Shadows in Time: A Chance to Survive Today


 

Kapitel 1

 

Zwei Monate, nachdem Buffy und Cordelia Sunnydale verlassen haben.

 

Buffy sah zu den sechs Treppenfluchten hoch und runzelte unglücklich die Stirn. Warum konnte das Appartementgebäude keinen funktionierenden Aufzug haben. Verstanden sie denn nicht, dass Treppen und eine schwangere Frau nicht zueinander passten? Der Vermieter wusste es wahrscheinlich, aber dem war es einfach egal. Schleimiger Bastard, es würde ihm Recht geschehen, wenn er von einer Gruppe Vampire erwischt werden würde, dachte Buffy. Okay, so weit würde sie nicht gehen, aber der Typ musste mal zurechtgestutzt werden.

 

Mit einem ärgerlichen Seufzen blickte Buffy erneut auf die zahlreichen Stufen. Im vierten Schwangerschaftsmonat war der Bauch nicht riesig und sie watschelte nicht wie eine Ente, aber das zusätzliche Gewicht, das sie bisher zugenommen hatte, hatte ihr Gleichgewicht ein wenig durcheinander gebracht und man durfte auch den schmerzenden Rücken und die Füße nicht vergessen. Das waren die Gründe, warum es ihr vor den sechs Treppenfluchten grauste. Unglücklicherweise waren sie ihre einzige Alternative. Deshalb begann Buffy widerwillig, die vielen Treppen zu erklimmen. Wenn sie jemals an einen schöneren Ort ziehen würde, dann würden sie da hoffentlich einen funktionierenden Aufzug haben.

 

Eine kurze Weile später kam sie auf ihrer Etage an. Ihre Nase rümpfte sich angeekelt, wie sie es fast jedes Mal tat, wenn sie den Anblick vor sich sah. Die Wände des Flurs waren in einem schmutzigen weiß, durchsetzt mit Rissen zwischendurch. Auf dem Boden lag ein zerlumpter, verblasster, beigefarbener Teppich, der aussah, als wäre er schon über dreißig Jahre alt. Und sie wollte nicht wissen, wo der rötlich-braune Fleck herkam. Dann war da der Geruch, an den sie nicht viel denken wollte. Der Flur vermittelte einem einfach den Eindruck von einem Saustall, aber es war.....nicht ganz so schlimm. Der Vermieter des Gebäudes war einfach ein faules Schwein, der sich niemals davon stören ließ, dass etwas getan werden musste. Der Mann hatte eine ernsthafte Abneigung gegen die Arbeit.

 

Wenigstens war es jedoch ein Ort zum Leben. Sie hatte ein Dach über ihrem Kopf, eines das glücklicherweise kein Loch hatte. Und dafür war sie dankbar. Die Dinge könnten wirklich schlimmer sein. Sie konnte obdachlos und schwanger sein. Sie hatte diesen obdachlosen Teil bisher vermieden. Das winzige Appartement, in dem sie jetzt lebte, mochte vielleicht nicht viel sein, aber es war eine willkommene Annehmlichkeit. Im Moment war es das Beste, was sie machen konnte. Vielleicht wäre es ihr in ein paar Monaten möglich, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Aber bis dahin musste sie nehmen, was sie kriegen konnte.

 

Buffy riss sich aus ihren Grübeleien und trottete den Flur entlang zu ihrem Appartement. Ihre Schritte stoppten vor der Tür, die mit der ‚68‘ beschildert war. Wie immer war die ‚6‘ ein wenig locker und hatte sich wieder zur Seite gedreht. Sie musste irgendwann einen Schraubenzieher finden und die Schraube festdrehen. Vielleicht sollte sie den Mann im mittleren Alter fragen, der in der ‚61‘ lebte, ob sie sich einen leihen konnte. Buffy musste bei dem Gedanken glucksen. Der Mann wich ihr um jeden Preis aus, nachdem er sich ihr eine Woche nach ihrem Einzug genähert hatte, und sie ihn gegen die Wand gedrückt und ihm ihr Knie in den Schritt gerammt hatte. Es gab nichts besseres als die Kraft einer Jägerin, um einen widerlichen Mann abzuwehren.

 

Buffy streckte sich und begradigte die ‚6‘, bevor sie ihren Schlüssel in das Schloss steckte und die Tür öffnete. Sie ging müde in das kleine Appartement, warf ihre Schlüssel auf den ungraden Tisch links neben der Tür. Sie wurde auf das Geplärre des Fernsehers aufmerksam. Sie drehte sich um und ging um die Ecke auf das Wohnzimmer zu.

 

„Hey Cordy", grüßte Buffy, wodurch die Brünette einen kleinen Satz machte.

 

„Oh Mann! Schleichst du dich immer so an die Leute ran?", meldete sich Cordy wütend und verschloss die Flasche Nagellack in ihrer Hand.

 

„Tut mir Leid. Ich dachte, du hast mich reinkommen gehört“, entschuldigte sich Buffy mit einem süßen Lächeln.

 

„Wo warst du überhaupt? Ich dachte, du hättest heute frei?", fragte Cordy sie, stellte den Fernseher leiser und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die müde aussehende Blondine.

 

Buffy zuckte mit den Achseln und stellte die Tüten in ihrer Hand ab.

 

„Das sollte ich auch, aber Tara hat angerufen und gefragt, ob ich kommen könnte und ihr dabei helfen könnte, eine Lieferung von Sachen durchzusehen. Ich habe mir gedacht warum nicht? Außerdem bringt das mehr Geld."

 

„Gut gedacht", räumte Cordelia mit einem Nicken ein.

 

Alles was mehr Geld bedeutete, war ganz bestimmt eine gute Sache. Hoffentlich würden sie in der nächsten Zukunft aus ihrem Rattenloch rauskommen.

 

Nicht lange nach ihrer Ankunft in Seattle hatte Buffy ein Job in einem Laden für okkulte Sachen gefunden, der einen schüchternen, süßen Mädchen namens Tara gehörte. Der Laden war direkt um die Ecke von ihrem Appartement und Buffy war eines Tages dort reingewandert, weil sie neugierig war, was dort vorkauft wurde. Dort hatte sie dann Tara getroffen und sie sofort gemocht.

 

Buffy hatte zunächst nicht gewusst, dass die Blondine eine Hexe war und nicht nur jemand, der das Okkulte mochte. Der Teil mit der Hexe war erst eine Woche nach ihrem ersten Treffen mit Tara herausgekommen. Nachdem Buffy das herausgefunden hatte, hatte sie Tara von ihrem Schicksal als Jägerin erzählt. Die junge Frau hatte die Neuigkeiten locker aufgenommen, da sie bereits ziemlich viel über die übernatürliche Welt wusste. Sie hatte Buffy einen Job angeboten und gesagt, dass es schwierig wäre Leute zu finden, die in einem Laden wie ihrem arbeiten wollten. Buffy kam später jedoch zu der Erkenntnis, dass Tara ein wenig einsam schien und außerdem irgendwie gespürt zu haben schien, in welcher schrecklichen Situation Buffy war. Jedenfalls war es ein schöner Job und sie war dankbar dafür.

 

„Ich habe Abendessen mitgebracht", bemerkte Buffy und deutete auf die Tüten, die auf dem Boden standen.

 

„Ooooh! Prima! Ich verhungere. Was hast du geholt?", fragte Cordelia, die sich eifrig von der Couch erhob, die sie in einem Laden der Heilsarmee bekommen hatten.

 

Das Ding hatte eine scheußliche gelb-orange Farbe, aber Tara hatte sie davor gerettet, indem sie ihnen einen marineblauen Überzug gemacht hatte.

 

„Chinesisch von dem Restaurant neben dem Crescent Moon", erwiderte Buffy und bezog sich dabei auf Taras Laden.

 

„Cool", bemerkte Cordy, zog die Kartons aus der Tüte und stellte sie auf den Tisch, der auch als Esstisch diente.

 

Die Zwei saßen auf dem Boden und aßen von ihrem provisorischen Tisch, während sie freundliches Geplänkel über ihren Tag austauschten. Es war gelinde gesagt ein seltsamer Anblick. Zwei Menschen, die sich nie gemocht hatten und jetzt zusammen lebten und sich auf eine tröstliche Kameradschaft eingelassen hatten. Ja, es war ganz bestimmt seltsam und noch weniger zu erwarten gewesen. Die Kameradschaft war jedoch beiden willkommen. Keine wusste, wo sie jetzt ohne die andere wäre.

 

Als sie in Seattle angekommen waren, hatten sie nicht geplant, ein Appartement zu teilen. Beide hatten sich vorgestellt, dass sie ihren eigenen Weg gehen würden, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber während der langen Fahrt waren sie sich wegen ihrer Umstände näher gekommen und hatten eine lose Verbindung geknüpft. Der Verlust von ihrem Leben, wie sie es kannten, gab ihnen eine gemeinsame Verbindung, die ihnen erlaubte, den vergangenen Missstand zur Seite zu schieben. Und auch wenn niemand es laut zugeben würde, wollte keiner wirklich alleine sein.

 

Anfangs hatten sie gedacht, dass sie sich nur gegenseitig bei der Suche nach einem Appartement helfen würden, aber die bedauerliche Wirklichkeit des Lebens trat bald ein. Beide kamen zu der Erkenntnis, dass es im Moment fast unmöglich wäre, alleine die Miete aufzubringen. Jedenfalls dann, wenn sie in einem erträglichen Appartement leben wollten. Also hatten sie sich hingesetzt, nachdem sie in Seattle angekommen waren, und hatten ihre Finanzen zusammengeworfen. Cordy hatte das Rechnen übernommen (Buffy war immer noch geschockt, dass die vollkommene Cheerleaderin ein Mathegenie war) und dann hatten sie einen Plan für ihre nächste Zukunft erstellt. Ein Plan, bei dem sie einen Ort zum Leben teilten.

 

Sogar als sie ihr Geld zusammengetan hatten, konnten sie sich immer noch nicht viel leisten, weshalb sie in ihrem gegenwärtigen Appartement gelandet waren. Der Ort war nicht so schlecht, aber es war auch nicht so toll. Es hatte einen kleinen Eingangsbereich, der sich in ein kleines Wohnzimmer ohne Fenster öffnete. Die Küche - es war nun nicht direkt eine Küche, sondern eher ein offener Bereich auf der einen Seite des Wohnzimmers, in dem sich ein Kühlschrank, Herd, Waschbecken und eine Arbeitsplatte befand. Es war zweckmäßig genug für zwei Menschen, die nicht wirklich wussten, wie man kochte. Dann waren da zwei Schlafzimmer in der Größe eines Wandschranks, beide mit winzigen Fenstern, und beide verbunden durch ein gemeinsames Badezimmer. Der einzige Vorzug dieses Appartements, der Buffy erfreute, war eine riesige Glasfaserbadewanne. Sie wusste, dass sie sehr gelegen kommen würde, wenn ihre Schwangerschaft weiter fortgeschritten war.

 

Ihre Lage war also nicht sehr toll, aber es hätte ganz bestimmt schlimmer sein können. Sie hofften, dass sie sich in ein paar Monaten etwas besseres leisten konnten. Cordy arbeitete in einer kleinen, aber teuren Boutique ein paar Blöcke weiter. Und Buffy hatte ihren Job in Taras okkultischen Laden. Vielleicht konnten sie zusammen genug Geld sparen für einen Umzug.

 

„Also was gibt es heute Abend?", seufzte Buffy und schob die große, fast leere Schachtel mit Hühnchen süß-sauer zur Seite.

 

Ihre Schwangerschaft hatte sicherlich ihren Appetit erhöht, und obwohl das Geld knapp war, aß sie wenigsten besser als zuvor.

 

Seit sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, hatte Buffy sich sehr darum bemüht, auf sich zu achten. Sie war in den ersten zwei Monaten, nachdem Angel gegangen war, in einer schrecklichen Verfassung gewesen und sie wusste, dass es nicht gesund war, wenn sie so weitermachen würde. Also hatte sie dafür gesorgt, dass sie mindestens zwei Mahlzeiten am Tag aß, was wirklich nicht schwer war. Das wachsende Kind in ihr schien sie von Tag zu Tag hungriger zu machen.

 

Sie hatte immer noch Schlafprobleme, aber nicht so schlimm wie vorher. Die Belastungen ihrer Schwangerschaft, plus der zahlreichen Arbeitsstunden, die sie fast jeden Tag leistete, ermüdeten sie und ließen sie nachts schlafen. Die Träume waren immer noch da und drehten sich oft um Angel. In vielen Nächten war sie davon aufgewacht, weil sie nach ihm rief und ihn dann nicht bei sich fand. Das endete meistens damit, dass sie leise ein paar Tränen vergoss und schließlich wieder einschlief. Alles in allem war sie in keinem tipptopp Zustand, aber es ging ihr wenigstens besser als zuvor.

 

Als Antwort auf Buffys Frage hob Cordelia die Fernsehzeitung auf und blätterte durch die Seiten. Sie las durch das Verzeichnis und suchte nach etwas, das es wert wäre zu sehen. Es war so eine Art Ritual für sie geworden, abends fernzusehen. Sie konnten es sich nicht leisten, irgendwohin auszugehen und Buffy hatte die Jagd wegen ihrer Schwangerschaft aufgegeben. Also neigten sie dazu drinnen zu bleiben. Meistens schauten sie fern und manchmal las Buffy, etwas wofür sie vorher nie Zeit gehabt hatte, und Cordelia widmete sich ihrer Schönheitspflege, die sie trotz der Veränderungen in ihrem Leben einfach nicht aufgab.

 

„Hmm....oh, hey! Ferris macht blau läuft heute Abend!", rief Cordy glücklich aus.

 

„Cool! Ich liebe diesen Film!", lachte Buffy.

 

Sie war in der Stimmung für eine gute Komödie und keine von beiden wollte einen albernen Film schauen.

 

Die beiden räumten die Reste ihres Abendessens weg und machten sich dann daran, ihren Schlafanzug anzuziehen. Buffy machte etwas Popcorn und schnappte sich die Limo, während Cordy den Fernseher anmachte und den Kanal änderte. Bald hatten sich beide auf dem ziemlich bequemen Sofa niedergelassen und lachten über die klassische Teen Komödie.

 

Keine würde es vor der anderen zugeben, aber beide waren unglaublich dankbar, die andere in ihrem Leben zu haben. Es mochte sich in ihrem neuen Zuhause eine Routine eingestellt haben, aber die Narben ihrer Vergangenheit waren immer noch frisch in ihrem Gedächtnis. Für Cordelia war es ein täglicher Kampf, von reich zu arm zu wechseln und von beliebt zu ausgestoßen. Sie hatte einmal alles gehabt und jetzt konnte sie sich kaum etwas zu essen und eine Wohnung leisten. Aber sie schaffte es und sie hatte die Zeit gehabt, sich an ihren neuen Lebensstatus zu gewöhnen.

 

Buffy jedoch war, obwohl sie es gut verbarg, immer noch tief verletzt über die Art und Weise, wie sich ihr Leben an einem schrecklichen Tag verändert hatte. Trotz der Art und Weise, wie sie sie verletzt hatten, vermisste sie ihre Familie und Freunde. Sie konnte einfach nicht aufhören sie zu lieben, weil sie sie abgewiesen hatten. So sehr sie es sich auch wünschte, sie vergessen zu können, sie hatte es nicht in ihrem Herzen, das zu tun. Und dann war da Angel. Sie versuchte so hart, nicht an ihn zu denken, aber das war absolut unmöglich. Besonders da sie sein Kind erwartete. Meistens weinte sie sich in den Schlaf, während ihre Finger über die straffe Haut ihrer Bauches streichelten und sie sich wünschte, dass er bei ihr wäre.

 

Trotz des inneren Aufruhrs der beider, überlebten sie und sie taten es zusammen. Keine wollte wirkliche darüber nachdenken, wo sie sein könnten, wenn sie ihr neues Leben alleine angefangen hätten. Und dankenswerter Weise mussten sie das auch nicht tun.

 

 

*****

 

 

Als der Film fünfundvierzig Minuten lief, schallte ein Klopfen an der Tür durch das Appartement. Cordelia und Buffy sahen sich beide mit gerunzelter Stirn an. Nie hatte jemand an ihre Tür geklopft, weshalb beide auch auf der Hut vor dem waren, der sie besuchen wollte. Buffy wusste, auch wenn sie ihre wahre Identität bedeckt gehalten hatte, seit sie nach Seattle gezogen waren, konnten dort immer noch eine gewisse Anzahl an Dämonen vor ihrer Tür stehen.

 

Langsam erhoben sich beide Mädchen von der Couch und blickten zur Tür, als ein weiteres Klopfen ertönte. Buffy griff unter das Sofa und zog eine Axt heraus, die sie dort gelagert hatte. Sobald sie sie sicher in ihren Händen hatte, nickte sie Cordelia zu, damit diese die Tür öffnete. Die Brünette wartete, bis Buffy sich hinter dem Eingang verborgen hatte, bevor sie diesen öffnete um zu sehen, wer auf der anderen Seite war.

 

Die ehemalige Cheerleaderin blickte sofort böse, als ein kleiner, schlampig gekleideter Mann zur ihr zurücksah.

 

„Kann ich Ihnen helfen?", fragte sie nervös.

 

„Gut möglich." Der Gentleman lächelte sie warm an. „Ich such nach Buffy Summers. Wohnt sie hier?“

 

Cordelia hörte, wie Buffy den Atem anhielt und zwang sich, nicht zu der Blondine zu blicken.

 

„Warum fragen Sie?“

 

„Ich nehm das mal als ein ja", erwiderte er mit einer erhobenen Augenbraue.

 

„Und ich wiederhole meine Frage", meinte Cordelia, genervt wegen der eingebildeten Art des Fremden. „Warum fragen Sie?“

 

Das neckende Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Mannes und wurde durch eine erste Miene ersetzt.

 

„Es ist wichtig, dass ich mit ihr spreche."

 

Die Veränderung in seiner Haltung blieb vor Cordelia nicht verborgen. Sie warf Buffy einen Blick zu und diese nickte ihr kurz zu. Cordelia trat zurück und öffnete die Tür weiter, wodurch deutlich wurde, dass Buffy dahinter stand, immer noch mit der Axt in der Hand.

 

Der schäbig gekleidete Mann starrte Buffy einen Moment an, bevor er sprach.

 

„Jägerin", sagte er als Begrüßung.

 

Buffys Augen zogen sich bei diesem Wort zusammen. Sie konzentrierte ihre Sinne auf den Mann. Sie spannte sich an und nahm eine defensive Haltung ein.

 

„Du bist ein Dämon", erwiderte sie nachdrücklich.

 

„Nur ein Halbdämon und nicht gewalttätig", verdeutlichte er und blickte nachdrücklich auf die Axt in Buffys Hand. „Der Name ist Allan Francis Doyle, aber jeder nennt mich Doyle", stellte er sich vor und streckte seine Hand aus.

 

Buffy machte keine Anstalten, die Hand zu schütteln und Cordy beäugte ihn angeekelt.

 

„Ich nehme nicht an, dass du mich herein bittest?", fragte der Mann, bekannt als Doyle, höflich, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht wegschicken würden.

 

Es war notwendig, mit Buffy zu sprechen.

 

„Du bist kein Vamp, du brauchst keine Einladung", sagte Buffy langsam mit Blick auf den sogenannten Halbdämon namens Doyle.

 

„Ich weiß, aber ich mache es mir nicht zur Gewohnheit, ohne Erlaubnis das Heim von Leuten zu betreten", erklärte er mit einem Lächeln. „Sieh mal, ich bin nicht hier, um Ärger zu machen oder um dich zu töten. Ich muss nur mit der Jägerin sprechen."

 

Buffy dachte einen Moment nach und tauschte einen Blick mit Cordy aus, bevor sie zur Seite trat.

 

„Komm rein. Aber wenn du irgendetwas versuchst, dann hast du ein gründliches und persönliches Treffen mit meiner Axt."

 

 

Kapitel 2

 

Doyle nickte und betrat das Appartement. Er ging ins Wohnzimmer, während die zwei weiblichen Bewohner mit einem sicheren Abstand hinterher kamen und leise miteinander flüsterten. Das Aussehen des Wohnzimmers ließ ihn die Stirn runzeln. Gelinde gesagt, es war spartanisch. An der einen Wand entlang stand ein zu kleiner Zweisitzer mit einem abgenutzten Tisch davor. Rechts von der Couch befand sich ein Sitzkissen und an der Wand gegenüber stand ein kleiner Fernseher auf dem Boden. Das war es. Keine persönliche Note, kein Schnickschnack oder andere Sachen, die man finden konnte, um einen Ort heimelig zu machen. Er konnte nicht anders, als frustriert zu seufzen. So sollten die Dinge eigentlich nicht sein.

 

„Danke, dass du mich reingelassen hast", sprach er und wandte sich zu Buffy.

 

Er überlegte einige Minuten, bevor er fortfuhr. Aber er wusste nicht, wie die Jägerin das aufnehmen würde, was er ihr sagen musste.

 

„Ich bin hier hergeschickt worden, um mit dir zu sprechen."

 

„Hergeschickt?“ Buffy runzelte die Stirn. „Von wem?“

 

„Den Mächten der Ewigkeit", antwortete er einfach.

 

„Häh?", grunzte Cordelia auf nicht sehr damenhafte Art und Weise.

 

„Die Mächte....also ich denke man kann sagen, dass sie die guten Wesen sind, die daran beteiligt sind, was im Universum passiert. Ich bin einer ihrer Boten ", fuhr er fort und wanderte zu einer Seite des Raumes.

 

„Oh", antwortete Buffy leise und wurde besorgt darüber, was irgendwelche höheren Mächte ihr sagen wollten. „Und sie haben eine Nachricht für mich?“

 

„Sozusagen", erwiderte er mit ein Achselzucken. „Sie haben eine Nachricht geschickt und....nun....mich."

 

„Ich wiederhole, häh?“ Cordy beäugte ihn verwirrt.

 

Doyle seufzte laut und setzte sich auf die Couch.

 

„Die Mächte wissen von deinem....Zustand." Er blickte zu Buffys leicht vergrößertem Bauch. „Sie sind besorgt, dass du gefährdet bist, weil du dich nicht mehr verteidigen kannst. Du bist wichtig für sie im Kampf gegen das Böse und sie wollen dich nicht durch einen Dämonenangriff verlieren, während du schwanger bist."

 

Buffy war sprachlos über die Offenbarung. Sie hatte wirklich nicht an ihre Sicherheit außerhalb der Jagd gedacht, mit der sie aufgehört hatte, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Jetzt war sie plötzlich in Sorge darüber, ob es ihr Baby überhaupt bis zur Geburt schaffen würde.

 

„Oh", murmelte Buffy fast unhörbar und ließ sich auf den Sitzsatz fallen. „Ich....sie denken, dass mir und dem Baby etwas passieren wird?“

 

„Nein.....sie wissen nichts genaues, aber sie wollen kein Risiko eingehen", verdeutlichte er und lehnte sich auf der Couch zurück.

 

Er konnte erkennen, dass das arme Mädchen offensichtlich erschüttert war über seine Neuigkeiten und sich in einem Zustand des Schocks befand.

 

„Warte mal....also diese Mächte, oder was auch immer, wollen einfach ihre Jägerin nicht verlieren?", stellte Cordy mit einem Blick auf Buffy fest. „Ich würde sagen, dass ihr Kind wichtiger wäre."

 

„Nein, also, zuzusagen. Sie wollen nicht einen ihrer besten Krieger verlieren, aber sie wollen auch nicht, dass dem Kind Schaden zugefügt wird", meinte er so aufrichtig wie möglich angesichts dessen, dass da gewisse Dinge waren, die seine Bosse ihm verboten hatten zu sagen.

 

Und er hatte vor, ihnen zu gehorchen. Er hatte keinerlei Verlangen, die Mächte zu verärgern.

 

„Und warum genau sollen wir dir überhaupt glauben? Du könntest auch eine Art Auftragsmörder sein, der hergeschickt wurde, um sie zu töten. Oder schlimmer....MICH!", schrie Cordy fast den letzten Teil und rückte ein wenig weiter von dem Typ weg.

 

„Ich kann euch nicht beweisen, dass ich nicht lüge. Ihr werdet mir einfach glauben müssen."

 

Wenn er den Beweis hätte, dann würde er ihnen den gerne zeigen, aber alles war er hatte war sein Wort. Und Doyle hoffte nur, dass sie es akzeptieren würden.

 

Cordy und Doyle richteten ihren Blick auf Buffy, die ein paar Minuten still gewesen war. Langsam hob sie ihren Blick zu ihnen. Tränen liefen ihren Wangen runter, während sie sprach.

 

„Ich will nicht, dass meinem Baby etwas passiert."

 

Der bloße Gedanke daran, dass sie ihr Kind verlieren könnte, ihr und Angels Kind, war absolut erschreckend. Es war erst zwei Monate her seit sie entdeckt hatte, dass sie schwanger war, aber in dieser Zeit war ihre Liebe zu dem Kind gewachsen. Und es war eines der spürbaren Dinge, die sie von ihrem Angel hatte. Sie wusste nicht, ob sie noch weitermachen könnte, wenn das Kind verlieren würde, das sie zusammen erschaffen hatten.

 

„Mach dir jetzt keine Sorgen, Mädel, ich werde dafür sorgen, dass dir und deinem Kleinen nichts passiert", sagte Doyle mitfühlend.

 

Er konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, was das junge Mädchen durchmachte. Er war sich der Geschichte der Jägerin sehr genau bewusst. Er wusste von ihrer Berufung, dem Tod ihres ersten Wächters, der Scheidung ihrer Eltern, dem Umzug an den Höllenschlund und allem, was dort passiert war. Für einen so jungen Menschen hatte sie mehr durchgemacht, als es jede Einzelperson je sollte. Er wusste wirklich nicht, wie sie das alles bewältigt hatte und immer noch weitermachen konnte. Er nahm an, dass es nur wegen ihrer inneren Kraft war.

 

Cordy starrte Doyle nach seiner Verkündung an und brach dann in Gelächter aus.

 

„Du? Du willst sie beschützen?“

 

„Du vergisst, Prinzessin, dass ich teilweise ein Dämon bin."

 

Er grinste die lachende Frau an.

 

„Und ? Was soll das bedeuten?", wollte sie wissen und versuchte ihr Kichern zu unterdrücken, das in ihr aufstieg bei dem Gedanken daran, dass der kleine Mann vor ihr Buffy beschützen wollte.

 

„Die dämonische Seite in mir macht mich stärker, wenn es nötig ist", fuhr Doyle fort zu erklären.

 

Er mochte es nicht immer, seinen nicht menschlichen Status zuzugeben, aber in diesem Fall war es notwendig.

 

„A-also ist es dein, äh, Job, in der Nähe zu bleiben und nach mir zu sehen?", unterbrach Buffy das seltsame Gezanke der beiden Menschen, die sich nie zuvor gesehen hatten.

 

Ihre Stimme klang müde und zitterte, als sie sprach. Die meiste Zeit versuchte sie einen starken Eindruck zu machen, aber manchmal war es einfach zu schwer. Das war eine dieser Zeiten. Unzählige Gedanken kreisten durch ihren Kopf, und alle konzentrierten sich auf die endlos vielen Dinge, die ihrem Baby passieren konnten.

 

„Yup, ich bin dein bescheidener Diener", grinste er und verbeugte sich, wodurch er hoffte, die Stimmung ein wenig zu lockern.

 

Aber diese Geste war vergeudet bei der Jägerin, die mit den Gedanken woanders war.

 

„Oh, das ist, äh, das ist gut", murmelte Buffy als Antwort.

 

Ihre Gedanken drehten sich um die Tatsache, das sie die Bedrohung der übernatürlichen Welt gegen ihr Kind vergessen hatte, auch wenn sie nicht mehr jagte.

 

„Warte!", schrie Cordy fast. „Wie soll das funktionieren? Du ziehst nicht hier ein, denn, also, a) bin ich immer noch nicht sicher, ob du ein Axtmörder bist oder nicht und b) reicht der Platz kaum für uns."

 

„Ich weiß nicht, wie das alles klappen wird, Prinzessin, aber wir können das später-“ Doyle hörte abrupt auf zu sprechen, als er bemerkte, dass Cordelia ihn anstarrte und leicht die Stirn runzelte. „Äh, habe ich etwas in meinem Gesicht?“

 

„Nein,....ich....“ Sie verstummte. „Mir ist nur gerade klar geworden, dass du aus irgend einem Grund bekannt aussiehst."

 

Diese Bemerkung ließ den Halbdämon auf einmal herumzappeln, wodurch beide Mädchen misstrauisch wurden. Buffy wischte sich schnell die Tränen weg, die ihre Sicht trübten und stand von dem Sitzsack auf. Sie nahm in Richtung des schuldig blickenden Mannes eine defensive Haltung ein. Ihr Blick wanderte zu Cordelia und sie versuchte herauszufinden, was die Brünette dachte. Doch der Blick ihrer Freundin war komplett auf Doyle konzentriert.

 

„Cordy?", fragte Buffy zögernd.

 

„Ich weiß, dass ich ihn irgendwo schon mal gesehen habe", brummelte diese mehr zu sich selbst.

 

„Also Prinzessin", unterbrach Doyle sie und wurde noch besorgter wegen der Erkenntnis der Brünetten und wie es sich auf seinen lebendigen Zustand auswirken würde.

 

„Warum nennst du mich immer so?", blaffte sie ihn an.

 

Der Halbdämon ignorierte ihre wütende Frage und schüttelte seinen Kopf, bevor er die kleine Einzelheit erläuterte, die er zuvor nicht erwähnt hatte.

 

„Ich war in Sunnydale....um genau zu sein vor zwei Monaten."

 

Cordelia dachte für einen Moment über seine Worte nach.

 

„Oh!", rief sie dann aus.

 

„Ja, das war ich", antwortete er mit einem Nicken auf Cordys plötzlichem Verstehen.

 

„Äh....weiht mich bitte jemand ein?", verlangte Buffy, die ihre Haltung entspannte, die beiden anderen Menschen im Raum aber seltsam ansah.

 

„Häh? Oh, Entschuldigung.", Cordy riss sich aus ihrer Betäubung. „Äh, erinnerst du dich an diesen Tag....der Tag, an dem du zum Motel gekommen bist?“

 

„Ja", meinte Buffy traurig, da sie sich nicht besonders gerne an den schlimmsten Tag ihres Lebens erinnerte.

 

„Also du bist einfach auf dem Parkplatz zusammengebrochen. Ich habe versucht herauszufinden, was ich mit dir machen sollte, als dieser Typ vorbei gekommen ist und gefragt hat, ob ich Hilfe brauchen würde. Er hat dich dann in mein Zimmer getragen", erzählte Cordelia und blickte Doyle ein wenig neugierig und unbehaglich an.

 

Buffy drehte sich zu Doyle.

 

„Das warst du?“

 

„Ja", antwortete er mit einem bestätigenden Nicken.

 

„Warum?", wollte die Jägerin wissen. „Ich meine, was hast du da in Sunnydale gemacht?“

 

„Die Mächte....sie, äh, wussten sogar noch vor dir von deinem Zustand. Sie sagten mir, dass ich gehen und dir helfen sollte, wie ich nur konnte. Aber dass ich mich dir nicht zu erkennen geben sollte, bevor du dir über das Baby bewusst wärst", erzählte er den beiden Freundinnen. „Ich habe dich aus der Entfernung beobachtet. An diesem Tag....war ich auf dem Weg zu deinem Haus, um mit dir zu sprechen. Ich habe gesehen, dass du es verlassen hast und bin dir gefolgt. Dann habe ich gesehen, was passiert ist und habe ich meine Hilfe angeboten."

 

„Oh, äh, also, danke", murmelte Buffy.

 

In ihrem Kopf begann es ein wenig zu hämmern wegen allem, was der Halbdämon ihr während der letzten halben Stunde erzählt hatte.

 

„Gern geschehen."

 

Er lächelte sie aufrichtig an. Er konnte nicht anders, als Mitleid für das arme Mädchen zu verspüren. Er war sich sicher, dass er mit den Dingen nicht so gut klar kommen würde, wenn er in ihrer Situation wäre.

 

„Wenn es euch nichts ausmacht, werde ich, äh, werde ich ins Bett gehen", sagte Buffy müde, die plötzlich das Verlangen verspürte alleine zu sein.

 

Ihr kam es so vor, als würden die Wände sich um sie schließen.

 

„Sicher, ich werde morgen Abend zurückkommen und wir können dann die Dinge besprechen", entgegnete Doyle und zog dann ein Stück Papier aus seiner Tasche. „Wenn du mich brauchst, das ist die Adresse und Telefonnummer zu dem Hotel, in dem ich übernachte."

 

Cordy nahm den Zettel von Doyle entgegen und sah zu, als er langsam aus dem Appartement schlenderte. Sie seufzte laut und schüttelte ihren Kopf, sobald er weg war. Nichts war jemals einfach. Sie wusste, dass das, was der Halbdämon ihnen gesagt hatte, Buffy aufgeregt hatte. In den zwei Monaten, seit sie Sunnydale verlassen hatten, war eines offensichtlich für die Brünette: Buffy liebte ihr Kind innig und würde alles für das Kind tun. Sie konnte sich nicht vorstellen, was mit ihrer Freundin passieren würde, wenn dem Kind, das sie mit Angel gezeugt hatte, etwas geschehen würde.

 

Sie drehte sich in der vollen Erwartung um, dass sie Buffy trösten müsste. Etwas das immer noch sehr schwer war für die ehemalige Cheerleaderin. Doch Cordelia entdeckte, dass sie alleine im Wohnzimmer war. Die Tür zu Buffys Zimmer war geschlossen, und sie wusste ohne Zweifel, dass die Jägerin wahrscheinlich drin war und weinend auf dem Bett lag. Mehr als nur ein paar Mal seit ihrer Ankunft in Seattle hatte sie das leise Schluchzen ihrer Freundin durch die dünnen Wände des Appartements gehört. Sie hatte es aber nie angesprochen.

 

Die Vergangenheit war etwas, worüber sie nicht wirklich sprachen. Keine von ihnen hatte sich ihrem persönlichen Dämon gestellt. Sie waren nur zur Seite geschoben worden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das machte das Leben einfacher, stoppte aber nicht den Schmerz und das Leid. Und genau jetzt litt Buffy. Alles was Doyle gesagt hatte, hatte die Erinnerungen an die Vergangenheit hervorgeholt und ihren schwachen Einfluss auf die Zukunft. Sie hoffte nur, dass Buffy okay war. Auch wenn sie es hasste es zuzugeben, war sie froh, das andere Mädchen in der Nähe zu haben.

 

Als sie das einzige Licht im Wohnzimmer ausmachte, konnte Cordy die unterdrückten Schluchzer aus Buffys Zimmer hören. Sie waren heute Abend ein wenig lauter als gewöhnlich, aber sie konnte verstehen warum. Ihr altes Ich hätte keine Zeit darin vertrödelt, der Blondine zu sagen, dass sie ruhig sein sollte, damit sie ihren Schönheitsschlaf bekommen würde. Aber das war ihr altes Ich. Das Leben hatte sich verändert. Sie hatte sich verändert. Und sie hoffte, dass sie beide es durch alles schaffen würden, was da kommen würde.

 

 

*****

 

 

Sobald sich die Tür geschlossen hatte, brach Buffy in Tränen aus, die sie so tapfer zurückgehalten hatte. Ihr Körper schüttelte sich unter der Gewalt ihrer stillen Schluchzer, als sie auf das kleine Doppelbett zustolperte, das in der Ecke ihres Schlafzimmers stand. Buffy hielt sich nicht einmal damit auf, die Decke zurückzuziehen, krabbelte auf die durchhängende Matratze und rollte sich in die Embryo Position zusammen, mit dem Kopf auf dem Kissen.

 

Mit Mr. Gordo an ihre Brust gedrückt, ihrem vertrauten pinkfarbenen Schwein, weinte sie wegen dem, was das Schicksal ihr auferlegt hatte. Nur in der Zuflucht ihres Zimmer erlaubte sie sich schwach zu sein und alle Emotionen rauszulassen, die sie den ganzen Tag über versucht hatte zu verbergen. In ihrem Zimmer, wo niemand sonst sie sehen konnte, trauerte sie um all das, was sie verloren hatte und all das, was sie niemals gehabt hatte.

 

Auch wenn er seit vier Monaten weg war, vermisste sie Angel immer noch sehr. Er war nie weit von ihren Gedanken entfernt, trotz ihrer Versuche, nicht an ihn zu denken. Wie konnte sie ihn aus ihren Gedanken drängen, wenn das Kind, das sie in ihrem Körper trug, teilweise seine Schöpfung war? Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel schaute und die wachsende Schwellung ihres Bauches sah, jeden Morgen, wenn sie ins Badezimmer ging und den Inhalt ihres Magens erbrach, jeder körperliche Schmerz und alles andere, das mit ihrer schwangeren Gestalt zusammenhing, erinnerte sie an den Mann, den sie geliebt und verloren hatte.

 

Ihr Herz sehnte sich danach, ihm nahe zu sein, seine Gegenwart in ihrer Nähe zu spüren. Sie sehnte sich nach dem Trost, den seine Arme ihr boten. Wie sie es ihm einmal gesagt hatte, war er die einzige verrückte Sache, die in ihrer verrückten Welt einen Sinn ergab. Aber er war jetzt nicht mehr da. Er hatte sie unter dem Vorwand verlassen, damit sie für sich selbst sorgen sollte, damit sie etwas besseren haben sollte, etwas das er nicht war. Sie konnte dann das bittere Lachen nicht zurückhalten. War das das bessere Leben, das er für sie gewollt hatte?

 

Bestimmt nicht. Sein ideales Leben für sie beinhaltete wahrscheinlich nicht, dass sie von ihren Freunden und der Familie abgewiesen worden war. Und dass sie schwanger und alleine war, außer der Gesellschaft eines Mädchens, das einmal ihre Pseudo-Nemesis war. Nein, das war wahrscheinlich nicht das bessere Leben, für das er sie verlassen hatte.

 

Sie wollte nicht wütend auf ihn sein, aber da war ein Teil von ihr, der verbittert wegen seiner Handlungen war. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie ihn schrecklich vermisste, aber da war auch diese Seite von ihr, die verletzt war und sich betrogen fühlte. Er hatte ihr nicht vertraut, hatte nicht an ihre Liebe geglaubt.

 

Wie konnte sie nicht aufgebracht deswegen sein?

 

Nichts davon war jedoch von Bedeutung. Angel war weg. Ihre Mutter war weg, genauso wie ihre Freunde. Auch wenn sie sie schrecklich behandelt hatten, konnte sie nicht anders als sie zu vermissen. Sie sehnte sich nach den missbilligenden Blicken ihrer Mutter, nach Giles nervösem Gestotter, nach Willows unaufhörlichem Geplapper und sogar nach Xanders blöden Witzen.

 

Wenn sie zurückgehen und alles ändern könnte, würde sie das? Nein, würde sie nicht. Sie würde alles wieder genauso machen, wenn sie man ihr die Möglichkeit gäbe. Sie mochte alles verloren haben, was sie alles gekannt hatte, aber nichts konnte sie zwingen, das wertvolle Leben aufzugeben, das sie in sich trug. Nichts. Und sie war verdammt sicher, dass nichts ihr Kind gefährden würde. Dieses Baby war ein Wunder, ihr und Angels Wunder, und sie würde es um jeden Preis beschützen - sogar wenn das bedeuten würde, dass sie sich für den Rest ihrer Schwangerschaft in ihr Zimmer einschließen müsste.

 

 

Kapitel 3

 

Zwei Wochen später

 

 

Doyle stand draußen vor dem Appartement der Mädchen und holte den Schlüssel aus seiner Tasche, den sie ihm gegeben hatten, um die Tür aufzuschließen. In den zwei Wochen, seit er sich zu erkennen gegeben hatte und ihnen seine Mission enthüllt hatte, hatten sie gelernt ihm zu vertrauen. Anstatt also jedes Mal zu klopfen, wenn er zu ihrem Appartement kam, hatten sie ihm einen Schlüssel gegeben, damit er selbst hereinkommen konnte.

 

Seit ihrem ersten Treffen hatte Doyle eine Menge Zeit mit den zwei Freundinnen verbracht. Als die Mächte ihm zum ersten Mal diese Mission übergedeut hatten, war er alles andere als enthusiastisch gewesen. Er fing aber schnell an, seine Zeit mit Buffy und Cordy zugenießen. Besonders mit der Letzteren. Da war einfach etwas an der lebhaften Brünetten, das er mochte.

 

Die Drei hatten schnell ein System erstellt, wie man helfen konnte, für Buffys Sicherheit zu sorgen. Dieser Plan bestand ausschließlich darin, dass Buffy nirgendwo alleine hin ging, vor allem nachts nicht. Also brachte Doyle sie öfter die paar Blocks von und zur Arbeit oder zu verschiedenen anderen Orten, zu denen sie gehen musste. Die blonde Jägerin hatte nur wenig Theater gemacht über die Invasion ihrer Privatsphäre, da sie mehr an die Sicherheit ihres ungeborenen Kindes dachte als an ihre eigene Bequemlichkeit und Freiheit.

 

Sie waren soweit noch keiner echten Gefahr für Buffy oder ihrem Baby begegnet. Ein paar Vampire hatten ihren Weg gekreuzt, aber die waren schnell getötet worden. Und dann war da dieses eine Mal, als Doyle etwas in einer kleinen Gasse gehört und sich Sorgen gemacht hatte. Nur dass es dann eine Katze gewesen war, die in einer Mülltonne herumgewühlt hatte. Die beiden Mädchen erwähnten das immer wieder und neckten ihn damit. Er war nur froh, dass es so ruhig gewesen war, und dass sie sich keiner Riesengefahr stellen mussten.

 

Wie es zur Gewohnheit geworden war, schloss Doyle die Appartementtür auf und schlenderte hinein. Er hatte keinen besonderen Grund, warum er vorbeikommen war, außer um zu hören, ob sie etwas brauchen würden. Und als Bonus konnte er Zeit mit Cordelia verbringen. Er wusste, dass es wahrscheinlich nutzlos war zu denken, dass die Brünette jemals mit ihm ausgehen würde, aber er konnte wenigstens im Stillen hoffen.

 

„Hey Prinzessin!", begrüßte er Cordelia, als er das Wohnzimmer betreten hatte und sie auf der Couch sitzen sah.

 

Cordelia hörte auf, ihre Nägel zu feilen und sah ihn böse an.

 

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich NICHT so nennen sollst?“

 

Doyle grinste ihr als Antwort nur zu und setzte sich neben sie auf die Couch.

 

„Was machst du hier überhaupt", ereiferte sich Cordy und wollte nicht drüber nachdenken, warum er ihr so leicht auf den Geist gehen konnte.

 

„Ich wollte nur vorbeikommen und sicher gehen, dass hier alles okay ist", erwiderte er mit einem Achselzucken. „Wo ist Buffy?“

 

Der Verdruss, den sie für den unmöglichen Halbdämon verspürte, verließ bei der Frage ihren Blick. Sie sah Doyle für einen Moment an, bevor sie ihren Blick auf die verschlossene Tür zu Buffys Zimmer richtete.

 

Doyle runzelte wegen Cordy schweigsamer Antwort die Stirn und blickte in die gleiche Richtung. Genau in dem Moment hörte er die leise Musik, die vom Schlafzimmer des Jägerin erklang. Er hörte einen Augenblick zu, bevor ihm klar wurde, was das für ein Lied war.

 

„Sie hört Elvis Presley?", wollte er leicht fassungslos wissen.

 

„Ja."

 

Cordelia seufzte und Mitleid für ihre Freundin erfüllte ihre Augen.

 

„Äh, nichts gegen den King, aber warum?", fragte Doyle und verdeutlichte dann seine Worte. „Ich meine, Buffy erscheint mir nicht als der Typ, der Elvis hört."

 

„Das ist sie auch nicht. Jedenfalls nicht gewöhnlich", gab Cordy weiter und blickte zu Buffys Tür. „Sie hat dieses Lied vor ein paar Wochen gehört, als wir den Film ‚Elvis und ich‘ auf VH-1 gesehen haben."

 

„Oh...okay. Also, äh, warum hat sie sich dann in ihrem Zimmer eingeschlossen und hört Elvis?", wollte ein perplexer Doyle wissen.

 

Wenn er sich nicht irrte, dann meinte er, eine Andeutung von Tränen in Cordys Augen sehen zu können. Und das überraschte ihn völlig. Die Brünette kam ihm nicht wie der Typ vor, der vor anderen Leuten weinte.

 

„Sie, äh...", begann sie mit einer Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Sie hat heute das erste Mal gespürt, wie das Baby getreten hat."

 

„Oh", erwiderte Doyle und plumpste auf die Couch zurück, da er plötzlich die Situation verstand.

 

„Ja", antwortete Cordy und blickte wieder zu Buffys Tür. „Ich glaube, das ließ die Schwangerschaft realer erscheinen als zuvor. Nicht dass es vorher nicht so war, aber...du weißt schon was ich meine."

 

„Ich weiß", nickte Doyle und sein Blick wanderte auch zu Buffys Tür. „Und es ließ sie an ihn denken, richtig?“

 

Zwischen dem, was er bereits wusste, und was Cordelia ihm erzählt hatte, war ihm klar, was zwischen der Jägerin und dem Vampir mit Seele passiert war.

 

„Ich denke schon. Sie hat es nicht gesagt, aber wie sollte es nicht", bemerkte Cordy leise. „Wir saßen genau hier, als es passiert ist. Sie war so glücklich, als sie es gespürt hatte....und dann war da dieser Ausdruck in ihren Augen. Sie rannte in ihr Zimmer und ist seitdem da drin. Ich glaube, sie hat dieses Lied auf Dauerwiederholung."

 

„Mann, das ist schlimm", meinte Doyle und spürte Mitleid für das arme Mädchen und ihrem endlosen Leid, für das sie scheinbar so anfällig war.

 

Er wünschte sich, dass es etwas geben würde, das er für sie tun konnte, aber er konnte es nicht. Ihm waren seine Hände gebunden, wenn es um diese Situation ging.

 

Cordelia riss ihren Blick von Buffys Tür. Sie wusste, dass sie im Moment nichts für sie tun konnte und sah zu dem Mann, der neben ihr saß. Ein Stirnrunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie sah, wie Doyle sie mit einem ziemlich seltsamen Gesichtsausdruck anschaute.

 

„Was?", fragte sie laut.

 

„Häh? Oh, nichts", murmelte Doyle, dem klar wurde, dass er sie angestarrt hatte.

 

„Habe ich etwas im Gesicht?", fragte Cordy besorgt.

 

„Nein." Er schüttelte seinen Kopf. „Es ist nur....nun, ich verstehe dich einfach nicht."

 

Cordelia öffnete ihren Mund, um auf diese merkwürdige Bemerkung zu antworten, wusste aber seltsamerweise einen Moment lang nicht, was sie sagen sollte. Ihre Stirn runzelte sich, als sie versuchte, die Schlussfolgerung der Worte des Halbdämons zu verstehen, war aber zu verblüfft dazu.

 

„Äh okay.....“

 

„Ich meine, ich weiß nicht über alles Bescheid, was in Sunnydale passiert ist, seit Buffy dort hingezogen ist, aber ich weiß, dass ihr beiden niemals richtige Freunde gewesen seid", erklärte er und hoffte, dass das, was er gesagt hatte, wenigstens weniger offensiv rauskam als möglich.

 

„Nein, waren wir wirklich nicht", räumte Cordy ein und fragte sich, worauf Doyle hinaus wollte.

 

„Und ich weiß, dass du die meiste Zeit nicht besonders....nett....zu ihr gewesen bist", fuhr er fort und sah die Brünette mit einem Auge neugierig an. „Jetzt bist du hier, teilst ein Appartement mit ihr und sorgst dich um ihr Wohlergehen."

 

Cordelias Gesichtsausdruck veränderte sich sofort, da Doyles Bemerkung sie an Dinge von ihrer Vergangenheit erinnerten. Sie kannte die Person sehr gut, die einmal gewesen war und warum sie nicht mehr so war. Es war immer noch schwer für sie, die Gründe zu vergessen, warum sie Sunnydale hinter sich gelassen hatte.

 

„I-ich...", stotterte sie und verstummte dann.

 

Der Schmerz ihrer Situation spiegelte sich in ihren Augen, bevor sie sie von dem Mann abwandte, den sie kaum kannte und den überhaupt nur unverschämt nervig fand.

 

„Hey Prinzessin", begann Doyle und legte sanft eine Hand auf ihren Arm. „Ich will dich nicht verurteilen. Ich bin nur neugierig, wie ihr beiden hier zusammen gelandet seid."

 

Die ehemalige Cheerleaderin seufzte und sah zu Doyle zurück. Sie lächelte ihn schwach an, wegen seiner Sorge ein wenig gerührt. Sie erzählte ihm von ihren eigenen Gründen, Sunnydale zu verlassen, wie sie alles verloren hatte, weil ihr Vater seine Steuern nicht gezahlt hatte, und wie ihr ihre so genannten Freunde alle aus dem Weg gegangen waren, nachdem sie nicht länger reich war. Und sie erzählte ihm davon, wie sie und Buffy es am Ende alleine gewagt hatten, die Stadt zu verlassen.

 

Es musste Doyle zugute gehalten werden, dass er nur zuhörte und nicht seine Meinung darüber wiedergab, als sie die geringschätzende Vergangenheit erwähnte, die sie mit Buffy gehabt hatte. Es war einfach für ihn zu verstehen, was die beiden Mädchen zusammengebracht hatte. Sie hatten beide so ziemlich alles verloren, aber in diesem Prozess hatten sie eine Freundschaft gefunden, die nie zuvor existiert hatte. Er war froh, dass sie das hatten. Sie waren gut füreinander. Und außerdem gab ihm die Freundschaft der Mädchen, zusammen mit seiner Mission, die Jägerin zu beschützen, eine Gelegenheit, die rätselhafte Brünette kennen zu lernen.

 

Sie saßen ein paar Sekunden still da, nachdem Cordy ihre Geschichte beendet hatte. Menschen einzuweihen war immer noch fremd für sie. Und ganz zu schweigen davon, dass sie eine wirkliche Unterhaltung mit Doyle geführt hatte, dem unmöglichen Halbdämon ohne irgendwelchen Modeverstand. Sie wollte über diese Tatsache im Moment wirklich nicht nachdenken.

 

Doyle, der ihr Bedürfnis spürte, die Konzentration von ihrer Person zu nehmen, wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu der mitgenommenen Jägerin, die sich immer noch in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte und immer weiter Elvis hörte.

 

„Denkst du, sie ist okay?“

 

„Ich weiß es nicht." Cordy schüttelte ihren Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht."

 

 

*****

 

 

Are you lonesome tonight, do you miss me tonight?

Are you sorry we drifted apart?

 

 

Buffy lag auf ihrem Bett und starrte aus dem kleinen Fenster und zu dem Halbmond, der im Nachthimmel aufging. Ihre rechte Hand ruhte leicht auf der kleinen Wölbung ihres Bauches und wartete erwartungsvoll darauf, das kleine Flattern erneut zu spüren. Das war es vorhin gewesen, nur ein kleines Flattern. Aber sie hatte es gespürt. Es war wundervoll und qualvoll gleichzeitig gewesen.

 

 

Does your memory stay to a brighter sunny day

When I kissed you and called you sweetheart?

 

 

Nachdem sie die Bewegung ihre Kindes gespürte hatte, wollte sie für einen kurzen Moment zu Angel rennen und es ihm erzählen. Sie wollte, dass er seine großen, starken Hände auf ihren Bauch legte und das Wunder fühlte, das ihr Kind war. Aber dann erinnerte sie sich. Angel war nicht da. Und sie würde niemals diese Erfahrung mit ihm teilen. Er würde niemals erfahren, dass er Vater werden würde, dass sie ein winziges Leben erschaffen hatten in dieser verbotenen Nacht, die sie miteinander verbracht hatten.

 

 

Do the chairs in your parlor seem empty and bare?

Do you gaze at your doorstep and picture me there?

 

 

In dem Moment, in dem ihr klar geworden war, dass sie nicht zu Angel gehen konnte, war die Aufregung und die Verwunderung darüber, das kleine Flattern ihres Kindes zu spüren, verschwunden und war von Herz erweichendem Elend ersetzt worden. Sie konnte sich nicht einmal richtig von dem Film zurückziehen, den sie sich mit Cordy angesehen hatte. Sie war einfach davongerannt, da sie die Sicherheit und die Einsamkeit brauchte, die ihr winziges Schlafzimmer ihr jede Nacht bot.

 

 

Is your heart filled with pain, shall I come back again?

Tell me dear, are you lonesome tonight?

 

 

Jetzt lag sie auf ihrem Bett und zwang sich, dies durchzustehen. Sie wusste jedoch, dass es nicht besser werden würde. Ihr Körper veränderte sich jeden Tag weiter wegen dem Kind in ihr. Und jede Veränderung war eine schmerzliche Erinnerung an den Mann, den sie liebte. Sie wusste auch, dass sogar nach der Geburt des Babys die Traurigkeit nicht verschwinden würde. Was wenn ihr Kind ein Junge wäre, der genauso aussehen würde wie sein Vater? Oder was wenn es ein kleines Mädchen wäre mit den großen braunen Augen ihres Vaters?

 

 

You know someone said that the world's a stage and each must play a part.

Fate had me playing in love you as my sweet heart.

 

 

Buffy rollte herum und starrte auf den CD Player, der auf ihrem Nachtschränkchen stand. Die leise Melodie von Elvis Presleys ‚Are You Lonesome Tonight‘ hallte durch ihre Ohren. Da war einfach etwas an dem Lied, das sie ansprach. So war es schon, als sie es vor ein paar Wochen gehört hatte, während sie einen Film gesehen hatte. Seit sie ihren Raum betreten hatte, war das Lied ständig gelaufen, während sie dort gelegen und in den Nachthimmel gestarrt hatte.

 

 

Now the stage is bare and I'm standing there. With emptiness all around

And if you won't come back to me, then make them bring the curtain down.

 

 

Buffy griff zu ihrem Nachtschränkchen, machte endlich den CD Player aus und rollte sich auf dem Bett wieder herum. Sie zog die Decke fest um ihren Körper und versuchte den innerlichen Schauer abzuwehren, der sich scheinbar in ihr festgesetzt hatte. Langsam fielen ihr die Augen zu, als sie zusah, wie der Mond am Himmel aufging und sie sich fragte, ob ihr Angel irgendwo da draußen war und auf das gleiche Ding starrte.

 

 

Is your heart filled with pain, shall I come back again?

Tell me dear, are you lonesome tonight?

 

 

Kapitel 4

 

Ungefähr anderthalb Monate später.

 

 

„Doyle!", kreischte Buffy, als sie hörte, wie die Gegenstände im Kühlschrank aneinander klirrten. „Wonach suchst du?“

 

Doyle zog seinen Kopf aus dem Kühlschrank. Erhatte einen finsteren Ausdruck auf seinem Gesicht.

 

„Habt ihr zwei nichts zu trinken, wo ein bisschen was hinter ist?“

 

Buffy schüttelte bei dieser Frage ihren Kopf. In den zwei Monaten, die sie den Halbdämon jetzt kannte, war es deutlich geworden, dass er dem typischen Klischee des Alkohol liebenden Iren entsprach.

 

„Also....wenn man mal davon ausgeht, dass ich schwanger bin, und der Tatsache, dass wir uns den Schnaps nicht leisten können, hast du Glück, dass wir überhaupt etwas zu trinken haben."

 

Sie grinste ihn an und ignorierte das laute Stöhnen, das von ihrem Freund kam.

 

Doyle schlich sich zurück zur Couch und murmelte vor sich hin, dass er einen guten Schluck Whiskey brauchen würde. Er ließ sich neben Buffy fallen und legte seine Füße auf den Tisch. Nur dass sie dann prompt von der blonden Jägerin wieder runtergeschoben wurden.

 

„Leg deine Füße da nicht drauf!", schrie sie ihn an. „Wir müssen von dem Tisch essen."

 

„Oh! Tut mir Leid", entschuldigte er sich schuldbewusst.

 

„Ist okay."

 

Buffy zuckte mit den Achseln und arrangierte den Teller mit Keksen, der auf ihrem weiter gewachsenen Bauch stand. Sie wusste, dass sie die Tatsache hassen sollte, zweimal so breit zu sein wie sonst, aber ehrlich gesagt liebte sie es schwanger zu sein. Es hatte etwas magisches.

 

„Sieht aus, als hättest du da deinen eigenen Tisch."

 

Doyle nickte mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen zu dem Teller, der bequem auf Buffys Bauch stand.

 

Der Keks, den Buffy gerade in den Mund stecken wollte, verharrte mitten in der Bewegung. Sie starrte gespielt böse zu Doyle und versuchte ihr Bestes, nicht zu lachen. Es war richtig. Ihr schwangerer Bauch gab einen feinen Tisch ab. Und sie hatte ihre Kekse in Reichweite!

 

„Das war nicht nett", tat sie verletzt und warf ihm dann den Keks in ihrer Hand an seinen Kopf, bevor sie in Gekicher ausbrach.

 

Doyle schüttelte über das Verhalten der Jägerin seinen Kopf. Er konnte nicht anders als zu grinsen. Es war schön, Buffy lächeln und lachen zu sehen. Sie hatte es in der letzten Zeit öfter getan und er war glücklich, das zu sehen. Er hatte das blonde Mädchen in den zwei Monaten, die er sie kannte, wirklich liebgewonnen. Und er schämte sich nicht, wenn er zugab, dass er sie bewunderte. Ihr Leben war schwer, aber sie hatte es geschafft, jede Hürde zu bewältigen, die sich ihr in den Weg gestellt hatte.

 

Ihr Lächeln und Lachen zu sehen, war auch eine Erleichterung. Er hatte sich um sie gesorgt. Zu wissen, was sie alles durchgemacht hatte und in den ersten Wochen, nachdem er seine Gegenwart preisgegeben hatte, in ihrer Nähe zu sein, ließ ihn den Schmerz und die Traurigkeit sehen, die sie auf tägliche Basis umgab. Sie kam jedoch langsam da raus. Jeden Tag war ihre Stimmung ein wenig besser, ihr Lächeln ein wenig strahlender. Auch wenn das Funkeln immer noch nicht in ihren Augen war. Der Schmerz war immer noch dort. Und er wusste von Cordelia, dass es immer noch viele Nächte gab, in denen sie sich in den Schlaf weinte. Aber sie kam über die Runden und das war alles, was wichtig war.

 

„Ich habe nur auf eine Tatsache aufmerksam gemacht", grinste Doyle und versuchte ein Glucksen zu unterdrücken.

 

Buffy rollte mit den Augen und griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten, als hörte, dass die Tür zum Appartement geöffnet wurde. Ein paar Momente später kam Cordy ins Wohnzimmer gestapft. Buffy und Doyle zuckten bei dem Gesichtsausdruck der Brünetten zusammen. Sie sah nicht glücklich aus.

 

„Da hat jemand schlechte Laune", flüsterte Doyle Buffy zu.

 

„Doyle!", murmelte Buffy und stieß ihm leicht den Ellbogen in seine Rippen. „Schlechter Tag?", fragte sie Cordy.

 

Als Antworte starrte Cordy sie nur finster an, bevor sie dann seufzte und sich auf den Sitzsack neben der Couch setzte.

 

„Schlechter Tag trifft es nicht mal nur annähernd. Versuchs mal mit schrecklich oder beschissen....“ Sie verstummte.

 

„Was ist passiert?", fragte Buffy, die besorgt war wegen dem Unbehaben ihrer Freundin.

 

„Da war dieses wirklich tolle Kleid in der Boutique. Ein umwerfendes, einzigartiges Kleid, aber es kostete $ 275. Ich konnte mir früher mal solche Klamotten leisten. Natürlich war das, bevor sich Daddy entschieden hatte, kriminell zu werden", meckerte sie mit einem heftigen Stirnrunzeln. „Also habe ich meine Chefin gefragt, ob ich dafür in Raten zahlen könnte....ihr wisst schon, es zurücklegen lasse?“ Bei Buffys Nicken für sie fort. „Sie hat abgelehnt. Also konnte ich das Kleid nicht kaufen. Und dann ist so eine widerliche Idiotin in den Laden gekommen, hat mich wie Dreck behandelt und kauft mein verdammtes Kleid!", ereiferte sich die Brünette laut.

 

Buffy und Doyle versuchten beide ihr Lächeln zu unterdrücken. Cordy mochte sich verändert haben, aber sie war in vielen Dingen immer doch die gleiche. Es war mehr als ein wenig amüsant zu sehen, wie sich jemand so über ein Kleid aufregen konnte.

 

„Das ist b-", fing Buffy an, wurde aber unterbrochen, als Cordy ihr Geschimpfe fortsetzte.

 

„Und als wäre das noch nicht schlimm genug, komme ich nach Hause und dieser widerliche kleine Blutsauger von Vermieter macht mich an! Schon wieder! Das ist das dritte Mal in den letzten zwei Wochen! Ich will mit ihm nicht im gleichen Raum sein und schon gar nicht mit ihm ausgehen!", schrie sie niemand besonderen an.

 

„Ugh! Dieser Typ ist solch ein Troll!", stimmte Buffy zu.

 

Er hatte einmal versucht, sich mit ihr zu verabreden, hatte sich aber dann zurückgezogen als er herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Sie hatte nie erwartet, dass ihre Schwangerschaft mal so gelegen kommen würde.

 

„Ich bin froh, dass ich ein Mann bin", meinte Doyle mit einem Stirnrunzeln.

 

Wie konnte dieser Scheißkerl seine Cordelia anmachen?.....Nun, nicht dass sie seine war, aber das war nur ein kleines Detail. Beim Anblick des verwirrten Ausdrucks in den Gesichtern der Mädchen, erklärte er seine vorige Bemerkung.

 

„Er kann mich nicht anmachen, weil ich ein Mann bin.....äh....also, er könnte schon, aber ihr wisst was ich meine."

 

„Uh huh", nickte Buffy und schüttelte sich ein wenig, als sie an ihren ekligen Vermieter dachte.

 

„Wir müssen etwas wegen unserer Lebenssituation machen, Buffy. Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Ort noch ertragen kann", stöhnte Cordy und lehnte ihren Kopf gegen den Armlehne des Sofas. „Nicht nur müssen wir uns mit dem Lustmolch abgeben, ich habe heute Morgen auch eine Kakerlake in der Badewanne gefunden!“

 

„Ich weiß Cordy", gab Buffy zu und seufzte frustriert. Dieser Ort schien für eine Weile okay zu sein, aber es schien nur noch schlimmer zu werden, als die Zeit verging. „Aber was können wir tun? Wir können uns noch nichts besseres leisten mit dem Geld, das wir gespart haben."

 

„Das ist auch so etwas", schrie Cordy, immer noch aufgedreht von ihrem schlechten Tag. „Geld! Wir brauchen mehr davon!“

 

„Was du nicht sagst!“ Buffy rollte mit ihren Augen. „Ich weiß das, aber wir haben nicht viele Möglichkeiten. Außer du willst eine Hure sein, was iiiiih ist, gibt es nicht viel, was wir machen können."

 

Doyle beobachtete, wie die beiden Freundinnen über ihre finanzielle Situation sprachen und wünschte sich, dass er etwas tun könnte, um ihnen zu helfen. Dieser Ort war wirklich nicht gut für sie und er mochte den Vermieter überhaupt nicht. Aber was konnte er tun? Er hatte ganz sicher kein Geld, das er ihnen geben konnte. Er überlegte ein paar Minuten, als ihm plötzlich eine Idee kam. Vielleicht war da etwas, das er machen konnte.....

 

 

*****

 

 

Ein paar Tage später

 

 

„Wirst du uns jetzt sagen, wohin wir gehen?", blaffte Cordelia und sah Doyle mit zusammengekniffenen Augen an.

 

Der nervige Halbdämon war heute ein besonderes Ärgernis.

 

„Ich habe dir gesagt, dass wir einen Freund von mir besuchen", erwiderte Doyle mit einem Seufzen.

 

Die beiden hatten ihn nonstop befragt, seit er früher am Abend zu ihrem Appartement gekommen war.

 

„Ja, das hast du bereits erwähnt", grummelte Cordy und blickte traurig auf ihre jetzt schmutzigen Schuhe.

 

Er hatte ihnen nicht gesagt, dass sie durch eklige Gassen stapfen würden!

 

„Ähhh....nicht, dass ich dir nicht vertraue, Doyle", meinte Buffy vorsichtig. Sie war ein Weile still gewesen und amüsierte sich darüber, wie ihre beiden Freunde sich zankten. Sie war aber ein wenig besorgt darüber, wohin sie gingen. „Aber könntest du uns wenigstens sagen, wer dein Freund ist und vielleicht auch, warum wir alle ihn besuchen."

 

„Er ist nur ein Freund." Doyle zuckte mit den Schultern und blickte keins der Mädchen an. „Und nur als Warnung, er ist ein Dämon, also lass das schnippeln und würfeln."

 

„Danke vielmals für die Einzelheiten!", brummelte Cordy vor sich hin und tauschte einen Blick mit Buffy.

 

Sie hatten ihn soweit unterstützt, denn er hatte ihnen nie einen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen.

 

Ein paar Minuten später blieb Doyle vor einem großen Steingebäude stehen. Da die beiden Mädchen sich miteinander unterhielten, hatten sie nicht gesehen, dass er stehen geblieben war und liefen direkt in seinen Rücken. Buffy wäre gefallen, wenn Doyle sich nicht umgedreht und ihren Arm in letzter Minute ergriffen hätte.

 

„Sag uns beim nächsten Mal, dass du stehen bleibst." Cordy starrte ihn finster an und glättete eine Falte auf ihren Shirt.

 

„Tut mir Leid, Prinzessin", grinste Doyle und lockerte seinen Griff um Buffys Arm. „Wir sind da."

 

Er deutete auf das Gebäude, vor dem sie standen.

 

„Dein Freund wohnt hier?", fragte Buffy und besah sich das Gebäude.

 

„Nein, er hat nur darum gebeten, dass wir uns hier mit ihm treffen", sagte er geheimnisvoll zu ihnen, bevor er zu den Steintreppen ging, die zur Vordertür führten.

 

Die beiden Freunde zuckten mit den Achseln und folgten Doyle die Treppen hinauf. Beide warfen aber vorsichtige Blicke um sich. Es war noch nicht dunkel, aber das bedeutete nicht, dass es keine Dämonen geben würde, die Ärger machten. Damit hatten sie soweit noch keine Probleme gehabt, aber das konnte sich schnell ändern.

 

„Whoa!", meinte Cordy ehrfürchtig in der Sekunde, als sie das Gebäude betrat.

 

Die komplette erste Etage war riesig und weit offen und viel sauberer, als sie gedacht hatten, nachdem sie das Gebäude draußen das erste Mal gesehen hatten.

 

„Nettes Plätzchen, nicht wahr?“

 

Doyle lächelte Buffy und Cordy an, die durch den offenen Raum wanderten.

 

„Es ist riesig", murmelte Buffy und fragte sich, ob ihre Stimme widerhallen würde.

 

Hier passte ihr Appartement mindestens fünf Mal rein.

 

„Doyle! Ich bin so froh, dass du es geschafft hast!", rief eine euphorische Stimme irgendwo zu ihrer Linken.

 

Die drei Freunde drehten sich zu dem Sprecher um und zwei von ihnen waren geschockt bei dem Anblick. Buffys Augen waren vor Überraschung geweitet und Cordelias Mund stand weit offen. Das war nicht direkt das, was sie erwartet hatten, als Doyle zu ihnen gesagt hatte, dass sie einen Freund treffen würden. Sie dachten, es wäre so jemand wie er.....nicht ein grünhäutiger Dämon mit roten Hörnern, der den schrecklich aussehendsten leuchtend blauen Anzug anhatte, den sie je gesehen hatten.

 

Doyle trat auf seinen Freund zu und streckte die Hand aus.

 

„Natürlich sind wir gekommen."

 

„Hattest du Probleme, sie hierher zu bringen?", flüsterte der Dämon leise genug, damit nur Doyle es hören konnte.

 

„Was denkst du denn?", murmelte Doyle mit einem Augenrollen zurück.

 

Der geschmacklos gekleidete Dämon gluckste und ging dorthin, wo Buffy und Cordelia immer noch standen und ihn anstarrten.

 

„Meine Damen, schön, euch beide kennen zu lernen. Mein Name ist Lorne." Er lächelte sie breit an.

 

Buffy riss sich selbst aus ihrer Betäubung.

 

„Ähh, hi?“

 

„Hallo Sonnenschein! Du musst Buffy sein."

 

Er streckte seine Hand aus, die Buffy zögernd schüttelte. Sie spürte keine böse Ausstrahlung von ihm, aber sie war immer noch vorsichtig, besonders wenn man an Doyles Heimlichtuerei bei der ganzen Situation dachte.

 

„Ja, das bin ich.“

 

Buffy lächelte ein wenig. Sie hatte niemals zuvor solch ein kecken Dämon getroffen. Es war ein wenig beunruhigend.

 

„Und du...“ Der grünhäutige Mann drehte sich zu Cordy. „....musst Cordelia sein. Ich habe eine Menge von euch beiden gehört."

 

„Ich wünschte, ich könnte das gleiche sagen. Weiß er eigentlich, wie schrecklich dieser Anzug ist?!?", brummelte Cordy Buffy zu.

 

Die Blondine unterdrückte ein Glucksen. Sie hatte sich das gleiche gefragt. Es war wirklich ein hässlicher Anzug, vor allem mit seiner grünen Haut.

 

„Also, äh, du bist ein guter Dämon", sagte die Jägerin und versuchte die unbehagliche Anspannung im Raum zu brechen.

 

„Vollkommen gewaltlos."

 

Lorne hob defensiv seine Hände. Er konnte ihre Sorge verstehen. Doyle hatte ihm einiges erzählt, was die beiden Freundinnen hatten durchmachen müssen.

 

„Das ist, äh, gut", murmelte Buffy.

 

Sie fühlte sich unbehaglich, war aber auch froh, dass sie nicht kämpfen musste. In ihrem im sechsten Monat schwangeren Zustand wäre sie wohl nicht mal fähig, einer achtzig Jahre alten Frau in den Hintern zu treten, ganz zu schweigen von diesem Dämon.

 

„Also....ich nehme nicht an", fing Cordy an und blickte zu Doyle und dem komischen Lorne-Dämon, „dass einer von euch uns sagen möchte, was wir hier machen?“

 

Lorne drehte sich um zu Doyle.

 

„Du hast es ihnen nicht gesagt?“

 

„Nee, ich dachte, ich lass dir das Vergnügen." Doyle nickte ihm zu.

 

„Oh....okay." Lorne zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Also meine Damen, ich bin hier mit einem.....geschäftlichen....Angebot für euch beide, für euch drei."

 

„Geschäftlichen An-....häh?", stotterte Cordy verwirrt, während Buffy mit einem neugierigen Blick aufsah.

 

„Ja, einem geschäftlichen Angebot. Man hat mir von eurer....Situation....erzählt", erklärte Lorne vorsichtig. „Und ich denke, dass ich genau das habe, was ihr braucht!“

 

Cordy und Buffy blickten sich überrascht und verwundert an, aber da war auch etwas wie Aufregung in ihren Augen. Sie hatten keine Ahnung, was der Dämon vorschlug, aber etwas in ihnen drin sagte ihnen, dass es etwas Gutes wäre.

 

Plötzlich hatten sie die Hoffnung, dass die Dinge vielleicht viel besser werden würden.

 

 

Kapitel 5

 

"Also, ich nehme an, ihr seid beide daran interessiert, Lornes und meine Idee zu hören?“

 

Doyle lächelte fast über die verborgene Aufregung, die er bei Buffy und Cordelia sah. Er war noch überzeugter von der Idee, die er sich ausgedacht hatte, da er wusste, dass beide frustriert waren wegen ihrer Lebenssituation und dem Mangel an Geld.

 

„Nun, es kann nicht schaden, sie zu hören", antwortete Cordelia so lässig wie möglich.

 

Während dessen flatterten aber Visionen von neuen Schuhen und Kleidern durch ihren Kopf.

 

„Äh, ja sicher", fügte Buffy hinzu, die immer noch versuchte, den ersten Schock über die Situation zu überwinden.

 

Das war alles nicht so, wie sie es erwartet hatte.

 

„Gut", grinste Lorne, der dann ein paar Schritte abwanderte. „Seht mal, ich hatte mal einen Club in Los Angeles. Er war ziemlich beliebt, aber LA kann ziemlich.....gefährlich sein. Ich war es Leid, dass der Club zerstört wurde. Also habe ich ihn dicht gemacht und bin vor einer Weile hierher gezogen."

 

Buffy runzelte perplex die Stirn. Einen Club? Lorne, ein eindeutiger Dämon, besaß einen Club? Was zur Hölle war das für ein Ort gewesen?

 

Cordy auf der anderen Seite lachte laut über die Idee. Sie stoppte ihr Glucksen nur, als Lorne sie ansah und die Stirn runzelte.

 

„Tut mir Leid, ich kann mir bei dir einfach nicht vorstellen, dass du einen Club hast."

 

„Es war kein typischer Club", meinte Lorne, der zugab, dass es ein etwas seltsames Konzept war. „Es war auf die Unterwelt von LA ausgerichtet."

 

„Die Unterwelt?", fragte Cordy mit zur Seite gelegtem Kopf.

 

„Hey, sogar Dämonen haben hin und wieder gerne Spaß!", rief er mit einem Lächeln im Gesicht aus.

 

„Ähh, okay", meinte Buffy und unterbrach das Gezanke. „Was hat das mit uns zu tun?“

 

„Dazu komme ich jetzt, Sonnenschein." Lorne blickte zu ihr. „Es geht darum: Seit ich hierher gezogen bin, wollte ich den Club wieder eröffnen. Aber ich habe auf die richtige Gelegenheit gewartet. Und ihr beiden seit sozusagen genau das, was der Doktor verordnet hat."

 

„Ähh....das ist....wow. Ich äh war nicht..." Buffy unterbrach plötzlich ihr Gestotter und blickte zu Lorne. „Warte mal. Wofür brauchst du uns? Ich meine, du hattest vorher einen Club. Warum solltest du dieses Mal Hilfe brauchen? Und warum willst du überhaupt UNS?“

 

„Mein Club in LA war nur für Dämonen. Oder für die, die über Dämonen Bescheid wussten und denen es nicht ausmachte, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Es lief überraschenderweise sehr gut, aber jetzt habe ich mir überlegt, dass ich gerne die Allgemeinheit mit einbeziehen möchte. Das Problem ist jedoch, dass ich nicht glaube, dass ich....“ Er wies auf sich selbst. „....eine Menge Leute anlocken könnte. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass ich sie verscheuche. Und da kommt ihr beiden dann ins Spiel."

 

„Du solltest vielleicht deinen Mund schließen, Prinzessin", bemerkte Doyle und bezog sich damit auf Cordys offen stehendem Mund.

 

„Ich....was?....Ich meine, lass mich das mal zusammenfassen. Du willst, dass wir dir dabei helfen, einen Club zu eröffnen und zu führen?", fragte die verblüffte Brünette langsam.

 

„Warte mal eine Sekunde!", unterbrach Buffy schnell. „Vielleicht habe ich hier einen blonden Moment, aber ich bin verwirrt."

 

„Das ist okay, Sonnenschein. Hier, setz dich und ich werde es erklären."

 

Lorne deutete auf ein paar Kisten in der Mitte des Raumes. Buffy setzte sich dankbar, da ihre Füße und ihr Rücken sie noch umbrachten. Cordy blickte jedoch auf die dreckigen Kisten und entschied sich, stehen zu bleiben. Genauso wie Doyle.

 

„Was ich machen möchte", begann Lorne. „ist ein Club zu eröffnen, der den Durchschnittsmenschen anlockt, weil das mehr Einkommen bringt, als nur die Dämonen zu bewirten. Aber da ich bin was ich bin, kann ich das nicht selbst machen. Also hätte ich gerne, dass ihr die menschliche Seite übernehmt."

 

„Die menschliche Seite?", fragte Buffy, während ihre Gedanken sich darum drehten, was der Dämon vorschlug.

 

„Ja. Ich würde immer noch gerne einen Club für Dämonen haben, getrennt von dem Menschen Club, den ich dann leiten würde. Und ihr beiden, zusammen mit Doyle, könntet euch um den anderen kümmern", verdeutlichte er und wechselte einen Blick mit Doyle, der bereits wusste, wie der Plan aussah.

 

„Aber wir wissen nichts darüber, wie man einen Club führt", brach es plötzlich aus Cordelia heraus.

 

„Das ist mir klar", räumte Lorne ein und zuckte leicht mit den Achseln. „Aber dafür habt ihr immer noch mich, Zuckerstückchen! Ich werde da sein, um mit den nicht öffentlichen Sachen zu helfen. Wenigstens am Anfang, bis ihr die Dinge besser versteht. Ich würde euch nur hier brauchen, wenn der Club offen ist, um euch um die Dinge zu kümmern, ihr wisst schon, die schönen Gesichter hinter dem Namen zu sein. Außerdem kann es bestimmt nicht schaden, wenn sich die besagten schönen Gesichter um die Vorräte, Bands und so weiter kümmern."

 

„Wow....Ich...äh...weiß gar nicht, was ich sagen soll", murmelte Buffy und rang nervös ihre Hände.

 

Was wusste sie schon davon, wie man einen Nachtclub führte? Sicher, sie war X-Mal im Bronze gewesen, aber als Kundin.

 

„Ich weiß, es ist eine Menge zu verdauen", sagte Doyle, nachdem er für einen Moment still gewesen war. „Ihr müsst ihm heute noch keine Antwort geben."

 

„Genau", stimmte Lorne zu. „Bitte nehmt euch die Zeit, darüber nachzudenken. Ich hoffe jedoch, dass ihr zustimmt. Ich habe schon eine Weile versucht, die richtigen Leute zu finden. Ich konnte im Hinblick auf den ganzen Dämonenaspekt nicht einfach irgendjemanden einstellen. Als Doyle zu mir gekommen ist und mir von eurer Situation erzählt hat, und dass ihr die übernatürliche Welt kennt, da wusste ich, dass ihr perfekt sein würdet."

 

„Ich, äh....ja, ich denke, wir müssen darüber reden."

 

Buffy sah zu Cordy, die langsam nickte.

 

Beide Mädchen waren ein wenig benommen wegen dieser Chance, die ihnen wortwörtlich in den Schoß gefallen war.

 

„Also müssen wir nur im Club sein, wenn er geöffnet hat?", wollte Cordy wissen, die versuchte besser zu verstehen, was Lorne von ihnen wollte.

 

„Also ja, das und, wie ich gesagt hatte, die persönliche Abwicklung für den menschlichen Bereich. Außerdem hoffe ich, dass ihr mit der Dekoration helfen würdet, da mir, so ein oder zwei Mal, gesagt wurde", fügte er mit einem Glucksen hinzu, „dass mein Geschmack ein wenig extrem ist. Ihr beiden würdet wahrscheinlich auch mit der Musik im menschlichen Teil des Clubs helfen. Mir ist die gängige Musik von heute geläufig, aber ich will sicher gehen, dass wir Sachen spielen, die die jungen Leute mögen. Das ist besser fürs Geschäft."

 

„Dekoration?“ Ein aufgeregtes Zwinkern trat in Cordelias Augen.

 

Buffy musste bei Cordelias Bemerkung lachen.

 

„Also, äh, wo soll denn der Club sein?“

 

„Genau hier."

 

Lorne breitete seine Arme aus und wies auf den ganzen Bereich um sich.

 

„Hier?", quietschten Cordelia und Buffy laut.

 

„Ich weiß, dass es im Moment nicht so aussieht. Es wird noch ein wenig Arbeit brauchen, es in einen Club zu verwandeln....also, sozusagen. Vor ein paar Jahren wurden ein paar Renovierungsarbeiten gemacht, aber sie sind nie vollendet worden. Es ist aber soweit in gutem Zustand. Der Innenbereich muss nur noch für den Club umgebaut werden", erklärte der grünhäutige Dämon.

 

Seine Blicke wanderten durch den Raum, von dem er hoffte, dass es bald zu seinem neuen Unternehmen gehören würde.

 

„Warum machen wir mit ihnen nicht eine Tour, eh Lorne?", warf Doyle ein, der hoffte, etwas Druck von Buffy und Cordelia zu nehmen, von denen er wusste, dass sie überwältigt waren.

 

„Sicher. Wir können auf dieser Etage anfangen", meinte dieser und bezog sich damit auf den Bereich, in dem sie sich gerade befanden. „Diese Etage wird der Club für Menschen werden. Wie ihr sehen könnt, ist es ziemlich groß. Da würde eine Bar sein, eine Bühne für Live Bands, ein Bereich für einen DJ und ein paar Tische und Theken für die Kunden. Ich habe jedoch noch nicht viel über die Gestaltung nachgedacht."

 

„Du hast ganz bestimmt genug Platz für all das", wies Cordelia ihn hin.

 

Der Bereich war eindeutig riesig.

 

„Ich weiß." Lorne lachte ein wenig. „Kommt, lass uns nach unten in den Keller gehen."

 

Die Gruppe folgte Lorne durch eine Tür in der Nähe des hinteren Bereiches des Raumes, dann einen Flur hinab, bis sie zu einer anderen Tür kamen, die sich zu einer Treppenflucht in den Keller öffnete. Bald waren sie in einem kleineren, aber genauso offenen Bereich wie dir, in dem sie gerade gewesen waren.

 

Lorne machte ein Oberlicht an, bevor er zu der Gruppe sprach.

 

„Dies wäre für meine dämonische Kundschaft. Es ist kleiner als oben, aber es wird nicht so viele Kunden anziehen, also ist das okay", erklärte er ihnen. „Es gibt vom Hintereingang einen direkten Eingang hierher, damit die Dämonen kommen und gehen können, ohne den Menschen zu begegnen."

 

„Ich weiß nicht, ob mir die Idee einer Dämonenbar gefällt", meinte Buffy zweifelnd. „Dämonen sind nicht dafür bekannt, nett zu sein. Sie neigen dazu, nur eins im Sinn zu haben: Töten......Anwesende ausgeschlossen."

 

„Oh, mach dir deswegen keine Sorgen." Lorne schüttelte seinen Kopf. „Ich habe ein paar Freunde, die über diesen Ort einen Nicht-Kämpfen-Zauber aussprechen können. Es klappt sehr gut. Außerdem wollen Dämonen manchmal nur abschalten."

 

„Oh", murmelte Buffy, mochte die Idee aber immer noch nicht.

 

„Lasst uns nach oben zu den anderen Etagen gehen", versuchte Doyle die plötzliche Anspannung im Raum zu brechen.

 

Er wusste, dass der Dämon-Aspekt ein wenig der Knackpunkt war, aber hoffentlich konnte er sie beruhigen, dass alles klappen würde.

 

Sie machten sich gerade wieder auf den Weg zu den Treppen, als Buffy sich wieder meldete.

 

„Ich nehme nicht an, dass dieser Ort einen Aufzug hat?“

 

Lorne lachte wegen der Frage. Er wusste, dass in ihrem Zustand Treppen wahrscheinlich nicht sehr angenehm waren.

 

„Das schon, aber er ist lange nicht mehr genutzt worden. Deshalb wollte ich ihn nicht benutzen, weil vielleicht daran gearbeitet werden muss."

 

„Verdammt!", brummelte Buffy und runzelte bei der Aussicht die Stirn, mehr Treppen zu steigen.

 

Sie waren sogar eine noch größere Schwierigkeit geworden, da sie noch dicker wurde.

 

„Keine Sorge, Süße. Falls ihr euch entscheiden solltet, mein Angebot anzunehmen, werde ich dafür sorgen, dass er so bald wie möglich richtig funktioniert", bot Lorne ihr an, als sie begannen, die Stufen zu erklimmen.

 

Eine kurze Weile später stand die Gruppe auf der dritten Etage des Gebäudes. Dieses war von der Größe her ähnlich wie das Erdgeschoss, außer dass es in ungefähr fünf einzelne Räume aufgeteilt worden war. Diese umgaben einen großen, offenen Hauptbereich.

 

„Oh Mann! Wie viele Etagen hat dieser Ort?", fragte Cordy und grummelte innerlich über ihre Wahl, Stöckelschuhe auf diesem Ausflug zu tragen und dann viel laufen zu müssen.

 

„Es sind fünf Etagen und der Keller. Also eigentlich sechs", antwortete Lorne und setzte sich auf einen der Stühle, die herumstanden.

 

„Was wirst du mit dem Rest der Stockwerke machen?", fragte Cordy und studierte den neuen Bereich, in dem sie sich befanden.

 

„Dazu komme ich noch, Süße", grinste er neckend. „Da diese Etage über der ersten Etage liegt, wäre sie für Büros und allen geschäftlichen Dingen genau richtig. Ich weiß zwar nicht, ob du wieder auf die Jagd gehen willst, wenn du das Kleine auf die Welt gebracht hast, aber du kannst hier auch deinen Trainingsraum einrichten."

 

„Du hast ihm von mir erzählt!“

 

Buffy blickte Doyle böse an, eindeutig unglücklich.

 

„Es war sozusagen notwendig."

 

Doyle zuckte hilflos mit den Achseln.

 

„Keine Sorge, dein Geheimnis ist sicher bei mir." Lorne tätschelte Buffys Arm. „Ich würde dich nicht in Gefahr bringen wollen. Hast du vor, weiter zu jagen?“

 

„Ich weiß nicht." Buffy seufzte. „Ich habe noch nicht wirklich darüber nachgedacht, was ich machen werde, wenn ich das Baby habe."

 

„Ich bin sicher, du tust was das Beste ist", meinte er traurig.

 

Er konnte nicht anders, als Mitleid für das arme Mädchen zu empfinden. Von dem, was er von Doyle erfahren hatte, hatte sie ein ziemlich hartes Leben gehabt für jemand, der so jung war.

 

„Also, äh, was ist mit den anderen Etagen?", lenkte Cordy die Unterhaltung woanders hin und zog die Aufmerksamkeit von ihrer Freundin, bevor die Dinge noch zu ernst wurden.

 

„Oh ja. Also, sie sind ungefähr so wie diese Etage. Sie wären passend für euch, um darin zu wohnen."

 

„Wohnen?....Aber....was.....häh?", stotterte Buffy, die überhaupt nicht nachvollziehen konnte, was gerade gesagt worden war.

 

„Oh? Habe ich das noch nicht erwähnt?“ Lorne grinste, ebenso wie Doyle. „Mir wurde gesagt, dass ihr nach etwas besserem suchen würdet. Und ich habe all diesen zusätzlichen Platz. Warum soll es dann nicht genutzt werden?“

 

„Aber....aber....wir können uns etwas so großes nicht leisten!", sagte Cordy deprimiert.

 

So sehr sie es auch lieben würde, an einem so großen Ort zu wohnen, hatten sie doch das Geld nicht.

 

„Sorgt euch nicht darum", meinte Lorne mit einer Entschiedenheit in seiner Stimme. „Ihr würdet mir einen Gefallen tun, wenn ihr mir mit einem Club helfen würdet. Ich würde keinen Cent dafür haben wollen, wenn ihr hier wohnen würdet. Und ja, ihr würdet auch von mir bezahlt werden, wenn ihr hier arbeiten würdet."

 

„Mann, das Angebot wird jede Sekunde besser", murmelte die Brünette vor sich hin.

 

Lorne und Doyle verbargen beide ihr Lächeln bei der Bemerkung, da sie wussten, dass das Angebot nur sehr schwer abzulehnen war. Doyle war froh, dass er Lorne um Hilfe gebeten hatte. Der Dämon hatte sicherlich den Erwartungen entsprochen. Nicht nur hatte er ein tolles Jobangebot für die beiden Freundinnen, sondern auch eine verbesserte Lebenssituation. Er hoffte nur, dass sie es annehmen würden. Sie verdienten mehr, als sie jetzt hatten.

 

„Ich hasse es, euch damit zu überfallen und dann davonzulaufen", sagte Lorne und blickte auf seine Uhr. „Aber ich muss gehen. Nehmt euch ein paar Tage, um alles zu überdenken und meldet euch dann bei mir. Doyle hat meine Nummer."

 

Der Dämon verabschiedete sich und ging. Er ließ Doyle und die beiden geschockten Frauen zurück. Als Doyle ihnen gesagt hatte, dass sie einen Freund von ihm treffen würden, hätten sie sich sicher niemals vorstellen können, wie sich der Abend entwickeln würde. Lornes Angebot war sicher verführerisch, aber er hatte Recht. Sie mussten sich wirklich darüber unterhalten, bevor sie eine Entscheidung trafen.

 

 

*****

 

 

Buffy, Cordelia und Doyle näherten sich dem Appartement der Mädchen, als Doyle sich schließlich entschied, sie zu fragen, was sie von Lornes Angebot dachten. Wenn nötig, würde er sich für seinen Freund einsetzen. Die Gelegenheit war perfekt für sie, aber er wusste, dass sie wahrscheinlich zu vorsichtig waren, um es zu akzeptieren.

 

„Also was denkt ihr?", fragte er und warf seinen beiden Freundinnen einen Blick zu.

 

Buffy zuckte mit den Achseln. Sie war wirklich unsicher darüber, was sie davon hielt. Es schien fast zu gut um wahr zu sein. Der Job klang gut und sie wäre sicher unglaublich glücklich, wenn sie aus ihrem beschissenen Appartement herauskäme, aber.....es gab immer ein aber.....es war alles so perfekt....zu perfekt. Es musst ein Haken geben.

 

Auf der anderen Seite dachte Cordy an all die Möglichkeiten, die diese neue Situation ihnen bot. Sie hasste es, arm zu sein. Es passte nicht zu ihr. Und dabei zu helfen, einen Club zu leiten? Wie cool war das denn? Besonders wenn man es richtig machte. Sie konnten den Club zu einem der neuesten, trendigsten Orte in Seattle machen. Und das würde Respekt und Glaubwürdigkeit bringen. Welches Mädchen würde das nicht wollen?

 

„Das alles klingt toll, aber.....ich bin mir nicht so sicher bei diesem Lorne Typ", brachte Cordy die eine Sorge zum Ausdruck, die sie bei der ganzen Sache hatte.

 

„Ja, ich meine, wie viel weißt du von dem Typ....äh....Dämon", meinte Buffy und unterstützte Cordys Vorsicht.

 

Doyle seufzte laut. Er wusste, dass das ein Problem geben würde. Sie hatten ihm mehr vertraut als Lorne, als sie ihm das erste Mal begegnet waren. Vielleicht war es, weil er wie ein Mensch aussah und Lorne, also, nicht.

 

„Lorne ist in Ordnung. Ich kenne ihn seit einer Weile. Ich würde zwar nicht sagen, dass wir die besten Kumpels sind, aber er ist ein guter Typ....nur ein wenig seltsam."

 

„Ich mag die Idee nicht, dass eine Dämonenbar direkt unter dem Club ist, wo all die Menschen sein werden", wiederholte Buffy ihr Problem mit allem, was sie gehört hatte.

 

„Ja. Denkt er wirklich, dass das keine-“ Cordy hörte plötzlich auf zu sprechen und blieb stehen. „Oh Mist!“

 

„Was? Cordy? Was ist los?“

 

Buffy blickte ihre Freundin seltsam an, da sie nicht verstand, wieso diese sich so verhielt.

 

„Ähhh....ich würde sagen, wir haben ein Problem....“

 

Die Brünette verstummte und deutete ungefähr sechs Meter vor sich.

 

Doyle und Buffy folgten der Richtung ihrer Geste und starrten auf zwei ziemlich große Dämonen. Beide waren etwas über zwei Meter groß und hatten orangefarbene Haut. Sie trugen gefährlich aussehende Schwerter auf dem Rücken und ihre Fingernägel sahen messerscharf aus. Buffy hoffte für einen Moment, dass die Dämonen sie nicht gesehen hatten, aber unglücklicherweise starrte das Paar sie direkt an. Ein böses Funkeln blitzte in ihren Augen.

 

„Geht da rüber und aus dem Weg!", blaffte Doyle und schob die beiden Mädchen grob aus dem Weg.

 

Er starrte zu den jetzt knurrenden Dämonen und ließ seinen eigenen Dämon hervortreten. Cordelia schrie, als Doyles Gesicht zu einem blauen Farbton wechselte und ihm Stacheln wuchsen. Sie hatten seine dämonische Seite noch nie gesehen. Er hatte es noch nie gebraucht und er hatte ihnen nie gesagt, dass sich sein Erscheinen verändern würde, wie es das gerade getan hatte.

 

„Ich schlage vor ihr verschwindet", sagte Doyle mit Nachdruck zu den beiden Dämonen, die langsam auf sie zu kamen.

 

„Und warum sollten wir das tun?", knurrte der leicht größere Dämon durch einen Mund voll gefährlich aussehender Zähne.

 

„Weil ihr sonst sterben werdet", sagte er zuversichtlicher, als er sich fühlte.

 

Die beiden Dämonen lachten über diese Bemerkung.

 

„Du denkst, du kannst uns aufhalten?“

 

„Das habe ich vor!“

 

Doyle zog einen langen Dolch aus der Innentasche seiner Jacke. Schnell griffen die Dämonen ihn an. Doyle trat genau dann zur Seite, als sie sich auf ihn stürzen wollten und sprang hinter sie. Er stieß das Messer in seiner Hand in den Rücken des zweiten Dämons, der sich noch von Doyles erster Bewegung erholen musste. Der Schlag war entweder perfekt ausgeführt oder er hatte Glück gehabt, denn der Dämon fiel bewegungslos zu Boden und grünes Blut sickerte aus der Wunde.

 

Doyle griff nach unten und holte seine einzige Waffe aus dem Rücken des Dämons. Dann stellte er sich aufrecht, um sich der verbliebenen Gefahr zu stellen. Zu seinem Schrecken entdeckte er den Dämon, der sich Buffy und Cordelia näherte, die hilflos ein paar Meter entfernt standen. Der Dämon schob Cordelia zur Seite, wodurch sie fast zu seinen Füßen landete und pirschte sich näher an Buffy heran, die durch ihrer Schwangerschaft die Hilfloseste von allen war.

 

Buffy presste sich weiter gegen die Steinwand hinter ihr. Wild suchte ihr Blick nach etwas, das sie benutzen konnte, um sich zu verteidigen. Aber da war nichts. Zu jeder anderen Zeit hätte sie ihn nur mit ihrem Körper bekämpfen können, aber nicht jetzt. Auf keinen Fall konnte sie es mit dem Dämon aufnehmen, wenn sie im sechsten Monat schwanger war. Nun, sie konnte ihn wahrscheinlich bekämpfen, aber sie war völlig aus der Übung und ihr Gleichgewicht war alles andere als perfekt wegen dem zusätzlichen Gewicht.

 

Es war völlig offen, was gefährlicher war: zu versuchen, den Dämon zu bekämpfen oder hier zu stehen in der Hoffnung, dass Doyle den Dämon töten konnte. Ihr Körper begann zu zittern, als ihr klar wurde, dass sie das wahrscheinlich nicht überleben würde, dass dieser Dämon sie und ihr Baby töten würde. Tränen liefen ihre Wangen hinab in dem Wissen, dass ihr Kind es niemals auf diese Welt schaffen würde.

 

Doyle riskierte einen Blick zu Cordelia und sah, dass sie scheinbar okay war. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf Buffy. Er versuchte sich einen Plan auszudenken, aber er kam schnell zu der Entkenntnis, dass dafür keine Zeit war. Er musste handeln. Der Dämon hatte sein Schwert zum Vorschein gebracht und hob es nun zur Angriffsstellung.

 

Doyle atmete tief ein und starrte nach vorne. Sein Blick war hart vor Entschlossenheit. Er würde absolut NICHT zulassen, dass der Jägerin etwas passieren würde. Es war sein Job, sie zu beschützen. Und er würde das um jeden Preis machen, auch wenn es bedeutete, dass er sich selbst damit in die Schusslinie brachte. Doyle raste also ohne weiteren Gedanken auf Buffy zu und sprang zwischen sie und dem Dämon, der das Schwert auf sie herabsenkte.

 

„BUFFY!! DOYLE!", kreischte Cordelia und blickte auf das Grauen, das sich vor ihr abspielte.

 

 

Kapitel 6

 

Im Bruchteil einer Sekunde war es vorbei....und die Jägerin war gerettet. Buffy war unfähig etwas zu sagen, nach dem was sie gesehen hatte. Sie konnte nur auf den grausigen Anblick vor ihr starren. Ihr Verstand konnte noch nicht verarbeiten, was gerade passiert war. Sie glaubte immer noch, dass sie bald sterben würde.

 

Der Verlangen sich zu übergeben stieg ihr bis in den Hals, als sie auf den toten Dämon runterstarrte. Sein Kopf war ihm nur Zentimeter von ihr abgehackt worden. Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, aber keine Worte kamen raus. War wirklich geschehen, was gerade passiert war? Ein Blick hinter den nun toten Dämon versicherte ihr, dass es wirklich so war.

 

Ganz langsam hob Buffy ihren Blick, um auf den von Cordelia zu treffen. Die Ex-Cheerleaderin stand wie angewurzelt auf der Stelle, die Augen schockiert aufgerissen. Die einzige Bewegung kam von ihren zitternden Händen, die immer noch fest das Schwert festhielten, das sie nur Sekunden zuvor dem anderen Dämon entnommen hatte. Buffys Blick wanderte von Cordelia zu dem toten Dämon und wieder zurück. Cordelia hatte nicht wirklich....oder? Ja, sie hatte es mit ihren eigenen Augen gesehen. Cordelia hatte den Dämon getötet.

 

Ein leises Stöhnen riss beide Mädchen aus ihrer Benommenheit. Cordys geborgtes Schwert klapperte laut auf den Bürgersteig, als sie dorthin rannte, wo Doyle links von Buffy lag. Die blonde Jägerin folgte, während sie immer noch versuchte, alle zu verarbeiten.

 

„Oh mein Gott, Doyle! Bist du okay?", rief die Brünette besorgt aus.

 

„Wa-....was ist passiert?", fragte ein benommener Doyle und rieb sich seinen Kopf, wo er auf den Bürgersteig geknallt war.

 

Das Letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er vor Buffy gesprungen war.....und dann nichts mehr.

 

„Du lebst!", schrie Cordy und zog ihn in eine feste Umarmung, völlig überwältigt von ihren Gefühlen der Erleichterung und der Angst um den Halbdämon.

 

„Mir geht es gut", murmelte Doyle leise.

 

Nun, es ging ihm nicht direkt gut, aber wenn er für den Rest seines Lebens in den Armen seiner Prinzessin bleiben konnte, dann würde es das.

 

„Gut, ich bin froh", meinte sie schnell und verbarg die Tränen, die sich gebildet hatten.

 

Warum weinte sie überhaupt? Doyle war nur ein nervender Kerl. Und außerdem ging es ihm gut!

 

Buffy war bei dem Austausch versucht zu lächeln. Sie war sich Doyles Gefühle für Cordy genau bewusst. Wie konnte sie nicht, wenn der Halbdämon sie ständig mit einem albernen Lächeln anstarrte? Sie war auch über Cordys Handlung nicht überrascht. Die Brünette verbrachte ein wenig zuviel Zeit damit, über Doyle zu reden oder über ihn zu schimpfen, um nicht interessiert zu sein. Sie musste über deren Dummheit lachen. Aber zu anderen Zeiten wollte sie deswegen....nun, das war es nicht wert zu erwähnen. Sie konnte sowieso nicht haben was sie wollte.

 

„Doyle! Dein Arm!", ertönte Cordelias schrille Stimme durch die Gasse.

 

„Was?“ Doyle blickte auf seinen Arm hinab und entdeckte, dass sein Jackenärmel aufgeschlitzt und mit Blut durchtränkt war. „Oh....ich habe es nicht mal bemerkt."

 

„Kommt schon, wir müssen in unser Appartement zurück", befahl Buffy, die sich um Doyle sorgte und auf der Hut davor war, was noch durch die Straßen schlich.

 

Buffy und Cordelia halfen dem leicht benommenen Doyle dabei aufzustehen und stützten ihn, als sie zu ihrem Appartement zurückgingen. Glücklicherweise begegneten ihnen auf dem Rest ihres kurzen Weges keine weitere Dämonen. Niemand von ihnen war in der Form, an diesem Abend noch mehr zu kämpfen.

 

 

*****

 

 

„Cordy? Geh den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Badezimmer holen, während ich Doyle dabei helfe, seinen Mantel und das Shirt auszuziehen", befahl Buffy, sobald sie ihn nach ihrer Rückkehr in ihr Appartement auf die Couch gesetzt hatten.

 

„Weissu.....dassis eine dieser Zeiten, wo ich mir wünsch, ihr swei habt was su trinken hier", meinte Doyle undeutlich, der die Auswirkungen seines Blutverlustes und dem Schlag auf den Kopf spürte.

 

Buffy lächelte.

 

„Dann hast du Glück. Ich hatte Cordy gestern gesagt, dass sie für dich eine Flasche Whiskey besorgen soll."

 

„Wie hatse die gekriegt?", fragte er sich laut, da er sich entfernt daran erinnerte, dass sie erst achtzehn war.

 

„Du glaubst doch nicht, dass Queen C ihr Teenie-Jahre ohne einen gefälschten Ausweis durchlebt hätte, oder?", grinste sie und schüttelte ihren Kopf.

 

Buffy ging, holte die Flasche und gab sie Doyle. Vorsichtig half sie ihm aus seiner Jacke und dem Shirt. Der Schnitt auf seinem Arm war übel, aber nicht so schlimm, wie sie erwartet hatte. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass er ein Halbdämon war, oder es konnte einfach eine dieser Verletzungen sein, die schlimm bluteten, aber nicht so ernst waren. Wie auch immer, sie war froh, dass es nicht so aussah, als würde er genäht werden müssen. Es würde aber wahrscheinlich eine Weile schmerzen.

 

„Hier bitteschön."

 

Cordelia kam zurück und gab Buffy den Kasten. Sie machte sich schnell daran, die Wunde zu reinigen und zu verbinden. Als sie fertig war, lag Doyle schlafend auf der Couch.

 

Buffy griff nach einer zusätzlichen Decke und deckte Doyle zu, bevor sie sich in ihr Zimmer zurückzog. Sie war erschöpft und ihr Verstand musste sich noch dem stellen, was vorhin passiert war. Ehrlich gesagt wollte sie sich dem nicht stellen. Sie wollte nicht daran denken, wie nah sie dem Tod gewesen war, und sie dann nie ihr Wunderkind gesehen hätte. Manche Dinge waren einfach zu schrecklich, um sich ihnen zu stellen.

 

Währenddessen saß Cordelia auf einem Ende der Couch und starrte Doyle nur an. Ihre Emotionen waren in Aufruhr. Vor allem, weil sie so nah dran gewesen waren, als Dämonenfutter zu enden. Dann war da die Tatsache, dass sie selbst den Kopf des Dämons abgeschlagen hatte. Und schließlich war da Doyle. Ihn zu sehen, wie er sein Leben einsetzte, um Buffy zu retten, und dann zu denken, dass er verletzt war oder schlimmeres, hatte etwas in ihr bewegt, von dem sie nicht wusste, ob sie bereit oder gewillt war, es zu akzeptieren. Hatte sie ihre Lektion nicht schon gelernt, als sie sich mit einem Verlieren verabredet hatte? Trotzdem....da war etwas an ihm. Vielleicht würde es vergehen....jedenfalls hoffte sie das.

 

 

*****

 

 

Am nächsten Morgen erwachte Doyle zu dem leisen Geplapper von Cordelia und Buffy nicht weit von ihm. Vorsichtig öffnete er seine Augen und schloss sie schnell wieder, als er von der hellen Glühbirne im Oberlicht des Wohnzimmers geblendet wurde. Ein Stöhnen entwich unabsichtlich seinen Lippen. Es fühlte sich so an, als würde in einem Kopf wiederholt ein Hammer klopfen.

 

„Aspirin?", brach eine Stimme durch seinen Schmerz.

 

Er blickte auf und sah Cordelia, die über ihn gebeugt war und ihm zwei Tabletten und ein Glas Wasser hinhielt, was er dankbar akzeptierte.

 

Doyle war gerade wieder dabei einzuschlafen, als ihm klar wurde, dass er immer noch keine Ahnung hatte, was gestern Abend passiert war und wieso der Dämon tot war.

 

„Würde mir jemand sagen, was gestern Abend passiert ist?“

 

„Gestern Abend", tat Cordelia unwissend, da sie nicht wirklich darüber sprechen wollte, wie nahe sie dem Tod gewesen waren.

 

„Ja, und wieso der Dämon tot ist und wir leben", verdeutlichte er und blickte zu Cordelia und dann zu Buffy.

 

„I-ich....ich habe gesehen, wie du zwischen den Dämon und Buffy gesprungen bist.....und ich sah, dass der Dämon zuschlagen wollte, also......ich weiß nicht......Ich habe mir einfach das Schwert von dem anderen Dämon gegriffen und bin gesprungen", erzählte Cordy mit einem untypischen Stottern in ihrer Stimme. „Das nächste was ist wusste, war, dass der Dämon tot war."

 

Doyle lächelte über ihre Worte. Er war gleichzeitig dankbar, erleichtert und stolz.

 

„Ich wusste, dass du es in dir hattest, Prinzessin."

 

„Ja, da hattest du Glück, oder du wärst nicht hier", sagte sie zu ihm und gewann ein wenig ihre Zickigkeit zurück, während sie das Verlangen ignorierte, ihre Arme um ihn zu schlingen und ihm zu sagen, wie froh sie war, dass es ihm gut ging.

 

„Prinzessin?", sagte er leise zu ihr. „Vielen Dank."

 

Cordelia sah ihn mit einer leichten Röte im Gesicht merkwürdig an.

 

„Gern geschehen."

 

„Also....äh....seid ihr beide okay?", fragte Doyle beide Frauen und unterbrach seinen Blickwechsel mit Cordy.

 

Buffy, die dem Paar unauffällig zugehört hatte, ging zu den beiden hinüber, wo diese ihren Moment gehabt hatten.

 

„Uns geht es gut. Ein paar Kratzer, ein paar blaue Flecken, aber das wars. Du hast das Schlimmste abbekommen."

 

Doyle blickte auf seinen bandagierten Arm hinab und zuckte zusammen.

 

„Ja. Das wird für eine Weile schmerzen."

 

„Du hast Glück, dass es nicht genäht werden musste." Die Blondine setzte sich neben ihn auf die Couch und begann die Wunde zu untersuchen. „Es sollte in einer Woche okay sein, aber sorge dafür, dass du es sauber hältst."

 

„Ja, Doktor!", salutierte er gespielt vor der Jägerin.

 

Buffy lachte über seine Aktion, bevor sie sich schwerfällig von der Couch erhob. Es wurde immer schwerer, sich mit dem Baby in ihr zu bewegen, aber sie liebte es. Sicher, so viel Extragewicht zu tragen, war ein wenig schwierig, aber alles was sie tun musste, war, sich daran zu erinnern, dass es ihr Baby war, das sie wie ein Wal aussehen ließ, und dass alles gut werden würde.

 

Für den Rest des Morgens saßen die drei zusammen und unterhielten sich, nachdem sie etwas gefrühstückt hatten. Sie versuchten ihre Unterhaltung von den Ereignissen des letzten Abends wegzulenken, aber es wurde dann letztendlich doch angesprochen. Doyle hatte sich dafür entschuldigt, weil er sie nicht so beschützt hatte, wie er es sollte, doch die Mädchen wollten davon nichts hören. Es gab nichts was man hätte tun können, um das, was passiert war, zu verhindern. Alle drei waren sich jedoch einig, dass es wahrscheinlich am besten war, wenn man abends den leeren, dunklen Gassen fern blieb.

 

Irgendwann ging Doyle wieder in sein eigenes Appartement und ließ Buffy und Cordelia für den Rest des Tages alleine. Trotz der Tatsache, dass er die ganze Nacht durchgeschlafen hatte, war er erschöpft. Außerdem wusste er, dass die beiden viel zu bereden hatten. Lornes Angebot war an diesem Morgen nicht zur Sprache gekommen, aber er war sich ziemlich sicher, dass beide es im Kopf hatten. Also hatte er sie alleine gelassen, damit sie reden konnten, während er noch etwas Schlaf bekam. Und vielleicht noch einen Drink.

 

 

*****

 

 

„Also....", bemerkte Buffy, weil sie sonst nichts zu sagen hatte.

 

„Also....", kam es auch von Cordelia, als beide sich auf die Couch setzten.

 

„Ugh! Wir kommen zu keinem Ergebnis", grummelte Buffy laut.

 

Sie hatten in der vergangenen Stunde über alles diskutiert, was Lorne ihnen angeboten hatte, waren aber noch nicht zu einem Ergebnis gekommen.

 

„Warte mal eine Sekunde", befahl Cordy, stand auf, ging in ihr Zimmer und kam einen Moment später mit einem Stück Papier und einem Stift zurück. „Okay, lass uns eine Liste mit allen Vor- und Nachteilen machen."

 

„Okay, klingt wie eine gute Idee", stimmte Buffy zu und machte es sich auf der Couch gemütlicher. Was wegen ihres hervorstehenden Bauches schwierig war. „Vorteil....nun, es würden bessere Jobs sein."

 

„Ja, und arbeiten in einem Nachtclub sowieso!", fügte Cordy fröhlich hinzu.

 

„Und ein besserer Ort zum Leben", fuhr Buffy fort. „Was wirklich sehr, sehr gut ist."

 

„Würde ich auch sagen! Und wir hätten nichts mehr mit unserem Vermietertypen zu tun."

 

Sie schüttelte sich bei dem Gedanken an diesen Widerling.

 

„Oder dieser widerliche Typ den Gang runter, der mich immer anzüglich angrinst."

 

Buffys Augen verengten sich. Sie hasste den Kerl. Er schien nicht verstehen zu wollen, dass sie kein bisschen Interesse an ihm hatte.

 

Cordy blickte auf die Liste, die sie gemacht hatte und schüttelte ihren Kopf.

 

„Wir haben soweit nur Vorteile und keine Nachteile."

 

„Den Einfall von Lorne mit diesem Dämonenteil mag ich wirklich nicht."

 

Buffy zuckte unverbindlich mit den Schultern.

 

„Warum? Es würde unten im Keller sein. Es ist ja nicht so, als würden sie sich auf der Hauptetage aufhalten."

 

Cordy sah die Blondine fragend an.

 

„Ja, aber Dämonen und Menschen so nah zusammen, schreit ja regelrecht nach Ärger", wies die Blondine sie hin.

 

„Was ist denn mit dem Zauber? Lorne hat gesagt, dass er einen Zauber hat, damit nichts passiert", warf Cordy schnell ein. Es war sehr deutlich, was sie machen wollte.

 

„Ich nehme an, das würde helfen. Sollen wir aber der Magie vertrauen?“

 

Buffy seufzte müde. Das Angebot klang toll, aber sie konnte nicht anders, als sich darüber Sorgen zu machen, was falsch laufen könnte.

 

„Ich bin sicher, dass Lornes Hexenfreunde zuverlässiger sind als Will-....äh, irgendwer."

 

Cordelia unterbrach sich schnell, bevor sie Willows Name sagen konnte. Die beiden vermieden es meistens, über die Menschen aus Sunnydale zu sprechen.

 

Buffy hatte den Ausrutscher gehört, entschied sich aber, ihn zu ignorieren. Das war eine Angelegenheit, mit der sie sich im Moment nicht befassen wollte.

 

„Das ist richtig. Denkst du, dieser Lorne Typ ist vertrauenswürdig?“

 

Die Brünette biss sich leicht auf ihre Lippen.

 

„Ich weiß nicht. Ich meine, Doyle denkt, dass er ein guter Typ - oder Dämon - ist."

 

„Doyle sagt, hm? Sehe ich da etwa ein Knistern zwischen euch?", meinte Buffy verschmitzt.

 

„NEIN!", leugnete Cordy ein wenig zu schnell.

 

„Uh, huh, sicher!", gluckste Buffy.

 

„Er ist einfach so...so...ugh....hast du gesehen, wie er sich kleidet?“ Die Brünette runzelte die Stirn.

 

Buffys Gesicht nahm sofort einen ersten Ausdruck an, da ihre Gedanken zu den Ereignissen in Sunnydale wanderten.

 

„Cordy?“ Sie wartete, bis sie die volle Aufmerksamkeit ihrer Freundin hatte. „Lass mich dir einen Rat geben: Lass dir die kleinen Dinge nicht in die Quere kommen. Es ist nur wichtig, dass du glücklich bist. Wenn du denkst, dass Doyle dich glücklich machen kann, vergiss alles andere."

 

Cordelia betrachtete Buffy und die Ernsthaftigkeit in ihrem Gesicht. Sie wusste genau, woran die Blondine dachte. Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht war alles andere unbedeutend, wenn sie am Ende glücklich war. Aber trotzdem - Doyle?

 

Die beiden saßen einige Zeit schweigend da, beide ein wenig verwirrt durch die plötzliche Wendung in ihrer Unterhaltung. Cordy war es, die zuerst wieder etwas sagte und sie wieder zum Thema brachte.

 

„Nehmen wir also Lornes Angebot an?“

 

Der Blick der Blondine wanderte durch ihr heruntergekommenes Appartement. War das ein Ort, um ein Baby großzuziehen? Nicht wirklich. Und sie bezweifelte, dass sie selbst vor der Geburt noch etwas besseres finden würden. Ihr Baby verdiente einen schönen Ort zum Leben. Und sie hatte sich geschworen, das tun würde, was auch immer das beste für ihr Baby war.

 

„Ich denke schon."

 

Buffy lächelte ein wenig. Sie hatte immer noch ihre Vorbehalte darüber, ob das alles klappen würde, aber es war einen Versuch wert.

 

„Toll!", rief Cordy glücklich aus. „Ich werde Doyle anrufen und es ihm sagen!“

 

 

*****

 

 

Später am Abend

 

 

„Lorne hier", sprach der grünhäutige Dämon in sein Telefon.

 

„Hey Lorne. Hier ist Doyle", kam die Stimme vom anderen Ende.

 

„Doyle! Ich habe nicht erwartet, so bald von dir zu hören. Warum klingst du so mürrisch?", fragte Lorne leicht überrascht.

 

„Lange Nacht. Wir sind auf dem Weg nach Hause von Dämonen angegriffen worden....", begann Doyle und erzählte seinem Freund dann davon, wie eng es gewesen war.

 

„Wow. Du musst jedoch zugeben, dass du wusstest, dass es früher oder später passieren würde", fügte Lorne bedrückt hinzu.

 

„Ich weiß. Ich bin nur froh, dass beide okay sind. Ich will nicht, dass ihnen etwas passiert", seufzte Doyle.

 

„Warum Doyle? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass du in eine verliebt bist", reizte ihn Lorne zwitschernd. „Du steigst doch wohl nicht der Jägerin nach, oder? Denn ich denke nicht, dass deine Bosse das mögen."

 

„Nein! Nein, ich bin nicht hinter Buffy her. Sie ist ein süßes Kind, hatte es schwer, aber ich mag sie nicht auf diese Weise. Und selbst wenn ich es täte, hätte ich nie eine Chance. Ich weiß nicht, ob sie jemals über den Vampir hinwegkommt", meinte Doyle und dachte an alles, was er über deren Beziehung wusste.

 

„Mmm, da muss ich dir zustimmen. Ich habe bei ihr eine ziemlich traurige Aura gespürt", Lorne schüttelte seinen Kopf, obwohl Doyle es nicht sehen konnte. „Damit bleibt noch die reizende Brünette, die ich gestern Abend kennen gelernt habe."

 

„Cordelia", sagte Doyle ein wenig zu schnell.

 

„Uh huh. Sieht aus, als hätte ich den Nagel auf den Kopf getroffen", lachte Lorne. „Viel Glück bei ihr. Sie hat Feuer unter dem Hintern, das kann ich erkennen."

 

„Was du nicht sagst!", stimmte Doyle ihm mit einem Glucksen zu.

 

„Also, ich denke jedenfalls nicht, dass du angerufen hast, um mit mir über dein Liebesleben zu sprechen", meinte Lorne, der begierig darauf war zu hören, was der Halbdämon ihm noch zu sagen hatte.

 

„Ja, ja. Du hast mich erwischt. Ich habe dich angerufen, um dir zu sagen, dass du den Mädchen scheinbar ein Angebot gemacht hast, dass sie nicht ablehnen können, denn sie haben mich vor kurzem angerufen, damit ich dir sage, dass sie es machen werden", erzählte Doyle und rieb sich über seinen immer noch schmerzhaften Kopf.

 

„Oh! Das ist einfach klasse!", erwiderte Lorne fröhlich. „Ich bin so froh, dass sie zugestimmt haben. Ich wollte den Club jetzt schon eine Weile auf die Beine stellen."

 

„Ja, ich weiß. Ich bin auch froh. Das ist eine gute Sache für sie", stimmte Doyle zu, glücklich darüber, dass ihre Situation sich verbessern würde.

 

„Ja, das denke ich auch, von dem was ich gehört habe", sagte Lorne traurig. Er wusste nicht besonders viel von ihnen, aber was er wusste war herzzerreißend. „Ich werde dann anfangen Pläne zu machen. Ich denke, sie sollten so schnell wie möglich umziehen. Ich habe ein paar alte Schulden, die ich einfordern kann, damit die Renovierung der oberen Etagen ins Rollen gebracht werden kann."

 

„Toll. Ruf mich in ein paar Tagen an und lass mich wissen, wie es läuft", bat Doyle, der bereits Pläne für den anstehenden Umzug schmiedete.

 

„Werde ich machen. Wir hören bald voneinander!", schnatterte Lorne, bevor er auflegte.

 

Er hatte eine Menge zu tun, damit die Dinge ins Rollen kamen für alles, was geplant war.

 

Doyle lächelte, als der den Hörer auf die Gabel legte. Die Dinge gingen wirklich aufwärts. Buffy und Cordelia würden an einen schöneren Ort ziehen und bald bessere Jobs haben. Und wenn er sich nicht geirrt hatte, dann hatte er doch noch eine Chance bei Cordelia. Ja, das Leben ging ganz bestimmt aufwärts.

 

 

 

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