Alone I Break


 

Kapitel 1

 

Plumps. Plumps. Plumps.

 

Erschrocken drehte sich die neunzehn Jahre alte Buffy Summers von der Spüle weg, an der sie das Geschirr vom Abendessen abgewaschen hatte und ging in Richtung des Flurs. Als sie die Tür erreichte, die aus der Küche führte, blieb sie stehen, als sie einen kleinen Rucksack erspähte, der zu Füßen der Treppe lag. Eine Augenbraue hob sich, als sie nach oben blickte und Oz sah, der die Treppe runtereilte, während er seine Jacke anzog.

 

“Normalerweise tragen Menschen ihre Sachen die Treppen runter und werfen sie nicht einfach” sagte sie und gluckste ein wenig.

 

“Er ist mir runtergefallen” erwiderte er und schaute gar nicht erst auf von da, wo er kniete und in der zuvor genannten Tasche kramte.

 

Buffy schüttelte ihren Kopf, während sie die abgehakten Bewegungen ihres älteren Halbbruders beobachtete. Es war ein wenig ungewöhnlich, dass er so lebhaft war. Aber manchmal zeigte sich in seiner unbekümmerten Fassade ein Riss, wenn seine Band einen Gig hatte. Wenn man davon ausging, dass es fünf Minuten vor Sieben war, und dass er um sieben Uhr im Club sein sollte, konnte sie seine Eile verstehen.

 

“Was ist überhaupt in der Tasche?” fragte sie neugierig.

 

Oz nahm gewöhnlicherweise zu einem Gig nichts mit außer seinen Bass und seinen Verstärker, die normalerweise nie seinen Kleinbus verließen, außer für sporadische Übungsstunden.

 

“Häh? Oh! Das sind nur Sachen, die Devon letztes Wochenende hier gelassen hat” antwortete Oz abgelenkt mit dem Hinweis auf seinen Freund und Leadsänger von ihrer Band ‘Dingoes Ate My Baby’.

 

Bei dem Gedanken an Devon lachte Buffy laut auf. Sie kannte die Merkwürdigkeit von Oz Freund aus erster Hand. Zu hören, dass er Sachen in ihrem Haus gelassen hatte, war nichts neues. Er war einer dieser Menschen, der seinen eigenen Kopf vergessen würde, wenn er nicht angewachsen wäre.

 

“Du wirst dich noch verspäten, wenn du dich nicht beeilst” betonte sie und bemerkte damit etwas, das ganz offensichtlich war.

 

Oz blickte mit einem finsteren Blick zu ihr hoch, sagte aber nichts. Sogar als Buffy herüberkam und seine Hüfte mit ihrer anstupste.

 

“Ich zieh dich nur auf” sagte sie zu ihm und ignorierte seine verärgerte Miene.

 

“Ich weiß” sagte er einfach, blickte dann an Buffy auf und ab und sah, was sie anhatte: eine bequeme Hose und ein altes Top. “Gehst du heute nicht aus?”

 

“Häh?” grunzte Buffy.

 

“Ich dachte, du hättest eine Verabredung” erklärte er schnell, hob seine Tasche auf und ging zu Tür.

 

“Eine Verabredung? Wo zur Hölle hast du denn die Idee her?” fragte sie ihn verwirrt. “Ich kann mich nicht mal an das letzte Mal erinnern, als ich eine Verabredung hatte”

 

“Ich dachte, du....egal. Ich muss schnell los” sagte er in Eile.

 

“Okay. Viel Glück heute Nacht” zwitscherte sie mit vergnügter Stimme, als sie herübertrottete, um die Tür aufzuhalten.

 

“Danke. Hab du viel Spaß mit dem Fernseher” neckte er sie, da er wusste, dass seine Schwester den Abend damit verbringen würde, alberne Frauenfilme zu gucken.

 

Oz griff nach ihr und zog sie in eine kurze Umarmung, bevor er aus der Tür hastete.

 

Buffy beobachtete wie er ging und lächelte, als er in seiner Eile den Bordstein streifte, um wenigstens ungefähr zu der Zeit in den Club zu kommen, zu der er da sein sollte. Sobald sein ramponierter Kleinbus außer Sicht war, schloss sie die Vordertür und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

 

 

*****

 

 

Die alte Uhr in der Ecke des Wohnzimmers läutetet einmal und signalisierte, dass es ein Uhr morgens war. Buffy öffnete groggy ihre Augen und ihr entwich ein Gähnen, als sie sich aufsetzte. Sie rieb mit einer Hand über ihr Gesicht und ihr wurde klar, dass sie eingeschlafen sein musste, während sie den zweiten Film in der Nacht sah. Der Fernseher lief immer noch und so eine blöde Werbesendung war zu sehen.

 

Buffy streckte sich ein wenig, erhob sich dann von der Couch und ging hinüber zu der Fensterbank vorne im Raum. Sie zog den Vorhang zurück und blickte nach draußen, um nachzusehen, ob Oz’ Kleinbus da war. Die Einfahrt war leer, deshalb dachte sie sich, dass Oz noch nicht von seinem Gig zurück war. Mit einem weiteren Gähnen ließ sie den Vorhang fallen, bevor sie sich entschied, in die Küche zu gehen.

 

Ein paar Momente später kam sie mit einem Glas Milch in einer Hand und einem Teller voll mit fettfreien Keksen in der anderen zurück. Buffy war normalerweise zu dieser Zeit schon im Bett. Aber wann immer Oz aus war, wartete sie darauf, dass er nach Hause kam, damit er ihr von seinen Gigs erzählen konnte oder von den sporadischen Verabredungen, die er hatte. Das war schon Tradition und sie hatte nicht die Absicht, diese zu unterbrechen. Buffy saß mit einer Decke über den Beinen auf der Couch, nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle auf der Suche nach etwas, das interessant genug wäre, um es sich anzusehen. Viel war nicht dabei, aber sie fand schließlich auf einem Kanal Wiederholungen von einer Sitcom.

 

Die Show war halb durch, Buffy mampfte von den Keksen und lachte über die komischen Possen im Programm, als es plötzlich stockdunkel im Raum wurde. Der Fernseher und alle Lichter waren ausgegangen. Buffy erstarrte und ein Schauer lief ihr den Rücken runter wegen dem seltsamen Ereignis.

 

Als das Licht nach mehreren Sekunden nicht zurückkam stand sie auf, da sie sich entschieden hatte, in der Küche nach Kerzen und Streichhölzern zu suchen. Als sie versuchte, von der Couch wegzutreten heulte sie auf, da sie mit ihrem Zeh gegen den Tisch getreten war. Fluchend und auf einem Fuß hüpfend bewegte sie sich vorsichtig durch den Raum und auf die Küche zu.

 

Sie tastete für ein paar Minuten in den Schränken, bis sie schließlich ein paar alte Kerzen fand und glücklicherweise ein Päckchen Streichhölzer. Sie zündete eine Kerze an und blickte sich in dem dunklen Raum um. Dann sah sie zur Hintertür. Bei der völligen Dunkelheit lief es ihr kalt den Rücken runter. Warum war das Licht ausgegangen? Es stürmte nicht oder so etwas. Sie fragte sich, ob sie vielleicht vergessen hatten, die Stromrechnung zu bezahlen. Aber nein, wenn das der Fall wäre, hätte die Stromgesellschaft den Strom nicht mitten in der Nacht abgeschaltet. Stirnrunzelnd wanderte sie wieder von der Küche in die Diele und entschied sich, aus dem vorderen Fenster zu schauen, ob die Lichter der Nachbarn auch aus waren. Sie erreichte die Vordertür und blickte durch eines der Seitenfenster. Es war draußen genauso dunkel wie drinnen. Es war kein bisschen Licht zu sehen, weil der Mond überhaupt nicht zu sehen war.

 

Buffy wollte gerade wieder ins Wohnzimmer zurückgehen, um auf Oz zu warten, als sie dachte, dass sie eine Bewegung auf der vorderen Veranda gesehen hatte. Sie lehnte sich näher vor und presste ihr Gesicht fast gegen das Glas, als sie versuchte etwas zu sehen. Aber es nutzte nichts. Die Dunkelheit verbarg alles. Sie zuckte mit den Achseln und dachte sich, dass es Oz auf dem Weg zum Haus war oder wahrscheinlich ihre überaktive Vorstellungskraft.

 

Das plötzliche Klopfen an der Tür erschrak sie und sie stieß einen kleinen Schrei aus. Sie drückte eine Hand auf ihre Brust und fragte sich, wer zur Hölle so spät in der Nacht an die Tür klopfen würde. Buffy machte einen Schritt auf die Tür zu und wollte schon öffnen, als ihr gesunder Menschenverstand zum Vorschein kam.

 

“Wer ist da?” schrie sie laut.

 

“Buff?” hörte sie eine vertraute Stimme antworten. “Hier ist Xander”

 

Ein kalter Schauer überzog ihren Körper und ließ sie leicht zittern. Sie schloss die Tür schnell auf und zog sie auf. Es war so dunkel, dass sie ihn kaum sehen konnte, aber in dem sanften Glühen der Kerze konnte sie die Gestalt von Xander Harris erkennen, einem guten Freund ihres Bruders und auch einem Mitglied der Sunnydaler Polizei. Sie brauchte nur einen Moment, um im Kerzenlicht zu sehen, dass sich sein Dienstabzeichen darin reflektierte und ihr damit sagte, dass er in Uniform und im Dienst war.

 

“Xand?” fragte sie mit zögernder Stimme.

 

“Buffy...komm, du musst mit mir kommen!” antwortete er in Eile, griff nach ihrer Hand und begann sie aus der Tür zu ziehen.

 

Buffy machte sich frei. Ihr Herz raste in ihrer Brust.

 

“Was ist los?”

 

“I-i...ich kann es jetzt nicht erklären, aber wir müssen gehen. Jetzt!” verlangte Xander, zog sie aus der Tür, versäumte es jedoch zu bemerken, dass sie nicht einmal Schuhe anhatte.

 

Geschockt durch seine seltsame Reaktion konnte Buffy nichts anderes machen, als neben ihm herzustolpern. Sie winselte, als sich die rauen Steine des Bürgersteigs in ihre nackten Füße gruben. Innerhalb von Sekunden waren sie an seinem Dienstauto, obwohl sie das wegen der überwältigen Dunkelheit nicht einmal so richtig sehen konnte. Xander sagte nichts, als er die Beifahrertür öffnete und sie hereinschob.

 

Furcht erfüllte Buffy, als Xander in das Auto sprang und die Straße runterfuhr. Sie wollte etwas sagen, ihn fragen, warum er gekommen und sie aus dem Haus gezogen hatte, aber sie konnte scheinbar nichts sagen. Bevor sie ein Wort herausbrachte, fuhren sie um eine Kurve und jeder Gedanke von ihr war verschwunden.

 

Einen Block weiter konnte sie es sehen: konnte ihr Ziel sehen, ohne dass ihr gesagt worden war, dass sie dorthin fuhren. Blinklichter wirbelten über den ganzen Ort; Feuerwehrautos, Krankenwagen und Polizeiautos standen überall auf der Straße. Große Scheinwerfer erhellten die Gegend und beleuchteten den Schauplatz.

 

Das war der Zeitpunkt, als sie es sah. Den Telefonmast sah, der halb durchgebrochen war und jetzt unsicher an den Drähten hing, die dazu dienten, ihn zu halten. Darunter sah Buffy ramponiertes blaues Metall aufblitzen.

 

“NEIN!” heulte sie.

 

Sie nahm nicht war, dass der schmerzgeplagte Schrei von ihren Lippen gekommen war, als sie aus dem Auto sprang, noch bevor es zum stehen gekommen war.

 

“Buffy!” schrie Xander ihr nach.

 

Aber es war nutzlos. Sie rannte bereits voller Kraft auf einen Schauplatz, von dem er wusste, dass sie nicht darauf vorbereitet war, was sie dort sehen würde.

 

Buffy lief so schnell sie konnte, trotz ihrer nackten Füße, auf die Gruppe von Fahrzeugen und die umhereilenden Menschen zu. Übelkeit drehte ihr den Magen um, als sich ihren Weg durch die versammelten Schaulustigen und den Rettungsleuten schob. Als sie hinter der letzten Reihe der Leute war konnte sie es sehen. Dort vor ihr war ein alter, blauer Kleinbus. Umgedreht und zerbrochen gegen das Holz des Telefonmastes. Sie blieb stolpernd stehen, unfähig, sich weiter zu bewegen. Ihre Augen suchten fieberhaft nacht etwas, irgendetwas. Ein paar Meter links von dem zerdrückten Wagen bemerkte sie eine Gruppe Rettungssanitäter, die sich um etwas auf dem Boden drängten. Sie ging ein paar Schritte auf sie zu, blieb dann aber stehen, als ihr Herz in eine Millionen Teile zerbrach. Dort, an dem einen Ende der Menschenmasse, sah sie Adidas Sneakers. Die gleichen Sneakers, die sie ihm erst vier Monate zuvor zu seinem Geburtstag geschenkt hatte.

 

“Nein! Oz!” schrie sie und ihre Knie gaben nach.

 

Xander fing sie auf, bevor sie auf den Boden fiel. Er hielt ihren zitternden, schluchzenden Körper, während sie beobachteten, wie de Rettungssanitäter um den Körper ihres Bruders herumwuselten. Als er sah, dass sie ihn auf eine Krankentrage gelegt hatten, griff Xander nach Buffy und führte sie schnell zu dem wartenden Krankenwagen.

 

“Sir, Sie müssen von dem Fahrzeug weg” sagte ein Rettungssanitäter, als sie die Hintertür des Wagens erreicht hatten.

 

“Sie ist seine Schwester” erwiderte Xander mit autoritärer Stimme.

 

Er blickte dem Mann in die Augen und hoffte, dass er die Wichtigkeit verstand und Buffy durchließ.

 

Der Mann blickte zu Buffy, dann zu der Krankentrage, die sich der Ambulanz näherte. Er verstand schnell, was Officer Harris ihm zu sagen versuchte.

 

“Okay, sie kann hinten mitfahren, aber sie muss ihnen aus dem Weg bleiben”

 

Xander nickte und zog Buffy aus dem Weg, als die Krankentrage mit Oz hinten auf die Vorrichtung geladen wurde. Die ganze Zeit sagte Buffy nichts. Ihre Augen waren vollkommen auf das blutige Gesicht ihres Bruders konzentriert. Ihre Betäubung wurde unterbrochen, als Xander ihr einen Schubs in die Ambulanz gab.

 

Sie hörte nicht, dass die Tür geschlossen wurde oder dass die Rettungssanitäter ihr sagten, wo sie sitzen sollte. Ihr Verstand registrierte nur die Tatsache, dass ihr vielgeliebter Bruder bewegungslos vor ihr auf einer Krankentrage lag. Durch einen großer Schnitt auf seiner Stirn war sein Gesicht mit Blut bedeckt. Und sein linker Arm ragte in einem unnatürlichen Winkel heraus. Sie zuckte zusammen, als einer der Rettungssanitäter eine Nadel in seinen rechten Arm stach, um einen Tropf anzulegen.

 

Buffy war so verloren in dem was passierte, dass sie fast nicht sah, wie sich seine Augen öffneten. Aber sie sah es. Und als sie in seine schmerzerfüllten Augen blickte, brachen die Tränen, die sie zurückgehalten hatte, schließlich hervor.

 

“Oz?” flüsterte sie gebrochen.

 

“Buffy?”

 

Das Wort war kaum zu hören, doch sie hörte es.

 

Sie hockte sich neben die Krankentrage und griff behutsam nach seiner rechten Hand.

 

“Ich bin hier, Oz. Halte durch, dir wird es wieder gut gehen”

 

“Buffy....liebe...dich” schaffte er heiser zu äußern, bevor sich seine Augen wieder schlossen.

 

“Oz!” flehte Buffy, die wollte, dass er sie wieder ansah.

 

“Miss, Sie müssen aus dem Weg gehen!” befahl einer der Rettungssanitäter.

 

Blind stolperte sie nach hinten auf eine der Bänke und beobachtete durch tränenerfüllte Augen, wie die Rettungssanitäter daran arbeiteten, ihren Bruder zu stabilisieren, während sie mit schnellen Worten in ein tragbares Funkgerät sprachen, das sie an ihren Hemden befestigt hatten.

 

Ihr Verstand wanderte zurück zum früheren Abend, als sie beobachtet hatte, wie Oz herumeilte, um für seinen Gig fertig zu werden; wie sie ihn geneckt hatte, weil er spät war und die schnelle Umarmung, die sie von ihm bekommen hatte, bevor er hing. Es war unmöglich für sie, ihren unbekümmerten Bruder mit dem blutenden Körper vor ihr in Einklang zu bringen.

 

Die Fahrt zum Krankenhaus verging wie der Blitz. Ihr war nicht mal klar, dass sie da waren, bis jemand sie schüttelte, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Alles was sie tun konnte, war, zu beobachten, wie sie ihn aus dem Krankenwagen rollten, den Flur hinunter und dann in einen Raum der Notaufnahme.

 

 

Kapitel 2

 

Mehr als zwei Stunden waren vergangen, seit Buffy in der Notfallaufnahme stehen gelassen worden war, nachdem ihr Bruder hinter die Verhänge gebracht worden war. Sie stand da wer weiß wie lange, unfähig sich zu rühren, bevor eine Schwester gekommen war und sie zu einem Warteraum für Familienmitglieder geführt hatte. Sie hatte nicht gehen wollen. Sie wollte in der Nähe ihres Bruders bleiben, aber sie hatten sie gezwungen.

 

Jetzt saß Buffy auf einem dieser unbequemen Stühle, mit den Knien an ihre Brust gepresst und schaukelte hin und her, während sie zu was auch immer für höhere Mächte da waren betete, dass es Oz gut gehen würde. Sie wusste, dass andere mit ihr im Raum waren. Menschen, die ihren Bruder auch kannten und Fremde, die genauso wie sie auf eine Nachricht warteten. Mehr als einmal hatte jemand versucht, mit ihr zu sprechen. Was sie gesagt hatten, sie hatte keine Ahnung. Ihr Verstand war in Erinnerungen versunken.

 

Sie erinnerte sich an den Tag, als Oz gekommen war, um bei ihr und ihren Eltern zu leben. Er war nur ihr Halbbruder, das Produkt einer Beziehung ihres Vaters im ersten Collegejahr. Bis er neun Jahre alt war lebte er bei seiner Mutter. Aber als sie heiratete, wollte ihr neuer Mann keine Kinder. Also hatte sie ihn abgeschoben, damit er bei seinem Vater leben sollte. Trotz der Tatsache, dass Hank Summers wenig Interesse an seinem Sohn gezeigt hatte. Aber das war typisch für ihren Vater. Arbeit kam immer zuerst für ihn.

 

Wenn ihre Mutter nicht darauf bestanden hätte, dass Oz bei ihnen bleiben sollte, wer wusste schon, was dann mit ihm passiert wäre. Sie hatten sich sofort verstanden, sie und Oz. Er war der große Bruder, den sie schon immer haben wollte. Er spielte mit ihr, obwohl er vier Jahre älter war und passte auf sie auf. Dann, als die Beziehung ihrer Eltern bröckelte, tröstete er sie. Buffy konnte die vielen Mal nicht zählen, in denen er in ihrem Raum gesessen hatte, während ihr Vater und ihre Mutter sich unten anschrieen.

 

Als Joyce und Hank sich scheiden ließen kam es als kleine Überraschung, dass ihre Mutter das Sorgerecht für Oz übernahm. Die Drei zogen von Los Angeles nach Sunnydale, als Buffy erst zwölf Jahre alt war. Die ersten paar Monate waren schwer, aber dann waren sie zum ersten Mal seit Jahren glücklich.

 

Sie hätte wissen müssen, dass das nicht andauern würde. Zwei Jahre später brach Joyce auf der Arbeit zusammen wegen einem bisher unentdeckten Gehirnaneurysma. Sie starb noch, bevor es einer ihrer Kinder ins Krankenhaus geschafft hatte.

 

Das emotionale Drama war anstrengend genug und hinterließ eine klaffende Lücke in ihrem Leben. Aber was danach kam, erwies sich als fast genauso schlimm. Wenn Oz und Buffy es nicht schon gewusst hätten, dass ihr Vater ein gefühlsloser Bastard war, gab es mehr als genug Beweise, als er sich nicht mal abmühte, zur Beerdigung zu kommen oder seinen beiden Kindern half, herauszufinden, wie es jetzt weitergehen sollte. Er war zu sehr damit beschäftigt, mit seiner Sekretärin durch Europa zu reisen, um sich darum zu kümmern.

 

Ohne Verwandte, die hervortreten konnten, hatte man dem achtzehn Jahre alte Oz nur widerwillig die komplette Vormundschaft über seine vierzehn Jahre alte Halbschwester übertragen. Er verließ das College und übernahm einen Vollzeitjob, damit es ihm möglich war, sie beide zu unterstützen und es zu vermeiden, Buffys Leben weiter durcheinander zu bringen, indem sie aus ihrem Haus zogen. Es war nicht einfach gewesen. Geld war knapp und Gefühle waren erschöpft. Aber sie kamen durch, weil sie sich auf den anderen verließen, um weiterzumachen.

 

Oz war ihr Fels. Die Person, der sie sich immer zuwenden konnten. Er hielt sie als sie weinte, nachdem ihr erster Freund sich von ihr getrennt hatte. Er hörte ihr geduldig zu, wann auch immer sie sich wegen einem unfairen Lehrer aufregte. Er war alles, was sie in einem Bruder haben konnte und ein Freund. Und jetzt....

 

Nein, sagte sie sich selbst. Oz würde es gut gehen. In ein paar Tagen würden sie über all das lachen und zurück bei ihrer normalen Routine sein. Wenigstens war es das, wovon sie sich selbst versuchte zu überzeugen, als sie still in dem Warteraum des Krankenhauses schluchzte.

 

 

*****

 

 

“Sie sieht nicht gut aus” murmelte Xander so halb zu sich selbst und halb zu dem Mann, der neben ihm saß.

 

“Kannst du ihr das vorwerfen?” entgegnete der zweiundzwanzig Jahre alte Angel O’Neil und nahm seinen Blick nicht von der zitternden Blondine auf der anderen Seite des Raumes.

 

“Nein” seufzte Xander niedergeschlagen.

 

Die beiden Freunde blieben still, da es keine Worte gab, um ihre unruhigen Gefühle zu beschwichtigen. Angel sorgte sich immens wegen Oz, einem seiner ältesten Freunde. Aber seine Sorge um Buffy war genauso groß. Sie sah aus, als würde sie zusammenbrechen wenn nur jemand sie anpustete. Er wollte hinüber gehen und ihr Trost anbieten, aber sie war jedem Kontakt ausgewichen. Nicht, dass sie ihn überhaupt in ihrer Nähe haben wollte.

 

Bevor Angel darüber nachdenken konnte, was wegen Buffy gemacht werden sollte, schob sein Onkel, Dr. Giles, langsam die Tür zum Warteraum auf. Alle Personen, die sich darin aufhielten, sprangen auf die Füße, einschließlich Buffy, obwohl ihre Bewegungen ein wenig schwankend und ruckartig waren.

 

Ein Blick in Giles Augen und sie wusste es.

 

“Nein!”

 

“Es tut mir Leid, Buffy” sagte Giles leise, der sich selbst hasste.

 

Zum zweiten Mal in ihrem jungen Leben musste er dem armen Mädchen sagen, dass sie ein Mitglied ihrer Familie verloren hatte. Als es ihre Mutter gewesen war, hatte sie wenigstens ihren Bruder gehabt, an den sie sich lehnen konnte. Jetzt war Oz im Grunde auch nicht mehr da. Wie sie damit klar kam wusste er nicht.

 

“Nein...er k-kann nicht....” rief sie aus und brach in Tränen aus.

 

“Die Aufprall des Zusammenstoßes hat ein akutes Hämatom verursacht, eine Art Blutung in dem Raum zwischen dem Gehirn und dem Schädel” fing Giles zu erklären an. Die Worte schmeckten wie Kreide in seinem Mund. ”Es war besonders schwerwiegend und der Anstieg an Flüssigkeit legte einen immensen Druck auf das Gehirn, was wiederum einen irreparablen Schaden am Gehirn verursacht hat. Oz ist, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, klinisch tot”

 

“Er lebt noch?” flüsterte sie und ein kleiner Hoffnungsfunke versuchte seinen Weg an die Oberfläche.

 

“Technisch gesehen, ja. Sein Körper wird durch Maschinen am Leben gehalten, aber es gibt keine Hoffnung, dass er jemals aufwacht” bemerkte Giles fest.

 

So sehr er es auch hasste, so geradeheraus zu sein, wusste er doch, dass es das beste war, dass sie die Situation vollkommen verstand.

 

“Ich...ich will ihn sehen” verlangte sie und machte bereits ein paar Schritte auf die Tür zu.

 

“Buff” unterbrach Xander sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. “Vielleicht solltest du das nicht”

 

“Ich muss ihn sehen, Xander! Bitte! Ich muss ihn sehen!” bettelte sie, während ihre Atmung von Schluchzern unterbrochen war.

 

 

*****

 

 

Buffy war nicht vorbereitet auf den Anblick ihres Bruders, der auf einem steifen weißen Krankenhausbett lag. Schläuche und Drähte waren überall auf seinem Körper befestigt. Sie wollte ihn sehen, aber sie hatte nicht wirklich nachgedacht, wie er aussehen würde. Es erschien fast, als wäre das nicht Oz auf dem Bett. Die Hülle vor ihr sah eher wie etwas aus einem Film aus, anstatt wie ihr Bruder.

 

“Oz” brachte sie heraus und nahm eine von seinen bewegungslosen Händen.

 

Alle möglichen Dinge gingen ihr durch den Kopf. Sie wollte ihn anbetteln zu bleiben, sie nicht zu verlassen, aber Buffy wusste, dass es nutzlos war, das auszusprechen. Wenn sie nicht wollte, dass das die letzten Worte zu ihrem Bruder waren. Statt dessen sagte sie die einzigen anderen Dinge, an die sie denken konnte.

 

“Danke dafür, dass du der beste Bruder auf der ganzen Welt bist. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich überlebt hätte” Sie beugte sich vor, küsste ihn auf die Wange und blieb auch in dieser Position, als Schluchzer ihren ganzen Körper erschütterten. “Ich liebe dich”

 

Von der Tür aus beobachteten Giles, Xander und Angel die herzzerreißende Szene, wobei ihre eigenen Tränen ebenfalls liefen. Alle drei kannten den jungen Mann, der nicht länger in dieser Welt wäre, aber sie begriffen, dass ihr Verlust im Vergleich zu dem seiner vielgeliebten Schwester verblasste. Und alle sorgten sich darüber, wie sie danach weiterleben würde.

 

Langsam erhob sich Buffy von dem Bett. Sie nahm sich einen Moment, um in das Gesicht ihres Bruders zu blicken. Sie prägte sich sein Bild ein und verabschiedete sich im Stillen. Mit großem Zögern drehte sie sich schließlich zu Giles.

 

“Er würde so nicht da liegen wollen” sagte sie sanft und mit nassem Gesicht.

 

“Ich verstehe” antwortete Giles mit einem leichten Kopfnicken. Er trat in den Raum und zum Bett hinüber. “Ich...ich muss dir sagen, Buffy, dass nach.....nach....nun, Oz hat sich fürs Organspenden eingetragen für den Fall, dass so etwas jemals passieren sollte. Also müssen wir schnell machen”

 

Buffy nickte betäubt, mit den Augen auf ihren Bruder fixiert. Sie wollte ihnen sagen, dass sie ihn nicht aufschneiden konnten und Teile von ihm stehlen durften, aber sie wusste, dass es Oz Wunsch war. Sie hatten einmal darüber gesprochen, ein Jahr nachdem ihre Mutter gestorben war. Wenn überhaupt würde sie sich daran trösten, dass ein paar Teile von ihm weiterleben würden. Und dann jemand anderes leben könnte wegen einem seiner Organe.

 

“Buffy? Vielleicht sollten wir draußen warten....” verlangte Xander leise.

 

Er wusste nicht, wie gut es wäre, Giles dabei zuzusehen, wenn er die lebenserhaltenden Maschinen abschaltete.

 

“Nein” Sie schüttelte energisch den Kopf und hielt Oz Hand fester. “Ich will nicht, dass er alleine ist”

 

 

*****

 

 

“Buffy? Wir sind bereit” sagte Giles ernst und wartete darauf, dass sie die endgültige Erlaubnis gab.

 

Die Worte erschraken sie und ließen sie zurückzucken. Sie hob ihren Blick zu Giles. Ihr Mund öffnete sich, um ihm nein zu sagen, dass er es nicht tun konnte. Das rasende Klopfen ihres Herzens schrie ihr zu, ihnen zu befehlen, sich von ihrem Bruder zu entfernen. Es war jedoch ihr Kopf, der wusste, dass es das richtige war.

 

“Okay” flüsterte sie und ihr Blick fiel wieder zurück auf Oz stille Gestalt.

 

Giles nickte der Schwester im Raum zu und beobachtete mit schwerem Herzen, als sie den Respirator abschaltete, der dem jungen Mann Sauerstoff zuführte. Nachdem sie ein paar Schläuche und Drähte entfernt hatte, verließ die Schwester schnell den Raum, da sie fühlte, dass es ein privater Moment war.

 

Eine Minute später begann sich der gleichmäßige Piepton des Herzmonitors zu verlangsamen, aber Buffy nahm nie ihren Blick von ihrem Bruder. Sie hob ihre freie Hand und berührte seine Wange.

 

“Ich liebe dich” wiederholte sie.

 

Nur zu bald verlangsamte sich das Piepsen des Monitors weiter.

 

Piep...

 

Piep......

 

Piep......................

 

Piep..........................................

 

Bis die durchgezogene Linie kam.

 

Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep

 

Das schrille Geräusch traf Buffy wie ein Stein, der in ihre Realität fiel. Ihre Knie gaben nach. Mit einem erstickten Schrei fiel sie zu Boden.

 

Angel sah, dass sie dabei war zu fallen und eilte an ihre Seite. Er fing sie auf, bevor sie auf dem harten Linoleum aufschlug. Da er nicht wusste, was er sonst machen sollte, hielt Angel sie einfach fest, während sie ohne Kontrolle schluchzte. Ihm wurde klar, dass sie wahrscheinlich nicht einmal wusste, wer sie hielt oder dass überhaupt jemand sie hielt.

 

Durch seine eigenen Tränen sah er zu Xander hoch und sah einen ähnlichen Gesichtsaudruck bei seinem Freund. Xander starrte zu Angel zurück, unfähig zu glauben, dass er gerade einen seiner engsten Freunde verloren hatte. Er flüsterte lautlos ‘nach Hause’ und nickte zu Buffy. Angel nickte zustimmend und hob die junge Frau, die sich dessen nicht bewusst war, vorsichtig hoch. Er blickte ein weiteres Mal zu Oz, bevor er Buffy aus dem Raum trug und weg von der Person, die immer für sie da gewesen war.

 

 

*****

 

 

Benommen öffnete Buffy ihre Augen. Sie blinzelte mehrere Male, als sie herauszufinden versuchte, wo sie war. War sie auf der Couch eingeschlafen, als sie darauf gewartet hatte, dass Oz nach Hause kam?

 

Oz.

 

In dem Moment kam alles wieder zurück zu ihr.

 

Oz würde nicht mehr nach Hause kommen. Er war tot. Genauso wie ihre Mutter. Und eigentlich auch ihr Vater.

 

Sie unterdrückte ein Schluchzen, als das Bild von Oz Körper, wie er in dem Krankenhausbett lag, vor ihrem geistigen Auge erschien. Sie rollte sich herum und in einen Ball zusammen, in der Hoffnung, die Kälte aus ihren müden Gliedmaßen zu vertreiben.

 

“Buffy?” hörte sie eine sanfte Stimme nach ihr rufen.

 

Sie zwang ihre Augen wieder auf und blinzelte durch die Dunkelheit von, wie sie annahm, ihrem Zimmer, um zu sehen, wer auch immer bei ihr war. Sie brauchte einige Sekunden, bevor sie die große Gestalt von Angel erkannte. Ihr Körper versteifte sich wegen seiner Anwesenheit.

 

“Angel” sagte sie kalt.

 

Der eisige Ton war eindeutig für Angel. Es überraschte ihn nicht.

 

“Kann...kann ich etwas für dich tun?”

 

“Ja. Du kannst gehen” erklärte sie ruhig und drehte dann ihr Gesicht von ihm weg.

 

“Buffy, bitte” sprach er traurig, da er wusste, dass die Trauer um ihren Bruder nicht alleine für ihre Forderung verantwortlich war.

 

“Lass mich alleine, Angel” wiederholte sie.

 

Niedergeschlagen stand Angel auf und ging zur Tür des Schlafzimmers. Er blieb an der Schwelle stehen und drehte seinen Kopf, um noch einmal zu ihr zu blicken.

 

“Wenn du etwas brauchst, kannst du mich anrufen” bot er an.

 

Als sie nicht antwortete, seufzte er, starrte noch eine Sekunde länger zu ihr und verließ dann den Raum.

 

In dem Moment, in dem Buffy hörte, dass die Vordertür des Hauses geschlossen wurde, brachen alle Emotionen hervor, die sie zurückgehalten hatte. Ihre gebrochenen Schluchzer hallten lange durch der Nacht.

 

 

Kapitel 3

 

“Buffy?” rief Xander und legte eine Hand auf die Schulter der bewegungslosen Blonden.

 

Sie zuckte weder bei der unerwarteten Berührung, noch antwortete sie ihm. Ihre Augen waren nur auf den Flecken Erde gerichtet, der nun auf ihrem vielgeliebten Bruder lag. So weit Xander sagen konnte, stand Buffy hier schon mindestens eine Stunde. Die Beerdigung war vorbei und nun musste der junge Mann einen Weg finden, wie er seine Freundin dazu bringen konnte, zu gehen. Er wusste, dass es nicht gesund für sie war, noch länger zu bleiben.

 

“Buffy? Wir sollten gehen. Alle sind bereits zurück im Haus” sagte er und bezog sich damit auf die Versammlung nach der Beerdigung.

 

“Ich will ihn nicht verlassen” flüsterte sie schließlich einige Minuten später. “Er wird ganz alleine sein”

 

Xander bekämpfte seine Tränen bei den Worten, die sie gesprochen hatte. Sein Herz, das bereits durch den Verlust von Oz gebrochen war, zerschellte weiter durch diese brutale Bemerkung. So schwer seine eigene Trauer auch war, wusste er doch, dass Buffys hundert Mal schwerer war. Ihre ganze Welt war zusammengebrochen. Erneut. Er sorgte sich ernsthaft um ihre Gesundheit nach diesem letzten Schock. Wie viel konnte ein Mensch ertragen, bevor er zerbrach? Er würde alles mögliche machen, damit das nicht passierte. Buffy war immer wie eine Schwester für ihn gewesen und Oz war sein bester Freund. Es war jetzt sein Job, für ihre Sicherheit zu sorgen.

 

“Er ist nicht alleine, Buffy” sagte er tröstend und zog sie in eine Umarmung. “Seine Seele ist da oben im Himmel mit deiner Mom”

 

Buffy schluckte einen Schluchzer runter und drückte Xander fester.

 

“Denkst du das wirklich?”

 

“Ich weiß es” versicherte er ihr.

 

“Ich vermisse ihn” wimmerte sie.

 

“Ich auch” flüsterte er. “Aber er wird immer über dich wachen. Das ist es, was große Brüder machen”

 

Sie antwortete nicht, da sie zu sehr in ihrer Trauer versunken war, um mehr zu sagen. Xander hielt sie einfach in seinen Armen und tat das einzige, was er in diesem Moment machen konnte. Es war nicht viel, aber hoffte, dass ihr klar wurde, dass sie nicht alleine war.

 

Ein paar Regentropfen trafen auf Xanders Haut. Er blickte in den Himmel und sah die dunklen Wolken.

 

“Wir sollten gehen, bevor es anfängt zu gießen”

 

 

*****

 

 

Wie ein Roboter bewegte sich Buffy durch das Haus, akzeptierte Beileidsbekundungen von nahen Freunden, flüchtigen Bekannten und vollkommenen Fremden. Sie wollte ihre freundlichen Worte nicht hören. Was sie wollte, war, ihren Bruder zurückzuhaben. Dass Oz die Treppen runtergeeilt kam, weil er wieder zu spät zur Probe war. Aber er würde nie mehr zur Probe gehen. Er war tot.

 

Das Wort ‘tot’ hallte in ihrem Kopf. Ihre Schritte schwankten. Sie wäre gefallen, wenn die Kücheninsel nicht in der Nähe gewesen wäre, damit sie sich daran festhalten konnte. Für einige Minuten blieb sie in dieser Position und hielt sich so fest an dem Tresen fest, dass ihre Handknöchel weiß wurden. Sie konnte hören, wie die Leute nebenan sprachen, aber es klang so weit entfernt. Aber nicht weit genug. Sie wollte, dass alle weg gingen, sie alleine ließen.

 

“Buff?” drang Xanders Stimme in ihre Gedanken.

 

Buffy atmete tief ein und zwang ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht, bevor sie sich umdrehte und zu ihrem Freund sah. In dem Moment, als sie seine Augen sah, brach ihre eiserne Fassade beinahe zusammen, aber sie hielt sich aufrecht. Er durfte nicht sehen, wie sie weinte. Sie durften nicht sehen, wie sie weinte. Nur noch ein wenig länger und alle wären verschwunden.

 

“Ja?” fragte sie ausdruckslos.

 

“Ich, äh, muss zur Arbeit. Bist du okay? Ich kann mich krankmelden, wenn du mich brauchst” bot er an und trat einen Schritt auf sie zu.

 

Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass der leblose Blick in ihren Augen ihn nicht beschäftigte.

 

“Mir geht es gut” versicherte sie ihm, obwohl die übertriebene Freunde in ihrer Stimme mehr als genug war, um ihre Worte Lügen zu strafen.

 

Xander wusste, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Auf keinen Fall konnte es ihr gut gehen. Auf keinen Fall konnte es ihnen gut gehen. Er konnte sie jedoch nicht zwingen zu trauern. Nur die Zeit würde den Schmerz betäuben und die zerstörte Welt heilen. Trotzdem wünschte er sich, dass er nicht arbeiten musste. Er sorgte sich um sie, weil sie ganz alleine im Haus bleiben musste mit den anderen, die geblieben waren.

 

“Okay, aber wenn du mich brauchst, dann zögere nicht, mich anzurufen” befahl er und umarmte sie noch einmal, bevor er durch der Hintertür ging.

 

Buffy stieß erleichtert den Atem aus, sobald die Tür zufiel. Eine Person weniger, mit der sie sich beschäftigen musste. Wenn nur jetzt noch die anderen gehen würden. Obwohl sie nicht wusste, was sie dann machen sollte.

 

 

*****

 

 

“Hey Xander” grüßte Angel ernst von seinem Platz an einem der Tische im Pausenraum der Polizeiwache.

 

“Angel” sagte Xander, erschrocken, seinen Freund da zu sehen. “Ich hätte nicht gedacht, dass du heute Abend arbeitest”

 

“Habe ich auch nicht. Matthews hat sich krankgemeldet” erklärte Angel, erhob sich von seinem Stuhl und ging zu seinem Spind.

 

“Ich habe dich bei Buffy nicht gesehen”

 

Während er sprach blickte Xander aus dem Augenwinkel zu Angel. Er bemerkte sofort, wie sich Angels Körper bei der Erwähnung von Buffy versteifte.

 

“Ich bin zur Beerdigung gegangen, aber ich denke nicht, dass sie mich im Haus haben wollte” erwiderte Angel traurig.

 

Xander seufzte laut und rieb sich mit der Hand über sein Gesicht. So sehr er es auch hasste zuzugeben, hatte Angel wahrscheinlich Recht. Seine Gegenwart wäre wahrscheinlich nicht gut aufgenommen worden. Buffy und Angel konnten nicht mal in Sichtnähe sein, ohne dass etwas herzzerreißendes passierte. So war es schon seit fast drei Jahren und obwohl er die ganze Geschichte kannte, schmerzte es ihn immer noch, wenn sich seine Freunde so verhielten.

 

“Wie geht es ihr?” fragte Angel, als Xander still blieb.

 

“Nicht gut” antwortete Xander und schüttelte seinen Kopf.

 

“Ich wünschte...” fing Angel an, behielt dann aber schnell seine Gedanken für sich.

 

Es war egal, was er sich wünschte. Buffy würde wahrscheinlich nie wieder mit ihm sprechen, ganz zu schweigen davon, dass er für sie da sein könnte.

 

“Ich dachte, dass ich sie irgendwann nächste Woche mitnehme, um ein paar Blumen zu besorgen, die wir auf das....das...Grab pflanzen können” brachte Xander heraus, der immer noch eine schwere Zeit damit hatte, zu akzeptieren, dass sein bester Freund seit sieben Jahren nun tot war.

 

“Das klingt gut” murmelte Angel. “Ich gehe jetzt besser”

 

“Ja” stimmte Xander zu und griff nach seinen Sachen aus dem Spind. “Wir wollen nicht, dass der Chief uns wieder am Hintern hängt”

 

 

*****

 

 

Direkt vor der Vordertür umarmte Buffy ihre Tante Phyllis und zwang ihren Körper dazu, auf die ungewollte Geste zu reagieren. Sie hatte ihre Tante vielleicht zwei oder drei Mal in ihrem Leben gesehen. Daher war es sehr seltsam, dass diese Frau sie umarmte, als ständen sie sich besonders nahe. Wenigstens kniff sie sie dieses Mal nicht in die Wangen und bemerkte, wie süß sie war, wie es die Frau getan hatte, als sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Da war Buffy zwölf.

 

“Wir fliegen morgen zurück, Liebes, aber ich will, dass du uns anrufst, wenn du etwas brauchst” befahl die Frau im mittleren Alter behutsam.

 

“Das werde ich” antwortete Buffy automatisch.

 

Sie wusste aber, dass sie nicht die Absicht hatte, so etwas zu machen.

 

Die beiden Frauen verabschiedeten sich und Buffy beobachtete, wie ihre Tante in das wartende Taxi stieg. Sobald sie außer Sicht war, verschwand das erzwungene Lächeln aus ihrem Gesicht. Ein paar Tränen versammelten sich in ihren Augen, aber Buffy weigerte sich, sie fließen zu lassen. Sie schlang ihre Arme um ihre Brust, drehte sich um und ging zurück ins Haus. Sie hatte nur noch eine Person, die sie loswerden musste und würde dann endlich alleine sein.

 

In der Küche konnte sie das Klappern des Geschirrs hören, wo Willow spülte. Willow Rosenberg war trotz der Tatsache, dass sie ein Jahr älter als Buffy war, ihre beste Freundin gewesen, seit sie von Los Angeles hergezogen waren. Sie hatten nicht viel miteinander gesprochen, seit Willow vor zwei Jahren Sunnydale verlassen und ins College nach Berkeley gegangen war. Buffy wusste nicht, ob es die Entfernung war, die für einen Riss in ihrer Freundschaft gesorgt hatte oder die Tatsache, dass Willow und Oz ihre zweijährige Beziehung beendet hatten, bevor sie gegangen war.

 

Buffy blieb in der Tür stehen und beobachtete die mechanischen Bewegungen ihrer Freundin. Sie wusste, dass Willow genauso verletzt darüber war, Oz verloren zu haben. Ihr Bruder und Willow hatten eine so starke Beziehung. Bis zu diesem Tag wusste sie immer noch nicht, was zu ihrer Trennung geführt hatte. Obwohl sie nicht mehr zusammen gewesen waren wusste Buffy, dass sie sich immer noch viel bedeuteten.

 

“Du musst das nicht machen” sagte Buffy zu dem Rotschopf.

 

Ein Stirnrunzeln formte sich auf ihrem Gesicht, als sie bemerkte, wie sich Willows kompletter Körper beim Klang ihrer Stimme versteifte.

 

“Schön” murmelte Willow und drehte sich langsam zu Buffy.

 

Der Blick in Willows Augen ließ Buffy zusammenzucken. Da war eine Kälte in ihnen, die sie nicht verstand.

 

“Äh, danke, dass du gekommen bist. Ich weiß es zu schätzen, dass-”

 

“Ich hätte nicht kommen müssen” blaffte sie und unterbrach Buffy.

 

“Was?” keuchte Buffy, geschockt von der kaum zu unterdrückenden Wut, die von ihrer Freundin ausstrahlte.

 

Willow machte einige Schritte auf Buffy zu und blieb einen halben Meter vor ihr stehen.

 

“Oz sollte nicht tot sein!” schrie sie.

 

“N-nein, er s-sollte nicht to-tot sein” stotterte Buffy, der eine Träne die Wange runterlief, als das Wort ‘tot’ über ihre Lippen gekommen war.

 

“Es ist alles dein Fehler!” klagte Willow und sah Buffy drohend an.

 

“M-mein Fehler?” wiederholte Buffy mit zitternder Lippe. “Es....es war ein Unfall”

 

“Darüber rede ich doch gar nicht” spuckte Willow, deren Augen sich zusammenzogen. “Er hätte bei mir sein sollen”

 

“I-ich weiß nicht, wovon du r-redest” dementierte Buffy und trat einen Schritt zurück.

 

“Oh, lass mich raten. Er hat es dir nie gesagt. Musste die arme, kleine Buffy beschützen” höhnte sie kalt. “Ich habe ihn gebeten, mit mir nach Berkeley zu kommen und er wollte es auch“ Aber er sagte, dass er dich hier nicht alleine lassen könnte. Also habe ich zu ihm gesagt, dass er nachkommen könnte, wenn du die High School abgeschlossen hättest, aber er sagte immer noch nein. Er musste hier bei dir bleiben, wenn er auch bei mir sein könnte!”

 

“Das wusste ich nicht” flüsterte Buffy gebrochen, deren Tränen nun frei fielen.

 

Die Bemerkung ignorierend fuhr Willow fort.

 

“Und er wäre nie in einen Unfall verwickelt gewesen und gestorben, wenn er mit mir gegangen wäre! Es ist alles dein Fehler, dass er tot ist, weil er bleiben musste und dein Schutzengel gespielt hat!”

 

Buffy taumelte zurück durch die Wucht der Anschuldigungen, fast als wäre sie körperlich geschlagen worden. Ihre Gedanken wirbelten durch ihren Kopf, der Ausdruck ‘deine Schuld’ überdeckte alles.

 

“Es...es war ein Unfall” wiederholte sie kleinlaut, unfähig, etwas anderes zu sagen.

 

“Sag du dir das nur immer wieder” schnaubte Willow.

 

Sie warf einen letzten Blick auf Buffy und stürmte aus dem Haus.

 

Buffy hörte niemals das Knallen der Tür, das folgte. Ihre Füße fühlten sich an wie Blei, die tief in einem Ödland voller Schmerz, Trauer und jetzt auch Schuld steckten. Willows brutale Worte hallten immer wieder in ihrem Kopf.

 

Ihre Schuld.

 

Oz war tot.

 

Es war ihre Schuld.

 

Benommen stolperte sie aus der Küche. Die Zimmer des Hauses wirbelten ohne Kontrolle vor ihren Augen. Sie knallte gegen die Wand der Diele und fühlte kaum den Aufprall. Ihre Hand griff nach dem Geländer der Treppe und benutzte es für das Gleichgewicht.

 

Irgendwie landete sie im Wohnzimmer und stand wie erstarrt in der Mitte. Die Bilder, lächelnde und lachende Portraits aus vergangenen Zeiten, schienen sie alle anzustarren und sie mit ihrer Fröhlichkeit zu verhöhnen. An der Wand gegenüber von ihr hingen zwei Lehmplatten, auf dem Handabdrucke waren, die sie gemacht hatten, als beide noch klein waren. Ein Stapel Notenblätter lag auf dem Tisch, der nie wieder angerührt werden würde.

 

Buffy drehte sich wild um und versucht den Erinnerungen daran, was sie verloren hatte, zu entkommen. Aber anstatt zu entkommen, begegnete sie immer mehr. Argyle, der Golden Retriever, den Oz hatte, seitdem er vierzehn war, saß stumm auf Oz Lieblingsstuhl. Ein Stuhl, den er kaum verlassen hatte in der Woche, seit sein Herrchen tot war. Ein Stuhl, auf dem Oz nie wieder sitzen würde, während sie sich Samstag Abends kitschige Filme aus den Achtzigern ansahen.

 

Buffy fiel auf ihre Knie und schrie. Der Klang war ursprünglich und kläglich und hallte laut durch das fast leere Haus. Ein Haus, das einmal das Zuhause ihrer Familie gewesen war: ihr selbst, ihrer Mutter und ihr Bruder. Jetzt waren sie nicht mehr da. Erst ihre Mutter, dann Oz. Es war zu viel für Buffy zu ertragen.

 

 

*****

 

 

“Angel?” kam Xanders verzweifelte Stimme über das Funkgerät in Angels Polizeiauto.

 

Angel griff nach dem kleinen Empfangsgerät und antwortete.

 

“Ja, Angel hier”

 

“Ich habe gerade einen Anruf von Buffys Nachbarin bekommen. Sie sagte, dass etwas im Haus nicht stimmt. Sie hörte einen Schrei und dann eine Menge Krach” gab er panisch weiter.

 

“Fuck!” fluchte Angel und trat in seinem Auto auf die Bremse.

 

“Ich bin auf der ganz anderen Seite der Stadt. Wo bist du?” fragte Xander in Eile.

 

“Nur ein paar Blocks von ihrem Haus” antwortete Angel abgelenkt, da seine Gedanken bei Buffy waren.

 

“Okay ich bin unterwegs. Ich treffe dich da” sagte Xander schnell.

 

Angel antwortete nicht. Er warf das Empfangsgerät auf den Beifahrersitz des Wagens und hasste sich dafür, dass er nicht bei ihr war. Sie hätte zu so einer Zeit nicht alleine sein sollen. Sein Schimpfen würde aber warten müssen. Er musste zu Buffy. Angel stellte die Sirene und das Blaulicht an und wendete das Auto, so dass seine Reifen laut in der Nacht quietschten.

 

 

*****

 

 

Ungefähr zwei Minuten später war Angel bei Buffys Haus angekommen. Er machte sich nicht die Mühe zu klopfen, sondern warf nur die Vordertür auf und eilte hinein. Was er erwartet hatte, sobald er hier ankommen würde, wusste Angel nicht, aber es war sicherlich nicht das, was er vorfand.

 

Das ganze Wohnzimmer war verwüstet. Es schien nicht ein Zentimeter unberührt zu sein. Der Tisch war umgekippt. Was oben drauf gelegen hatte, lag auf dem Boden verstreut. Ein großer Sprung zog sich über das Glas des Fernsehers, wahrscheinlich verursacht durch die Metallskulptur, die davor lag. Die Vorhänge mit Blumenmuster, die Joyce Summers vor Jahren aufgehangen hatte, hingen schief und zerrissen vor den Fenstern. Und das war nur das, was Angel auf den ersten Blick sah.

 

Er hatte keine Zeit, den Raum weiter zu untersuchen, denn innerhalb von Sekunden fand sein Blick Buffy, die bewegungslos mitten auf dem Boden lag, mit Argyle an ihrer Seite, dessen Kopf auf ihrer Brust ruhte.

 

Als der Hund aufstand sah Angel das Blut. Rote Spritzer waren auf ihrem Shirt und auf dem Boden um sie herum.

 

“Buffy!” schrie er und riss sein Handy heraus, als er an ihre Seite eilte und betete, dass sie in Ordnung war.

 

 

Kapitel 4

 

Xander rannte Angel fast um, als er die Flure des Sunnydaler Krankenhaus entlang lief. In seinem Unterbewusstsein wurde ihm klar, dass er öfter in diesem verdammten Ort war, als er eigentlich wollte, aber das war nur ein kurzer Gedanke. Seine Hauptsorge galt im Moment Buffy.

 

“Angel!” schrie er lauter als er eigentlich sollte und griff seinen Freund am Arm. “Was ist los? Ich habe den Anruf nach dem Rettungswagen über das Funkgerät gehört, also bin ich statt dessen hierhin gekommen”

 

Angel starrte Xander ausdruckslos an. Die Worte drangen nur langsam in sein Gehirn vor. Erst als Xander ihn schüttelte, antwortete er.

 

“Buffy...sie....sie hat im Haus alles zerstört. S...sie war auf dem Boden, bewusstlos....und da....da war Blut”

 

“Hat sie...”

 

Xander verstummte, unfähig, auch nur den bloßen Gedanken auszusprechen, dass Buffy sich selbst verletzt haben könnte.

 

“Ich weiß nicht” murmelte Angel.

 

Und er wusste es wirklich nicht. In dem Moment, als er das Blut und ihren bewegungslosen Körper gesehen hatte, hatte er nach einem Unfallwagen gerufen. Obwohl er es wollte, hatte er sie nicht angefasst, während er auf die Hilfe wartete, weil er befürchtet hatte, dass er ihr mehr Schaden zuzufügen würde.

 

“Verdammt!” fluchte Xander und seine Faust knallte gegen die nächste Wand.

 

Er zog eine Grimasse und schüttelte seine Hand, als Schmerz seinen Arm hochzog.

 

“Ich wusste, ich hätte bei ihr bleiben sollen!”

 

“Sie hätte nicht alleine sein sollen” wiederholte Angel, obwohl seine Gedanken bei seiner eigenen Nachlässigkeit waren.

 

Seit Oz gestorben war, wollte er jeden Tag nach ihr sehen, mit ihr reden, aber er blieb weg. Er hatte ihre turbulente Vergangenheit dazwischenkommen lassen, anstatt für sie da zu sein und jetzt ging es ihr schlechter. Wenn er zu ihr gegangen wäre, das wusste Angel, hätte er dafür sorgen können, dass das nicht passiert wäre.

 

“Hast du schon etwas gehört?” fragte Xander, der den Flur hinunterschaute, in der Hoffnung, einen Arzt zu sehen, der auf sie zukam.

 

“Nein” Angel schüttelte seinen Kopf. “Giles ist bei ihr. Sie sind da erst ungefähr fünfzehn Minuten drin”

 

Eine Schwester kam herüber und sagte ihnen, dass sie es bequemer im Warteraum hätten, aber beide lehnten ab. Keiner wollte zu weit weg sein, da sie fühlten, dass sie Buffy schon genug allein gelassen hatten, als sie nicht für sie da waren. Statt dessen blieben sie stoisch im Gang stehen und warteten ungeduldig auf Neuigkeiten.

 

Die Vorstellung von Buffy, die bewusstlos auf dem Boden des Wohnzimmers lag, wollte Angel nicht aus dem Kopf gehen. Es hing dort fest wie ein unlösbarer Fleck. Er wollte es verleugnen, dass Buffy sich selbst etwas angetan haben könnte, doch er wusste, dass es eine echte Möglichkeit war. Kummer ließ Menschen Dinge tun, die sie normalerweise nicht machen würden und Buffy hatte in ihrem kurzen Leben eine Menge Kummer gehabt. Und ein Teil davon war durch ihn verursacht worden. Einen Moment lang fragte sich Angel, ob die Dinge anders wären, wenn die Beziehung zwischen ihm und Buffy besser gewesen wäre. Sie hätte sich bei ihm ausweinen können und sich ihm zum Trost zuwenden können, anstatt sich in sich selbst zurückzuziehen. Unglücklicherweise konnte er die Vergangenheit, oder was er getan hatte, nicht ändern.

 

Xander blickte Angel aus seinem Augenwinkel an. Er konnte erkennen, dass der andere Mann tief in Gedanken war. Über was, das konnte er nur raten. Wenn er darauf wetten müsste, würde er sagen, dass Angel sich selbst Dinge vorwarf, die er nicht ändern konnte. Er hatte die Tendenz, so etwas zu machen. Nicht dass Xander ihm das vorwerfen konnte. Es war schwer, nicht seine Handlungen zu bezweifeln, wenn einer deiner Freunde in einem Krankenhausbett lag.

 

Bevor einer der Männer sich die Schuld zuschieben konnte, kam Giles müde den Flur entlang auf sie zu. Der ältere Arzt wischte sich den Schweiß von der Stirn und zwang sich selbst, ein Gähnen zu unterdrücken. Er war vollkommen erschöpft. Seine Schicht war vor ungefähr zwei Stunden vorbei gewesen. Aber zuerst hatte er bei einem Problem mit einem Patienten geholfen und dann, als er gerade zu seiner Frau Jenny nach Hause gehen wollte, wurde Buffy durch die Türen der Notaufnahme gebracht. Auf keinen Fall würde er ihre Behandlung jemand anderem überlassen.

 

“Angel, Xander” sagte er und blieb vor seinem Neffen Angel stehen.

 

“Wie geht es ihr?” fragte Angel schnell.

 

“Ihr geht es gut, körperlich gesehen” antwortete Giles mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. “Emotional jedoch hat sie eine Menge aufzuarbeiten”

 

Angel seufzte erleichtert und ließ sich zurück gegen die Wand fallen. Er wusste, dass Giles Recht hatte, dass da noch eine Menge Erholung vor Buffy lag, aber er war froh, dass es ihr gut ging.

 

“Hat sie....was ist passiert?” fragte er zögernd.

 

“Sie hat sich nicht selbst verletzt, wenn es das ist, was du fragst” erwiderte Giles, der seine eigene Erleichterung hinter einer Maske der Professionalität verbarg.

 

“Aber das Blut?” bemerkte Angel verwirrt.

 

“Hauptsächlich oberflächliche Wunden” verdeutlichte Giles. “Sie hat sich nicht die Handgelenke aufgeschnitten, jedenfalls hat es nicht den Anschein. Angel? Du sagtest, dass das Haus aussieht, als wäre es durchwühlt worden?”

 

Auf Angels Nicken seufzte Giles.

 

“Ich denke, dass die Verletzungen daher kommen. Die meisten ihrer Schnitte waren auf ihren Fingerknöcheln und ein paar andere auf ihren Armen. Keine davon waren ernst”

 

“Ich verstehe das nicht” meldete sich Xander. “Warum ist sie dann bewusstlos?”

 

“Buffy hatte sozusagen einen vollkommenen Zusammenbruch. Ich muss immer noch ein paar Tests machen, aber ich denke nicht, dass sie in letzter Zeit genug gegessen oder geschlafen hat. Und wenn man dem den Stress wegen Oz’ Tod hinzufügt, war das zuviel für ihren Körper” erklärte er, nahm seine Brille ab und drückte mit den Finger auf seinem Nasenrücken.

 

So sehr er es auch verleugnen wollte, war Giles nicht überrascht über den Vorfall dieser Nacht. Er hatte befürchtet, dass so etwas passieren würde. Der Verstand und der Körper waren nur fähig, mit einem gewissen Maß klarzukommen, und Buffy war wahrscheinlich überlastet gewesen. Als er gesehen hatte, dass sie in die Notaufnahme gebracht wurde, hatte er bereits gewusst, mit was er es zu tun hatte. Unglücklicherweise dachte er nicht, dass etwas getan werden konnte, um dies zu vermeiden.

 

“Und was jetzt?” fragte Angel, der zerrissen war zwischen Erleichterung und andauernder Sorge.

 

“Nun zuerst habe ich noch ein paar Tests zu machen, dann, sobald sie wach ist, wahrscheinlich irgendwann morgen, werde ich sie zu einem unserer Psychologen bringen” erzählte Giles, dem bereits durch den Kopf ging, wer der beste wäre, um Buffy zu helfen. “Sie wird wenigstens ein paar Tage hier bleiben müssen, während der wir ihren Körper mit genug Flüssigkeit und Nahrung versorgen. Sobald der Psychiater sie eingeschätzt hat, werden wir besser sagen können, wie es weiter geht. Obwohl ich annehme, dass er vorschlagen wird, dass sie zur Behandlung länger hier bleiben soll”

 

“Okay” stimmt Angel traurig zu.

 

Er hasste die Idee, dass Buffy im Krankenhaus festsaß. Er wusste wie sehr sie das hasste. Aber er wusste auch, dass es wahrscheinlich der beste Ort für sie war. Wenn sie zu schnell entlassen werden würde, wäre sie wahrscheinlich schnell wieder drin.

 

“Sie ist im Moment betäubt” fuhr Giles fort. “Sie sollte damit ein wenig Ruhe bekommen, aber sie sollte morgen wohl wieder wach sein. Ihr beiden könnt dann wieder kommen”

 

“Nein” sagten Angel und Xander gleichzeitig.

 

Giles schüttelte seinen Kopf, da er die Weigerung erwartet hatte.

 

“Schön, aber es gibt wirklich nichts, was ihr beiden heute Nacht machen könnt”

 

“Wir bleiben” bemerkte Angel fest. “Ich jedenfalls”

 

“Ich auch” verkündete Xander.

 

“Kann ich sie sehen?” fragte Angel und machte einen Schritt in die Richtung, aus der Giles vorher gekommen war.

 

“Sie schläft jetzt” wiederholte Giles streng.

 

“Ich verspreche, ich werde sie nicht stören” versicherte ihm Angel. “Ich muss sie nur sehen”

 

“Schön” gab Giles nach. “Sie ist in Zimmer 405 gebracht worden. Ich erlaube dir sie zu sehen, solange du nicht ihre Ruhe störst”

 

 

*****

 

 

Ein paar Minuten später saß Angel an ihrer Seite und hielt ihre kühle Hand in seiner. Seine Augen wanderten über ihren Körper und suchten nach einem Zeichen, dass Giles Diagnose falsch war. Er fand nichts. Außer ihren bandagierten Kratzern auf ihren Armen und Handknöcheln und den dunklen Ringen unter ihren Augen schien es ihr gut zu gehen. Vorsichtig strich er ihr ein paar Haare aus dem Gesicht und erinnerte sich an das erste Mal, als er sie getroffen hatte - den temperamentvollen, blonden Teenager.

 

Angel hatte Oz das erste Mal getroffen bei dessen ersten Tag in der Sunnydale High. Sie waren beide im ersten Jahr und im selben Klassenraum. Sie hatten wegen der alphabetischen Sitzreihenfolge nebeneinander gesessen. Als Oz ziemlich verloren aussah, während er versuchte, seine nächste Klasse zu finden, hatte es Angel es übernommen, ihn herumzuführen. Es bildete sich schnell eine Freundschaft, da sie mit ihrem lockeren Benehmen etwas gemeinsam hatten. Einige Wochen später hatte Oz ihn zu sich nach Hause eingeladen, bevor sie ausgingen. Das war, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.

 

Die beiden waren in Oz Zimmer gewesen und hatten durch seine CD Sammlung gesehen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und eine kichernde, zwölfjährige Buffy hereingehüpft kam. In dem Moment, in dem ihr klar wurde, dass noch jemand im Raum war, hatte sie schüchtern gelächelt und sich vorgestellt. Angel lächelte sie auch an und schüttelte die Hand, die sie ausgestreckt hatte. Seit dem war er ein regelmäßiger Gast bei den Summers und Buffy wurde wie eine kleine Schwester für ihn. Erst ein paar Jahre später begannen sich die Dinge zu verändern.

 

“Angel, du solltest wirklich versuchen, etwas Schlaf zu bekommen” unterbrach ihn die müde Stimme von Giles.

 

“Mir geht es gut” brummelte er, mit seinem Blick immer noch auf Buffy.

 

“Wenn du das sagst. Ich gehe nach Haus, werde aber morgen früh zurück sein” sagte er.

 

Als Angel nicht antwortete, seufzte er und ging aus dem Raum.

 

Angel hob Buffys Arm und küsste sie behutsam auf ihren Handrücken.

 

“Es tut mir so Leid, Buffy. Alles. Ich weiß, du magst das vielleicht nicht glauben, aber ich wollte dir nie weh tun. Und wenn ich es könnte, dann würde ich deine Mom und Oz zurückbringen” flüsterte er leise, während Tränen an seinen Wangen runterliefen.

 

Von der Tür aus beobachtete Xander schweigend den Austausch. Er lächelte traurig über Angels Worte. Er wusste, dass es aussichtslos war, aber er hoffte, dass es den beiden möglich wäre, sich zu versöhnen. Buffy brauchte Angel und Xander wusste, dass Angel ohne sie unglücklich war.

 

 

*****

 

 

Ungefähr gegen neun Uhr am nächsten Morgen machte sich Xander langsam auf den Weg zu den Treppen seines Appartementgebäudes. Er war völlig erschöpft, da er die ganze letzte Nacht nicht geschlafen hatte. Sicher, es gab im Krankenhaus nicht viel zu tun außer Buffy beim Schlafen zuzusehen und Angel, der an ihrer Seite klebte. Aber jedes Mal, wenn Xander seine Augen schloss, sah er Bilder vor sich, wie die Dinge früher einmal gewesen waren.

 

Er erinnerte sich an die letzte Weihnachtsfeier, bevor Mrs. Summers gestorben war. Alle waren da gewesen: Buffy, Oz, Willow, Angel, er selbst und Mrs. Summers. Sie hatten gelacht und hatten Spaß gehabt. Sie hatten Geschenke ausgetauscht und die Zeit genossen. Oz hatte Buffy damit überrascht, als er ihr zwei Tickets für die nächste Eis-Show in Los Angeles gegeben hatte. Das Lächeln, das sie ihm zugeworfen hatte, war verblendend. Es war wahrscheinlich einer der glücklichsten Momente, in denen er Buffy je gesehen hatte. Seitdem schien die Welt außer Kontrolle geraten zu sein, als das Leben seiner Freunde langsam in Stücke zerbrach. Er starb Mrs. Summers, gefolgt von den Problemen zwischen Buffy und Angel, dann die Trennung von Willow und Oz und dann vor kurzem der Tod von Oz. Jetzt war Buffy im Krankenhaus, nachdem sie einen völligen Zusammenbruch erlitten hatte. Es schien fast wie ein niemals endender Kreis von Schmerz und Kummer.

 

Xander schüttelte seinen Kopf als ihm klar wurde, dass er seit fast fünfzehn Minuten vor dem Gebäude stand. Er musste schnell duschen und seine Kleidung wechseln. Dann konnte er rechtzeitig ins Krankenhaus zurück, um sich dort mit Angel, Giles und Buffys Psychiater zu treffen. Wenn er noch Zeit hatte, wollte er noch Kaffee und ein paar Bagels mitbringen. Angel würde sicher nichts essen, bevor es ihm nicht jemand unter die Nase schob, was, wie Xander annahm, sein Job sein würde.

 

Da er so damit beschäftigt war, in seiner Tasche nach seinem Schlüssel zu graben, fiel er fast über Willow, die links neben seiner Tür saß. Er trat schnell mit seine Füßen zur Seite und vermied es, flach auf sein Gesicht zu fallen.

 

“Mein Gott, Willow. Warne einen Mann das nächste Mal, wenn du dich entschließt, dich auf dem Boden zu verstecken!” rief er aus und lächelte sie schief an.

 

“Tut mir Leid, ich dachte, du hättest mich gesehen” entschuldigte sie sich, als sie vom Boden aufstand.

 

“Das ist okay. Ich bin jedoch in Eile. Ich bin nur gekommen, um mich umzuziehen, bevor ich zurück ins Krankenhaus gehe” erklärte Xander und steckte seinen Schlüssel in das unkooperative Schloss seiner Tür.

 

“Häh? Ins Krankenhaus?” wiederholte Willow verwirrt.

 

Xanders Hand hielt mittendrin inne. Er blickte zu Willow und seufzte müde.

 

“Oh, ich denke, du weißt das noch gar nicht”

 

“Weiß was nicht?”

 

“Buffy....Sie ist im Krankenhaus. Sie....sie hatte letzte Nacht einen Zusammenbruch” sagte er zu ihr.

 

Obwohl Xander sie nur aus seinem Augenwinkel ansah, bemerkte er sofort, wie sich Willows Augen weiteten. Aber dann tat sie das merkwürdigste. Sie drehte ihren Kopf weg und verbarg ihr Gesicht vor ihm. Sein Misstrauen wuchs sofort. Er kannte Willow eine lange Zeit und er kannte ihre Körpersprache. Er ließ den Schlüssel los und drehte sich komplett zu Willow um. Seine Arme waren vor seiner Brust überkreuzt.

 

“Willow?” sagte er ruhig.

 

“Was?” murmelte sie und weigerte sich, ihn anzusehen.

 

Xander drehte sich nach links, bis er sie direkt ansah. Der schuldige Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte ihm alles, was er wissen wollte.

 

“Was hast du getan?”

 

Der Rotschopf senkte den Blick nach unten, die Schultern hingen herab.

 

“Ich....ich....wir gerieten in einen Streit”

 

“Einen Streit?” wiederholte er, da er ihr nicht glaubte.

 

Er konnte sich nicht vorstellen, dass Buffy sich in dem Zustand mit jemandem zankte.

 

“Nein....nun...sozusagen....ich habe ein paar Dinge zu ihr gesagt” sagte sie mit unschuldiger Stimme.

 

Xander packte sie an den Schultern und starrte sie intensiv an.

 

“Was hast du gesagt?”

 

“Ich habe es nicht so gemeint!” quietschte Willow mit defensiver Stimme.

 

“Was. Hast. Du. Gesagt?!” fragte er erneut und schüttelte sie leicht.

 

“Ich....ich habe ihr gesagt, dass....dass es ihr Fehler wäre, dass Oz gestorben ist. Ich-ich habe gesagt, dass er bei mir hätte sein sollen und nicht hier, wo er in einen Unfall geraten ist” sagte sie schließlich zu ihm.

 

“Jesus Christ, Willow!” spuckte Xander wütend, ließ sie hastig aus seinem Griff und trat weg. “Wie kannst du das zu deiner besten Freundin sagen?”

 

“Ich war aufgebracht. Ich habe es nicht so gemeint” flüsterte sie, als sich Tränen in ihren Augen versammelten.

 

“Oh ich bin sicher, dadurch wird sie sich besser fühlen. Ich werde es ihr ganz sicher sagen, wenn sie nicht mehr betäubt und selbstmordgefährdet ist! ” schrie er und starrte seine Freundin empört an.

 

“Xander, bitte-”

 

“Gott, ich dachte, dass ich dich kennen würde” Er schüttelte traurig seinen Kopf. “Aber die Willow, die ich kannte, würde niemals ihre beste Freundin beschuldigt haben, dass sie am Tod ihres Bruders schuld ist”

 

Nachdem er das gesagt hatte, drehte sich Xander zurück zur Tür, öffnete sie mit einem Ruck, knallte sie dann umgehend hinter sich zu und ließ eine weinende Willow hinter sich zurück. Er lehnte sich heftig gegen die geschlossene Tür und fragte sich, wie die Dinge so vermasselt werden konnten.

 

Angel würde ausflippen, wenn er die letzte Information herausfand. Und er würde es herausfinden. Der Psychiater sollte wahrscheinlich wissen, was dabei geholfen hatte, Buffy so weit zu bringen. Xander hatte keinen Zweifel, dass Willows Worte der letzte Nagel in Buffys sprichwörtlichen Sarg gewesen waren. Sie war bereits so labil gewesen. Ein kleiner Schubs und sie war gefallen. Er hoffte nur, dass sie sie zusammen wieder zurückholen konnten.

 

 

Kapitel 5

 

Giles, Angel und ein anderer Mann, den Xander nicht erkannte, standen in einem der Warteräume, als Xander schließlich zum Krankenhaus zurückkam. Seine Fahrt nach Hause hatte länger gedauert als geplant, denn nach der Unterhaltung mit Willow hatte er ein wenig Zeit für sich selbst gebraucht. Er wusste, dass Willow aus der Trauer heraus gehandelt hatte, aber ihre Handlungen waren immer noch vollkommen ungerechtfertigt. Jetzt hatte er die unglückliche Aufgabe, Angel über das zu informieren, was er erfahren hatte.

 

“Hey, ich habe Essen mitgebracht” sagte Xander, als er auf die Gruppe zuging und eine Tüte mit Bagels und drei Kaffees trug.

 

Er wusste nicht, wer der dritte Mann war, nahm aber an, dass er ein Arzt war, da er einen weißen Kittel trug.

 

“Danke Xander. Alles ist besser als das Gesöff, das sie hier servieren” erwiderte Giles und nahm eine Tasse aus der Halterung.

 

Er war normalerweise kein Kaffeetrinker, aber er nahm an, dass ihm der Kaffee heute gut tun würde.

 

Giles runzelte die Stirn, als Angel das Angebot von Essen und Trinken völlig ignorierte.

 

“Angel, du solltest wirklich etwas essen”

 

“Ich habe keinen Hunger” murmelte Angel.

 

Obwohl er es nie zugeben würde, war er vollkommen erschöpft. Aber auf keinen Fall konnte er in der nächsten Zeit schlafen gehen.

 

Giles griff nach einem Kaffee und einem Bagel und schob sie in Angels Hände.

 

“Du WIRST essen, oder ich werde dir nicht erlauben zu bleiben!”

 

“Schön!” blaffte Angel und nahm schnell einen Bissen von dem Bagel, während er seinen Onkel böse anstarrte.

 

Xander lachte fast über den immer so unabhängigen Angel, der dem Befehl von Giles folgte. Er unterdrückte seine Fröhlichkeit, da er wusste, dass sie in der Situation nicht angebracht war. Im Geheimen war er froh, dass Giles sich in der Angelegenheit durchgesetzt hatte. Angel sah abgehärmt aus. Der Mangel an Schlaf und Essen machte sich bei ihm bemerkbar. Er wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass Angel das Krankenhaus in nächster Zeit verlassen würde, aber wenigsten hatten sie ihn dazu gebracht zu essen.

 

Im Raum wurde es ruhig, während Angel und Xander aßen und Giles und der unbekannte Mann sich flüsternd unterhielten. Xander wartete, bis Angel fertig war, bevor er entschied, seine Unterhaltung mit Willow anzusprechen. Er wollte es nicht machen, so lange Angel Gegenstände zum werfen in der Hand hatte.

 

“Ich habe Willow heute Morgen gesehen” äußerte er sich schließlich.

 

Angel beäugte Xander und ahnte etwas schlimmes bei dem Tonfall seines Freundes. Er wollte schon etwas sagen, als Giles von seinen Papieren aufsah, die er sich durchgelesen hatte. Giles zog sich die Brille aus, schloss die Akte und machte sich auf den Weg zur Tür.

 

“Nun, wir werden euch beide allein lassen. Sobald wir etwas neues von Buffy wissen, werden wir es euch wissen lassen” erklärte er und blickte auf die Uhr, um nach der Zeit zu sehen.

 

“Nein Giles, Sie sollten das hören. Es geht um....Buffy” erklärte Xander, dessen Blick zu dem dritten Mann wanderte und er fragte sich, ob er den Mann bitten sollte zu gehen.

 

Giles sah den Blick und trat vor.

 

“Oh, verzeih mir meine Unhöflichkeit. Das ist Lorne DuPont. Er wird Buffys Psychiater sein”

 

Xander schüttelte nickend Lornes Hand.

 

“Gut. Sie sollten das auch hören”

 

“Was ist los, Xander ?” mischte sich Angel ein.

 

“Willow....sie....sie sagte mir...” Xander seufzte, da er es hasste, was er jetzt sagen würde. “Ich denke ich weiß, was Buffy letzte Nacht so weit gebracht hat”

 

“Wirklich?” sagte Lorne nachdenklich und trat vor. “Es wäre ganz sicher hilfreich zu wissen, was die Süße dazu gebracht hat, zusammenzubrechen”

 

Angel blickte Lorne finster an, sagte aber nichts. Er hatte den Psychiater vor einer halben Stunde kennengelernt und ihm war sofort klar geworden, dass der Mann eher unkonventionell war. Außerdem ging es hauptsächlich darum, herauszufinden, was Xander wusste.

 

“Xander?” drängte Angel zum zweiten Mal.

 

Xander atmete tief ein und blickte einige Moment zu Angel, bevor er sich mit der Unterhaltung befasste, die er früher am Morgen gehabt hatte.

 

“Willow....sie hatte einen Streit mit Buffy. Nun, ich denke nicht, dass es ein Streit war. Sie hat sozusagen etwas zu Buffy gesagt. Nichts nettes”

 

“Was hat sie gesagt?” drängte Lorne unruhig.

 

Obwohl er nicht wusste, wer diese ‘Willow’ war, wusste er doch, dass er seine Patientin viel besser behandeln konnte, wenn er alle wichtigen Informationen kannte.

 

“Sie hat Buffy vorgeworfen, der Grund gewesen zu sein, dass Oz tot ist” platzte er schließlich raus.

 

“Was?!” schrie Angel und seine Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten.

 

“Etwas darüber, dass Oz bei ihr gewesen sein sollte und nicht bei Buffy. Und dass er, wenn er mit ihr weggezogen wäre, immer noch leben würde. Sie hat Buffy im Grunde gesagt, dass es ihr Fehler wäre” fuhr Xander fort und wartete ängstlich darauf, dass Angel in die Luft gehen würde.

 

Er musste nicht lange warten, da eine Reihe von Flüchen aus Angels Mund kamen. Alle zuckten zusammen, als einer der Stühle quer durch den Raum getreten wurde. Letzten Endes wurde aus Angels Tirade ein wütendes Hin und Herlaufen im Raum.

 

“Wie zur Hölle konnte sie so etwas zu Buffy sagen?” schnaubte Angel zu niemand besonderem.

 

“Ich weiß” stimmte Xander traurig zu. “Ich hätte nie gedacht, dass Willow so gefühllos sein könnte”

 

“Ich nehme an, dass Willow Buffy nahe steht?” mischte sich Lorne dazwischen, der versuchte, alles zu einem Stück zusammenzusetzen.

 

“Das könnte man sagen” antwortete Xander. “Sie und Buffy sind seit mindestens sechs Jahren die besten Freunde gewesen”

 

“Oh Gott” grummelte Lorne und zuckte zusammen.

 

Es war ihm vollkommen klar, dass eine trauernde Person sich unvernünftig verhalten konnte, aber er konnte sich nicht vorstellen, was eine solche Anschuldigung einer solch emotional schwachen Person wie Buffy antun konnte.

 

“Willow und ich werden uns mal unterhalten” blaffte Angel, der immer noch mit sich selbst sprach.

 

Xander legte eine Hand auf Angels Arm und zwang ihn damit, einen Moment still zu stehen.

 

“Ich stimme dir zu, dass wir die Dinge mit ihr klären müssen, aber jetzt müssen wir uns auf Buffy konzentrieren”

 

Missgünstig nickte Angel, obwohl er sich besser fühlen würde, nachdem er Willow angeschrieen hätte. Die erste Priorität galt Buffy. Um Willow würde man sich später kümmern. Er blieb schließlich stehen und blickte zu Lorne.

 

“Können Sie ihr helfen?” fragte er hoffnungsvoll.

 

“Ja, ich denke schon. Sie braucht etwas altmodische liebevolle Fürsorge, zusammen mit ein wenig Therapie” erklärte Lorne und blickte auf die Informationen, die Giles ihm gegeben hatte. “Sie ist jetzt emotional erschöpft. Ich vermute, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor sie zusammenbrechen würde, aber die Konfrontation mit Willow ließ es früher passieren”

 

“Es war nicht ihr Fehler, dass Oz gestorben ist”

 

Angel hatte das Bedürfnis, das zu sagen.

 

“Ja, es war ein Autounfall und Buffy war nicht einmal bei ihm” fügte Xander hinzu.

 

“Ich habe Lorne die Einzelheiten zu Oz’ Tod gesagt. Ebenso über den von Joyce” kam Giles gleichbleibende Stimme.

 

Lorne dachte ein paar Sekunden nach. Eine Falte formte sich über seiner Braue.

 

“Irgendwo in ihrem Verstand weiß sie, dass man ihr nichts vorwerfen kann, aber ihr aktueller emotionaler Zustand hat sie empfänglich dafür gemacht, an Dinge zu glauben, die vollkommen unglaubliche Andeutungen sind”

 

“Ich kann nicht glauben, dass Willow ihr die Schuld geben würde” murmelte Angel, halb empört und halb schockiert.

 

“Angel” begann Giles. “Willow leidet auch. Daran musst du denken. Ich verzeihe nicht was sie gesagt hat, aber jeder geht anders mit der Trauer um”

 

“Giles hat Recht” stimmte Lorne zu. “Im Moment hat Willow das Bedürfnis, jemandem die Schuld zu geben. Ich kenne Willow nicht, aber meine Einschätzung ist, dass sie Buffy nicht wirklich die Schuld gibt. Wenn etwas Zeit vergangen ist und es Buffy besser geht, sollten sie sich zusammen setzen und über die Dinge reden

 

“Ich denke nicht-”

 

“Angel!” erklang eine neue Stimme und unterbrach Angel.

 

“Gunn? Was machst du hier?” fragte Angel und sah zu einem Kollegen von ihm und Xander.

 

“Ich habe das mitgebracht” erwiderte Gunn und hielt einen Stapel Papiere hoch. “Ich dachte, du würdest das sehen wollen”

 

“Ist das?” fragte Angel und ließ den Rest der Frage weg.

 

“Ja” nickte Gunn und reichte Angel die Akte.

 

Als Angel begann, durch die Seite zu blättern, trat Xander näher und blickte über seine Schultern.

 

“Was ist das?”

 

“Der endgültige Bericht über Oz‘ Unfall” erklärte Gunn, als Angel es nicht tat.

 

“Das war schnell” sagte Xander überrascht, da er wusste, wie lange diese Dinge normalerweise dauerten, bis sie fertig waren.

 

Gunn zuckte mit den Achseln.

 

“Der Chief hat eine Eilsache draus gemacht und es war ziemlich schnell fertig”

 

“Wenn Sie gestatten, dass ich frage, aber was steht da drin?” fragte Lorne und nickte zu den Papieren in Angels Händen.

 

“Wer sind Sie?” fragte Gunn misstrauisch.

 

“Oh, tut mir Leid. Lorne DuPont. Ich bin Buffys Psychiater” stellte sich Lorne vor.

 

Als Gunn zögerte, die Ergebnisse der Ermittlungen zu erklären, schüttelte Angel seinen Kopf, schloss die Akte und reichte sie Xander.

 

“Das ist okay. Er sollte es wissen” gab Angel die Erlaubnis.

 

Kurz nickend drehte sich Gunn zu Lorne und fasste die Ergebnisse zusammen.

 

“Eine siebzig Jahre alte Frau war auf dem Weg nach Hause vom Babysitten ihrer Enkel. Sie gab an, dass ihr ein Hund vor das Auto gelaufen wäre und sie ausgewichen sei, um den Zusammenstoß zu vermeiden. Ihr Auto, ein 99er Honda Accord, überkreuzte die Mittellinie und kam in den Gegenverkehr. Der erste Wagen auf der anderen Spur schaffte es auszuweichen. Oz war hinter diesem Wagen und nach dem was wir sagen können, verlor er die Kontrolle über den Kleinbus als er auswich, um nicht mir ihr zusammenzustoßen und knallte gegen den Telefonmast”

 

Lorne hörte allem genau zu und machte sich Notizen in Buffys Patientenakte.

 

“Toxikologische Ergebnisse?” fragte er ohne aufzusehen.

 

“Bei der Frau negativ. Kein Alkohol, keine Drogen und keine Medikamente, die eine Rolle gespielt haben könnten. Oz war auch sauber. Der Fahrer des anderen Wagens hatte ein wenig Alkohol in seinem System, aber noch unter dem Grenzwert” vermeldete Gunn auf die typische Polizeiart.

 

“Also hat niemand Schuld” folgerte Xander. Er hielt einen Moment inne und seufzte dann. “Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Dass es nur ein Unfall ist oder wenn es ein betrunkener Fahrer oder so etwas wäre”

 

“Unglücklicherweise ist das Ergebnis bei beiden das gleiche” bemerkte Lorne, als er mit seinen Notizen fertig war. “Buffys Bruder und euer Freund hat nicht überlebt. Und nun muss sie, genauso wie ihr alle, damit klarkommen”

 

“Ja nun” fing Giles an zu sprechen, stoppte aber abrupt, als ihnen ein lautes Scheppern vom Flur weiter unten zu Ohren kam. Ein lauter Schrei folgte kurz darauf.

 

“LASSEN SIE MICH HIER RAUS!”

 

Bevor einer der anderen reagieren konnte, sprang Angel schon aus dem Raum und in Richtung der weiteren aufgeregten Schreie. Xander wusste, dass es unangebracht war, aber er stieß trotzdem ein kleines Glucksen aus.

 

“Scheint, als wäre der Buffster wach”

 

 

*****

 

 

Angel erreichte Buffys Zimmer schnell. Er ging durch die Tür und konnte eine Schwester sehen, die auf dem Boden hockte und das Wasser aufwischte, das aus einem Krug verschüttet worden war. Er wusste nicht, ob sie ihn fallengelassen hatte oder ob Buffy ihn geschmissen hatte. Beides war möglich. Was Buffy betraf, lief diese im Raum umher und zog die Schubladen ihres Nachttisches auf. Ihre Bewegungen waren abgehackt und ihre Hände zitterten. In dem Moment, als er ihre zitternde Gestalt sah, gab er sich selbst ein Versprechen. Er würde nicht mehr weglaufen, er würde sie nicht alleine lassen. Zu lange war er weggeblieben und es war Zeit damit aufzuhören.

 

“Buffy, was machst du da?” fragte er behutsam.

 

“Ich suche nach Anziehsachen” antwortete sie abgelenkt und unterbrach ihre Suche nur für einen kurzen Blick auf Angel.

 

“Warum?”

 

“Weil ich nach Hause will” blaffte sie mit einem halben Schrei, als sie ihre Suche wieder beschleunigte.

 

Angel seufzte. Er wusste, wie sehr Buffy Krankenhäuser hasste. Er konnte es ihr nicht vorwerfen, aber im Moment musste sie hier bleiben. Er ging zu ihr rüber, hockte sich hin und zog ihre Hände sanft von den Schubladen weg. Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen, aber er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen.

 

“Du musst hier bleiben” meinte Angel und streichelte mit seinem Daumen unbewusst über ihre Hand.

 

“Ich will nach Hause” wiederholte Buffy fast als Flüstern.

 

“Giles sagt, dass du in ein paar Tagen nach Hause kannst. Er will, dass es dir erst besser geht” erklärte er.

 

“Mir geht es gut” widersprach sie und machte einen halbherzigen Versuch, ihre Hand wegzuziehen, als ihr erst dann klar wurde, mit wem genau sie sprach und wer sie berührte.

 

Angel blickte auf Buffys Arm und strich mit seinen Fingern über eine der Bandagen, die sie auf dem Unterarm hatte. Dann wanderte er zu ihrer Hand runter und berührte die geröteten und verletzten Knöchel.

 

“Das sieht nicht gut aus” bemerkte er und starrte auf die Verletzungen.

 

Sie riss ihre Hand weg und hob sie auf Augenhöhe. Sie starrte auf die verschiedenen Schrammen, Verletzungen und Bandagen, die ihren ganzen rechten Arm zierten. Dann hob sie ihren linken Arm und sah fast ähnliche Verletzungen. Sie schloss ihre Augen, schüttelte ihren Kopf und zuckte zusammen.

 

Sie öffnete sie wieder, blickte auf ihre Arme und dann zu Angel.

 

“Ich...ich erinnere mich nicht...”

 

Sie brach ängstlich ab.

 

“Shhh” tröstete Angel. “Das wird wieder gut. Das sind nur oberflächliche Schnitte. Giles will dich nur für ein paar Tage im Auge behalten. Er sagt, dass du nicht viel gegessen oder geschlafen hast und dass er dafür sorgen will, dass du das tust”

 

“Aber ich will nach Hause” sagte sie zum dritten Mal.

 

“Ich weiß, aber...” Angel hielt inne, da er wusste, dass sie rebellieren würde, wenn er sie bitten würde für ihn zu bleiben. Er entschied sich für eine andere Variante. “Je eher du machst, was Giles sagt, um so eher kannst du nach Hause”

 

Buffy blickte auf ihre Arme runter und dann zurück zu Angel, bevor schnell ihre Augen abwandte. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Knie gaben nach. Angel fing sie auf, bevor sie fallen konnte. Er hielt sie vorsichtig an den Armen fest und half ihr zu stehen.

 

“Du solltest noch etwas schlafen” sagte er zu ihr und führte Buffy zum Bett. “Ich verspreche dir, wenn du aufwachst, kannst du mit Giles sprechen und herausfinden, wann er dich nach Hause lässt”

 

Zögernd gehorchte Buffy und kletterte auf das Bett. Aber nur wegen der einfachen Tatsache, dass sie erschöpft war.

 

“Ich hasse Krankenhäuser” stöhnte sie und versuchte, es sich auf dem harten Bett mit den rauen Laken bequem zu machen.

 

“Ich weiß” sagte Angel mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Er nahm eine ihrer Hände in seine und wärmte sie mit seiner Berührung. “Ich werde die ganze Zeit bei dir bleiben”

 

“Das musst du nicht. Mir geht es gut alleine” erwiderte Buffy distanziert und riss ihre Hand aus seiner.

 

“Stoß mich nicht weg, Buffy” bat Angel, obwohl er wusste, dass sie jedes Recht dazu hatte.

 

“Nein, das ist dein Job” schoss sie müde zurück, während ihre Augen sich schon schlossen und sie wieder einschlief.

 

 

Kapitel 6

 

“Mann Angel, was machst du denn hier?” fragte Gunn, als er sich auf die Bank vom Umkleideraum setzte.

 

Angel hörte auf, einige Sachen aus seinem Spind zu holen, bevor er sich zu seinem Freund umdrehte. Er blinzelte mit seinen übernächtigten Augen, als er versuchte, sich auf Gunn zu konzentrieren.

 

“Ich hole nur ein paar Sachen” antworte er mit einer Stimme, die ganz deutlich seine Erschöpfung erkennen ließ.

 

Nachdem Buffy eingeschlafen war, war er für mehr als eine Stunde an ihrem Bett geblieben und hatte nur das stetige Heben und Senken ihrer Brust beobachtet. Er konnte sich immer noch an ihre verschleierte Feindseligkeit in ihren letzten Worten erinnern. Sie hatte eine solche Abneigung gegen ihn und er konnte ihr das nicht vorwerfen. Er hatte ihr jeden Grund gegeben, ihn zu hassen. Es tat jedoch trotzdem weh. Aber es schmerzte mehr, zu wissen, dass er ihr diesen Schmerz zugefügt hatte.

 

“Du siehst aus, als würdest du etwas Schlaf brauchen” bemerkte Gunn, nachdem er sich seine Schuhe fertig zugebunden hatte. Er stand auf, zog an seinem Uniformhemd und wartete darauf, dass Angel etwas sagte. “Geht es dir gut?”

 

Angel rieb sich mit der Hand über sein Gesicht und seufzte.

 

“Ja, es waren einfach nur zwei lange Wochen”

 

“Ja” stimmte Gunn zu. Er hatte Oz nicht so gut gekannt, aber sie waren lockere Freunde gewesen. Gunn hatte immer gedacht, dass er scheinbar ein cooler Typ wäre. “Wie geht es Buffy?”

 

“Sie...Ihr geht es gut, denke ich” sagte Angel mit einem Achselzucken. “Giles denkt, dass sie wieder in Ordnung kommt. Und der Seelenklempner hat gesagt, dass es nur etwas Zeit brauchen würde, bis sie mit allem zurecht kommt”

 

“OK” nickte Gunn und sammelte seine restlichen Sachen ein. “Oh, bevor ich es vergesse, der Chief sucht nach dir”

 

“Toll, danke” stöhnte Angel, als er aufstand und Gunn aus dem Umkleideraum folgte.

 

Angel ging den Gang hinunter und blieb vor einer verglasten Tür stehen, auf deren Mitte die Worte ‘Wesley Windham-Pryce - Polizeichef’ standen. Er klopfte leicht an und hoffte im Stillen, dass der Chief für die Nacht nach Hause gegangen war. Zu seiner Bestürzung folgte bald ein ‘Herein’. Angel drehte am Knauf und ging in das Zimmer.

 

“Hey Wes. Sie wollten mich sehen?” fragte er und blickte zu seinem Boss.

 

Wesley legte die Akte ab, in der er gelesen hatte und sah Angel einen Moment an.

 

“Ja. Bitte setzen Sie sich”

 

Er wartete, bis Angel auf dem Stuhl saß, bevor er fortfuhr.

 

“Ich habe erfahren, dass Sie Urlaub beantragt haben”

 

“Ja” antwortete Angel offen. “Ich habe ein paar persönliche Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss”

 

“Und diese ‘persönlichen Angelegenheit’ wäre Buffy Summer, oder?” drängte Wesley und sah, wie sich Angels Hände auf den Armlehnen des Stuhls verkrampften, als er Buffys Name gesagt hatte.

 

“Das geht Sie nichts an” bemerkte Angel fest und seine Gedanken wanderten zurück zu einer Unterhaltung vor fast drei Jahren in dem gleichen Büro.

 

“Angel” sagte Wesley mit einem Seufzen. “Ich verstehe Ihre Sorge darüber, das mit mir zu diskutieren, aber ich bewillige Ihren Antrag auf Urlaub. Sie haben während der vergangenen drei Jahre nichts von Ihrem Urlaub verbraucht, also werde ich Ihnen einen Monat geben, nicht mehr, damit Sie sich um Ihre persönlichen Angelegenheiten kümmern können”

 

“Das machen Sie?” fragte Angel fassungslos, weil Wes so leicht nachgegeben hatte.

 

“Tun Sie nicht so überrascht. Ich bin nicht das Monster, für das mich viele halten” verteidigte sich Wesley.

 

“Ich weiß. Aber ich weiß auch, wie Sie über diese.....Angelegenheit denken” verdeutlichte Angel seinen Schock.

 

“Das war vor einer langen Zeit, Angel. Die Dinge sind jetzt vollkommen anders. Und ich weiß, dass Sie wissen was ich meine” sagte Wes spitz.

 

Angel nickte, sagte aber nichts. Er hatte drei Jahre gehabt, um darüber nachzudenken, was zwischen ihm und Buffy passiert war. Das Richtige, das Falsche, das Gute, das Schlechte. Alles. Würde er etwas ändern, wenn er es könnte? Wahrscheinlich. Würde das Ergebnis anders sein? Wahrscheinlich nicht. Egal wie er es machte, er würde ihr Herz gebrochen haben. Also würde es ihm nicht gut tun, seine Handlungen zu bedauern.

 

Wesley stand auf und ging um seinen Schreibtisch. Er lehnte sich gegen den Rand und blickte Angel mitfühlend an.

 

“Ich bin sicher, dass es ihr wieder gut gehen wird, Angel. Sie hat eine Menge durchgemacht, aber sie ist stark”

 

“Ich weiß” stimmte Angel zu und schenkte Wesley ein schwaches Lächeln.

 

“Xander hat nicht darum gebeten, aber ich habe ihm auch zwei Wochen gegeben. Sie wird die Unterstützung von euch beiden brauchen. Und ich bin sicher, dass jetzt keiner von euch mit seinen Gedanken bei der Arbeit ist” erklärte Wesley und fragte sich, wann er so ein Softie geworden war.

 

“Danke. Ich werde es Xander wissen lassen, wenn ich ins Krankenhaus zurückgehe” erwiderte Angel dankbar.

 

Er wusste, dass Xander den Urlaub zu schätzen wusste.

 

“Gut. Ich nehme an, ich sollte Sie zurück ins Krankenhaus gehen lassen, für den Fall dass Buffy Sie braucht” sagte Wes mit einem freundlichen Nicken.

 

Angel stand auf und murmelte vor sich hin:

 

“Ich bezweifle, dass sie Bedarf daran hat”

 

“Geben Sie ihr Zeit” sagte Wesley und bot seinen Rat an, obwohl er nicht danach gefragt wurde. “Und Angel, wenn es etwas gibt, dass ich tun kann, dann zögern Sie nicht zu fragen”

 

“Danke. Wir sehen uns später”

 

 

*****

 

 

Angel näherte sich leise Buffys Krankenhauszimmer. Er wollte sie nicht stören falls sie schlief. Als er jedoch in den Raum blickte, sah er Xander, der an ihrem Bett saß und leise mit Buffy sprach. Für einen Moment war er eifersüchtig. Eifersüchtig, dass Xander so nah bei ihr war, und dass sie ihn nicht wegdrängte, wie sie es bei ihm getan hatte. Angel wusste, dass es unvernünftig war. Da war nie mehr zwischen Buffy und Xander gewesen als brüderliche Freundschaft. Liebe machte einen jedoch verrückt.

 

“Hey Angel, du bist zurück” sagte Xander, gerade als Angel dabei war wegzugehen, um den beiden etwas Zeit zu geben.

 

“Ja, tut mir Leid, dass ich euch unterbreche. Ich kann später wiederkommen” bot Angel an und machte bereits einen Schritt aus dem Raum.

 

“Nein! Ich bin sowieso ziemlich hungrig. Ich denke, ich werde in die Cafeteria gehen und nachsehen, um sie etwas Essbares haben” erwiderte Xander und erhob sich von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte.

 

Während der ganzen Zeit sagte Buffy nichts. Sie wartete, bis Xander mit dem Versprechen gegangen war, später zurückzukommen und mit Angel zu sprechen.

 

“Was machst du hier?” fragte sie müde, da sie sich nicht mit ihm abgeben wollte.

 

“Ich wollte nur sehen, wie es dir geht” antwortete Angel und machte einen Schritt auf das Bett zu.

 

“Nun, mir geht es gut. Du kannst gehen” befahl Buffy und zeigte zur Tür.

 

Angel seufzte und ging um das Bett rum. Er blieb am Fußende stehen und sah ihr ins Gesicht.

 

“Buffy, bitte tu das nicht”

 

“Was tun?” blaffte sie und setzte sich im Bett auf. “Du hast mir vor drei Jahren klar gemacht, dass du mich nicht willst. Und jetzt? Jetzt denkst du, dass du einfach hier wieder reinkommen kann, als würde ich dir etwas bedeuten und als würdest du mir etwas bedeuten? So läuft das nicht!”

 

Angel wollte nicht, dass Buffy den Schmerz in seinem Gesicht sah. Er drehte sich schnell um und sah aus dem Fenster auf die untergehende Sonne. Sein Mund öffnete sich, schloss sich aber schnell wieder als er versuchte, seine Gedanken zu sammeln.

 

“Ich....ich....wollte niemals.....Es tut mir Leid” sagte er schließlich.

 

Buffy rutschte auf ihr Kissen zurück und fühlte sich schuldig. Sie hatte nicht so grausam sein wollen, aber ihre Gefühle lagen im Moment bloß. Und Angel jetzt so nahe zu haben, zog so an den Fäden zu ihrem Herzen, dass sie es einfach nicht ertragen konnte. Trotzdem dachte sie nicht, dass sie sich entschuldigen sollte. Ihre Worte waren die Wahrheit gewesen, wenn auch ein wenig harsch ausgesprochen.

 

Stattdessen saß Buffy einfach da und starrte auf Angels Rücken. So sehr sie es auch hasste es zuzugeben, er brachte ihr Herz immer noch zum klopfen. Es war drei Jahre her, seit sie zusammen gewesen waren, und er steckte ihr immer noch so tief unter der Haut, dass nicht wusste, ob sie ihn je da raus bekam. Es war nicht immer so gewesen. Für einige Zeit war er nur der beste Freund ihres Bruders gewesen. Die Gefühle waren so schnell und heftig gekommen, dass sie sie beinahe von den Füßen geholt hatten.

 

“Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich aufgehört habe, dich nur als Freund meines Bruders zu sehen” grübelte sie, aber unglücklicherweise laut.

 

Angel drehte sich herum und beäugte sie nervös, ziemlich überrascht über die gefühlvolle Bemerkung.

 

“Was?”

 

Errötend wandte Buffy ihre Augen ab, verlegen, dass sie so in Gedanken war und diese ausgesprochen hatte. Sie seufzte und murmelte:

 

“Nichts”

 

“Sag‘s mir” bat er und hoffte vergeblich darauf, etwas von der spannung zwischen ihnen zu entschärfen.

 

Buffy dachte wieder daran, ihn zum Gehen aufzufordern, aber ein Teil von ihr wollte so etwas wie eine normale Unterhaltung führen. Über etwas, dass nichts mit dem Tod ihres Bruders zu tun hatte, mit dem Tod ihrer Mutter, oder ihrem kleinen Ausflug ins Krankenhaus. Das schienen die einzigen Sachen zu sein, über die die Menschen dieser Tage mit ihr sprechen wollten. Alles was sie wollte, war Normalität, und nicht an den wirbelnden Sog erinnert werden, der ihr Leben war. Natürlich konnte eine Unterhaltung mit Angel über ihre Vergangenheit nicht als angenehm bezeichnet werden. Aber sie entschied sich trotzdem dafür.

 

“Es war ungefähr anderthalb Jahre nachdem Mom....” fing sie an und verstummte dann, weil es ihr immer noch schwer fiel, das Wort ‘gestorben’ oder ähnliches auszusprechen. “Ich war fast sechzehn und ich bin zum ersten Mal von einem Jungen zu einer Tanzveranstaltung eingeladen worden ”

 

Sie lächelte ironisch, als sie sich erinnerte, was für ein Desaster ihre erste Verabredung mit Owen gewesen war.

 

“Ich erinnere mich daran” erwiderte Angel wehmütig und gestattete sich selbst ein kleines Lächeln.

 

“Oz wollte mit mir zum Kleiderkaufen, aber dann wurde er auf die Arbeit gerufen” fuhr sie fort, als sie sich erinnerte. “Ich war so enttäuscht, weil ich ein wirklich schönes Kleid haben wollte. Und es gab keine andere Zeit, zu der Oz mit mir gehen konnte. Ich dachte, ich würde eines von meinen alten Kleidern tragen müssen. Dann hast du angeboten, statt dessen mit mir zu gehen”

 

Angel gluckste, als er sich an die Fahrt zum Einkaufszentrum erinnerte.

 

“Das war ganz sicher eine Erfahrung”

 

“Ja, das war es” stimmte Buffy zu und vergaß nur für einen Moment, wie sehr sich die Dinge zwischen ihr und Angel verändert hatten. “Du hast den ganzen Tag mit mir im Einkaufszentrum verbracht, mit der kleinen Schwester deines Freundes. Und du hast dich nicht ein Mal beschwert, nicht einmal, als du alle diese Kleider tragen musstest, die ich ausgesucht hatte oder als du warten musstest, während ich sie anprobierte. Genau da habe ich dich zum ersten Mal richtig gesehen. Danach warst du nicht nur Oz bester Freund. Du warst Angel”

 

Seine Füße bewegten sich, bevor er sie davon abhalten konnte und bald fand sich Angel auf dem Rand von Buffys Bett sitzend wieder und er blickte in ihre traurigen Augen.

 

“Ich war glücklich, dass ich es machen konnte” sagte er leise und streckte seine Hand aus, um ihre Wange zu berühren.

 

Sie bewegte sich nicht von der Berührung weg, aber Angel zog seine Hand sowieso schnell zurück.

 

Eine unbehagliche Stille füllte den Raum für einen Moment, da niemand wusste, war er sagen oder tun sollte. Angel wollte ins Bett klettern und sie an sich drücken. Er wollte ihr sagen, dass es ihm Leid tat, dass er sie niemals verletzen wollte. Er wollte ihre Schmerzen lindern und ihr sagen, dass er immer da sein würde. Er wollte so viele Dinge, aber sie waren alle nutzlose Wünsche, einzelne Pennies, die in einen überbenutzten Brunnen fielen.

 

Obwohl er es nicht wollte, lächelte Angel, als seine Gedanken zurück zu der schicksalhaften Tour in das Einkaufszentrum wanderten. Buffy wusste es nicht, aber es gab auch eine Veränderung für ihn.

 

“Was?” fragte sie, als sie das Lächeln sah.

 

“Du warst nicht die einzige, die angefangen hat, an diesem Tag die Dinge anders zu sehen” enthüllte Angel.

 

“Häh?” grunzte Buffy verwirrt.

 

“Ich weiß nicht, in welchem Laden wir waren, aber du bist herausgekommen und trugst ein dunkelblaues Kleid. Du sahst überwältigend aus. Ich konnte dich nur noch anstarren und mir vorstellen, wie du aussehen würdest, wenn deine Haare gemacht wären und du Make-up aufgelegt hättest” sagte er zu ihr, verlegen wegen seinen vergangenen Handlungen.

 

Angel schüttelte seinen Kopf und wandte seine Augen von Buffy ab.

 

“Ich fühlte mich wie ein Lustmolch. Du warst noch nicht einmal sechzehn und du warst Oz kleine Schwester. Aber etwas hat sich auf für mich an diesem Tag geändert. Jedes Mal, wenn ich dich danach gesehen habe, dachte ich daran, wie wunderschön du warst und wie sehr ich es genoss, Zeit mit dir zu verbringen. Ich weiß, dass es falsch war und ich sagte zu mir, dass ich an dich als Oz Schwester denken sollte....”

 

“Aber es klappte nicht” warf sie ein.

 

“Nein” antwortete Angel mit einem Kopfschütteln.

 

Bald waren beide in Gedanken versunken und dachten daran, wie sie versucht hatten, voneinander fernzubleiben, und an die sechsmonatige Beziehung, in die zufällig geraten waren. Während Angel sich an die nervösen Verabredungen und zögernden Küsse erinnerte, wanderten Buffys Gedanken in eine andere Richtung. Da war etwas, dass sie immer noch nicht wusste, etwas dass ihre Gedanken weiter quälte.

 

“Was hat sich verändert, Angel?” fragte sie mit bittender und trauriger Stimme. “Wir waren so glücklich und dann war alles weg”

 

Obwohl sie da stoppen wollte, hatte ihr Verstand eine andere Idee.

 

“Warum hast du dich an meinem siebzehnten Geburtstag von mir getrennt? Wie konntest du dich so schnell danach mit einer anderen verabreden?” fuhr sie fort und bezog sich damit darauf, dass sie drei Tage nach der Trennung ins Bronze gegangen war, um Oz Band spielen zu sehen und Angel dort mit einer schlampigen Blondine gefunden hatte.

 

Angel zuckte bei der Erinnerung zusammen und hasste sich erneut wegen seiner Handlungen.

 

“Buffy, ich-”

 

“Hallo Sonnenschein!” unterbrach sie eine neue Stimme von der Tür. “Ich hoffe, ich bin nicht zu einer schlechten Zeit gekommen”

 

Buffy knurrte fast, als sie aufsah und Lorne entdeckte, ihren Seelenklempner, der in ihrem Raum stand. Sie war so nah dran gewesen, Antworten zu bekommen, aber ein Blick auf Angel sagte ihr, dass heute die Schwatzhaftigkeit vorbei war. Grummelnd ließ sie sich wieder gegen die Kissen sinken.

 

“Ich könnte ein bisschen später wiederkommen” bot Lorne , als er die Anspannung im Raum spürte.

 

“Nein, bleiben Sie” erwiderte Angel, stand schnell vom Bett auf und bewegte sich von Buffy weg. “Ich werde mit Xander etwas essen”

 

Bevor Buffy ein Wort sagen konnte, ihm sagen konnte, dass die Unterhaltung noch nicht vorbei war, war Angel verschwunden.

 

 

*****

 

 

Xander beobachtete, wie Angel müde in den Essensbereich kam und sich auf einen der unbequemen, metallenen Cafeteriastühle fallen ließ. Durch den Gesichtsdruck seines Freundes konnte er sagen, dass, was auch immer passiert war, nachdem er Angel und Buffy verlassen hatte, nicht gut war. Nicht dass es von dieser Tatsache überrascht war. Er hatte einfach auf etwas anderes gehofft.

 

“Harter Tag, was?” witzelte Xander und zupfte an dem eher ekligen Sandwich, das er bekommen hatte.

 

“Ja” stimmte Angel zu und dachte, dass Xander noch nicht einmal die Hälfte wusste. “Hast du heute Abend was vor?”

 

“Nicht dass ich wüsste” antwortete Xander und schob sein Tablett weg. “Warum?”

 

“Ich will zum Haus rübergehen und alles aufräumen. Buffy sollte nicht zu so etwas nach Hause kommen” sagte Angel und erklärte damit seine Idee.

 

Er dachte, dass es nicht gut für Buffy wäre, die Erinnerungen an das zu erblicken, warum sie ins Krankenhaus gekommen war.

 

“Sicher. Ich habe nichts vor. Wo wir gerade vom Haus sprechen. Was ist mit Argyle?” fragte Xander und wunderte sich, was sie mit Oz’ Hund machen würden.

 

“Ich habe ihn heute Morgen abgeholt und zu Giles und Jenny gebracht. Jenny sagte, dass sie glücklich wäre, sich eine Weile um ihn zu kümmern” erwiderte Angel, der instinktiv wusste, dass Buffy nicht wollte, dass dem Hund etwas passierte.

 

Die beiden machten Pläne, sich später am Tag in Buffys Haus zu treffen. Angel hörte abgelenkt zu, als Xander das eine oder andere erzählte. Nach einer Weile entschuldigte er sich, da er etwas frische Luft und etwas Zeit für sich selbst brauchte . Xander nickte verständnisvoll und beobachtete, wie Angel tief in Gedanken davonging.

 

Sobald er draußen war, lief Angel an seinem Auto vorbei und ging in Richtung des Parks in der Nähe des Krankenhauses. Er setzte sich heftig auf eine der Bänke. Ein Kichern erregte seine Aufmerksamkeit und sein Blick fiel auf junges Pärchen, das sich glücklich durch das Gras jagte. Der Mann hatte die Frau bald eingeholt und seine Arme schlangen sich um ihre Taille. Für einen Moment starrten sie sich nur in die Augen, aber bald trafen sich ihre Lippen.

 

Angel wandte seinen Blick von dieser intimen Handling ab, die ihn an einen ganz bestimmten Moment in seinem Leben erinnerte: sein erster Kuss mit Buffy.

 

 

Ein einzelner Kuss und er hatte alles verändert. Von dem Moment an war ihre Zeit miteinander von verstohlenen Blicken und schüchternen Lächeln erfüllt gewesen, bis sie es nicht länger bekämpfen konnten. Zurückblickend wollte Angel sagen, dass er den ersten Kuss bedauerte. Aber er konnte es nicht. Wie konnte er etwas so absolut wunderbares bedauern? Er bedauerte nur, was später passiert war, als alles auseinander gefallen war.

 

 

 

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