Shadows in Time: A Small Sacrifice For Tomorrow


 

Kapitel 7

 

Ein paar Tage später

 

 

Buffy fuhr sich mit ihrer Hand über ihre Stirn, als sie auf dem Bürgersteig ein paar Blocks von ihrem Zuhause entlangging. Sie rieb sich ihre Hand, mit der sie sich den Schweiß von ihrer Stirn gewischt hatte, an ihrer Jeans ab. Trotz der Tatsache, dass sie nur zwanglos die Straße entlangging, schwitzte sie, als würde sie einen zweieinhalb Meter großen Dämon bekämpfen. Sie schüttelte ihren Kopf in der Hoffnung, etwas von der Benommenheit abzuschütteln, doch das führte nur dazu, dass ihr schwindlig wurde. Buffy zog ihre Jacke aus und blickte nach vorne. Sie war froh zu entdecken, dass sie fast zuhause war. Alles was sie machen wollte, war, ins Bett zu klettern und zu schlafen.

 

Sie sah auf ihre Uhr und entdeckte, dass es fast zwei Uhr nachts war. Sie hatte nicht so lange weg bleiben wollen, aber sie hatte Tara besucht und beide hatten die Zeit vergessen. Wenigstens hatte sie Doyle und ihre Freunde überzeugen können, dass es okay für sie wäre, wenn sie alleine war. Es hatte eine kleine Diskussion gegeben, aber am Ende hatten sie sie gehen lassen. Sie wusste, dass sie sich nur wegen den ganzen Gefahren, in die sie zu geraten neigte, um sie sorgten, wenn sie alleine draußen war. Aber sie waren manchmal zu überfürsorglich. Sie würden wahrscheinlich überrascht sein, und ziemlich wütend, wenn sie wussten, wie oft sie Ausreden benutzte, nur um ein paar Minuten für sich selbst zu haben.

 

Heute hatte sie keine Ausrede benutzt. Sie hatte Tara wirklich besucht. Über die Jahre war ihre ehemalige Chefin eine wirklich gute Freundin geworden. Tara passte immer noch auf Ashlynn auf, wenn es benötigt wurde, und verbrachte ihre freien Abende im Club. Gewöhnlicherweise kam Tara zu ihrem Appartement, aber sie hatte heute Abend eine späte Lieferung von Artefakten in den Laden bekommen, deshalb hatte Buffy sie dort besucht und ihr Gesellschaft geleistet.

 

Buffy näherte sich dem Club und ihrem Appartement, als sie einen Schrei aus einer Gasse auf der anderen Straßenseite hörte. Laut stöhnend holte sie ihren Pflock aus ihrem Hosenbund und raste über die Straße dorthin, von wo sie die Geräusche eines Handgemenges hörte. Die Quelle der Geräusche war sofort zu erkennen. Ein ziemlich großer, männlicher Vampir hatte eine Frau im mittleren Alter gegen einen Müllcontainer gedrückt und versuchte sie lange genug ruhig zu halten, um ihr in den Nacken zu beißen.

 

Der Vampir hatte Buffys Gegenwart noch nicht bemerkt, so dass sie sich ihm ohne Schwierigkeiten nähern konnte. Sie griff nach seinem Körper, zog ihn von der Frau und schleuderte ihn ein paar Meter weg. Sie sah zu der Frau und bemerkte, dass sie unverletzt schien. Dann sagte sie ihr, dass sie wegrennen sollte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Vampir zu. In der Zwischenzeit stand er wieder auf seinen Füßen und knurrte sie wütend an, weil sie seine Mahlzeit unterbrochen hatte.

 

Buffy nahm ihre Kampfhaltung ein und starrte den Dämon finster an. Sie wartete darauf, dass er sie angriff. Er ließ sie nicht lange warten und sie rollte sich nach links, um dem Angriff auszuweichen. Sie drehte sich um und stellte sich erneut dem Vampir, während sie versuchte, sich einen Schlachtplan auszudenken. Der Vampir griff erneut an und dieses Mal hob Buffy ihr rechtes Bein mit der Absicht, ihn gegen die Brust zu treten. Ihr Gleichgewicht schwankte jedoch und ihr Tritt war nur ein flüchtiger Stoß in seine Seite. Der misslungene Schachzug brachte den Vampir zum lachen und er schlug mit seinem Arm auf sie ein, wodurch Buffy gegen eine Steinwand in der Gasse flog.

 

Das Geräusch vom Aufprall ihres Kopfes gegen die Wand hallte durch die Gasse. Buffys Kopf pochte und vor ihren Augen erschienen Sterne, als sie auf den schmutzigen Boden rutschte. Sie versuchte sich wieder hochzuschieben, aber ihr Schwindelanfall überwältigte sie und sie rutschte zurück. Sie blickte auf und konnte sehen, dass der Vampir sich mit einem wilden Grinsen an sie heranschlich. Erneut versuchte Buffy aufzustehen. Aber während sie es noch versuchte, griff ein dunkler Körper den Vampir an und warf ihn zu Boden.

 

Innerhalb von Sekunden hatte der Fremde den Vampir gepfählt und klopfte sich den Staub von seinem langen Mantel. Sie wusste sofort, wer es war. Wenn der Mantel es nicht verraten hätte, dann hätte es das Gefühl, das jetzt in ihrem Rücken prickelte. Sie hätte wissen müssen, dass er ihr folgen würde, aber sie hatte ihn vorhin nicht gespürt. Er musste weit genug weggeblieben sein, damit sie ihn nicht bemerkte.

 

Als sie erneut versuchte sich vom Boden zu erheben, griff eine große, vertraute Hand behutsam nach ihrem Arm und half ihr aufzustehen. Der Kontakt ließ Schauer ihren Rücken runterlaufen und sandte ihre Gedanken ein paar Tage zurück. Für einen Moment konnte sie ihren Arm nur anstarren, da wo seine Hand lag. Sie wollte sich recken und seine Haut berühren, aber die Wirklichkeit übernahm dann. Sie wand sich aus Angels Griff und trat ein paar Schritte zurück.

 

„Ich wäre damit klar gekommen", murmelte sie ihm zu, während sie den Schmutz von ihrer Hose wischte.

 

„Gewöhnlichweise sagen die Menschen danke." Angel runzelte über ihre Reaktion die Stirn. „Und es sah nicht so aus, als wärst du damit klar gekommen."

 

„Ich war okay", schnappte sie genervt zurück. „Und danke."

 

„Geht es dir gut?“

 

Er wies auf die Beule an ihrem Kopf. Sie kam von da, als ihr Kopf gegen die Steinwand gekracht war. Buffy hob ihre Hand und zuckte zusammen, als sie in Kontakt mit der Wunde kam.

 

„Es ist nur eine Beule."

 

„Bist du sicher?“

 

Angel machte ein paar Schritte auf sie zu und wollte dann die Verletzung berühren. Panik überfiel Buffys. Er kam so nahe.

 

„I-ich muss g-gehen", brachte sie heraus und drehte sich um, um wegzugehen oder auch zu laufen, wenn es nötig wäre.

 

„Du kannst nicht immer weglaufen", hallte Angels Stimme von überall.

 

Buffy blieb bei diesen Worten stehen. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sie sich zu ihm um.

 

„Was? Du meinst wie du es getan hast?“

 

„Das ist nicht fair, Buffy."

 

Angel kam auf sie zu und blieb nur einen Meter vor ihr stehen.

 

„Fair? Du hast mich verlassen. Und nun? Du erscheinst aus dem Nichts und erwartest, dass ich in deine Arme springe? So läuft das nicht", erwiderte Buffy mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

 

„Das ist es nicht, was ich erwartet habe", korrigierte er sie.

 

Nein, er hatte sicherlich nicht erwartet, dass sie zu ihm zurück gelaufen käme. Tatsächlich hatte er nicht einmal gewollt, dass sie von seiner Anwesenheit wusste. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er hatte ehrlich keine Ahnung, was als Nächstes kam.

 

„Was willst du dann von mir, Angel?“

 

Buffy seufzte laut und versuchte den Schmerz in ihrem Kopf zu ignorieren.

 

„I...ich weiß es nicht", sagte er zu ihr.

 

Das war im Grunde die Wahrheit.

 

„Ich muss gehen. Menschen warten auf mich."

 

Buffy zuckte zusammen, als ihr klar wurde, dass ihre Freunde genau jetzt auf sie warteten. Sie hatte sie kurz bevor sie von Tara losgegangen war angerufen, um sie wissen zu lassen, dass sie auf dem Weg nach Hause war.

 

„Richtig. Musst du zu deinem Hengst zurück?", blaffte Angel, ohne dass er wirklich darüber nachdachte, was er sagte.

 

Buffys Mund öffnete sich, so als würde sie versuchen zu antworten, aber sie sagte nichts. Er hatte sie gesehen.....Sie hätte wissen sollen, dass er ihr schon länger gefolgt war, als ihr bewusst gewesen war. Ihre Wut, vernünftig oder nicht, flammte über die Tatsache auf, dass er in ihrem Leben herumschnüffelte, nachdem er es gewesen war, der weggegangen war. Welches Recht hatte er ihr nachzuspionieren?

 

„Das ist es doch, was du für mich wolltest, oder?“ Die Worte waren aus ihrem Mund, bevor sie sie stoppen konnte. „Hast du nicht gesagt, dass ich jemanden finden sollte, der mit mir in die Sonne gehen könnte, der mit mir Sex haben könnte und der mir Kinder geben könnte?“

 

Sie war mit ihrer Tirade noch nicht fertig und stellte sich genau vor Angel hin.

 

„Ich kann mich genau daran erinnern, dass du das gesagt hast. Also habe ich es getan. Ich bin gegangen und habe mir geholt, was du mir gesagt hast. Und jetzt, sieben Jahre später, bist du zurück und verhältst dich wie ein eifersüchtiger Freund. Weißt du was, du bist nicht mein Freund und du hast ganz sicher kein Recht darauf, eifersüchtig zu sein."

 

Angel wollte antworten, aber es gab nicht viel, was er sagen konnte. Alles was sie gesagt hatte war wahr. Er hatte all das getan und noch mehr. Was konnte er dann sagen? Nichts. Und scheinbar stimmte Buffy ihm zu.

 

„Weißt du was? Ich will mich damit nicht befassen."

 

Buffy schwankte, während sie sprach, da eine Benommenheit und Übelkeit durch ihren Kopf und den Bauch wirbelte. Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging davon. Angel konnte ihr nur noch hinterher sehen.

 

Buffy verließ die Gasse so schnell wie möglich, obwohl ihr Gang langsamer war als normal, da sie darum kämpfte nicht zu fallen. Ihr ganzer Körper schmerzte und ihr Kopf fühlte sich an, als befände er tausend Meter unter dem Meer. Das Verlangen sich zu übergeben kitzelte sie im Hals, aber sie kämpfte dagegen an. Sie musste nur ein paar Meter gehen und dann würde sie zuhause sein und weg von ihm.

 

„Buffy!", rief eine Stimme irgendwo vor ihr aus. „Oh mein Gott! Was ist passiert?“

 

Durch ihre verschwommene Sicht konnte Buffy Lindsey auf sie zurennen sehen. Bei dem vertrauten Gesicht überkam sie die Erleichterung.

 

„Ich-ich....mein Kopf...“

 

„Was ist passiert?“ Lindsey griff nach ihrem Arm, damit sie nicht hinfiel. „Wir waren so besorgt, als du nicht direkt nach deinem Anruf gekommen bist."

 

„Ich....da war ein Vampir.....die Wand."

 

Sie hob eine Hand an ihren Kopf in der Hoffnung, den Schmerz zu lindern, und lehnte sich, oder fiel eher, gehen Lindsey starken Körper.

 

„Shh Liebling. Alles wird gut."

 

Er hob ihren zierlichen Körper in seine Arme und eilte auf den Club zu, wo die anderen nervös warteten.

 

Buffy gestattete ihm, sie hochzuheben, da sie wusste, dass sie ansonsten innerhalb von Sekunden am Boden liegen würde. Seine Umarmung tröstete ihren arg mitgenommenen Körper und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sie war versucht nach hinten zu sehen. Er beobachtete sie. Sie wusste, dass er das tat- Statt dessen schlang sie ihre Arme ungeschickt um Lindseys Nacken und ignorierte den Schmerz, der in ihrem Herzen pochte.

 

 

*****

 

 

In seinem gemieteten Motelzimmer wanderte Angel in der letzten Stunde von einem Ende des Zimmers zum anderen. Diese Reise hatte sich überhaupt nicht so entwickelt, wie er das erwartet hatte. Er hatte am Anfang geglaubt, dass Buffy tot wäre. Dann hatte er ein wenig Hoffnung gehabt. Dann war es eine Tatsache, dass sie lebte und es ihr gut ging. Sobald er wusste, dass es ihr gut ging, hatte er geplant zu gehen, aber selbst das war vermasselt worden, als er unachtsam gewesen war und sie sich an ihn herangeschlichen hatte.

 

Nach ihrer weniger als erfreuten Reaktion über seine Anwesenheit sagte er sich, dass es das Beste wäre, wenn er gehen würde. Sie brauchte ihn hier nicht, nicht wenn sie ein glückliches Leben hatte. Er würde es nur durcheinander bringen. Dann war dieser Halbdämon erschienen. Seine Worte verfolgten Angel immer noch. Was hatte der Mann gemeint, als er gesagt hatte, dass er bleiben sollte, und dass da Dinge waren, die er nicht verstand und wusste? Die Nachricht war besorgniserregend gewesen. So sehr, dass Angel sich entschieden hatte, in der Gegend zu bleiben um herauszufinden, wer der Halbdämon war und was er wusste. Er hatte sich gesagt, dass er Buffy in Ruhe lassen würde, aber das hatte nicht geklappt und er erwischte sich dabei, ihr erneut zu folgen.

 

Die Vorkommnisse von früheren Abend gingen ihm durch seinen Kopf. Er konnte nicht aufhören, an das Zusammentreffen mit Buffy zu denken. Er konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Punkt! Sie sah so wunderschön aus wie immer, dachte er. Da war eine Reife, die vorher nicht da gewesen war, aber das war nur natürlich. Ihre Haare waren länger und ihr Körper war wohlgeformter und gebräunter als er gewesen war. Sie hielt sein Herz aber immer noch gefangen.

 

Die Worte, die sie gesagt hatte, rissen ihm ein Loch in sein totes Herz. Sie waren wahr. Dessen war er sich bewusst. Er hatte ihr gesagt, dass sie ihr Leben weiterleben sollte. Dass sie jemanden finden sollte, mit dem sie zusammen sein konnte, mit dem sie in die Sonne gehen und Kinder haben konnte, und vor allem mit dem sie glücklich sein konnte. Ja, das hatte er ihr alles gesagt und er hatte es gemeint. Aber da war immer noch dieser kleine Teil von ihm, der wollte, dass sie für immer an ihrer Liebe festhielt. Sie waren Seelengefährten. Oder nicht? Oder hatte er sich geirrt?

 

Sie hatte ihr Leben weitergelebt. Es schien sie nicht einmal zu interessieren, dass er zurück war. Vielleicht hatte er die Lieben zwischen ihnen unterschätzt. Dieser Gedanke schmerzte mehr als er ertragen konnte. Hatte er ihr nichts bedeutet? War alles eine Lüge gewesen? Hatte sie sich überhaupt für ihn interessiert? Angel schüttelte seinen Kopf, weil er überhaupt daran dachte. Er wusste, dass sie ihn geliebt hatte. Geliebt - in der Vergangenheit. Es war für ihn eindeutig, dass das, was sie einmal gehabt hatten, vorbei war. Sie hatte jetzt jemand anderen, eine Familie. Er war nur ein Ex-Freund. Er nahm an, dass es so besser war. Nichts hatte sich verändert. Er konnte ihr immer noch nicht alles geben.

 

Etwas anderes beschäftigte Angel nach seinem Zusammentreffen mit Buffy. Er konnte nicht wirklich sagen was es war, aber etwas war ungewöhnlich gewesen. Da war er sich sicher. Sicher, sie hatte diesen Schlag auf den Kopf bekommen und sie war davon in Mitleidenschaft gezogen worden, aber das war es nicht, was ihm Sorgen machte. In seinen Gedanken ließ er jeden Moment vom Abend erneut abspielen. Sie war in diesem Laden gewesen und war dann gegangen. Er erinnerte sich daran, dass sie sich über die Stirn gewischt hatte und ein wenig ausgesehen hatte, als hätte sie Probleme mit dem Gleichgewicht. Dann hatte sie in dieser Gasse versucht, den Vampir zu bekämpfen. Der Tritt! Buffy hatte den Vampir getreten, ihn aber fast vollkommen verfehlt. Das war so gar nicht, wie sie sonst war.

 

Angel war sich jetzt sicher. Etwas stimmte ganz bestimmt nicht mit ihr. Sie war niemals so daneben, wenn sie einen Vampir bekämpfte. Vielleicht war sie krank. Wenn sie das war, warum war sie dann nachts alleine unterwegs? Das forderte den Ärger doch geradezu heraus. Sie war ein keiner Verfassung, Vampire zu bekämpfen, wenn sie krank war. Angel spürte, wie er wütender wurde, weil sie sich in solch eine gefährliche Lage gebracht hatte. Sie war schon immer so stur, aber sogar sie sollte besser wissen was sie tat. Der Vampir hätte sie töten können, wenn er nicht da gewesen wäre.

 

Angel wanderte zum Fenster hinüber und starrte in die Richtung von Buffys Zuhause. Er konnte nicht anders, als sich Sorgen um sie zu machen. Sie mochte es vielleicht nicht, wenn er sich um sie kümmerte, aber er würde sich immer um sie sorgen. Er liebte sie, würde sie immer lieben, und deshalb würde er sich immer Sorgen um sie machen. Sie ignorierte, was ihr Körper ihr sagte, und das beunruhigte ihn. Er konnte nicht zulassen, dass ihr etwas passierte, nicht nachdem er herausgefunden hatte, dass sie lebte. Sie mochte ihn vielleicht dafür hassen, aber Angel hatte nicht die Absicht, sie alleine zu lassen bis er sicher war, dass es ihr besser ging.

 

 

*****

 

 

In der nächsten Nacht

 

 

Buffy bewegte sich langsam um die verschiedenen Tische und Theken herum um sammelte nach einer vollen Nacht im Club den Müll ein. Warum Menschen ihre eigenen Becher nicht wegwerfen konnten, war ihr zu hoch. Natürlich hatten sie Leute angestellt, die diese Arbeit machen sollten, aber sie musste etwas tun. Seit dem, was in der Nacht zuvor passiert war, waren sie ihr nonstop auf die Pelle gerückt. Sie war keine Invalide, aber sie behandelten sie wie eine. Es war nur eine Beule auf dem Kopf. Nun, für die anderen jedenfalls. Sie wussten nicht, dass da mehr war.

 

Die Beule auf ihrem Kopf war fast weg, aber sie fühlte sich immer noch schrecklich. Sie hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen, und dann hatte sie an diesem Morgen eine halbe Stunde im Bad verbracht, und alles erbrochen, was in ihrem Magen gewesen war. Beim Anblick von Essen wollte sie am liebsten zur Toilette zurückrennen, deshalb hatte sie den ganzen Tag noch keinen Bissen gegessen. Und jetzt, während sie den Müll aufräumte, musste sie ihre Hände zwingen, mit dem Zittern aufzuhören, damit es niemand bemerkte. Sie wusste, wenn ihren Freunden klar wurde, dass sie krank war, würden sie sie dazu zwingen, zum Arzt zu gehen, und das wollte sie nicht machen. Es war nur die Grippe. Sie würde in ein paar Tagen wieder okay sein.

 

„Du solltest dich doch oben ausruhen", hörte sie Lindsey von hinten, als er sich ihr näherte.

 

„Mir geht’s gut, Lindsey, wirklich", log Buffy, ohne sich zu ihm umzudrehen.

 

„Nein, tut es nicht." Er nahm ihr dem Müllbeutel aus der Hand. „Jetzt geh zurück nach oben und leg dich ins Bett."

 

„Ich bin keine Invalide!", blaffte Buffy ihn an.

 

„Das habe ich gar nicht gesagt, Liebling", versuchte Lindsey sie zu trösten, war aber ein wenig erstaunt von Buffys Verhalten.

 

„Dann behandel mich nicht wie eine!", sagte sie aufgebracht und holte sich harsch die Mülltüte von Lindsey wieder zurück.

 

„Buffy." Lindsey griff nach einer von ihren Händen. „Es tut mir Leid. Ich bin nur besorgt um dich."

 

„Mir geht es gut, Linds."

 

Sie gab ein wenig nach und drückte seine Hand. Dabei hoffte sie, dass er ihre verschwitzte Handfläche und ihre zitternde Hand nicht bemerken würde.

 

„Bist du sicher?“

 

Er beäugte sie vorsichtig.

 

„Ja, wirklich. Und siehst du, sie ist fast weg."

 

Damit deutete sie auf die kaum noch erkennbare Beule an ihrem Kopf und zwang ein Grinsen auf ihr Gesicht.

 

„In Ordnung. Aber du beförderst deinen Hintern ins Bett, wenn du mit dem Aufräumen fertig bist", befahl ihr Lindsey streng.

 

„Ich verspreche es. Ich will Tara sowieso nicht länger aufhalten."

 

Damit verwies sie auf ihre Freundin, die oben bei Ashlynn war.

 

„Okay. Ich werde Oz dabei helfen, die Musikausrüstung abzubauen."

 

Er lehnte sich nach unten und küsste sie auf die Wange, bevor er auf den Bühnenbereich zuging.

 

In dem Moment, als Lindsey weg war, fiel Buffys Hand auf den Griff der Theke, vor der sie stand. Ihre Finger klammerten sich an das Holz als sie versuchte, den Raum davon abzubringen, sich weiterzudrehen. Die Handlung half wenig und die Benommenheit dauerte an. Da sie nicht wollte, dass jemand ihre Beschwerden mitbekam, zwang sie sich, sich auf das Aufräumen zu konzentrieren. Ihre Hand griff zitternd nach einem Becher auf der Theke. Sie warf ihn aber fast um, bevor sie ihn am Rand zu packen bekam. Sie schaffte es, ihn in den Müllbeutel zu bugsieren und ihr wurde klar, dass sie wahrscheinlich besser nach oben uns ins Bett gehen sollte. Jemand würde sicher ihr unsicheres Verhalten entdecken, wenn sie noch länger hier unten bleiben würde.

 

Buffy sah sich im Club um und bemerkte, dass ihre Freunde im Moment alle beschäftigt waren. Mit ein wenig Mühe verknotete sie den Müllbeutel und ging langsam auf die Tür zu. Ihre Sicht verschwamm, wodurch es auf einem zwei, und dann drei Türen vor ihren Augen gab. Sie blinzelte heftig und versuchte die sich bewegenden Bilder zum Stillstand zu bringen. Endlich erreichte sie den Ausgang und trat so schnell es ging nach draußen, froh darüber, aus der Sicht ihrer Freunde zu sein.

 

Buffy hielt sich am Geländer fest, als sie die Treppen vor dem Club hinunterstieg. Sie wandte sich nach links und ging zum Müllcontainer, der sich an der Seite des Gebäudes befand. Sie brauchte zwei Versuche, aber sie schaffte es irgendwie, den leichten Müllbeutel auf den Müllhaufen zu werfen. Dann machte sie drei Schritte auf den Eingang des Gebäudes zu, bevor sie stehen blieb, sich gegen die Ziegelsteine lehnte und ihren Bauch umklammerte. Sie biss sich auf ihre Lippen in dem Versuch nicht zu schreien, als heftige Schmerzen durch ihr Innerstes zogen.

 

„Buffy?“

 

Verdammt! Sie hätte wissen sollen, dass er hier draußen war.

 

„Geh weg, Angel."

 

Buffy stellte sich aufrecht hin und zwang ihre Fassade wieder in den Vordergrund.

 

„Nein", meinte er bestimmt.

 

Sie wirbelte bei der Ablehnung herum und bedauerte es sofort. Ihre Hand suchte erneut nach der Unterstützung der Wand, damit sie nicht umfiel.

 

„Nein?“

 

„Nein. Ich werde dich hier nicht so alleine lassen."

 

Er wedelte mit seiner Hand in Richtung ihres schwankenden Körpers.

 

„W-wovon s-sprichst du?", stotterte sie, als kleine Punkte ihre Sicht verdunkelten.

 

„Etwas stimmt nicht mit dir."

 

Angel trat einen Schritt näher und bemerkte, dass ihre Haltung immer unsicherer aussah.

 

„M....mir geht’s g-gut."

 

Buffy ging es alles andere als gut. Sie hatte jedoch nicht die Absicht, ihm das zu sagen.

 

„Du lügst."

 

Er starrte sie finster an.

 

„La-...lass m-“

 

Sie beendete ihren Satz aber nicht, da ihre Augen im Kopf zurückrollten und ihr Körper schlaff wurde.

 

„Buffy!“

 

Angel taumelte nach vorne und konnte sie auffangen, bevor sie auf den Boden fiel. Er wiegte ihren bewusstlosen Körper in seinen Armen. Für einen kurzen Moment schwelgte Angel in dem Gefühl, sie zum ersten Mal nach sieben Jahren in den Armen zu haben, aber seine Freude war nur kurzlebig. Etwas stimmte überhaupt nicht. Er konnte ihr Herz fühlen, das in ihrer Brust klopfte und ihre feuchte Haut. Sein Blick wanderte über ihren Körper auf der Suche nach Zeichen, die auf die Quelle ihrer Krankheit hinwiesen. Aber da war nichts.

 

Angel hielt Buffy sicher in seinen Armen, schritt schnell die Treppen hoch und öffnete willkürlich die Tür. In jeder anderen Situation wäre er in Panik geraten, weil er sich den anderen zeigen sollte, aber jetzt war keine Zeit für diese Sorgen. Er sorgte sich um Buffys Gesundheit und sonst nichts.

 

„Willow!", bellte Angel in der Sekunde, als er den Club betrat.

 

 

Kapitel 8

 

„Was zur Hölle hast du mit ihr gemacht?", schrie ihn jemand an.

 

Angel wusste ohne nachzuschauen, dass es dieser Typ war.

 

„Ich habe gar nichts mit ihr gemacht", knurrte Angel fast schon den geistlosen Mann an.

 

„Angel? Was....Buffy!“

 

Willow rannte dorthin, wo er Buffy immer noch in seinen Armen hielt. Angel bemerkte kurz den Mangel an Überraschung in Willows Augen wegen seine Anwesenheit und ihm wurde schnell klar, dass Buffy ihr von ihm erzählt haben musste.

 

„Wer zur Hölle bist.....Angel?“ Bei dem Namen machte es Klick in Lindseys Kopf. „Du bist Angel?“

 

„Was ist passiert?“

 

Dieses Mal war es Cordy, die gesprochen hatte, als sich die ganze Gruppe ihm und der bewusstlosen Jägerin, die er an seinen Körper gedrückt hielt, näherte.

 

„Ich habe draußen mit ihr gesprochen und sie ist bewusstlos geworden", erklärte er knapp.

 

„Lasst uns sie nach oben bringen", ordnete Doyle besorgt an.

 

Sein Blick traf kurz auf den von Lorne, bevor er zum Aufzug rannte und die Tür öffnete.

 

Angel ignorierte die Absicht dieses Typen, ihm Buffy aus den Armen zu nehmen, und schritt schnell zum Aufzug. Er nahm eine Hand und zog die Aufzugtüre zu, bevor jemand hineintreten konnte. Dankbar darüber, den Sticheleien der Gruppe entkommen zu sein, und wenn auch nur für eine Minute, lehnte er sich gegen die Wand und schloss seine Augen, während Doyle auf den Knopf drückte, der sie auf die dritte Etage bringen sollte. In der Nähe all der Leute zu sein, die ihn kannten, oder wenigstens von ihm gehört hatten, ließ ihn aus der Haut fahren. Das war jedoch das letzte, was ihm im Moment Sorgen machte. Buffys Gesundheit hatte die höchste Priorität.

 

Als der Aufzug zum stehen kam, meldete sich schließlich Doyle.

 

„Hast du dich entschieden, in der Nähe zu bleiben?“

 

„Ja", grunzte Angel als Antwort und verließ schleunigst den beengten Raum.

 

Einen Moment lang weiteten sich seine Augen geschockt wegen dem großen, gemütlichen Raum, in der er sich befand. Es war sofort offensichtlich, dass das Buffys Zuhause war. Ihr Geruch erreichte ihn aus jeder Ecke des Raumes. Er wollte da stehen bleiben und jede Nuance ihres Wesens einatmen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Statt dessen entdeckte er ein Sofa auf der anderen Seite des Raumes und bewegte sich darauf zu. So sanft wie möglich legte er den immer noch bewusstlosen Körper auf das weiche Material der Couch.

 

Für ein paar Sekunden bedauerte er den Verlust ihres Körper aus seinen Armen, aber er schob das Gefühl zur Seite und konzentrierte sich darauf, es ihr gemütlich zu machen. Der Halbdämon, dessen Namen er immer noch nicht wusste, tippte ihm auf die Schulter und reichte ihm einen kühlen Lappen, den er vorsichtig auf Buffys erhitzte Stirn legte. Gerade als er Doyle nach einem Kissen fragen wollte, hörte er, dass sich eine Tür öffnete. Er drehte sich um und sah, dass sie anderen vom, wie er annahm, Treppenhaus hereinkamen. Er wusste, dass sie nach ihrer Freundin sehen wollten, doch schien er sich nicht von seinem Platz erheben zu können, wo er an ihrer Seite kniete.

 

„Angel? Ist sie jetzt wach?“

 

Willow kam um die Couch herum und beugte sich neben Angel hinunter.

 

„Nein", antwortete er, ohne den Rotschopf anzusehen und hob dann eine Hand, um die Haare aus Buffys Gesicht zu streichen.

 

„Würdest du uns sagen was passiert ist?", hörte Angel den seltsamen Typen mit der grünen Haut fragen.

 

„Ich habe es euch doch schon gesagt", knurrte er halb verärgert. Aber als er die besorgten Blicke sah, entschied er sich, seine vorige Erklärung zu wiederholen. „Sie kam raus, warf einen Beutel mit Müll in den Container, wir haben geredet und dann ist sie bewusstlos geworden."

 

„Bist du sicher, dass du ihr nichts.....angetan....hast?", fragte Lindsey misstrauisch und starrte Angel finster an.

 

Als er die anklagende Bemerkung hörte, stand Angel auf und stapfte mit zusammengekniffenen Augen auf den Typen zu.

 

„Wag es nicht, so etwas JEMALS noch einmal zu behaupten", befahl er heftig, während der Dämon in ihm wütete.

 

„Hör mal, Vampir, warum sollte ich dir vertrauen?“

 

Lindsey stellte sich direkt vor Angel, nicht im geringsten eingeschüchtert.

 

Willow und Cordy, die den Kampf erkannten, der sich da anbahnte, erhoben sich schnell, um sich zwischen die beiden Gegner zu stellen. Das letzte, was sie jetzt brauchten, war, wenn Angel und Lindsey aufeinander einschlugen, während Buffy nur ein paar Meter entfernt bewusstlos auf dem Sofa lag.

 

„Jetzt hört aber auf, ihr beiden", verlangte Cordy mit vor der Brust verschränkten Armen.

 

Angel warf einen weiteren finsteren Blick zu seinem Nachfolger, bevor er an Buffys Seite zurückkehrte. Er ignorierte die verschiedenen Blicke von denen um ihn herum, nahm eine von Buffys Händen in seine und streichelte mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Das Verlangen, sie in seine Arme zu ziehen, pulsierte durch ihn. Das Gefühl, sie nach so langer Zeit zu berühren, zündete ein unstillbares Verlangen danach, ihr so nah wie möglich zu sein.

 

„Verdammt!", rief Doyle aus, während er durch den Raum lief. „Ich wusste, dass dieser Schlag auf ihren Kopf schlimmer war, als sie uns gesagt hat!“

 

„Wir hätte sie zwingen sollen, heute im Bett zu bleiben."

 

Willow setzte sich auf den Rand der Couch und nahm Buffys andere Hand.

 

„Vielleicht sollten wir sie ins Krankenhaus bringen", schlug Lorne vor und erhielt daraufhin ungläubige Blicke von allen. „War nur ein Vorschlag."

 

„Erinnert ihr euch an das letzte Mal, als wir sie ins Krankenhaus bringen mussten?", erinnerte Oz sie an die Begebenheit vor einen Jahr, als Buffy sich ihre Hand aufgeschlitzt hatte, während sie versuchte, das Thanksgiving Essen zu kochen.

 

„Oh richtig, Aber trotzdem....“

 

Lorne verstummte und überließ ihnen den Rückschluss. Er konnte nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Und er konnte scheinbar das Gefühl nicht abschütteln, dass die düstere Prophezeiung, die er jedes Mal gesehen hatte, wenn er Buffy gelesen hatte, in Erfüllung ging.

 

„Sie ist krank", warf Angel leise ein.

 

Die leise Unterhaltung, die sich gebildet hatte, kam zu einem abrupten Ende. Jedes Augenpaar konzentrierte sich auf Angel. Es wurde ihm schnell klar, dass ihnen Buffys Zustand nicht bewusst gewesen war. Er war nicht überrascht darüber, dass Buffy ihnen nichts gesagt hatte. Sie hatte sich wahrscheinlich gedacht, dass sie sie zwingen würden, zu einem Arzt zu gehen. Trotzdem war er ein wenig wütend und fragte sich, wie die Menschen, die ihre Freunde sein sollten, die Zeichen übersehen hatten.

 

„Wovon sprichst du?“

 

Doyle trat nach vorne, gefolgt von Lindsey.

 

„Es ist nicht ihr Kopf. Sie ist krank", wiederholte Angel und riss seinen Blick schließlich von Buffy.

 

„Nein, ist sie nicht", bestritt Lindsey laut die Aussage.

 

Ihm gingen Millionen Fragen durch den Kopf. Vor allem fragte er sich, warum der berüchtigte Angel draußen mit Buffy sprach. Und warum er scheinbar der einzige war, der von der Anwesenheit des Vampirs überrascht war.

 

„Lindsey! Sei still! Wecke Ashlynn nicht auf!", brachte Willow den wütenden Mann zum Schweigen und blickte zum Schlafzimmer des kleinen Mädchens, wo, wie sie wusste, Ash und Tara waren.

 

Als Cordy den verwirrten und auch schmerzerfüllten Blick von Angel sah, wechselte sie schnell das Thema.

 

„Warum glaubst du, dass sie krank ist?“

 

Angel ließ Buffys Hand los, stand auf und stellte sich der Gruppe.

 

„Ich bin ihr gestern Nacht gefolgt."

 

„Sie hat uns das nicht gesagt", meinte Willow über dem halb schockierten Keuchen von allem im Raum.

 

Angel ignorierte die Fragen, die gestellt werden würden, und fuhr mit seiner Erklärung fort.

 

„Ich habe gesehen, wie sie den Ort verließ, an dem sie gewesen war. Mir wurde es erst hinterher bewusst, aber sie sah aus, als würde es ihr nicht gut gehen. Dann war sie hinter dem Vampir her. Ich habe sie vom Ende der Gasse beobachtet. Es war nur ein normaler Vampir, aber sie konnte ihn nicht pflöcken. Sie fiel fast vornüber, als sie versuchte, ihn aus dem Weg zu treten und dann warf er sie gegen die Wand. Ich sah, dass der Vampir sich ihr näherte, also habe ich ihn außer Gefecht gesetzt und ihn gepflöckt."

 

„Sie hat nur gesagt, dass es ein starker Vampir war", meinte Cordy leise, als die Gruppe verdaute, was Angel ihnen gerade erzählt hatte.

 

Alle weiteren Fragen oder Bemerkungen wurden unterdrückt, als ihnen von der Couch ein leises Stöhnen zu Ohren kam. Vor lauter Nervosität hielten alle ihren Atem an und sahen zu, als Buffys Augen sich langsam öffneten. Sie stöhnte erneut, weil das helle Licht des Appartements ihre Augen störte. Doch sie hielt sie geöffnet.

 

„Buffy?", sprach Willow leise, um ihre Freundin nicht zu erschrecken.

 

Buffy blinzelte und konzentrierte sich auf die Person, die zu ihr gesprochen hatte.

 

„Will?“

 

„Hey", grüßte Willow mit einem Lächeln.

 

„Hey Buffy." Cordy kniete sich in der Nähe von Buffys Kopf hin. „Ich bin froh, dass du dich entschieden hast aufzuwachen."

 

„Was geht hier vor?“

 

Eine benommene Jägerin versuchte sich aufzusetzen, war aber erfolglos.

 

Lorne setzte sich auf die Armlehne der Couch zu Buffys Füßen und studierte sie eine Sekunde lang, bevor er etwas sagte.

 

„Erinnerst du dich daran, was passiert ist, Sonnenschein?“

 

„I...ich....“ Buffy hielt inne und versuchte sich zu erinnern, was passiert war und wie sie hier auf der Couch gelandet war, während sie alle anstarrten. „Ich war draußen und....“

 

Angels Hände zuckten nervös, als Buffys raue Stimme verstummte. Er wusste, dass sie sich an ihre Konfrontation draußen erinnerte. Er behielt seine Position hinter den anderen jedoch bei und sah zu, als ihr Blick besorgt über die Gruppe fuhr, bis er auf ihn fiel. Eine Sekunde lang, als ihre Blicke aufeinander trafen, dachte er, er würde eine Andeutung davon sehen, wie sie ihn früher angesehen hatte, aber das war schnell wieder weg. Sie hielt seinen Blick noch eine Sekunde länger, bevor sie wieder zu ihren Freunden sah.

 

„Ich erinnere mich", sagte sie rundheraus zu ihnen.

 

Lindsey kam hinüber und kniete sich neben Cordy.

 

„Du hast uns ziemlich Angst gemacht."

 

„Es tut mir Leid."

 

Sie lächelte ihn schwach an.

 

„Was ist hier los?", unterbrach eine flüsternde Stimme.

 

Die Gruppe drehte sich um und sah Tara, die im Eingang zum Flur stand.

 

Willow und Cordy weihten Tara schnell darüber ein, was passiert war, während die anderen von Buffy zu Angel blickten, und wieder zurück. Keiner konnte übersehen, dass Angel seinen Blick nicht von Buffy nehmen konnte. Und wenn sie sich nicht irrten, dann warf die Blondine auch immer wieder einen Blick zu Angel. Diejenigen, die die beiden das erste Mal zusammen sahen, waren durch die Anspannung, die zwischen ihnen knisterte, fast hypnotisiert.

 

Angel für seinen Teil blieb still und stand in der Nähe der großen Fenster auf der einen Seite des Raums. Es war richtig, er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen. Abgesehen von dem blassen, kranken Aussehen war sie absolut wunderschön. Er wollte sie in seine Arme ziehen und sie auf ihre weichen, blassen pinkfarbenen Lippen küssen. Er wusste, dass er das nicht konnte und sollte - nicht wenn der blonde Typ dort kniend um sie herumscharwenzelte. Also begnügte er sich damit, nur stumm zuzusehen.

 

„Warum hast du uns nicht gesagt, dass du krank warst?", hörte Angel Cordelia fragen.

 

Er war immer noch ein wenig verblüfft darüber, dass die versnobte Brünette so eine gute Freundin von Buffy zu sein schien. Was genau war zwischen den beiden passiert?

 

„I-ich wollte nicht, dass ihr euch sorgt", antwortete Buffy mit heiserer und schwacher Stimme. „Es tut mir Leid."

 

„Wie lange bist du schon krank?", stellte Willow die Frage, die alle stellen wollten.

 

„Seit dem wir von Sunnydale zurück sind", antwortete sie und ihr Blick wanderte schuldbewusst nach unten.

 

„Buffy!", rief Doyle schockiert aus, „Das ist fast zwei Wochen her!“

 

„Es tut mir Leid", murmelte Buffy leise, bevor sie gähnte.

 

„Ich denke, unsere liebste Jägerin braucht eine Mütze Schlaf. Wir können später weiter darüber sprechen."

 

Lorne sah bedeutungsvoll zu Buffy und sagte ihr damit, dass ihre nicht so kleine Flunkerei nicht vergessen werden würde.

 

„Danke."

 

Buffy lächelte Lorne voller Dankbarkeit an. Sie versuchte sich auf der Couch aufzusetzen, aber ihre Arme knickten ein und sie fiel wieder zurück.

 

„Woah, Liebling", rügte sie Lindsey mit einem Stirnrunzeln. „Ich denke nicht, dass du schon in einem Zustand bist, in dem du gehen kannst."

 

Angel musste ein Knurren unterdrücken, als er dabei zusah, wie der blonde Typ sich um SEINE Buffy kümmerte. Er wollte dort rüber gehen und ihm ein paar Zähne aus dem nervenden, liebevollen Lächeln schlagen, aber er dachte sich, dass niemand es zu schätzen wüsste, wenn er Buffys.....Geliebten angriff. Das bedeutete jedoch nicht, da er hier stehen und zusehen musste. Sie zu sehen, wie sie mit einem anderen Mann verschwand, war zu viel, also ging er leise und unauffällig über die Ecke des Raumes auf die Tür zu, die zum Treppenhaus führte. Er war fast da, als Willow nach ihm rief.

 

„Wo gehst du hin?“

 

Sie kam zu ihm rüber und legte eine tröstende Hand auf seinen Arm.

 

„Zurück in mein Hotelzimmer", grunzte er als Antwort.

 

„Angel." Sie seufzte und nickte in Richtung des Fensters. „Die Sonne geht auf."

 

Angels Blick wanderte zum Fenster. Sie hatte Recht. Die Sonne ging auf. Auf keinen Fall würde er es zu dem Hotelzimmer schaffen, das er gebucht hatte, aber er konnte wenigstens von hier verschwinden und irgendwo einen Platz finden, wo er sich bis zum Sonnenuntergang verstecken konnte. Er dachte nicht, dass es ihm möglich wäre, den ganzen Tag hier zu bleiben, nur ein paar Meter davon entfernt, wo Buffy in ihr Bett gekuschelt war, während die Arme eines anderen um ihren Körper geschlungen waren.

 

„Ich werde einen Platz finden, an dem ich bleiben kann", blaffte er fast heraus und ging weiter zur Tür.

 

„Nein, wirst du nicht." Willow stellte sich ihm in den Weg und starrte ihn entschlossen an. „Du bleibst genau hier."

 

„Mir geht es gut", versicherte er ihn, obwohl er seinen eigenen Worten nicht glaubte.

 

Willow ignorierte die Bemerkung und blickte zu Oz.

 

„Hol ein paar schwere Decken und häng die Fenster im Gästezimmer zu."

 

Angel wollte das Angebot ablehnen, aber Willow unterbrach ihn.

 

„Kein aber!“

 

„Es bringt nichts, ‚nein‘ zu ihr zu sagen, Mann."

 

Oz klopfte ihm auf den Rücken und tat, worum Willow gebeten hatte.

 

Angel sah zu dem Rotschopf zurück, die scheinbar während seiner Abwesenheit enorm erwachsen geworden war, und wollte ihr Angebot erneut ablehnen. Der Blick in ihre Augen sagte ihm jedoch, dass ihm das nicht bekommen würde. Sie würde ihn nicht aus dem Gebäude gehen lassen, noch nicht einmal aus dem Raum.

 

„Schön", gab es einen Moment später nach.

 

Angel folgte Willow zögernd durch das Wohnzimmer und zu dem Raum, den sie erwähnt hatte. Er blieb in der Tür zu dem Raum stehen, in den Buffy getragen worden war. Die Tür war offen und so konnte er hinein sehen, obwohl er sicher war, dass es nicht gut war. Lindsey saß mit dem Rücken gegen das Kopfteil gelehnt auf dem Bett. Buffys Kopf lag auf seinem Schoß und er streichelte ihre Haare. Angel wollte so sehr dort drin bei ihr sein, aber das war nicht sein Platz. Nicht mehr.

 

Mit hängendem Kopf ging er hinter Willow her und ins Gästezimmer. Er sagte nichts, nickte ihr nur zu, bevor sie die Tür schloss und den Raum verließ. Erwartete sie wirklich, dass er so nah bei Buffy schlafen könnte? Angel bezweifelte sehr, dass er etwas anderes machen konnte, außer in die Richtung ihres Raumes zu starren.

 

 

*****

 

 

„Warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte Lindsey, nicht so sehr aus Wut, sondern eher weil er verletzt war, nachdem er Willow gesehen hatte, die mit Angel an der Tür vorbeigegangen war und ohne ihn zurück kam.

 

„Dir was gesagt?“

 

Buffy drehte ihren Kopf, um Lindsey anzusehen, während sie die verschiedenen Schmerzen in ihrem Körper zwang zu verschwinden.

 

„Dass er Ashlynns Vater ist", verdeutlichte er und versuchte nicht verärgert zu sein.

 

In all den Jahren, die er Buffy kannte, hatte er eine Menge über den Vampir Angel und über ihre Beziehung mit ihm gehört. Aber sie hatte ihm nie von Ashs Empfängnis erzählt. Wann auch immer er das Thema anschnitt, hatte sie schnell das Thema gewechselt. Er hatte sich immer vorgestellt, dass sie einen Fehler gemacht hatte, wenn sie über den Verlust ihres sogenannten Geliebten trauerte. Als er den Vampir zum ersten Mal gesehen hatte, wurde es offensichtlich, dass er der Vater war. Wie das möglich war, das wusste er nicht. Alles was ihm über Vampire gesagt worden war, ließ ihn glauben, dass es nicht möglich war.

 

„Es tut mir Leid", murmelte Buffy und ihre Augen fielen zu.

 

„Ich wünschte mir einfach, dass du es mir gesagt hättest." Er seufzte und zog die Decke fester um ihren jetzt zitternden Körper. „Weiß er es?“

 

„Nein...", meinte Buffy mit einem leichten Zögern in ihrer Stimme.

 

Lindsey starrte sie einen Moment an. Den Schmerz in ihren Augen konnte er eindeutig erkennen, bevor er das sagte, wofür er sich selbst hasste.

 

„Verdient er es nicht, es zu wissen?“

 

„Doch." Buffy drehte ihren Kopf von ihm weg. „Aber ich weiß nicht, ob ich es ihm sagen kann."

 

Sie atmete heftig aus, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

 

Lindsey starrte ein paar Minuten lang, nachdem sie eingeschlafen war, auf ihre schlafende Gestalt. Er schüttelte seinen Kopf und lehnte ihn gehen das Kopfteil des Bettes. Er dachte darüber nach, was er jetzt wusste. Angel war Ashlynns Vater. Er hatte es niemals auch nur vermutet, aber wenn er jetzt an ein paar kleine Dinge während der letzten Jahre zurückdachte, machte es Sinn. Warum war Angel überhaupt hier? Hatte er von Ash gehört und war wegen ihr gekommen? Und warum hatte Buffy ihm nicht gesagt, dass er zurück war? Von dem, was er verstanden hatte, hatte sie seit ein paar Tagen gewusst, dass er zurück war. Es tat weh, dass sie ihm nicht soweit vertaut hatte, um es ihm zu sagen. Dann aber wieder überraschte es ihn nicht. Die ‚Angel Angelegenheit‘ war eine, die Buffy um jeden Preis vermied.

 

 

*****

 

 

Später an diesem Tag

 

Willow, Cordelia, Oz und Doyle standen in der Tür zu Buffys Zimmer und sahen ängstlich zu, als Lindsey, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß, ihrer Freundin mit einem feuchten Lappen über die Stirn wischte. Ihr ging es schlechter. Alle wussten es, auch wenn niemand es bisher laut ausgesprochen hatte. Davon zu sprechen bedeutete, es zu akzeptieren. Und das wollte niemand.

 

Buffy ging es ein paar Stunden lang gut nachdem sie eingeschlafen war, aber seitdem war es abwärts gegangen. Vor ungefähr einer halben Stunde hatte sie angefangen, vor Schmerzen zu stöhnen und ihr Körper zitterte so stark, dass ihr Bett wackelte. Sie war immer noch bei Bewusstsein, reagierte aber nicht wirklich auf ihre Gegenwart. Ihnen wurde so langsam bewusst, dass etwas überhaupt nicht stimmte.

 

„Ich denke, wir sollten sie ins Krankenhaus bringen", meinte Doyle ernst, obwohl ihm eine kleine Stimme im Kopf sagte, dass es nichts bringen würde.

 

„Ich stimme zu. Sie....es geht ihr schlechter. Was wenn....“ Cordys Stimme brach. „Was wenn etwas ganz schlimmes mit ihr ist?“

 

Stille legte sich über den Raum, nachdem Cordy schließlich das gesagt hatte, was alle dachten. Willow war die Erste, die wieder etwas sagte.

 

„Ich werde Angel holen."

 

Sie drehte sich eilig um und ging zu dem Raum, in den sie ihn gezwungen hatte, den Tag zu verbringen. Ohne zu klopfen betrat sie den Raum und sah Angel, der auf dem Bett schlief. Wenigstens sah es so als, als würde er schlafen. Sie war sich nicht sicher. Vorsichtig näherte sich Willow dem Bett und überlegte sich, wie sie ihn wecken sollte. Sie entschied sich schließlich, sich ihm direkt zu nähern, streckte eine Hand aus und rüttelte an seiner Schulter.

 

Angel riss die Augen sofort auf, wodurch Willow überrascht zurücksprang.

 

„Willow?“

 

„Angel...", begann sie zögernd.

 

„Was ist los?“

 

Er sprang aus dem Bett, da er sofort spürte, dass etwas nicht stimmte. Willow atmete tief ein und ließ ihren Blick zu Buffys Zimmer wandern.

 

„Es geht ihr schlechter."

 

Die Worte waren noch nicht ganz aus Willows Mund, als Angel schon auf dem Weg aus dem Zimmer war. Die Hand des Rotschopfs auf seinem Arm stoppte ihn aber.

 

„Was?“

 

„Ich....ich bin besorgt, Angel." Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, die zu fallen drohten. „Etwas stimmt da nicht."

 

„Was meinst du?“

 

Er sah die junge Frau verwirrt an, erpicht darauf zu Buffy zu gehen.

 

„Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll." Willow dachte eine Sekunde nach und versuchte ihre Sorgen in Worte zu fassen. „Ich habe nur immer das Gefühl, dass es um viel mehr geht."

 

„Und um was?“

 

Angel wandte ihr jetzt seine volle Aufmerksamkeit zu.

 

„Ich weiß es nicht. Es ist einfach dieses Gefühl.... I-ich weiß nicht, wie ich es erklären soll." Willow ließ die Schultern hängen und wünschte sich, dass sie ihm mehr sagen könnte. „Ich habe Tara gebeten, vorbei zu kommen. Sie kann vielleicht helfen."

 

„Tara?", fragte Angel, da er nicht wusste wer das war.

 

„Die Blondine, die in der letzten Nacht hier war. Sie eine Freundin von uns und eine mächtige Hexe. Sie kann vielleicht etwas spüren", erklärte Willow gerade, als Cordy an die Tür kam.

 

„Willow, Tara ist hier. Sie hat gesagt, dass du sie angerufen hast", meinte die Brünette und trat zur Seite, damit Tara den Raum betreten konnte.

 

Willow begrüßte ihre Freundin und stellte sie Angel vor. Sie wartete darauf, dass Cordy die anderen holte, bevor sie der Hexe erklärte, was sie tun sollte. Sobald alle anwesend waren, erzählte sie den anderen von ihrem Gefühl. Tara stimmte zu es zu versuchen und Buffys Aura zu lesen, aber sie sagte, dass sie nicht wusste, ob sie etwas herausfinden konnte.

 

Leise begab sich die Gruppe in Buffys Zimmer. Tara setzte sich auf den Rand des Bettes, in dem Buffy unruhig schlief, während die anderen am Rand des Schlafzimmers standen. Tara schloss ihre Augen und sagte einen kurzen Spruch auf um sich zu sammeln, bevor sie sich auf Buffy konzentrierte. Sie schob Buffys Haar aus dem Gesicht, legte ihre Handfläche auf ihre Stirn und schloss erneut ihre Augen.

 

Die Gruppe von Buffys Freunden und Familie beobachtete bestürzt, als Taras Körper steif wurde und ihr die ganze Farbe aus dem Gesicht wich. Ein Zittern zog durch ihren Körper, bevor sie abrupt ihre Hand von Buffys Stirn zog und sich so verhielt, als wäre sie verbrannt. Die Zuschauer wurden von Angst gepackt, als Tara vom Bett wegstolperte und sich an eine Anrichte in der Nähe klammerte.

 

„Tara? Was ist los?“

 

Willow ging auf ihre Freundin zu.

 

„Magie.....dunkle Magie.....verzehrt sie...", brachte die Blondine heraus, bevor sie auf dem Boden zusammenbrach.

 

 

Kapitel 9

 

„Wie geht es Tara?", fragte Doyle, als Willow zurück ins Wohnzimmer kam.

 

Die blonde Hexe ruhte momentan im Gästezimmer und erholte sich von dem, was passiert war, als sie Buffys Aura gelesen hatte. Sie verstanden nicht wirklich, was genau vorgefallen war, und Tara war immer noch zu benommen, um es ihnen vollständig zu erklären. Sie war fast eine halbe Stund bewusstlos gewesen und als sie aufgewacht war, hatte sie ihnen nur sagen können, dass dunkle Magie in Buffys Körper war. Das alleine war schon genug, um sie in eine Panik zu treiben, aber alle machten sich Sorgen, dass noch weitere schlechte Neuigkeiten kommen würden.

 

„Sie ist immer noch nicht bei sich."

 

Der Rotschopf seufzte und setzte sich neben Doyle. Nach Taras Enthüllung war die Gruppe fassungslos gewesen. Ihre Sorge über die Gesundheit ihrer Freundin eskalierte in reinen Schrecken. Wenn sie nicht die Grippe oder so etwas hatte, was machte sie dann krank? Das versuchten sie nun herauszufinden. Jedes einzelne Buch, das mit dem Übersinnlichen zu tun hatte, war aus den Büros heraufgeschafft worden. Sie lagen nun quer im Wohnzimmer des Appartements ausgebreitet.

 

Trotz ihrem Verlangen, an Buffys Seite zu sein, wussten sie, dass sie sich auf die Recherche konzentrieren mussten. Cordy war zur Zeit auf Buffy-Wache, während die anderen die Bücher auf der Suche nach Antworten durchkämmten. Willow, Oz und Angel waren mit der mühsamen Aufgabe vertraut, aber für Lindsey, Lorne und Doyle war es eine gewaltige Mission. Sie hatten absolut keine Ahnung, wonach sie suchten und wo sie nachschauen sollten.

 

„Schon was gefunden?", fragte Cordy, als sie ins Wohnzimmer kam.

 

„Nicht, außer es zählen eine Menge staubiger Bücher", warf Oz ein, ohne von dem alten Wälzer aufzublicken, den er las.

 

„Wie geht es Buffy?“

 

Willow sah auf und blinzelte die Verschwommenheit aus ihren Augen.

 

„Das gleiche", sagte Cordy und plumpste neben Willow auf die Couch. „Sie wechselt immer noch zwischen Schlaf und Wachsein."

 

„Ich werde gehen und mich zu ihr setzen. Vielleicht singe ich ihr ein oder zwei Lieder", versuchte Lorne heiter zu sagen, versagte aber.

 

„Was ist mit dem Club? Müssen wir uns nicht fertig machen, um ihn zu öffnen?", erinnerte sich Willow plötzlich, dass sie alle Jobs hatten.

 

„Zerbrich dir deswegen  nicht deinen hübschen Kopf. Der Club wird ein paar Tage geschlossen bleiben. Wir haben wichtigere Dinge, um die wir uns sorgen müssen", antwortete er und verließ den Raum, bevor die Angelegenheit diskutiert werden konnte.

 

Cordy sah zu wie er ging. Sie sah sich dann im Zimmer um und runzelte die Stirn.

 

„Wo ist Doyle?“

 

„Er holt Ashlynn von der Schule ab", erklärte Willow und versuchte die Kopfschmerzen wegzureiben, die sie bekam.

 

Dann wurde ihr plötzlich klar, was passieren würde und sie riss ihre Augen auf. Sie blickte kurz zu Angel, bevor sie zu Cordelia sah.

 

Cordy fing den Blick auf und sprang fast von der Couch.

 

„Uhh, Willow, warum gehen wir nicht was zu trinken holen."

 

„Ja....Snacks....gut.....sicher", plapperte Willow ohne Zusammenhang und rannte regelrecht aus dem Zimmer.

 

Angel starrte verwirrt zu ihnen wegen dem seltsamen Verhalten, bis ihm die ursprüngliche Bemerkung ins Gedächtnis kam. Buffys Tochter. Das Kind, das sie mit einem anderen hatte. Das Kind von diesem Typen. Wenn es ein Loch in seiner Nähe geben würde, in das er kriechen könnte, dann würde er nicht zögern. Ein kleiner Teil von ihm wollte das kleine Mädchen kennen lernen, das ein Teil von Buffy war, aber ein größerer Teil von ihm wollte die Erinnerung daran, dass sie sich weiterentwickelt hatte, nicht treffen. Es war schon schlimm genug, dass ihr.....Geliebter..... nur ein paar Meter von ihm entfernt saß.

 

In der Küche wanderte Cordelia unruhig hin und her.

 

„Das ist so gaaaaar nicht gut!“

 

„Shhh!“

 

Willow blickte aus der Tür und sah, dass Angel in ihre Richtung schaute.

 

„Was sollen wir tun?", flüsterte Cordy so leise wie möglich.

 

Bevor der Rotschopf antworten konnte, hörten sie das Geräusch des Aufzugs, der auf dem Weg zu ihrer Etage war. Beide Mädchen eilten schnell aus dem Zimmer und auf den Aufzug zu. Sie erreichten ihn in dem Moment, als sich die Türen öffneten. Ashlynn hüpfte aus dem Abteil und lächelte, als sie ihren beiden Lieblingstanten sah, die auf sie warteten.

 

„Hey Süße! Hattest du einen schönen Tag in der Schule?", fragte Cordy, kniete sich hin und umarmte das kleine Mädchen.

 

„Yup! Sie mal, was ich gemacht habe", plapperte sie glücklich los und schob Cordy einen großen Zettel vors Gesicht.

 

„Oooh! Hast du das gezeichnet? Das ist wunderschön!", strahlte Cordy, als sie auf die wunderbare Zeichnung blickte, die Ash gemacht hatte.

 

„Lindsey!", quietschte Ashlynn, als sie den blonden Mann aus ihrem Augenwinkel erblickte.

 

Bevor Cordy sie stoppen konnte, war das Mädchen auf der anderen Seite des Zimmer, hatte sich auf Lindseys Schoß gesetzt und zeigte ihm ihre Zeichnung.

 

„Wo ist Mommy?", fragte Ash, nachdem Lindsey ihr Bild bewundert hatte.

 

„Sie fühlt sich immer noch nicht gut, Liebling", erwiderte Lindsey und strich ihr über ihre Haare.

 

„Oh", murmelte sie und ein Teil ihrer Fröhlichkeit verschwand aus Ashlynns Augen. „Kann ich sie sehen?“

 

„Vielleicht später. Sie will nicht, dass du auch krank wirst", log er sie an.

 

Alle waren sich vorher einig geworden, dass es das beste wäre, wenn Ashlynn nicht herausfand, wie krank ihre Mommy war.

 

„Okay."

 

Ihre Unterlippe zitterte, als sie sich von Lindseys Schoß erhob.

 

In dem Moment, als ihre kleinen Füße den Boden berührten, erstarrte Ashlynn. Das Bild, das sie fest in ihrer Hand gehalten hatte, flatterte zu Boden. Ihr musste niemand sagen, wer der fremde Mann war, der ihr gegenüber saß. Die Jahre, die sie sein Bild angestarrt hatte, hatten es in ihr Gedächtnis gebrannt. Vorsichtig machte sie einen Schritt auf den Mann zu, von dem sie schon so viel gehört hatte.

 

„Da-“

 

„Ashlynn, Süße, warum sorgen wir nicht dafür, dass du aus diesem Kleid kommst?", meldete sich Cordy und unterbrach Ash, als sie hinübergeeilt kam und das Mädchen in ihre Arme hob, bevor sie das Wort beenden konnte, das fast aus ihrem Mund gekommen war.

 

„Aber-", begann sie erneut, wurde aber wieder unterbrochen.

 

„Nein, kein aber! Du willst doch dein Kleid nicht ruinieren, oder?“

 

Cordy gab ihr nicht die Gelegenheit, noch etwas zu sagen und verließ mit Ashlynn schnell den Raum.

 

Angels Blick folgte ihr aus dem Zimmer. In die Augen des kleinen Mädchens zu sehen, hatte bei ihm ein seltsames Gefühl ausgelöst. Es war fast so, als sollte er sie kennen. Aber er nahm an, dass das gar nicht so merkwürdig war. Immerhin war sie Buffys Kind. Da war jedoch noch etwas anderes. Sie entfachte ein Gefühl in ihm, das er nicht zu deuten wusste.

 

Verwirrt wanderte sein Blick zurück durch den Raum und landete auf Lindsey, der ihn aufmerksam anstarrte. Sie hatte ihn ‚Lindsey‘ genannt. Warum? Hätte sie ihn nicht Daddy nennen sollen? Sie hatte das jedoch nicht getan. Das würde bedeuten..... Angel wollte nicht darüber nachdenken, was das bedeutete. Er wollte nicht wissen, dass da noch andere gewesen waren. Aber offensichtlich war das so und er war nur einer von vielen.

 

 

*****

 

 

Ein paar Minuten später wartete Willow draußen vor Ashlynns Tür darauf, dass Cordelia rauskam. Sie rang nervös ihre Hände, als sie darüber nachdachte, was beinahe im Wohnzimmer passiert war. Sie hätte wissen sollen, dass Ashlynn Angel erkennen würde. Buffy hatte vor Ashlynn nie ein Geheimnis aus seiner Identität gemacht und hatte ihrer Tochter sogar ein Bild von ihrem Vater gegeben. Jetzt war Angel hier und wusste nicht, dass er eine Tochter hatte. Und Buffy war bettlägerig wegen einer mystischen Krankheit. Götter, dachte Willow, konnte diese Situation noch schlimmer werden?

 

„Das war viel zu knapp", flüsterte Cordy, nachdem sie aus dem Raum getreten war und die Tür geschlossen hatte.

 

Willow griff nach Cordys Arm und zog sie den Flur entlang zu ihrem und Oz Schlafzimmer. Sie schloss die Tür hinter ihnen.

 

„Was hast du ihr gesagt?“

 

„Was konnte ich ihr sagen?“ Cordy marschierte durch den Raum. „Sie wusste bereits, wer er war."

 

„Du hast ihr die Wahrheit gesagt?", kreischte Willow ein wenig zu laut.

 

„Sei still! Willst du, dass er dich hier hört?", Sie wedelte mit einer Hand in Richtung des Wohnzimmers. „Ich hatte wirklich keine Wahl!“

 

„Was hast du ihr genau erzählt?“

 

Dieses Mal blieb Willows Stimme leise.

 

„Ich habe ihr gesagt, dass er wirklich ihr Vater wäre, aber dass er nicht wusste, wer sie war. Ich sagte, dass er gehen musste, bevor ihre Mommy ihm von ihr erzählen konnte, und dass er es deswegen nicht wusste", erklärte Cordy, die sich fragte, wie sie in dieses Durcheinander geraten war.

 

Warum musste das passieren, wenn sich Buffy nicht darum kümmern konnte.

 

„Wie hat sie reagiert?“

 

Willow setzte sich auf ihr Bett.

 

„Sie war traurig darüber. Du weißt, wie sehr sie immer ihren Daddy haben wollte." Cordys Herz brach für das arme Mädchen. „Sie fragte, warum er gehen musste. Also habe ich ihr gesagt, dass er wie ihre Mommy die bösen Typen bekämpfen würde und dass er deswegen gehen musste."

 

„Hat sie dir geglaubt?“

 

Willow konnte sich nicht vorstellen, was das Kind durchmachte. Sie war erst sechs Jahre alt. Es stimmte schon, dass sie weit für ihr Alter war, aber es musste immer noch verwirrend sein.

 

„Ich denke schon. Aber wir müssen sie im Moment von Angel fernhalten. Ich habe ihr gesagt, dass da ein Bösewicht wäre, den wir jetzt fangen müssen, und dass sie in ihrem Zimmer bleiben müsste, damit wir herausfinden können, wie wir ihn fangen können", wiederholte Cordy müde.

 

Das würde eine lange Nacht werden. Oder sogar Tage.

 

„Gut. Das verschafft uns hoffentlich etwas Zeit. Wir gehen besser zurück zu den Nachforschungen."

 

Willow seufzte und stand vom Bett auf.

 

 

*****

 

 

Zwei Stunden später

 

 

Im Raum herrschte eine Totenstille, abgesehen von dem rhythmischen Umblättern der Buchseiten und den gelegentlichen Bewegungen eines Körpers auf den Möbeln. Sie suchten alle versessen nach der kleinsten Andeutung über Buffys Krankheit in den vielen Büchern. Sogar Lindsey, während er an Buffys Bett saß und Nachtwache hielt. So weit hatten sie nichts gefunden, das ihnen Antworten gab. Nicht einmal Taras Genesung hatte geholfen. Alles was sie ihnen sagen konnte, war, dass dunkle Magie Buffy von innen zerstörte. Ihre einzige Hoffnung lag darin, etwas in den Büchern zu finden.

 

„Nichts!“ Cordy warf das Buch, das sie beendet hatte, auf den wachsenden Stapel zu ihren Füßen. „Es muss doch etwas geben, was wir machen können!“

 

„Beruhige dich, Prinzessin."

 

Doyle legte ihr beruhigend eine Hand auf ihren Rücken.

 

„Beruhigen!“ Cordelia blickte ihn ungläubig an. „Ihr geht es schlechter, Doyle!“

 

„Ich weiß", sagte er niedergeschlagen und plumpste auf seinen Platz zurück.

 

„Gibt es nicht etwas, das du tun kannst? Ich meine, du hast Verbindungen und so", fragte sie und sah ihn hoffnungsvoll an.

 

„Keine, die in dieser Situation helfen würden", antwortete er bedrückt.

 

Cordy wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich die Tür zum Treppenhaus aufflog. Alle Augen richteten sich schnell auf die beiden Gestalten, die ohne Warnung in den Raum gelaufen kamen.

 

„Giles?!? Faith?!?", kreischte Willow und sprang von der Couch.

 

„Es passiert, hab ich Recht?", war alles, was der ehemalige Wächter entgegnete.

 

Angel stand vor ihm, bevor jemand mit den Augen blinzeln konnte.

 

„Worüber sprechen Sie?“

 

„Buffy. Etwas stimmt nicht mit ihr, richtig?", keuchte er von der Anstrengung, die Treppen hoch zu rennen.

 

„Ja. Was wissen Sie?", knurrte Angel ihn regelrecht an.

 

„Verdammt!“

 

Giles warf seine Tasche zu Boden und tauschte einen Blick mit Faith.

 

„Giles? Was ist los? Wissen Sie, was mit Buffy nicht stimmt?“

 

Willow hatte es geschafft, sich zwischen Angel und Giles zu quetschen.

 

„Ja, unglücklicherweise ist es mir bekannt", antwortete er und nahm seine Brille ab. „Der Wächterrat hat sie vergiftet."

 

„Was?“

 

Alle im Raum atmeten hörbar ein.

 

„Aber warum würden sie das machen?", brachte Willow heraus.

 

Der Schock lief durch ihren ganzen Körper.

 

„Bitte, warum setzten wir uns nicht und ich werde es erklären", sagte Giles und deutete auf die vielen Couchs und Sessel.

 

Erst als alle saßen, kam es Angel in den Sinn, dass Giles Ankunft die anderen überrascht hatte. Ihm war vorher nicht aufgefallen, dass der Wächter gefehlt hatte. Was war genau passiert? Er hatte vorher niemals darüber nachgedacht, aber jetzt begann er sich zu fragen, was passiert war, nachdem er gegangen war. Jetzt war aber nicht die Zeit für diese Fragen. Buffy wieder gesund zu bekommen hatte erste Priorität.

 

„Wir warten, Giles", blaffte Cordy unfreundlich, da sie sich daran erinnerte, was Buffy ihr über die Konfrontation in Giles Appartement in Sunnydale erzählt hatte.

 

„Oh ja, t-tut mir L-Leid", stotterte Giles und riss seinen Blick von dem Vampir.

 

Seine Anwesenheit war unerwartet. Seine Quellen hatten ihm nicht gesagt, dass Angel zurückgekehrt war.

 

„Wisst ihr", begann der Wächter seine lange Erklärung. „Als Buffy....gegangen....ist, habe ich dem Rat mitgeteilt, dass sie verschwunden wäre. Sie hielten sie für tot. Eine andere Jägerin ist nicht berufen worden, da Faith immer noch lebte, oder eher im Koma lag. Sie griffen ein und machten sie wieder zur aktiven Jägerin."

 

Er blickte zu Faith, die immer noch nichts von all den Maßnahmen an ihr wusste.

 

„Sie haben sie glauben lassen, dass sie tot war?", fragte Doyle ungläubig.

 

Giles warf dem fremden Mann einen neugierigen Blick zu. Er fragte sich wer das war.

 

„Ja. Und das war auch besser so. Wenn sie herausgefunden hätten, dass ihre Jägerin von sich aus abgehauen wäre, und bei ihrer.....Situation....sie hätten sich er eine Suchmannschaft geschickt, um sie......zu eliminieren."

 

„Sie hätten sie getötet?“

 

Oz runzelte bei dem beunruhigenden Gedanken die Stirn.

 

„Wahrscheinlich ja. Der Rat hat etwas gegen Jägerinnen, die nicht ihren Regeln folgen", bestätigte Giles.

 

„Also haben sie die ganze Zeit gedacht, dass sie tot war? Wie haben sie herausgefunden, dass sie es nicht war?", wollte Willow wissen.

 

Faith sah zu Giles und übernahm diesen Teil der Erklärung.

 

„Scheinbar ist mein Wächter mir gefolgt. Ich weiß nicht warum, aber in der gleichen Nacht, als ich Angel begegnet bin, hörte ich, wie mein Wächter am Telefon jemandem sagte, dass er einen Grund habe zu glauben, dass Buffy noch leben würde. Er muss mich mit Angel gehört haben, als er nach Sunnydale gekommen ist, um nach Buffy zu suchen."

 

„Faith hat mich dann angerufen, um mich über diese Situation zu informieren", fuhr Giles fort. „Ich war sofort um ihre Sicherheit besorgt. Ich benutzte ein paar Kontakte, die ich immer noch im Rat hatte und fand heraus, dass sie, sobald sie den Verdacht hatten, dass Buffy immer noch lebte, schnell nach ihr gesucht und sie lokalisiert hatten."

 

Angel hörte zu wie die anderen sich unterhielten. Er konnte sein Gefühl nicht abschütteln, dass es eine Hintergrundgeschichte gab, von der er überhaupt keine Kenntnis hatte. Es schien soviel mehr vorgefallen zu sein, als er ursprünglich gedacht hatte. Er wollte fragen, was er sonst noch nicht mitbekommen hatte, aber er wusste, dass sie sich im Moment auf Buffy konzentrieren mussten. Später würde es Zeit für seine Fragen geben.

 

„Also haben sie einfach entschieden, sie auszuschalten", meldete sich Doyle wieder.

 

Er war ziemlich beunruhigt durch die gegenwärtige Wendung der Ereignisse.

 

„Um es einfach auszudrücken, ja. Sie waren gelinde gesagt ziemlich unzufrieden, herauszufinden, dass eine ihre Jägerinnen außerhalb ihrer Führung agierte. Es war ihnen ein zu hohes Risiko, die Dinge so weiterlaufen zu lassen", erzählte Giles und schüttelte seinen Kopf über die Art und Weise des Rates.

 

„Gift klingt nicht nach etwas, das der Rat machen würde", warf Angel abwesend ein.

 

„Nein, da haben Sie Recht", stimmte der Ex-Wächter zu. „Aber sehen Sie, in den letzten Jahren war der Rat in einem Zustand des Verfalls. Quentin Travers hat immer noch einen langwierigen Einfluss auf alle, aber von innen heraus haben sich Revolten gebildet. Diese wurden von einer kleinen Gruppe geleitet, die das Gefühl hatte, dass die Art und Weise des Rates antiquiert war. Bisher haben sie noch nicht erfolgreich die Kontrolle übernommen, aber Travers Quellen sind begrenzt durch den Mangel an Vertrauen in seine eigene Organisation. Also war er unfähig, so mit der Situation umzugehen, wie er es sonst getan hätte."

 

„Was hat er mit ihr gemacht?", fragte Angel, lehnte sich nach vorne und starrte den Wächter an.

 

„Von dem was ich erfahren habe, hat Travers zwei seiner Vertrauensmänner mit einem mystischen Gift hier nach Seattle geschickt. Sie sind ihr wahrscheinlich gefolgt, bis sich eine Gelegenheit geboten hat, es ihr zu verabreichen. Wahrscheinlich in ihrem Essen", erklärte er erst.

 

„Mystisches Gift?", wiederholte Willow und blickte zum Flur. „Das würde erklären, warum Tara eine dunkle Magie in ihr gespürt hat."

 

„Tara?", fragte Giles verwirrt.

 

„Sie ist eine Freundin von uns - eine Hexe. Als es Buffy schlimmer ging, haben wir sie Buffys Aura lesen lassen. Was auch immer sie gefühlt hat war so stark, dass sie danach bewusstlos geworden ist", erklärte Willow die Vorgänge von früher am Tag.

 

„Das Gift würde solch eine Reaktion auslösen."

 

Giles nickte bestätigend.

 

„Was wissen Sie über dieses Gift?“

 

Doyle sah den Mann, von dem er annahm, dass er Buffys ehemaliger Wächter war, erwartungsvoll an.

 

„Es ist von Natur aus mystisch, wie ich gesagt habe", begann Giles und nahm erneut seine Brille ab. „Ich bin mir über die Einzelheiten nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass es den Körper übernimmt und systematisch die inneren Organe angreift. Die Auswirkungen fangen langsam an, aber wenn es sich durchgesetzt hat, verfällt der Empfänger rasend schnell."

 

„Das passt", sagte Doyle mit einem Seufzer und strich sich mit einer Hand über sein Gesicht. „Sie fühlte sich scheinbar schon seit fast zwei Wochen krank. Bis zur letzten Nacht wussten wir nicht mal etwas davon, bis es so schlimm wurde und sie das Bewusstsein verloren hat."

 

„Also was machen wir, Giles?", fragte Willow und drehte sich zu dem älteren Mann. Sie war ein wenig erleichtert, weil sie jetzt wusste, mit was sie konfrontiert wurden. „Wie stoppen wir das, was sie ihr angetan haben?“

 

„A-also.....Ich.....n-nun....", stotterte Giles und sein Blick wanderte nach unten.

 

Das war der Teil, dem er sich nicht stellen wollte.

 

„Giles?", sagte Willow nervös und stand auf.

 

Ihre frühere Erleichterung war sofort verschwunden.

 

Giles blicke zu der Gruppe hoch, die ihn abwartend ansah. Sie waren alle so jung - mit der Ausnahme von Angel. Zu jung, um mit solchen Dingen wie dem hier konfrontiert werden zu müssen. Und Buffy. Sie hatte in ihrem kurzen Leben schon so viel durchgemacht. Es brach sein Herz, wenn er an das Mädchen dachte, die immer noch wie eine Tochter für ihn war. Trotz allem was passiert war. Sie verdiente das nicht. Sie verdiente so viel mehr als dieses elende Leben, das ihr auferlegt worden war.

 

Nach einem langen Augenblick der Stille fand Giles schließlich den Mut ihnen das zu sagen, von dem er wusste, dass sie es nicht hören wollten.

 

„Es gibt keine Heilung."

 

 

Kapitel 10

 

Niemand sprach nach Giles tragischen Worten. Alle schwiegen schockiert. Wenn es keine Heilung gab, dann würde das bedeuten, dass Buffy......sterben würde. Das war eine Wirklichkeit, der sich niemand stellen wollte. Buffy war eine Freundin, eine Vertraute, eine Mutter, eine Retterin....eine Seelengefährtin. Sie konnte nicht sterben. Alle brauchten sie genauso viel wie sie sie brauchte. Sie konnte nicht sterben. Es musste etwas geben, das sie tun konnten.

 

Bevor jemand der Behauptung widersprechen konnte, wurde die Gruppe durch ein leises Geräusch aus ihrem Schweigen gerissen, das vom Flur kam. Sie blickten auf und entdeckten Buffy, die nach vorne gebeugt gegen die Wand lehnte. Der Blick in ihren Augen sagte ihnen, dass sie genug gehört hatte, um die Situation zu kennen.

 

„Ist es wahr?", keuchte sie und ihr Blick landete direkt auf Giles.

 

„Ja. Es tut mir Leid, Buffy. Ich habe jede Quelle versucht, die ich hatte, aber alle sagten das gleiche", versuchte Giles diplomatisch zu sein, doch er konnte die innersten Emotionen nicht bekämpfen, so dass eine Tränen sein Gesicht runter lief.

 

Buffys Augen schlossen sich und ihr Kopf fiel wieder gegen die Wand. Angel war im nächsten Moment bei ihr und hob sie auf seine starken Arme. Sie zitterte in seinem Griff, eine Kombination aus der Krankheit und den Schluchzern, gegen die sie kämpfte. Da sie den Trost brauchte, und dies nicht länger bekämpfen konnte, entspannte sie sich in seinen Armen und weinte.

 

„Shh, weine nicht, Baby", beruhigte sie Angel. Der Kosename rutschte ihm heraus, aber es war ihm egal. „Wer werden einen Weg finden. Wir werden es bekämpfen."

 

„Manche Dinge kann man nicht bekämpfen, Angel", flüsterte sie resigniert.

 

„Sag das nicht! Man kann immer kämpfen", erwiderte er mit mehr Zuversicht in seiner Stimme, als er eigentlich fühlte.

 

„Er hat Recht, Buffy. Wir können und werden nicht aufgeben", sagte Cordy unterstützend und stellte sich neben sie.

 

Buffy sah zu ihrer Freundin und dann zu den anderen, die sie anstarrten. Sie wusste, dass sie es versuchen würden, aber in ihrem Herzen wusste sie, dass es nicht von Nutzen sein würde. Sie würden nichts finden, damit sie gesund würde. Dieses Ding....dieses Gift....würde seine Arbeit vollenden. Es würde sie töten. Und sie wusste was sie tun musste. Es gab keine Zeit mehr, um noch länger zu warten.

 

„Ich...ich muss mit Angel sprechen. Alleine."

 

Sie sagte nicht warum, aber alle außer Giles, Faith und Angel selbst wussten, was jetzt geschah.

 

Angel riss seinen Kopf herum, um sie verwirrt anzusehen.

 

„Was?“

 

„K-kannst du mich in m-mein Zimmer bringen?", bat sie und zuckte zusammen, als eine Welle des Schmerzes durch ihren Körper zog. „Da sind D-dinge, über die wir sprechen müssen."

 

„Buffy, das können wir später."

 

Obwohl er mit ihr sprechen wollte, wusste Angel nicht, ob jetzt die richtige Zeit war, nicht, wenn sie in einer schrecklichen Situation waren.

 

„Bitte?", bat sie und sah ihn mit flehendem Blick an.

 

Auf keinen Fall konnte er solch eine Bitte ablehnen. Als keiner aus der Gruppe einen Versuch unternahm, ihn zu stoppen, gab Angel nach. Langsam drehte er sich um und trug Buffy zu ihrem Schlafzimmer. Währenddessen fragte er sich, was so wichtig war, dass sie in diesem Moment mit ihm sprechen musste.

 

„Oh Scheiße", platzte Willow heraus, als sie außer Sicht waren.

 

„Willow!“

 

Cordy blickte den Rotschopf mit weit aufgerissen Augen an.

 

 

*****

 

 

Buffy lag in ihrem Bett und sah zu Angel, der in der Nähe des Fensters stand und zu ihr blickte. Bisher hatte noch keiner von ihnen etwas gesagt. Er hatte sie nur in ihr Schlafzimmer getragen, sie behutsam auf ihr Bett gelegt und die Decke um ihren zitternden Körper gesteckt. Jetzt, einige Minuten später, wartete er immer noch. Eine Bewusstlosigkeit näherte sich ihr, eine süße Vergessenheit, die den entkräftenden Schmerz wegnehmen würde, der ihren Körper terrorisierte. Aber sie bekämpfte es, für den Moment wenigstens. Sie musste es nur noch ein bisschen länger durchhalten. Er musste es wissen. Sie musste es ihm sagen und sie musste sich von ihm ein Versprechen geben lassen. Sie wusste nur nicht, wo sie anfangen sollte.

 

Erschöpfung überkam sie und ihre Augen begannen sich zu schließen, aber sie zwang sie wieder auf. Nur noch ein bisschen länger. Dann konnte sie schlafen.

 

„Buffy, du musst ein bisschen schlafen", drang Angels ruhige Stimme durch den Nebel, der ihren Verstand betäubte.

 

„Nein...n-noch nicht....muss....reden", keuchte sie und benutzte all ihre verbliebene Kraft, um neben sich auf das Bett zu klopfen. „Setz dich."

 

Angel ging hinüber und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er nahm eine von Buffys Händen in seine.

 

„Was auch immer es ist, es kann warten."

 

„Nein Angel." Sie schüttelte ihren Kopf nur den Bruchteil eines Zentimeters. „Keine Zeit....muss....jetzt."

 

„Shh, du wirst wieder gesund", versuchte er sie zu beruhigen und wischte ihr die Haare von der verschwitzten Stirn.

 

„W-wissen wir....n-nicht", brachte Buffy heraus und zwang sich selbst dazu, noch ein wenig länger wach zu bleiben.

 

„Doch, das weiß ich." Angel konnte nichts dagegen machen, als aus einem Auge eine Träne lief. „Du wirst da durch kommen."

 

„Angel." Sie hustete und keuchte wegen der Anstrengung. „V-versprich mir....“

 

„Buffy-", versuchte er ihre Worte zu stoppen.

 

„Nein...versprich m-mir...wenn ich....n-nicht......versprich."

 

Das letzte Wort war so leise, dass Angel es nicht gehört hätte, wenn er kein Vampir gewesen wäre.

 

„Was versprechen, Baby?“

 

Angels Sorge wuchs jede Sekunde weiter an. Sie entglitt ihm immer mehr.

 

„Ashlynn....musst dich....um Ash....kümmern."

 

So hatte sie es nicht sagen wollen, aber es war das beste, was sie machen konnte.

 

„Ashlynn? Deine Tochter?", fragte Angel, verblüfft über die Erklärung.

 

„Ja....versprich mir.....sie....wird....dich brauchen", flüsterte Buffy.

 

Sie wusste, dass sie nicht länger durchhalten konnte.

 

„Mich? Buffy, das macht doch keinen Sinn."

 

Angel begann sich zu fragen, ob sie durch die Krankheit im Delirium war.

 

„V-verprich es mir", verlangte sie so nachdrücklich wie sie konnte.

 

„Ich verspreche es", stimmte Angel zu.

 

Wie konnte er ihrer Bitte nicht folgen? Trotzdem war er immer noch verwirrt. Warum er?

 

„Danke", erwiderte sie und lächelte schwach. „Sie wird....dich brauchen."

 

„Was ist mit deinen Freunden....und Lindsey?“

 

Die Frage war draußen, bevor er sich stoppen konnte.

 

„N-nicht Lindseys", platzte sie heiser heraus und ihre Augen schlossen sich für eine Sekunde, bevor sie sie wieder aufriss. „Sie ist von dir."

 

Angel runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte, aber es machte keinen Sinn.

 

„Buffy-“

 

Sie ließ ihn nicht ausreden.

 

„Ashlynn....deine....Tochter.....deine."

 

Angels Hand zuckte von Buffy weg, als er ihre Worte in seinem Kopf erfasst hatte. Ashlynn war seine Tochter? Nein, das war nicht möglich. Er war ein Vampir. Er konnte keine Kinder haben. Sie musste durch das Gift die Dinge so sehen, wie sie nicht waren. Das war die einzige mögliche Erklärung. Es gab gar keine Möglichkeit. Überhaupt keine Möglichkeit. Aber sogar als er das dachte, lief ihm ein Gefühl den Rücken herab, das ihn schaudern ließ.

 

„Buffy", fing er erneut an.

 

Er war nicht sicher, was er sagen würde, aber als er sie anschaute, sah er, dass ihre Augen geschlossen waren. Das Geräusch ihres Atems und des Herzschlags versicherten ihm, dass sie nur eingeschlafen war.

 

Einige Minuten später starrte Angel immer noch in ihr schlafendes Gesicht und versuchte das zu verarbeiten, von dem er wusste, dass es nicht wahr sein konnte. Doch während er daran dachte, begannen ihm Gedanken und Erinnerungen durch den Kopf zu gehen: Die letzte Nacht mit Buffy, die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen des kleinen Mädchens, die wie eine Sechs geformt waren, das Gefühl, als sie ihm das erste Mal in die Augen gesehen hatte, Cordys Verhalten früher am Tag und die Art und Weise, wie ihn scheinbar alle angestarrt hatten. Alle diese Dinge führten zu einer Schlussfolgerung, die nicht wirklich möglich sein konnte. Oder?

 

Wie blind stand er vom Bett auf und fiel fast dabei, als er zu verleugnen versuchte, was seine Seele als wahr ansah. Er stolperte zur Tür und wurde dort von Cordelia, Willow und Doyle empfangen. Alle starrten ihn mitfühlend an. Angels Blick traf auf ihren und wanderte dann zu Buffy, bevor er sich wieder umdrehte. Er wusste, dass sie dabei waren, ihm zu erzählen, dass es nur die Krankheit war, die sie solche Dinge sagen ließ. Das war die einzige Möglichkeit. Das musste es.

 

„Komm Angel", sagte Willow, anstatt Buffys Behauptung zu widerlegen.

 

Er sagte nichts, als Willow und Cordelia jeweils einen Arm nahmen und ihn zum Wohnzimmer führten. Und er bemerkte nicht, dass Doyle hinter ihnen in Buffys Zimmer glitt. Es gab nur eine Sache, an die er denken konnte:

 

Buffy....Ashlynn....Tochter....seine Tochter? Nein, sagte er sich selbst erneut. Sie war nicht von ihm. Sie konnte nicht von ihm sein.

 

Angel wurde es nicht einmal bewusst, dass sie jetzt im Wohnzimmer waren. Sein benommener Körper spürte nicht, dass sie ihn auf einen der Sessel schoben. Er sah nicht, dass der Raum jetzt leer war außer Willow und Cordelia. Die Außenwelt war verschwommen, während Buffys Worte durch seinen Kopf hallten. Erst als Cordy laut etwas sagte, konzentrierte er sich auf etwas anderes.

 

„Angel, da sind ein paar Dinge, die du wissen solltest."

 

 

*****

 

„...Ich bin schwanger..."

„...U-ungefähr im zweiten Monat..."

„...Das wäre ungefähr zu der Zeit des Abschlusses. Wir wussten nicht, dass du mit jemandem zusammen warst...."

„...Angel..."

„...Also hast du mit ihm geschlafen..."

 

 

Nein...nein...das war nicht möglich. Das war scheinbar alles, was er sich selbst sagen konnte. Ja, sie hatten sich in dieser Nacht geliebt, aber er war ein Vampir. Er war nicht fähig, ihr ein Kind zu geben. Es war eine körperliche Unmöglichkeit. Trotzdem war er jetzt hier, saß in einem Sessel und hörte Willow und Cordelia zu, wie sie ihm sagten, dass Buffy in ihrer letzten Nacht zusammen schwanger geworden war.

 

Konnte es wahr sein? Konnte das kleine Mädchen im anderen Raum von ihm sein? Oh wie sehr er wollte, dass es wahr war. Ein Kind mit Buffy zu haben war etwas, was er sich nur in seinen Träumen vorgestellt hatte. Wie wundervoll es sein würde, mit ihr ein Leben geschaffen zu haben, etwas, das ein Teil von ihr und ein Teil von ihm war. Eine Kombination ihrer Liebe. Aber er war ein Vampir, erinnerte er sich immer wieder selbst.

 

Sie sagten ihm, dass es wahr war. Es war niemand da gewesen, nachdem er gegangen war. Es war sein Kind. Seins. Er hatte eine Tochter. Ein wunderschönes, blondes Abbild ihrer Mutter. So sehr er die Wahrheit auch bekämpfen wollte, wusste er doch tief im Innern, dass ihre Worte wahr waren. Die körperliche Unmöglichkeit konnte nicht alles andere zunichte machen. Es war wahr. Alles war wahr. Das kleine Mädchen war ein Teil vom ihm.

 

Die Tränen liefen ungehindert, als er die Wahrheit akzeptierte, von der er nie gedacht hatte, dass sie möglich wäre.

 

 

***

 

 

„...Du ekelst mich an...Du hast uns alle, und die Welt, in Gefahr gebracht, nur damit du es mit deinem Vampirgeliebten treiben konntest!...“

„...Ich habe mal zu dir aufgesehen, dich angebetet für alles, was du getan und geopfert hast. Aber du bist nur eine Hure, die ihre Beine nicht geschlossen halten kann. Du gibst doch einen Scheißdreck um uns oder um die Welt, solange du deinen Vampirgeliebten haben kannst..."

„...Es ist eine Untertreibung, wenn ich sage, dass ich extrem enttäuscht und beschämt über deine Handlung bin...Du hast deine Berufung lächerlich gemacht und meine Position als dein Wächter. Die Buffy, die ich kenne, würde niemals die Welt auf diese Weise in Gefahr gebracht haben. Ich denke nicht, dass ich noch weiß wer du bist...."

„...Arme, kleine Buffy. Der Stolz und die Freude des Rates, geschwängert von einem Vampir. Ich hoffe, du hast ein schönes Leben mit deiner Dämonenbrut..."

 

 

Willow und Cordelia machten sichtbar einen Satz bei dem rachedurstigen Knurren, das Angel entwich, als er von den Nachwirkungen von Buffys Enthüllung in Sunnydale hörte. Es war eine gute Sache, dass weder der Wächter, noch der nutzlose Welpe in Sichtweite waren, oder er wäre gezwungen etwas zu tun, das er bereuen würde. Sie verdienten nichts anderes, weil sie so herzlose Schurken waren.

 

Wie konnten sie so gefühllos sein? Wie konnten sie sie so behandeln, als wäre sie eine Art Seuche? Buffy hatte ihre Freunde und Familie zu der Zeit am meisten gebraucht, aber sie hatten ihr nicht nur den Rücken zugedreht, sondern sie auf eine Art und Weise beschimpft, die niemand verdiente. Es brach sein Herz, daran zu denken, was sie durch ihre sogenannten Freunde durchgemacht haben musste. Und sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte, weil er ebenfalls nicht da war. Wenn er noch nicht gewusst hätte, was Schuld bedeutete, dann wusste er es sicherlich jetzt.

 

 

***

 

 

„...Du willst, dass ich eine Abtreibung vornehmen lasse?..."

„...Aber natürlich. Du kannst das Baby ganz sicher nicht bekommen..."

„...Es ist mir todernst. Ich behalte dieses Baby..."

„...Wenn du vorhast, dieses Baby zu behalten, dann kannst du dir woanders einen Platz zum Leben suchen..."

„...Ich werde keine Abtreibung machen lassen..."

 

 

Eine Abtreibung? Nein...nein! Der reine Gedanke daran, ein Kind zu verlieren, von dem er vor ein paar Minuten noch nichts gewusst hatte, war wie ein mit Weihwasser durchtränkter Pflock ins Herz. Zu denken, dass das wunderschöne kleine Mädchen, das er vorhin getroffen hatte, vielleicht nie existiert hätte, sandte Schauder durch seinen ganzen Körper. Aber es war nicht passiert. Buffy hatte ihr Kind nicht abgetrieben.

 

Buffy! Götter! Was musste sie gefühlt haben, als ihre Mutter ihr nicht nur gesagt hatte, dass sie das Baby loswerden sollte, sondern sie auch aus dem Haus geworfen hatte, als sie das nicht machen wollte. Es musste absolut schrecklich für sie gewesen sein. Er würde gerne sagen, dass er überrascht über Joyces Handeln war, aber in Wahrheit war er das nicht. Alles was er von Buffys Mutter wusste, sagte ihm, dass die Frau niemals von ihrem Idealbild abweichen würde, wie ihre Tochter sein sollte. Und offensichtlich gehörte es nicht zu diesem Idealbild, wenn die Tochter mit achtzehn schwanger war, noch dazu von ihrem Vampir. Und deswegen war sie aus ihrem Zuhause geworfen worden und alleine.

 

Wären die Dinge anders gelaufen, wenn er da gewesen wäre? Das war eine Frage, zu der er nie die Antwort wissen würde.

 

 

***

 

 

„...Ich habe vor, aus diesem Höllenloch von einer Stadt zu verschwinden, wahrscheinlich in ein oder zwei Tagen. Ich kann es nicht ertragen, noch länger hier zu bleiben...“

„...Wie ist es mit dir?..."

„...Genauso. Niemand will mich hier. Sie haben das vollkommen klar gemacht. Und ich will mein Baby nicht in ihrer Nähe großziehen..."

„...Dann denke ich mal, werden wir nach Seattle gehen..."

 

 

Das beantwortete einige Fragen, die er im Kopf gehabt hatte. Nachdem sie von allen, die ihr wichtig gewesen waren, in die Gosse geschmissen wurde, sah Buffy keinen Grund mehr zu bleiben. Angel konnte nicht sagen, dass er ihr das vorwarf. Sie war so sehr beansprucht worden und die Stadt musste eine schlechte Erinnerung zuviel gewesen sein. Zu gehen war wahrscheinlich das beste für sie gewesen, auch wenn er wünschte, dass die Situation anders gewesen wäre. Wenigstens war sie nicht vollständig alleine gewesen. Sie hatte Cordelia gehabt.

 

Die seltsame Kameradschaft zwischen Buffy und der Brünetten war ihm seit seiner Ankunft nicht entgangen. Es war ihm ganz sicher seltsam vorgekommen, aber jetzt machte alles einen Sinn. Und Angel stellte fest, dass er dankbar war, weil die Ex-Cheeleaderin für Buffy da gewesen war, als sie es am meisten gebraucht hatte. Es verringerte nicht seinen Herzschmerz, aber es half zu wissen, dass jemand da war, der Buffy unterstützt hatte.

 

Als er zu Cordelia blickte, musste er an das Sprichwort denken, dass manchmal die schlimmsten Situationen das beste der Menschen zum Vorschein brachte.

 

 

***

 

 

„..Der Name ist Allan Francis Doyle, aber jeder nennt mich Doyle..."

„...Die Mächte wissen von deinem....Zustand...Sie sind besorgt, dass du gefährdet bist, weil du dich nicht mehr verteidigen kannst. Du bist wichtig für sie im Kampf gegen das Böse und sie wollen dich nicht durch einen Dämonenangriff verlieren, während du schwanger bist...“

„...Mach dir jetzt keine Sorgen, Mädel, ich werde dafür sorgen, dass dir und deinem Kleinen nichts passiert..."

 

 

Die Mächte der Ewigkeit? Doyle? Halbdämon? Angels Gedanken wirbelten durcheinander wegen der letzten Runde von ‚lass uns Buffys Leben zusammenfassen, nachdem du davon gelaufen bist‘. Wer auch immer diese Mächte waren, sie hatten genug Interesse an Buffy, um einen Beschützer für sie zu schicken. Er wusste nicht, ob er wegen dieser Tatsache froh oder besorgt sein sollte. Was war so wichtig an Buffy, dass sie die Erfordernis verspürt hatten, Doyle zu schicken?

 

Nicht dass er nicht dankbar war für die Anwesenheit des Halbdämons. Es schien jedoch, dass Doyle ein willkommener Zuwachs war und er sich mit Buffy und Cordelia angefreundet hatte. Angel konnte aber nicht umhin, ein wenig Eifersucht darüber zu fühlen, weil jemand anderes das getan hatte, was er hätte tun sollen. Er hätte da sein sollen und für die Sicherheit von Buffy sorgen sollen, während sie schwanger war. Es war immerhin sein Kind und er hätte da sein sollen.

 

Das war er jedoch nicht gewesen, aber wenigstens hatte Buffy andere Menschen um sich rum gehabt, als er sie im Stich gelassen hatte.

 

 

***

 

 

„...Also meine Damen, ich bin hier mit einem.....geschäftlichen....Angebot für euch beide, für euch drei..."

„...Ich....was?....Ich meine, lass mich das mal zusammenfassen. Du willst, dass wir dir dabei helfen, einen Club zu eröffnen und zu führen?..."

„...Mir wurde gesagt, dass ihr nach etwas besserem suchen würdet. Und ich habe all diesen zusätzlichen Platz. Warum soll es dann nicht genutzt werden?...“

„...Nehmen wir also Lornes Angebot an?...“

„...Ich denke schon..."

 

 

Ein weiterer Teil des Puzzles von Buffys Leben fügte sich zusammen, nachdem er die letzte Erklärung gehört hatte. Er war ein wenig beeindruckt über die Großzügigkeit eines vollkommenen Fremden. Lorne, der mit der grünen Haut, den er vorhin gesehen hatte, hatte sein Leben zwei Menschen geöffnet, die er nicht gekannt hatte, und hatte ihnen eine Chance auf ein besseres Leben gegeben. Von dem was Cordelia gesagt hatte, waren die Dinge davor nicht gut gelaufen.

 

Ihnen war jedoch eine wunderbare Möglichkeit gegeben worden und sie hatten damit Erfolg gehabt. Er war stolz auf all das was Buffy erreicht hatte. Sie war an einem der tiefsten Punkte ihres Lebens gewesen und sie war wieder aufgestiegen, um für sich und ihrem....gemeinsamen....Kind ein Leben einzurichten . Alles wegen der Großzügigkeit eines Fremden.

 

Angel wusste, dass er, wenn er den Dämon namens Lorne das nächste Mal sehen würde, er sich bei ihm bedanken würde, was noch nicht einmal anfangen würde, seine Dankbarkeit darüber auszudrücken, was der Dämon getan hatte.

 

 

***

 

 

„...M-meine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Ich g-glaube, ich habe Wehen!...“

„...Herzlichen Glückwunsch, Buffy! Es ist ein Mädchen!...“

„...Hast du dich schon für einen Namen entschieden?...“

„...Ashlynn Darcy Summers..."

 

 

Ein kleines Mädchen. Sie hatte ein Mädchen. Ihr gemeinsames Kind. Und er war während der gesamten Zeit nicht da gewesen. Er hatte es verpasst zu sehen, wie sie mit ihrem Kind gewachsen war, wie es sich anfühlte, als sie sie in ihrem Bauch getreten hatte, dass er sie wegen ihrer Schmerzen beruhigt hatte und natürlich die Erfahrung der Geburt seiner Tochter. Er hätte bei all diesen Sachen da sein sollen. Das war es was die Väter taten. Aber er nicht. Er war nicht da gewesen für Buffy oder Ashlynn.

 

Ashlynn Darcy Summers. Der Schatten eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Buffy hatte einen irischen Namen für ihr....ihr gemeinsames...Kind ausgesucht. Es wärmte sein Herz auf eine Art, die er nicht einmal ausdrücken konnte. Trotz allem hatte sie dem Kind ein Teil von dessen Erbe gegeben. Und es waren nicht nur irgendwelche Namen. Sie hatte welche mit einer Bedeutung ausgesucht, obwohl er sich den Schmerz nur vorstellen konnte, den ihr dadurch erlitten hatte.

 

Die Logik kämpfte darum, ihn zu überzeugen, dass das alles nicht möglich war, aber seine Seele sagte ihm, dass es wahr war. Er hatte eine Tochter.

 

 

*****

 

 

Wut. Hass. Angst. Schmerz. Stolz. Kummer....was fühlte er nicht, während er da saß und zuhörte, wie Willow und Cordelia Buffys Leben hervorhoben. Es war fast so, als würde man einen Film sehen und eine Skala an Emotionen erfahren, die jemand durchmachte. Aber das war nicht nur ein Film. Es war etwas, dem er verbunden war. Die Hauptdarstellerin war nicht irgendeine übersprudelnde Schauspielern, die eine Rolle spielte. Es war seine Buffy.

 

Er wollte in ihr Zimmer rennen und sie in einer nie endenden Umarmung an sich drücken. So sehr. Sie hatte so viel durchgemacht dafür, dass sie noch so jung war. Warum hatte das Schicksal ihr nur so viel aufgebürdet? Als Jägerin berufen worden zu sein, war schon schlimm genug, aber damit hatte es nicht geendet. Nein, die Strapazen und Widerwärtigkeiten waren immer wieder zu ihr gekommen. Und für eine Weile war er da gewesen, um sie zu unterstützen.

 

Dann war er gegangen und hatte nie gewusst, dass sie in der Nacht, die sie nach dem Abschluss miteinander verbracht hatten, schwanger geworden war. Er hatte sich selbst oft gescholten, weil er so schwach gewesen und in dieser Nacht zu ihr gegangen war. Aber da er jetzt wusste, dass sie in einem Kind resultiert hatte, konnte er es nicht bereuen. Er wusste, dass auch Buffy es nicht bereute. Ein Blick auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind war genug, um ihm zu sagen, dass Ashlynn das Licht im Leben ihrer Mutter war. Nein, wegen dieser Nacht gab es keine Reue mehr.

 

Die Frage, wie die Zeugung möglich war, quälte nur kurz seine Gedanken, als Angel alleine im Wohnzimmer saß. Willow und Cordelia hatten ihn zum nachdenken alleine gelassen, und waren nach unten gegangen, um mit den anderen nach einer Heilung für Buffy zu suchen. Er war ein Vampir. Sein Körper war nicht lebendig. Wie konnte er dabei geholfen haben, ein Kind zu erschaffen? Angel nahm an, dass das ‚warum‘ egal war, weil er wusste, dass es wahr war. Er wusste nicht, wieso er es wusste, aber er konnte es in seiner Seele spüren. Und er wusste, dass Buffy, Willow und Cordelia ihn bei so etwas niemals anlügen würden.

 

Aus seinem Augenwinkel wurde Angel auf einen Schatten aufmerksam, der sich an der Wand bewegte. Er hob seinen Kopf und sah Lindsey, der gegen eine der Wände des Wohnzimmers gelehnt war und ihn offen anstarrte. Angel bekämpfte ein Knurren, als er zu diesem Typ- nein, er fasst sich. Das war jemand, der wichtig für Buffy war, jemand, der sie glücklich gemacht hatte. Er würde ihr das nicht missgönnen. Wenn das bedeutete, dass er freundlich zu.....Lindsey.....sein sollte, dann würde er das - Buffy zuliebe.

 

 

Kapitel 11

 

Lindsey bewegte sich langsam auf Angel zu, setzte sich auf die Couch gegenüber und legte den Gegenstand in seinen Händen vor dem Vampir auf den Tisch. Angel sah von Lindsey zu dem Gegenstand und wieder zu dem blonden Mann. Nach ein paar Augenblicken griff er schließlich danach und hob den Gegenstand hoch. Von dem was er erkennen konnte, war es eine Art Buch. Angel versucht es zu öffnen, um zu sehen, was so besonders an dem Buch war, aber sein Blick wanderte statt dessen zu dem Mann, der ihm gegenüber saß.

 

Bevor er noch großartig darüber nachdenken konnte, platzte Angel mit der ersten Frage heraus, die ihm durch den Kopf ging.

 

„Wie lange bist du schon mit Buffy zusammen?“

 

Lindsey zuckte weder zusammen, noch antwortete er umgehend. Er starrte Angel statt dessen nachdenklich an, bevor er reagierte.

 

„Das sind wir nicht."

 

„Oh, das ist ne-....ihr seid nicht?“

 

Angel war jetzt voll bei der Sache. Das war nicht das, war er erwartet hatte zu hören.

 

„Nein."

 

Lindsey hob eine Augenbraue und wusste ganz genau, was der Vampir angenommen hatte.

 

„Aber...“

 

Angel runzelte verwirrt die Stirn in dem Bemühen, etwas zu finden, das er sagen könnte.

 

„Wir sind Freunde", meinte der blonde Mann, der anscheinend nicht der Geliebte von Buffy war. „Enge Freunde."

 

„Ihr seid....ihr seid Freunde", brachte Angel heraus, während Erleichterung und eine kleine Andeutung von Hoffnung sein Herz erfüllte.

 

„Ja." Lindsey lehnte sich auf der Couch zurück und legte sein rechtes Bein über das linke. „Versteh mich nicht falsch. Buffy ist eine unglaubliche Person, was du sicher weißt, und ich würde nicht nein sagen, wenn ich mehr für sie sein könnte, aber ihr Herz gehört immer noch jemand anderem."

 

Angel starrte Lindsey an. Eine Fülle an Emotionen zeigte sich in seinem Gesicht. Dinge, die er vorher nicht bemerkt hatte, kamen im plötzlich wieder ins Gedächtnis. Er hatte nie gesehen, dass sie sich geküsst hatten, nie gehört, dass sie ‚ich liebe dich‘ sagten, hatte nie etwas besonders Intimes zwischen ihnen bemerkt. Und die Gerüche. In Buffys Zimmer roch es überwältigend nach ihr und nur ganz wenig nach den anderen. In ihrem Zimmer gab es keine Spur davon, dass sie intim miteinander verbunden waren.

 

Ein Glucksen bildete sich in Angels Hals, aber er hielt es zurück. Mann, er hatte es hier wirklich überstürzt, nicht wahr?

 

Lindsey beobachtete Angel während dessen und seine eigenen Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er liebte Buffy. Das tat er wirklich. Und vor ein paar Jahren hatte er gedacht, dass sie ihn, wenn er nur lange genug warten würde, schließlich in ihr Herz lassen würde. Es war jedoch nie passiert. Buffy hielt immer ein Teil von sich zurück, den Teil, der immer den beseelten Vampir namens Angel lieben würde. Also hatte er sich damit zufrieden gegeben ihr Freund zu sein. Und jetzt, da der Vampir zurück war, war es Lindsey klar, dass es wahrscheinlich eine kluge Entscheidung gewesen war. Jeder konnte erkennen, dass Angel Buffy immer noch liebte und er wusste, dass Buffy, obwohl sie es nie sagte, immer noch tiefe Gefühle für Angel hatte.

 

„Ich dachte....", murmelte Angel mehr zu sich selbst, als zu dem Mann ihm gegenüber.

 

„Ich weiß, was du gedacht hast." Lindseys Gesicht blieb ausdruckslos. „Willst du dir nicht das Buch ansehen?“

 

Angel blickte zu dem schweren Buch, das auf seinem Schoß lag und fragte sich, was es war. Das Cover hatte keine Beschriftung, die ihm einen Hinweis darauf geben konnte, was drinnen auf den Seiten sein konnte. Als er aufblickte, um Lindsey zum Inhalt zu befragen, sah Angel, dass der Mann nicht länger auf der Couch saß. Er sah sich im Zimmer um und entdeckte Lindseys Rücken, als sich gerade die Tür zum Treppenhaus hinter ihm schloss.

 

Er schüttelte seinen Kopf wegen der seltsamen Situation und bekämpfte wegen der Enthüllung, dass Buffy und Lindsey nicht zusammen waren, das Verlangen, wie ein kleines Kind auf und ab zu hüpfen. Statt dessen wandte er seine Aufmerksamkeit dem mysteriösen Buch vor sich zu. Er wusste nicht warum, aber seine Hände zitterten, als er das fordere Cover öffnete. Drinnen, auf der ersten Seite, fand er nur einen einfachen weißen Umschlag. Etwas sagte ihm, dass er ihn öffnen und lesen sollte, was auch immer darin stand. Also öffnete er vorsichtig den Umschlag und zog eine hellrosa Seite heraus. Angel öffnete sie und las die Worte, die - wie er feststellte - an ihn gerichtet waren.

 

 

Mein süßer Angel,

 

wenn du in dieses Buch siehst, dann bedeutet das, dass du die Wahrheit kennst. Dass Ashlynn deine Tochter ist. Wir haben zusammen ein Kind gemacht, Angel. Du und ich. Etwas, das ein Teil von uns beiden ist. Ich weiß, du hättest dir gewünscht, dass du hättest da sein können, um alles zu sehen. Und ich habe mir auch gewünscht, dass du da gewesen wärst. Aber wir bekommen nicht immer, was wir haben wollen, oder? Jedenfalls scheint das bei uns so zu sein.

 

Ich wusste irgendwie tief in mir drin, dass ich dich eines Tagen wiedersehen würde, und dass du dann endlich die Chance bekommen würdest, deine Tochter kennen zu lernen. Ich weiß nicht, wann das sein wird, oder ob es je passiert. Vielleicht ist es einfach nur Wunschdenken, dass du nicht für immer weg bist. Wenn du jemals zurückkehrst, dann weiß ich, dass es nichts gibt, was ich tun kann, um dir die Erinnerungen an deine Tochter zu geben, die du versäumt haben wirst. Also habe ich das für dich gemacht.

 

Cordelia ist die einzige, die weiß, was das Buch wirklich ist. Sie hat mir geholfen, es zusammenzustellen und über die Jahre zu ergänzen. Alle anderen denken, dass es nur ein Fotoalbum ist, aber das ist es nicht. Es ist eine Chronik vom Beginn meiner Schwangerschaft bis jetzt. Es gibt Bilder von den verschiedenen Stadien der Schwangerschaft, ein paar Ultraschallbilder, eins von der Geburt und dann andere von den verschiedenen Zeiten in Ashlynns Leben. Ich weiß, dass sie die wirklichen Erinnerungen nicht ersetzen können, aber vielleicht werden sie ein wenig helfen.

 

In ewiger Liebe,

Buffy

 

 

Als Angel den Brief beendet hatte, war sein Gesicht nass mit Tränen. Er konnte fast nicht glauben, dass Buffy etwas solch unglaublich gedankenvolles getan hatte, nach allem wie die Dinge zwischen ihnen geendet hatten. Sie hatte es jedoch getan und so hielt er jetzt ein Bilderbuch über das Leben seiner Tochter in seinen Händen. Er fürchtete sich fast es anzusehen, da er Angst davor hatte, genau zu sehen, bei was er nicht da gewesen war. Aber sein Verlangen danach, wenigstens eine kleine Kostprobe von seinem wunderschönen kleinen Mädchen zu bekommen, war überwältigend. Also blätterte er mit zitternden Händen eine Seite weiter und bereitete sich selbst auf die Emotionen vor, von denen er wusste, dass sie unmittelbar bevorstanden.

 

 

*****

 

 

Einige Zeit später hatte Angel das ganze Buch durchgesehen und er saß da und starrte besonders ein Bild an. Es war eins von Buffy und Ashlynn, auf dem sie lächelnd im Schatten eines großen Baumes saßen und Seifenblasen bliesen. Sie sahen so glücklich aus und er konnte fast die Liebe zwischen Mutter und Tochter spüren. Es war ein Anblick, von dem er nie gedacht hatte, dass er ihn sehen würde. Buffy mit ihrem gemeinsamen Kind. Es war fantastisch und gleichzeitig herzzerreißend. Er hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, sich ein paar Bilder anzusehen. Alle und jedes einzelne war eine Erinnerung an einen Teil von Buffys Leben und dem seiner Tochter, bei dem er abwesend gewesen war. Wenn er auf die Bilder von Buffys wachsendem Bauch sah, wollte er mit seinen Händen überall über die Haut reiben und zärtliche Küsse darauf verteilen. Bei dem einen Bild von Buffy, als sie die neugeborene Ashlynn hielt, kamen ihm wieder die Tränen. Ebenso wie bei den weiteren Bildern von verschiedenen Zeiten im Leben seiner Tochter.

 

Mit jedem Bild, das er sich ansah, verliebte sich Angel immer mehr in das kleine Mädchen, das er nur einmal getroffen hatte. Er wurde bei jeder Einzelheit von Ehrfurcht ergriffen: das Lächeln, das Gelächter, die Tränen - alles. Sie war absolut fantastisch. Das war eines der wenigen Male in seinem langen, armseligen Leben, in dem er fühlte, dass er Anteil an etwas wirklich gutem gehabt hatte. Er hatte geholfen, etwas so vollkommen reines und wundervolles zu erschaffen, dass er gar nicht anders konnte, als sich unwürdig zu fühlen. Nach all dem, was er in seinem Leben getan hatte, verdiente er es nicht, der Vater dieses kleinen Mädchens zu sein.

 

Buffy jedoch schon. Sie verdiente alles, was ihre gemeinsame Tochter in ihr Leben gebracht hatte. Während er sich die Bilder angesehen hatte und durch die Erinnerung an die Geburtstagsparty vor ein paar Nächten konnte er erkennen, dass Buffy Ashlynn innig liebte. Nach allem was sie durchgemacht hatte, war ihr schließlich etwas gegeben worden, auf das sie sich jeden Tag freuen konnte. Und jetzt bedrohte etwas dieses Glück, das sie gefunden hatte.

 

Als er zu den Bildern seiner lächelnden Seelengefährtin und seiner Tochter zurückblickte, wusste Angel, dass er etwas tun musste. Er konnte Buffy nicht sterben lassen. Er konnte Ashlynn nicht ihre Mutter verlieren lassen, den einzigen Elternteil, den sie je gekannt hatte. Es musste ein Heilmittel für das Gift geben, das ihren Körper schwächte. Und Angel war verdammt sicher, dass er es finden würde.

 

Angel fühlte sich zuversichtlicher als er sein sollte und legte das Fotoalbum auf den Tisch. Er hasste es, sich davon zu entfernen, doch musste er etwas unternehmen und ging deshalb auf Buffys Zimmer zu. Es wurde Zeit, damit aufzuhören hier nur herumzusitzen. Es wurde Zeit, etwas zu machen. Es wurde Zeit, Buffys Leben zu retten.

 

Als er an einer Tür mit einem buntem Namenschild vorbeikam auf dem ‚Ashlynn‘ stand, blieb Angel einen Moment stehen. Er konnte hören, wie sie drinnen fernsah, wie er annahm. Die Versuchung, hineinzugehen und sie zu besuchen war groß, aber er kämpfte dagegen an. Jedenfalls im Moment. Sich um Buffys Krankheit zu kümmern, hatte die größte Priorität. Er musste sich darauf konzentrieren, bevor er auch nur daran denken konnte, seine Tochter kennen zu lernen. Also zog er seine Hand vom Türknauf weg und ging weiter den Flur entlang.

 

Von der Tür zu Buffys Zimmer konnte er Buffy sehen, die reglos auf dem Bett schlief. Auf dem Stuhl neben dem Bett saß Doyle, der, wie Angel annahm, eines der Bücher las, das sie wegen Buffys Krankheit herangezogen hatten. Er blieb einen Moment still stehen, zufrieden damit, seiner Geliebten nur beim atmen zuzusehen, bevor er seinen Blick erneut auf Doyle richtete - dem Halbdämon, der vor Jahren geschickt worden war, um Buffy zu beschützen.

 

Als Doyle schließlich von seinem Buch aufsah, trafen sich ihre Blicke für einige Momente, bis Angel leicht mit dem Kopf nickte und damit signalisierte, dass er mit dem Halbdämon sprechen wollte. Ohne einen weiteren Blick zu Buffy drehte sich Angel um, ging ins Wohnzimmer zurück und wartete darauf, dass Doyle zu ihm kam.

 

„Ich glaube, du kannst etwas für mich tun", bemerkte Angel in dem Moment, als Doyle den Raum betreten hatte.

 

 

*****

 

 

Am nächsten Morgen

 

 

„Bist du sicher, dass du dafür bereit bist?", meinte Cordelia leise und ihre Hand balancierte auf dem Türknauf vor ihr.

 

„Ja", erwiderte Angel, obwohl er sich gar nicht so sicher war, ob er bereit war.

 

„Okay", seufzte die Brünette, die Mitleid für den Vampir hatte. „Lass mich erst reingehen und die Vorhänge schließen."

 

„Ash? Du hast einen Besucher", hörte Angel Cordy sagen, nachdem sie das Schlafzimmer des kleinen Mädchens betreten hatte.

 

Augenblicke später, als die Bedrohung des Sonnenlichtes weg war, trat Angel über die Schwelle und sah seine Tochter, die mit dem Rücken zu ihm an ihrem Schreibtisch saß.

 

„Wer ist da?“

 

Ashlynn sah zu ihrer Tante Cordy hoch.

 

„Warum drehst du dich nicht um und siehst selbst."

 

Cordy lächelte und deutete auf die Tür, wo Angel stand.

 

Langsam drehte sich Ashlynn auf ihrem Sitz um und keuchte leise auf, als sie den Mann ein paar Meter entfernt stehen sah. Ihr Blick folgte ihm, als Angel in den Raum kam und sich neben ihren kleinen Schreibtisch kniete. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, während die beiden sich in die Augen starrten.

 

„Hi", sagte Angel schließlich und verfluchte sich dann wegen solch einer lahmen Begrüßung.

 

„Daddy!“

 

Ashlynn flog von ihrem Sitz und in Angels Arme. Dabei stieß sie ihn fast hintenüber.

 

Angel war über die Reaktion geschockt, genoss aber das Gefühl, zum allerersten Mal seine Tochter in seinen Armen zu haben. Er drückte sie eng an sich, während ein paar Tränen seine Wangen hinunter liefen und auf das blonde Haar des kleinen Mädchens fielen. Es war fast unmöglich für ihn zu glauben, dass dieses Kind seine Tochter war. Nichts hatte ihn auf die Gefühle vorbereiten können, die sie ihn ihm auslöste.

 

„Du bist hier", bemerkte Ashlynn leise, als sie ihren Griff lockerte und sich zurückzog, um den Mann anzusehen, von dem sie so viel gehört hatte.

 

„Du weißt wer ich bin?", fragte er und hob dann eine Hand, um behutsam ihre Wange zu berühren.

 

„Uh huh."

 

Sie nickte eifrig, bevor sie aus seinen Armen huschte und hinüber zu ihrem Nachttisch rannte, um etwas zu holen, das Angel nicht sehen konnte.

 

Sobald sie zurück war, ließ sich Ashlynn auf Angels Schoß fallen und gab ihm das, was sie gerade geholt hatte. Er nahm den Gegenstand von ihr entgegen und wusste instinktiv was es war. Ein Bild von ihm und Buffy auf ihrer Abschlussfeier. Zitternd berührten seine Finge das glatte Glas, während seine Gedanken zu dieser Nacht zurückwanderten, in der er Buffy in der Turnhalle der Sunnydale High in den Armen gehalten hatte. Es war so lange her, aber er erinnerte sich an jede Sekunde.

 

„Deine Mom hat dir das gegeben?“

 

Seine Stimme war heiser, als er ihr in den großen, braunen Augen sah.

 

„Ja. Sie hat gesagt, dass sie und du das vor langer Zeit gewesen seid", sagte Ashlynn zu ihm und machte es sich auf seinem Schoß gemütlich.

 

„Sie hat Recht." Angel warf ihr ein trauriges Lächeln zu und fragte sich, was Buffy ihrer Tochter noch von ihm erzählt hatte. „Sie hat dir von mir erzählt?“

 

„Uh huh." Ashlynn neigte ihren Kopf und blickte zu Angel. „Mommy und Tante Cordy und Tante Willow erzählen mir Geschichten von dir."

 

„Das tun sie?“

 

Zu sagen, dass er überrascht darüber war, dass sie über ihn sprachen, war eine Untertreibung.

 

„Ja." Ashs Lächeln wurde zu einem Stirnrunzeln. „Aber es macht Mommy traurig und manchmal weint sie."

 

Die Schultern von Angel sackten herab, als er darüber nachdachte wie Buffy mit Ashlynn über ihn sprach. Konnte er ihr nur Schmerzen zufügen? Das schien alles zu sein. Trotz der Traurigkeit, die es bei ihr auslöste, hatte Buffy Ashlynn von ihm erzählt. Es wärmte sein totes Herz, zu wissen, dass er nicht vergessen war, und dass er immer noch ihr Vater war, auch wenn er nicht da war.

 

„Was hat sie dir von mir erzählt?", wollte er wissen, nachdem die Neugier stärker war.

 

Ashlynn nahm sich einen Moment, um über die Frage nachzudenken, bevor sie antwortete.

 

„Sie hat gesagt, dass du weggehen musstest, um die bösen Männer zu bekämpfen. Und dass du deswegen nicht hier sein könntest. Sie hat gesagt, dass du mich sehr lieben würdest." Sie hielt inne und blickte mit Tränen erfüllten Augen zu Angel. „Liebst du mich, Daddy?“

 

Sein Herz brach fast bei dieser ängstlichen Frage. Ohne zu zögern zog er sie erneut in seine Arme und umarmte sie ganz fest.

 

„Natürlich liebe ich dich, Süße. Bezweifle niemals, dass ich dich liebe."

 

In den nächsten Minuten hielten sie sich einfach nur fest und knüpften eine Verbindung, die vorher niemals die Möglichkeit hatte zu wachsen. Für Angel war das blonde Energiebündel ein Wunder. Als er vor einer Ewigkeit ein Mensch gewesen war, war es ihm nie in seinen betrunkenen und Lust erfüllten Sinn gekommen, ein Vater zu werden. Seine Jahre als Angelus waren auf das Foltern, Töten und andere Dinge konzentriert gewesen, an die er nicht denken und die er schon gar nicht erwähnen wollte. Als ihm seine Seele wieder gegeben worden war, konnte er nur an all die scheußlichen Dinge denken, die er getan hatte. Aber dann kam Buffy.

 

Von dem Moment an, als er sie zum ersten Mal auf den Stufen der Hemery High sitzen sah, und sie an einem Lolly saugte, hatte er sie geliebt. Sie war der Inbegriff von allem gewesen, was gut und rein war auf dieser Welt. Und niemals in einer Millionen Jahre hätte er gedacht, dass sie seine Gefühle erwidern würde. Das hatte sie jedoch getan und damals war es gewesen, dass der Gedanke daran, ein Kind zu zeugen, ihm das erste Mal in den Kopf gekommen war. Es war ein Hirngespinst. Er war ein Vampir, ein Dämon, der ein einem Körper lebte, der schon so lange tot sein sollte. Er sollte eigentlich Leben nehmen und sie nicht erschaffen.

 

Er hatte sich damit abgefunden, dass er Buffy niemals ein Kind geben konnte und am Ende hatte er sie verlassen, damit sie all das haben konnte, was er ihr nicht geben konnte. Aber durch irgendein Wunder hatte sein toter Körper das Unmögliche getan und das temperamentvolle kleine Mädchen erschaffen, das sie an seine Brust kuschelte. Was er getan hatte, um solch ein Glück zu verdienen, das wusste er nicht. Er wusste nicht, wie es passiert war, aber er würde solch etwas wunderbares nicht hinterfragen.

 

„Willst du das Bild sehen, das ich gezeichnet habe?", brach die Stimme von Ashlynn durch seine Überlegungen.

 

„Sicher."

 

Er grinste sie an und half seiner Tochter beim aufstehen, damit sie ihm einen kleinen Einblick darüber geben konnte, wer sie war.

 

 

*****

 

 

Später am Tag, nachdem er Stunden damit verbracht hatte, seine Tochter kennen zu lernen, schlüpfte Angel schließlich aus ihrem Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. Er ging ein paar Schritte, bevor er sich gegen die Wand lehnte und die Tränen bekämpfte, die zu fallen drohten. Während er da stand, den Kopf zurückgelehnt, rief er sich einen Teil seiner Zeit, die er mit Ashlynn verbracht hatte, ins Gedächtnis zurück.

 

 

„Kann ich Mommy bald sehen?“

 

Ihre Stimme zitterte, als sie die Frage stellte.

 

„Sie fühlt sich immer noch nicht gut, Süße", sagte er zu ihr und schob ihr in einer Geste, die ihm so vertraut war, eine Strähne ihres blonden Haares hinter ihr Ohr.

 

„Oh. Wird es ihr bald besser gehen?“

 

Ashlynn versuchte nicht zu weinen, aber sie wollte ihre Mommy sehen.

 

„Bald, das verspreche ich", schwor er und versuchte zu lächeln, da er in seinem Herzen wusste, dass er Buffy nicht sterben lassen würde.

 

„Okay." Sie nickte, da sie ihm zu glauben schien. „Daddy? Wirst du hier bleiben?“

 

„I-ich...", stotterte Angel, da ihn die Frage völlig überrascht hatte. „Ich weiß es nicht."

 

„Oh." Ihre Unterlippe zitterte und ein paar Tränen liefen ihre Wange hinab. „Bitte bleib, Daddy."

 

„Ich kann nichts versprechen, Ashlynn." Er nahm eine ihrer kleinen Hände in seine. „Aber ich kann dir sagen, dass, egal was passieren wird, ich dich immer lieben werde. Auch wenn ich nicht hier bin, wirst du immer mein kleines Mädchen sein."

 

„Ich liebe dich auch, Daddy."

 

Ashlynn warf sich in die Arme ihres Vaters und weinte.

 

 

Angel fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, während er an das erstaunliche kleine Mädchen dachte. Er hasste es sie anzulügen, aber er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Er konnte ihr nicht sagen, dass er nicht bleiben würde, dass er nicht da sein würde um zu sehen wie sie aufwuchs. So sehr er auch hier sein wollte, er konnte es nicht. Und es war nicht fair, ihr gegenüber ein Versprechen abzugeben, wenn er wusste, dass er es nicht halten konnte. Er zwang seinen müden Körper von der Wand und begab sich auf den Weg zu seinem nächsten Ziel: Buffys Zimmer.

 

Er entdeckte Lorne, der auf dem Stuhl neben Buffys Bett saß und ihr leise etwas vorsummte.

 

„Irgendeine Veränderung?“

 

Lorne erschrak bei der Frage, da er Angels Gegenwart nicht bemerkt hatte.

 

„Meine Güte! Du bist aber ein Leisetreter, nicht wahr? Um deine Frage zu beantworten, nein, sie noch nicht wieder aufgewacht."

 

Angel nickte kurz, da er das erwartet hatte. Buffy war seit der letzten Nacht nicht mehr bei Bewusstsein gewesen.

 

„Hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Minuten bei ihr bleibe?“

 

„Überhaupt nicht." Lorne erhob sich vom Stuhl. „Ich werde gehen und mit den anderen mehr von den furchtbar langweiligen Büchern lesen."

 

„Danke", murmelte Angel und setzte sich ernst auf den Platz, den Lorne gerade frei gemacht hatte.

 

Von der Tür aus studierte Lorne Angel und runzelte die Stirn. Der Vampir gab seltsame Schwingungen ab. Er musste Doyle finden. Vielleicht wusste der Halbdämon was los war.

 

„Hey Baby", murmelte Angel Buffy zu, sobald Lorne den Raum verlassen hatte.

 

„Ich habe Ashlynn getroffen", begann er ihr von seinem ersten Treffen mit Ashlynn zu erzählen. „Sie ist wunderschön. Du hast unglaublich gute Arbeit bei ihr geleistet."

 

Angel seufzte, da er sich wünschte, dass Buffy wach war, damit er mit ihr sprechen konnte.

 

„Es tut mir so Leid, dass ich nicht für dich da war und für sie. Ich weiß, dass es schwer gewesen sein muss. Aber du hast es geschafft. Du hast alles, was ich immer wollte, dass du es bekommst."

 

„Ich verspreche dir, Buffy, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert." Er umfasste ihre Wange. „Ashlynn braucht dich. Deine Freunde brauchen ich. Ich werde dich nicht sterben lassen."

 

 

*****

 

 

„Es muss etwas geben, das wir tun können!“ Angel konnte sogar Cordys Stimme hören, bevor er eine Stunde später das Wohnzimmer betrat. „Wir können sie nicht einfach sterben lassen!“

 

„Ich wünschte, das es etwas geben würde, Cordelia, aber für das Gift gibt es kein bekanntes Heilmittel", wiederholte Giles das, was er ihnen bereits mehrere Male gesagt hatte.

 

„Wir sollen sie einfach....“

 

Willow konnte den Satz nicht beenden und begann an Oz‘ Schulter zu schluchzen.

 

Da sie so in ihrer Diskussion und ihrem Schmerz gefangen waren, bemerkte die Gruppe nicht, dass Angel den Raum betrat und an der äußeren Seite entlang zur Tür zu den Treppen schlich. Er blieb einen Moment stehen und zweifelte an sich und der Entscheidung, die er getroffen hatte, als er in der letzten Nacht eine Besorgung gemacht hatte. Er blickte zu der Gruppe von Freunden ein paar Meter entfernt, dann zu Buffys Zimmer und schließlich zu Ashlynns Zimmer, bevor er vorsichtig die Tür öffnete und in die Nacht schlüpfte.

 

 

Kapitel 12

 

Später in der Nacht

 

 

Trotz Giles Versicherungen, dass es keine Möglichkeit gab, das mystische Gift davon abzuhalten, Buffy langsam zu töten, durchkämmte die Gruppe von Freunden immer noch voller Entschlossenheit die Bücher nach einem Funken Hoffnung, um Buffy zu retten. Cordy saß ihm Moment bei Buffy und passte auf, falls etwas passierte. Niemand sagte es, aber es kam ihnen langsam so vor, als hielten sie Totenwache. Obwohl sie weiter nach einem Heilmittel suchten, verschwand langsam ihre Hoffnung. Buffy hatte seit über einen Tag nicht mehr gesprochen oder war überhaupt aufgewacht. Die Zeit rannte davon und das wussten sie alle.

 

„Pizza ist hier."

 

Oz kam aus dem Aufzug und stellte zwei volle Pizza-Schachteln auf den Tisch.

 

„Ich glaube, wenn ich Pizza esse, werde ich mich übergeben", sagte Willow und erschauderte schon beim Gedanken an Pizza.

 

Stille legte sich über den Raum, als alle da saßen und auf das Essen starrten. Essen bedeutete, dass man sich so verhielt, als wäre alles normal. Aber die Dinge waren nicht normal. Ihre Freundin lag im Sterben. Wie konnten sie jetzt daran denken zu essen?

 

„Es gibt nichts was wir tun können, oder?", sprach Lindsey schließlich aus was alle dachten.

 

„Ich fürchte nicht."

 

Giles Augen wurden feucht bei dem Gedanken daran, Buffy zu verlieren. Die Dinge zwischen ihnen waren schon lange nicht mehr gut, aber er wollte sie ganz sicher nicht tot sehen.

 

„Sie darf nicht sterben", rief Willow hilflos.

 

„I-ich kann in meinen L-laden gehen und es bei ein paar von m-meinen Kontakten versuchen", bot Tara an.

 

Sie hatte sich endlich so weit davon erholt, Buffys Aura zu lesen, dass sie sich früher am Tag zu den anderen bei der Recherche gesellt hatte. Giles wollte gerade antworten, als sie Cordy aus Buffys Schlafzimmer schreien hörten.

 

„OH MEIN GOTT!!“

 

Niemand rührte sich sofort nach dem Schrei. Sie alle befürchteten, dass das Schlimmste schließlich passiert war. Aber selbst wenn, dann mussten sie es wissen. Fast gleichzeitig sprangen alle Personen von ihrem Platz auf und rannten auf Buffys Zimmer zu. Dabei stießen und rempelten sie aneinander. Der Anblick, den ihre Augen erblickten, war keiner, den sie im mindesten erwartet hatten.

 

„Guter Gott!", rief Giles aus, als er weiter in den Raum stolperte.

 

„Buffy?", keuchte Willow und stützte sich auf Oz.

 

„Uh hi? Würde mir mal jemand eine Hand reichen?", bat Buffy, als sie sich bemühte, unter dem bewusstlosen Körper von Cordelia hervorzukommen.

 

Oz und Doyle eilten schnell zum Bett und zogen Cordys schlaffen Körper von Buffy und legten sie auf die andere Seite des Bettes. Sobald sie von dem schwerfälligen Gewicht befreit war, setzte Buffy sich im Bett auf und schob sich ihre Haare aus ihrem Gesicht.

 

„Danke. Sie war etwas schwer."

 

„Was ist passiert?“

 

Doyle blickte besorgt zu seiner Freundin hinab und dann zu der Jägerin, der es perfekt zu gehen schien.

 

„Ich denke, sie ist in Ohnmacht gefallen", antwortete Buffy mit einem Achselzucken, da ihr die Merkwürdigkeit der Situation noch nicht gedämmert war.

 

„Au", stöhnte Cordy, als sie langsam wieder zu sich kam. Plötzlich schoss sie im Bett hoch und drehte sich zu Buffy. „Oh mein Gott!! Dir geht es gut!!“

 

„Was ist denn los?“

 

Buffy wurde jede Sekunde verwirrter. Die letzten paar Tage waren total verschwommen gewesen und sie verstand nicht, warum alle sie ansahen, als wäre sie ein Geist.

 

„Ja, das ist eine sehr gute Frage."

 

Giles nahm seine Brille ab und wischte mit seinem Taschentuch fieberhaft darüber.

 

„Cordy? Was ist passiert?", ergriff Willow das Wort, zerrissen darin, ob sie zu Buffy gehen und sie überglücklich umarmen sollte oder ob sie nach Antworten wegen diesem seltsamen Ereignis suchen sollte.

 

Cordelia massierte eine Minute lang ihre Schläfen bevor sie antwortete.

 

„Ich saß hier und las, als Buffy einfach aufwachte und es ihr gut ging."

 

„Gut?", fragte Giles ungläubig.

 

Das war einfach nicht möglich.

 

„Ja, gut", wiederholte Cordy und starrte den Ex-Wächter finster an.

 

„Das macht keinen Sinn", murmelte er verwirrt mit gerunzelter Stirn.

 

„Du fühlst dich überhaupt nicht krank, Buffy?“

 

Willow stellte sich neben das Bett.

 

„Nein." Buffy schüttelte ihren Kopf und sah zu ihren Freunden, die alle in ihrem Zimmer waren. „Würde mich jemand mal aufklären?“

 

„Tara?“ Giles drehte sich zu der Blondine. „Ich nehme an, dass Sie das machen können, was Sie vorher schon mal gemacht haben?“

 

„S-sicher."

 

Sie nickte zustimmend, obwohl sie nicht gerne eine Wiederholung von dem haben wollte, was vorher passiert war.

 

Buffy sah mit großen Augen zu, als sich Tara auf den Rand des Bettes setzte. Die Hexe ging durch ihre kurze Meditation und legte dann ihre Handfläche auf Buffys Stirn. Die anderen beobachteten sie nervös und warteten auf irgendein Zeichen, das ihnen einen Hinweis geben könnte, was sie spürte. Denjenigen, die ihr beim ersten Lesen zugesehen hatten, war sofort klar, dass Tara nicht die gleiche Reaktion bekam. Als Tara eine Minute später ihre Hand zurückzog, warteten sie eifrig auf die Neuigkeiten.

 

„S-sie ist rein", bemerkte Tara und drehte sich zur Gruppe. „D-die Magie ist nicht m-mehr d-da."

 

„Das....das ist beispiellos", murmelte Giles und starrte zu Buffy, um die Tatsache zu überprüfen, dass es ihr gut ging.

 

„Ähh...hallo?“ Buffy wedelte mit ihren Händen, um die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich zu lenken. „Ich warte hier immer noch auf eine Erklärung."

 

„Oh, tut mir Leid", entschuldigte sich Willow verlegen. „Wir sind nur so froh, dass es dir gut geht."

 

„Ja, sie hat Recht", stimmte Giles zu und setzte sich auf den Stuhl neben das Bett. „Buffy, du bist vom Rat vergiftet worden."

 

„Vergiftet?", wiederholte Buffy völlig geschockt.

 

Sie konnte sich vage daran erinnern, dass Giles vor einigen Tagen über ein Gift gesprochen hatte, oder was sie für vor einigen Tagen hielt.

 

„Ja. Sie haben herausgefunden, dass du nicht tot warst, was ich sie glauben ließ." Bei Buffys verletztem Gesichtsausdruck verdeutlichte er seine Bemerkung. „Ich wusste, wenn sie herausfinden würden, dass du Sunnydale und meine Führung.....verlassen hast, würden sie dir ein Team hinterher schicken, also habe ich ihnen gesagt, dass du verschwunden und wahrscheinlich tot wärst."

 

„Oh. Ich denke, das macht Sinn", murmelte Buffy.

 

„Unglücklicherweise sind sie doch zu dem Wissen gelangt, dass du tatsächlich lebst und hier in Seattle bist. Es ist unnötig zu sagen, dass sie die Nachricht nicht gut aufgenommen haben und ein Team geschickt haben, dass, nun da es keine bessere Bezeichnung dafür gibt, dich ausschalten sollte", erklärte Giles und beäugte Buffy vorsichtig. „Sie haben dir irgendwie ein mystisches Gift eingeflößt."

 

„Darum habe ich mich nicht so gut gefühlt", überlegte Buffy laut und erinnerte sich an ihre Krankheit, die sie die letzten zwei Wochen geplagt hatte.

 

„Du hast Recht", bestätigte Giles ihre Vermutungen. „Die Wirkung des Gifts fängt langsam an und wird dann rapide schlimmer, weshalb du in den letzten Tagen so krank gewesen bist."

 

„Aber ich fühle mich jetzt gut", bemerkte Buffy und versuchte zu verstehen, was Giles ihr sagte.

 

„Das scheint so. Deshalb sind wir alle so perplex", erwiderte Giles und stand auf, damit er im Raum hin und her gehen konnte.

 

„Warum?“

 

Buffys Blick folgte Giles.

 

„Buffy", meinte Willow leise. „Für das Gift gab es kein Heilmittel."

 

„Kein Heilmittel? Aber wie....“ Buffy verstand plötzlich, warum die ganze Gruppe so verwirrt war. „Ich lag im Sterben?“

 

Bei ihrer Frage wanderten alle Blicke von Buffy weg, da sie nicht zugeben wollten, dass sie eine Niederlage erlitten hatten. Wie sollte man jemandem sagen, dass die Person sterben würde? Giles erinnerte sich deutlich an die Zeit vor ein paar Jahren, als Buffy sich dem Meister stellen musste und dem Tod begegnet war. Er hatte es ihr damals nicht sagen wollen und er wollte es ihr jetzt nicht sagen. Auch wenn es so schien, als wäre das Gift aus ihrem Körper verschwunden.

 

„Das war doch so, oder?", flüsterte Buffy durch ihre Tränen.

 

„Ich fürchte schon", bestätigte Giles ihre Mutmaßung.

 

Doyle, dessen Hand immer noch die von Cordelia umklammerte, wandte seinen Kopf zu dem ehemaligen Wächter.

 

„Haben Sie eine Ahnung was passiert ist?“

 

„Überhaupt nicht." Giles schüttelte seinen Kopf. „Das Gift hätte...“

 

„...mich töten sollen", ergänzte Buffy die letzten Worte und ein Zittern ging durch ihren Körper.

 

Ihre Diskussion wurde von einer schwachen Stimme unterbrochen, die von der Tür kam.

 

„Mommy?“

 

„Hey Baby."

 

Buffy lächelte ihre Tochter an und Tränen drohten erneut zu fallen, als ihr klar wurde, wie nah sie gekommen war, ihr wunderschönes kleines Mädchen niemals wiederzusehen.

 

„Tante Cordy hat gesagt, dass du krank wärst. Geht es dir besser?", fragte sie leise und ihre kleinen Hände umklammerten ihr liebstes Stofftier, das sie an ihre Brust gedrückt hatte.

 

„Ja, Süße. Ich fühle mich besser." Buffy klopfte neben sich auf das Bett. „Komm her."

 

Ashlynn tapste leise in den Raum und kletterte auf das Bett.

 

„Ich habe dich vermisst."

 

„Ich habe dich auch vermisst. Warst du ein braves Mädchen, während ich krank war?", wollte Buffy wissen und strich mit ihrer Hand über Ashlynns Haar.

 

„Ja, Mommy." Ash nickte eifrig. „Und ich habe heute Morgen mit Daddy gespielt."

 

„Du hast mit....oh mein Gott! Angel!“ Buffy spannte sich an und ihr Blick schoss hoch, um den Raum nach dem Vampir zu durchsuchen. „Wo ist Angel?“

 

„Ich weiß es nicht." Willow versuchte sich zu erinnern, wann sie Angel das letzte Mal gesehen hatte. „Er war früher am Abend hier."

 

„Wo ist Daddy hingegangen, Mommy?“

 

Ashlynns Unterlippe zitterte. Sie vermisste ihren Daddy schon.

 

„Ich weiß es nicht, Süße", antwortete Buffy abwesend, da sie sich zu erinnern versuchte, was passiert war, während sie krank gewesen war und wieso Ashlynn scheinbar ihren Vater kannte.

 

Sie hatte verschwommene Erinnerungen daran, dass Angel hier gewesen war und sie mit ihm über Ashlynn gesprochen hatte. Er musste sie zu einem Zeitpunkt danach kennen gelernt haben. Doch wo war er jetzt? Würde er so einfach verschwinden, nachdem er seine Tochter kennen gelernt hatte?

 

„Er, äh, ist sich wahrscheinlich nur etwas zu essen holen gegangen", klammerte Doyle sich an den Strohhalm, doch er musste einfach etwas sagen.

 

Ein dumpfes Gefühl im Magen sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte, und dass er vielleicht eine Rolle bei was auch immer gespielt hatte.

 

„Ich habe auch Hunger, Mommy", zwitscherte Ash und hüpfte ein wenig auf dem Bett.

 

„Oh, äh, okay", sagte Buffy und fuhr sich mit der Hand durch ihr verwuscheltes Haar.

 

Ihr ging soviel durch den Kopf: Angels Rückkehr, dass er das über seine Tochter herausgefunden und sie kennen gelernt hatte, dass der Rat sie vergiftet hatte. Aber im Moment stand ihre Tochter an erster Stelle. Über die anderen Sachen konnte sie sich später aufregen.

 

„Wir haben Pizza. Sie ist wahrscheinlich immer noch warm", warf Oz ein.

 

„Cool!“

 

Ashlynn krabbelte vom Bett und war aus der Tür, bevor jemand auch nur blinzeln konnte.

 

„Ich denke, wir sollten der Kleinen folgen, wenn wir noch etwas Pizza haben wollen", lachte Lorne über das überschwängliche Kind.

 

Buffy wollte gerade aus dem Bett steigen, als Doyle ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

 

„Bist du sicher, dass es dir so gut geht, dass du aufstehen kannst?“

 

„Ja, mir geht es gut. Nur ein wenig steif", erwiderte sie, stand auf und streckte ihre verspannten Muskeln.

 

Fast in der Sekunde, in der sie auf ihren Beinen stand, zog Willow sie in eine feste Umarmung.

 

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht."

 

„Ich auch, Will", murmelte Buffy tränenreich.

 

Cordy folgte direkt und umarmte Buffy in dem Moment, in dem Willow sie losließ.

 

„Tu uns das nie wieder an."

 

„Du hast uns ziemlich Angst gemacht, Mädel", sagte Doyle zu ihr uns küsste sie auf die Wange.

 

„Ich weiß nicht, was wir gemacht hätten, wenn wir nicht jeden Tag dein hübsches Gesicht sehen könnten, Sonnenschein."

 

Lorne gab ihr auch eine ‚willkommen zurück‘ Umarmung.

 

„Ich liebe euch auch, Leute", erwiderte Buffy und rieb sich über Tränen, die ihr die Wangen runterliefen.

 

In dem Moment bemerkte sie Giles und Faith, die unbehaglich in einer Ecke des Raumes standen. Sie hatte Faith vorher nicht einmal bemerkt und es warf sie ein wenig aus der Bahn, ihre Jägerinnen Schwester das erste Mal zu sehen, seit sie vor dem Abschluss miteinander gekämpft hatten. Von dem, was Willow ihr vor ein paar Jahren gesagt hatte, war Faith auf die gute Seite zurückgekehrt und ihr Erscheinen mit Giles schien das zu bestätigen. Deshalb würde sie der brünetten Jägerin erst mal eine Chance geben. Es war nicht die Anwesenheit von Faith, die sie sich anspannen ließ. Giles war die Ursache dafür. Sicher, sie hatte vor ein paar Minuten mit ihm gesprochen und ihm zugehört, als er ihr erklärt hatte, was mit ihr passiert war. Aber erst jetzt war ihr so richtig bewusst geworden, dass Giles in ihrem Zimmer war. Mit allem, was hier los war, hatte ihr Verstand die Tatsache nicht verarbeiten können. Und da das jetzt passiert war, kamen die Erinnerungen an ihre letzten Tagen in Sunnydale mit aller Kraft zurück. Seine Worte an diesem Tag in seinem Appartement trafen sie immer noch so sehr, als wären sie gerade passiert. Sie konnte erkennen, dass er sie umarmen wollte, wie der Rest es getan hatte, aber das konnte sie nicht zulassen. Nicht nach dem was er zu ihr gesagt hatte.

 

Giles schien die Veränderung in ihrer Haltung zu bemerken, denn er nickte ihr kurz zu, bevor er sprach.

 

„Ich bin froh, dass es dir gut geht, Buffy."

 

„Vielen Dank", erwiderte Buffy steif und starrte ihn eine Sekunde lang an, bevor sie aus dem Zimmer ging.

 

Irgendwann, das wusste sie, würde sie mit ihm sprechen müssen, aber dafür war sie jetzt noch nicht bereit.

 

Nachdem sie das Wohnzimmer betreten hatte, sah Buffy, dass Ashlynn bereits an einem Stück Pizza kaute, während Doyle und Willow allen anderen Teller reichten. Sie nahm sich einen Moment, um einfach nur ihre Freunde zu beobachten und Dank zu sagen an was für eine höhere Macht auch immer, die sie am Leben erhalten und ihr solch tolle Freunde und Familie gegeben hatte. Als sie sich zu der Gruppe gesellen wollte, bemerkte Buffy ein vertrautes Buch auf dem Tisch. Sie erinnerte sich nicht, dass sie das Fotoalbum herausgeholt hatte.

 

„Was macht das denn hier?", fragte sie, ging zum Tisch und deutete auf das Album.

 

Lindsey blickte schuldig auf und schlenderte zu Buffy hinüber.

 

„Ich, äh, habe es Angel gegeben, damit er sich die Bilder ansehen konnte. Ich hoffe, das war okay."

 

Buffy wurde ein wenig blass, als ihr klar wurde, dass Lindsey keine Ahnung hatte, dass das Buch mehr war als nur ein einfaches Fotoalbum. Nur Cordelia wusste, dass sie das Buch für Angel gemacht hatte, damit er, falls er je zurückkehren würde, einen Einblick in das Leben seiner Tochter bekommen würde. Sie wusste nicht, ob sie wirklich erwartet hatte, dass er zurückkommen würde, und sie hatte ganz bestimmt nicht darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn er es tat.

 

„Äh, ja, gut", brummelte Buffy, während sie die vordere Klappe des Buches öffnete. Der Brief, den sie sich vor einigen Jahren gezwungen hatte zu schreiben, war geöffnet worden, das konnte sie erkennen. Das bedeutete, dass Angel ihn gelesen und durch das Buch geblättert hatte. War das der Grund, warum er verschwunden war? Wollte er jetzt nichts mit ihr und ihrer Tochter zu tun haben?

 

„Mommy? Willst du nichts essen?", unterbrach Ashlynn ihre Sorgen.

 

„Ja", sagte Buffy und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie ihre Tochter anblickte.

 

Sie konnte sich darüber den Kopf zerbrechen, wenn sie später alleine war. Sie hob das Album hoch, um es zur Seite zur legen, damit sie Platz zum essen haben würde und war erschrocken, als sie einen weißen Briefumschlag darunter sah, auf dessen Vorderseite ihr Name stand. Die fließende Schrift erkannte sie instinktiv als die von Angel.

 

„Was ist das?", fragte Cordelia mit einem Stirnrunzeln und trat näher zu Buffy, die nun den Umschlag in ihren Händen hielt.

 

„Ich weiß nicht."

 

Buffy drehte den cremefarbenen Umschlag herum und zog zögerlich den Brief von innen heraus. Als sie begann die Worte zu lesen, die an sie gerichtet waren, konnte sie das Übelkeit erregende Gefühl in ihrem Magen nicht abschütteln.

 

 

Meine geliebte Buffy,

 

wenn du diesen Brief liest, dann bedeutet das, dass es dir besser geht, und dass das, was ich getan habe, nicht umsonst gewesen ist. Ich weiß, du hast keine Ahnung, worüber ich spreche, aber ich werde es erklären.

 

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, wie Leid es mir tut, dass ich nicht für dich und unsere Tochter da gewesen bin. Worte können noch nicht einmal andeutungsweise das wieder gutmachen, wofür ich die Ursache gewesen bin. Es scheint, als würde ich dich immer nur verletzten. Ich wollte dir niemals Schmerzen zufügen, aber damit hatte ich wohl keinen Erfolg, nicht wahr?

 

Ich weiß nicht, ob es richtig gewesen ist, dich zu verlassen. Ich weiß nicht, ob es geklappt hätte, wenn ich geblieben wäre. Im Nachhinein kann man es nicht sagen. Ich kann nicht ändern, was ich getan oder nicht getan habe. Alles was ich wollte, war, dass du ein glückliches Leben lebst. Und das hast du getan, Geliebte. Du hast alles, von dem ich dachte, dass du es verdienst und haben sollst.

 

Ashlynn ist ein wunderschönes kleines Mädchen. Du hast unglaubliche Arbeit bei ihr geleistet. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein. Ich bin geehrt, ihr Vater zu sein und bin froh, ein Teil ihres Leben gewesen zu sein, wenn auch nur für eine kleine Weile. Bitte sag ihr, dass ich immer ihr Vater sein werde und sie immer lieben werde.

 

Ich konnte dich nicht sterben lassen, Buffy. Nicht, wenn du noch so viel hast, für das du leben musst. Du hast soviel überlebt und dir das perfekte Leben aufgebaut. Du hast loyale Freunde, einen tollen Job und eine wahrhaft wundervolle Tochter. Sie alle brauchen dich, die Welt braucht dich.

 

Niemand braucht mich. Darum habe ich getan, was ich getan habe. Willow und Cordelia haben mir von allem erzählt, was passiert ist, seit ich gegangen bin. Und über deinen Freund Doyle. Ich dachte, da er eine Verbindung zu den Mächten der Ewigkeit hat, dass es eine Möglichkeit geben würde, mit ihnen zu sprechen und sie zu bitten, dir zu helfen. Er hat mich zu diesem Ort mitgenommen, wo ich mit den Orakeln sprechen konnte, Wesen, die die Mächte repräsentieren. Ich habe Doyle nie gesagt, warum ich mit ihnen sprechen wollte, nur dass ich es tun wollte. Sei also nicht sauer auf ihn. Er wusste nicht, was ich versuchen wollte.

 

Ich habe den Mächten einen Tausch angeboten. Mein Leben für deins. Auf keinen Fall konnte ich dich sterben lassen. Nicht, wenn ich etwas tun konnte, irgend etwas, um das zu stoppen. Du verdienst mehr, als wegen einem Gift zu leiden, das dir von einer Gruppe verabreicht wurde, die eigentlich auf deiner Seite sein sollte. Die Mächte haben mir zugestimmt. Sie haben gesagt, dass sie dich von dem Gift heilen würden - im Austausch für mein Leben. Sie wussten, genau wie ich, dass dein Leben so viel mehr wert ist als meins.

 

Ich habe dem Deal ohne Bedauern zugestimmt und sie nur gebeten, dass sie mir ein paar Stunden geben würden, bevor sie danach handeln. Der Grund, warum ich um die Zeit gebeten habe, war, dass ich unsere Tochter treffen und etwas Zeit mit ihr verbringen konnte und mit dir. Ich konnte nicht gehen, ohne mich zu verabschieden.

 

Da du das liest nehme ich an, dass Sie unsere Abmachung eingelöst haben. Du kannst jetzt mit deinem Leben fortfahren, das du dir aufgebaut hast. Ich wünsche dir alles Glück, das ich dir nie geben konnte.

 

Denke immer daran, dass ich dich liebe,

Angel

 

 

„NEIN!", rief Buffy und das Wort kam wie ein erbärmliches Heulen heraus.

 

Der Brief fiel aus ihren Händen auf den Boden. Ihre Knie knickten ein und Lindsey fing sie auf, bevor sie auf den Boden fiel. Sie schluchzte unkontrolliert in seinen Armen. Sie hasste Angel dafür, dass er sein Leben aufgegeben hatte und sie hasste sich selbst dafür, dass sie nie all die Dinge gesagt hatte, die sie ihm hatte sagen wollen.

 

Die anderen sahen mit verwirrtem Schrecken zu, da sie nicht verstanden, was gerade passiert war. Sie konnten nur eine Sache verstehen, ein Satz, den Buffy immer wiederholte.

 

„Aber ich habe dich gebraucht."

 

THE END

 

 

Nächster Teil der Serie: A Choice For The Future

 

 

 

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