Shadows in Time: A Small Sacrifice For Tomorrow


 

Kapitel 1

 

Fast sechs Jahre später

 

 

„Nacht, Süße", flüsterte Buffy und drückte einen leichten Kuss auf die Stirn ihrer jetzt schlafenden Tochter.

 

Sie erhob sich vorsichtig vom Bett, da sie Ashlynn nicht aufwecken wollte. Sie hatte lange genug gebraucht, um das energiegeladene kleine Mädchen zum Schlafen zu bringen und sie wollte das wirklich nicht noch einmal wiederholen. Buffy lehnte sich über das Bett und steckte die Decke um ihre Tochter herum fest. Dann wandte sie sich vom Bett ab. Anstatt den Raum zu verlassen und in ihr eigenes Bett zu gehen, ging sie zum Schaukelstuhl vor dem Fenster hinüber und setzte sich.

 

Ein paar Augenblicke starrte sie aus dem großen Fenster und dachte an die vergangenen Jahre, bevor ihr Blick wieder zu der schlafenden Gestalt ihres geliebten Babys wanderte. Nun, sie war eigentlich kein Baby mehr. Ashlynn war fast sechs Jahre alt, eine Tatsache, auf die sie in diesen Tagen regelmäßig hinwies. Sechs Jahre alt. Wie konnte die Zeit so schnell vergehen? Es schien erst gestern gewesen zu sein, als Buffy von Sunnydale weggelaufen war, schwanger und allein. Jetzt hatte sie eine fast sechs Jahre alte Tochter, einen festen gut bezahlten Job, eine tolle Gruppe von Freunden....sie hatte fast alles, was sie jemals haben wollte. Aber sie schreckte innerlich immer noch davor zurück, dass sie in ein paar Wochen eine Party für Ashlynns sechsten Geburtstag feiern würden.

 

Eine Mutter zu sein war mehr, als sie sich jemals hatte vorstellen können, wie es sein würde. Jeder einzelne Tag war eine Lernerfahrung. Wer hätte gedacht, dass ein kleines Mädchen in so viele Schwierigkeiten geraten konnte! Sie hatten alle ziemlich schnell gelernt, die Dinge aus der Reichweite des neugierigen Kleinkindes zu bringen. Natürlich war das gewesen, nachdem Ash das Badezimmer geplündert und mit dem Make-up von Mommy und Tante Cordelia gespielt hatte. Und dann war da der ach-so-spaßige Fall von Windpocken. Arme Cordy. Die ehemalige Cheerleaderin hatte nie die Windpocken gehabt und hatte sich bei Ashlynn angesteckt. Diese kleine Episode hatte Buffy eine Tour in ein Wellness-Center für Cordy gekostet, sobald es ihr besser ging.

 

Alles in allem jedoch genoss sie es, eine Mutter zu sein. Es war ein unglaubliches Gefühl, wenn jemand einen ohne Einschränkungen liebte und sich zur Anleitung und Unterstützung auf einen verließ. Jede Veränderung in Ashs Leben hatte Wärme in Buffys Herz gebracht: Sie zum ersten Mal krabbeln zu sehen, ihr dabei zuzusehen wie sie laufen lernte, ihr das Lesen beizubringen, und all die anderen Dinge, die ihren Weg gekreuzt hatten. Sie hatte nie gewusst, was für eine einträglich Erfahrung es war, ein Kind zu haben.

 

Die anderen waren auch ziemlich entzückt von dem liebenswerten Mädchen und Ashlynn betete alle ihre ‚Tanten‘ und ‚Onkel‘ an. Sogar Lorne. Buffys glückliche Gedanken schwankten ein wenig bei diesem Gedanken. Ash war kein völlig normales Mädchen, auch wenn sie nicht direkt unnormal war. Sie war ziemlich intelligent für ihr Alter und sie schien mehr Kraft zu besitzen, als sie sollte, was aber wahrscheinlich durch ihre Abstammung kam. Das Seltsame war, dass Ash sogar in ihren jungen Jahren den Begriff von Gut und Böse und Menschen und Dämonen verstand. Keiner von ihnen konnte herausfinden warum, aber Ash schien es einfach zu verstehen. Sie wusste, dass Lorne ein Dämon war und es störte sie nicht im geringsten. Buffy hoffte nur, dass es kein Auftakt zu etwas war, wie etwa als Jägerin berufen zu werden.

 

Wenn diese Zeit jedoch kommen würde, dann würde sie einen Weg finden, um damit umzugehen. Sie konnte das Schicksal sowieso nicht bekämpfen und sie hatte ihre Freunde, die ihr bei allem helfen würden, das ihren Weg kreuzen könnte. Als sie Sunnydale vor fast sieben Jahren verlassen hatte, hätte sich Buffy niemals vorstellen können, von solch wunderbaren Menschen umgeben zu sein. Cordy war eine ihrer besten Freundinnen geworden, Doyle war zu jemandem geworden, auf den sie zählen konnte, Lorne war ihr Retter gewesen, als er in ihr Leben gekommen war, und dann waren da Willow und Oz, die vor Jahren wieder in ihr Leben gekommen und geblieben waren. Sie waren ihre Gruppe der Unterstützung und ihre Vertrauten, immer da, wenn sie einen oder zwei Freunde brauchte.

 

Cordy und Doyle waren jetzt ‚offiziell‘ zusammen, obwohl sie sich eine lange Zeit ‚gesehen‘ hatten. Buffy konnte nicht anders, als über die beiden ihren Kopf zu schütteln. Sie hatten eine seltsame Beziehung und zankten sich immer miteinander, aber es klappte bei ihnen. Cordy war kürzlich in Doyles Appartement gezogen und sie planten jetzt ihre Hochzeit, auf Nachdruck von Cordy eine total riesige Angelegenheit, die in ein paar Monaten stattfinden sollte.

 

Da sie nicht wollten, dass Buffy alleine in ihrem Appartement war, nachdem Cordy nach oben gezogen war, waren Willow und Oz bei ihr eingezogen. Die beiden hatten vor zwei Jahren während einer Reise nach Vegas geheiratet. Lorne hatte entschieden, dass der Club eine Umgestaltung benötigte und hatte ihn für zwei Wochen geschlossen. Er hatte ihnen allen gesagt, dass sie Urlaub machen sollten. Also waren sie nach Vegas gegangen, wo Willow und Oz sich zu einer spontanen Hochzeit entschieden hatten. Es war jedoch perfekt für sie und Buffy hätte nicht glücklicher sein können.

 

Der Club lief besser, als alle von ihnen erwartet hatten. Er war ein Riesenhit bei den jungen Erwachsenen und fast jede Nacht mussten sie Leute abweisen. Sie hatten alle ihre Lücke gefunden, wenn es um ihre Jobs im Club ging. Oz kümmerte sich um die ganze Musik, Doyle befasste sich mit dem Alkohol, Cordy arbeitete mit den Finanzen, Willow war für alles verantwortlich, was mit Computern zu tun hatte, Lorne beaufsichtigte alles und sorgte dafür, dass der Club sich an die Vorschriften hielt und Buffy hatte die Verantwortung für die Angestellten. Es war ein wenig aufregend, die Kontrolle über Menschen zu haben und sie hatte den Bogen raus, wie man Befehle gab. Ihre Jobs hielten sie ziemlich beschäftigt, aber der Erfolg des Clubs und das daraus resultierende Einkommen wischte alle möglichen Beschwerden weg.

 

Es gab auch immer noch Böses, das bekämpft werden musste. So sehr sie sich auch wünschte, dass sie ihre Rolle als Jägerin hinter sich lassen könnte, so konnte Buffy das nicht tun. Es war ein Teil von dem, was sie war. Immer noch patrouillierte sie noch nicht so viel, wie sie es in Sunnydale getan hatte. Gewöhnlich war sie in zwei oder drei Nächten in der Woche draußen, und niemals alleine. Ihre Freunde ließen sie nie alleine jagen, da sie wussten, dass sie eine bessere Chance hatte zu überleben, wenn sie Unterstützung hatte. Niemand sprach es laut aus, aber sie wusste, dass es immer die Möglichkeit gab, dass Ashlynn mutterlos zurückbleiben könnte. Wenn Buffy also patrouillierte gingen sie in Gruppen, gewöhnlicherweise begleiteten sie entweder Cordy und Doyle oder Willow und Oz. Die meiste Zeit jedoch konzentrierten sich ihr Kämpfe gegen das Böse auf Aufstände, von denen Doyle oder Lorne durch ihre Verbindungen gehört hatten.

 

Oberflächlich gesehen schien ihr Leben perfekt zu sein, aber da war immer noch ein klaffendes Loch in ihrem Herzen. Ein Loch, entstanden durch die Abwesenheit ihres Seelengefährten, das niemals völlig verheilt war. Der Schmerz war in diesen Tagen geringer, aber alles was Buffy tun musste, war, zu ihrer blonden Tochter mit braunen Augen zu sehen und sie sah, wie Angel zu ihr zurückschaute. Es hatte ihr mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben, wenn sie zu ihrem wunderschönen kleinen Mädchen blickte, aber sie konnte nicht länger bei dem Thema verweilen. Angel war weg und er war jetzt schon viel länger verschwunden, als sie zusammen gewesen waren. Es würde ihr nicht gut tun, in der Vergangenheit zu verharren.

 

Ashlynn war fast drei, als sie zum ersten Mal nach ihrem Vater gefragt hatte. Sie waren im Park gewesen, als sie ein anderes Mädchen gesehen hatte, das mit einem älteren Mann gespielt hatte. Mit der typischen Neugier eines Kindes hatte Ash gefragt, wer der Mann war und warum er bei dem Mädchen war. Es hatte Buffys Herz gebrochen, ihr zu erklären, dass der Mann der Vater des kleinen Mädchens wäre. Als sie gefragt hatte, wo ihr Vater wäre, konnte Buffy die Tränen nicht zurückhalten, die ihr die Wangen runterliefen. Sie war innerlich darüber zerrissen, was sie ihrer Tochter von ihrem Vater erzählen sollte.

 

Ihr erster Instinkt war gewesen, überhaupt nichts zu sagen. Warum sollte sie Ashlynn Erinnerungen an einen Mann geben, den sie niemals kennen würde? Aber die fragenden tiefbraunen Augen ihres wunderschönen kleinen Mädchens hatten ihr gesagt, dass sie ihr nicht vorenthalten konnte, etwas über ihren Vater zu erfahren. Also hatte sie nachgegeben und Ashlynn von Angel erzählt. Es war eines der schwersten Dinge, die sie jemals machen musste. Alles was Buffy ihr sagen konnte, war, dass ihr Daddy ein wundervoller Mann namens Angel wäre, und dass er nicht bei ihnen sein könnte, er sie aber sehr lieben würde. Da sie so jung war, hatte Ash die Worte unbesehen geglaubt.

 

Als sie älter wurde stellte sie weitere Fragen, und mit der Zeit fühlte sich Buffy wohler dabei, sie zu beantworten. Angel konnte nicht bei ihnen sein, aber das bedeutete nicht, dass Ashlynn es nicht verdienen würde, von ihm zu erfahren. An vielen Abenden, wenn Buffy ihre Tochter ins Bett brachte, erzählte sie ihr eine Geschichte über ihren Vater. Da sie so lange nicht zusammen gewesen waren und ihre Zeit miteinander hauptsächlich nicht kindgerecht war, wurden die Geschichten oft wiederholt. Aber Ash schien das nichts auszumachen. Sie war glücklich, nur von ihm zu hören. Buffy hatte ihr sogar ein Bild von Angel gegeben, das sie jetzt auf ihrem Nachttisch stehen hatte. Es war nicht einfach für Buffy, über den Mann zu sprechen, der sie verlassen hatte, aber am Ende tat sie alles, um ihre Tochter glücklich zu machen. Und sie wusste, dass es nicht fair war, wenn ihre Vergangenheit es beeinträchtigte, dass Ash wissen wollte wer ihr Vater war. Also hatte sie durchgehalten und das Beste getan, wenn es darum ging Angel zu erwähnen.

 

Seufzend schob Buffy alle Gedanken an den Vater ihrer Tochter aus ihrem Kopf. Je weniger sie an ihn dachte, um so besser fühlte sie sich. Er war nicht mehr ein Teil ihres Lebens. Sie hatte diese Tatsache vor langem akzeptiert und sich weiterentwickelt. Es war nicht von Bedeutung, dass Ashlynn es verdiente, ihren Vater zu kennen, oder dass Angel wissen sollte, dass er eine Tochter hatte. Sie konnte die Dinge nicht verändern und das war wirklich alles, was es darüber zu sagen gab.

 

Buffy blickte erneut eine Minute lang zu ihrer schlafenden Tochter, bevor ihr klar wurde, dass sie selbst ins Bett gehen musste. Sie hatte morgen einen arbeitsreichen Tag im Club und es tat ihr nicht gut, wenn sie die halbe Nacht aufblieb. Als Buffy sich aus dem Schaukelstuhl hochgeschoben hatte, wurde sie von einer Benommenheit überwältigt und sie streckte schnell ihre Hand aus, um sich an der Fensterbank festzuhalten. Mit geschlossenen Augen wartete sie darauf, dass das Gefühl vorüberging. Als sie sie wieder öffnete, war die Welt wieder senkrecht. Buffy schüttelte ihren Kopf und verfluchte sich selbst dafür, dass sie nicht genug Schlaf bekam. Dann ging sie leise aus Ashlynns Zimmer.

 

Innerhalb ein paar Sekunden, nachdem sie sich auf ihr Bett gelegt hatte, war Buffy fest eingeschlafen. Ihr Alter und ihr aktives Leben schienen sie in diesen Tagen schneller einzuholen. Es war jedoch der Preis, den sie für das Leben, das sie führte, zahlte.

 

 

*****

 

 

Irgendwo in Europa

 

 

Die Tür knallte laut hinter ihm zu, als Angel in einen altertümlichen, kleinen Pub irgendwo in Irland stolperte. Mit langsamen Schritten wanderte er zur Bar und ließ sich auf einen der leeren Stühle in der Ecke fallen. Er hing krumm auf den Tresen. Sein ganzer Körper war erschöpft und übermüdet. Abwesend bemerkte er die vielen Schnitte und Abschürfungen, aber er kümmerte sich nicht darum. Sie waren ein kleiner Preis, die er für die Schlachten, die er kämpfte, bezahlen musste.

 

Seine Nacht hatte er soweit damit verbracht, ein Nest von Gur‘boluck Dämonen auszunehmen, die ein leeres Gebäude ein paar Blocks weiter eingenommen hatten. Widerliche kleine Strolche waren das. Sie hatten eine Tendenz dazu zu beißen. Angel runzelte angeekelt die Brauen und blickte auf die Löcher in seinen Hosen. Verdammte Dämonen. Sie hatten jedoch keine Chance gehabt gegen den im Kampf abgehärteten Vampir mit einer Seele. Jetzt war jeder von ihnen im Wald hinter ihrem Versteck begraben, in Stücke gerissen von der Axt eines Kriegers.

 

So war jede Nacht für Angel. Den Kampf für das Gute zu kämpfen und die Welt von der Dämonenplage zu befreien. Es war das einzige, das er tun konnte. Es gab für ihn sonst nichts in dieser Welt, wenigstens nicht mehr. Vor langer Zeit war da mal jemand gewesen, eine lächelnde junge Frau mit goldblonden Haaren und hypnotisierenden grünen Augen, aber sie war jetzt nur ein Erinnerung. Eine schmerzhafte Erinnerung daran, wer er war und was er niemals haben konnte. Also kämpfte er Nacht für Nacht, von Stadt zu Stadt, Land zu Land. Seine Reisen hatten ihn von Frankreich nach Spanien, nach Deutschland, nach Italien, nach China und virtuell auch überall dazwischen hingeführt. Jetzt fand er sich in Irland wieder, einem Ort, an dem er nicht gewesen war, seit vor der Rückkehr seiner Seele vor vielen, vielen Jahren. Warum zum Himmel er hierher zurückgekommen war, das wusste er nicht. So viele schlechte Erinnerungen waren mit seinem Heimatland verbunden, aber es schien nach ihm zu rufen. Er musste zugeben, dass es ein gewisses Level an Trost war, wieder in Irland zu sein. Trotzdem würde er wahrscheinlich nicht lange bleiben. Er hatte keinen Grund sich irgendwo niederzulassen. So lagen die Dinge für ihn. Je mehr er umherzog und je mehr er kämpfte, um so einfacher war es, alles andere auszublocken.

 

Angels Grübeln wurde ein wenig unterbrochen, als er hörte, wie neben ihm der Stuhl herausgezogen wurde und wie ein Körper sich willkürlich auf dem wackligen Holz niederließ. Er ignorierte die ungewollte Gesellschaft und lehnte sich weiter in den Schatten, zufrieden darüber alleine zu sein. Als er die neue Person jedoch sprechen hörte, sprang seine Aufmerksamkeit schnell zu seiner Linken.

 

„Gib mir ein Bier", rief die all zu vertraute, akzentuierte Stimme laut, trotz der Tatsache, dass der Barkeeper nur circa einen halben Meter entfernt war.

 

Vorsichtig hob Angel seinen Blick. Er scheute sich davor, wusste aber genau, wen er vorfinden würde. Und er hatte Recht. Wenn seine Stimme es nicht verraten hätte, dann hätte es der gebleichte blonde Kopf.

 

„Spike?!?", blaffte er genervt heraus.

 

Der blonde Kopf wirbelte bei dem Wort mit großen Augen herum.

 

„Ei, ei, ei. Was haben wir denn hier?“

 

Spike grinste und runzelte gleichzeitig die Stirn.

 

„Was zur Hölle machst du hier?", schrie Angel ihn fast schon an.

 

Er hatte kein Verlangen danach, sich mit seinem arroganten Childe abzugeben.

 

„Verpiss dich, Mann."

 

Spike wedelte ihm mit seiner Hand zu und wandte sich wieder seinem Bier zu, wodurch Angel mit den Augen rollte. Gleicher alter Spike.

 

Angel entschied sich, dass er besser daran tat, wenn er den Blonden ignorierte und drehte sich von Spike weg. Er schluckte achtlos an seinem eigenen Bier und wünschte sich, dass er kein Vampir wäre, damit er völlig versacken könnte. Nichts gegen die unwissende Glückseligkeit, aber er würde mehr als nur ein paar Bier benötigen, um die immer gegenwärtigen Erinnerungen in seinem Kopf abzustumpfen.

 

Die beiden saßen eine lange Weile schweigend da und genossen nur die Gegenwart ihres Getränkes. Erst als Spike nach seinem vierten Gebräu in der späten Nacht griff, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der grübelnden Tunte von einem Sire zu.

 

„Weißt du, Mann", fing er großspurig an und wartete, bis Angels erschöpfter, übernächtigter Blick auf ihn gerichtet war. „Ich hätte gedacht, dass du jetzt schon vom Wind verweht wärst."

 

„Das hätte du wohl gerne, was?", knurrte Angel ihn an.

 

„Ehrlich gesagt.....", dachte Spike einen Moment über die Idee nach. „Ja. Aber wirklich, ich bin überrascht, dich hier sitzen zu sehen."

 

„Und warum das?", fragte Angel, den die Antwort nicht besonders interessierte, während er sich auf seinem Stuhl umdrehte, um das gebleichte Wunder ganz anzusehen.

 

„Ohne Grund." Spike zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Ich hab nur gedacht, dass diese verdammte gequälte Seele von dir nicht weiterleben könnte, jetzt wo deine heißgeliebte Blondie nicht mehr da ist."

 

Angels Körper versteifte sich sofort.

 

„Wovon sprichst du?“

 

Seine Childe fuhr fort, als hätte Angel nichts gesagt.

 

„Ich habe mir gedacht, dass du den ersten Sonnenaufgangszug zur Hölle nehmen würdest, nachdem die kleine Jägerin ins Gras gebissen hat. Nein wirklich, da du - leider - immer noch hier bist, was sagt uns das bloß über diesen Liebesscheiß zwischen euch beiden?“

 

„Wovon sprichst du verdammt?", brüllte Angel, sprang auf seine Füße und zog Spike am Mantelaufschlag seines abgetragenen Mantels von seinem Sitz.

 

Spike konnte nicht sagen...nein, es war nicht möglich! Es konnte nicht sein....

 

„Vorsichtig mit dem Mantel! Das ist echtes Leder!“

 

Der blonde Vampir schob Angel von sich weg.

 

„Ich werde dich noch einmal fragen, Junge", sprach Angel deutlich und bekämpfte die Kälte, die sich tief in seiner Seele niederließ. „WOVON sprichst du?“

 

„Beruhig dich, du verdammte Tunte." Spike setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Sein Blick war jedoch auf Angel konzentriert und er las die erschrockene Besorgnis. „Du weißt es nicht, oder? Solch eine Schande um sie. Sie hatte einen ziemlich fabelhaften kleinen Körper, für eine Jägerin und so."

 

„Spike!", knurrte Angel bedrohlich.

 

Der Blonde starrte Angel eine Minute lang an.

 

„Du weißt es wirklich nicht oder?“

 

„WAS WISSEN?", schrie Angel frustriert und seine Sorge verzehnfachte sich.

 

Er konnte nicht einmal daran denken, was Spikes Worte bedeuteten.

 

„Ich hab dem guten alten Sunnyhell letztes Jahr einen Besuch abgestattet", begann Spike und genoss die langsame Folter seines Sires. „Bin einer lebhaften Brünetten begegnet. Stell dir meine Überraschung vor, als ich herausfand, dass sie eine Jägerin ist. Ein Jammer auch. Ich wette, sie wäre ein guter Fick gewesen."

 

„Eine Jägerin?", fragte Angel verwirrt.

 

Noch eine Jägerin? Sein Körper sackte zusammen und er fiel unachtsam auf seinen Stuhl.

 

„Überraschend, ich weiß", erwiderte Spike, den es überhaupt nicht interessierte, welche Auswirkungen seine Worte hatten. „Enttäuschend auch. Ich habe mich auf eine gute Keilerei mit deiner kleinen Fluffy gefreut."

 

„Aber....nein."

 

Das letzte Wort kam als heiseres Flüstern. Es war nicht möglich. Sie konnte nicht weg sein. All diese Jahre hatte er sich selbst gesagt, das sie glücklich war und das Leben lebte, das sie verdiente. Sie konnte nicht.....nein, es war einfach nicht möglich.

 

„Also hab ich die lebhafte Brünette gefragt, wo Blondie wäre", fuhr Spike desinteressiert fort. „Mir wurde gesagt, dass sie seit fast sieben Jahren weg ist."

 

„Nein....“ Angel schob sich von der Bar weg und warf seinen Stuhl um „Nein!“

 

Er taumelte ein paar Schritte zurück und hörte kein weiteres Wort mehr aus dem Mund seines Childes. Das einzige, worauf er sich konzentrieren konnte, war das Wort ‚weg‘. Sie war....nein! Nein! Es war nicht möglich!

 

Angel drehte sich um und flüchtete aus der Bar. Er rannte so schnell, wie seine Füße ihn tragen konnten. Er rannte so lange, bis sein Körper nicht mehr konnte und fiel dann mit seinen Knien irgendwo auf den mit Dreck bedeckten Boden.

 

„NEEEEEIIIIIIIIN!!!!", ertönte sein schmerzgeplagtes Heulen laut durch die Nacht.

 

Lange Zeit später fand sich Angel, dessen Gesicht nass von Tränen war, immer noch auf seinen Knien und er betete zu wem auch immer, der zuhören würde, dass es nicht wahr war. Buffy konnte nicht......tot sein. Das Wort ließ einen erstickten Schrei über seine Lippen kommen. Sie konnte nicht. Sie konnte einfach nicht. Das war nicht das, was passieren sollte! Sie sollte glücklich sein!

 

Seine Augen leuchteten bernsteinfarben, als ihm der ungewollte Gedanke an irgendein bösartiges Biest, das ihr Leben beendet hatte, in seinen Kopf kam. Nein! Er schob die Idee aus seinem Kopf. Er würde es nicht akzeptieren. Sie war nicht tot! Er würde es wissen, wenn sie....gestorben wäre.

 

Angel erhob sich schwankend auf seine Füße. Er musste es wissen. All diese Zeit hatte er geglaubt, dass sie ein glückliches Leben lebte. Jetzt....er musste es wissen. Und wenn es wahr wäre....wenn sie wirklich....nicht mehr da wäre, würde er den Hurensohn finden, der es getan hatte und ihm ein Glied nach dem anderen ausreißen bis nichts mehr übrig war. Vielleicht würde er erst noch ein paar Wochen Folter einfügen. Aber zuerst musste er es wissen.

 

Es war Zeit nachhause zu gehen.

 

 

Kapitel 2

 

Einige Tage später

 

 

Willow stand im Türrahmen von Buffys Zimmer und blickte in der Hoffnung hinein, Buffy wach vorzufinden. Eigentlich war sie sich nicht sicher, ob sie wollte, dass Buffy wach war oder nicht, denn sie war nicht sicher, ob sie die Nerven hatte, ihr das mitzuteilen, weswegen sie hier war. Sie wusste ehrlich gesagt nicht, wie ihre Freundin mit der Information umgehen würde, die sie gerade erst herausgefunden hatte. Trotzdem musste sie es ihr sagen, denn das war das Richtige.

 

Buffy war tatsächlich wach und stand in Höschen und BH vor ihrem Ganzkörperspiegel. Dieser Anblick hätte Willow erröten lassen, wenn ihr Blick nicht genau da hängen geblieben wäre, was scheinbar auch Buffy gerade studierte. Den Rücken der Blondine hinunter und an ihrer Seite herum schlängelte sich eine hässliche, erhöhte Narbe von ungefähr einem Zentimeter Breite. Ein leichtes erschrockenes Beben zog durch Willow, als sie das sehr deutliche Zeichen sah.

 

Anders als andere Wunden, war diese niemals verblasst, da sie zu schwerwiegend war, um vollständig durch die hochentwickelten Kräfte der Jägerin zu verheilen. Sie würde wahrscheinlich immer eine Erinnerung an den Kampf sein, den sie vor fast zwei Jahren gehabt hatten.

 

Ein altes Lagerhaus war von einer Gruppe Cystyc Dämonen eingenommen worden, die eine Vorliebe dafür hatten, sich von dem Fleisch der obdachlosen Menschen zu ernähren. Lorne hatte gehört, dass mindestens acht von ihnen in dem Lagerhaus leben würden, so dass sie zu dem Entschluss gekommen waren, dass sie alle gebraucht wurden, um sie außer Gefecht zu setzen.

 

Die Dämonen waren eigentlich nicht so stark, aber unglücklicherweise waren weder Doyle noch Lorne darüber informiert gewesen, dass jeder der Dämonen zwei Lakaien hatte, so dass die komplette Anzahl auf vierundzwanzig angestiegen war. Nach ihrer Ankunft war der Gruppe klar geworden, dass sie hinters Licht geführt worden waren. Buffy und Doyle hatten sofort die Cystyc Dämonen verfolgt, während Cordy, Willow und Oz die Vampir Lakaien angegriffen hatten. (Lorne war mit Ashlynn zuhause.)

 

Die Dinge liefen gut, bis Doyle quer durch den Raum geschleudert worden war und das Bewusstsein verlor. Die beiden verbliebenen Dämonen-Anführer verbündeten sich gegen Buffy und einer von ihnen schlitzte sie von hinten mit einem Dolch. Er schnitt ihr tief in ihre Haut von der Mitte ihres Rückens und weiter hinunter um ihre Seite. Es musste ihr zugute gehalten werden, dass Buffy weiterkämpfte und es schaffte, beide Dämonen zu besiegen und mit den restlichen Vampiren zu helfen.

 

Sobald die Schlacht aber vorüber war, war Buffy zusammengebrochen. Schnell bildete sich eine Blutlache um ihren Körper. Wenn Tara nicht gewesen wäre, die sie begleitet hatte für den Fall, dass Magie benötigt wurde, hätte Buffy es vielleicht nicht geschafft. Sie führte eine Art Heilungszauber durch, damit der Blutfluss gestoppt werden konnte, bis sie Buffy ins Krankenhaus bringen konnten. Die Jägerin überlebte, wofür Willow ungeheuer dankbar war, trug aber immer noch das Zeichen dieses Kampfes. Die anderen waren auch nicht ohne Verletzungen davongekommen. Oz hatte sich sein Handgelenk gebrochen, Doyle hatte eine Gehirnerschütterung und Cordy war gegen ein Stück hervorstehendes Metall geschoben worden, wodurch sie sich ihren Arm aufgeschlitzt hatte. Sie benötigte sechzehn Stiche plus eine Tetanusspritze.

 

Willow wusste, dass Buffy froh war, die Schlacht überlebt zu haben, aber sie wusste auch, dass das dauerhafte Zeichen auf ihrer Haut sie störte. Es war nur noch eine weitere Erinnerung an das Schicksal, das ihr Leben war, um das sie aber nie gebeten hatte. Sie beschwerte sich jedoch nie darüber, sondern akzeptierte einfach, dass die Narbe für immer da sein würde.

 

Willow brach aus ihrer Träumerei hervor, atmete tief ein und erinnerte sich daran, warum sie hergekommen war. Sie klopfte an die Tür. Buffy erschrak bei dem Geräusch und blickte hoch. Sie sah, dass Willow in der Tür stand. Sie erinnerte sich daran, dass sie fast nackt war und zog sich schnell ihren Morgenrock an.

 

„Tut mir Leid."

 

Willow errötete, sagte aber nichts darüber, dass sie gesehen hatte, wie Buffy sich ihre Narbe angesehen hatte.

 

„Das ist okay." Buffy zuckte lässig mit den Achseln. „Wir sind beide Mädchen. Ich habe die gleichen Teile wie du. Komm rein."

 

Willow ging in den Raum und setzte sich auf das Bett der Jägerin.

 

„Wo ist Ashlynn?“

 

„Oben bei Cordy und Doyle. Sie wollte Modenschau mit Cordy spielen." Buffy rollte mit ihren Augen und fragte sich, ob es so klug war, ihre Tochter mit der Modeprinzessin Modenschau spielen zu lassen. „Also was gibt es?“

 

Willow wich ihrem Blick aus und zog am Saum ihres Shirts.

 

„Oh....ähm.....also...“

 

„Spuck es einfach aus, Willow."

 

Buffy setzte sich neben ihre Freundin und wurde leicht nervös.

 

Willow atmete tief ein, sah hoch und traf auf Buffys Blick.

 

„Oz hat heute mit seinen Eltern telefoniert. Sie...ähhh...sie haben gesagt, dass.....dass deine Mom-“

 

„Was ist mit meiner Mom?", unterbrach die Blondine scharf.

 

„Buffy." Willow legte eine Hand auf Buffys Arm. „Sie hatte letzte Woche einen Autounfall."

 

„Was?", flüsterte Buffy heiser und fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Aber....aber....ihr geht es doch gut, oder?“

 

„Sie...“ Willows Augen schlossen sich für eine Sekunde, bevor sie fortfuhr. „Es war ein frontaler Zusammenstoß mit einem betrunkenen Fahrer. Sie hat es nicht geschafft. Sie sagten, dass sie sofort beim Aufprall gestorben ist."

 

„Nein!", rief Buffy aus und ihre Tränen liefen nun ungehindert. „Nein...s-sie kann nicht tot sein!“

 

„Es tut mir Leid, Buffy."

 

Willow zog die schluchzende Jägerin in ihre Arme.

 

„Sie k-kann nicht t-tot sein", murmelte Buffy an Willows Brust.

 

Es war nicht von Bedeutung, dass sie seit fast sieben Jahren nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Sie war immer noch ihre Mutter. Und auch wenn sie unter schlechten Bedingungen auseinander gegangen waren, liebte Buffy ihre Mutter immer noch.

 

 

*****

 

 

Eine Stunde später saß die ganze Gruppe schweigend im Wohnzimmer von Buffy, Willow und Oz. Niemand wusste, was man zu der verzweifelten Jägerin sagen sollte. Ihnen war bewusst, dass Buffy und ihre Mutter nicht miteinander gesprochen hatten und sich nicht gesehen hatten, seit sie Sunnydale verlassen hatte, aber sie wussten, dass es immer noch schwer für sie sein musste, von ihrem Tod zu erfahren.

 

„Okay", verkündete Willow und sah von ihrem Laptop hoch. „Ich habe für euch einen Flug nach LA gebucht."

 

„Gut, danke Willow", antwortete Buffy leise und wischte sich über ihre Augen.

 

Willow setzte sich auf der Couch zurück.

 

„Bist du sicher, dass du nicht willst, dass wir mitkommen?“

 

„Ich bin sicher." Buffy nickte. „Du musst mit Tara zu dieser Wicca Sache hin und ich weiß, wie aufgeregt sie ist, dass du mit ihr gehst."

 

„Okay, aber ich wünschte, ich könnte mit dir fahren."

 

Willow seufzte und griff nach Oz‘ Hand.

 

„Ich weiß, aber es ist okay. Außerdem werden Cordy und Doyle bei mir sein."

 

Buffy gähnte, nachdem sie zu Ende gesprochen hatte.

 

„Und wir nehmen Ashlynn mit", warf Cordy ein, die sie daran erinnerte, dass Buffy ihre Tochter bei sich haben wollte.

 

„Warum gehst du nicht schlafen, Sonnenschein." Lorne legte von da, wo er hinter der Couch stand, tröstend seine Hand auf ihre Schulter. „Dein Flug geht morgen sehr früh."

 

„Okay", stimmte Buffy zu und erhob sich vom Sofa. „Ich sehe euch morgen."

 

Die Jägerin ging wie betäubt aus dem Raum und ließ ihre Freunde zurück, die ihr traurig hinterher sahen. Alle fragten sich, warum es immer Buffy sein musste, die sich mit solchen tragischen Ereignissen befassen musste. Es schien fast so, als würde das Schicksal sie ständig mit neuen Hindernissen auf die Probe stellen. Sie wussten, dass sie es durchstehen würde, aber sie wussten auch, dass es schwer für sie sein würde.

 

 

*****

 

 

In einem Flugzeug irgendwo über dem Atlantischen Ozean

 

 

Angel wanderte ruhelos in der kleinen Kabine des Flugzeugs hin und her. Wenn er nicht so mit seinen Gedanken bei Buffy gewesen wäre, wäre er wie versteinert gewesen, weil er in einem Flugzeug war, aber er dachte nicht weiter an diese erste Erfahrung. Flugzeuge und Vampire waren gewöhnlich Dinge, die wegen dem Sonnenlicht nicht gut zusammen passten, aber er hatte das Gefühl, dass es in diesem Fall notwendig war. Er musste nach Sunnydale und er musste schnell dort hin.

 

Er hatte sehr, sehr viele Gefälligkeiten benötigt und hatte tief in seinen Ersparnissen gegraben, die er eine sehr lange Zeit nicht angerührt hatte, um eine Passage in einem kleinen Flugzeug zu bekommen. Dankenswerterweise hatten seine Kämpfe gegen die Dämonen ihm ein paar Freunde eingebracht und er konnte jemanden finden, der ihn in die Staaten flog und dann zu dem kleinen Flughafen in Sunnydale. Die Tatsache, dass es ein kleines Privatflugzeug war, erlaubte ihm dafür zu sorgen, dass es kein Problem war, nicht mit der Sonne in Kontakt zu kommen.

 

Also wanderte er jetzt über den Boden hin und her und wartete auf ihre Ankunft in New York. Sie würden dort das Flugzeug auftanken und unglücklicherweise einen Tag bleiben, damit sich der Pilot dort um andere Angelegenheiten kümmern konnte. Dann würden sie ihre Reise nach Sunnydale beginnen. Für Angel erschien es wie eine niemals-endende-Reise, obwohl sie Irland erst vor ein paar Stunden verlassen hatten.

 

Er konnte seine Gedanken nicht von Buffy nehmen und dem, was Spike zu ihm gesagt hatte. Sieben Jahre. Das würde bedeuten, dass er erst ein paar Monate weg gewesen war, als sie....Nein! Er würde das nicht akzeptieren. Er würde das nicht akzeptieren, weil es nicht wahr war. Sie war nicht tot. Sie lebte. Spike log, nur um von ihm eine Reaktion zu bekommen. Auf keinen Fall konnte Buffy tot sein.

 

Angel lehnte seinen Kopf müde gegen die Wand des Flugzeugs und wiederholte immer wieder, dass Buffy tatsächlich lebte. Er rief sich eine Vision ins Gedächtnis, in der sie lächelte und mit einem liebenden Ehemann an ihrer einen Seite und einem wunderschönen kleinen Mädchen auf der anderen Seite in der Sonne ging. Die glückliche Fantasie verursachte eine andere Qual, die durch seinen Körper zog. Er hatte sie verlassen, damit sie ein richtiges Leben haben konnte, ein Leben mit Sonnenschein und einer Familie und jemandem, der sie liebte. Aber nur der Gedanke daran, dass sie mit einem anderen zusammen war anstatt mit ihm, zerschmetterte sein bereits gebrochenes Herz. Auch wenn sie bereits so lange getrennt waren, liebte er sie immer noch mit jeder Faser seines Seins. Und auch wenn alles, was er für sie wollte, war, dass sie glücklich wäre, schmerzte es mehr als alle Worte. Wenn er sich entscheiden müsste zwischen einem Leben mit einem anderen oder ihrem Tod, dann wäre das eine einfache Wahl. Er würde sie lieber lächelnd in den Armen eines anderen sehen, als ihren kalten, leblosen Körper, der begraben und vergessen unter der Erde lag.

 

Seine Faust knallte laut gegen das stabile Metall des Flugzeugs. Er würde nicht akzeptieren, dass sie tot war. Im Hinterkopf wusste er jedoch, dass es eine echte Möglichkeit wäre. Sie war immerhin die Jägerin und kämpfte Nacht für Nacht. Es gab immer ein Risiko, immer die Möglichkeit, dass sie ihre nächste Schlacht nicht überlebte. Buffy war jedoch stark. Sie hatte es entgegen aller Wahrscheinlichkeit mehr als einmal geschafft. Fürs Erste würde er sich an dieses Wissen klammern.

 

 

*****

 

 

Sunnydale

 

 

Im Mietwagen lehnte Buffy ihren Kopf gegen das Fenster und wünschte sich, dass der Tag enden und sie wieder in ihrem Zuhause in Seattle wäre. In Sunnydale zu sein war schon alleine anstrengend genug, aber wegen dem Tod ihrer Mutter hier zu sein, schien die emotionale und körperliche Belastung auf ein anderes Level zu schieben. Sie war erst seit ungefähr zwölf Stunden in der Stadt, aber Buffy kam es zehn Mal länger vor.

 

Nachdem sie in Los Angeles angekommen waren, hatte Doyle ein Auto gemietet und die Vier nach Sunnydale gefahren. Als sie dort waren, hatte Buffy nicht wirklich gewusst was zu tun war. Sie hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, was sie tun würde, wenn sie zu ihrem ehemaligen Zuhause zurückkehrte. Letztendlich entschieden sie sich, zu Joyces Haus zu fahren, da sie sonst nicht wussten, was sie machen sollten.

 

Im Haus waren sie Buffys Tante, Joyces Schwester, begegnet, die in der Stadt war, um sich um die Folgen des Unfalles zu kümmern. Ihre Begrüßung von Buffy und ihren Freunden war gelinde gesagt kalt gewesen. Offensichtlich war ihr bewusst, was zwischen Buffy und Joyce vorgefallen war. Wenigstens hatte sie sie nicht rausgeworfen.

 

Den Rest des morgens und des nachmittags verbrachten sie damit, durch das Haus zu gehen und die Sachen danach zu sortieren, was behalten werden sollte oder was weggeworfen oder der Wohlfahrt gegeben werden sollte. Joyces Schwester war bereits durch vieles im Haus gegangen, aber sie wurden fertig, während Buffy da war. Es kam der blonden Jägerin unwirklich vor, in ihrem alten Haus zu sein, während ihre Mutter nicht da war, und in dem Wissen, dass sie niemals wieder da sein würde. Die Familienbilder und Andenken brachten Tränen in ihre Augen.

 

Nicht zum ersten Mal wünschte sich Buffy, dass sie versucht hätte, die Probleme mit ihrer Mutter zu lösen. Vielleicht wenn sie ihr einen Brief geschickt hätte oder angerufen hätte, dann hätten sie ihre Verbindung wieder aufbauen können. Vielleicht....nur vielleicht....aber jetzt war es zu spät. Sie hatten niemals wieder die Chance, das wieder auszubessern, was vor Jahren schmerzhaft auseinandergebrochen war. Ihre Mutter würde niemals wieder ein Teil ihres Lebens sein. Ashlynn würde niemals ihre Großmutter kennenlernen und Joyce niemals ihre Enkeltochter treffen.

 

Buffy nahm an, dass all diese Sprichwörter darüber, dass einem nie etwas bewusst wurde bis es zu spät war, wahr wären. Seit sie vom Tod ihrer Mutter erfahren hatte, war sie voller Reue. Nicht darüber was sie getan hatte, und nicht darüber, dass sie sich geweigert hatte, der Forderung ihrer Mutter nachzukommen, sondern weil sie nie versucht hatte, mit Joyce Kontakt aufzunehmen, nachdem sie gegangen war. Sieben lange Jahre und sie hatte den Riss zwischen ihnen bestehen lassen. Vielleicht wäre es ihnen nicht möglich gewesen, an den Schwierigkeiten zwischen ihnen zu arbeiten, aber sie hätte es wenigstens versucht. Jetzt würde sie es niemals wissen. Jetzt war es zu spät.

 

Buffy wischte sich eine Träne von ihrer Wange und sah aus dem Fenster zum Friedhof, dem sie sich näherten. Joyces Beerdigung und Gedenkgottesdienst war vor ein paar Tagen gewesen, aber Buffy wollte das Grab besuchen. Wenn sie es vorher gewusst hätte, wäre sie zur Beerdigung gekommen, aber sie hatte es bis gestern nicht gewusst, also musste sie sich mit einem Besuch am Grab zufrieden geben.

 

„Wir sind hier", unterbrach Doyle die komplette Stille im Auto.

 

Das Geräusch riss Buffy auf ihrer Betäubung im Halbschlaf. Sie hob ihren Kopf vom Fenster und atmete tief ein.

 

„Danke."

 

„Willst du, dass wir mit dir kommen?", fragte Cordy flüsternd und drehte sich zu Buffy auf dem Rücksitz um.

 

„Nein. Ich....ich möchte alleine gehen."

 

Buffy strich mit einer Hand durch ihre Haare und begann die Tür zu öffnen.

 

„Was ist mit Ash?“

 

Doyle nickte zu dem kleinen Mädchen.

 

Buffy blickte einen Moment zu ihrer schlafenden Tochter hinunter und schüttelte ihren Kopf.

 

„Lass sie schlafen. Sie hatte einen langen Tag."

 

„Ok, wir sind hier, wenn du uns brauchst."

 

Cordy drückte mitfühlend ihre Hand.

 

Buffy lächelte schwach und kletterte aus dem Auto. Sie glättete ohne Grund ihr Kleid, damit ihre Hände etwas zu tun hatten. Zögernd ging sie dorthin wo das Grab war. Ihre Hände zitterten, als sie sich dem Ort näherte, wo die Frau, die sie geboren hatte, für immer ruhte. Innerhalb von Sekunden war der helle Granitgrabstein direkt vor ihr und sie musste sich der harten Realität des Todes stellen.

 

Schritt für Schritt näherte sie sich dem großen Stein, bis sie direkt davor stand. Ihre Augen schlossen sich, als eine Welle der Übelkeit durch ihren Magen wirbelte. Buffy öffnete sie wieder und kniete sich vor das Grab. Während ihr die Tränen hinabliefen, legte sie einen Strauß weißer Rosen auf das Gras. Mit einer zitternden Hand berührte sie den kalten Stein, auf dem der Name ihrer Mutter stand.

 

„Hi Mom", flüsterte sie gebrochen und ihre Finger fuhren über den Namen auf dem Grabstein. „Ich wünschte, ich wüsste was ich sagen soll", begann sie und lehnte sich auf ihre Fersen zurück. „Es tut mir Leid, dass wir unsere Sache nie klären konnten. Ich-ich habe niemals aufgehört dich zu lieben. Auch wenn wir sieben Jahre nicht miteinander gesprochen haben, warst du doch immer meine Mutter. Ich kann mich nicht dafür entschuldigen, was passiert ist, denn ich bereue es nicht, meine Tochter bekommen zu haben, aber ich wünschte, dass du ein Teil unseres Lebens gewesen wärst.

 

Ich habe ein kleines Mädchen bekommen, Mom." Buffy lächelte bei dem Gedanken an ihre Tochter. „Sie ist wunderschön und klug. Ich hätte nie gedacht, dass es so sein könnte, eine Mutter zu sein. Du hättest sie geliebt. Ich weiß, dass du das getan hättest. Ich habe ihr von dir erzählt. Ich wollte, dass sie weiß wer du bist. In ihrem Zimmer steht ein Bild von dir und mir.

 

Ich weiß, dass wir unsere Probleme hatten, Mom, aber ich weiß, dass du das Beste getan hast, was du nur konntest. Ich war nicht das einfachste Kind. Und die ganze Jägerin-Sache machte es auch nicht besser. Ich wünschte, ich hätte es ignorieren können und dir die Tochter sein können, die du wolltest, aber ich tat was ich tun musste. Ich hoffe, du verstehst das." Sie hielt inne und nahm sich einen Moment, um sich zu beruhigen. „Ich habe dich nie wegen der schlechten Zeiten gehasst."

 

Sie küsste ihre Finger und drückte sie auf den geschriebenen Namen.

 

„Ich liebe dich, Mommy."

 

Als sie sich von ihrem Platz erhob, stockten ihre Schritte wegen einem Schwindelanfall. Buffy griff nach ihrem Kopf und drängte den Schwindel aufzuhören. Nachdem sie ein paar Mal tief eingeatmet hatte, ließ das Gefühl nach. Sie warf noch einen letzten Blick auf das Grab, drehte sich dann um und begann sich entfernen, als eine nur allzu vertraute Stimme sie wie erstarrt stehen bleiben ließ.

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du die Nerven hast hier aufzutauchen."

 

Buffy wirbelte herum und wünsche sich sofort, dass sie das nicht getan hätte, da der Schwindelanfall zurückkehrte.

 

„Xander?“

 

 

Kapitel 3

 

Buffy kam es vor, als wäre sie auf der Stelle erstarrt. Als würde die Zeit still stehen, während sie in die Augen ihres ehemaligen Freundes starrte. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie ihm begegnen würde, während sie in Sunnydale war, und sie wollte ihn wirklich NICHT sehen. Ihre Wut darüber, was passiert war, bevor sie gegangen war, war immer noch stark und es war offensichtlich, dass sein Zorn über sie ebenfalls noch vorhanden war.

 

„Soll ich gerührt darüber sein, dass du immer noch meinen Namen kennst?", schnappte er unfreundlich.

 

Sein Blick zeigte nichts anderes als Abneigung für das Mädchen, das er früher einmal auf ein Podest gestellt hatte.

 

„Was willst du, Xander?", meinte Buffy müde und presste einen Finger auf ihre pochende Schläfe.

 

Xander schüttelte bei der Frage herablassend seinen Kopf.

 

„Ich habe nicht gedacht, dass du dich noch einmal blicken lassen würdest. Was? Denkst du, du kannst so einfach wieder in die Stadt reinschneien?“

 

„Was ist mache geht dich nichts an!", fuhr sie ihn an und ihre Wut ersetzte die überwältigende Müdigkeit. „Meine Mutter ist tot, Xander. Ich bin hergekommen, um mich zu verabschieden. Das war‘s."

 

„Ein wenig spät dafür, nicht wahr?“ Er hob höhnisch eine Augenbraue. „Sieben Jahre zu spät, denke ich."

 

„Weißt du was, Xander." Sie marschierte zu ihm. Ihre Stimme hallte laut. „Ich gebe einen SCHEIß darauf, was du von mir denkst, darüber was ich getan habe oder nicht getan habe, aber wag es nicht, meine Mutter da mit reinzuziehen!"

 

„Ich weise nur auf die Tatsachen hin, Buff. Du bist von hier weggegangen und hast nie zurückgesehen. Du hast dich den Teufel um etwas geschert, sondern nur um dich." Er blickte sie empört an.

 

„Denk doch verdammt noch mal was du willst", fing Buffy an, wurde aber unterbrochen, bevor sie fortfahren konnte.

 

„Buffy? Ist alles in Ordnung?", erklang Cordelias Stimme durch die stille Nacht.

 

„Ja, wir haben Geschrei gehört", fügte Doyle hinzu, als die beiden in Sicht kamen.

 

„Cordelia?", stieß Xander geschockt aus und trat einen Schritt zurück.

 

„Mommy?", ertönte Ashlynns verschlafene Stimme leise, als das kleine Mädchen ihren Kopf von Cordys Schulter hob.

 

„Hey Süße! Hast du gut geschlafen?“

 

Buffy zwang ein Lächeln in ihr Gesicht und zog ihre Tochter in ihre Arme.

 

„Yup!“ Ash grinste ihre Mommy an. „Wer ist das?“ Sie zeigte auf Xander.

 

Buffy blickte von Ashlynn zu Xander und zurück. Das war keine Situation, der sie ihre Tochter aussetzen wollte.

 

„Das....das ist nur jemand, den ich mal gekannt habe, Baby."

 

„Oh."

 

Das kleine Mädchen runzelte leicht dir Stirn und legte ihren Kopf auf Buffys Brust.

 

„Was zur Hölle geht hier vor", schrie Xander und beäugte dann Cordelia. „Warum bist du hier?“

 

„Was interessiert dich das?", erwiderte sie verärgert.

 

Xander Harris war ganz bestimmt jemand, bei dem sie am liebsten vergessen würde, das er existiert hatte.

 

„Ich sehe, die Zicke ist zurück", stieß er wütend aus.

 

Doyle trat hervor. Er bemerkte, dass er immer wütender auf den unbekannten Mann wurde.

 

„Ich höre besser nicht, dass du noch einmal so über meine Verlobte sprichst."

 

„Verlobte? Du bist mit diesem Versager verlobt?“

 

Xander lachte laut.

 

„Mommy? Was ist da los?", meldete sich Ashlynn und ihr Blick wanderte wild zwischen den streitenden Erwachsenen hin und her.

 

„Nichts Baby. Alles okay", beruhigte Buffy ihre verängstigte Tochter und sah dann zurück zu ihrem ehemaligen Freund. „Xander, geh einfach."

 

Der Klang eines Handys hielt Xander von einer Antwort ab. Buffy griff in ihre Jacke und holte das laute Gerät heraus. Sie war froh, dass sie eine Ablenkung von dem gegenwärtigen Gespräch hatte.

 

„Hallo?", ging sie ans Telefon. „Oh, hey Will....nein, alles okay...ja...wir fahren bald zurück zum Flughafen.....Ich will nur nach Hause....okay, wir werden uns melden, wenn das Flugzeug landet....bye."

 

Als Xander dem Gespräch zuhörte, verdunkelten sich seine Augen vor Wut. Also da war Willow? Sie hatten nicht mehr miteinander gesprochen - nur wegen Buffy, wie er hinzufügen musste, und dann hatte sie und Oz eines Tages Sunnydale verlassen. Und jetzt hatte er herausgefunden, dass sie die ganze Zeit bei Buffy gewesen war! Willow war seit ihrer Kindheit seine beste Freundin gewesen und sie hatte ihn jetzt gegen ein verräterisches Miststück eingetauscht.

 

„Was wollte Willow?", fragte Cordy, als Buffy das Telefon wieder in ihre Tasche steckte.

 

„Sie wollte nur sicher gehen, dass es uns gut geht und nachfragen, ob wir wirklich noch heute Abend zurückkommen", gab Buffy weiter und sah direkt zu Cordy und Doyle, während sie mit ihrer Hand über den Rücken ihrer Tochter streichelte.

 

„Wir sollten dann besser bald fahren, damit wir unseren Flug schaffen."

 

Doyle sah auf seine Uhr.

 

„Okay. Xander....", begann sie und drehte sich zurück, um sich dem wütenden Mann zu stellen.

 

Nur dass er nicht mehr da war.

 

Cordy sah sich um, fand aber keine Spur von ihrem Ex-Freund. Sie zuckte mit ihren Schultern.

 

„Gut, er ist weg. Können wir jetzt gehen? Ich glaube, von dieser Stadt bekomme ich noch einen Ausschlag."

 

Buffy blickte dorthin, wo Xander gestanden hatte und seufzte.

 

„Ja, ich will wie ihr beiden auch nicht länger hier bleiben."

 

„Kommt Mädchen." Doyle legte seine Arme um seine Verlobte und Freundin. „Lasst uns aufbrechen."

 

 

*****

 

 

Sunnydale, die nächste Nacht

 

 

Als das kleine Flugzeug auf dem gemeinnützigen Flughafen von Sunnydale landete, kam es Angel so vor, als würde er aus der Haut fahren. Die fast einen Tag lange Unterbrechung in New York war ihm wie zwanzig Tage vorgekommen. Als sie schließlich in der Luft waren in Richtung Sunnydale, lagen seine Nerven vollkommen blank. Er fürchtete sich und war gleichzeitig erwartungsvoll wegen dem, was er vorfinden würde, wenn er an den Ort zurückkehren würde, der die Quelle seiner größten Freunde und seinen qualvollsten Leids gewesen war.

 

Da er jetzt hier war, wusste er nicht so richtig, was er jetzt machen sollte. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es kurz nach elf Uhr war. Er nahm an, dass er versuchen konnte, auf den Friedhöfen zu suchen. Wenn sie da war, wenn sie nicht....tot war, dann würde sie wahrscheinlich patrouillieren. Die unzähligen Friedhöfe in Sunnydale machten das jedoch zu einer gewaltigen Aufgabe. Er atmete unnötigerweise tief ein und ballte seine Fäuste, bevor er sich entschied, dass es das Beste wäre, wenn er zu ihrem Haus gehen würde. Vielleicht würde er dort ein paar Antworten bekommen.

 

Zwanzig Minuten später ging Angel den Weg entlang, der ihn, so hoffte er, zu Buffys Haus führen würde. Im Hinterkopf wusste er, dass es unwahrscheinlich war, dass sie dort immer noch wohnen würde. In seiner Vision von ihrem Leben wohnte sie immer in einem gemütlichen, zweistöckigen Haus mit einem großen Hinterhof und einem Swimmingpool. Es war jedoch möglich, dass Joyce immer noch dort wohnte. Die Aussicht darauf, Buffys Mutter zu treffen, ließ ihn unwillkürlich schaudern, da er wusste, dass Joyce ihn immer gehasst hatte.

 

Angel trat auf die vordere Veranda und runzelte die Stirn, als er sich umsah. Der ganze Ort war dunkel, keine Autos waren in der Einfahrt und er konnte innen keinen Herzschlag erkennen. Er ging zu einem der Fenster und blickte hinein. Seine verbesserte Sicht ließ ihn ins Innere des Hauses sehen, aber was er fand war noch entmutigender. Alle Möbel waren weg und er konnte sehen, dass Kartons auf dem Boden verstreut lagen. Er atmete tief ein und roch an der Luft. Unzählige Gerüche wehten durch seine Nase. Ganz schwach, so dachte er, konnte er Buffy erkennen, aber er war sich nicht sicher und es war nicht genug, um seine Ängste zu lindern. Angel studierte das Innere des Hauses in der Hoffnung, etwas zu finden, wodurch er identifizieren konnte, wer hier vor kurzem gelebt hatte. In der Nähe des Fensters konnte er einen geöffneten Karton sehen und ein paar Gegenstände schauten heraus. Er blinzelte ein wenig mit seinen Augen und veränderte seine Position, damit er besser sehen konnte. Dort, oben auf dem Stapel im Karton, war ein Bilderrahmen mit einem Bild von Buffy und Joyce. Diese kleine Entdeckung war genug um ihm zu sagen, dass das immer noch Joyces Haus war. Warum vernahm er dann keine stärkere Spur von Buffy? Wenn ihre Mom immer noch hier lebte, würde sie sie nicht oft besuchen?

 

Vielleicht war sie in eine andere Stadt gezogen, dachte er. Sunnydale war jedoch immer der Höllenschlund, soviel er wusste. War es möglich, dass sie weggezogen war? Und was war mit der anderen Jägerin, von der Spike gesagt hatte, dass er ihr begegnet wäre? Angel wollte über diese Fragen nicht genauer nachdenken, denn sie wiesen alle auf eine Sache und er war noch nicht bereits, sich dieser Sache zu stellen. Angel zog sich vom Fenster zurück und entschied sich für eine andere Möglichkeit. Er war fest entschlossen herauszufinden, was hier los war.

 

Eine kurze Weile später kam Angel bei Giles Appartement an. Durch eines der Fenster strahlte Licht, so dass er sich entschied an die Tür zu klopfen. Wenn er gedacht hatte, dass es einen Unterschied gemacht hätte, dann hätte er gebetet, damit Giles an die Tür kommen sollte. Zu seiner Bestürzung war es nicht der Wächter, der vor ihm erschien, sondern ein ziemlich junges Paar, das ihn vorsichtig ansah.

 

„Können wir Ihnen helfen?", fragte der Mann und legte seinen Arm beschützend um seine Freundin.

 

„Entschuldigen Sie die Belästigung", entschuldigte sich Angel und hielt seine Hände in Sicht, damit sie nichts zu befürchten hatten. „Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Ich wollte nur wissen, ob Rupert Giles hier noch lebt."

 

„Ähhh nein, das ist mein Appartement", meldete sich die Frau und lächelte den gut aussehenden Mann vor ihr an.

 

„Oh, äh, danke. Wenn Ihnen die Frage nichts ausmacht, wie lange leben Sie hier schon?", fragte er, während ihm sein Herz immer tiefer nach unten rutschte.

 

„Ich bin seit ungefähr vier Jahren hier", sagte sie zu ihm.

 

Angel ließ die Schultern hängen.

 

„Wissen Sie, wer vor Ihnen hier gewohnt hat?“

 

„Eine ältere Frau. Ich glaube, sie hat hier ungefähr zwei oder drei Jahre gewohnt", fügte sie hilfsbereit hinzu.

 

„Okay." Angel bekämpfte die Tränen in seinen Augen. „Vielen Dank. Ich entschuldige mich, dass ich Ihren Abend gestört habe."

 

„Gute Nacht."

 

Er drehte sich um und ging ernst davon.

 

Danach wanderte Angel durch Sunnydale und es kam ihm vor, als wären seine schlimmsten Ängste wahr geworden. Er war sich so sicher gewesen, dass sie lebte, aber jetzt wies alles auf etwas anderes hin. Es gab immer noch Hoffnung. Er wollte immer noch glauben, dass sie irgendwo glücklich ihr Leben lebte, aber es war immer schwieriger, so zu denken. Es musste irgend jemanden in dieser Stadt geben, der Antworten für ihn hatte.

 

Wie vom Schicksal bestimmt blickte Angel auf und fand sich neben Willys Bar wieder. Perfekt! Sicher würde der nervige Spitzel etwas über Buffy wissen. Er glättete seinen langen Mantel und ging fest entschlossen in die Bar.

 

„Angel", quietschte Willys Stimme in dem Moment, als Angel auf die Theke zukam.

 

„Hallo Willy", meinte Angel bedrohlich, da er das kleine Wiesel einschüchtern wollte.

 

„Ähh, was kann ich für dich tun, Kumpel?“

 

Willy wich ein paar Zentimeter zurück, da ihm der Blick in Angels Augen nicht gefiel.

 

„Informationen", bemerkte der beseelte Vampir einfach.

 

„S-sicher. Informationen. W-was möchtest du, äh, wissen?", fragte der kleine Barkeeper nervös.

 

„Buffy. Wo. Ist. Sie.", bemerkte er mit Nachdruck und ließ keinen Raum für Diskussionen.

 

„B-buffy?", wiederholte Willy, nicht direkt überrascht darüber, dass der Vampir nach seiner ehemaligen Freundin fragte. „Sie ist weg."

 

Angel griff über die Bar, packte Willys Shirt und zog ihn halb über die störende Barriere zwischen ihnen. „Was meinst du mit ‚sie ist weg‘?!?“

 

„I-ich meine überhaupt nichts, Angel. Wirklich!", erwiderte Willy schnell. „Sie ist weg. Verschwand vor ungefähr s-sieben Jahren. N-niemand hat sie seitdem gesehen."

 

„Sagst du mir auch die Wahrheit?“

 

Angels Gesichts veränderte sich zu seiner Dämonenform.

 

„J-ja. Ich würde dich nicht anlügen, Angel! Versprochen!", versicherte Willy ihm. „Niemand w-weiß, was passiert ist. S-sie war einfach eines Tages weg."

 

Das Verlangen, den widerlichen Mann durch den Raum zu schleudern, überwältigte ihn, aber er ließ ihn statt dessen auf den Boden fallen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, floh Angel schnell auf der Bar.

 

Sobald er draußen war, begann sein Körper zu zittern, als ihm heftige Schluchzer in den Hals stiegen. Es war wahr. Alles was Spike gesagt hatte war wahr. Buffy war nicht mehr da. Sein Fuß schoss hervor und trat eine in der Nähe liegende Dose quer durch die Gasse. Da er mehr brauchte, boxte er gegen die Steinwand neben sich und verletzte seine Knöchel. Der Schmerz erreichte aber nie sein Gehirn. Alles an das er denken konnte, war, dass Buffy tot war. Er musste mehr erfahren. Er musste wissen, was genau passiert war und dann würde er denjenigen finden und zerreißen, der für ihren Tod verantwortlich war. Angel drehte sich um und sprintete zu dem einen anderen Ort, von dem er denken konnte, dass er dort Antworten bekommen würde.

 

Nur zwei Minuten später kam er vor dem Bronze an. Er hoffte, dass einer von Buffys Freunden da sein würde. Sie würden ihm sagen können, was er wissen wollte. Er öffnete die Tür und schlenderte in den lauten Club. Dabei ignorierte er den plötzlichen Schmerz in seinem Herzen wegen den gemeinsamen Erinnerungen mit Buffy an diesem Ort. Es brauchte einen Moment, bis er den braunhaarigen Jungen mit einer unbestimmt vertrauten rotblonden Frau an der Bar sitzen sah.

 

„Xander", sagte er, nachdem er bei dem Jungen angekommen war.

 

Er wünschte sich, dass er lieber Willow gefunden hätte und nicht jemanden, der ihn immer schon gehasst hatte.

 

Xanders Kopf hob sich langsam, als er seinen Namen hörte. Seine Augen verengten sich sofort, als er seinen schlimmsten Feind einen halben Meter vor sich stehen sah.

 

„Was zur Hölle tust du hier?“

 

„Was ist mit Buffy passiert?", kam Angel gleich zur Sache.

 

„Das geht dich nichts an."

 

Xander stand törichterweise auf und stellte sich dem größeren Mann.

 

„Hör mal, Junge", knurrte Angel und trat einen Schritt näher. „Du wirst mir sagen, was passiert ist."

 

„Sie ist weg." Xander machte einen Schritt nach hinten, wollte die widerwärtige Kreatur aber so gerne schlagen. Es war sein Fehler, dass er seine Freunde verloren hatte. „Sie sind alle weg."

 

„Weißt du, was mit Buffy passiert ist?", fragte Angel mit wachsender Verzweiflung.

 

Xander schätzte die Situation einen Moment ein, bevor er antwortete.

 

„Nein", log er überzeugend, da er kein Verlangen hatte, dem Ding zu helfen, das ihn alles gekostet hatte, was in seinem Leben wichtig gewesen war.

 

„Schön", stieß Angel wütend hervor.

 

Er hielt sich nicht damit auf, sich zu verabschieden, drehte sich einfach um und ging aus dem Club. Als er gerade aus der Tür trat, lief er jemanden um, der eintreten wollte.

 

„Entschuldigung", bemerkte er abgelenkt und streckte die Hand aus, um der Person aufzuhelfen.

 

„Warum passt du nicht auf, wo du hingehst!“

 

Die wütende Frau wischte sich den Dreck von ihrer Hose.

 

Die Stimme riss Angel aus seinen Gedanken und er trat abrupt einen Schritt zurück.

 

„Faith?!?“

 

„Ja, wer will das w-", begann sie zu sagen, als sie ihren Kopf hob. „Angel?“

 

„Du jagst wieder", platzte Angel heraus, da er sonst nicht besseres zu sagen hatte, als er den Pflock in ihrer Hand sah.

 

Er vertraute dem Mädchen kein bisschen.

 

„Äh ja."

 

Faith runzelte die Stirn, da sie nicht verstand, warum das eine Überraschung war. Sie war eine Jägerin, also jagte sie.

 

Angel sah sie seltsam an. Die junge Frau schien irgendwie anders zu sein. Ihre ganze Haltung war anders und ihre Augen hatten nicht mehr diesen hasserfüllten, wütenden Ausdruck. Er war ein wenig neugierig, aber das war nicht wichtig. Seine Gedanken wurden woanders gebraucht. Er musste immer noch herausfinden, was mit Buffy passiert war.

 

Plötzlich beäugte er das Mädchen erwartungsvoll.

 

„Weißt du, was mit Buffy passiert ist?", fragte er geradeheraus was er wissen wollte.

 

„Buffy? Warum?", wollte sie wissen.

 

„Weil...weil man mir gesagt hat, dass sie w-." Nein, sagte Angel sich selbst. Er musste sich der Wahrheit stellen. „Weil man mir gesagt hat, dass sie tot ist."

 

„Tot?", wiederholte Faith überrascht. „Nein, Buffy ist nicht tot."

 

„S-sie ist", stotterte er und Hoffnung wallte in ihm auf. „Sie ist nicht tot? Aber alle haben mir gesagt...“

 

„Das letzte, was ich gehört habe, ist, dass sie die Stadt verlassen hat." Faith zuckte mit den Achseln. „Das hat Willow mir gesagt, als sie und Oz gekommen sind, um ihre Sachen zu holen."

 

„Wo? Weißt du wo sie ist?", fragte er hastig.

 

Alles andere interessiert ihn nicht. Alles was zählte, war, dass er endlich Hoffnung hatte.

 

Faith dachte einen Moment darüber nach, bevor sie antwortete.

 

„Ich glaube, Willow hat Seattle gesagt. Ich bin jedoch nicht sicher."

 

„Seattle?", fragte Angel perplex. „Weißt du, warum sie gegangen ist?“

 

„Ich denke Seattle, aber wie gesagt, ich bin nicht sicher. Und nein, ich weiß nicht warum. Willow hat mir nur gesagt, dass sie gegangen ist."

 

Faith wurde mit jeder Sekunde verwirrter. Sie wusste gar nichts. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, ihr zu sagen, was mit Buffy passiert war. Wenn sie nicht vor Jahren Willow begegnet wäre, dann hätte sie noch nicht einmal gewusst, dass die blonde Jägerin weggezogen war. Ihr kam es so vor, als gäbe es eine Menge, von dem sie nicht wusste. Aber das überraschte sie nicht besonders. Seit sie aus dem Koma erwacht war, schien alles so anders zu sein und ihr Wächter antwortete nie auf eine ihrer Fragen. Sie hatte jedoch alles ignoriert und sich auf das Jagen konzentriert.

 

„Was ist los, Angel?", fragte sie, da sie den Ausdruck der Erleichterung auf dem Gesicht des Vampirs mitbekommen hatte.

 

„Nichts", antwortete Angel kurz, da seine Gedanken woanders waren. „Ich muss gehen."

 

Bevor Faith ihn weiter drängen konnte, ging Angel schnell davon. Das Verhalten der Brünetten war seltsam gewesen, aber das schob er gedanklich sehr weit weg. Alles woran er denken konnte, war, dass Buffy lebte. Jedenfalls wenn er Faith glauben konnte. Aber er hatte nichts an ihr entdecken können, dass ihn denken ließ, dass sie gelogen hatte. Jede Spur war jedoch besser als keine.

 

Die Erleichterung, die er bei der Neuigkeit verspürte, wurde ein wenig gedämpft durch das Verlangen, es erst selbst zu sehen. Er musste wissen, dass sie lebte und dass es ihr gut ging. Angel sah ein Münztelefon in der Nähe, lief dorthin und wählte die Handynummer des Piloten, der ihn nach Sunnydale gebracht hatte. Er hoffte, dass er immer noch in der Stadt war, da Angel mindestens noch eine weitere Reise machen musste.

 

 

Kapitel 4

 

Zurück in Seattle

 

 

„Kein aber, Buffy", erklärte Cordelia und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

 

„Aber-", begann Buffy zu erwidern, wurde aber unterbrochen.

 

„Ich bin ziemlich sicher, dass ich kein aber gesagt habe", wiederholte die Brünette und drehte sich dann um, um zu Doyle zu blicken. „Oder?“

 

„Das habe ich gehört, Prinzessin."

 

Doyle nickte zustimmend.

 

„Ich habe aber Arbeit, die gemacht werden muss!", schrie Buffy frustriert, die es nicht mochte, wenn ihr etwas befohlen wurde.

 

„Nein, du hast bis Freitag frei." Cordy lächelte selbstzufrieden. „Befehl von Lorne."

 

Buffy runzelte die Stirn und blickte finster zu ihren beiden Freunden. Sie schmollte ein wenig und lehnte sich gegen die Couch zurück, bevor sie ihre Niederlage eingestand.

 

„Schön."

 

„Buffy." Cordelia seufzte, ging zur ihr hinüber und setzte sich neben die Blondine. „Wir wollen doch nur, dass du es in den nächsten Tagen langsam angehen lässt. Es war sehr stressig gewesen mit dem Tod deiner Mutter und der Begegnung mit Xander. Nimm dir etwas Zeit, damit alles wieder ruhiger wird."

 

„Mir geht es gut, wirklich", versuchte sie ihnen zu versichern, obwohl sie wusste, dass die beiden Recht hatten.

 

Ihr Leben war schon sehr voll ausgefüllt mit einer fast sechs Jahre alten Tochter, einem Job und dem Jagen. Und wenn man da die Begebenheiten der letzten Zeit hinzufügte, war sie schon ein wenig erschöpft.

 

„Wir wissen, dass es dir gut geht", meinte Cordelia mitfühlend und legte ihre Hand auf die von Buffy. „Aber es kann doch nicht weh tun, ein paar Tage zu entspannen. Und hey, wie oft hat man schon einen Boss, der dir befiehlt, ein paar Tage frei zu nehmen?“

 

Buffy musste bei dieser Bemerkung glucksen. Sie nahm an, dass ein paar freie Tage ganz nett sein würden.

 

„Okay, okay, ich mache es. Ich werde bis Freitag keinen Fuß in den Club setzen."

 

„Gut!“ Cordy grinste. „Ooooh! Warum fangen wir deinen Urlaub nicht sofort an und gehen später einkaufen?“

 

„Ja, ich kann auf die Kleine aufpassen", bot Doyle seine Hilfe an. „Ich kann sie mit in dein Büro nehmen. Du weißt wie sehr sie es liebt, auf deinem großen Stuhl zu sitzen."

 

„Ich glaube, sie verbringt mehr Zeit auf diesem Stuhl als ich."

 

Buffy runzelte gespielt die Stirn, musste dann aber bei dem Gedanken an ihre glückliche kleine Tochter in dem großen Lederstuhl, der hinter ihrem Schreibtisch stand, lächeln.

 

„Also einkaufen?", wiederholte Cordy aufgeregt.

 

„Sicher. Ich muss ein paar Sachen für Ashlynns Geburtstag holen und außerdem etwas zum Anziehen für die Party", antwortete Buffy und ging innerlich alle Dinge durch, die sie besorgen musste, während sie unterwegs waren.

 

„Gut. Ich habe in einer halben Stunde einen Termin, damit mir meine Nägel gemacht werden. Wie wäre es, wenn wir in anderthalb Stunden gehen?", meinte Cordy und sah auf ihre Uhr, um zu sehen wie spät es war.

 

„Klingt gut. Ich werde mich erkundigen, ob Willow mit uns kommen will", fügte Buffy hinzu, da sie wusste, dass der Rotschopf wahrscheinlich einen Einkaufstag gebrauchen konnte, weil sie so viel gearbeitet hatte.

 

„Okay", stimmte Cordy zu.

 

Sie und Willow waren nicht direkt die besten Freunde, aber sie schafften es in diesen Tagen ganz gut miteinander auszukommen. Als Cordy sich von der Couch erheben wollte, fühlte sie, wie Buffy eine Hand auf ihren Arm legte.

 

„Danke dafür, dass du für mich da bist, und dass du eine solch gute Freundin bist", sagte Buffy ernsthaft und mit ihrem Blick zeigte sie ihre echte Anerkennung.

 

„Jederzeit." Cordy lächelte warm und die beiden Mädchen umarmten sich kurz, bevor Cordy aufstand. „In Ordnung, ich sehe dich dann in anderthalb Stunden."

 

Buffy sah zu wie Cordy und Doyle gingen und dankte im Stillen wemauchimmer, der dafür verantwortlich war und der die beiden vor all den Jahren in ihr Leben gebracht hatte. Sie wusste ehrlich gesagt nicht, wie sie es ohne ihre Unterstützung so weit geschafft hatte. Würde sie es ohne Cordy überhaupt aus Sunnydale hinaus geschafft haben? Wahrscheinlich, aber sie war froh, dass sie es nicht alleine tun musste.

 

Aus ihrem Augenwinkel sah Buffy Willow in der Tür stehen, die zum Flur führte und von dem all ihre Schlafzimmer abgingen. Sie drehte ihren Kopf und sah ihre Freundin an. Dabei bemerkte sie den nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht des Rotschopfs.

 

„Stimmt was nicht?", fragte sie besorgt.

 

„Was? Oh...nein, alles in Ordnung." Willow riss sich aus ihren Gedanken. Als Buffy ihr einen ungläubigen Blick zuwarf sprach sie erneut. „Es ist einfach immer noch seltsam, sogar nach all den Jahren."

 

„Was?", fragte sie besorgt.

 

„Cordy. Oder du und Cordy könnte ich sagen." Willow kam in den Raum und setze sich neben Buffy auf die Couch. „Es ist einfach immer noch schwer zu verstehen, dass ihr beiden so gute Freunde seid."

 

Buffy runzelte über diese Bemerkung ihre Stirn, was Willow sofort bemerkte und sich selbst korrigierte.

 

„So meinte ich das nicht. Ich erinnere mich einfach nur daran, wie sie war und wie sie uns alle behandelt hat. Und es ist ungewohnt, sie so zu sehen wie sie jetzt ist."

 

„Ich weiß. Es ist irgendwie seltsam, aber sie ist eine wirklich gute Freundin gewesen", antwortete Buffy ehrlich.

 

Ein schuldbewusstes Flackern zeigte sich in Willows Augen, als sie sich an all das erinnerte, das vor fast sieben Jahren passiert war.

 

„Ja, das ist sie", stimmte sie mit leiser Stimme zu.

 

Der Tonfall war Buffy nicht entgangen. Sie wusste genau, woran ihre Freundin dachte. Sogar nach all den Jahren waren die Erinnerungen an ihre letzten Tage in Sunnydale noch sehr klar. Sie hatte Willow ihre Untätigkeit während der Konfrontation bei Giles lange vergeben, aber trotzdem würde sie es niemals vergessen.

 

„Stört es dich? Dass Cordy und ich so gute Freunde sind?", fragte Buffy plötzlich.

 

Willows Blick flackerte für einen Moment zu Buffy, bevor sie nach unten auf ihre Hände sah.

 

„Das tat es....zuerst. Als Oz und ich ankamen, war es wirklich schwer dabei zuzusehen, wie nahe du ihr warst. Ich erinnerte mich daran, wie sie gewesen ist. Und euch beide zu sehen, wie ihr zueinander standet....es machte einfach keinen Sinn. Und ich denke, ich war irgendwie eifersüchtig."

 

„Das kann ich verstehen, aber du weißt, dass du auch wichtig für mich bist, oder? Ich bin froh, dass ihr mich gefunden habt, und dann du und Oz hier geblieben seid", sagte Buffy zu ihrer Freundin.

 

„Ich bin auch froh, dass wir gekommen sind. Ich habe dich wirklich vermisst, nachdem du gegangen bist." Sie lächelte Buffy an. „Und ich bin froh, dass Cordy für dich da war, als ich es nicht war."

 

„Oh Willow."

 

Buffy schniefte ein wenig und schlang dann ihre Arme um eine ihrer besten Freundinnen. Sie umarmten sich lange, bevor sie beide in Gekicher ausbrachen wegen ihrer spontanen Aktion.

 

„Also, äh, habe ich da etwas vom Einkaufen gehört?", wollte Willow wissen, als sie sich über die Feuchtigkeit in ihren Augen wischte.

 

„Yup. Ausgang für die Mädchen. Bist du dabei?“

 

Buffy grinste, da sie darüber nachdachte, wie schön es sein würde, für einen Nachmittag auszugehen und an nichts Ernstes zu denken.

 

„Natürlich! Aber denkst du, dass es eine gute Idee ist, mit Cordy einkaufen zu gehen?“

 

Willow hob neckend eine Augenbraue.

 

„Wahrscheinlich nicht", lachte Buffy und schüttelte ihren Kopf.

 

 

*****

 

 

Einige Stunden später stand Buffy in einer Schlange in einem kleinen Thai Restaurant und wartete darauf, ihr Abendessen zu bekommen. Sie hatten sich dazu entschieden, eine Pause von dem Einkaufen einzulegen, damit sie etwas essen konnten. Eigentlich hatten Willow und sie das entschieden. Cordelia hatte gemeint, dass sie nicht hungrig wäre und mehr Klamotten in der Boutique anprobieren würde, in der sie gerade gewesen waren. Nachdem sie und Willow gegessen hatten, würden sie zurückgehen und Cordy aus dem Laden zerren.

 

Sobald sie ihr Essen hatte, sah sich Buffy im Sitzbereich nach Willow um. Sie fand ihre Freundin, die immer noch in der Schlange bei der Pizzeria stand, also ging sie zum nächsten freien Tisch. Sie stellte ihr Tablett ab, als ihr klar wurde, dass sie Servietten und einen Strohhalm vergessen hatte. Da sie nicht alles mit sich rumtragen wollte, ließ sie das Tablett und ihre Taschen beim Tisch und ging los, um sich die Dinge zu holen, die sie brauchte.

 

Nachdem sie Servietten und den Strohhalm bekommen hatte, drehte Buffy sich um, um zum Tisch zurückzugehen. Sie passte nicht wirklich auf und lief prompt in eine Person, die hinter ihr stand. Sie verlor einen Moment ihr Gleichgewicht und die Servietten und der Strohhalm fielen ihr aus der Hand und auf den dreckigen Boden.

 

„Es tut mir so Leid!", entschuldigte sie sich schnell und beugte sich dann vor, um das aufzuheben, was sie fallen gelassen hatte.

 

Als sie wieder aufstand, um sich der Person zu stellen, die sie fast umgerannt hatte, war niemand mehr da. Sie blickte nach rechts und links, fand den Gentleman aber nirgendwo. Sie zuckte mit den Achseln, warf die dreckigen Servietten in einen naheliegenden Mülleimer und holte sich neue. Dieses Mal sorgte sie dafür, dass sie hinsah wo sie hinging, als sie zu ihrem Tisch zurückkehrte. Als sie sich setzte und auf ihr Tablett sah, bildete sich ein Stirnrunzeln. Ihre Gabel lag ganz unerwartet halb auf dem Teller mit dem Essen. War sie nicht in Plastik gewickelt gewesen? Sie erinnerte sich nicht daran, die Schutzhülle abgenommen und die Gabel auf ihr Essen gelegt zu haben. Oder war es beim Italiener, wo man die Gabel mit Hülle bekam? Sie konnte sich nicht erinnern, da sie hier vorher nur ein paar mal gegessen hatte.

 

Buffy zuckte mit den Achseln und sagte sich, dass beim Thailänder die Plastikgabeln so ausgegeben werden mussten. Wer würde außerdem kommen, ihre Gabel auswickeln und auf ihr Essen legen. Ihre Gedanken zu der seltsam platzierten Gabel verließen ihren Kopf, als Willow sich dem Tisch näherte und sich ihr gegenüber setzte.

 

„Ugh! Die Schlange dauerte ewig!", grummelte der Rotschopf unglücklich.

 

„Ich habe dir ja gesagt, dass du mit mir Thailändisch holen solltest."

 

Buffy grinste süffisant.

 

„Wie auch immer." Willow machte in eine sarkastische Handbewegung. „Ich kann nicht glauben, dass Cordy immer noch Klamotten anprobiert!“

 

„Hast du etwas anderes erwartet?“

 

Buffy gluckste und begann zu essen.

 

„Eigentlich." Willow dachte einen Moment darüber nach. „Nein."

 

Die beiden aßen weiter und unterhielten sich während dessen über verschiedene Themen. Sie waren fast fertig, als Willow sich plötzlich daran erinnerte, dass da etwas war, das sie Buffy sagen sollte.

 

„Oh Mist!", rief der Rotschopf aus und schlug sich selbst leicht vor die Stirn. „Ich habe total vergessen, dass ich dir etwas sagen sollte!“

 

„Mir was sagen?“

 

Buffy warf Willow einen komischen Blick zu.

 

„Lindsey hat gestern Morgen angerufen", richtete sie mit einem bedeutsamen Blick zu Buffy aus.

 

„Mist!“

 

Dieses Mal war es Buffy, die sich selbst auf eine Seite ihres Kopfes schlug.

 

„Uh huh", bestätigte Willow Buffys Durcheinander. „Er ist nicht sehr glücklich mit dir."

 

„Verdammt", fluchte die Blondine. „Ich sollte ihn anrufen, bevor wir nach Sunnydale aufbrechen, aber alles war so verwirrend."

 

„Verständlich." Willow warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. „Er sagte, du hättest ihn jedoch anrufen und es ihm sagen sollen. Und dass er früher nach Hause gekommen und mit dir nach Sunnydale geflogen wäre."

 

„Ich weiß, dass er das getan hätte." Buffy lächelte dankbar und dachte darüber nach, was für ein Süßer Lindsey war. „Bleibt er immer noch bis nächste Woche?“

 

„Nein, er sagte, dass er wahrscheinlich morgen oder am Tag danach zuhause wäre. Ich glaube, seine Eltern treiben ihn noch in den Wahnsinn", gab Willow weiter, während sie ihren Müll zusammenlegte, um ihn wegzuwerfen.

 

„Er wusste, dass sie das tun würden." Buffy schüttelte ihren Kopf. „Ich weiß nicht, warum er einen Besuch von zwei Wochen plant hat, wenn er doch weiß wie sie gewöhnlich sind."

 

„Männer", schnaubte Willow und rollte mit den Augen. „Nie überlegen sie sich die Sachen. Also außer meinem Oz."

 

Buffy lachte wegen der Ausnahme von Oz und begann ihre Sachen zusammenzusuchen.

 

„Komm schon, lass uns Cordy holen, bevor sie den ganzen Laden leer kauft."

 

 

*****

 

 

Der nächste Abend

 

 

„Bist du sicher, dass du keinen Film sehen willst, Liebling?", fragte Lindsey, als er und Buffy zurück zum Club gingen, nachdem sie draußen zu Abend gegessen hatten.

 

Er war früher am Tag nach Seattle zurückgekommen.

 

„Ja. Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich und ihr entwich dann ein heftiges Gähnen. „Ich bin aus irgend einem Grund wirklich müde heute Abend."

 

„Das ist doch nichts, weswegen man sich entschuldigen muss. Wir können am Wochenende einen Film anschauen."

 

Er grinste sie an und zeigte ihr damit, dass er überhaupt nicht sauer war. Er schlang einen Arm um ihre Schultern und die beiden machten sich weiter auf den Weg zu Buffys Appartement.

 

Fast zwei Blocks weiter blieben Angels bange Schritte abrupt stehen. Seine Augen schlossen sich, als er ein leichtes Prickeln spürte, das ihm den Rücken runterlief. Es war ein Gefühl, dass er so lange nicht mehr gespürt hatte. Eines, das ihm sagte, dass eine Jägerin in der Nähe war. Aber nicht irgendeine Jägerin. Seine Jägerin. Das Gefühl war schwach, jedoch stark genug für ihn, um es zu erkennen.

 

Eine lange Zeit stand Angel nur da und aalte sich in dem Gefühl. Er wollte vor Freude springen und gleichzeitig weinen. Sie lebte. Sie lebte wirklich. Die Hoffnung, die seinem Gespräch mit Faith entsprungen war, brannte jetzt hell in ihm. Er hatte es schon vorher glauben wollen, doch da war immer noch ein kleiner Teil in ihm, der wusste, dass es vollkommen möglich wäre, dass Faith gelogen hatte und versucht hatte ihn reinzulegen. Aber jetzt....jetzt hatte er echte Hoffnung. Er konnte ihre Gegenwart spüren. Und er konnte endlich richtig glauben, dass der Albtraum, der in einer kleinen Bar in Irland begonnen hatte, genau das war: ein Albtraum.

 

Er war vor fast zwei Tagen in Seattle angekommen und hatte sich sofort daran gemacht, eine mögliche Spur zu finden. Es war nicht einfach gewesen. Er war mit der Stadt nicht vertraut und hatte keine Quellen, auf die er sich verlassen konnte. Also hatte er darauf zurückgegriffen, durch die Straßen zu laufen und den Unterhaltungen von anderen Dämonen zu lauschen. Sein glücklicher Zufall kam, als er einen von Spikes alten Untergebenen traf, der dachte, dass er immer noch Angelus wäre und der ihn gewarnt hatte, der anderen Seite der Stadt fernzubleiben, weil dort eine Jägerin in den Straßen unterwegs war. Er hatte aus dem Vampir jede Information rausgequetscht und ihn dann prompt zum Dank gepfählt.

 

Also war er jetzt auf dem Weg zu einem Club namens ‚Black Destiny‘, in dem, wenn er dem Lakaien glauben konnte, Buffy arbeitete. Er war besorgt und ängstlich und alles dazwischen. Alles was er wollte, war, sie zu sehen, einen kleinen Blick zu erhaschen, der ihm versicherte, dass sie lebte und es ihr gut ging. Danach wusste er nicht genau, was er tun würde.

 

Angel überquerte eine Straße und sah sich die Umgebung an. Auf der anderen Seite der Straße wurde sein Blick sofort von einem großen Steingebäude mit einem Neonschild angezogen, auf dem ‚Black Destiny‘ stand. Er schnupperte an der Luft und nahm einige Spuren auf, von denen er wusste, dass sie von ihr waren. Aber sie waren vermischt mit vielen anderen. Das war jedoch der richtige Ort. Darin war er sich sicher.

 

Zögernd glitt sein Blick über das Gebäude und dann nach rechts. Als sein Blick nach links wanderte, konnte er zwei Gestalten erkennen, die auf der anderen Straßenseite auf den Club zugingen. Sofort erkannte er, dass sie es war. Es war nicht die kurze, zierliche Gestalt, oder das mittellange blonde Haar, das sie verriet, sondern eher ein Gefühl in ihm drin. Er stieß ein befreiendes Seufzen aus und eine einzelne Träne lief seine Wange hinab wegen dem endgültigen Beweis dafür, dass sie wirklich lebte.

 

Angel zog sich in den Schatten zurück und sah zu, wie die beiden Gestalten näher kamen. Sein nicht klopfendes Herz taumelte, als ihm klar wurde, dass die andere Person ein Mann war. Und nicht nur irgendein Mann, sondern einer, der seinen Arm gemächlich um seine Buffy geschlungen hatte. Erschüttert durch den Anblick sackte er an der Wand zusammen und schloss seine Augen vor der schrecklichen Wahrheit. Er hatte sich immer gesagt, dass er wollte, dass das passierte; dass er wollte, dass sie jemanden finden sollte, mit dem sie ihr Leben verbringen und glücklich sein konnte. Da er es jetzt vor Augen hatte, riss es sein Herz in Stücke und er konnte sich nicht vorstellen, dass es noch etwas Schmerzlicheres geben würde.

 

Er wollte rennen, so weit von dem glücklichen Paar wie es nur möglich war, aber er stand wie angewurzelt auf der Stelle. Langsam öffnete er seine Augen wieder und zwang sich selbst, die Frau anzusehen, die für immer sein Herz in Besitz haben würde. Sie sah so wunderschön wie immer aus. Sie lächelte und lachte in den Armen eines anderen. Offensichtlich war das Leben gut zu ihr gewesen. Das war es doch, was er gewollt hatte, oder? Es schmerzte aber trotzdem so sehr, als würden eine Millionen in Weihwasser eingeweichte Pflöcke gleichzeitig in seinem Körper stecken. Trotzdem konnte er seinen Blick nicht von ihr nehmen und er nahm begierig jede Nuance der Frau in sich auf, die er seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte.

 

Die beiden kamen am Eingang des Clubs an, immer noch mit Angels Blick auf ihnen. Nach dem was ihm gesagt worden war, wohnte sie dort. Gerade als Buffy die Tür erreichte sah er, wie sie abrupt stehen blieb und sich schnell umdrehte. Er schlich sich weiter in den Schatten und sah, wie ihr Blick die Umgebung absuchte. Er gab sich nicht zu erkennen und einen Moment später zuckte sie mit den Achseln und betrat das Gebäude. Der Wüstling folgte hinter ihr.

 

Für den Rest der Nacht blieb Angel auf der gleichen Stelle stehen. Er wusste nicht, warum er blieb, aber er konnte es scheinbar nicht über sich bringen zu gehen. Ein Teil von ihm fürchtete sich davor wegzugehen und ihre tröstende Gegenwart nicht mehr zu spüren, die über seinen Körper spülte. Und andere Teile von ihm wollten darauf warten, dass der Mann ging, so dass er etwas machen konnte, von dem er wusste, dass er es nicht tun sollte. Der Mann ging jedoch nicht. Er wartete fast bis zum Sonnenaufgang, aber die einzigen Menschen, die gingen, waren betrunkene Clubgänger.

 

Er wollte sich dem nicht stellen, aber wusste, dass er es tun musste. Sie hatte sich weiter entwickelt. Sie war glücklich. Er hasste es, aber seine Gefühle waren belanglos. Es war nur wichtig, dass sie wirklich lebte und dass es ihr gut ging. Wenigstens sagte er sich selbst, dass nur das wichtig war. Angel ignorierte den Schmerz in seinem Herzen , drehte sich schließlich um und ging langsam davon - erneut - weg von der Frau, die er immer lieben würde.

 

 

*****

 

 

In der gleichen Nacht

 

 

Lorne und Doyle standen stoisch im Büro und tranken beide einen harten Drink. Sie hatten darauf gewartet, dass der Club schloss und alle anderen ins Bett gingen, bevor sie sich in das Allerheiligste des Clubs zurückzogen. Aber als sie nun hier waren, waren sie beide unfähig, die Gedanken in ihren Köpfen zum Ausdruck zu bringen.

 

Doyle war der erste, der die unbehagliche Stille unterbrach.

 

„Es fängt an, oder?“

 

„Ich fürchte schon, mein Freund", seufzte Lorne und schüttelte seinen Kopf.

 

„Verdammt!", fluchte der Halbdämon laut und knallte sein Glas auf den Schreibtisch. „Hast du noch etwas anderes bei ihr lesen können?“

 

„Nein, nicht mal eine kleinste Kleinigkeit aus ihrem kecken kleinen Kopf." Lorne runzelte wegen dem Mangel an Informationen die Stirn. „Alles was ich bei ihr lesen konnte, war, dass die Dinge sehr scheußlich werden - mit einem großen ‚S‘."

 

„Verdammt!", fluchte Doyle erneut. „Sie machen uns das nicht einfach."

 

„Tun sie das je?“ Der grüne Dämon verzog das Gesicht. „Die Bosse haben dir auch nichts gegeben?“

 

„Nichts." Doyle schüttelte seinen Kopf. „Was auch immer passieren wird, bereitet ihnen jedoch Sorgen."

 

„Das ist nicht gut. Bist du sicher, dass wir es ihr nicht sagen sollen?“

 

Lornes Augen blickten dorthin, wo das Objekt ihrer Diskussion schlief.

 

„Du weißt, wie können uns in solche Dinge nicht einmischen. Die Bosse würden mir meinen Kopf abreißen. Und es ist ja nicht so, als wüssten wir etwas."

 

Doyle seufzte und plumpste auf die Ledercouch.

 

„Ich mag das nicht." Lorne blickte erneut zur Decke. „Ich hoffe nur, sie kommt da durch."

 

„Ich auch", fügte Doyle besorgt hinzu.

 

 

Kapitel 5

 

Ein paar Tage später

 

 

Die strahlende Morgensonne wanderte langsam durch Buffys Schlafzimmer bis sie ihr Kissen erreichte. Ihre Augen flatterten auf, blinzelten heftig wegen dem grellen Licht, das ihre Sicht störte. Nach ein paar Augenblicken, in denen sie sich an das Licht gewöhnt hatte, setzte sie sich in ihrem Bett auf und gähnte die Reste des Schlafes weg. Die Bewegungen ließen sie zusammenzucken, als eine Welle der Übelkeit nach der anderen durch ihren Körper zog. Sie schloss ihre Augen und versuchte das unbehagliche Gefühl zu bezwingen, aber innerhalb von Sekunden stürzte sie wie verrückt ins Badezimmer.

 

Sobald sie drin war, fiel sie vor der Toilette auf den Boden und erbrach den Inhalt ihres Magens. Minuten später, mit rasendem Herzen und Schweiß, der ihr Gesicht runterlief, plumpste sie auf den kalten Fliesenboden. Ihre Finger zitterten, als sie die Krämpfe zu beruhigen versuchte, die ihre Innereien immer noch attackierten. Schritt für Schritt begann der Schmerz abzuklingen und ließ Buffy schwach und erschöpft auf dem Badezimmerboden zurück.

 

Sie blieb dort für weitere fünfzehn Minuten liegen und ließ ihren Körper sich von der plötzlichen Krankheit erholen. Vorsichtig erhob sie sich vom Boden und hoffte, dass die Übelkeit nicht zurückkehrte. Als das nicht passierte, begab sie sich zum Waschbecken und putzte sich ihre Zähne, um den schlechten Geschmack aus ihrem Mund zu bekommen. Nachdem sie sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, öffnete Buffy leise die Badezimmertür und blickte auf den Flur hinaus. Sie war froh, dass niemand in der Nähe war. Wenn die anderen wüssten, dass sie sich nicht gut fühlte, dann würden sie ihr nonstop auf die Pelle rücken.

 

Sie ging in ihr Zimmer, legte sich müde auf ihr Bett und rollte sich zu einem Ball zusammen. Krank zu sein war ganz bestimmt nicht auf ihrer Liste der lustigen Dinge. Und heute war auch kein guter Tag um krank zu sein. Ashlynns Geburtstagsparty war heute und sie konnte sie einfach nicht ruinieren. Ihre Tochter hatte sich seit Wochen darauf gefreut. Für dem heutigen Abend schloss Lorne den Club, damit sie den unteren Bereich für eine Party mit Familie und Freunden benutzen konnten. Sie konnte Ashlynns Abend einfach nicht verderben.

 

Buffy gönnte sich noch ein paar Minuten Ruhe, bevor sie tief einatmete und sich daran machte aufzustehen. Wenigstens war die Krankheit, welche auch immer sie überkommen hatte, scheinbar zum größten Teil weg. Sie fühlte sich immer noch irgendwie nicht gut, aber die Übelkeit war nicht mehr da. Glücklich darüber ging Buffy zu ihrem Schrank und zog ein paar alte Klamotten raus, damit sie in den Club gehen und ihn für die Party fertig machen konnte. Egal wie, sie hatte vor, einen lustigen Abend für ihre Tochter vorzubereiten.

 

 

*****

 

 

An diesem Abend

 

 

Angel erwischte sich erneut dabei, dass er auf dem Bürgersteig gegenüber vom „Black Destiny“ stand. Er wusste nicht, warum er immer noch in Seattle war. Seine Absicht war es gewesen, herzukommen, sicher zu gehen, dass Buffy okay war und dann wieder zu gehen. Sie brauchte ihn hier nicht. Er würde nur ihr Leben durcheinander bringen. Aber als er ein paar Abende zuvor weggegangen war, hatte er ein Gefühl im Magen gehabt, das ihm sagte, dass er noch nicht gehen sollte. Dass es wichtig war zu bleiben. Deshalb war er entgegen seinen Absichten immer noch in Seattle und stand nicht weit von Buffy entfernt.

 

Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte, weil er so nah war, aber er konnte nicht anders. Nach einer Trennung von sieben Jahren war er ausgehungert nach ihr. Nur ihr Gesicht zu sehen und ihr Lächeln, berührte ihn auf einem Level, das er nicht einmal beschreiben konnte. Er sehnte sich nach dem bloßen Gefühl ihrer Gegenwart in der Nähe. Vielleicht war es das, warum er es riskierte, entdeckt zu werden.

 

Er schlich über die Straße und kam näher zum Gebäude. Er konnte sagen, dass sie dort drinnen war. Das sagte ihm das Prickeln an seinem Rücken. Er war sich jedoch nicht sicher, ob er wissen wollte, mit wem sie zusammen war. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken daran, sie wieder in den Armen dieses Mannes zu sehen. Zu wollen, dass sie mit jemand anderem glücklich war, war eine Sache, es zu sehen, war eine ganz andere.

 

Trotzdem schlich er sich zu einem der Fenster rechts vom Treppenhaus. Vielleicht würde ein weiterer Blick auf sie sein Verlangen befriedigen und er konnte gehen und sie ihr Leben in Frieden leben lassen. Oder er würde danach bleiben wollen. Es war völlig offen. Egal wie, er musste sie wiedersehen.

 

Seine Größe ließ ihn unauffällig durch das Fenster in den Club blicken. Er war überrascht zu sehen, dass er scheinbar nicht geöffnet hatte. Von dem was er erkennen konnte, waren dort nur etwas zehn Menschen um einen Tisch mitten im Raum versammelt. Eine große Säule blockierte jedoch seine Sicht, so dass er es nicht genau sehen konnte. Angel sah nach links und bemerkte, dass da noch weitere Fenster auf der anderen Seite der Treppen waren. So leise wie möglich verließ er seine Position und begab sich zu einem der anderen Aussichtspunkte. Der neue Winkel verhalf ihm zu einer viel deutlicheren Sicht in den Club und auch zu den Menschen drinnen.

 

Er war nur ziemlich überrascht zu sehen, dass Willow und Oz anwesend waren und zusammen saßen. Wenn er sich jedoch richtig erinnerte, hatte Faith etwas über Willow und Seattle gesagt. Über die einzige andere Person, die er erkannte, war er ziemlich schockiert sie zu sehen. Was in aller Welt machte Cordelia dort? Sie und Buffy waren nie wirklich Freunde gewesen. Angel war leicht verblüffte durch die Anwesenheit der Brünetten, aber er nahm an, dass die Dinge sich in den sieben Jahren, die er weg gewesen war, verändert haben konnten.

 

Keiner der anderen kam ihm bekannt vor. Da war ein kurzer, ziemlich schlampig aussehender Mann mit dunklen Haaren, der neben Cordelia saß. Es schien so, als wären die beiden zusammen. Ein weiteres überraschendes Detail, da der Kerl nicht so aussah wie der Typ der ehemaligen Cheerleaderin. Neben diesen beiden war ein Dämon mit grüner Haut, roten Hörnern und dem hässlichsten Anzug, den er je gesehen hatte. Angel nahm an, dass der Dämon einer der Guten war, da alle mit seiner Anwesenheit einverstanden waren. Da war auch eine schüchtern aussehende Frau mit straßenköterblonden Haaren, die in der Nähe von Willow und Oz saß.

 

Schließlich war da Buffy, die am Kopf des Tisches stand und ein absolut wunderschönes dunkelblaues Kleid trug. Er atmete bei ihrem Anblick unwillkürlich und unnötigerweise tief ein. Götter, sie sah fantastisch aus. Angel war jedoch bestürzt, den Mann vom Abend zuvor zu sehen, der sich dem Tisch näherte und ein Kuchen in seinen Händen hatte. Die reine Anwesenheit von dem fremden Mann ließ Angel seine Fäuste an seiner Seiten ballen.

 

Bald wurde es Angel deutlich, dass sie für jemanden eine Geburtstagsfeier hatten. Er sah zu, wie Buffy die Kerzen auf dem Kuchen anzündete und dann aus seiner Sicht verschwand. Als sie ein paar Augenblicke später wieder zurückkam, fiel ihm seine totes Herz fast aus seiner Brust. In ihren Armen war ein blondes kleines Mädchen mit ihren Händen über ihren Augen. Er wusste sofort, dass es das Kind von Buffy sein musste. Wenn nicht wegen ihrer liebenvollen Art, wie sie das Kind hielt, dann hätte er es durch ihr körperliches Erscheinungsbild gewusst.

 

Buffy hatte ein Kind. Bei dieser Erkenntnis wollte er auf der Stelle zerbarsten. Sie hatte sich wirklich weiterentwickelt. Sie hatte einen....Geliebten....und ein Kind. Und wie es aussah einen tollen Job und einen Ort zum Leben. Das perfekte Leben. Sie hatte es alles gefunden. Und ohne ihn. Es schmerzte ihn mehr, als er dachte, dass es möglich sein könnte. In seinen Gedanken hatte er immer gehofft, dass sie eines Tages eine Chance haben würden. Diese Hoffnung war jetzt weg. Sie brauchte ihn nicht, nicht, wenn sie bereits alles hatte. Es bestand kein Grund mehr für ihn, hier zubleiben und zuzusehen, aber tat es trotzdem. Vielleicht war es sein masochistisches Verlangen danach, sich selbst zu quälen, das ihn bleiben ließ, oder vielleicht war es einfach sein Verlangen, noch etwas von ihr mitzubekommen, bevor er ging. Der Grund war egal, also stand er da und beobachtete die Aktivitäten der Gruppe durch das Fenster.

 

 

*****

 

 

Im Club ging Buffy mit Ashlynn in ihren Armen zurück zum Tisch. Sie wollten sie mit dem Kuchen überraschen, deshalb hatte sie ihrer kleinen Tochter gesagt, dass sie sich ihre Hände vor die Augen halten sollte und sie nicht wegnehmen sollte, bis sie es ihr sagen würde. Der Kuchen war nach Wunsch gebacken worden mit Erdbeer- und Vanillefüllung, Vanilleglasur und einem Bild der Power Puff Girls obendrauf. Auf dem Bild war mit pinkfarbener Glasur ‚Happy Birthday zum 6. Geburtstag Ashlynn‘ geschrieben. Buffy wusste, dass Ashlynn ihn lieben würde.

 

Das kleine Mädchen quietschte begeistert, als sie schließlich ihre Hände von ihren Augen nehmen konnte. Sie wartete ungeduldig, während die Freundesgruppe und Familie ‚Happy Birthday‘ für sie sang und blies dann aufgeregt die Kerzen aus. Wie es Tradition war, bekam sie als erste ein Stück von dem Kuchen und schaffte es, dieses zu essen und nur ganz wenig auf ihr Kleid zu bekommen. Nach dem Kuchen kam das, was natürlich der beste Teil des Abends war: Geschenke. Wie gewöhnlich hatte Buffy ihre einzige Tochter verwöhnt und hatte ihr viele neue Outfits und Spielsachen besorgt. Willow und Oz schenkten ihr das Videospiel-System, um das sie schon seit Monaten gebeten hatte. Passend dazu hatten Cordy und Doyle ihr einige Spiele für ihr Alter besorgt. Von Lorne erhielt sie einige Teen-Pop CDs. Buffy hatte ihm widerwillig gestattet, sie zu kaufen, da sie vorsichtig sein wollte mit dem Einfluss der nur knapp bekleideten Frauen auf ihre Tochter. Tara hatte ihr ein paar Bücher gegeben, da sie wusste, dass Ash sogar in ihrem jungen Alter gerne las. Das hatte dann wenigstens die fragwürdige Musik ausgeglichen.

 

Das letzte Geschenk kam von Lindsey. Da er von Ashlynns Liebe fürs Zeichnen, Malen und anderer solcher Aktivitäten wusste, hatte er ihr einen großen und ziemlich teuren Malkasten gekauft. Das Geburtstagskind grinste breit über das wunderschöne Geschenk und rannte zu Lindsey. Sie erlaubte ihm, sie in seine Arme zu schließen. Sie lachte darüber und umarmte ihn, woraufhin er sie liebevoll auf die Wange küsste. Nach einer Minute ließ er das Mädchen runter und sie rannte davon, um mit all ihren neuen Spielsachen zu spielen.

 

Ihre Freude war ansteckend und die Erwachsenen im Raum lächelten glücklich. Sie begnügten sich an den Tischen mit den Getränken und unterhielten sich, während Buffy leise zur anderen Seite des Raumes schlich. Sie lehnte sich schwer gegen die Wand und verspürte einen traurigen Schmerz in ihrem Herzen, als sie ihrer Tochter dabei zusah, wie sie fröhlich mit dem Malkasten von Lindsey spielte.

 

Momente wie dieser brachten Erinnerungen an die Vergangenheit zum Vorschein. Ihr war die Herkunft von Ashlynns künstlerischen Fähigkeiten genau bewusst. Das Kind hatte sie sicherlich nicht von ihr bekommen. Nein, sie waren eine genetische Verbindung zu dem Mann, den sie nie getroffen hatte: ihrem Vater. Sie war zwar nur während seiner Zeit als Angelus Zeuge seiner Fähigkeiten geworden, aber sie wusste von seiner Liebe zum Zeichnen, genauso wie sie wusste, dass das Talent an ihren Sprössling weitergegeben worden war. Es war eine schmerzhafte Erinnerung daran, was verloren und verschwunden war und niemals zurückkommen würde.

 

Es mochten vielleicht sieben Jahre vergangen sein, aber für Buffy war es immer da. Er war immer da. Wie konnte er das nicht, wenn sie nur in die tiefbraunen Augen ihrer Tochter schauen musste und er darin wiedergespiegelt wurde. Es beruhigte und schmerzte sie gleichzeitig, eine immer anwesende Erinnerung an ihre Vergangenheit und an einen Mann zu haben, der nie vergessen, der aber trotzdem nicht da war.

 

Ein kalter Schauer lief Buffy plötzlich den Rücken hinab, als sie sich gegen die Wand lehnte. Sie zitterte wegen dem Gefühl und ihr Körper spannte sich an. Unfähig, weder das Gefühl abzuschütteln, noch die wachsende Anspannung in ihrem Körper, wanderte ihr Blick durch den Club und suchten.....etwas. Sie fand jedoch nichts, außer ihre Freunde, die ein paar Meter entfernt heiter lachten und ihre Tochter, die sich in ihre Geschenke vertieft hatte.

 

Buffy war so in Gedanken verloren, dass sie ein wenig erschrak, als sich ein Arm um ihre Schultern legte.

 

„Bist du okay, Liebling?“

 

Buffy drehte ihren Kopf und sah Lindsey, der sie besorgt anblickte. Sie zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht und antwortete.

 

„Mit geht es gut. Es ist einfach ein langer Tag gewesen."

 

„Bist du sicher?", drängte er und schob eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr.

 

„Ja."

 

Buffy nickte, entspannte sich aber bei ihm, obwohl sie das vorige Gefühl nicht abschütteln konnte, das sie überfallen hatte. Das sich seltsamerweise so anfühlte, als wäre sie beobachtet worden. Vorsichtig suchte ihr Blick erneut im Club nach der Quelle ihres Unbehagens, aber da war immer noch nichts. Vielleicht spürte sie immer noch ein Überbleibsel davon, was auch immer für eine Krankheit sie heute Morgen befallen hatte. Seufzend zwang sie ihre Sorgen weg und ging mit Lindsey zum Tisch zurück, wo ihre Freunde saßen. Sie sollte heute Abend Spaß haben und sich nicht mit etwas belasten, von dem sie nicht mal sicher war, dass es überhaupt da war.

 

 

*****

 

 

Unter dem Vorwand, noch weitere Snacks zu besorgen, hatten es Lorne und Doyle geschafft, sich von der Gruppe weg und wieder in die Küche des Clubs zu schlüpfen. Sie sahen sich vorsichtig um, damit sie sicher gehen konnten, dass der Raum wirklich leer war, da sie nicht wollten, dass ihre folgende Unterhaltung von jemandem gehört wurde. Sobald sie sicher waren, dass sie alleine waren, schloss Doyle vorsichtig die Tür und ging mitten in den Raum. Dort lehnte er sich schwer gegen die makellose Stahltheke.

 

„Es scheint, als ob die Angel-Schnitte, von dem ich schon soviel gehört habe, seine triumphierende Rückkehr vollzogen hat", bemerkte Lorne mit ein wenig mehr Fröhlichkeit, als er eigentlich fühlte.

 

„Also hast du das auch gemerkt?“

 

Doyle seufzte und fuhr sich mit der Hand durch sein bereits zerzaustes Haar.

 

„Wäre schwer, es nicht zu tun mit seiner Aura, die alle und jeden anschreit."

 

Der grünhäutige Dämon zog eine Grimasse darüber, was der unerwartete Besucher ausstrahlte. Normalerweise musste er eine Person singen hören, um etwas von ihnen zu erfahren, aber bei dem berüchtigten Vampir, also.....seine Seele war wie die Nase von Rudolph in einem pechschwarzen Raum.

 

„Nun, das ist besser, als wenn die Bosse dir gedanklich einen über den Kopf ziehen, um dich auf unseren Beobachter hinzuweisen."

 

Doyle runzelte unglücklich die Stirn. Dieser Schachzug war ein wenig überraschend für die Mächte, aber er nahm an, dass sie dafür sorgen wollten, dass ihm die Anwesenheit des Vampirs bewusst wurde. Mit dieser Information war Doyle gezwungen zu glauben, dass der Beseelte eine Rolle darin spielen musste, was auch immer passieren würde.

 

„Denkst du was ich denke?", fragte Lorne, als er bemerkte, dass Doyle in Gedanken verloren war.

 

„Dass, wenn die Bosse wollen, dass ich von seiner Anwesenheit weiß, er hier sein soll?", brachte der Halbdämon seine Gedanken zum Ausdruck.

 

„So ziemlich." Lorne nickte zustimmend.

 

„Yup, das habe ich mir gedacht", wiederholte Doyle und fuhr mit einer Hand über sein Gesicht.

 

„Denkst du, sie weiß, dass er hier ist?", überlegte Lorne abwesend.

 

„Nein, aber ich denke, dass sie etwas spürt."

 

Doyle zuckte unverbindlich mit den Schultern.

 

Lornes Blick wanderte zur Tür, hinter der seine Freundin einen Abend mit ihren Freunden und ihrer Tochter genoss. Er konnte nicht anders, als sich darüber zu sorgen, mit was auch immer sie konfrontiert werden würde.

 

„Wir gehen besser zurück. Sie müssen sich nicht fragen, warum wir so lange brauchen."

 

 

*****

 

 

Angel hockte immer noch vor dem Fenster und hatte jede Bewegung drinnen mit morbider Faszination beobachtet. Eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass das, was er tat, falsch war, aber er konnte sich nicht dazu zwingen zu gehen. Also stand er da und beobachtete jede herzzerreißende Einzelheit des Lebens, von dem er kein Teil mehr war.

 

Er beobachtete Freunde, die lachten und sich versammelten, den Kuchen und den Gesang, der Austausch von Geschenken, und er beobachtete Buffy, das Mädchen und den Mann, der seinen Platz eingenommen hatte. Es riss an jeder Faser seines Seins, als das kichernde blonde Kind in die Arme des Mannes gesprungen war und das daraus resultierende Lächeln auf dem Gesicht seiner Liebsten. Und er beobachtete, als der Mann besorgt seine Liebste umarmte, nur einige Augenblicke nachdem er fast erwischt worden war.

 

Ja, er hatte auch die plötzliche Sorge der immer wachsamen Jägerin bemerkt. Aber er hatte auch den Mangel an Wiedererkennung in ihren Augen erkannt. Sie fühlte seine besondere Anwesenheit nicht mehr. Diese kleine Information bekräftigte nur weiter das Wissen, dass sein Platz in ihrem Leben nicht mehr da war. Er versuchte sich das immer wieder zu sagen, dass er das, was sie hatte, für sie gewollt hatte, aber es machte keinen Unterschied. Sie mit jemand anderem glücklich zu sehen und mit einem Kind, war ein wahrhaftiger Albtraum. Aber, so erinnerte er sich selbst, sie lebte. Sie war nicht tot, wie er geglaubt hatte, als er diese ‚Mission‘ begann.

 

Diese Erkenntnis war genug, um die aufwühlendste seiner verschiedenen Emotionen zu mildern. Er war ein Mann, oder eher ein Dämon, der viel ertragen konnte. Aber wenn Buffy tot wäre, das wäre etwas, von dem er innerlich wüsste, dass er es nicht überleben würde. Wenn sie lebte und dies bedeutete, dass mit einem anderen zusammen war, dann würde er das akzeptieren. Er mochte es nicht, aber er würde es akzeptieren. Alle anderen Gefühle konnten zur Seite geschoben werden und er würde ein wenig Trost in dem Wissen finden, dass sie lebte und glücklich war.

 

Trotzdem hatte ihn die Tatsache, dass sie seine Gegenwart nicht gespürt hatte, auf traurige Weise in seiner Seele berührt. Er wusste, dass sie etwas gespürt hatte, denn ihre fragenden Blicke hatten ihm das gesagt. Der umherstreifende Blick hatte ihn gezwungen, aus ihrer Sicht zu verschwinden, damit sie ihn nicht entdeckte. Glücklicherweise war er nicht erwischt worden. Wenigstens nicht von ihr.

 

Es war ihm nicht entgangen, dass der dunkelhaarige Mann bei Cordelia ihn fast direkt angesehen hatte. Angel wollte schon davonrennen, aus Angst darüber konfrontiert zu werden, aber der Mann hatte seinen Blick beiläufig wieder auf die Party gerichtet und nichts zu den anderen gesagt, was Angel glauben ließ, ertappt worden zu sein. Vielleicht hatte der unbekannte Mann nur etwas gehört und in seine Richtung geschaut. Egal wie, er war erleichtert, dass nichts passiert war.

 

Während dem Rest des Abends veränderte sich nichts für Angel. Er verließ seine Position nicht und beobachtete die Gruppe drinnen, die lachte und glücklich war. Er blieb sogar, als die Party endete. Nur die Blondine ging, begleitet von dem dunkelhaarigen Mann und dem seltsam aussehenden Dämon. Der Mann kam eine Weile später zurück und half ein paar der anderen beim Aufräumen. Während der ganzen Zeit beobachtete Angel immer weiter.

 

 

*****

 

 

Einige Zeit später ging Buffy leise aus der Vordertür des Gebäudes und runzelte die Stirn. Sie hasste es zu lügen. Ihre Freunde dachten, dass sie zu dem rund um die Uhr Geschäft ein paar Straßen weiter laufen würde, um etwas Eis zu holen. Es war keine ungewöhnliche Sache, jedenfalls nicht für die Freunde. Für Buffy jedoch war es ihre typische Geschichte, wenn sie nur rausging, um für eine Weile alleine zu sein. Sie liebte ihre Freunde innig, aber sie hatten die Tendenz, ein wenig dominant zu sein.

 

Die Regel war, dass sie nachts niemals alleine rausgehen sollte oder wenigstens alleine patrouillieren sollte. Auf diese Art war es sicherer. Sie kamen ihr entgegen, wenn sie ‚Eis holen‘ wollte, da sie dachten, dass sie dann nur auf erleuchteten, belebten Straßen bleiben würde. Also war das die Entschuldigung, die sie heute Abend benutzte, da sie nur ein paar Augenblicke für sich selbst brauchte. Ihr war bewusst, dass sie ein Risiko einging, aber sie war die Jägerin. Es war ja nicht so, als könnte sie mit Schwierigkeiten nicht umgehen. Sie würde auch nicht danach Ausschau halten. Alles was sie wollte, war ein kurzer Spaziergang, um einen klaren Kopf zu bekommen. Zu viele Dinge beschäftigten sie im Moment.

 

Sie schritt die Betontreppe hinunter, ging nach rechts und weiter die Straße entlang. In ihrer leichten Zerstreutheit bemerkte sie den Schatten unter dem Fenster nicht, der sich ein kleines bisschen bewegt hatte. Sie ging den Bürgersteig entlang und nahm sich die Zeit, die frische Luft zu genießen und die kühle Temperatur. Da war eine ordentliche Menge an Leuten unterwegs, so dass Buffy sich etwas entspannte, da sie wusste, dass ein Vampirangriff auf belebter Straße unwahrscheinlich war.

 

Sie war ein paar Blocks von ihrem Zuhause entfernt, als das Gefühl von vorhin wieder zurückkam. Dieses Mal sogar noch stärker. Da war jemand, der sie beobachtete. Dessen war sie sich sicher. In den Jahren als Jägerin war ihr das Gefühl vertraut geworden. Instinktiv wollte sie sich umdrehen und konfrontieren, werauchimmer oder wasauchimmer ihr folgte, aber sie wusste, dass das wahrscheinlich nicht die klügste Entscheidung war. Stattdessen sah sie sich vorsichtig in der Umgebung um und suchte nach einem Weg, ihren Verfolger auszutricksen.

 

Vor ihr alberte eine Gruppe von Leuten, betrunkene Teenager wie sie dachte, vor einer 24-Stunden Kaffeestube herum. Buffy erkannte die Gelegenheit und mischte sich direkt unter die Gruppe, wodurch sie von den ahnungslosen Teens umgeben war. Sie schob sich so lässig wie möglich zu der anderen Seite durch, bis sie frei war und duckte sich dann schnell nach links in die Gasse hinter der Kaffeestube.

 

Buffy benutzte ihre Jägerinnenschnelligkeit und raste durch die Gasse, bog nach links und dann im Kreis herum. Damit, so hoffte sie, würde sie hinter dem Ort herauskommen, an dem wer auch immer sie verfolgt hatte. Als sie sich dem Ende der zweiten Gasse näherte, die auf die Straße führte, auf der sie zu Beginn gewesen war, verlangsamte sie ihr Tempo beträchtlich. Sie erreichte den Ausgangspunkt, streckte vorsichtig ihren Kopf hinaus und suchte nach etwas Verdächtigem.

 

Zuerst sah sie nichts von Bedeutung. Dann, als sie die Umgebung weiter inspizierte, sah sie eine dunkle Gestalt, die im Schatten der Gebäude kurz vor der Gruppe der Teenager hockte, durch die sie gerade durchgegangen war.

 

‚Bingo‘, sprach sie triumphierend zu sich selbst.

 

Ihr Gefühl war genau richtig gewesen. Jemand hatte sie tatsächlich verfolgt. Außer dass sie ihn....es....wasauchimmer.... abgeschüttelt hatte....und jetzt die Oberhand hatte.

 

Buffy kroch leise aus der Gasse und schlich zu dem Verfolger, der nichts bemerkte und überall nach ihr zu suchen schien, außer hinter ihm. Das machte es natürlich einfacher für sie, sich ihm zu nähern. Und von ihrem Blickwinkel aus schien es jetzt ein Er zu sein. Ein großer massiger Er. Sie fühlte ein Flattern in ihrem Magen, ignorierte es aber und konzentrierte sich komplett auf die Situation vor ihr. Innerhalb von Sekunden war sie nur noch wenige Meter von dem Mann entfernt, der immer noch nichts bemerkte. Buffy hob deswegen eine Braue. Sie blieb stehen und verschränke ihre Arme vor ihrer Brust.

 

„Gibt es einen besonderen Grund, warum du mir folgst?", sprach sie deutlich in die Nacht.

 

Durch den Klang ihrer Stimme, so bemerkte sie, spannte sich der Körper des Mannes sofort an, aber er bewegte sich ansonsten nicht und erwiderte auch nichts.

 

Der Mangel an Erwiderung ärgerte sie und sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig, bevor sie erneut etwas sagte.

 

„Bekomme ich eine Antwort oder muss ich sie aus dir rauspr-“

 

Alles andere, was sie zu sagen hatte, erstarb auf ihren Lippen, als sich der mysteriöse Mann langsam in ihre Richtung drehte. Das Gesicht, auf das ihr Blick fiel, brachte ihre Gedanken zum Taumeln. Niemals in einer Millionen Jahren hätte sie das erwartet. Der Schock war so groß, dass der Pflock, den sie bereits in ihrer Hand hielt, ohne einen weiteren Gedanken auf den Boden fiel. Alles, worauf sie sich konzentrieren konnte, war das oh-so-vertraute Gesicht, das nun aufmerksam zu ihr zurückblickte.

 

Sie sagte sich selbst, dass sie träumen würde, dass es nicht möglich wäre. Auf keinen Fall würde er dort nur ein paar Meter entfernt von ihr stehen. Er konnte es nicht sein. Er konnte es einfach nicht. Sie wusste es jedoch besser. Die Augen, die nach ihren suchten, waren die gleichen dunkelbraunen Augen, von denen sie so lange geträumt hatte. Die weichen Lippen waren die, die sie öfter geküsst hatte, als sie zählen konnte. Sie konnte nicht verleugnen, wer es war, der sie verfolgte, aber sie konnte sich dem nicht stellen, was sie so direkt anstarrte. Sie wusste nicht, ob sie sich dem stellen wollte.

 

Ihre Füße traten zwei Schritte nach hinten, da sie Platz brauchte, Luft brauchte....alles brauchte, außer in der Situation zu sein, in der sie gerade war. Verzweifelt schoss ihre Blick herum und suchte nach etwas, das sie nicht wusste. Das war zuviel. Es war alles zuviel. Und dann sprach er.

 

„Buffy", kam ihr geflüsterter Name in dem Tonfall, den nur er erzeugen konnte.

 

Das einzige Wort ließ etwas in ihr zerbrechen. Verwirrt und betäubt tat sie das einzige, an das sie denken konnte.

 

Sie drehte sich um und rannte.

 

 

Kapitel 6

 

Angel konnte nur noch zusehen, wie Buffy so schnell sie wahrscheinlich konnte vor ihm davonlief. Er war hin und hergerissen, ob er ihr nachgehen oder heulend zu Boden fallen sollte. Wie konnte er so blöd sein, sich von ihr erwischen zu lassen? Sie hatte sich an ihn herangeschlichen und er hatte es nicht einmal bemerkt, bis sie etwas gesagt hatte. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht aufgepasst hatte. Das war nicht das, was seiner Meinung nach hätte passieren sollen.

 

Buffy sollte ihn nicht sehen. Sie sollte nicht wissen, dass er hier war. Ihr Leben war jetzt perfekt. Sie brauchte es nicht, dass er kam und es vermasselte. Und jetzt war das genau das, was er getan hatte. Der Blick in ihr Gesicht war genug, um ihm zu sagen, dass sie ihn nicht sehen wollte. Da war kein bisschen Glück in ihren Augen gewesen. Hatte er das wirklich erwartet? Vielleicht hatte er das, bevor er hergekommen war, aber jetzt, nachdem er von ihrem Leben wusste, das sie sich aufgebaut hatte, konnte er ihre Reaktion verstehen.

 

Es gab für ihn keinen Platz mehr in ihrem Leben. Sie hatte Freunde, einen Job und jemanden, der ihr all die Dinge geben konnte, die er nicht konnte. Wer auch immer der Mann war, er füllte die Lücke, die Angel nicht ausfüllen konnte. Er gab ihr Liebe, Glück, Sicherheit und ein Kind - alles Dinge, die sie zu Recht verdiente. Angel war froh, dass sie sie hatte. Wirklich, das war er. Aber es schmerzte trotzdem.

 

Er schloss für einen Moment seine Augen und seine Schultern sackten nach unten, als er den Verlust tief in seiner Seele spürte. Ja, er hatte sie bereits viele Jahre zuvor verloren, aber jetzt fühlte es sich endgültiger an. Sie war jetzt wirklich für ihn verloren. Und wenn man nach ihrer Reaktion vor ein paar Minuten ging, wollte sie ihn nicht einmal sehen oder mit ihm sprechen. Also öffnete er seine Augen und starrte in die Richtung, in die Buffy gerannt war. In seinem Herzen wusste er, was er tun musste.

 

Er gehörte nicht hierher. Es gab keinen Grund zu bleiben. Nicht dass er sowieso vorgehabt hatte zu bleiben. Er hatte aber auch nicht geplant, dass sie ihn sah, doch es war passiert. Jetzt war es Zeit zu gehen, bevor er noch größeren Schaden anrichtete. Angel drehte sich um und begann wegzugehen. Er machte nur ein paar Schritte, bevor eine Stimme ihn stoppte.

 

„Willst du irgendwohin?“

 

Angel drehte sich schnell in Richtung der Stimme und sah, dass ein Mann aus dem Schatten trat. Er erkannte ihn sofort als den dunkelhaarigen Mann, der auf der Party gewesen war. Geschockt wegen dem unerwarteten Ereignis, konnte er nichts erwidern.

 

„Sieht für mich so aus, als würdest du aus der Stadt abhauen wollen", meldete sich die akzentuierte Stimme von Doyle erneut.

 

„Wer bist du?“

 

Angel kniff seine Augen zusammen.

 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet", schoss Doyle zurück. „Aber um deine Frage zu beantworten, ich bin ein....Freund....von deinem alten Kumpel Whistler."

 

„Du kennst Whistler." Angel trat einen Schritt nach vorne und schnupperte an der Luft. Er nahm einen Geruch auf, den er vorher nicht bemerkt hatte. „Du bist ein Dämon."

 

„Halbdämon, bitte schön", korrigierte Doyle gereizt.

 

„Was willst du?", fragte der Vampir und wurde wachsamer wegen den Absichten des Halbdämons.

 

„Dass du mir meine Frage beantwortest", wiederholte Doyle erneut. „Obwohl ich es wissen sollte von dem, was ich bereits über dich weiß."

 

„Was interessiert dich das?", antwortete Angel traurig und drehte seinen Kopf von Doyle weg.

 

„Es interessiert mich sehr", erwiderte Doyle hitzig zum Hinterkopf des Vampirs. „Es interessiert mich, weil es Menschen betrifft, die ich mag."

 

„Sie braucht mich nicht", meinte Angel fast mit einem Flüstern.

 

„Sie braucht dich nicht?", wiederholte Doyle in der Form einer Frage. „Und woher willst du das wissen? Ein paar Stunden Belauerung und du hast alle Antworten?“

 

„Lass mich alleine!", verlangte Angel und wurde immer wütender auf den Fremden.

 

Er weigerte sich aber immer noch, sich ihm noch einmal zu stellen.

 

„Einen Rat, Kumpel", begann Doyle, der hoffte, dass das klappen würde. „Ich würde nicht so schnell wieder gehen, wenn ich du wäre. Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt, Dinge, denen du dich stellen musst. Du wirst es bedauern, wenn du es nicht machst."

 

Angel hörte die Worte, reagierte aber nicht sofort. Als er schließlich seinen Blick wieder auf den Halbdämon richtete, um ihn zu seiner Bemerkung zu befragen, war der Mann weg. Er suchte in der Umgebung nach ihm, fand den mysteriösen Mann mit der Botschaft aber nicht.

 

Angel runzelte die Stirn und stand einfach da. Er versuchte herauszufinden, was der Dämon gemeint hatte und was genau er jetzt machen sollte.

 

 

*****

 

 

„Wann kommt Mommy zurück?", fragte Ashlynn Cordy, als sie von ihrem Platz bei all den Geschenken aufsah.

 

Cordy kniete sich hin und lächelte das kleine Mädchen an.

 

„Sie wird bald zurück sein. Sie ist nur etwas holen gegangen."

 

„Okay."

 

Ash nickte und sah wieder durch die Bücher, die sie von Tara bekommen hatte.

 

Cordelia seufzte und erhob sich. Ein paar Sekunden sah sie Ashlynn beim spielen zu, bevor sie dorthin hin, wo Willow einen der Tische in der Mitte des Clubs säuberte. Sie blickte vorsichtig zu den anderen um zu sehen, was diese machten. Sie entdeckte, dass Lindsey auf der anderen Seite des Raums die Dekorationen abnahm. Doyle war jedoch nirgendwo zu finden. Sie fragte sich, wo er hingegangen war, nachdem er Tara nach Hause gebracht hatte. Als sie jedoch sah, dass niemand auf sie achtete, zog sie Willow in eine Ecke, da sie mit dem Rotschopf sprechen musste.

 

„Du hast es auch gemerkt, oder?", flüsterte die Brünette in der Hoffnung, dass die Jungs ihre Unterhaltung nicht bemerken würden.

 

„Leider. Etwas hat sie ganz bestimmt gestört", antwortete Willow und lehnte sich gegen die Wand.

 

„Ich weiß. Sie schien sich über etwas zu sorgen und dann - musste - sie einfach gehen und Eis holen", führte Cordy Willows Gedankengang weiter, während sie einen Blick auf die anderen warf.

 

Willow runzelte die Stirn und dachte an Buffys leicht seltsames Benehmen zurück.

 

„Es war, als würde sie sich im Raum nach etwas umsehen."

 

„Oder jemanden", fügte Cordy mit einem Achselzucken hinzu, da sie niemanden bestimmtes meinte.

 

Die Bemerkung klang aber zwischen den beiden Mädchen nach. Eine ungewöhnlich lange Minute ließen sich die beiden Frauen die Schlussfolgerung von Cordys Worten durch den Kopf gehen. Da war etwas vertrautes an Buffys Verhalten. Beide kannten es, konnten es aber nicht richtig zuordnen. Die Erkenntnis schien beide zur gleichen Zeit zu treffen.

 

„Nein....", begann Cordy zu sagen.

 

„Du denkst doch nicht....“

 

Willow verstummte, da sie nicht sicher war, ob sie wirklich das ergänzen wollte, was sie dachte.

 

„Mist", meinte Cordy und ihre Stimme war leise und voller Sorge.

 

„Wir müssen uns irren."

 

Willow schüttelte ihren Kopf und versuchte sich selbst zu sagen, dass sie nicht Recht haben konnten.

 

„Willow, wir haben das beide schon vorher gesehen", flüsterte die Brünette heftig, da sie wusste, dass sie Recht hatten, es aber trotzdem hasste.

 

„Aber-“

 

Willow kam nie dazu, ihren Satz zu beenden, da in diesem Moment die in Frage stehende Blondine durch die Vordertüren des Clubs geplatzt kam.

 

Das Geräusch davon, wie die Türen gegen die Wand knallten, ließ jeden im Raum in Richtung des Tumultes blicken. Bei dem was sie dort sahen, gerieten alle sofort in Sorge. Buffy stand direkt bei der Tür, halb nach vorne gekrümmt und keuchend, und Tränen liefen ihr Gesicht hinunter. Die Gruppe eilte schnell auf sie zu und bemerkte dann, dass sie scheinbar nicht verletzt, sondern über etwas erschüttert war. Willow und Cordelia wechselten einen bestätigenden Blick, da ihnen klar war, dass ihre vorige Annahme wahrscheinlich richtig war.

 

„Buffy?", sprach Willow leise, da sie ihre Freundin nicht aufschrecken wollte.

 

Zuerst reagierte die Blondine nicht. Sie hob dann aber langsam ihren Kopf und blickte Willow mit glasigen Augen an. Sie erwiderte nichts, sondern blickte den Rotschopf nur verloren und verwirrt an. Irgendwann öffnete sich Buffys Mund, so als sie etwas sagen wollte, aber keine Worte kamen heraus. Ihr Verstand war zu sehr in dem Durcheinander ihrer Gedanken gefangen, um einen verständlichen Satz zu bilden.

 

„Buffy?“

 

Dieses Mal war es Cordelia, die etwas sagte und die eine Hand behutsam auf Buffys Schulter legte.

 

Der körperliche Kontakt ließ Buffy einen kleinen Satz machen. Ihre Blicke schossen ein paar Sekunden nervös durch den Raum. Ihr kam es so vor, als würden sich die Wände um sie herum schließen. Alle starrten sie an und erwarteten etwas. Sie musste weg, brauchte Platz, musste von all diesen Menschen weg, die etwas wollten. Also rannte sie zum zweiten Mal in dieser Nacht davon. Schnell wie ein Wimpernschlag eilte Buffy an der besorgten Gruppe vorbei und sprang die Treppen hoch. Sie beschäftigte sich nicht damit, auf den Aufzug zu warten, der sie zu ihrem Appartement bringen würde.

 

Willow und Cordelia sahen sich an und wurden jede Sekunde besorgter. Es gab nur eine Sache, die Buffy so handeln lassen konnte. Beiden war das klar. Und keine von ihnen wusste, was sie tun sollten. Das war alles so unerwartet. Ihr Schockzustand wurde aber schnell unterbrochen, als sie sahen, dass Lindsey sich daranmachte, Buffy hinterher zu rennen.

 

„Lindsey! Nein!", schrie Cordelia ohne nachzudenken.

 

„Was?", fragte der blonde Mann verwirrt.

 

„Ähh....geh nicht. Du, äh, musst hier bleiben. Wir werden gehen."

 

Cordy nickte zu Willow. Das letzte, was Buffy im Moment brauchte, war, sich mit Lindsey abzugeben.

 

„Warum soll ich nicht gehen? Sie ist meine-“

 

Cordelia unterbrach ihn schnell, da sie wusste, dass sie etwas tun musste, um ihn im Moment von Buffy fernzuhalten.

 

„Es ist ein, ähhh...“

 

„Eine Mädchensache!", warf Willow für sie ein.

 

„Ja, richtig. Mädchensache", plapperte Cordy nervös, griff nach Willows Arm und zog sie in Richtung der Treppen.

 

„Woher wisst ihr das?“ Lindsey runzelte die Stirn.

 

„Weil wir, äh, Mädchen sind?", sagte Willow eher in Form einer Frage.

 

„Ja! Wir sind Mädchen und wir....kennen diese Art von Dingen!", unterstützte Cordy Willows vorige Bemerkung.

 

„Tante Cordy? Was ist los mit Mommy? Warum hat sie geweint?", warf Ashlynn plötzlich ein und ließ der Gruppe bewusst werden, dass sie dort gestanden und alles gesehen hatte, was vorgefallen war.

 

„Oh, ähh...“ Cordy kniete sich hin, um das kleine Mädchen anzusehen. „Sie ist okay, Süße. Manchmal regen sich Erwachsene über Dinge auf und weinen. Mach dir aber keine Sorgen. Ihr geht es gut. Dafür sorgen Tante Willow und ich. Okay?“

 

Ashlynn sah dorthin, wo ihre Mom die Treppen hochgelaufen war und runzelte die Stirn.

 

„Okay."

 

„Lindsey, bleib hier und hilf Ash dabei, ihre Geschenke zusammenzuräumen. Willow und ich werden mit Buffy reden."

 

Ohne auf seine Zustimmung zu warten, griff Cordy erneut nach Willows Arm und zog sie mit sich, als sie schnell die Treppen hinauflief.

 

„Du weißt, dass wir ihn jetzt nur misstrauischer gemacht haben", murmelte Willow, die sich bemühte, mit Cordelia Schritt zu halten.

 

„Ja, also, wolltest du, dass er dort hoch geht und versucht mit ihr zu sprechen?", blaffte Cordy zurück.

 

„Nein, aber wir wissen ja noch nicht einmal, ob wir Recht haben!“

 

Der Rotschopf blickte sie zornig an.

 

Cordelia drehte sich um und warf Willow einen ‚willst du mich verarschen‘-Blick zu.

 

„Vertrau mir, es gibt nur eine Sache, die sie so handeln lässt. Und jetzt sei still."

 

Die beiden Mädchen betraten leise Buffys Appartement über dem Club und suchten nach einem Zeichen von ihrer Freundin. Sie sahen sie nicht direkt, aber sie konnten eindeutig ihr Schluchzen aus ihrem Schlafzimmer hören. Zum wie es schien millionsten Mal tauschten sie einen besorgten Blick aus, bevor sie auf das Geräusch zugingen. Wenn sie damit Recht hatten, was sie gedacht hatten, dann wussten sie, dass die Dinge um einiges schwerer werden würden.

 

Sie standen in der Tür zu Buffys Schlafzimmer und fanden die blonde Jägerin, die auf ihrem Bett saß,. Sie hatte ihre Knie an ihre Brust gedrückt und hielt Mr. Gordo in ihren Armen. Die Stärke ihrer Schluchzer ließ ihren Körper unkontrolliert zittern. Es schien fast so, als hatte sie keine Ahnung, dass ihre beiden Freundinnen ihr gefolgt und jetzt in ihrem Raum waren.

 

„Buffy?", meldete sich Cordy und wünschte sich, dass sie etwas für die Person tun konnte, die eine ihrer besten Freunde geworden war, die sie je gehabt hatte.

 

Sie erhielt keine Antwort, was nicht direkt unerwartet war. Willow und Cordelia waren beide innerlich zerrissen darüber, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Sie wussten, dass es möglich wäre, dass Buffy alleine sein wollte, aber sie wussten auch, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn sie darüber redete. Also gingen sie weiter in den Raum rein und setzten sich auf das Bett, jede auf einer Seite ihrer weinenden Freundin.

 

„Buffy, sprich mit uns. Bitte?", forderte Willow leise.

 

„Was auch immer es ist", fing Cordelia an, als hätten sie keine Ahnung, was hinter Buffys Handlung steckte. „Wir sind für dich da. Wir wollen helfen."

 

Immer noch kam von Buffy keine Reaktion. Das einzige Geräusch im Raum war ihr heftiges Schluchzen. Cordy und Willow begannen sich zu fragen, ob ihr überhaupt klar war, dass sie da waren. Da sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte, griff Willow nach der weichen Decke am Ende des Bettes und legte sie über Buffys Schultern. Als Cordelia gerade wieder etwas sagen wollte, brach Buffy schließlich ihr Schweigen.

 

„Ich habe ihn gesehen."

 

Ihre Stimme klang wie ein schwaches, ersticktes Flüstern.

 

„Wen Buffy? Wen hast du gesehen?", fragte Willow, obwohl sie bereits die Antwort wusste, aber die Bestätigung brauchte.

 

Buffy sagte einen Moment nichts, hob aber schließlich ihren Kopf von ihren Knien.

 

„A-angel."

 

Cordy schloss ihre Augen und fluchte innerlich. Sie und Willow hatten Recht. Nach sieben langen Jahren war Angel zurück. In ihrem Hinterkopf wusste sie, dass das etwas war, was eines Tages passieren würde. Nun, jedenfalls hatte sie das vor Jahren in Erwägung gezogen. Aber als die Zeit verging, war es zu weniger als einer Möglichkeit geworden. Sie wusste nicht, ob sie wegen seinem Wiedererscheinen wütend oder dankbar sein sollte. Auf der einen Seite war er der Mann, äh, die Kreatur, die für lange Zeit ein Teil des Herzens von ihrer Freundin gewesen war und es verdiente zu wissen, dass er eine Tochter hatte. Aber andererseits war das etwas, was Buffy nicht brauchte. Alles lief so gut und jetzt war er zurück. Egal wie, so nahm sie an, es war unerheblich, da er bereits hier war.

 

„Oh Buffy", meinte Cordy mitfühlend und zog das weinende Mädchen in ihre Arme.

 

„Was ist passiert?", fragte Willow und ignorierte den leichten Schmerz der Eifersucht wegen der Nähe zwischen Buffy und Cordelia.

 

Buffy zog sich aus Cordys Armen zurück und wischte sich mit einer Ecke der um ihre Schulter liegende Decke über die Tränen in ihrem Gesicht. Nachdem sie ein paar Mal tief eingeatmet hatte, hoffte sie, dass sie sich soweit beruhigt hatte, und erzählte ihnen von ihrem Gefühl auf der Party. Sie sprach dann von ihrem Spaziergang und wieso sie wusste, dass sie verfolgt wurde. Und schließlich beschrieb sie, wie sie sich an den Mann herangeschlichen hatte und dann herausgefunden hatte, dass es Angel war.

 

„Also bist du gerannt", folgerte Cordy, nachdem sie die Geschichte gehört hatte.

 

„Ja."

 

Buffy blickte nach unten, da sie sich ein wenig für ihre Feigheit schämte.

 

„Es ist verständlich, dass du das getan hast, Buffy", tröstete Willow sie, da sie den Unmut ihrer Freundin spürte. „Ich wäre wahrscheinlich ohnmächtig geworden, wenn ich du wäre."

 

„Das wäre ich fast." Buffy entwich ein demütiges Lachen, das zu einem Schluchzen wurde. „Ich kann nicht glauben, dass er hier ist."

 

„Hat er etwas gesagt?", fragte Cordy und griff nach der Schachtel mit Taschentüchern auf Buffys Nachtschränkchen.

 

„Nein, nur meinen Namen und ich bin dann gerannt."

 

Buffy akzeptierte die Taschentücher, um ihre Augen zu trocknen, obwohl es nutzlos war, da ihre Tränen immer noch liefen.

 

Cordy sah einen Moment zu Willow, bevor sie es wagte, die Frage zu stellen, die ihr im Kopf rumging.

 

„Wünschst du dir, dass er nicht gekommen wäre?“

 

„Nein....ja....ich weiß nicht." Sie zog die Decke enger um sich. „Ich habe so lange Zeit gehofft, dass er zu mir zurückkommen würde, aber jetzt....ist es so schwer. Ich habe einfach aufgehört zu denken, dass es passieren würde."

 

„Liebst du ihn immer noch?“

 

Willow dachte sich, dass sie genauso gut direkt zur wichtigsten Sache kommen konnte.

 

„Immer", antwortete Buffy schnell und ließ keinen Zweifel an ihren Gefühlen. „Ich habe niemals aufgehört."

 

„Wirst du mit ihm sprechen?“

 

Dieses Mal kam die Frage von Cordelia. Buffys Augen schlossen sich und ihre Schultern sackten unter dem Gewicht des Stresses nach unten, als sie über die Frage nachdachte.

 

„Ich weiß nicht."

 

„Warum?", drängte Cordy.

 

„Weil ich wütend auf ihn bin", offenbarte sie schließlich und stieß einen angespannten Seufzer aus. „Ich weiß, dass ich das nicht sein sollte. Ich weiß, dass seine Gründe für sein Weggehen Sinn machen, aber es schmerzt immer noch. Er hat nicht mit mir darüber gesprochen. Er hat einfach alles alleine entschieden."

 

Buffy krabbelte aus dem Bett und ging zum Fenster. Mit ihrer Hand berührte sie das kalte Glas.

 

„Er ist einfach weggegangen und hat niemals zurückgeblickt. Wenn er mich so sehr geliebt hat, wieso konnte er das tun?“

 

„Buffy, du weißt, dass er dich geliebt hat", versuchte Willow ihr zu versichern.

 

„Ich weiß", gab Buffy zu.

 

Sie wusste, dass er sie wirklich geliebt hatte. Es war nur so schwer zu glauben, wenn man daran dachte, was er getan hatte.

 

„Es ist einfach schwer. Und er weiß nicht einmal....Oh Gott! Ashlynn!“

 

Die Wirklichkeit traf Buffy mitten ins Gesicht. In dem Schock und der Verwirrung über Angels Auftauchen, hatte sie die volle Auswirkung noch nicht erreicht. Angel war Ashlynns Vater. Ashlynn war Angels Tochter. Buffys Stirn knallte laut gegen die Fensterscheibe, als ihr klar wurde, dass es in dieser Situation nicht nur um sie ging. Sie musste an ihre Tochter denken. Und, trotz ihrer Wut auf ihn, musste sie an Angel denken.

 

„Wirst du es ihm sagen?", fragte eine ihrer Freundinnen, obwohl Buffy so in ihren Gedanken verloren war, dass sie nicht wusste welche.

 

„Er verdient es zu wissen", flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu Willow und Cordelia.

 

Sie hatte sich immer gesagt, dass, egal was war, Angel es verdiente zu wissen, dass er ein Kind hatte, und dass Ashlynn es verdiente ihren Vater zu kennen. Konnte sie ihre eigenen Gefühle überwinden und das tun, von dem sie wusste, dass es richtig war? Buffy wollte ja sagen, aber da war immer noch ein Teil in ihr, der sich über seine Handlungen ärgerte.

 

 

*****

 

 

Ein paar Tage später

 

 

Buffy saß in dem Schaukelstuhl im Zimmer ihrer Tochter. Sie sah abwechselnd Ashlynn beim Schlafen zu und starrte aus dem Fenster in den Nachthimmel. Sie war immer noch innerlich zerrissen darüber, was sie wegen Angel machen sollte. Sogar jetzt, drei Tage später, musste sie noch Entscheidungen treffen. Ihre Gedanken waren ständig durch Angels Erscheinen abgelenkt. Alle sorgten sich um sie, da sie nicht wussten was los war. Sie hatte Willow und Cordelia zum Schweigen verpflichtet. Den anderen war gesagt worden, dass es einfach die Hormone wären wegen ‚dieser Zeit im Monat‘ und weil ihre Tochter größer wurde. Sie wusste, dass sie es ihr nicht abgekauft hatten, aber bisher hatte sie noch niemand in der Angelegenheit bedrängt.

 

Angel war immer noch da. Sie konnte spüren, wie er draußen im Schatten herumschlich. Jetzt, da ihr seine Gegenwart bewusst war, wurde das Prickeln im Rücken stärker und sie wusste, dass er in der Nähe war. Wenn sie richtig vermutete, war er im Moment draußen und stand auf der anderen Straßenseite in einer Gasse. Ein Teil von ihr wollte nach draußen rennen und in seine Arme springen, doch ein anderer Teil wollte vollkommen ignorieren, dass er da war. Und eine kleine Ecke in ihrem Verstand wünschte sich, dass sie die Zeit bis zu einer Woche vor dem ganzen Geschehen zurückdrehen könnte.

 

Sie wusste, dass sie mit ihm sprechen sollte. Sie wusste, dass sie ihm von Ashlynn erzählen sollte. Sie wusste eine Menge Dinge, aber sie konnte sich noch nicht dazu bringen, sich der Vergangenheit zu stellen. Hunderte von Fragen hallten durch ihren Kopf. Warum war er hier? Wie hatte er sie gefunden? Liebte er sie immer noch? Blieb er?

 

Natürlich wusste sie, dass sie mit ihm reden musste, wenn sie Antworten auf diese Fragen bekommen wollte. Zu wissen was sie tun sollte, und es wirklich zu tun, war jedoch ein wenig schwerer. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antworten überhaupt wissen wollte. Konnte sie damit klar kommen, wenn er nur vorbeischauen wollte und keine Absichten hatte zu bleiben? Soviel sie wusste, hatte sich nichts geändert. Aber sie konnte auch nicht sicher sein. Vielleicht brauchte sie einfach noch ein paar weitere Tage, um das alles wirken zu lassen.

 

Buffy blickte zu ihrer Tochter zurück und wurde erneut von einem Schuldgefühl erfasst. Sie wusste, dass sie sich wegen ihrer Tochter mit der Sache befassen musste. Wie würde Ashlynn reagieren, wenn sie hörte, dass ihr Vater hier wäre? Würde sie ihn akzeptieren? Würde Angel sie überhaupt treffen wollen? So viele Fragen und so viele Antworten, die sie nicht hatte.

 

Buffy entschied sich schlafen zu gehen, anstatt jetzt zu versuchen, eine Lösung zu finden. Sie erhob sich aus dem Schaukelstuhl. Ihr Körper schwankte, als eine Welle der Übelkeit durch ihren Magen rollte. Verdammt, sie wünschte sich, dass sie diesen Grippe-Virus bereits losgeworden wäre. Die Zeit damit zu verbringen, die Toilette besser kennenzulernen, machte nichts davon viel einfacher. Sie war nur froh, dass ihre Freunde noch nicht bemerkt hatten, dass sie krank war. Sie würden sie nur noch mehr löchern, wenn sie es wussten.

 

 

 

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