Shadows in Time: A Choice For The Future


 

Kapitel 1

 

Fünf Tage. Fünf unglaublich lange Tagen waren vergangen, seit Buffy und ihre Freunde und Familie herausgefunden hatten, wie sie von dem mystischen Gift geheilt worden war, das sie rapide tötete. Manchmal kam es ihnen so vor, als hätten sie gerade gestern Angels Brief gelesen, der seine selbstlose Handlung erklärte, um Buffys Leben zu retten. In anderen Momenten schien es jedoch, als wären Monate vergangen. Doch in Wirklichkeit waren es nur fünf Tage gewesen.

 

Sie waren alle immer noch völlig geschockt, von dem Ausmaß zu erfahren, mit dem Angel sicherstellen wollte, dass Buffy weiterlebte. Er hatte das größte Opfer für sie gebracht. Er hatte sein eigenes Leben aufgegeben, damit sie leben würde. Es war beeindruckend und tragisch zur gleichen Zeit. Sie konnten sich die Liebe nur vorstellen, die der beseelte Vampir für Buffy empfunden hatte, um das zu tun, was er getan hatte. Es gab wahrscheinlich nur wenige Menschen auf der ganzen Welt, die jemanden auf Kosten ihres eigenen Lebens retten würden.

 

Niemand wusste so richtig, was man wegen den Ereignissen fühlen sollte, die sich vor fünf Tagen zugetragen hatten. Auf der einen Seite wollten sie sich über die Tatsache freuen, dass es ihrer Freundin gut ging. Sie war jemand, die aus jedem im sich herum einen besseren Menschen machte. Keiner wollte sie verlieren. Aber auf der anderen Seite trauerten sie über den Verlust von Angel. Sogar die, die ihn nicht wirklich gekannt hatten, einschließlich Lindsey, der wegen Angel nie Buffys Herz gewonnen hatte, war unendlich traurig über seinen Tod.

 

Im Moment waren alle unglaublich besorgt über das Wohlergehen von Buffy, nachdem sie den Brief mit Angels Erklärung gelesen hatte. Die blonde Jägerin war regelrecht zusammengebrochen, nachdem ihr klar geworden war, was er getan hatte. Sie hatte sich noch nicht mal angefangen zu erholen. In Wahrheit war sich niemand sicher, ob sie sich nach dem letzten Schlag jemals erholen würde.

 

Ihnen allen war die Bedeutung des Vampirs für Buffy bewusst. Denjenigen, denen von Anfang an sein Auftauchen bewusst war, also alle außer Lindsey und Oz, wussten, dass Buffy damit nicht klar gekommen war, dass es aber leichter geworden wäre, sobald ihr Zorn verblasst wäre. Jetzt würde sie niemals die Möglichkeit haben. Sie würde nie mit ihm ihren Frieden machen können, mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit und mit der Tatsache, dass sie zusammen ein Kind gezeugt hatten. Sie wussten, dass es Buffy für immer verfolgen würde, weil sie sich niemals wegen ihrer Probleme aussöhnen konnten.

 

Noch schlimmer war jedoch die Tatsache, dass ihr Seelengefährte tot war. Vorher hatte Angel sie nur verlassen und war irgendwo anders hingegangen. Das ließ die Hoffnung zu, dass die Dinge sich eines Tages ändern könnten und sie zusammen sein könnten. Aber jetzt waren all diese Hoffnungen tatsächlich zerstört. Angel war tot. Es gab keine Chance mehr für ein Zusammenzusein. Buffy würde niemals mit der einzigen Person auf der Welt zusammensein, dessen Seele zu ihrer passte. Und das war das, was ihnen am meisten Sorgen machte.

 

Es war nie wirklich darüber gesprochen worden, aber alle wussten, dass Buffy ganz tief im Inneren noch Hoffnung gehabt hatte, dass Angel eines Tages zu ihr zurückgekommen wäre. Sie hatte auf eine Beziehung mit Lindsey verzichtet, einem Mann, der sie und ihre Tochter anbetete, weil sie immer noch Liebe für den Vampir mit Seele empfand. Wie würde sie jemals über die Tatsache hinwegkommen, dass er jetzt wirklich nicht mehr da war? Die Antwort war, dass sie das wahrscheinlich nicht würde. Sie würde es schaffen, sich zusammenzureißen. Wenn nicht für sich, dann für ihre Tochter, aber sie würde niemals wieder die Gleiche sein. Dieser Verlust war zu groß.

 

Buffy hatte kaum etwas gesagt, seit sie den Brief vor fünf Tagen gelesen hatte. Sie hatte stundenlang in den Armen ihrer Freunde und Familie geschluchzt, als sie von Angels Opfer erfahren hatte, aber seitdem - nichts. Die meiste Zeit lag sie in Embryostellung in ihrem Bett und starrte mit glasigem Blick an die Wand. Sie weigerte sich, mit jemandem zu sprechen, nahm noch nicht einmal Kenntnis davon, wenn sie in ihr Zimmer kamen. Die einzigen Zeiten, in denen sie aus dem Bett kam, war, wenn sie sich um ihre Tochter kümmerte oder wenn ins Bad ging. Es war unnötig zu sagen, dass die anderen sich um ihre mentale Gesundheit sorgten.

 

Im Moment saßen alle, Cordelia, Doyle, Oz, Lindsey, Giles und Faith im Wohnzimmer von Buffys Appartement und diskutierten über die Situation. Als sie hörten, dass Willow vom Flur zu Buffys Schlafzimmer hereinkam, wandten sich ihr alle Blicke zu.

 

"Kein Glück?“

 

Cordy nickte zu dem Tablett voller Essen, das der Rotschopf in den Händen hatte.

 

„Nein."

 

Willow seufzte besorgt und stellte das Tablett auf den Tisch.

 

„Hat sie irgendetwas gegessen seit....“ Doyle verstummte, lehnte sich vor und stützte seine Ellbogen auf seine Knie.

 

„Ich denke, sie hat gestern ein Sandwich gegessen, als Ash bei ihr war, aber das war‘s", antwortete Cordy, während sie einen tröstenden Arm um ihren Verlobten legte.

 

„Wir müssen sie dazu bringen, etwas zu essen. Sie kann nicht so weiter machen."

 

Lindsey kam von dort, wo er gegen eine Wand gelehnt hatte und setzte sich auf einen der Ledersessel.

 

Er machte sich ernsthaft Sorgen um Buffy. Da er sie seit sechs Jahren kannte, wusste er, wie viel Angel ihr bedeutet hatte. Vor Jahren hatte er die Illusion gehabt, dass er eine romantische Beziehung mit ihr haben könnte, aber mit der Zeit war es offensichtlich geworden, dass sie immer noch nicht über den Vampir hinweg war. Trotzdem empfand er sehr viel für sie und deshalb machte er sich so große Sorgen. Und durch die gegenwärtigen Umstände war seine Sorge zehn Mal schlimmer.

 

„Hat sie überhaupt etwas gesagt, als du da rein gegangen bist?", fragte Cordy Willow.

 

„Kein Wort. Ich denke nicht einmal, dass sie überhaupt wusste, dass ich da war."

 

Willow schüttelte ihren Kopf. Buffys Verhalten begann ihr wirklich Angst zu machen und sie hatte keine Ahnung, wie man ihr helfen konnte. Sie war nicht mal sicher, ob es irgendetwas oder irgendjemanden dafür gab.

 

Giles nahm seine Brille ab und rieb sich über seine Schläfen. Er war vollkommen ratlos darüber, was man wegen Buffy machen konnte. Und es half nicht, dass er so lange nicht in ihrem Leben gewesen war und die Dinge bestenfalls heftig zwischen ihnen waren. Angel zu verlieren, war schrecklich für sie gewesen. Er war sich dessen genau bewusst. Als sie vor Jahren gezwungen war, ihn zur Hölle zu schicken, war sie hinterher monatelang verschwunden. Dieses Mal jedoch war er nicht sicher, wie er damit umgehen sollte. Er wollte etwas tun um ihr zu helfen, aber wenn man ihre gegenwärtige Beziehung zueinander in Betracht zog, dachte er nicht, dass sie für seine Hilfe offen war.

 

Sieben Jahre waren seit dem fürchterlichen Treffen in Sunnydale vergangen, das ihre Entfremdung und ihr Umzog nach Seattle verursacht hatte. Und in dieser Zeit hatte Giles viele lange Tage und Nächte damit verbracht, seine Handlungen zu bereuen. Sein Zorn war berechtigt gewesen, aber er hätte sich davon nicht beherrschen lassen sollen. Er hätte sie unterstützen sollen. Er hätte so viele Dinge machen sollen, aber er konnte nicht ändern, was jetzt passiert war. Alles was er machen konnte, war, jetzt für sie dazusein und zu hoffen, dass er eine Chance bekam, um die Dinge wieder in die Reihe zu bringen.

 

„Ich hasse es, das anzusprechen", warf Oz ein und sprach damit zum ersten Mal. „Aber müssen wir uns Sorgen machen, dass der Rat wieder hinter ihr her ist?“

 

„Du denkst, sie werden es noch einmal versuchen?“

 

Cordy drehte sich um und sah zu dem gewöhnlich stillen Mann.

 

„Nur etwas zum überlegen." Oz zuckte mit den Achseln.

 

„Giles?“ Willow sah zu dem Ex-Wächter, um eine Antwort auf ihre Sorgen zu bekommen.

 

„Ich nehme an, dass es möglich ist." Er setzte seine Brille wieder auf und dachte über die Frage nach. „Ich denke nicht, dass wir uns sofort Sorgen machen müssen. Es ist ihnen wahrscheinlich nicht bewusst, dass sie sich von dem Gift erholt hat. Und wenn sie es herausgefunden haben, werden sie wahrscheinlich eine Weile brauchen, um sich neu zu gruppieren und es erneut zu versuchen."

 

„Sie haben gesagt, dass die Buffy wahrscheinlich etwas ins Essen getan haben, richtig?", bat Cordy um Aufklärung.

 

„Das wäre die einfachste Methode gewesen, ja." Giles nickte zustimmend.

 

„Da sie nichts isst, brauchen wir uns deswegen nicht wirklich zu sorgen."

 

Willow seufzte deprimiert.

 

„Ja, sie wird einfach verhungern", stöhnte Cordy und lehnte sich gegen die Couch zurück.

 

 

*****

 

 

Ashlynn schlich sich leise aus ihrem Zimmer und den Flur hinab. Sie wollte nicht, dass jemand sie hörte. Alles was sie wollte, war, ihre Mommy zu sehen. Etwas stimmte nicht. Sie wusste nicht was, aber es war klar für sie, sogar in ihrem jungen Alter, dass etwas nicht richtig war. Ihre Mommy verhielt sich nicht so, wie sie es gewöhnlich tat. Es gab kein glückliches Lächeln, kein Lachen, keine liebevollen Küsse, nichts. Das wenige, was sie von Buffy in den letzten Tagen gesehen hatte, waren nur ein ausdrucksloses Gesicht und leere Augen. Sogar ein Sechsjährige konnte das unmöglich übersehen.

 

Niemand sagte ihr, was mit ihrer Mommy nicht stimmte. Sie sagten ihr, dass sie sich wieder krank fühlte, und dass sie sie nicht stören sollte. Aber Ashlynn glaubte ihnen nicht. Sie sagten ihr auch nicht, wo ihr Daddy war. Sie hatte nur einen Nachmittag mit ihm verbracht, aber sie liebte den Mann, von dem sie vorher nur gehört hatte, schon wie verrückt. Sie wollte ihn wiedersehen, aber er war verschwunden. Und jedes Mal, wenn sie nach ihm gefragt hatte, hatten sie ihr nie geantwortet.

 

Als sie am Zimmer ihrer Mutter ankam, blickte Ashlynn durch die teilweise verschlossene Tür hinein. Der Raum war dunkel außer einem kleinen Licht, das auf dem Nachttisch stand. Sie konnte ihre Mommy auf dem Bett schlafen sehen. Wenigstens dachte Ashlynn, dass sie schlief. Sie bemerkte, dass niemand sonst im Zimmer war und schlich leise hinein, da sie ihre Mommy nicht wecken wollte.

 

Sie starrte Buffy eine Minute lang an und versuchte zu entscheiden, was sie tun sollte, bevor sie es schaffte, sich ihr zu nähern und vorsichtig auf das Bett kletterte. Sie kniete sich auf Kopfhöhe ihrer Mutter und runzelte wegen dem Anblick von Buffys Gesicht die Stirn. Es sah so aus, als würde sie weinen. Ashlynn streckte ihre kleinen Finger aus und berührte leicht Buffys Wange. Die Haut war feucht und bestätigte Ashlynns Verdacht, dass ihre Mom wegen etwas aufgebracht war. Sie wollte wissen, was nicht stimmte und warum sie weinte, aber sie wollte sie nicht aufwecken. Statt dessen legte sich auf das Bett, kuschelte sich neben Buffy und schlief in nur wenigen Minuten ein.

 

In dem Moment, in dem Buffy spürte, dass ihre Tochter gleichmäßig atmete, öffnete sie ihre Augen und blickte auf das blonde Kind hinab. Sie war die ganze Zeit wach gewesen, hatte aber nicht die Nerven gehabt, sich ihrem kleinen Mädchen zu stellen. Wie sollte sie Ashlynn sagen, dass ihr Vater, der Mann, den sie gerade getroffen hatte und den sie bereits anbetete, nicht mehr da war? Wie sollte sie ihr das sagen, wenn sie selbst es noch nicht akzeptieren konnte?

 

Worte konnten nicht einmal anfangen zu beschreiben, wie schrecklich sie sich wegen der Art fühlte, mit der sie Angel behandelt hatte. Als sie ihn das erste Mal vor ein paar Nächten gesehen hatte, war sie im wahrsten Sinne des Wortes geschockt gewesen. Sieben lange Jahre waren vergangen, seit er aus ihrem Leben verschwunden war. In den ersten paar Monaten, und sogar Jahren, hatte sie erwartet, dass er zu ihr zurückkommen würde. Nach einiger Zeit war diese Hoffnung gestorben. Sie war immer noch da, tief in ihr vergraben, aber mit jedem Tag, der verging, schien die Möglichkeit seiner Rückkehr immer unwahrscheinlicher.

 

Dann war er da und stand in all seiner Pracht vor ihr. Sie wünschte sich jetzt, dass sie nicht vor ihm davongelaufen war. Sie wünschte sich, dass sie mit ihm gesprochen hätte, oder ihn umarmt hätte, oder irgendetwas getan hätte außer zu rennen. Als sie ihn das nächste Mal getroffen hatte, hatte sie sich sogar noch schlimmer verhalten. Und sie bedauerte jede Sekunde davon. Sie hatte ihn angeschrieen und ihn denken lassen, dass sie sich weiter entwickelt hatte. Sie hatte sich regelrecht auf Lindsey gestürzt und es Angel ins Gesicht gerieben. Aber das schlimmste war, dass sie versucht hatte, seine Tochter von ihm fernzuhalten.

 

Sicher, wenn es hart auf hart käme, hätte sie ihm von Ashlynn erzählt. Buffy fragte sich jedoch, ob sie es trotzdem getan hätte, wenn sie nicht geglaubt hätte, dass sie wirklich sterben musste. Hätte sie es ihm gesagt? Ja, eines Tages vielleicht, aber er verdiente kein eines Tages. Sie hätte es ihm direkt nach seiner Rückkehr sagen sollen. Statt dessen hatte sie sich zurückgehalten und er musste die Neuigkeiten erfahren, als sie halb im Delirium war. Und dann musste er die ganze Geschichte von Willow und Cordelia erfahren. Gott, war sie eine schreckliche Person.

 

Jetzt war er nicht mehr da und sie konnte es niemals wieder gut machen. Sie konnte nie mehr mit ihm reden, ihn umarmen oder ihn mit ihrer Tochter sehen. Er würde niemals wieder etwas machen zu können, und alles wegen ihr. Angel hatte sich für sie geopfert, auch wenn sie ihn so schlecht behandelt hatte. Sie war diejenige, die tot sein sollte, nicht Angel. Das Gift war ihr verabreicht worden und sollte sie töten. Angel hätte nicht sterben sollen! Es war nicht fair. Sie hätte es sein sollen und nicht er.

 

Die Schluchzer, die sie seit Tagen unterdrückt hatte, stiegen wieder auf, aber sie konnte nicht weinen. Ihre Tochter war an sie gepresst und würde sicher aufwachen, wenn sie der Tränensturzflut, die zu fallen drohte, freien Lauf ließ. Also glitt sie so leise wie möglich aus dem Bett und sorgte dafür, dass sie die Bettdecke um Ashlynns schlafenden Körper feststeckte. Wegen ihrer Schwäche, da sie nicht gegessen hatte und wegen den restlichen Auswirkungen des Gifts, stolperte sie aus dem Raum.

 

 

*****

 

 

Unten im Büro des Clubs hatten Lorne und Doyle es endlich geschafft, ein paar Minuten von den anderen wegzukommen. Der grünhäutige Dämon hatte seit Tagen nach einer Möglichkeit gesucht, mit seinem Freund zu sprechen, aber immer schienen andere in Hörweite zu sein. Dankenswerterweise konnten sie sich durch ein paar Angelegenheiten des Clubs wenigstens ein paar Minuten von den anderen entfernen.

 

„Hast du gewusst, was er machen wollte?", blaffte Lorne Doyle in dem Moment an, als sie innerhalb der Räumlichkeiten des Büros waren.

 

„Nein." Doyle schüttelte nachdrücklich seinen Kopf. „Er kam zu mir, fragte mich über meine Verbindungen aus und sagte, dass er mit ihnen sprechen wollte."

 

„Und du hast ihn einfach dort hingebracht?“

 

Lorne beäugte ihn frustriert.

 

„Hey! Der Mann war ein großer, starker Vampir! Willst du mal versuchen, nein zu ihm zu sagen?“

 

Doyle hob niedergeschlagen seine Hände.

 

„Hat er dich wirklich bedroht?", fragte Lorne und setzte sich auf den Rand des Schreibtischs.

 

„Nein, aber ein Blick von ihm bringt dich dazu, einfach alles zu machen."

 

Er zitterte, als er sich an den tödlichen Blick erinnerte, den Angel im zugeworfen hatte, als er versucht hatte, ihm die Informationen über die Orakel vorzuenthalten.

 

„Also hast du ihm von den Orakeln erzählt. Er hat nicht gesagt, warum er sie sehen wollte?", fuhr Lorne mit seiner Fragerei fort, da er versuchte, die Begebenheiten der letzten Woche zusammenzufügen.

 

„Er hat nur gesagt, dass er mit ihnen sprechen wollte. Sonst nichts. Ich hatte keine Ahnung, was er geplant hat."

 

Der Halbdämon seufzte deprimiert.

 

„Wir haben keine Ahnung, ob er dort hingegangen ist, um sein Leben für sie zu opfern. Er wollte wahrscheinlich wissen, ob sie etwas tun könnten, um ihr zu helfen", sprach Lorne seine Gedanken aus.

 

„Wahrscheinlich", stimmte Doyle zu. „Aber du kennst sie. Ich bin nicht überrascht, dass sie das getan haben."

 

„Ich auch nicht."

 

Lorne runzelte kopfschüttelnd die Stirn.

 

„Ich hasse, dass er es getan hat, aber es hat Buffy gerettet", betonte Doyle.

 

„Er mag vielleicht das Gift davon abgehalten haben, sie zu töten, aber ich denke nicht, dass wir sagen können, dass er ihr das Leben gerettet hat."

 

Die Vibrationen, die Lorne von der Jägerin empfing, verängstigten ihn ernsthaft. Sie stank regelrecht nach jeder negativen Emotion, die es gab.

 

„Da muss ich dir zustimmen."

 

Doyle wusste auch, dass sie vielleicht eine Schlacht gewonnen hatten, sie aber immer noch einen Krieg führten, um die Jägerin von der Selbstzerstörung abzuhalten.

 

„Ich habe ein Gefühl, dass diese Geschichte noch nicht vorbei ist, mein Freund", bemerkte Lorne plötzlich.

 

Doyle sah ihn seltsam an, überrascht durch die Bemerkung aus heiterem Himmel, aber auch neugierig.

 

„Warum sagst du das?“

 

„Nur so ein Gefühl." Er zuckte unverbindlich mit den Achseln.

 

„Nun, was auch immer du fühlst, ich hoffe, es ist etwas gutes." Doyle ging auf die Tür zu. „Ich geh besser zurück, bevor ‘Delia nach mir sucht."

 

 

*****

 

 

„So, hat niemand eine Idee, wie wir sie dazu bringen können, etwas zu essen?", fragte Willow die Gruppe, die immer noch im Wohnzimmer versammelt war.

 

„Wir könnten es ihr immer noch den Hals runterzwingen", warf Cordy ein.

 

„Oh ja, das wird klappen. Zwing einer Jägerin den Mund auf und schieb Essen rein", schnaubte Faith, die zum ersten Mal in dieser Nacht etwas sagte.

 

Sie fühlte sich unbehaglich bei diesen Leuten. Es war, als würden sie sie immer anstarren und von ihr erwarten, dass sie etwas tat.

 

„Treffer."

 

Cordy runzelte die Stirn und rümpfte die Nase.

 

„Sie wird essen, wenn sie bereit ist", fügte Lindsey seine zwei Cents dieser Unterhaltung bei.

 

„Aber was, wenn sie das nicht tut?“

 

Willows Stimme brach ein wenig, als sie sprach. Sie war richtig besorgt über das Wohlergehen ihrer Freundin. Wenn sie nicht bald zu ihr durchdringen konnten, fürchtete sie, dass Buffy noch zu einem Nichts verkümmern würde.

 

„Wir müssen sie da bald rausreißen. Ashlynn braucht ihre Ma", meldete sich Doyle von dort, wo er gestanden hatte, seit er von seinem Gespräch mit Lorne zurückgekehrt war.

 

Die Erinnerung an das kleine Mädchen ernüchterte sie alle noch ein wenig mehr, als sie schon waren. Es war schwer genug, mit Buffys Abschied von der Wirklichkeit klar zu kommen, aber sie befanden sich auf dünnem Eis, wenn es um Ashlynn ging. Sie hatten sie in den letzten Tagen nonstop angelogen in dem Versuch, sie von Buffy fernzuhalten. Und jedes Mal, wenn sie nach Angel fragte, waren sie gezwungen sie abzulenken, damit sie nicht die Wahrheit herausfand. Obwohl das Kind Angel gerade erst kennen gelernt hatte, wussten sie, dass es ihr Herz brechen würde, wenn sie hörte, dass er für immer weg wäre.

 

„Vielleicht sollten wir Ashlynn zu ihr lassen um sie zu sehen", überlegte Oz laut. Er verdeutlichte es, als er die ungläubigen Blick der anderen sah. „Es könnte sie herausreißen."

 

„Ich denke nicht-", begann Giles zu sagen.

 

„Nein, er hat Recht." Willow lächelte ihren Mann an. „Sie braucht etwas, das sie daran erinnert, dass sie nicht einfach in ein Loch kriechen kann. Ashlynn reinzulassen könnte genau das tun."

 

„Weißt du, ich denke, du bist da an etwas dran", stimmte Cordy eifrig zu.

 

„Irgendwelche Vorschläge, wie wir das angehen sollen?“ Willow lehnte sich nach vorne und sah die Gruppe erwartungsvoll an.

 

Cordy dachte eine Sekunde darüber nach und schnippte dann mit ihren Fingern.

 

„Morgen könnten wir Ashlynn mit reinnehmen, um mit ihr zu frühstücken. Sie könnte essen, wenn Ashlynn da ist und ihr zusieht."

 

„Denkt ihr, es ist eine gute Idee, Ashlynn mit reinzunehmen, wenn Buffy so neben sich steht?", fragte Lindsey mit erkennbarer Sorge in der Stimme.

 

„Das ist die einige Idee, die wir haben!“

 

Cordy starrte Lindsey verärgert an, doch dann wurde ihr Blick weicher. Sie wusste, dass alles von der letzten Woche schwer für ihn gewesen sein musste. Er hatte sich so lange nach Buffy gesehnt und Angels Erscheinen und anschließender Tod hatten ihm gezeigt, dass er niemals wirklich eine Chance bei Buffy hatte.

 

„Ich hasse es, das jetzt anzubringen, aber werden wir immer noch die Gedenkfeier machen."

 

Willow sprach ein Thema an, über das sie am Tag zuvor gesprochen hatten. Da Angel nicht mehr da war, war es nur angemessen, etwas zu seinem Gedenken zu machen. Die, die ihn gekannt hatten, auch wenn sie nicht wirklich Freunde gewesen waren, wollten eine Gelegenheit haben, sich von dem Mann zu verabschieden, der ihrer Freundin so viel bedeutet hatte und der sein Leben für sie gegeben hatte.

 

„Ich denke nicht, dass Buffy schon dafür bereit ist."

 

Doyle zitterte bei dem Gedanken daran, Buffy zu sagen, dass sie eine Gedenkfeier für ihren toten Geliebten planten.

 

Giles seufzte und lehnte sich gegen die Couch zurück, auf der er saß. Er fühlte sich fehl am Platz bei diesen Leuten und wusste nicht, ob sie sich überhaupt für etwas interessierten, was er zu sagen hatte.

 

„Ich muss, äh, Doyle zustimmen. Ich bezweifle, dass Buffy in ihrer Verfassung damit klar kommen würde."

 

„Ich denke, wir sollten noch eine Weile warten. Buffy könnte vollkommen katatonisch werden, wenn wir jetzt so etwas machen."

 

Willow legte ihren Kopf auf Oz‘ Schulter, erleichtert darüber, dass sie ihren Mann bei sich hatte.

 

„Ja, und ich meine, es ist ja nicht so, als wären wir in Eile, da es keine Leiche gibt. Er hat ja noch nicht einmal gelebt, ähm, ihr wisst was ich meine", verkündete Cordy die nicht so kleine Tatsache, dass Angel ein Vampir gewesen war.

 

„Cordy!", rügte Willow die Brünette für ihre rohen Worte.

 

„Was? Es ist wahr", schmollte Cordy.

 

„Also verschieben wir die Gedenkfeier?“

 

Oz trat dazwischen, um einen Streit abzuwenden. Cordy und Willow mochten ihre vergangenen Differenzen vielleicht vor langer Zeit beigelegt haben und Freunde geworden sein, aber sie tendierten dazu, sich immer noch gegenseitig auf die Nerven zu gehen.

 

„Nein", erklang eine neue Stimme, bevor jemand sprechen konnte.

 

Alle drehte sich um und entdeckten Buffy, die jetzt im Eingang zum Wohnzimmer stand.

 

„Buffy!", quiekte Willow nervös. „Wie lange stehst du schon da?“

 

„Du willst, dass wir die Gedenkfeier jetzt machen?", sprach Cordy ihre Interpretation von Buffys ‚nein‘ aus.

 

„Nein", erwiderte Buffy in ernsthaftem Ton. „Es wird keine Gedenkfeier geben."

 

„Buffy." Lindsey stand auf und ging zu Buffy hinüber. „Wir denken, dass es dir helfen würde, wenn du dich verabschieden könnest."

 

„Verabschieden?“ Buffy unterdrückte ein Schluchzen. „Du denkst, ich kann einfach ein paar Worte sagen, eine Kerze anzünden und dann vergessen, dass er....er t-ot ist."

 

„Nein Buffy." Giles drehte sich auch zu seiner ehemaligen Jägerin. „Wir erwarten nicht, dass du vergisst, aber du kannst dir davon nicht dein Leben ruinieren lassen."

 

„Oh kommen Sie schon, Giles!", schrie sie ihn zornig an. „Sie haben Angel gehasst seit Angelus Jenny getötet hat. Sie sind wahrscheinlich froh, dass er weg ist!“

 

Giles zuckte bei dieser Spitze sichtbar zusammen. Wegen Buffys Zustand versuchte er es sich nichts anmerken zu lassen, aber es tat trotzdem weh.

 

„Buffy, du weißt, dass das nicht wahr ist."

 

„Tue ich das?“ Sie lachte ungläubig. „W-wie kann nur einer von euch d-denken, dass ich mich einfach nur verabschieden soll und dann weiterleben kann."

 

Buffy versuchte einen Schritt nach vorne zu machen, aber sie stolperte und wäre fast gefallen. Lindsey schaffte es sie zu fangen. Er zog sie in seine Arme und hielt sie, während sie weinte. Er wünschte sich, dass er etwas für sie tun konnte, aber er wusste, dass es nichts gab. Es war jedoch offensichtlich, dass sie noch nicht bereit war, sich irgendetwas zu stellen. Er hob sie hoch und machte sich daran, sie aus dem Raum zu tragen. Dabei tauschte er besorgte Blicke mit ihren Freunden.

 

 

Kapitel 2

 

„Buffy?", fragte Doyle leise, als er in der Tür zu Ashlynns Zimmer stand.

 

Nur Augenblicke, nachdem Lindsey eine schluchzende Buffy aus dem Wohnbereich getragen hatte, war er zurückgekehrt und hatte Doyle gerufen. Ihm wurde gesagt, dass Buffy mit ihm sprechen wollte, aber nicht weswegen. Als er auf Buffys Schlafzimmer zuging, stoppte ihn Lindsey sofort und wies in die Richtung von Ashs Zimmer. Doyle hielt sich nicht damit auf zu fragen, warum sie nicht in ihrem eigenen Zimmer war, sondern tat nur das, was ihm gesagt wurde. Jetzt stand er also da und starrte mit einem unheimlichen Gefühl zu Buffy.

 

Sie antwortete ihm nicht direkt, also wiederholte er ihren Namen.

 

„Buffy?“

 

Dieses Mal drehte sie sich zu ihm um und er zuckte bei dem Blick in ihren Augen fast zusammen.

 

„Doyle."

 

„Du, äh, du wolltest mich sehen?“

 

Er schlenderte in den Raum und schloss die Tür hinter sich.

 

„Ja." Sie nickte und sah ihn jetzt mit vor ihrer Brust verschränkten Armen an. „Ich will mit diesen Orakel Typen sprechen."

 

„Was?", keuchte Doyle völlig geschockt.

 

„Die Orakel", wiederholte sie und zog ein ordentlich gefaltetes Stück Papier aus ihren hinteren Hosentasche. „In Angels Brief hat er geschrieben, dass du ihn dort hingebracht hast, und dass diese Leute die Mächte repräsentieren. Ich will mit ihnen sprechen."

 

„Nein, Buffy....“ Der gefährliche Schimmer in ihren Augen ließ ihn einen Schritt zurücktreten. Déjà vu. War er nicht erst vor fünf Tagen in dieser Situation gewesen? „Warum willst du mit ihnen sprechen?“

 

„Weil sie das nicht machen können!“ Ihr Schrei ertönte laut durch den Raum. Sie atmetet tief ein und fuhr dann mit einer leiseren Stimme fort. „Sie können nicht einfach so mit dem Leben der Menschen spielen. Das ist nicht richtig und ich habe vor, ihnen das zu sagen."

 

„Es wird nichts ändern", versuchte er ihr zu erklären.

 

Die Mächte waren nicht die Art von Wesen, die ihre Meinung änderten, sobald sie etwas getan hatten. Buffy würde nur enttäuscht sein, wenn sie wegen Angel zu den Orakel ging.

 

„Das ist mir egal!", rief sie aus. „Ich will mit ihnen sprechen!“

 

„Du akzeptierst kein nein, oder?“

 

Doyle seufzte und setzte sich auf das Bett. Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Buffy plante ihre eigene Niederlage und es schien nichts zu geben, das er tun konnte, um es zu stoppen.

 

„Nein, und wenn du mich nicht bringst, dann werde ich sie alleine finden", behauptete sie bestimmt.

 

Doyle rieb sich über seine Schläfen und dachte über seine Möglichkeiten nach. Die Orakel waren nicht die Art von Wesen, die Diskussionen führten. Sie trafen Entscheidungen, gaben Befehle usw. Und sie mochten es ganz sicher nicht, wenn sie befragt wurden oder man an ihnen zweifelte. Wenn Buffy mit ihnen sprechen würde, würde das bestimmt nicht gut gehen. Es sah jedoch nicht so aus, als hätte er eine Wahl. Sie würde das mit oder ohne ihn machen.

 

„Schön", gab er schließlich nach.

 

„Gut. Lass uns gehen."

 

Buffy marschierte sofort zur Tür.

 

„Jetzt", quiekte er und sprang vom Bett. „Du willst jetzt gehen?“

 

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen."

 

Sie wartete nicht auf seine Antwort, marschierte aus dem Raum und durch das Appartement. Sie bemerkte nur kurz, dass der Rest des Appartements leer war, aber sie schob alle Sorgen deswegen zur Seite. Sie war auf einer Mission und nichts würde sie aufhalten.

 

 

*****

 

 

„Bist du wirklich sicher, dass du das machen willst?", fragte Doyle zum zehnten Mal, seit sie das Appartement verlassen hatten.

 

Buffy seufzte frustriert und drehte sich zu ihm um. Doch dann zog sie eine Grimasse, als ihr Fuß auf etwas ekligem und klebrigem landete. Warum hatten diese Orakel Typen sich eigentlich in den Abwasserkanälen angesiedelt? Es erschien nicht sehr geeignet. Sie stellte sie sich wenigstens in einer Art aufwendigem Hotel vor oder vielleicht irgendwo in einer Villa. Aber die Abwasserkanäle? Der Geruch alleine wäre genug, um die Menschen zu verjagen.

 

„Ja, Doyle, ich bin sicher und nein, ich werde meine Meinung nicht ändern.."

 

Sie versucht nachdrücklich zu klingen, doch es kam eher platt heraus. Die ganze emotionale Verzweiflung der letzten Woche forderte seinen Tribut von Buffy und sie hatte nicht die Energie, mit ihm zu diskutieren.

 

„In Ordnung."

 

Er ging nach vorne, drückte seine Finger an der schmutzigen Wand entlang, bis er einen besonderen Punkt erreicht hatte. Als er den Punkt gefunden hatte, nach dem er gesucht hatte, drückte Doyles Daumen auf einen nicht sichtbaren Knopf und links von ihm an der Wand erschien eine Tür.

 

„Nun, dann geh rein."

 

Buffy blickte neugierig zu ihrem Freund, trat dann nach vorne und steckte ihren Kopf durch die Tür. Ein finsterer Ausdruck erschien in ihrem Gesicht wegen dem Raum auf der anderen Seite. Es sah einfach nur wie ein weiterer Teil des Abwasserkanalsystems aus, jedoch nicht ganz so schmutzig. Soweit sie erkennen konnte waren jedoch keine höheren Wesen darin. Trotzdem ging sie hinein, zusammen mit Doyle, der ihr folgte.

 

Sobald sie drin war sah sie sich weiter im Raum um. Er war ungefähr 1,5 m3 groß mit Wänden und Böden aus Beton. Es schienen keine weiteren Türen vorhanden zu sein, die sie zu diesen Orakel Menschen führen würden. Tatsächlich gab es überhaupt keine Eingänge. Die Tür, durch die sie eben gekommen waren, war verschunden, wodurch Buffy sich ein wenig gefangen fühlte.

 

„Du weißt, was du da tust, richtig?", fragte Buffy vorsichtig.

 

Sie erschrak, als sich ein Panel auf dem Boden bewegte und ein kleiner Steinaltar nach oben kam. Die ganze Sache begann ihr langsam unheimlich zu werden.

 

„Ja. Sie machen das, weil sie nicht wollen, dass sie irgendjemand findet", erwiderte er, bevor er zu dem Altar ging, der gerade erschienen war.

 

„Oh, okay." Das machte Sinn, nahm sie an. Es wäre nicht gut, wenn irgendein Penner von der Straße den Eingang finden würde, zu wo auch immer diese Wesen waren. „Was jetzt?“

 

„Ich muss einen Spruch aufsagen und dann eine besondere Art von Schlüssel benutzen. Sobald das getan ist, und sie zustimmen dich zu sehen, wird ein Eingang erscheinen."

 

Als er das Wort ‚Schlüssel‘ aussprach, holte er einen seltsam aussehenden Kristall aus seiner Tasche. Er war lang und dünn und schien eine silbrig blaue Farbe zu haben.

 

Doyle trat nach seiner Erklärung zum Altar. Er verstreute zunächst ein sandartiges Material auf dem Altar und flüsterte dann leise einen Sprung, den Buffy kaum hören, geschweige denn verstehen konnte. Der kleine Stein schien zu vibrieren, als er sprach. Buffy konnte es nicht erkennen, aber er schien auch ein wenig zu leuchten. Obwohl sie es nicht zugeben würde, so war Buffy ein wenig nervös wegen dem, was vor sich ging und sie fragte sich, ob sie vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hatte.

 

Als Doyle den Spruch beendet hatte, verschwamm auf dem Altar ein Bereich von der Größe einer Orange und verschob sich. Ein metallisches Objekt formte sich aus dem, was einmal reiner Stein gewesen war und erhob sich ungefähr fünfzehn Zentimeter. Es hatte die Farbe von gealtertem Bronze mit fließenden Bögen und Windungen, die ihm eine geerbte Schönheit gab. Die Mitte war hohl und da war eine Öffnung oben, die so aussah, als würde sie etwas halten. Buffy wurde sofort klar, dass der Schlüssel, den Doyle erwähnt hatte, dort hin musste. Ihr Verdacht wurde bestätigt, als er den Kristall nahm und ihn in das metallene Schloss steckte.

 

In der Sekunde, als der Schlüssel an Ort und Stelle war, leuchtete er in ein blind machenden bläulichen Licht und zwang Buffy, ihre Augen zu bedecken. Ein leises Summen hallte durch den Raum, was sie tief in ihrem Magen kitzelte. So schnell des Licht erschien, verschwand es auch wieder.

 

Buffy nahm ihre Hand weg und blinzelte, um sich wieder zu konzentrieren. Sie war geschockt, als sie entdeckte, dass sie nicht mehr mit Doyle in dem kleinen Betonraum war. Irgendwie war sie irgendwo anders gelandet, ohne auch nur einen Schritt zu machen. Buffy drehte sich herum in dem Versuch, ihre Umgebung zu erkennen, doch Buffy wurde noch verwirrter. Wo auch immer sie gelandet war, es schien in keinem tatsächlichen Raum zu sein. Es war mehr etwas wie ein leerer, offener Raum, von allen Seiten umgeben von undurchsichtigem, weißen Dunst. Sie konnte nichts als den Nebel sehen; keine Türen, keinen Boden, keine Wände und keine Orakel. Nur Nebel. Überall.

 

In was zur Hölle hatte Doyle sie hier gebracht?

 

„Hallo?", schrie sie in die Unendlichkeit.

 

„Grüße, Jägerin", sprach eine Stimme hinter Buffy.

 

Sie wirbelte herum und versuchte nicht von der Tatsache geschockt zu sein, dass da jetzt einen halben Meter von ihr ein teuer aussehender Sessel stand, wo vorher nichts gewesen war. Dieser Ort war genug, um jemanden in den Wahnsinn zu treiben.

 

„Äh, hi?!", quiekte sie nervös und sah zu der Person, die auf dem Sessel saß.

 

Buffy war sich nicht sicher, sie nahm aber an, dass das Wesen ein Orakel war. Oder vielleicht war es ihr Sekretär. Wer wusste das schon? Doyle hatte ihr nicht direkt Anweisungen gegeben. Und er hatte ihr auch nicht gesagt, dass diese Leute...Wesen....wasauchimmer...an diesem Ort, oder wo zur Hölle sie war, jeder Beschreibung trotzen. Das Wesen vor ihr schien weder männlich, noch weiblich zu sein. Es war irgendwie androgyn. Die Kleidung half ihr auch nicht, dessen Geschlecht zu entschlüsseln. Eine Toga war nicht geschlechtsspezifisch.

 

Buffy schüttelte die Merkwürdigkeit ab und konzentrierte sich auf ihre Absicht.

 

„Wir haben dich erwartet", sprach es mit seiner Stimme, während es sich auf dem Sofa aufsetzte.

 

„Habt ihr?", fragte sich Buffy verwirrt laut.

 

„Natürlich. Dein Besuch ist keine Überraschung." Es stand auf und schien auf Buffy zuzuschweben, schien sie langsam zu umkreisen. „Du hast den Mächten gut gedient. Sie sind sehr erfreut von der Arbeit, die du geleistet hast."

 

„Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl", schnaubte sie ungehalten.

 

„Bist du unglücklich mit deinen Pflichten?", fragte es, bevor es sich zu dem Sessel zurückzog.

 

„Nein...also, irgendwie. Es wäre nur nett gewesen, wenn man in der ganzen Angelegenheit eine Wahl gehabt hätte", erwiderte Buffy ehrlich.

 

Sie hasste es nicht wirklich, eine Jägerin zu sein, aber gleichzeitig war es nicht etwas, was sie für sich ausgewählt hätte.

 

„Nur den Stärksten im Geiste wird die Verantwortung übergeben, die Welt zu beschützen. Du solltest geehrt sein, die Auserwählt zu sein", sagte das Wesen zu ihr, als wäre die Schlussforderungen offensichtlich.

 

„Oh", murmelte Buffy, da sie diesen Gedankengang nie in Erwägung gezogen hatte. „Sieh mal, ich bin nicht hergekommen, um über meine Tätigkeit als Jägerin....“

 

„Das ist uns auch bekannt." Es wedelte mit seiner Hand zu Buffy. „Du bist hier wegen dem Vampirs, ja?“

 

„Angel. Er hat einen Namen, weißt du."

 

Dass er nur als ‚ein Vampir‘ bezeichnet wurde, machte sie sauer. Er war nicht irgendein Tier. Er war eine Person.

 

„Du hast unsere Frage nicht beantwortet. Er ist der Grund dafür, dass du hier bist, nicht wahr?“

 

Es ignorierte Buffys Korrektur und blickte sie aufmerksam an.

 

„Ja, das ist er", bestätigte Buffy das Motiv hinter ihrem Besuch.

 

Das Orakel lächelte Buffy wegen ihrem Eingeständnis wissend an.

 

„Wie du erfahren wirst, irren wir uns niemals."

 

„Gut für euch", grummelte sie über die wichtigtuerische Bemerkung.

 

„Respekt ist hier angebracht, Jägerin. Frechheit wird nicht toleriert", betonte das Orakel mit Nachdruck.

 

„Tut mir Leid", entschuldigte sich Buffy halbherzig.

 

„Also was den Grund deines Besuches angeht." Es setzte sich in seinem Sessel zurück. „Du wünschst für das Leben des Vampirs Angel zu bitten, ja?“

 

Buffy runzelte wegen dem Wissen des Wesens die Stirn. Es war so, als würden ihre Gedanken gelesen und das brachte sie aus der Fassung. Sie wollte niemanden anders in ihrem Verstand haben als sich selbst.

 

„Das will ich", meinte sie defensiv.

 

„Wir können ihn nicht einfach so nach deinem Willen in diese Welt zurückbringen."

 

Es kam direkt zum Punkt.

 

„Warum nicht?", wollte Buffy mit einem Knurren wissen.

 

„Es gefällt den Mächten nicht, das zu tun", bemerkte es gleichgültig.

 

„Er verdient das nicht!", schrie sie voller Zorn.

 

Blicke bohrten sich in Buffy und das Orakel überlegte einen Moment, bevor es sprach.

 

„Warum glaubst du, dass er etwas anderes verdient?“

 

Die Frage erschrak Buffy. Sie hatte sie nicht erwartet. Doyle hatte ihr gesagt, dass die Orakel nicht über Dinge diskutierten, aber das Wesen, mit dem sie sprach, schien zufrieden damit zu sein, genau das zu tun. Vielleicht hatte sie eine Chance. Vielleicht konnte sie sie sehen lassen, dass was, was sie getan hatte, falsch war.

 

„Weil er eine gute Person ist", begann sie. „Ich weiß, dass er nicht immer so war, aber er hatte keine Kontrolle darüber, was der Dämon getan hat. Er hat eine mitfühlende Seele. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich tot und die Welt würde wahrscheinlich nicht existieren."

 

„Dein Standpunkt ist stichhaltig", räumte es ein. „Aber sollte er nicht für seine Sünden büßen? Ist das nicht die Art und Weise der Welt?“

 

„Das war der Dämon, nicht er!", argumentierte Buffy.

 

Warum verstanden es die Leute nicht, dass er für die Verbrechen von Angelus nicht verantwortlich war?

 

„Das ist wahr." Das Orakel nickte. „Er ist jedoch vor all den Jahren willig mit Darla in diese Gasse gegangen und hat gebeten, dass ihm ihre Welt gezeigt wird. Und davor war er schon ein betrunkener Rüpel, der zufrieden damit war, seine Familie zu entehren und nur den Frauen nachzujagen."

 

„Aber....aber er hat sich v-verändert", stotterte sie als Antwort, da die unverblümten Worte sie zuerst kalt erwischt hatten. „Jeder verändert sich und macht Fehler. Er ist nicht so, wie er früher war. Er kämpft jetzt für die Welt."

 

„Wir widersprechen dir nicht." Es seufzte auf fast traurige Weise. „Es bleibt jedoch die Tatsache, dass die Mächte ihn nicht einfach zurückbringen können."

 

„Warum? Sie sind die Mächte. Sie sollten alles machen können", bat Buffy tränenerfüllt.

 

„Weil das nicht die Art und Weise der Dinge ist. Der Vampir, dein Angel, hat eine Vereinbarung getroffen. Das ist die Art und Weise, wie Sie handeln", wiederholte es knapp.

 

„Dann nehmt die Vereinbarung zurück!", befahl sie ohne nachzudenken.

 

„Du wünschst die Dinge so zurückzudrehen, wie sie gewesen sind?", fragte es mit erhobener Augenbraue.

 

„Ja!", schrie eine wütende Buffy regelrecht.

 

Diese Person....Wesen....wasauchimmer....sprach in Rätseln und das war irritierend.

 

„Es würde dir gut tun, dir die Konsequenzen von solch einer Handlung zu überdenken", betonte das Orakel. „Die einzige Möglichkeit, die Vereinbarung zurückzunehmen, in der das Leben des Vampirs mit deinem getauscht wurde, würde es sein, die Zeit soweit zurückzudrehen, bevor die Vereinbarung getroffen wurde.“

 

„Zurückdrehen? Dann würde ich....“ Buffy verstummte, als ihr die Auswirkung ihrer Forderung klar wurde.

 

„Ja, du würdest auf dein Totenbett zurückkehren", bestätigte es.

 

„Warum könnt ihr ihn nicht einfach nur zurückbringen?", fragte sie erneut.

 

Die Hoffnung, die angestiegen war, begann zu wackeln. Sie war auf jeden Fall gearscht. Wenn sie nichts tat, würde Angel tot bleiben. Wenn sie die Zeit zurückdrehte, würde sie sterben. Hier konnte sie nicht gewinnen.

 

„Wie ich gesagt habe, ist das nicht die Art, wie die Dinge getan werden. Die Mächte geben nicht nur einfach. Sie machen einen Austausch", wiederholte das Wesen die vorherige Begründung.

 

„Es muss etwas geben, was ihr machen könnt!", rief Buffy verzweifelt.

 

Es musste einfach einen Weg geben, um Angel zurückzubringen. Er konnte nicht tot sein. Das war einfach unakzeptabel.

 

Das Orakel setzte sich interessiert wieder auf. Es nickte unmerklich mit seinem Kopf und im nächsten Augenblick erschien ein käfigartiges Gebilde, für Buffy unsichtbar, ein paar Meter zu ihrer Rechten. In dem Käfig, ebenfalls unsichtbar für Buffy, stand Angel in völliger Verwirrung. Er hatte absolut keine Ahnung was los war. In einem Moment hatte er die Vereinbarung getroffen, um Buffys Leben zu retten, und im nächsten war er in einem metallenen Käfig eingesperrt. Er sah ich um und war erstaunt zu sehen, dass er sich wieder im Raum des Orakels befand. Noch geschockter war er, Buffy hier zu sehen, die gesund...gesünder...aussah als vorher. Was zur Hölle ging hier vor?

 

„Buffy?", rief er ihr zu, ohne zu realisieren, dass sie ihn weder sehen noch hören konnte.

 

„Buffy!", schrie er lauter und bekam wieder keine Antwort.

 

Er blickte zum Orakel und versuchte dessen Aufmerksamkeit zu bekommen, aber es ignorierte ihn auch, was ihn nur noch verwirrter werden ließ.

 

„Du wünschst, eine Vereinbarung für das Leben des Vampirs zu treffen, Jägerin?", fragte es und verbarg ein Lächeln.

 

Jetzt kamen sie zum Geschäft.

 

In seinem Käfig keuchte Angel. Buffy war wegen ihm hier? Und bat um sein Leben? Es hätte ihn nicht schockieren sollen, aber das tat es. Wenn man davon ausging, was er ihr alles angetan hatte, war es unbegreiflich für ihn, dass sie kommen und um sein Leben bitten würde. Und es ängstigte ihn. So wie die Mächte arbeiteten, fürchtete er sich davor, was sie für ihn tun würde.

 

„Ja", antwortete Buffy einfach.

 

„Die Mächte werden nicht dein Leben für seins akzeptieren. Du bist zu wichtig für diese Welt", bemerkte es im Voraus.

 

„Sag mir nur, was ich tun soll, damit er zurückgebracht wird! Was auch immer es ist, ich werde es machen!", appellierte sie.

 

„Es ist nicht weise, solch eine gewagte Behauptung zu machen", rügte es sie und legte dann den Kopf zur Seite, als würde es jemandem zuhören. „Die Mächte machen dir ein Angebot."

 

„Was ist es?", wollte sie eifrig wissen, während Angel besorgt der Unterhaltung zuhörte.

 

Er hatte ein schlechtes Gefühl. Er würde das Angebot nicht mögen.

 

„Im Austausch für das Leben des Vampirs fordern sie, dass du in ihrer Schuld stehst", sagte das Wesen auf und fügte dann hinzu, „für alle Ewigkeit."

 

„Nein!“

 

Angels Schrei verhallte ungehört von Buffy. Er konnte sie dies nicht machen lassen. Seine Hände griffen nach den Stäben des Käfigs. Er versuchte zu entkommen und Buffy zu stoppen, bevor sie zu viel für ihn riskierte.

 

„Was?", keuchte Buffy.

 

„Du bist eine mächtige Kriegerin für die Mächte. Sie wären mehr als geneigt, dich dein ganzes Leben lang für ihre Sache kämpfen zu lassen....dein unsterbliches Leben", verdeutlichte es das Angebot, das vorgeschlagen worden war.

 

„Unsterblich?", flüsterte sie zu sich selbst. „Sie wollen.....ich würde Angel zurückbekommen, wenn ich unsterblich werden würde? Und für immer kämpfen würde?“

 

„Nein! Tu es nicht, Buffys!", wütete Angel weiter, sich der Tatsache nicht bewusst, dass er nur ein Beobachter bei dem war, was da vorging.

 

Seine Angst stieg noch ein wenig weiter an bei der Idee, dass Buffy sich selbst zu einem unsterblichen Leben verdammte. Ewig zu leben schien für einige reizvoll zu sein, aber in Wirklichkeit war es schrecklich und deprimierend.

 

„Ja, wir werden den Vampir zurückbringen, wenn du dich mit deinem ewigen Leben als Kriegerin den Mächten verpflichtest", wiederholte es ihre einzige Option. „Überlege es dir gut, Jägerin. Das ist kein Unternehmen, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte."

 

Und Buffy dachte darüber nach. Würde sie für immer leben und kämpfen können? Würde sie damit klar kommen können, dabei zuzusehen, wenn alle um sie herum sterben würden, während sie jung blieb? Zum ersten Mal begann sie die Gedanken zu verstehen, die Angel geplagt hatten, als er sie verlassen hatte. Sie hatte sich selbst nie in die Situation versetzt. Jetzt, da sie es tat, konnte sie sehen, wie das sein würde. Konnte sie die Bürde ertragen, unsterblich zu werden, um Angel zu retten?

 

Ja, das konnte sie. Er hätte nicht sterben sollen, jedenfalls nicht als Vereinbarung, um ihr Leben zu retten. Es war nicht richtig. Sie konnte nicht akzeptieren, dass Angels Existenz der Preis für ihre Erholung war. Richtig, sie war dankbar dafür, dass es er getan hatte, weil sie noch nicht bereit war, jetzt zu sterben. Zur gleichen Zeit war Buffy auch nicht bereit zu akzeptieren, dass Angel sterben musste, damit sie lebte. Das schien nicht fair. Wenn sie Angel zurückbringen konnte, indem sie ihr sterbliches Leben aufgab, war das nicht das Richtige? Vielleicht war es nicht richtig, aber es war das, was sie tun wollte. Ashlynn und sie brauchten ihn beide.

 

„Ich werde es machen", antwortete sie schließlich nach fünf Minuten der Überlegung.

 

„Buffy! Nicht!“

 

Angel warf sich gegen die Stäbe seines Käfigs, in der Hoffnung zu entkommen.

 

„Sehr gut."

 

Das Orakel winkte mit der Hand, als Angel gerade auf die Stäbe seines Käfigs traf.

 

Buffy sah, wie die Luft schimmerte und für eine kurze Sekunde sah sie den Käfig und Angel, bevor die Stäbe verschwanden und Angel auf den Boden fiel. Seine sofortige Anwesenheit ließ sie für einen Moment unfähig, sich zu rühren. Sie hatte nicht erwartet, dass er direkt erscheinen würde. Aber in der Sekunde, als ihr klar wurde, dass er es war, eilte sie dahin, wo er auf den Boden gefallen war und warf sich regelrecht auf ihn.

 

Bevor Angel klar wurde, was passierte, fühlte er Buffys Körper nach seinem greifen. Verloren in dem Moment umarmten sie einander, während beiden die Freudentränen ihr Gesicht runterliefen.

 

 

Kapitel 3

 

Die Freude, Buffy wiederzusehen, verging schnell, als Angel an den Preis dachte, den sie für sein Leben bezahlt hatte. Er versteifte sich umgehend in ihren Armen und wurde von Bedauern und Kummer überwältigt. Es war nicht richtig. Er konnte Buffy nicht erlauben, die Last eines unsterblichen Lebens für seine nutzlose Existenz zu erleiden.

 

Er zog sich zurück und sah ihr direkt in die Augen.

 

„Tu das nicht, Buffy. Ich bin es nicht wert."

 

„Nein, Angel! Sag das nicht!“ Buffy griff mit beiden Händen nach seinem Kopf. „Du bist soviel mehr wert als du denkst. Ich brauche dich, Angel. Unsere Tochter braucht dich."

 

„Unsterbliches Leben....ist kein Spaziergang im Park, Buffy!“

 

Er nahm ihre Hände in seine und versuchte ihr klarzumachen, was sie da tat.

 

„Ich weiß das! Ich bin kein Kind! Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen!", blaffte sie aufgebracht.

 

„Buffy, du hast ein wundervolles Leben. Du solltest es weiterleben, und nicht ewig leiden, während alle anderen sterben", erwiderte er wütend. „Wie wirst du dich fühlen, wenn Willow stirbt? Und wenn du dabei zusiehst, wie Ashlynn alt wird und ebenfalls stirbt? Das ist keine lustige Art zu leben!“

 

„Aber du wirst bei mir sein." Die Worte kamen als ein leises Flüstern, doch Angel hörte sie sehr genau. Sein Blick wanderte sofort nach unten. „Das wirst du doch, oder?“

 

„Nichts hat sich verändert", zwang er sich zu sagen.

 

Buffy sprang bei dem verbalen Schlag zurück und Tränen liefen ihre Wangen hinab.

 

„Und....jetzt?....Nach allem, was passiert ist, nachdem du herausgefunden hast, dass du eine Tochter hast, wirst du einfach wieder verschwinden?“

 

Ein Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihnen selbst weg und zurück zu dem Orakel, welches lässig auf dem Sessel saß.

 

„Das ist besser als diese fürchterlichen Seifenopern in eurer Welt."

 

Es lachte dreist.

 

„Ich bin so froh, dass du das amüsant findest", knurrte Buffy es mit Sarkasmus durchtränkter Stimme an.

 

„Wie konntest du sie dies tun lassen?“

 

Angel starrte das rätselhafte Wesen an.

 

„Lassen? Ich denke, du missverstehst etwas, Vampir." Es stand auf und kam auf sie zu. „Sie ist nicht gezwungen worden, etwas zu tun."

 

„Du und deine Bosse habt ihr die Wahl gegeben!", blaffte er es an. „Sie wollten einfach eine Kriegerin, interessieren sich aber einen Scheiß für sie."

 

„Ähhh, Entschuldigung, aber - sie - steht direkt hier", versuchte Buffy sich in die Unterhaltung einzumischen.

 

„Die Mächte der Ewigkeit wissen genau, was sie tun und warum." Es marschierte direkt zu Angel und zeigte keinerlei Einschüchterung. „Du würdest gut daran tun, das zu respektieren."

 

Der Ausdruck im Gesicht des Wesens störte Angel. Etwas stimmte nicht.

 

„Warum habe ich nur das Gefühl, dass es um mehr geht?", fragte er plötzlich.

 

„Ah, sehr scharfsinnig von dir."

 

Es grinste bei der Frage.

 

„Was ist los?", warf Buffy ein, da sie keine Ahnung hatte, worauf sich Angel bezog.

 

„Das würde ich gerne wissen."

 

Angel beäugte das Orakel vorsichtig. Diese Orakel-Person verbarg etwas. Dessen war er sich sicher.

 

Das Orakel winkte mit der Hand und zwei weitere Sessel erschienen vor seinem Sessel.

 

„Setzt euch bitte."

 

„Warum? Sag uns einfach was los ist", verlangte Buffy und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

 

„Weil ich es lieber bequem habe, während ich mich unterhalte", tat das Orakel Buffys Befehl ab und überquerte die Fläche zu ihrem Sitz.

 

Buffy folgte Angels Führung und setzte sich auf einen der Sessel, den das Orakel herbeigerufen hatte. Sie rang nervös mit ihren Fingern auf ihrem Schoß, während sie darauf wartete, herauszufinden, was das seltsame Wesen vor ihr ihnen enthüllen würde. Sie machte sich Sorgen, dass Angels Rückkehr nur ein Spaß war, und dass Es ihn wieder wegnehmen würde. Das war etwas, was sie einfach nicht akzeptieren würde.

 

„Es war nicht alles so, wie es schien", sprach es nach einer langen Pause. „Ihr seid in die Irre geführt worden."

 

„Worüber sprichst du?“

 

Angel sprang von seinem Platz, bereit dem scheinbar lügenden Orakel den Hals umzudrehen.

 

„Setz dich", befahl es und wartete bis Angel gehorchte. „Erlaubt mir zu erklären."

 

„Tu es schnell."

 

Buffy hatte einfach nur genug von dem ganzen Mist.

 

„Ihr, ihr beiden, seid getestet worden."

 

Oh, es liebte den Job.

 

„Getestet?", kam es von Angel und Buffy gleichzeitig.

 

“Ja. Euer Wert ist beurteilt worden." Das Orakel lehnte sich auf seinem Sessel zurück. “Sie haben euch eine lange Zeit beobachtet und Sie mochten, was Sie gesehen haben. Aber Sie mussten sicher gehen, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben."

 

“Unseren Wert? Ich verstehe nicht."

 

Buffy blickte zu Angel und sah den gleichen verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht.

 

“Ein Hauptanliegen der Mächte ist es, die menschliche Welt zu beschützen und ihre Existenz zu erhalten", begann es seine Erklärung. “Die Balance wird sich bald in auf eine positive Weise ändern und ihr beide werdet eine Rolle dabei spielen, aber Sie mussten sicher gehen, dass ihr die richtigen Wesen für diese Gelegenheit seid."

 

“Was wird passieren?”

 

Angel wurde besorgt.

 

“Das kann ich nicht bekannt geben", meinte es unmissverständlich. “Aber wenn alles gut geht, wird es zu guten Dingen für die Welt führen."

 

“Was hat das mit uns zu tun?", wollte Buffy wissen.

 

Sie wurde mit jeder Minute verwirrter. Warum konnte diese Orakel Person nicht damit rausrücken und ihnen sagen, was los war?

 

“Wie ich schon sagte, werdet ihr eine Rolle darin spielen, was kommen wird", wiederholte es mit einem Seufzen.

 

Es mochte es nicht, sich zu wiederholen.

 

“Aber ihr musstet uns erst testen?", fügte Angel hinzu und versuchte die Teile dieses Mysteriums zusammenzufügen.

 

Buffy stöhnte beinahe frustriert auf wegen den ständigen Wortgefechten.

 

“Ich nehme nicht an, dass du uns sagen wirst, was für ein Test das war?”

 

“Geduld, junge Jägerin." Es schüttelte genervt den Kopf. “Der Test wurde benutzt um euren Wert zu beurteilen, um sicher zu gehen, dass ihr loyal und vertrauenswürdig seid, und ob ihr bereit seid für den Job, der euch bald präsentiert wird.” Eine schwere, stille Pause erfüllte den Raum, bevor es wieder sprach. "Ihr habt beide bestanden.”

 

“Uh, das ist toll, denke ich."

 

Buffy fuhr sich fahrig mit einer Hand durch ihre Haare. Ihr wurde bewusst, dass sie besorgt darüber sein sollte, was diese zukünftigen ‚Veränderungen’ waren, aber sie war so erschöpft, dass ihr Verstand diese Gedanken nicht verarbeiten konnte.

 

“Ich weiß, was du fragen willst", winkte das Orakel die Frage ab, die Angel stellen wollte. “Dein Test war, ob du dein Leben für das Leben der Jägerin opfern würdest." Es drehte sich zu Buffy. “Und dein Test war, ob du dein menschliches Leben aufgeben würdest, um seine Rückkehr sicherzustellen."

 

“Das waren Tests?", keuchte Buffy überrascht.

 

“Ja." Es nickte bestätigend. “Die Handel waren lediglich eine Fassade. Die Mächte hätten die Jägerin nie durch das Gift sterben lassen, aber sie sahen eine Möglichkeit, einen Test durchzuführen, um euren Wert für Ihre Sache zu ermitteln."

 

“Warte mal….wenn das nur ein Test war, dann werde ich jetzt nicht unsterblich?”

 

Buffy wollte nicht erleichtert klingen, aber sie tat es trotzdem.

 

“Nein, wirst du nicht", verdeutlichte das kryptische Orakel. “Du wirst so bleiben wie du bist."

 

“Also habt ihr mich das alles für nichts durchmachen lassen?", brauste sie auf, durch und durch empört.

 

Zuerst hatte sie mit Angels Tod klarkommen müssen und dann hatte sie sich entscheiden müssen zwischen einem unsterblichen Leben und dem Verlust von Angel, nur um dann herauszufinden, dass es eine Art schlechter Witz gewesen war.

 

“Nicht für nichts, Jägerin. Du hast Angel zurück, oder nicht?", wies es sie auf das Positive hin.

 

“Oh ja, toll." Buffy lachte traurig. Und wie toll das war “Du hast ihn gehört. ‚Nichts hat sich verändert’, was bedeutet, dass er einfach wieder verschwinden wird."

 

“Das ist nicht akzeptabel!” Die nachdrückliche Bemerkung überraschte Buffy und Angel. “Versteht ihr nicht, dass ihr zusammen stärker seid? Getrennt seid ihr jeder beachtlich, aber zusammen seid ihr es erst recht."

 

“Es ist nicht so einfach."

 

Angel fragte sich, warum niemand sein Dilemma zu verstehen schien. Er hatte Buffy nie verlassen wollen. Sie war die Einzige, die er jemals wirklich geliebt hatte, aber da waren einfach zu viele stichhaltige Gründe, um nicht zu bleiben.

 

“Du beziehst dich auf den Zigeunerfluch und deinen Vampirstatus, ja?", wollte es mit zur Seite geneigtem Kopf wissen. “Uns ist dieser Umstand bewusst."

 

“Kannst du den Fluch ausbessern?", wurde Buffy sofort munter.

 

“Gewissermaßen." Es hielt inne, um die Spannung zu steigern. “Ja."

 

Angel stolperte bei der Bemerkung von seinem Sessel. Er hatte das alles nicht erwartet. Seinen Besuch bei den Orakeln hatte er gemacht, um Buffys Leben zu retten, und jetzt war er nicht tot, Buffy ging es gut und dieses Wesen sagte ihm, dass sein Fluch verändert werden konnte. Das war alles fast zu viel. Seit fast acht Jahren hatte er den Fluch ständig vor der Nase gehabt. Er hatte eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt, Sunnydale zu verlassen. Und hier war so ein höheres Wesen, das sagte, dass er verändert werden konnte. Angel war offen gesagt sprachlos.

 

“D-du kannst ihn v-verändern?", kam Buffys ungläubiges Flüstern.

 

“Ja, aber überhaupt nicht auf die Art, wie du denkst." Das Orakel musste ein Grinsen vom Gesicht zwingen. Der nächste Teil war der richtige Knaller. “Die Mächte haben kein Verlangen danach, Angelus jemals wieder auf dieser Welt zu sehen, aber der Dämon ist nicht deine einzige Einschränkung. Deine…..Aversion….gegen das Sonnenlicht ist ebenfalls problematisch."

 

“Wa-….was sagst du da?”

 

Angel war plötzlich schwindelig. Seine Finger griffen nach dem Rückenteil seines Sessels, als die Bemerkung des Orakels tiefer in seinen Verstand sackte.

 

Da es die Diskussion noch ein wenig herauszögern wollte, kam das Orakel zu seinem eigentlichen Ziel.

 

“Die Mächte sind bereit, euch einen Handel anzubieten. Dieses Mal einen echten."

 

“Oh toll, noch ein Handel", brummelte Buffy vor sich hin, obwohl sie ziemlich aufgeregt war zu hören, was es war.

 

Sie hatte auch die eigentliche Botschaft in seiner Bemerkung gehört.

 

“Der Handel", begann es mit einem leichten Lecken über seine Lippen, “ist, dass ihr, ihr beide, euch für den Rest eures natürlichen Lebens der Seite des Guten verpflichtet und so lange wie möglich das Böse bekämpft, im Austausch…..für Angels Menschlichkeit."

 

“Für meine….” Angel fielen die Augen aus dem Kopf.

 

“Menschlichkeit?", sagte Buffy das letzte Wort. “Ihr werdet Angel zu einem Menschen machen?”

 

Alle Luft schien aus Buffys Lungen gewichen zu sein, als sie an die Schlussfolgerung dessen dachte, was gerade gesagt worden war. Angel? Ein Mensch? Die reine Idee war fremd und seltsam, und doch so wundervoll. Wie oft hatte sie in den letzten Jahren davon geträumt? Zu oft um es zu zählen. Und so oft sie auch darüber fantasiert hatte, dass er ein Mensch werden würde, waren es immer nur das: Träume. Niemals hatte sie gedacht, dass es wirklich passieren könnte. Konnte es wirklich wahr sein? Konnte diese Orakel Person ihn wirklich zu einem Menschen machen?

 

Angels Gedanken kreisten um das gleiche Thema. Jedenfalls wenn sie nicht verwirrt und ungläubig durcheinanderwirbelten. Von einem Vampir, der wieder zu einem Mensch wurde, hatte man noch nie gehört. Konnten Sie es wirklich tun? Und was würde das für ihn und Buffy bedeuten? Verdiente er es überhaupt, ein Mensch zu sein? Er hatte so viele grauenhafte Sünden in seinem unnatürlich langen Leben begangen. Er sollte in der Hölle schmoren. War es fair, dieses Geschenk zu akzeptieren? War es fair, es nicht zu tun? Er wusste es ehrlich gesagt nicht.

 

“Nun, nicht direkt menschlich", unterbrach es ihre Gedanken und konnte sehen, wie die Hoffnung von beiden Gesichtern verschwand. “Ein erbärmlicher Mensch würde nicht Ihren Zielen dienlich sein."

 

“Ich verstehe nicht."

 

Buffy runzelte wegen dem durch und durch verwirrenden Wesen die Stirn.

 

“Ich entschuldige mich", sprach das Orakel, aber nur halbherzig. “Sie wünschen, Angel seine Menschlichkeit zu gewähren und ihn mit den übernatürlichen Kräften denen einer Jägerin zu erfüllen . Im Wesentlichen würde er ein männlicher Jäger werden. Es dient Ihren Zielen besser, einen weiteren Krieger zu haben, der in allen Situationen kämpfen kann und nicht nur in der Nacht."

 

Es lachte über den schweigenden Ausdruck in den Gesichtern der Jägerin und des Vampirs - mit weit geöffneten Augen und Mund. Die Reaktion war sogar mehr, als es erwartet hatte. Aber sogar es, in all der Unparteiligkeit, konnte nicht anders, als zu lächeln und glücklich zu sein. Die Leiden und Gefahren des Paares waren wohl bekannt, ebenso wie ihre Hingabe, die Welt sicher zu halten. Obwohl es das nicht tun wollte, freute sich das Orakel wirklich über die Chance, die die Krieger bekommen hatten.

 

Buffy schaffte es zuerst, sich aus ihrer Benommenheit zu reißen und stellte die erste Frage, die ihr durch den Kopf ging:

 

“Das ist kein Trick oder so was?”

 

“Nein, Jägerin. Ich habe nichts als die Wahrheit gesprochen."

 

Es verstand ihr Zögern, möchte es aber nicht, wenn es hinterfragt wurde.

 

“Es muss einen Haken geben."

 

Angel beteiligte sich an der Unterhaltung, sobald er seine Orientierung gefunden hatte. Es war zu gut, um wahr zu sein. Er konnte nicht glauben, dass sie ihm seine Menschlichkeit anbieten würden.

 

“Es gibt kein Haken, Vampir." Das Orakel beäugte ihn vorsichtig. “Ich habe euch alles gesagt, was es zu wissen gibt. Deine abgewandelte Menschlichkeit im Austausch für eure Verpflichtung zum Kampf gegen das Böse."

 

Bei der Erinnerung an diese Klausel des Handels, wurde Angel sofort wieder nüchtern. Für seine fast Menschlichkeit würde Buffy ihre Freiheit opfern müssen. Sie würde den Rest ihres Lebens an die Mächte gebunden sein, gegen Dämonen kämpfen und ständig in Lebensgefahr sein. Das war nicht das, was er für sie wollte. Sie verdiente das nicht. Richtig, sie war eine Jägerin, aber er wollte für sie, dass sie das alles eines Tages hinter sich lassen konnte und ein normales Leben führen konnte. Wenn er diesen Handel akzeptierte, würde sie das niemals machen können. Er konnte das nicht von ihr verlangen. Das war nicht richtig.

 

“Nein", meinte Angel trübsinnig.

 

Was auch immer Buffy erwartet hatte, was Angel sagen würde, ‚nein’ war es nicht. Sie war geschockt über die Ablehnung. Wie konnte er solch ein Angebot ablehnen? Das war alles, was sie sich jemals hatten erhoffen können. Er musste kein Vampir mehr sein und er wäre stark genug, um ihr beim Kampf zu helfen. Es war die Antwort auf all ihre Probleme. Sie hatten endlich eine echte Chance darauf, glücklich zu sein. Warum lehnte er es ab?

 

“Was?”

 

Sie wirbelte zu Angel herum.

 

“Nein", wiederholte er und wich Buffys durchdringendem Blick aus.

 

“Wie kannst du nein sagen?” Buffy stand auf und stellte sich direkt vor ihn. “Das ist alles, was wir je gewollt haben!”

 

“Ich kann dich das nicht machen lassen", erklärte er leise. “Ich kann nicht zulassen, dass du dich für immer den Mächten verpflichtest."

 

“Ist das nicht meine Entscheidung?", blaffte sie ihn wütend an.

 

Er machte es schon wieder, traf Entscheidungen für sie und sie hasste es.

 

“Du weißt nicht, worum sie dich bitten, Buffy! Du bist so jung. Du kannst nicht dein ganzes Leben damit verbringen zu kämpfen!", bat er sie verzweifelt.

 

Buffy trat einen Schritt von ihm zurück. Sie kam sich vor, als wäre sie geschlagen worden.

 

“Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt, Angel, und kein blöder Teenager mehr. Ich denke, ich kann entscheiden, was ich mit meinem Leben machen will."

 

Angel schloss seinen Mund, als er zu spät erkannte, wie seine Worte aufgefasst werden konnten. Er hatte das so nicht gemeint, jedenfalls dachte er das.

 

“Buffy, bitte, denk darüber nach!”

 

“Das habe ich."

 

Sie trat einen weiteren Schritt zurück und die Wände um ihr Herz begannen sich wieder zu verhärten. Wieso schien er ihr niemals zu vertrauen? Sie war kein junges, blödes Mädchen. Sie war vollkommen fähig, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, aber er schien das nie zu verstehen. Sie warf einen weiteren Blick zu Angel und drehte sich dann zurück zum Orakel.

 

“Tu es."

 

“Du akzeptierst die Bedingungen dieses Handels, Jägerin?”

 

Es versuchte seine Freude zu verbergen.

 

“Ja."

 

Buffy nickte bestätigend.

 

“Vampir?”

 

Das Orakel sah wegen seiner Zustimmung zu Angel.

 

Angel sagte einen Moment nichts. Er war innerlich zerrissen. Er wollte ein Mensch sein. Er wollte ohne Einschränkungen mit Buffy zusammen sein und ein richtiger Vater für seine Tochter. Aber konnte er das bei solch hohen Kosten? Buffys unerschütterlicher Blick sagte ihm, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde und irgendwo tief in ihm drin wollte er das auch nicht.

 

“Schön", gab es schließlich nach.

 

“Sehr gut."

 

Es schloss seine Augen und lächelte strahlend.

 

“Und wie funktion-", begann Buffy zu sagen, als sich der Raum plötzlich zu drehen begann.

 

Ihre Sicht verdunkelte sich und wurde dann schwarz. Sie wurde von Benommenheit überwältigt und kam sich dann so vor, als würde sie fliegen, bis es allmählich wieder nachließ und sie fühlte, wie ihr Körper gegen etwas Hartes fiel.

 

“Au", stöhnte sie und griff sich an ihren benebelten Kopf. “Was zur Hölle ist passiert?”

 

“Buffy?", meldete sich eine andere Stimme irgendwo aus der Nähe.

 

“Doyle?”

 

Buffy blinzelte ihre Augen auf und konzentrierte sich auf die Gestalt vor ihr. Was machte Doyle da? Wartete er nicht draußen auf sie? Das war dann der Moment, in dem sie bemerkte, dass sie nicht länger im Raum des Orakels war.

 

“Ich habe mir Sorgen gemacht." Doyle half ihr aufzustehen. “Du bist sechs Stunden weg gewesen!”

 

“Sechs Stunden?", wiederholte sie überrascht und stolperte ein wenig, als sie versuchte, das Durcheinander in ihrem Kopf zu ordnen.

 

Doyles Antwort wurde unterbrochen, als er ein Stöhnen von der anderen Seite des Raumes hörte. Er war vollkommen geschockt, als er Angel entdeckte, der auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes gegen eine Wand gerutscht war.

 

“Angel?", keuchte er laut.

 

“Angel?”

 

Buffys Blick durchsuchte den kleinen Raum und fand ihn schnell. Sie eilte nach vorne, kam aber zu einem abrupten Halt, als ihre Erinnerungen an sein Verhalten vorhin zurückkehrten. Verwirrung fing nicht einmal an zu beschreiben, wie sie sich fühlte. Angel war zurück, und wenn das Orakel sein Versprechen gehalten hatte, dann war er jetzt ein Mensch. Sie sollte glücklich sein, und das war sie, aber sie war auch verletzt über den Mangel an Vertrauen, die er in sie zu haben schien.

 

“Hat…hat es geklappt?", fragte sie nur.

 

Angel brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie wissen wollte, da er ebenfalls versuchte, sich durch die Benommenheit zu kämpfen, die dadurch verursacht worden war, dass sie aus dem Raum des Orakels gestoßen worden waren.

 

“Ja", antwortete er schließlich und legte seine Hand auf das Heben und Senken seiner Brust.

 

“Gut", bemerkte Buffy ohne Emotionen, bekämpfte sich aber die ganze Zeit selbst.

 

Angel ist ein Mensch! Sie wollte laut schreien und sich auf ihn werfen, aber sie hielt sich zurück. Sie konnte nicht in den Neuigkeiten schwelgen, nicht, wenn immer noch so viele Dinge falsch waren, anstatt richtig.

 

Angel rutschte das Herz in die Hose wegen Buffys kühler Reaktion auf die drastische Veränderung. Das war es doch, was sie so sehr gewollt hatte. Warum schien es dann so, als wäre sie nicht glücklich.

 

“Buffy?”

 

“Was ist los?", fragte Doyle, nachdem er über den Anblick hinweg war, dass Angel lebte.

 

Er konnte es nicht glauben. Buffy hatte es wirklich geschafft, ihn zurückzubringen, aber ihr Verhalten war verblüffend. Niemand schien glücklich über die Situation zu sein. Hätten sie nicht vor Freude springen sollen?

 

“Wir gehen besser zurück", bemerkte Buffy hastig und ignorierte Doyles Frage. “Ashlynn ist wahrscheinlich besorgt und Cordy will wahrscheinlich deinen Kopf auf dem Silbertablett, weil du verschwunden bist, ohne ihr zu sagen, wohin wir gegangen sind."

 

Sie stampfte aus dem Raum, bevor Doyle oder Angel etwas einwerfen konnten. Beide blieben zurück und wunderten sich über ihr Verhalten. Doyle hatte keine Ahnung, was bei dem Orakel passiert war, aber sie hatte offensichtlich Angel zurückbekommen. Das hätte ein Anlass zur Freude sein sollen. Da er gesehen hatte, dass sie nicht glücklich war, musste er sich fragen, was passiert war.

 

Angel auf der anderen Seite wusste genau, wie die Situation war, doch das stoppte seine Verwirrung nicht. Er wollte mit ihr sprechen, aber sie war bereits davongegangen. Da Doyle und Angel keine andere Wahl hatten, als ihr zu folgen, trotteten sie ihr nach, da sie wussten, dass sie keine Antworten bekommen würden, bevor Buffy nicht bereit war, sie ihnen zu geben.

 

 

Kapitel 4

 

Cordelia steckte leise ihren Kopf aus der Küchentür und sah in den stillen, verdunkelten Club. Sie hatten vor fast einer Stunde geschlossen und waren jetzt dabei, alles für die Nacht zu schließen. Ihre Aufmerksamkeit ruhte allerdings nicht auf dem nächtlichen Ablauf im Club, sonder eher auf der mürrischen Blondine, die an der Bar saß und durch den Bestände ging. Cordy schüttelte ihren Kopf. Die Dinge waren so weit entfernt von richtig, dass es schon lachhaft war. Etwas musste dagegen unternommen werden.

 

“Wohin siehst du?", flüsterte Doyle von hinten in ihr Ohr.

 

Die unerwartete Frage erschrak sie und sie sprang schnell von der Tür weg, zuckte dann aber zusammen, als diese zu fiel.

 

“Mach das nicht!”

 

“Tut mir Leid." Er grinste ohne Reue. “Wohin siehst du?”

 

“Buffy", antwortete Cordy mit einem Seufzen.

 

“Sitzt sie immer noch da draußen?", fragte Willow von dort, wo sie neben Oz an einem der Tresen lehnte.

 

“Ja und sie hat diesen ‚jemand hat gerade grausam mein Hündchen umgebracht’ Ausdruck im Gesicht", erklärte die Brünette und ging weiter in die Küche, wo alle anderen standen.

 

“Sie sieht nicht aus, als hätte jemand ihr Hündchen umgebracht." Lindsay verschränkte seine Arme vor seiner Brust und blickte in Richtung der Tür. “Sie sieht aus, als wäre es ein ganzes Rudel Hündchen."

 

“Ich kapier es nicht." Cordy sah besorgt zu den anderen. “Sie ist schon so, seit alle von dem Orakel zurückgekommen sind."

 

Alle waren gelinde gesagt geschockt über die Begebenheiten, seit Angel ein Mensch geworden war. Doyle und Angel hatten leise erklärt, was passiert war, als alle zurückgekommen waren, doch Buffy hatte nur still dabei gesessen. Sie konnten fast nicht glauben, was sie da hörten. Sie dachten, dass Angel endgültig weg wäre, und dann war er da und stand mit seinem neu entdeckten Herzschlag – und anderen Dingen – vor ihnen. Das hätten die besten Neuigkeiten überhaupt sein sollen, aber es schien so, als würden nicht alle so denken.

 

Seit Angel zurückgekehrt war, war Buffy ruhig geworden und hatte sich zurückgezogen. Sie und Angel mieden sich wie die Pest. Es machte überhaupt keinen Sinn. Die größten Hindernisse zwischen ihnen waren endlich weg. Sie konnten endlich zusammen sein, aber das passierte nicht und keiner verstand es. Kaum zwei Worte waren zwischen ihnen gewechselt worden in den sechs Tagen seit Angels Veränderung, und mit jedem Tag, der verging, machten sich die anderen immer mehr Sorgen.

 

Während des Tages verbarg Angel sich vor allen anderen. Er saß entweder in dem Raum, der ihm gegeben worden war, oder ging auf das Dach des Gebäudes und setzte sich dorthin. In beiden Fällen war er immer alleine und akzeptierte keine Gesellschaft. Wenn Buffy dann abends im Club arbeitete, kam er hinunter in ihr Appartement und verbrachte den Abend mit Ashlynn. Wenn Buffy zurückkehrte, ignorierten sie sich und Angel ging zurück in sein Zimmer. Wenn Cordy sich nicht irrte, dann sah es jedoch so aus, als wollte Angel mit Buffy sprechen, doch er tat es nie. Und Buffy sah ihm nicht einmal in die Augen, sondern murmelte nur ein paar Worte und ging in Ashlynns Zimmer, um ihr einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.

 

Buffy auf der anderen Seite versuchte sich zu verhalten, als wäre alles normal. Wenigstens wenn sie in der Gesellschaft der anderen war. Wenn sie alleine war, schienen ihre Wände jedoch zusammenzufallen. Mehr als einmal seit Angels Rückkehr hatten die anderen Mitglieder der Gruppe sie entdeckt, wie sie mit einem schmerzverzerrten und verwirrten Ausdruck im Gesicht irgendwo alleine saß. Sie alle hatten zu dem einen oder anderen Zeitpunkt versucht mit ihr zu sprechen, aber Buffy schob nur ihre Sorge zur Seite und meinte, dass es ihr gut ginge. Ihr ging es aber alles andere als gut und alle wussten es. Trotzdem hatte niemand eine Ahnung, was genau das Problem war und wie man es löste.

 

“Ich habe gestern Abend versucht mit ihr zu sprechen, aber sie hat mir nur gesagt, dass es ihr-”

 

“Gut ging", sprang Cordelia ein und beendete Willows Satz.

 

“Ihr geht es wohl kaum gut, Knödelchen", sagte Lorne, als er aus dem begehbaren Kühlschrank hinten in der Küche kam.

 

“Was du nicht sagst!”

 

Cordy rollte ihre Augen über diese offensichtliche Bemerkung.

 

“Hat Angel etwas zu irgendjemandem gesagt?”

 

Willow blickte sich im Raum um, als sie die Frage stellte, in der Hoffnung darauf, dass jemand etwas Licht in die Situation bringen konnte.

 

Oz schüttelte als Antwort seinen Kopf.

 

“Ich denke nicht, dass er außer mit Ashlynn mit irgendjemandem gesprochen hat."

 

“Jetzt verstehe ich, was du meinst mit Angels Grübeln."

 

Mehr als einmal hatte Doyle den Ex-Vampir erwischt, wie er mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck vor sich hin starrte. Es war ein wenig beunruhigend, dass jemand so lange und so viel nur rumsitzen und nachdenken konnte.

 

Lorne wollte nicht lachen, tat es aber doch.

 

“Dieser Mann könnte eine Olympische Medaille in Power-Grübeln gewinnen."

 

“Das ist absolut lächerlich!", wiederholte Cordelia ihre vorige Behauptung.

 

“Ich hasse es, das zu sagen, aber Cordelia hat Recht." Willow ignorierte den genervten Blick von ihrer Freundin. “Es macht keinen Sinn."

 

“Ja, ich meine, sie haben endlich eine echte Chance zusammen zu sein, aber sie können sich nicht einmal in die Augen sehen!", rief Cordy frustriert aus.

 

“Also ’Delia." Doyle sah sie auf tadelnde Weise an. “Sie werden es in ihrem eigenen Tempo klären."

 

“Wie können sie es klären, wenn sie nicht einmal miteinander reden?", bemerkte sie hitzig.

 

“Wieder muss ich Cordy zustimmen." Willow zuckte innerlich zusammen und fragte sich, wann sie zu einem solchen Cordelia Fan geworden war. “Sie müssen miteinander sprechen."

 

“Hast du eine Idee in deinem kleinen feurigen Kopf", fragte Lorne, obwohl seine Augen auf den Papierkram vor sich gerichtet waren.

 

“Unglücklicherweise nicht", sagte sie mit einem Seufzen.

 

“Ok, dann müssen wir sie zwingen miteinander zu sprechen", murmelte Cordy vor sich her, während sie durch den Raum marschierte.

 

Es musste etwas geben, wodurch sie eine Wiedervereinigung von Buffy und Angel ins Rollen bringen konnten. Sie würde nicht dabeistehen und sie ihre Chance verpassen lassen.

 

“Denk nach, denk nach, denk nach."

 

“Cordy?”

 

Doyle war sich nicht sicher, ob er jemals zuvor einen solch entschlossenen Ausdruck im Gesicht seiner Verlobten gesehen hatte.

 

“Ich habe eine Idee!", hallte Cordys Stimme laut durch den Raum

 

Sie schlug sich ihre Hand vor den Mund in der Hoffnung, dass Buffy sie da draußen im Club nicht gehört hatte. Sie brauchte es wirklich nicht, dass die Jägerin von ihren absolut perfekten Plan erfuhr, um sie und Angel wieder zusammenzubringen.

 

 

*****

 

 

Am nächsten Tag

 

 

In dem Moment, als sich die Aufzugtüren hinter ihr schlossen, ließ sich Buffy gegen die hintere Wand fallen und blickte auf ihre Uhr hinab. Drei Uhr morgens. Verdammt. Wie war es nur so unglaublich spät geworden? Es war jedoch ihr Fehler. Sie war unten im Club geblieben und versuchte alles möglich zu finden, das sie beschäftigen konnte. Ihre Hoffnung war es gewesen, dass Willow oder Oz vor ihr zum Appartement zurückkommen würden, damit Angel gehen konnte und nicht da sein würde, wenn sie hinauf ging. Unglücklicherweise kooperierten ihre Freunde nicht mit ihrem gut ausgedachten Plan.

 

Sie versuchte nicht, Angel aus dem Weg zu gehen. Wirklich, das tat sie nicht. Ok, wem machte sie hier etwas vor? Sie ging Angel aus dem Weg. Und sie hasste sich dafür. Unreif und engstirnig. Ja, das war es. Aber sie konnte sich ihm einfach nicht stellen. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, erinnerte sie sich daran, wie er geplant hatte, sie wieder zu verlassen, obwohl er von Ashlynn wusste. Und sie erinnerte sich daran, wie er versucht hatte, den Handel des Orakels abzulehnen, weil er dachte, dass sie so eine Entscheidung wahrscheinlich nicht selbst treffen konnte. Das scheinbar nur geringe Vertrauen, das er in sie hatte, schmerzte sie und so war sie noch nicht bereit, sich ihm zu stellen.

 

Zur gleichen Zeit benötigte sie ihre ganze Kraft, um sich nicht in seine Arme zu werfen und wegen der Tatsache zu schluchzen, dass er jetzt ein Mensch war. Das war alles, wovon sie immer geträumt hatte und noch viel mehr. Erst gestern hatte sie ihn erspäht, als er vor einem Fenster in der Sonne stand und ihr Herz sehnte sich danach, mit ihm dort zu sein. Aber Stolz und Zorn hielten sie davon ab. Sie brauchte einfach Zeit. Das war alles. Nur ein wenig Zeit, damit sich ihre Gefühle beruhigen konnten. Und dann….nun, Buffy hatte keine Ahnung, was danach kommen würde.

 

Ihre Gedanken wurden durch das Geklapper des Aufzugs, der ihr Stockwerk erreichte, wieder in die Gegenwart gezogen. Sie riss sich von der Wand los und öffnete die Türen, bevor sie in das Appartement schlenderte, das sie mit Willow und Oz teilte. Laut seufzend ließ Buffy ihre Tasche neben die Couch fallen und blieb einen Moment dort stehen. Ihre Lippen verzogen sich wegen der immer noch andauernden Stille und Leere. Gewöhnlicherweise kam Angel aus Ashlynns Zimmer und war innerhalb von ein paar Augenblicken verschwunden, wenn sie vom Club zurückkam.

 

Sie geriet ein wenig in Panik, eilte den Flur entlang zum Zimmer ihrer Tochter und schob die Tür auf. Der Raum und das Bett waren leer. Kein Angel und keine Ashlynn. Absolute Angst ergriff Buffy für fast eine Minute, als sie versuchte, die Situation zu überblicken. Ashlynn war weg und Angel war….Sie stolperte zurück gegen den Türrahmen, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. Hatte Angel Ashlynn mitgenommen? Nein. Er würde das nie tun. Würde er? Nein. Er würde ihr das nicht antun. Sie musste sie finden. Beide.

 

Da sie etwas unternehmen musste, eilte sie aus dem Zimmer, den Flur entlang und in das Wohnzimmer. Sie war fast an der Tür angekommen, die zum Treppenhaus führte, als diese geöffnet wurde und Angel vor ihr erschien. Zu ihrem Unbehagen gab es kein Anzeichen von Ashlynn.

 

“Wo ist Ashlynn?", brach es aus ihr heraus, bevor er noch ein Wort zu ihr sagen konnte.

 

“Was?”

 

Etwas an ihrem Tonfall ließ Angel aufhorchen und er wurde immer besorgter trotz der Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wovon sie sprach.

 

Buffys Körper begann bei Angels verwirrtem Blick zu zittern.

 

“Ashlynn! Ist sie bei dir?!?”

 

Angel schüttelte seinen Kopf und sein neuerdings schlagendes Herz begann in seiner Brust zu klopfen.

 

“Nein. Deine Freundin Tara kam vorhin vorbei. Sie wollte etwas Zeit mit Ashlynn verbringen. Also bin ich in mein Zimmer gegangen. Sie sind nicht hier?”

 

“Nein", kam es wimmernd von Buffy. “Hier ist niemand."

 

“Komm." Er griff nach ihrem Arm und zog Buffy auf die Tür zu, durch die er gerade gekommen war. “Sie müssen irgendwo in der Nähe sein. Wir werden sie finden."

 

Er griff nach dem Türknauf, um ihn zu drehen und die Tür zu öffnen, aber er bewegte sich nicht.

 

“Was zur Hölle?”

 

Er legte mehr Kraft in seine Handlung, aber die Tür blieb immer noch geschlossen.

 

Buffy riss sich von Angel los und eilte zum Aufzug. Sie bemerkte aber, dass er ebenfalls jedem Versuch widerstand, ihn zu öffnen.

 

“Nein!”

 

Sie schlug gegen das robuste Metall in der Hoffnung, dass es sich öffnete.

 

“Buffy", rief Angel, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und zog ihre geröteten Fäuste von der Tür weg. “Ich bin sicher, dass alles okay ist."

 

Jedenfalls hoffte er das.

 

“Nein! Ist es nicht!”

 

Sie bemühte sich, aus seinem starken Griff zu kommen. Sie musste ihre Tochter finden. Jetzt!

 

Ihre Handlungen kamen zum Erliegen, als ein helles Licht um sie herum aufleuchtete. Beide bedeckten ihre Augen gegen das blendende Licht, das nur ein paar Sekunden andauerte. Als ihre Sicht wieder klar wurde, flatterte ein einfacher, weißer Umschlag zu ihren Füßen auf den Boden.

 

Mit zitternden Händen griff Buffy nach unten, hob den Gegenstand auf und sah ihn zögerlich an. Millionen von Gedanken gingen ihr durch den Kopf. War in dem Umschlag eine Lösegeldforderung? Eine Drohung? Eine detaillierte Beschreibung vom Ableben ihrer Tochter und Tara? Nun, es gab nur einen Weg, um das herauszufinden.

 

Buffy zog das gefaltete weiße Papier von innen heraus und begann die sauber geschriebenen Worte zu lesen:

 

 

 

 

“Ich werde sie umbringen", brummelte Buffy.

 

Angel sah sie seltsam an, da er ihre Wut nicht verstand.

 

“Was ist los?”

 

Sie antwortete ihm nicht. Stattdessen schob sie ihm den Brief in seine Hände und stapfte dann davon, während sie vor sich hermurmelte, wie sehr sie wusste, dass das Cordys Idee war, und dass ihre Freundin so gut wie tot war, wenn sie sie das nächste Mal sehen würde.

 

Angel las schnell den Brief und verstand Buffys Reaktion. Es schien, dass ihre Freunde, nun eigentlich die von Buffy, sich ein wenig eingemischt hatten. Und wenn man von Buffys Empörung ausging, war sie nicht das kleinste bisschen glücklich über ihren Plan. Es tat weh, dass sie ihn so sehr hasste, dass nur die Idee, zusammen für ein Wochenende eingeschlossen zu sein, sie so zornig machte.

 

Wenn es etwas gab, dass ihm schmerzhaft bewusst geworden war, seit er den Raum des Orakels mit seinem neuen menschlichen Körper verlassen hatte, dann war es, dass Buffy nichts mit ihm zu tun haben wollte. Sie hatte kaum mit ihm gesprochen, seit sie den Handel abgeschlossen hatten, durch den er seine Menschlichkeit zurückbekommen hatte, und sie war ihm um jeden Preis auszuweichen. Er wusste nicht, ob sie dazu stand, was sie da tat, aber er war nicht blöd. Ihr Verhalten war ganz offensichtlich. Und das tat ihm im Herzen weh.

 

Er wollte weinen. Er wollte rennen. Er wollte sie schütteln und sie zwingen, mit ihm zu sprechen. Aber eigentlich wollte er nur Antworten. Hasste sie ihn? War sie einfach wütend auf ihn? Liebte sie ihn nicht mehr? Er kam sich vor, als hinge er genau in der Mitte. Er wusste nicht, wo er gerade stand oder wo es sie noch hinführte. Hier war er jetzt, ein Mensch, dem jetzt so viele Türen offen standen, und er wusste nicht, wohin er gehen sollte. Und er hatte eine Tochter, die er kennen lernen musste. Wenn Buffy ihn jedoch nicht in der Nähe haben wollte, wusste Angel nicht, was er tun sollte. Wie sollte er bleiben und ein Vater sein, wenn Buffy offensichtlich eine solche Verachtung für ihn empfand?

 

Wenn er noch irgendwelche Zweifel an Buffys Gefühlen hatte, dann wurden sie verworfen, als er ihre fieberhaften Bewegungen durch den Raum verfolgte. Sie untersuchte jedes einzelne Fenster, und ebenso nochmals die Tür zum Treppenhaus und den Aufzug, auf der Suche nach einem Weg nach draußen.

 

“Sie sind magisch versiegelt, Buffy", sagte er resignierend.

 

“Wenigstens versuche ich es", blaffte sie ihn harsch an.

 

Angel schüttelte seinen Kopf und lehnte sich gegen die nächste Wand.

 

“Ich hätte oben bleiben sollen."

 

Sie sollte das nicht hören, aber sie tat es.

 

“Warum bist du überhaupt hier?", fragte sie und unterbrach ihre Suche für einen Moment.

 

Er öffnete seine Augen und sah sie vorsichtig an.

 

“Als Cordy nach oben kam, sagte sie mir, dass du mich sehen solltest."

 

“Hinterhältiges kleines Miststück", murmelte sie zu sich selbst, bevor sie aus dem Wohnzimmer stolzierte und den Flur hinab ging.

 

Das würde ein sehr, sehr langes Wochenende werden, wusste Angel, wenn Buffy sich weiter so ablehnend verhalten würde. Es gab jedoch nichts, was er wegen ihrer Situation machen konnte, also nahm er an, dass sie einfach das Beste daraus machen mussten und versuchen mussten, sich nicht gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben.

 

Er setzte sich gerade auf den Sessel, als Buffy zurück in das Wohnzimmer stapfte. Ihre Arme waren beladen mit einigen schweren Büchern. Sie ignorierte seine Anwesenheit völlig, sondern knallte nur den Bücher auf den Tisch und ließ sich dann auf einen Sessel fallen, der am weitesten von ihm entfernt war.

 

In den nächsten Minuten war es still im Raum, außer dem gleichmäßigen Rascheln von Papier, da Buffy durch die Bücher ging. Angel überlegte sich, ob er sie fragen sollte, was sie da tat, tat es aber besser nicht. Es schien, als würde sie alles verärgern, was er auch sagte, deshalb war es besser, wenn er still war.

 

“Du könntest mir helfen, weißt du!", sagte Buffy schließlich etwas später.

 

“Bei was helfen?", fragte er behutsam.

 

Sie beäugte ihn, als wäre er ein Idiot, bevor sie antwortete.

 

“Ich suche nach einem Zauber, um uns hier raus zu bekommen!”

 

“Du suchst…” Er schüttelte seinen Kopf und fuhr sich durch sein Haar. “Buffy, du weißt ja noch nicht einmal, wie man Magie anwendet."

 

“Nein, aber du", sagte sie ohne von dem Buch aufzusehen, das sie im Moment durchsuchte.

 

Ihr Verhalten begann ihm langsam auf die Nerven zu gehen. Sie behandelte ihn wie einen streunenden Hund, der nicht verschwinden wollte. Vielleicht hatten Cordy und die anderen die richtige Idee. Vielleicht mussten sie auf den Grund von was auch immer nicht stimmte gehen. Sie konnten ganz sicher nicht so weitermachen. Wenn er bleiben würde und für Ashlynn da sein würde, mussten sie mindestens wegen ihrer Tochter einen Kompromiss finden.

 

“Ich werde keinen Zauber machen."

 

Nein, er würde ganz sicherlich nichts tun, um ihr dabei zu helfen, von ihm weg zu kommen. Sie würden das klären, ob sie es mochte oder nicht.

 

“Warum zur Hölle denn nicht?", schrie sie aufgebracht.

 

Was war sein Problem? Wollte er hier das ganze Wochenende eingeschlossen sein? Buffy sah nichts Ansprechendes bei dieser Idee. Sie glaubte nicht, dass sie es schaffen konnte, ihm so lange so nah zu sein. Konnte sie sich selbst trauen? Ja…nein…vielleicht. Es war egal. Was nicht egal war, war, dass sie ihm nicht vertrauen konnte.

 

Ja, sie war wütend auf ihn und verletzt wegen alledem. Sogar jetzt, sieben Jahre später, war es immer noch ein Dorn in ihrem Herzen, dass er Sunnydale verlassen hatte. Sicher, sie verstand seine Gründe, akzeptierte sie sogar zu einem gewissen Grad, aber alle Logik dieser Welt konnte die Tatsache nicht zurückweisen, dass er sie verlassen hatte, und dass er es getan hatte, ohne mit ihr über seine Entscheidung zu sprechen. Und es änderte nichts an der Tatsache, dass er so lange weggeblieben war, ohne nach ihr zu sehen oder sie wissen zu lassen, das er immer noch existierte.

 

Faith hatte ihr mitgeteilt, was Angel gesagt hatte, als er sie ihn Sunnydale gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er gedacht, dass sie tot war. Sie mochte vielleicht nicht die Allerschlauste sein, aber sie war nicht blöd. Ihrer Meinung nach gab es kaum Zweifel darüber, dass er weggeblieben wäre, wenn er nicht geglaubt hätte, dass sie tot wäre. Und sie wusste ebenfalls, dass er nicht gewollt hatte, dass sie ihn in dieser Nacht auf der Straße finden sollte. Alles was er wollte, war, sie zu sehen und dann wieder davonzurennen.

 

Wie sollte sie ihm jemals vertrauen, dass er bleiben würde? Er hatte sogar im Raum des Orakels gesagt, dass er den Handel, ein Mensch zu werden, nicht annehmen wollte. Jetzt gab es nichts mehr, das ihnen im Weg stand, aber wie sollte sie ihm vertrauen? Woher sollte sie wissen, dass er nicht einen anderen Grund finden würde, um zu gehen? Die Antwort: Sie wusste es nicht.

 

Angel war einen Moment still, während er da stand. Anstatt ihre Frage zu beantworten, fragte er das allererste, das ihm einfiel.

 

“Hasst du mich so sehr, dass du es nicht aushalten kannst, mit mir im gleichen Raum zu sein?”

 

Das war sicherlich nicht das, von dem sie dachte, dass er sagen würde, und sie war sich nicht sicher, wie sie darauf antworten sollte.

 

“Was?”

 

“Du hast mich gehört."

 

Er behauptete seine Stellung, entschlossen, den Grund ihres Verhaltens zu finden.

 

Zornig warf Buffy das Buch auf ihrem Schoß auf den Boden und stand auf, um sich ihm zu stellen.

 

“Ja, ich habe dich gehört. Ich bin weder taub, noch bin ich ein Kind."

 

“Ich weiß, dass du kein Kind bist", erwiderte er nachdrücklich.

 

Warum sollte sie so etwas sagen?

 

Buffy schnaubte wegen seiner Verleugnung.

 

“Ja, sicher. Dein Verhalten sagt aber etwas anderes!”

 

Angel antwortete nicht auf ihre Behauptung. Er war plötzlich zu fasziniert von ihrer Schönheit, wie sie da stand und ihn ansah, mit ihren vor Zorn funkelnden Augen. Gott war sie überwältigend. Und sie stand so nah. Alles was er tun musste, war, die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Er wusste, dass er es nicht tun sollte. Er wusste, dass sie es nicht wollte. Aber genau in diesem Moment war es ihm egal. Er tat einfach das Erste, was ihm durch den Kopf ging.

 

 

Kapitel 5

 

Was auch immer für Gedanken in Buffys Kopf gewesen waren, sie verschwanden in dem Moment, in dem Angels Lippen die ihren berührten. Es war so, als wäre sie in der Zeit zurückgegangen. Als wäre sie wieder sechzehn Jahre alt, und sie und Angel stahlen sich geheime Küsse auf dem Friedhof. Sein Mund fühlte sich genauso an, so weich und verlangend. Sie konnte das Stöhnen in ihrem Hals nicht unterdrücken, als seine Zunge sich um ihre schlang.

 

“Buffy", murmelte Angel an ihren Lippen und eine Vielzahl an Emotionen liefen durch seinen Körper.

 

Das einzelne geäußerte Wort brachte Buffy in die Gegenwart zurück. Sie riss sich geschockt durch ihr Verhalten von Angel los und stolperte durch den Raum. Ihr Rücken prallte mit solch einer Macht gegen die Wand, dass sie zusammenzuckte. Sie hob ihre Hand, berührte ihre Lippen und sah Angel mit einem verwirrten und wütenden Blick an. Sie öffnete ihren Mund, um ihn zurechtzuweisen, aber keine Worte wollten herauskommen.

 

“I…Ich-ich muss….ins…ins Bett", stotterte Buffy und begann sich Zentimeter für Zentimeter an der Wand entlang zu bewegen, wobei ihre Handflächen flach auf der Oberfläche lagen, um sie zu führen.

 

“Buffy-”

 

“Ich….schlafen", murmelte sie ohne Zusammenhang.

 

Buffy bewegte sich weiter an der Wand entlang und sorgte dafür, so weit entfernt von Angel zu bleiben wie möglich. In dem Moment, als sie den Flur erreichte, drehte sie sich um und rannte ohne einen weiteren Blick zu dem fassungslosen Mann, den sie zurückließ, in ihr Schlafzimmer.

 

Angel sah zu, wie sie vor ihm davonlief, zerrissen darin, ob er ihr nachgehen oder bleiben sollte wo er war. Als er hörte, wie sie die Tür zuschlug, wusste er, dass sie nicht wollte, dass er ihr folgte. Und er wusste in seinem Herzen, dass er sie wirklich verloren hatte.

 

Für immer.

 

 

*****

 

 

Spät am nächsten Morgen verließ Buffy zögernd ihr Schlafzimmer. Sie hätte es bevorzugt, dort den ganzen Tag und das Wochenende zu verbringen, aber sie sich konnte solche Dinge wie essen und der Gang ins Badezimmer nicht übergehen. Nachdem sie also so lange wie möglich ausgehalten hatte, schaffte sie es schließlich, die sichere Abgrenzung ihres Raumes zu verlassen.

 

Nachdem sie im Badezimmer gewesen war, um dem Drang der Natur zu folgen und sich die Zähne zu putzen, ging Buffy langsam ins Wohnzimmer. Sie war überrascht, Angel in einem der Sessel sitzen zu sehen, still wie eine Statue, und durch die große Fensterfront nach draußen starrend. Er sah so aus, als hätte er die ganze Nacht dort gesessen, wenn seine unzerknitterte Kleidung ein Hinweis dafür war.

 

Sie stand einige Sekunden da und beobachtete ihn, da er keine Anzeichen machte, dass er ihre Gegenwart zur Kenntnis genommen hatte. Schließlich schlenderte sie in die Küche, um etwas zu essen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie sich etwas zu Essen reinschieben und zu ihrem Zimmer zurückkehren, bevor er sich entschied, mit ihr zu sprechen oder Schlimmeres.

 

Nachdem sie schnell ein Sandwich gegessen hatte, nahm Buffy sich eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank und machte sich auf den Weg zurück zum Wohnzimmer. Sie hielt ihren Blick die ganze Zeit nach vorne gerichtet, anstatt auf den schweigsamen Mann, der nur ein paar Meter entfernt war. Alles was sie machen wollte, war, es zurück in ihr Zimmer zu schaffen. Aber als sie gerade den Eingang zum Flur erreicht hatte, sprach er:

 

“Ich werde gehen."

 

Die Worte stoppten Buffy sofort. Gehen? Er würde gehen? Sie wirbelte herum und sah Angel mit großen Augen an.

 

“Was?”

 

Angels Blick ruhte weiter auf den Fenstern, während er sprach.

 

“Wenn sie uns rauslassen, werde ich meine Sachen packen und gehen."

 

Die Flasche Saft, die sie mit ihrer Hand fest umklammert hatte, rutschte auf den Boden und ihre Unterlippe zitterte leicht. Er würde wirklich gehen. Sie hätte wissen sollen, dass er das tun würde. Das schien er immer zu machen, ob mit Absicht oder nicht. Er hatte sie in der Nacht ihres siebzehnten Geburtstags verlassen, dann wieder kurz nachdem seine Seele zurückgekehrt war, und dann zum letzten Mal in der Nacht ihres Abschlusses.

 

“Warum?", flüsterte sie und kämpfte gegen die Tränen, damit sie nicht fielen.

 

Die fast schon verzweifelt gestellte Frage ließ Angel schließlich seinen Blick auf Buffy richten.

 

“Weil es offensichtlich ist, dass du mich nicht hier haben willst. Wenn wir also hier rauskommen, werde ich gehen und dich nicht weiter stören", erklärte er.

 

Zu gehen war bei weitem nicht das, was er tun wollte. Aber Angel hatte die ganze Nacht über die Situation nachgedacht und er hatte nur eine Lösung gefunden. Er musste gehen. Er konnte nicht bleiben, wenn Buffy ihn weiter hasste. Es würde schwer sein, seine Tochter zurückzulassen und die Frau, die er immer geliebt hatte, aber es war das Beste.

 

“Ich hasse dich nicht", rief Buffy leise aus und hob ihren tränenerfüllten Blick zu Angel.

 

“Fast hättest du mich zum Narren halten können", schnaubte Angel als Antwort.

 

“Und ich will nicht, dass du gehst", fuhr sie fort.

 

“Was willst du denn, Buffy, weil ich es zur Hölle noch mal nicht weiß", fragte Angel mit lauterer Stimme als beabsichtigt.

 

“Also denkst du, dass du einfach gehen kannst?", schoss sie zurück und fühlte, wie ihr Zorn anstieg. Sie trat ein paar Schritte zurück und sah ihm mit verschränkten Armen an. “Die Dinge werden ein bisschen zu hart oder zu schwer und du gehst einfach. Funktioniert das so?”

 

Angel seufzte und rieb sich mit einer Hand über sein Gesicht, bevor er etwas sagte.

 

“Du weißt, warum ich gegangen bin."

 

“Ja, das weiß ich", gab Buffy zu. “Und ich sage nicht, dass ich…ich deine Gründe nicht verstehe oder ihnen zustimme, aber das ist nicht der Punkt. Du hast es einfach getan. Du hast nicht einmal meine Gefühle in Betracht gezogen oder was ich wollte."

 

“Ich habe getan, von dem ich dachte, dass es das Richtige war", meinte er und glaubte immer noch, dass er das Beste getan hatte.

 

“Was ist mit mir?", schrie sie ihn an und schlug sich mit einer Hand auf ihre Brust, als die kühle Fassade, die sie in der vergangenen Woche aufgebaut hatte, zu schmelzen begann. “Was ist damit, was ich wollte? Ich wollte nicht, dass du gehst!”

 

“Aber ich bedauere nicht, dass du es getan hast", fuhr sie fort und wischte sich über die Tränen, die ihre Wangen herunter liefen. “Denn wenn du es nicht getan hättest, hätten wir vielleicht nie miteinander geschlafen, bevor du gegangen bist und ich hätte Ashlynn nicht gehabt. Sie war alles, was von dir übrig geblieben ist, als du weg warst."

 

Angel konnte auf ihre Behauptung nichts sagen. Er wusste, dass sie Recht hatte. Wenn er nicht vorgehabt hatte zu gehen, hätten sie nie miteinander geschlafen, so kurz nachdem er ihr Blut getrunken hatte. Und wenn das nie passiert wäre, dann wäre Ashlynn nie gezeugt worden. Obwohl er das kleine Mädchen erst eine kurze Zeit kannte, liebte er sie bereits und könnte sich niemals wünschen, dass sie nicht existieren würde.

 

“Sieben Jahre, Angel", fuhr sie mit ihrer Tirade fort. “Sieben Jahre und du hast nicht auch nur einmal einen Brief geschickt oder dich bemüht, mich zu kontaktieren. Und dann warst du plötzlich hier."

 

“Ich wollte nicht-”

 

“Ja, ich weiß. Du wolltest nicht, dass ich dich sehe", unterbrach sie ihn, indem sie ihre eigene Interpretation zu seinem Verhalten einwarf. “Und ich weiß ebenso, dass du nicht gekommen wärst, wenn du nicht gedacht hättest, dass ich tot bin!”

 

Der schuldige Gesichtsausdruck von Angel war genug, um ihr zu sagen, dass ihre Vermutung korrekt gewesen war. Er hatte nie gewollt, dass sie von seiner Anwesenheit wusste. Alles war er geplant hatte, war, eine Weile im Schatten zu herumzuschleichen, bevor er wieder verschwand.

 

“Es tut mir Leid", murmelte Angel und richtete seinen Blick nach unten.

 

“Ich wusste nicht, ob es dir gut ging oder du verletzt warst. Sieben Jahre lang, Angel. Ich wusste gar nichts. Du hättest Staub sein können und hätte es noch nicht einmal gewusst", schrie sie ihn an.

 

“Mir ging es gut", brachte er heraus.

 

“Oh, gut. Nun, es hilft, das jetzt zu wissen!", blaffte sie ihn an und keuchte fast wegen dem Zorn, der ihr durch ihre Adern lief.

 

“Was wäre daran gut gewesen, Buffy? Es hätte es nur schlimmer gemacht, wenn wir in Kontakt geblieben wären", verteidigte er sich, da er ungern zugab, dass sie Recht hatte.

 

“Woher weißt du das? Gott! Ich konnte dir nicht einmal von Ashlynn erzählen! Ich konnte dir nichts von dem wunderschönen Mädchen sagen, das wir geschaffen haben", kam es von ihr halb schreiend und halb schluchzend.

 

“Du hättest versuchen können, mich zu finden, um es mir zu erzählen", erwiderte Angel, der ein wenig wütend darüber war, dass sie ihm alle Schuld zuschob.

 

“Oh richtig", schnaubte sie. “Und wie sollte ich das machen? Einfach durch sieben Kontinente und Milliarden Menschen suchen, während ich eine Tochter zu erziehen hatte, deine Tochter, einen täglichen Job hatte und obendrauf noch die Jagd?”

 

Ohne Angel zu Wort kommen zu lassen, wütete Buffy weiter.

 

“Dann kommst du zurück und versuchst dich vor mir zu verbergen, was nicht geklappt hat. Du wolltest immer noch gehen, nachdem mir klar geworden war, dass du hier warst. Sogar dass du eine Tochter hast, und dass du sie kennen gelernt hast, war dir egal. Du wolltest trotzdem gehen. Schon wieder!”

 

“Ich hätte nicht bleiben können, Buffy. Du weißt das. Nichts hatte sich verändert", erklärte Angel leise.

 

Er konnte ihr nicht sagen, dass sie sich geirrte hatte, denn sie hatte Recht. Er hatte nicht versucht, mit ihr in Kontakt zu treten, hatte sie nicht wissen lassen, dass es ihm gut ging, wäre nicht zurück gekommen, wenn er nicht geglaubt hätte, dass sie tot war und hatte ganz sicher nicht gewollt, dass sie ihn sah. Und ja, er hatte geplant, wieder zu gehen, nachdem sie ihn gefunden hatte.

 

“Alles hat sich verändert! Wir haben eine Tochter, Angel. DU hast eine Tochter! Verdient sie es nicht, ihren Vater zu kennen?", fragte sie und erinnerte sich an die vielen Male, als Ashlynn etwas über den Mann wissen wollte, den sie nie getroffen hatte, von dem sie aber wusste, dass er ihr Vater war. “Und was war, als wir beim Orakel waren? Dir wurde eine Chance angeboten für alles, was wir je gewollt haben und du wolltest ablehnen! Du wärst lieber tot geblieben, anstatt zu mir zurückzukommen!”

 

“Das ist nicht wahr!", schrie Angel zurück.

 

“Wirklich? Ist es nicht? Wie auch immer." Buffy schüttelte deprimiert ihren Kopf und ließ vor lauter Erschöpfung ihre Schultern hängen. “Weißt du was? Geh. Geh einfach. Und komm nicht zurück. Niemals."

 

“Ist es das, was du wirklich willst?", fragte er heiser in dem Wissen, dass er tun würde, was sie verlangte, wenn sie ja sagen würde.

 

“Nein! Das ist nicht das, was ich will!", schluchzte sie aufgebracht.

 

“Was willst du dann von mir, Buffy, denn ich habe keine Ahnung", rief Angel aus und hob niedergeschlagen seine Hände.

 

Er konnte nicht verwirrter darüber sein, was Buffy wollte.

 

“Ich will, dass du bleibst! Ich will, dass wir eine Familie sind! Ich will dich, Angel! Seit ich sechzehn Jahre alt war, habe ich immer nur dich gewollt", kam es hilflos von ihr.

 

Warum verstand er es denn nicht?

 

Die verzweifelte Bitte trieb Angel aus dem Sessel, aus dem er sich die ganze Nacht nicht entfernt hatte. Er stellte sich vor Buffy, die sich weigerte ihn anzusehen, und nahm ihre Hände in seine.

 

“Ich bin hier, Buffy", beschwichtigte er sie mit beruhigender Stimme und hob mit seiner rechten Hand ihr Kinn.

 

“Nein! Bist du nicht!", antwortete sie und riss sich von ihm los. “Du wirst wieder gehen. Ich weiß, dass du das wirst! Du wirst einen Grund finden, um mich zu verlassen!”

 

Plötzlich ergab alles einen Sinn für Angel. Die Art, wie sie sich verhalten hatte, nachdem sie ihn entdeckt hatte, die kalte Schulter der vergangen Woche und ihr Ausbruch im Moment. Sie hatte Angst, dass er gehen würde. Sie vertraute ihm nicht, dass er blieb. Und er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Er hatte ihr keinen Grund gegeben, anders zu denken. Wenn er an ihrer Stelle wäre, dann würde er sich auch nicht vertrauen.

 

Aber jetzt war etwas anders. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren konnte er eine Zukunft sehen, eine Zukunft, die mit Liebe und Glück erfüllt war und allem, was er jemals gewollt hatte. Er konnte Buffy lieben, ohne die Rückkehr von Angelus zu befürchten und er konnte mit seiner Familie in die Sonne gehen, ohne zu Staub zu werden. Es war ein Traum, der wahr geworden war und er wollte bleiben und ein Teil davon werden.

 

“Buffy", sagte er und zwang sie ihn anzusehen. “Wenn du willst, dass ich bleibe….wenn du das wirklich willst, dann werde ich bleiben."

 

“Woher weiß ich das, Angel?", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. “Woher weiß ich, dass morgen oder nächste Woche oder nächstes Jahr nicht etwas passieren wird, das deine Meinung ändert?”

 

“Ich habe immer bei dir bleiben wollen", erwiderte Angel und wagte es eine Hand zu heben, um ihr über die Wange zu streichen. “Du bist die einzige Frau, die ich jemals wirklich geliebt habe. Ich hätte alles gegeben, um bei dir bleiben zu können. Ich wollte nur das tun, was das Beste für dich war."

 

“Aber verstehst du denn nicht? Es ging nicht nur um dich. Es ging um uns und jetzt auch um Ashlynn", antwortete sie und bekämpfte das Verlangen, sich in seine Hand zu schmiegen. “Ob das, was du getan hast, jetzt richtig oder falsch war, es ging um uns. Du kannst für mich keine Entscheidungen treffen."

 

“Aber ich habe keine-”

 

“Doch, du hast", warf sich ein und zog sich ein wenig zurück. “Du hast mir vor dem Abschluss nur gesagt, dass du gehen würdest. Ich weiß, dass es auf lange Sicht das Beste war, aber du hättest mit mir sprechen sollen."

 

“Es hätte nichts geändert", erwiderte er und schüttelte seinen Kopf.

 

“Vielleicht nicht", stimmte Buffy irgendwie zu. “Aber wir hätten darüber reden müssen. Ich mag vielleicht jung sein, Angel, aber ich bin kein Kind. Ich kann mich wie eine Erwachsene unterhalten."

 

“Ich wollte nie, dass du dir wie ein Kind vorkamst", sagte er entschuldigend.

 

“Ich weiß, aber du tust es trotzdem", gab sie traurig zu und starrte in Angels tiefbraune Augen. “Wie bei dem Orakel, als du einfach angekommen bist und den Handel abgelehnt hast, obwohl es doch meine Entscheidung war."

 

“Ich will nur, was für dich das Beste ist", wiederholte Angel und hielt ihrem Blick stand.

 

“Ich weiß das und ich weiß es zu schätzen. Aber es war meine Entscheidung, oder wenigstens UNSERE Entscheidung, weil es auch um MEIN Leben ging. Ich verdiene es, eine Meinung bei dem zu haben, was darin passiert", wies Buffy ihn mit fester Stimme zurück.

 

“Es tut mir Leid, dass ich dich fühlen ließ, als wärst du ein Kind, oder als wärst du irgendwie unwichtig. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte nur, dass du glücklich bist", erklärte Angel.

 

Buffy trat näher zu Angel und legte ihren Kopf zurück, damit sie in seine Augen sehen konnte.

 

“Du machst mich glücklich, Angel. DU….ob du jetzt ein Vampir bist, oder ein Mensch, oder was auch immer du jetzt bist. Alles was ich will ist, dass du in meinem Leben bist. Für immer", sagte sie so aufrichtig wie möglich. Sie hob eine Hand und legte sie auf sein jetzt schlagendes Herz. “Weißt du denn nicht, wie sehr ich dich brauche?”

 

“Du brauchst mich nicht, Buffy", lehnte Angel ab. “Du hast dir hier ein wunderschönes Leben geschaffen. Ohne mich."

 

“Ja, aber ich habe dich jeden Tag vermisst. Ich habe es vermisst, mit dir zu sprechen, deine Arme um mich zu spüren, und dass du mir den Rücken frei hältst. Niemand hat mich jemals so gut gekannt wie du", antwortete Buffy und versuchte all ihre Emotionen durch ihre Worte auszudrücken. “Ich will, dass du bleibst, aber du musst es auch wollen."

 

Angel legte eine Hand über die von Buffy auf seiner Brust und streichelte über die weiche Haut, während er versuchte darüber nachzudenken, was er ihr sagen konnte. Wie konnte er sie überzeugen, dass er wirklich bleiben wollte? Sie hatte jedes Recht, ihm nicht zu vertrauen. Seine vergangenen Taten erlaubten ihr das. Aber er wollte mit ihr und ihrer Tochter zusammen sein. Er wollte, dass sie eine Familie waren. Jetzt ging es nur darum, sie zu überzeugen.

 

“Ich will bleiben", flüsterte er ernsthaft. “Mehr als alles auf der Welt will ich hier bei dir und Ashlynn sein."

 

“Aber woher weiß ich das? Woher weiß ich, dass du nicht eines Tages einen anderen Grund findest, um mich, uns zu verlassen?", fragte sie und drückte damit ihre größte Angst aus.

 

Angel nahm beide Hände von Buffy in seine, hob sie an seinen Mund drückte beiden einen sanften Kuss auf die Knöchel, bevor er sprach.

 

“Ich wünschte, ich könnte dir versprechen, dass jetzt alles perfekt läuft, aber das kann ich nicht. Niemand von uns weiß, was die Zukunft bringt. Ich kann dir versprechen, dass ich alles in meiner Kraft tun werde, immer bei dir und Ashlynn zu sein. Und ich kann dir versprechen, dass ich, falls etwas passieren sollte, mit dir darüber sprechen werde, anstatt einfach eine Entscheidung zu treffen."

 

“Ich wünschte, ich könnte dir glauben", entgegnete Buffy mit sanfter Stimme und wandte ihren Blick ab.

 

“Das kannst du. Du musst mir nur vertrauen", meinte Angel in fast schon flehendem Tonfall, während er erneut ihr Kinn anhob, damit er sie ansehen konnte. “Kannst du mir vertrauen?”

 

Buffy starrte in seine tiefbraunen Augen und war innerlich zerrissen. Konnte sie ihm vertrauen? Konnte sie den Glauben haben, dass er bleiben würde, dass es dieses Mal anders sein würde? Sie wollte es. Sie wollte es ganz verzweifelt. Solange sie sich erinnern konnte, hatte sie von einer Zukunft mit Angel geträumt, aber immer kam etwas zwischen sie. Aber jetzt hatte sich alles verändert und die Zukunft stand da und sah ihr ins Gesicht.

 

Es war das liebevolle Strahlen in seinen Augen, das ihr alles sagte, was sie wissen wollte. All die Dinge, die sie nicht glauben wollte, leuchteten dort, damit sie es sah. Sie wusste in dem Moment, dass er ehrlich gewesen war, als er gesagt hatte, dass er bleiben wollte. Und sie wusste, dass er ihr niemals hatte wehtun wollen, und dass er alles Mögliche machen würde, damit es dieses Mal richtig lief. Es gab jedoch keine Garantie. Nichts im Leben war in Stein gemeißelt. Aber konnte sie die Chance wahrnehmen? Konnte sie mit dem Bedauern leben, wenn sie es nicht tat?

 

Während sie dort stand und in Angels Augen starrte, versuchte sich Buffy ihre Zukunft vorzustellen. Genau wie damals mit sechzehn war Angel das einzige, was sie sehen konnte. Sie sah Spaziergänge im Park mit Ashlynn, die von beiden die Hände hielt, wie sie beide Seite an Seite kämpften, um die Welt zu retten, gemütliche Nächte, die sie alleine miteinander verbrachten, und eine Vielzahl an Möglichkeiten, von denen sie geträumt hatte, von denen sie aber nie gehoffte hatte, dass sie wahr werden würden.

 

Die andauernde Stille begann Angel Sorgen zu machen und mit jeder Sekunde, die verging, brach sein Herz immer mehr. Er wollte so sehr, dass sie ihm vertraute, dass sie ihnen eine Chance gab, aber er konnte es ihr nicht vorwerfen, wenn sie es nicht tat. Wenn sie nein zu ihm sagte, wenn sie sagte, dass er gehen sollte, dann würde es das tun. Er würde es hassen und es würde schlimmer schmerzen, als er es ertragen konnte, aber er würde es tun. Alles, nur um ihr weiteren Schmerz zu ersparen.

 

Angel war so in Gedanken, dass er fast ihre Antwort nicht hörte.

 

“Ja."

 

“Ich…j-ja?", stotterte Angel und er versuchte sein Bestes, um nicht seine Hoffnung aufkommen zu lassen.

 

“Ja", wiederholte sie langsam. “Ich liebe dich, Angel. Das habe ich immer und das werde ich immer."

 

“Ich liebe dich auch. Für immer", erwiderte er und bekämpfte das Verlangen, wegen ihrer Akzeptanz zu heulen.

 

Angel war sich nicht sicher, ob er jemals erwartet hatte, dass sie ihn zurücknehmen würde. Er fragte sich, ob er das leise ‚ja’, das er gerade gehört hatte, geträumt hatte, aber der zögerliche, hoffnungsvolle Ausdruck in Buffys Gesicht sagte ihm, dass das nicht so war. Sie gab ihnen wirklich eine weitere Chance, ihr Glück zu finden.

 

Auch wenn die Dinge noch verhalten waren und sie immer noch viel zu klären hatten, brachte die Freude, die Angel innerlich fühlte, ein strahlendes Lächeln in sein Gesicht. Niemals in seinem Leben war er so hoffnungsvoll wegen der Zukunft gewesen und was sie bringen mochte. Und bevor er sich noch stoppen konnte, lehnte sich Angel nach unten, und umfing Buffys Lippen mit seinen. Der Kuss überraschte Buffy, aber sie wehrte ihn nicht ab. Sie war es Leid, ihre Gefühle zu bekämpften. Also lehnte sie sich in die zärtliche Umarmung und erwiderte sie, indem sie ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihre Mund für seinen öffnete.

 

So einfach wie Angels Ausdruck der Liebe zu Beginn auch gewesen war, geriet es doch bald außer Kontrolle. Emotionen, die lange unterdrückt worden waren, traten an die Oberfläche und aus einem einfachen Kuss wurde ein fieberhaftes Verlangen, einander nah zu sein. Nachdem sie einander so lange entbehrt hatten, konnte keiner die rasende Leidenschaft stoppen, die sie beide überkam.

 

Angels Hand glitt Buffys Rücken hoch, während seine Zunge in ihren Mund glitt und dort in ihrem einzigartigen Geschmack schwelgte. Sie schmeckte anders, was er seinem menschlichen Status zuschob. Aber sie war immer noch Buffy. Seine Buffy.

 

Die Wärme von Angels Mund überraschte Buffy zunächst. Er war immer so kalt gewesen, aber jetzt war er warm und ein Mensch, wie sie, und sie wollte mehr. Sie presste ihren Körper näher an seinen hageren, während sich ihre Zunge mit seiner in dem nur allzu bekannten erotischen Tango umschlängelte.

 

“Buffy, vielleicht sollten wir…", murmelte Angel, als er sich ein wenig zurückzog, um Luft zu holen, was ein vollkommen merkwürdiges Gefühl war.

 

“Shh. Nicht. Küss mich einfach", sagte sie und wiederholte damit die Worte, die vor langer Zeit ausgesprochen worden waren.

 

Angel zitterte wegen diesem vertrauten Satz. Er zögerte einen Moment, bevor er ihre Lippen erneut in Beschlag nahm und langsam ihren kleineren Körper auf die Couch in der Nähe senkte.

 

 

 

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