hatte sie zurückgeholt. Aber die Buffy, die zurückkam, war nicht die Buffy, an die er sich erinnerte. Die Hölle musste auf sie eine andere Auswirkung gehabt haben, als auf ihn. Körperlich ging es ihr gut. Mehr als gut. Er lächelte. Aber ihr Geist war weg. Alles was sie als Buffy ausmachte, hatte sie verlassen.

 

Es war nicht diese Veränderung, die ihn in Cordelias Arme getrieben hatte, sondern das Wissen, dass er niemals wieder so eine Liebe, wie er sie mit Buffy erlebt hatte, überleben würde. Er wollte Unkompliziertheit. Er wollte Liebe, aber nicht die Komplikationen, die während ihrer Liebesgeschichte an der Tagesordnung gewesen waren. Er hatte die Zeit mit ihr nie bereut. Tatsächlich konnte er dadurch, dass er für Buffy sein Herz geöffnet hatte, auch Cordelia viel leichter ein Teil davon abgeben. Es war nicht das gleiche. Er liebte sie nicht mehr oder weniger, nur anders. Sanfter. Und wenn, immer wieder mal kamen die 'und wenns' zum Vorschein, dann war es seine Angelegenheit, damit klar zu kommen. Cordelia würde es nie erfahren. Er schloss die Tür des Kinderzimmers hinter sich.

 

Fußtritte hallten in der Lobby. Angel hörte den Tumult, der mit der Ankunft von Buffy zusammenhing. Als er die Treppe hinunter ging, sah er Wesley und Fred, die Jocelyn in ihrem Kinderwagen bewunderten. Buffy blickte auf, als er zu ihnen hinüber kam. Sie hatte Schatten unter den Augen. Aber sie hatte auch das Gewicht verloren, das sie während der Schwangerschaft zugenommen hatte. Trotz ihrer offensichtlichen Müdigkeit sah sie gesund aus. Sie sah glücklich aus.

 

Sie hielt die Hand des Babys, lächelte Angel an und imitierte ein Winken.

 

"Sag hallo zu Daddy", sagte sie zu dem schläfrigen Baby.

 

"Es sieht aus, als wäre sie müde", bemerkte Angel.

 

"Lange Autofahrt", erklärte Buffy.

 

Sie hob Jocelyn aus dem Wagen.

 

"Also los. Jetzt bist du dran, sie zu halten."

 

Buffy schob das Baby in Angels Arme, und versicherte sich, dass der Kopf des Babys richtig gestützt wurde. Erschöpft ließ sie sich auf die Couch in der Lobby fallen.

 

"Wo sind Cordelia und Gunn?", fragte Buffy unter ihrem Arm durch.

 

Als sie keine Antwort bekam, blinzelte sie unter ihren Ellbogen und sah, dass Fred und Wesley nun neben Angel standen und vor Jocelyn Grimassen schnitten. Angel schaute eisig.

 

"Angel?", rief sie sanft, und wurde durch sein Aufblicken belohnt. "Sie ist ein Baby, sie ist nicht böse. Obwohl Willow, Tara und ich während der ersten Nächte unsere Zweifel hatten."

 

"Willow und Tara?"

 

"Ja, sie wohnen bei mir, erinnerst du dich? Die ganze Zeit seit meinem bedauerlichen Urlaub."

 

Angel zuckte zurück, als sie so lässig auf ihren Tod verwies.

 

"Cordy und Gunn suchen eine Dämon. Sie sollten jeden Moment zurück sein."

 

"Jagen?"

 

Buffy lehnte sich zurück gegen die Couch, zog ihr Bein an und strecke die Sehnen und Muskeln.

 

"Ich vermisse das. Ich war seit Monaten nicht mehr draußen."

 

Sie ließ ihr Bein hinunter und wiederholte das ganze mit dem anderen Bein.

 

"Besteht irgendeine Chance, dass wir an diesem Wochenende miteinander trainieren können?"

 

Wesley und Fred schauten sich über Jocelyns Kopf an. Bevor sich Angel und Cordelia ihre Gefühle füreinander eingestanden hatten, verbrachten sie eine Menge Zeit mit Kämpfen und Trainieren. Freds Gesichtsausdruck wurde noch besorgter, als Angel antwortete.

 

"Vielleicht."

 

 

Zwei Stunden nach dem Anruf

 

Angel durchquerte die Lobby. An der Treppe vorbei, um die Couch herum und hinüber zum Schreibtisch. Die Couch benötigte eine neue Polsterung. Vielleicht sollte der Boden neu gewachst werden, vielleicht sogar erneuert werden. Das Gebäude musste gut aussehen, um die Kunden zu beeindrucken. Ungeduldig schnippte er mit den Fingern über die Oberfläche seiner Uhr. Wie lange dauerte es denn, nach Los Angeles zu fahren?

 

Buffy hatte vor über zwei Stunden angerufen und hatte ihm gesagt, dass es einen Notfall der Marke Höllenschlund gab und er auf Jocelyn aufpassen müsste. Sie war direkt nach dem Gespräch losgefahren und wollte so schnell wie möglich da sein. Angel blickte auf eine der Uhren, die die Lobby dekorierten. Was brauchte sie denn so lange? Angel hätte fast geknurrt. Zu Zeiten wie dieser war dies eine Vampireigenschaft, die er vermisste.

 

Die Tür ging auf und Buffy flog regelrecht in die Lobby des Hotels. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Haare waren in einem unsinnigen Pferdeschwanz zurück gebunden. Anstatt ihrer üblichen Arbeitskleidung (und würde ihm vielleicht bitte jemand erklären, wie sie zu einer Sozialarbeiterin geworden war) hatte sie Sachen an, die er als ihre Kampfausrüstung erkannte. Schwarze Lederhosen saßen eng auf ihren Hüften, die alle Zeichen der Schwangerschaft verloren hatten. Ihr Sweatshirt hing über dem Bund der Hose und enthüllte Teile ihrer Haut, als sie quer durch die Lobby kam. Gegen ihr Kostüm sah der Kindersitz , mit den passenden pinken Rüschen und der Babytasche, fehl am Platz aus.

 

"Vielen vielen Dank, Angel. Alles was sie braucht, ist in der Tasche. Du hast Babynahrung hier, richtig? Falls nicht, ich habe ihr genug für die Nacht und morgen früh eingepackt. Du kannst dann später einkaufen gehen."

 

Buffy beeilte sich, um die ganzen Instruktionen in einem Atemzug raus zu lassen.

 

"Äh, Dawns Nummer ist auch in der Tasche - ich denke, du hast sie sowieso. Bitte ruf sie nur an, wenn es wirklich ein Notfall ist", bat sie.

 

"Buffy was ist los?"

 

Angel ergriff ihren Arm, um sie davon abzuhalten, ohne eine Erklärung zu verschwinden.

 

"Oh, weißt du, der Weltuntergang. Nix Besonderes."

 

Buffy lächelte ihn halbherzig an, beugte sich dann zum Kindersitz hinunter. Sie hob Jocelyn heraus und hielt sie über ihren Kopf, um sie dann zu umarmen.

 

"Ich liebe dich, Süße. Denk immer daran."

 

Mit einem letzten Kuss gab sie Jocelyn an Angel weiter.

 

"Pass bitte für mich auf sie auf."

 

"Das ist doch selbstverständlich. Buffy, sei vorsichtig."

 

"Immer. Ich melde mich, wenn das vorbei ist."

 

Und damit war sie weg.

 

 

Irgendwann mitten in der Nacht (genaue Zeit unbekannt, beste Schätzung, SPÄT)

 

Das Jammern durchdrang die Nacht. Angel stolperte aus dem Bett und stieß mit seinem Zeh gegen eine Kommode, was dazu führte, dass er gegen den Türrahmen fiel. Warum konnte Buffy sich nicht um die nächtlichen Fütterungen kümmern? Besonders da sie doch mit Jocelyn ein Zimmer teilte. Er konnte es nicht verstehen. Als er das Licht anmachte und sich im Geiste bei Cordelia entschuldigte, wachte sein Gehirn endlich auf. Buffy konnte Jocelyn nicht beruhigen, weil sie in Sunnydale war. Sie rettete die Welt, während er hier auf ihr Kind aufpasste. (Er fragte sich kurz, ob sich so alle diese Hausfrauen mit Collegeabschluss in den 50er gefühlt hatten). Und Cordelia hatte sich dafür entschieden, in ihrem Appartement zu schlafen, da dunkle Ringe unter den Augen die Maskenbildner bei dem Dreh des Werbespots nicht gerade begeistern würden.

 

Den herumwedelnden Armen ausweichend, hob er das rotgesichtige Baby aus dem Kinderbett. Jocelyns wütendes Jammern legte sich und ging in leise Schluchzer über, als sie sich in dem Armen ihres Vaters entspannte. Geistesabwesend klopfte er ihr auf das Hinterteil und bemerkte, dass die Windel trocken war. Aufgrund der Tatsache, dass sie langsam wieder einschlief, ging er davon aus, dass sie keine Flasche brauchte. Mit einem dankbaren Seufzer sank er auf das Bett. Innerhalb von ein paar Minuten waren Vater und Tochter eingeschlafen.

 

 

Achtundvierzig Stunden nach dem Anruf

 

Die Tür zum Hotel flog auf und brachte Buffy und Spike zum Vorschein. Angel musste ihnen zugestehen, dass sie wussten, wie man den richtigen Auftritt hinlegte. Die Belegschaft von Angel Investigations hielt in ihrer Arbeit inne und betrachtete die Neuankömmlinge. Spike hatte einen Verband um die Stirn und Buffy humpelte leicht, als sie durch die Lobby ging. Durch die fehlende Einladung lungerte Spike weiter vor der Tür herum. Er bemerkte die Blicke, mit denen er bedacht wurde, grinste und zündete sich eine Zigarette an. Er blies den Qualm in den Raum, amüsiert durch Cordelias übertriebenem Hustenanfall.

 

"Nicht in der Gegenwart von meinem Kind, Spike", warnte Buffy, ohne nachzuschauen, ob er ihrem Verbot auch Folge leisten würde.

 

Angel war verblüfft zu sehen, dass Spike sofort gehorchte, von der Tür verschwand und mit der Zigarette in die Dunkelheit ging.

 

"Hallo alle zusammen", rief sie gut gelaunt.

 

Die Belegschaft erwiderte ihren Gruß und wartete darauf, dass sie über Sunnydale erzählen würde. Angel kam um seinen Tisch herum. Er lehnte sich gegen den Tisch und kreuzte die Arme vor seiner Brust.

 

"Wie läuft es in Sunnydale?"

 

"Wie immer, nur mit einem Bösewicht weniger", grinste Buffy frech. "Wo ist ihre königliche Hoheit?"

 

"In Wesleys Büro. Fred und Gunn unterhalten sie gerade. Was ist passiert?"

 

"Ich gehe nur ihre Sachen holen, dann können wir gehen. Danke, dass du das so kurzfristig eingesprungen bist. Cordy, wie lief dein Werbespot?"

 

"Gut. Brauchst du Hilfe?"

 

"Nein, danke. Ich schaffe das?" Buffy ging in Richtung Treppe.

 

"Buffy," Angel biss die Zähne zusammen. "Was ist passiert?"

 

"Oh, weißt du, das Übliche. Großer Dämon wollte den Höllenschlund öffnen. Großer Dämon war ganz knapp dran. Großer Dämon hat die Bekanntschaft mit dem spitzen Ende eines Schwertes gemacht. Ende der Geschichte."

 

Buffy zuckte mit den Schultern.

 

"Wirklich, es war nichts Besonderes. Nichts, was wir nicht schon vorher mal hatten oder schaffen konnten."

 

"Was für eine Frau", sagte Gunn anbetend, als Buffy im Kinderzimmer verschwand. "Wo gehst du hin?"

 

"Ich hole mir Antworten", knurrte Angel und marschierte durch die Türen des Hotels.

 

Spike wartete vor der Tür geduldig auf Buffy. Bei Angels Erscheinen drückte Spike die Zigarette an der Seite des Hotels aus.

 

"Du willst Antworten, Peaches, nicht wahr?"

 

"Was ist passiert?"

 

"Es scheint mir, die Jägerin hat schon alles erzählt. Da war ein weiterer ehrgeiziger Dämon. Wir haben ihn aufgehalten", imitierte Spike.

 

"Warum hilfst du ihnen immer noch? Du weißt genauso gut wie ich, dass du gehen könntest."

 

"Ich möchte leben. Wenn ich unserer kleinen Buffy nicht helfen würde, würde ich keine Entschuldigung haben, mich nicht zu pfählen."

 

"Sie ist nicht meine Buffy," Angel fühlte den kalten Stein des Gebäudes durch das Material seines Shirts. "Und sie ist auch nicht deine."

 

Spike grinste hämisch. "Aber sie könnte deine sein. Immer noch sein, doch du musstest dich mit diesem Weib Cordelia einlassen."

 

"Sei vorsichtig, was du über sie sagst", sagte Angel leise.

 

"Ich habe ja gar nicht deinen Geschmack angezweifelt. Ich habe nur eine Tatsache verkündet. Du brauchst doch nur zu pfeifen und Buffy kommt zu dir."

 

Spike deckte sein Feuerzeug mit seiner Hand ab. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Die rote Spitze glühte im Dunkeln.

 

"Weißt du, wie viele Männer gerne an deiner Stelle wären?"

 

"Selbst wenn ich nicht mit Cordelia zusammen wäre, Buffy will mich gar nicht."

 

"Glaubst du das wirklich? Dann bist du noch blöder, als ich gedacht habe."

 

"Als ich sie in Sunnydale gesehen habe, hat sie mir gesagt, dass ich gehen sollte."

 

"Du meinst den Tag, als ihr beiden zusammen im Bett gewesen seid? Wann genau hat sie dich rausgeschmissen?"

 

"Nachdem ich ihr von Cordelia erzählt hatte. Buffy hat mich aufgefordert zu gehen. Sie hat mich aus dem Bett geschmissen."

 

Spike war für eine Minute still. Er lehnte seinen Kopf gegen die Wand des Hotels.

 

"Hast du ihr gesagt, dass du glücklich bist?"

 

Nach Angels zustimmendem Nicken nahm er einen weiteren Zug von seiner Zigarette.

 

"Hast du sie jemals über ihre Zeit in der Hölle befragt. Bevor die Hexe sie zurückgebracht hat?"

 

"Sie wollte nie darüber reden."

 

"Du solltest sie wirklich einmal danach fragen. Du wirst es aufschlussreich finden. Es wäre gut für sie, wenn sie mit jemandem darüber sprechen würde, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat."

 

Spike stieß sich von der Wand ab, als Buffy aus der Lobby kam.

 

"Bist du bereit zu gehen, Liebling?"

 

"Ja." Sie hielt den Kindersitz hoch. "Sag 'Auf Wiedersehen' zu Daddy."

 

Angel küsste das Baby zum Abschied. Buffy überraschte ihn, als sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte und ihm einen leichten Kuss auf die Wange drückte.

 

"Danke, Angel. Für alles."

 

 

Zwanzig Minuten von dem "Grünen Blitz"

 

"Cordelia wollte wirklich nicht mitkommen?"

 

Buffy zog ihre Sandalen aus, bevor sie die Decke auf dem Sand ausbreitete. Sie zog sie noch ein wenig hin und her, bis sie bequem auf dem Sand saß. Dann streckte sie ihre Arme nach dem Baby aus.

 

"Es ist doch die perfekte, romantische Umgebung."

 

"Nein."

 

Angel ließ sich neben ihr nieder. Zurückgelehnt stützte er sich auf seinen Ellbogen und beobachtete amüsiert, wie Buffy mit Jocelyns Füßen spielte. Sie prustete auf die Zehen des kleinen Mädchens, was Jocelyn veranlasste, vor Begeisterung zu kreischen. Ihre kleinen Fäuste bewegten sich in der Luft.

 

"Nein zum wirklich nicht gerne kommen oder nein zur romantischen Umgebung?"

 

"Zum wirklich nicht gerne kommen. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, könnte es vielleicht seine Romantik verlieren, wenn deine gewisse Ex wegen des Kindes, das du mit dieser Ex hast, diesen Platz ausgesucht hat."

 

Angel runzelt die Stirn. Seine Brauen trafen fast aufeinander. Er versuchte zu begreifen, ob seine Erklärungen irgendeinen Sinn machten.

 

"Das ist wahr", brachte Buffy die Worte langsam hervor. "Wenn du es so drehst, stimmt es wohl. Nun, danke, dass du gekommen bist. Das ist der erste Sonnenuntergang am Strand für das Baby. Ein großer Moment. Oder ist es der Strand bei Sonnenuntergang? Ich glaube, das ist subjektiv, wie teils sonnig und teils wolkig."

 

Buffy ließ ihre Augen über den Horizont wandern. Die Wellen und der Sand reflektierten in pink und orange. Es sah so aus, als wäre selbst die Luft pink.

 

"Angel?", fragte sie und winkte mit einer Hand vor seinem Gesicht.

 

"Oh, tut mir Leid, ich habe nachgedacht."

 

"Worüber?"

 

Angel setzte sich auf und legte seine Ellbogen auf seine Knie. Anstatt sie anzuschauen, starrte er lieber weiter in den Himmel.

 

"Über etwas, das Spike gesagt hat."

 

"Spike? Seit wann hörst du ihm denn zu?"

 

"Mache ich ja gar nicht. Er hat es letzte Woche erwähnt, als ihr beide gekommen seid, um Jocelyn abzuholen."

 

"Ich würde nicht so viel darüber nachdenken. Er ist böse." Buffy spielte weiter mit Jocelyns Zehen. "Wer ist das süßeste Mädchen auf der ganzen Welt", gurrte sie.

 

"Warum vertraust du ihm dann? Und warum vertraust du ihm mit Jocelyn?"

 

"Ich weiß es wirklich nicht." Buffy runzelte die Stirn. "Ich habe in der letzten Zeit nicht viel darüber nachgedacht. Seit ich zurückgekommen bin, war er immer in der Nähe. Und ich weiß einfach, dass er uns nie verletzen würde."

 

"Er sagte mir, dass ich dich über die Hölle befragen soll."

 

Buffy ließ umgehend die Zehen ihrer Tochter los und setzte sich aufrecht hin. Ihre Schultern waren gerade als sie ihren Blick auf den Ozean fixierte. Eine Hand lag leicht auf Jocelyns Bauch. Einerseits um das Baby ruhig zu halten aber auch, um ihr selbst einen Halt zu geben.

 

"Das hat er getan?"

 

"Buffy, du hast nie darüber gesprochen." Angel bedeckte ihre andere Hand mit seiner. "Wenn jemand dich verstehen würde, dann ich."

 

"Was soll ich darüber erzählen? Wie du gesagt hast, du bist da gewesen. Folter, Schmerz und Höllenfeuer. Obwohl ich dachte, dass es da Musik im Aufzug gäbe."

 

"Vielleicht solltest du mir sagen, was passiert ist. Es kann nicht einfach für eine Jägerin gewesen sein", spornte er sie sanft an.

 

"Aber für jemanden mit einer Seele war es wohl wie ein Wahnsinnsspaß. Angel, warum diskutieren wir darüber?", schrie Buffy verzweifelt.

 

"Weil es hilft", schlug er vor.

 

"Und sowas von dem mysteriösen Mann? Ich bin keine von deine verlorenen Seelen. Außerdem ist das vor vier Jahren passiert. Mir geht es gut."

 

"Buffy, sag es mir."

 

Sie seufzte und entzog ihm ihre Hand. Während sie eine Haarlocke hinter ihr Ohr steckte, fixierte sie mit ihren Blick weiter den Horizont.

 

"Er hat es dir gesagt, nicht wahr? Ich weiß gar nicht, warum mich das überrascht hat. Habe ich dir nicht eben gesagt, dass er böse ist?"

 

"Mmm", antwortete er vage.

 

"Jeder war so glücklich, dass ich zurück war und so besorgt wegen mir", fuhr sie fort, ohne zu bemerken, dass sie keine Antwort bekam. "Ich konnte es ihnen nicht sagen. Es ist ja trotzdem rausgekommen, aber ich wollte nicht mehr an der Sache rühren, als nötig war. Deswegen habe ich es dir auch nicht gesagt. Ich wollte niemanden enttäuschen. Daher habe ich gelogen. Ich sagte ihnen, dass sie mich aus der Hölle gerettet hätten."

 

"Du hast gelogen?"

 

Angel versuchte vergeblich, die Lautstärke seiner Stimme zu kontrollieren. Er ergriff rauh ihren Arm und drehte sie zu sich um, damit sie seinem Blick begegnen konnte.

 

Erschrocken flog Buffys Hand vor den Mund.

 

"Er hat es dir gar nicht gesagt! Oh Gott. Oh Gott. Du solltest es doch gar nicht erfahren."

 

"Was erfahren, Buffy? Wo warst du?" Angel brachte die Worte zwischen den Zähnen hervor. Er schüttelte ihre Arme erneut. "Bist du wieder davongelaufen. Wurde dir die Jägerei zu viel? Habe ich den ganzen Sommer ohne Grund in dem Mönchskloster verbracht?"

 

Die Wut wurde in ihm lebendig. Sie flackerte auf und wütete wegen allem, das er vor vier Jahren durchlitten hatte.

 

"Oh, Gott, nein." Buffy wedelte mit ihren Armen vor ihrem Gesicht herum. "Nichts davon. Ich BIN gestorben. Ich würde dir so etwas niemals an-"

 

"Vergib mir, dass ich es gesagt habe, aber Erfahrungen in der Vergangenheit-"

 

"Angel, ich war im Himmel."

 

Sein Griff lockerte sich und er schaukelte zurück auf seine Ferse.

 

"Was?"

 

"Als Willow diesen Zauber durchgeführt hat, war ich im Himmel. Du weißt schon, mit Wolken und Harfen? Nur ohne die Wolken und Harfen."

 

Angel blieb für eine Minute still, dann sagte er sanft:

 

"Ich wollte dich nicht so anpacken."

 

"Also bitte. Ich bin eine Jägerin. Deine unbedeutende menschliche Stärke kann mir doch nichts anhaben", witzelte sie lahm. "Ich bin-"

 

Ihre Worte verstummten, als Angel sie in seine Arme zog. Er strich mit seinen Händen über ihr Haar.

 

"Es tut mir so Leid", flüsterte er in ihr Haar.

 

Als er sie leicht auf den Kopf küsste, sahen Jocelyn, obwohl sie sich nie daran erinnern würde, und Angel ihren ersten grünen Blitz beim Sonnenuntergang.

 

Buffy zog sich ein wenig zurück.

 

"Warum hat Spike dir gesagt, dass du mich nach dem Himmel fragen solltest?"

 

"Wir haben über mein Shanshu gesprochen."

 

"Und wieso ist ein Mensch zu werden damit vergleichbar, wenn man aus dem Himmel herausgezogen wird?"

 

"Wir haben nicht darüber...er dachte, dass du..."

 

Angel verstummte, als er merkte, wohin ihre Unterhaltung führen würde. Er wollte sich selbst eine runter hauen, dass er nicht Spikes Absicht erkannt hatte. Buffy hatte immer alle Menschen beschützt, die sie....

 

"Was?", fragte sie leise.

 

"Ist jetzt egal"

 

Er bemerkte plötzlich, wie nah sie war. Sein Blick haftete auf ihrem Mund. Wenn er sich vorlehnte, nur ein wenig, könnte er fast....Er hörte Buffys leises Luftschnappen, sah, wie sich ihre Lippen leicht öffneten.

 

Beide zogen sich gleichzeitig voneinander zurück.

 

"Ich denke, ich sollte gehen", sagte Buffy nach einer Minute.

 

"Es wird spät", stimmte Angel zu. "Wir sollten die anderen anrufen und fragen, ob wir ihnen etwas zu Essen mitbringen sollen."

 

"Nein, ich meinte, ich sollte gehen. Zurück nach Sunnydale gehen."

 

"Ich verstehe n-"

 

"Doch, das tust du. Ich komme am Sonntag zurück und hole Jocelyn ab. Danach werden wir eine andere Möglichkeit suchen, sie hin und her zu bringen."

 

Buffy stand auf und faltete die Decke vorsichtig zusammen.

 

"Komm, lass uns gehen. Ich habe einen langen Heimweg."

 

Als sie zurück zum Auto gingen, fragte sie:

 

"Ein Mönchskloster?"

 

"Aber eins für Dämonen", protestierte er.

 

 

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