From the Brink

 

 

Kapitel 1

 

Der Arzt leuchtete mit dem Licht in die Augen des jungen Mädchens und seufzte verzweifelt.

 

'Sechs Jahre. Und jetzt ist sie weg. Wir waren so nah!'

 

Er wandte sich zu ihren Eltern.

 

"Es gibt keine Reaktion. Wir haben sie verloren"

 

Die ältere Frau - die Mutter des Mädchens - brach in tränenreiches Schluchzen aus.

 

"Nein. Mein Baby kann nicht weg sein. Nein!"

 

Ihre Ehemann umarmte sie von hinten und versuchte sein Bestes, seine Frau zu beruhigen.

 

"Joyce, beruhige dich. Der Doktor wird einen Weg finden, um sie zu uns zurückzubringen. Richtig?" fragte er den dunkelhäutigen Arzt.

 

Aber der runzelte die Stirn und steckte das Licht zurück in seine Tasche.

 

"Es tut mir Leid, Mr. Summers. Ihre Tochter ist zur Zeit in einem Wachkoma. Es gibt nichts, was ich für sie tun kann. Buffy hat sich in ihre schizophrene Welt zurückgezogen"

 

"Sie müssen etwas machen!" schrie Mrs. Summers. "Sie war so nahe am Durchbruch. Wir hatten sie fast zurück"

 

Er nickte.

 

"Ich weiß, wie schrecklich das für sie ist. Ihre Tochter an Wahnvorstellungen zu verlieren.....Worte können gar nicht anfangen zu beschreiben, wie unfair das ist. Alles was wir jetzt machen können, ist warten, dass sie in die Wirklichkeit zurückkommt. Wenn sie es jemals tut"

 

Mrs. Summers riss sich aus dem Griff ihre Ehemannes und ging im Schneckentempo zu ihrer einundzwanzigjährigen Tochter, die in der Ecke des Raums saß und ins Nichts starrte.

 

"Buffy, ich weiß, dass du mich hören kannst. Bekämpfe sie. Ich weiß, dass du es tun kannst. Erinnerst dich daran, als ich dir vor ein paar Minuten gesagt habe, wie stark dein Herz ist? Nun, du musst es jetzt nutzen. Diese Leute - Willow, Xander und Dawn - sie sind nicht echt. Wir sind es. Tu es für deinen Vater und mich, Süße. Dann kannst du nach Hause kommen"

 

Sie nahm die Hand ihrer Tochter, hob sie an ihre Lippen und küsste sie sanft.

 

Mr. Summers konnte nur seinen Kopf schütteln.

 

"Ich verstehe das nicht, Dr. Torres. Buffy kam da raus. Sie machte ernsthafte Fortschritte. Wie konnte das passieren?"

 

"Ich wünschte wirklich, ich hätte eine Antwort, aber das habe ich unglücklicherweise nicht. Die Wahrheit ist, dass ich nur spekulieren kann, was das verursacht hat. Vielleicht war sie nicht bereit für die echte Welt. Sie wollte nicht zurückkommen. Meine beste Einschätzung wäre, dass sie sie einfach nicht verlassen konnte. Sie sind so wichtig in ihrer Realität geworden, dass die Rückkehr hierher, in eine Welt ohne sie, so wäre, als würden sie getötet"

 

"Existieren wir überhaupt noch für sie?" wollte er wissen.

 

"Das ist schwer zu sagen. Von dem, was ich in den vergangenen sechs Jahren gelernt habe, existieren Sie in Buffys Realität. Sie und ihre Frau sind geschieden. Sie ist gestorben und von Ihnen wurde seit Jahren nichts mehr gehört oder gesehen. Aber sie weiß, wer Sie sind"

 

Mr. Summers schloss schmerzerfüllt seine Augen.

 

"Gibt es irgend etwas, das wir tun können, um ihr zu helfen?"

 

Er würde alles tun, um seine Tochter zurückzubekommen. Sie hatten bereits sechs Jahre von ihrem Leben verloren. Weder er noch seine Frau waren gewillt, sechs weitere Jahre zu verlieren.

 

"Ich fürchte nichts. Buffy muss selbst da herauskommen. Sie könnte morgen aus dem Wachkoma erwachen. Oder erst in Wochen oder Monaten. Oder vielleicht auch niemals"

 

"Ich weigere mich, das zu akzeptieren" bemerkte Mrs. Summers, die immer noch die Hand ihrer Tochter hielt. "Buffy wird wieder sie selbst sein. Ich weiß, dass sie das wird"

 

 

*****

 

 

Wochen vergingen und nichts passierte. Buffy blieb in dem Wachkoma, lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Es war ein täglicher Kampf, sie zum Essen zu bewegen. Sie reagierte auf niemanden, nicht mal auf ihre Eltern. Mr. und Mrs. Summers waren jeden Tag nach der Arbeit da und bettelten und flehten sie an, zu ihnen zurückzukommen. Aber ihre Bitten vielen auf taube Ohren. Buffy blinzelte nicht mal bei dem Klang ihrer Stimmen.

 

Einen Monat, nachdem sie den Bezug zur Realität verloren hatte, kam ein neuer Arzt in den Raum. Buffys Mutter saß auf dem Stuhl neben dem Bett. Sie hatte es kaum bemerkt, dass er hereingekommen war, da sie dachte, dass es Dr. Torres wäre, der, wie so oft, ihr Krankenblatt studierte.

 

"Wie geht es ihr heute?" fragte der neue Doktor und blickte über Buffys Krankenblatt.

 

"Keine Veränderung" murmelte Mrs. Summers. Sie blickte auf, als sie die Stimme des Arztes nicht erkannte. "Es tut mir Leid. Ich dachte, Sie wären Dr. Torres"

 

Er lächelte sie an.

 

'Sie sieht aus, als hätte sie seit Wochen nicht mehr geschlafen'

 

"Ihre vitalen Werte sind gut. Buffy ist stark. Ich kann das sehen, indem ich ihre Krankenkarte lese. Übrigens, ich bin Dr. Donnelly. Dr. Torres hat diese Woche Urlaub und ich habe ein paar seiner Patienten übernommen. Sind Sie Buffys Mutter?"

 

"Ja"

 

"Haben sie heute irgend etwas ungewöhnliches bemerkt?"

 

Sie schüttelte traurig ihren Kopf.

 

"Nein. Sie ist jetzt schon einen Monat so wie jetzt. Alles was sie macht, ist, zur Decke zu starren. Sie spricht oder blinzelt nicht oder gibt sonst einen Laut von sich. Ich weiß nicht, wieviel ich noch aushalten kann. Ich will mein kleinen Mädchen zurück, so wie sie war"

 

"Ich weiß, dass sie das wollen. Es braucht etwas Zeit, aber die Natur hat ihre Wege, um ihre Fehler wieder zu berichtigen"

 

Er bewegte sich zur linken Seite des Bettes und leuchtete mit seinem Licht in die Augen des jungen Mädchens. Er bekam keine Reaktion von seiner Patientin.

 

"Sie hat die allerschönsten grünen Augen, die ich je gesehen habe"

 

"Das hat sie"

 

Dr. Donnelly legte seine Finger auf Buffy Handgelenk, um Buffys Puls zu überprüfen. Der Puls wurde schneller, als seine Haut ihre berührte. Er fand das seltsam, dachte sich aber nicht deswegen.

 

"Nun, alles scheint in Ordnung. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, Mrs. Summers"

 

"Bitte nennen Sie mich Joyce"

 

Sie mochte den jungen Arzt sofort. Er sah nicht viel älter aus als dreißig, war gutaussehend mit dunklen Haaren und freundlichen braunen Augen.

 

'Er scheint ein netter Kerl zu sein. Die Art von Mann, mit dem Buffy zusammen sein sollte, wenn sie nicht in diesem Krankenhaus wäre'

 

"In Ordnung. Ich werde in ein paar Stunden wieder nach Buffy sehen. Lassen Sie mich wissen, wenn sich etwas verändert"

 

"Das werde ich"

 

Als Dr. Donnelly zur Tür ging, drückte Buffy die Hand ihrer Mutter.

 

"Angel" flüsterte sie. "Du bist hier bei mir. Ich kann deine Stimme hören. Angel, bitte verlass mich nicht wieder"

 

 

Kapitel 2

 

Sie waren bei ihr gewesen. Sie konnte ihre Stimmen hören. Ihre Mutter und ihr Vater kamen jeden Tag zu Besuch und baten sie immer, zu ihnen nach Hause zu kommen und ihre Freunde zu verlassen, um bei ihnen zu sein. Und wenn sie nicht da waren, waren es die Schwestern und Ärzte, die das gleiche sagten. Aber Buffy wollte nicht gehen. Auf keinen Fall würde sie ihre Freunde töten und ihre jüngere Schwester. Auch wenn es bedeutete, wieder bei ihren Eltern zu sein.

 

Sunnydale in Kalifornien war jetzt ihr Zuhause. Es bot ihr Sicherheit, Freundschaft, Familie, Verantwortung und Liebe. In Los Angels - wo ihre Eltern waren - glaubte jeder, dass sie verrückt war. Aber in Sunnydale war sie einfach Buffy. Sie war nicht verrückt, sie war außergewöhnlich. Menschen blickten zu ihr auf, Menschen verließen sich auf sie. Die Welt verließ sich auf sie. Warum sollte sie dies alles eintauschen wollen, um nur die normale Buffy zu sein? Die verrückte Buffy?

 

Dann hörte sie 'seine' Stimme. Es waren Monate her, seit sie miteinander gesprochen hatten. Nicht lange, nachdem sie wieder lebendig geworden war. Sie hatten sich auf halbem Weg zwischen L.A. und Sunnydale getroffen und Stunden über Tod und Leben gesprochen und darüber, wie sie beide eine zweite Chance bekommen hatten. Aber als Buffy zu ihm gesagt hatte, dass sie ihn immer noch liebte und ihre zweite Chance mit ihm verbringen wollte, hatte er gesagt, dass es nicht sein könnte. Sie müssten sich weiterentwickeln. Seine Worte ließen sie niedergeschmettert zurück. Sie fühlte sich, als hätte sie den einzigen Mann verloren, den sie je geliebt hatte. Und irgendwie hatte sie das.

 

Sie und Spike diskutierten auf dem Friedhof gerade darüber, wann sie ihren Freunden über sich erzählen wollten, als sie die Stimme hörte. Angels Stimme. Sie sah sich nach ihm um, aber er war nirgendwo zu sehen.

 

"Angel" flüsterte sie und ignorierte Spikes wütenden Gesichtsausdruck bei dem Klang des Namens von seinem Grandsire.

 

"Er ist nicht hier, Love" informierte Spike sie mit einem Augenrollen.

 

'Wird er jemals aus ihren Gedanken verschwinden? Verdammt, es ist Jahre her, seit der große Poof sie verlassen hat'

 

"Er ist in Los Angeles mit diesen Freaks, die für ihn arbeiten"

 

Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

"Ich höre seine Stimme. Angel ist in der Nähe. Ich muss ihn finden"

 

"Wie auch immer. Aber du hast bis morgen, um deinen Freunden von uns zu erzählen. Oder ist werde es tun"

 

Er ging davon und ließ sie da alleine stehen.

 

"Wo bist du? Ich höre dich, Angel?" schrie sie. "Du weißt, dass ich solche Spiele nicht mag und ich hasse es, wenn du dich im Schatten versteckst"

 

Sie konnte ihn spüren. Sie konnte ihn immer spüren, wenn er in der Nähe war. Ihre Verbindung, auch wenn sie hunderte von Kilometern auseinander wohnten, war immer noch so stark wie sonst

 

"Sie hat die allerschönsten grünen Augen, die ich je gesehen habe" hörte sie Angel sagen.

 

Buffy drehte sich im Kreis, sah aber niemanden.

 

"Wer hat das? Hör auf, Spiele zu spielen. Das ist nicht mehr lustig"

 

Genau da fühlte sie, wie er ihr rechtes Handgelenk berührte und auf den Puls drückte. Aber niemand stand rechts neben ihr. Sie war immer noch an der gleichen Stelle alleine, wo Spike sie stehengelassen hatte. Ihr Puls wurde schneller, als sie seine Haut auf ihrer fühlte, aber das überraschte sie nicht. Das passierte immer, wenn Angel sie berührte. Kein Mann - tot oder lebendig - konnte so etwas bei ihr bewirken, wie er.

 

So plötzlich wie es aufgetreten war, verschwand das Gefühl wieder. Sie fühlte, wie Angel verschwand.

 

'Wie kann er kommen und gehen, ohne mir überhaupt zu sagen, warum er hier ist? Verdiene ich nicht wenigstens so viel?'

 

"Angel, geh nicht"

 

Ihre Gedanken wanderten zu dem Tag, der ihr perfektes Leben verändert und es auf den Kopf gestellt hatte. Der Tag, an dem die Liebe ihres Lebens ihr Herz in eine Millionen Teile gebrochen hatte.

 

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"Du verdienst mehr. Du verdienst etwas außerhalb von Dämonen und Dunkelheit. Ich meine, du solltest mit jemandem zusammensein, der dich mit ins Licht nehmen kann. Jemand der dich lieben kann" sagte Angel mit trauriger Stimme.

 

"Das ist mir egal" sagte Buffy zu ihm.

 

"Nicht immer. U-und Kinder"

 

Sie starrte ihn mit offenem Mund an.

 

"Kinder? Überstürzt du da nicht etwas? Ich habe meinen Goldfisch getötet"

 

"Heute. Aber du hast keine Ahnung, wie schnell das geht. Bevor du es besser weißt, willst du das alles haben. Ein normales Leben"

 

Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

"Ich werde niemals ein normales Leben haben"

 

"Richtig. Du wirst immer die Jägerin sein. Aber das ist erst recht der Grund, warum du eine normale Beziehung haben solltest anstatt dieser.....Freakshow" Er hielt inne, als er den Ausdruck der Zerstörung auf ihrem Gesicht sah. "Das habe ich nicht gemeint"

 

"Ich werde gehen"

 

Sie begann sich zu entfernen, da sie nicht noch mehr hören wollte.

 

Angel griff nach ihr und nach ihrer Schulter.

 

"Es tut mir Leid. Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Es bringt mich um, so etwas zu sagen"

 

"Dann tu es nicht. Wer bist du, dass du mir sagen kannst, was richtig für mich ist? Denkst du, ich hätte nicht daran gedacht?" fragte sie ihn.

 

"Hast du? Vernünftig?"

 

Buffy tat ihr Bestes, ihre Tränen zurückzudrängen.

 

'Er darf mich nicht weinen sehen'

 

"Nein, natürlich nicht. Ich bin doch nur ein kleines Schulmädchen, richtig?"

 

"Ich versuche hier zu machen, was richtig ist, okay? Ich versuche, mit meinem Kopf zu denken, anstatt mit meinem Herz" versuchte Angel es zu begründen.

 

"Herz? Du hast ein Herz? Es schlägt ja noch nicht einmal" schoss sie wütend zurück.

 

"Nicht" bat er.

 

Buffy schluckte den Knoten im Hals, der sich geformt hatte.

 

"Was nicht? Dich nicht lieben? Es tut mir Leid, aber weißt du was? Ich wusste nicht, dass ich darin eine Wahl hätte. Ich werde mich nie ändern. Ich kann mich nicht ändern. Ich will mein Leben mit dir"

 

'Hör auf die Vernunft, Angel. Bitte'

 

Er blickte nach unten, unfähig das zu sagen, während er ihn ihre grünen Augen blickte.

 

"Ich nicht"

 

"Du willst nicht mit mir zusammen sein?" Es sank schließlich ein. "Ich kann nicht glauben, dass du dich von mir trennst"

 

"Das bedeutet nicht, dass ich dich nicht--"

 

Der Rest des Satzes wurde abgebrochen, weil Buffy ihre Hand hob.

 

"Wie soll ich mich von dir fernhalten?"

 

Angel seufzte.

 

"Ich werde gehen. Nach dem Aufstieg. Nachdem es vorbei ist mit dem Bürgermeister und Faith. Wenn wir überleben, werde ich gehen"

 

"Wohin?" wollte sie wissen.

 

"Ich weiß nicht"

 

"Passiert das jetzt wirklich?" fragte sie.

 

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"Angel. Du bist hier bei mir. Ich kann deine Stimme hören. Angel, bitte verlass mich nicht wieder"

 

 

*****

 

 

Mrs. Summers sprang von ihrem Stuhl, als sie ihre Tochter zum ersten Mal seit Monaten sprechen hörte.

 

"Dr. Donnelly, sie spricht. Buffy hat gerade etwas gesagt. Sie kommt da raus"

 

Dr. Donnelly hatte sich bereits umgedreht und war auf dem Weg an die Seite des Mädchens. Er hatte die Worte gehört und wusste, dass es ein gutes Zeichen war. Er leuchtete mit dem Licht wieder in ihre Augen und bemerkte einen erheblichen Fortschritt im Gegensatz zu vorhin. Buffys Augen folgten dem Licht.

 

"Es sieht aus, als hätten Sie Recht, Joyce. Es ist erstaunlich"

 

"Sie hat es getan" frohlockte Mrs. Summers. "Sie hat sie getötet"

 

"Sie?" fragte er.

 

Sie nickte.

 

"Die Menschen, die sie da gehalten haben. Wir haben ihr gesagt, dass sie sie loswerden müsste, bevor sie zu uns zurückkommen könnte und sie hat es getan" Sie küsste ihre Tochter auf die Wange. "Willkommen zurück, Buffy. Dein Vater wird so aufgeregt sein, wenn ich es ihm erzähle"

 

Buffy atmete einige Male tief ein, als ihr klar wurde, dass sie nicht länger alleine mitten auf dem Friedhof war. Sie blickte sich um und bemerkte, dass sie in einem kleinen Raum war, in dem nur ein Bett in der Mitte stand. Zu ihrer Linken stand ihre Mutter mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Und zu ihrer Rechten sah sie ihre große Liebe, bekleidet mit dunkler Hose, einem weißen Hemd und einem Arztkittel.

 

"Angel" flüsterte sie und konzentrierte ihren Blick auf den Arzt.

 

Er lächelte sie mit seinem halben Lächeln an, das ihre Knie weich werden und ihr Herz rasen lies.

 

"Es ist schon lange her, seit mich jemand bei diesem Namen genannt hat" sagte Dr. Donnelly zu ihr. "Eigentlich denke ich, dass es meine Schwester war und das ist zehn Jahre her"

 

"Du bist zu mir zurückgekommen. Ich wusste, dass du nicht gehen konntest. Du liebst mich immer noch, nicht wahr, Angel?" fragte Buffy mit weicher Stimme.

 

"Ich will nicht, dass du dich aufregst, Buffy. Leg dich hin und ruhe dich aus. Ich muss mit deiner Mutter reden"

 

Sie verspannte sich.

 

'Er wird mich wieder verlassen'

 

"Geh nicht. Bitte, geh nicht. Ich werde brav sein, ich verspreche es. Ich habe dir gesagt, dass ich alles tun würde, damit du mich nicht wieder verlässt. Sag mir nur, was ich tun soll"

 

Dr. Donnelly legte eine Hand auf ihre.

 

"Es ist okay. Ich werde direkt draußen mit deiner Mom sein. Ich werde vor dem Fenster stehen, so dass du mich sehen kannst. Okay?"

 

"Okay" stimmte sie zögernd zu.

 

Er nickte Mrs. Summers zu und folgte ihr auf den leeren Flur.

 

"Wird es ihr gut gehen, Doktor?"

 

"Ich weiß nicht. Sie scheint zu denken, dass ich jemand anderes bin. Erinnern Sie sich, dass sie diesen Angel erwähnt hat?"

 

"Ja. Er war der Mann, den sie in der anderen Welt geliebt hat. Ich kenne nicht die ganzen Einzelheiten, aber von dem was ich gehört habe, hat er sie verlassen" informierte sie ihn.

 

"Ich verstehe. Als ich ging, muss sie gedacht haben, dass er hier wäre und sie wieder verlassen wollte. Und das hat sie zurück in die richtige Welt gebracht"

 

"Und wenn Buffy denkt, dass Sie er sind, können Sie sie komplett zu uns zurückbringen. Sie habe sie zu uns zurückgebracht. Sie haben sie aus dem Wachkoma geholt. Ich werde Ihnen niemals genug danken können" sagte Mrs. Summers.

 

"Danken Sie mir nicht. Ich werde noch tiefer in den Fall ihrer Tochter schauen müssen. Und herausfinden, was das mit ihm war, dass es sie zurückgebracht hat und warum ich es ausgelöst habe. Und was mit den Menschen passiert ist, bei denen sie war" teilte er der älteren Frau mit.

 

Sie lächelte.

 

"Okay. Was, wenn sie nach Ihnen fragt? Ich meine, nach ihm?"

 

"Sagen Sie ihr, dass ich in einer kleinen Weile zurück bin. Aber sagen Sie nichts über diesen Angel. Wenn sie fragt, sorgen Sie dafür, dass sie über mich als Dr. Donnelly reden, oder auch als Liam. Das letzte was Buffy braucht, ist, wenn sie denkt, dass sie immer noch da ist. Sprechen Sie einfach mit ihr, als hätte sich nichts verändert, seit Sie sie hierher gebracht haben. Was auch immer sie machen, erwähnen Sie Angel nicht. Nicht, bis ich mehr über ihre Beziehung herausgefunden habe"

 

 

Kapitel 3

 

Mrs. Summers ging zurück in das Zimmer ihrer Tochter und fand sie in der selben Position, in der sie sie verlassen hatte. Auf dem Rücken liegend und an die Decke starrend.

 

„Ich bin zurück, Buffy. Sag etwas, sag irgendetwas“

 

„Angel“ stöhnte sie leise. „Ich kann ihn nicht spüren. Er ist nicht mehr hier bei mir. Ich will zurückgehen“

 

„Nein! Hör mir zu. Dein Dad und ich brauchen dich. Denk deshalb nicht einmal daran, dort hin zurückzugehen. Und Liam hat dich nicht verlassen. Er hat nur ein paar andere Patienten, um die er sich kümmern muss. Er hat mir gesagt, dass ich dir sagen soll, er wäre zurück, bevor du es auch nur merkst“ sagte Mrs. Summer zu Buffy.

 

Die Patientin schloss ihre Augen und lächelte.

 

„Liam. Das war Angels Name bevor er verwandelt wurde. Er ist wirklich hier bei mir“

 

Mrs Summers setzte sich neben sie auf das Bett und hielt eine ihrer Hände.

 

„Weißt du wer ich bin?“

 

Buffy sah sich die Frau genau an, die neben ihr saß. Die Stimme war vertraut, aber was sie sah, konnte nicht wahr sein.

 

„Mom. Du kannst nicht hier sein, du bist tot. Ich habe deine Leiche vor fast einem Jahr auf der Wohnzimmercouch gefunden! Es ist alles deren Fehler. Sie spielen mir Streiche. Sie lassen mich Dinge sehen, die ich sehen will“

 

„Niemand spielt dir einen Streich, Süße. Ich bin wirklich hier. Ich bin lebendig und mir geht es gut“ Sie nahm Buffys Hand und legte sie flach an ihre Wange. „Siehst du? Warm“

 

Buffy schüttelte heftig ihren Kopf.

 

„Nein. Nein, es kann nicht wahr sein. Sie versuchen mich glauben zu lassen, dass du echt bist. Aber das bist du nicht“

 

„Wer tut dir dort so etwas an?“

 

„Jonathan und seine idiotischen Freunde. Zuerst hat einer von ihnen einen Roboter für Spike gebaut, der genau wie ich aussah. Dann haben sie mich unsichtbar gemacht und jetzt das. Ich muss sie stoppen, bevor sie eine weitere Möglichkeit finden, mich zu verletzen“ sagte Buffy zu ihrer Mutter. „Ich muss zurück nach Sunnydale“

 

‚Buffy weiß, dass sie nicht in Sunnydale ist. Was bedeutet, dass sie hier bei uns ist, mit Verstand, Körper und Geist. Es ist ein Wunder!‘

 

„Weißt du, wo du im Moment bist, Buffy?“

 

Sie nickte traurig.

 

„In der Klinik in L.A. Aber ich muss nach Hause“

 

„L.A. ist dein Zuhause. Willst du nicht mehr bei deiner Mom und deinem Dad sein? Alle, die dich lieben, sind in L.A.“

 

„Angel ist in L.A. Ich liebe ihn und muss bei ihm sein“

 

„Ist das nicht genug Grund, um zu bleiben? Bei dem Mann zu sein, den du liebst?“

 

‚Das zu sagen überzeugt sie vielleicht davon, dass sie hier hingehört und nicht in dieses Sunnydale‘

 

Tränen füllten ihre großen grünen Augen.

 

„Er hat mich verlassen. Wenn ich in L.A. bleibe, wird er mich dann wieder verlassen?“

 

‚Er muss sie so sehr verletzt haben, als er sie in der anderen Welt verlassen hat‘

 

„Du kannst Liam fragen, wenn er zurückkommt Aber irgendwie denke ich nicht, dass er irgendwo hingehen wird“

 

 

*****

 

 

„Immer noch hier, Dr. Donnelly?“ fragte Schwester Annabelle, als sie ihren Kopf durch seine Bürotür steckte. „Ich habe angenommen, dass Sie bei Ihrer doppelten Patientenmenge diese Woche inzwischen todmüde wären“

 

Dr. Donnelly schüttelte seinen Kopf und lächelte die freundliche Schwester an.

 

„Ich blühe bei Stress auf, das wissen Sie doch“

 

„Ja, ich weiß. Es geht ein Gerücht um, dass Buffy Summers einen riesigen Durchbruch hatte, als sie sie heute Abend untersucht haben. Ist da etwas wahres dran?“

 

„Ja, sie ist vor ein paar Stunden aus ihrem Wachkoma erwacht. Darum bin ich eigentlich auch noch hier. Ich will ihre Akte lesen, damit ich genau herausfinden kann, was mit ihr passiert ist. Buffy ruft ständig nach jemandem und ich will mehr über ihn herausfinden“ sagte er zu der Schwester.

 

„Nun, dann viel Glück bei der Jagd. Wir sehen uns morgen Nachmittag“

 

„Bye, Annabelle“

 

Sobald sie die Tür geschlossen hatte, öffnete er Buffy Summers Akte. Er hatte bereits ein paar Einträge von Dr. Torres gelesen und erfahren, dass sie mit fünfzehn in die Klinik gebracht worden war, weil sie behauptete, auf dieser Welt zu sein, um Vampire zu töten. Sie nannte sich selbst eine Jägerin, die Auserwählte in ihrer Generation, das einzige Mädchen, das stark genug war, um die Vampire davon abzuhalten, die Welt zu übernehmen. Und das war der Anfang vom Abstieg in den Wahnsinn.

 

Dr. Donnelly konnte nicht aufhören zu lesen und lobte im Stillen Dr. Torres Liebe für Einzelheiten. Nicht lange, nachdem sie in die Klinik gebracht worden war, nahmen ihre schizophrenen Wahnvorstellungen noch weiter zu. In ihrem Verstand ließen sich ihre Eltern scheiden, sie wurde aus der Schule geworfen und sie und Mrs. Summers zogen in einen kleinen Ort namens Sunnydale. Ein Stadt, die damit beschrieben werden konnte, dass sie zwei Stunden vom nächsten Neiman Marcus entfernt wäre.

 

Er las über ihre Freunde - Willow Rosenberg, einem rothaarigen Computerfreak; Xander Harris, dem dunkelhaarigen Spinner, mit dem Willow ihr ganzes Leben lang befreundet war; Rupert Giles, der britische Bibliothekar, der sich Buffy als ihr neuer Wächter zu erkennen gab und Cordelia Chase, ein gradliniges Mädchen, das Buffy als reich und egozentrisch beschrieb. Und dann war da der berüchtigte Angel.

 

Sie trafen sich in der ersten Woche, in der sie nach Sunnydale gezogen war. Buffy war sofort angezogen von diesem rätselhaften, mysteriösen Mann. Später sagte sie, dass der Name Angel perfekt zu ihm passte. Ihre Beziehung war zu Beginn antagonistisch. Er folgte ihr, gab ihr rätselhafte Warnungen über aufkommende Gefahren, bevor er ihr einige Monate später seine wahre Identität enthüllte.

 

Aber zu der Zeit war es schon zu spät. Buffy war bereits bis über beide Ohren in Angel verliebt, als sie herausfand, wer er wirklich war. Er war ein Vampir, der früher als Angelus, die Geißel Europas, bekannt war und dann 1898 von den Rumänischen Zigeunern mit einer Seele verflucht worden war. Die beiden verliebten sich ineinander. Sie waren unfähig, sich davon abzuhalten, obwohl sie wussten, wie falsch diese Liebe war. Die Dinge heizten sich weiter auf bis zur der Nacht von Buffys siebzehnten Geburtstag, als sie sich zum ersten - und einzigen - Mal liebten.

 

Dr. Donnelly fühlte wie ihm die Tränen kamen, als er über die Ereignesse der nächsten Monate las. Angel verlor seine Seele, nachdem sie sich geliebt hatten. Er terrorisierte sie und tötete die Freundin ihres Wächters. Er versuchte, die Welt in eine Höllendimension zu ziehen, nur um dann so rechtzeitig seine Seele zurückzubekommen, dass Buffy ihn töten musste. Es war ungefähr in der Zeit, in der sie in eines der Wachkomas gefallen war, bis er im Oktober aus der Hölle zurückkam. Dann begann sie sich wieder zu erholen.

 

Nachdem er von Buffys und Angels Trennung im Abschlussjahr der High School gelesen hatte und seinem anschließendem Verschwinden von Sunnydale, musste Dr. Donnelly aufhören zu lesen. Er war so bewegt, über die tragische Liebesgeschichte der beiden zu lesen, dass er nicht weitermachen konnte. Für ihn war es, als würde er erneut Romeo und Julia lesen. Eine Sache, die aber hängen blieb, war Buffys Beschreibung von Angel: groß, dunkel und gutaussehend, mit besorgten, liebevollen Augen und spitzen braunen Haaren. Liam Donnelly blickte sich selbst in dem Spiegel an, der an seiner Wand hing und seufzte.

 

‚Kein Wunder, dass sie gedacht hat, ich wäre er. Von ihrer Beschreibung hier, bin ich er‘

 

 

*****

 

 

„Ich dachte, du solltest um acht Uhr zu Hause sein“ beschwerte sich seine Freundin Emma Novick, als Liam Donnelly schließlich sein Appartement betrat. „Deine Schicht war dann vorbei und jetzt ist es nach zehn. Wo bist du gewesen, Liam?“

 

Er setzte sich auf die Couch und ließ seine Schultern erschöpft hängen.

 

„Tut mir Leid. Langer Tag heute. Eine von Miguels Patientinnen hatte einen riesigen Durchbruch und ich musste ein paar Nachforschungen anstellen“

 

„Du hättest anrufen können. Es war sehr rücksichtslos von dir. Wir hatten Pläne für heute Abend“

 

„Emma, fang nicht damit an. Du weißt, dass ich ein Arzt bin und das bedeutet, dass mein Job niemals vorbei ist. Ich hatte eine Patientin, die mich gebraucht hat und ich ignoriere ihre Bedürfnisse nicht, damit ich hierher zurückkommen und heile Welt mit dir spielen kann“ explodierte Liam.

 

Emma stemmte ihre Hände auf die Hüfte.

 

„Motz mich jetzt nicht an. Ich bin deine Freundin und du schenkst mir keine Beachtung. Alles was dich kümmert, sind deine Patienten. Was ist das besondere an dieser? Es ist noch nicht mal deine Patientin. Lass sich jemand anderes um ihre Probleme kümmern“

 

Er legte seine Hände über seine Augen, da er nichts mit einem Streit mit seiner besitzergreifenden Freundin zu tun haben wollte.

 

„Du hast kein Mitgefühl, oder? Menschen verlassen sich auf mich. Wenn du das nicht magst, kannst du gehen. Die Tür ist direkt dort drüben“

 

„Schön, das werde ich. Aber wenn ich durch diese Tür bin, werde ich nicht zurückkommen. Ich hoffe, das weißt du“

 

„Ich weiß. Auf Wiedersehen, Emma“

 

Als sie beleidigt durch die Tür verschwand, streckte sich Liam aus und dachte an Buffy Summers und wie es war, in ihrer Welt zu existieren.

 

 

Kapitel 4

 

Am nächsten Morgen begann Liam seine Runde am Mittag, wie er es immer tat. Es war lange her, seit er sich darauf gefreut hatte. Er hatte das Einzelgespräch mit seinen Patienten den schnellen, unpersönlichen fünf Minuten zu Beginn seiner Schicht vorgezogen. Und wenn es eine Patientin gab, auf die sich Liam freute, dann war es Buffy Summers. Sogar nachdem er in der letzten Nacht ihre Krankenakte gelesen hatte, konnte er sie nicht aus seinem Kopf bekommen. Er wollte alles herausfinden, aber er wollte es in ihren eigenen Worten hören.

 

Als er ihr Zimmer um Viertel nach eins betrat, saß Buffy auf ihrem Bett, drückte ihre Knie an ihre Brust und wiegte sich vor und zurück. Ihr blondes Haar fiel über ihr Gesicht und sie murmelte etwas ohne Zusammenhang.

 

„Buffy?“ fragte Liam. „Stimmt etwas nicht?“

 

„Nicht genug Zeit. Ich werde es niemals vergessen. Ich werde es niemals vergessen. Ich werde es niemals vergessen. “ wiederholte sie immer wieder.

 

Behutsam setzte er sich neben sie auf das Bett.

 

„Niemals was vergessen, Buffy?“

 

Sie hob ihren Kopf, als seine Stimme in ihr Unterbewusstsein eingedrungen war.

 

„Angel. Du bist immer noch hier. Du hast gesagt, dass die Mächte der Ewigkeit die Zeit zurückdrehen und ich alles vergessen würde. Aber ich erinnere mich und du bist nicht weggegangen. Ich dachte, ich würde dich für immer verlieren.“

 

Tränen liefen an ihren blassen Wangen hinab.

 

‚Sie denkt immer noch, dass ich Angel bin‘ sagte sich Liam.

 

„Erzähl mir von dem Tag. Warum drehten sie Mächte der Ewigkeit die Zeit zurück?“

 

Er erinnerte sich nicht daran, etwas über diesen besonderen Vorfall in der Akte von Dr. Torres gelesen zu haben.

 

Seine Frage löste etwas in Buffy aus.

 

‚Warum würde Angel mich das fragen? Er erinnert sich genauso an den Tag wie ich‘

 

Als sie in die besorgten Augen des gutaussehenden Arztes blickte, der neben ihr saß, begriff sie.

 

„Wer bist du?“ fragte sie leise. „Du siehst aus und klingst wie Angel, aber du bist es nicht. Was machst du hier?“

 

Verängstigt glitt sie weiter von dem Doktor weg.

 

„Es ist okay, Buffy. Ich werde dir nicht weh tun“ versicherte ihr Liam.

 

„Wer bist du dann?“ Nach einer kurzen Pause sprang sie vom Bett und rannte in die entfernteste Ecke des Zimmers. „Du bist wieder böse. Verschwinde, Angelus! Hör auf, mich zu quälen!“

 

Da er sie nicht weiter ängstigen wollte oder sie in ein weiteres Wachkoma bringen wollte, blieb er auf dem Bett.

 

„Niemand versucht dich zu quälen und ich versichere dir, ich bin nicht Angelus“

 

„Du spielst mit meinem Verstand, aber das wird dieses Mal nicht funktionieren. Weil ich nicht darauf reinfalle. Du kannst mir nicht mehr wehtun, Angelus. Meine ganze Familie....alle meine Freunde sind tot“

 

„Tot?“ fragte Liam. „Wie ist das passiert?“

 

„Stell dich nicht dumm. Das passt nicht zu dir. Mom ist vor einem Jahr gestorben, das weißt du. Du kamst...nein, warte, das war Angel. Mein Angel“

 

„Was ist mit den anderen?“

 

Langsam kam sie wieder zum Bett. Wer auch immer dieser Mann war, der da saß, er war ganz sicher nicht Angelus. Der böse Vampir hätte sich nie dafür interessiert und sie gefragt, was mit ihren Freunden passiert war. Er hätte sich über ihren Tod gefreut.

 

„Sie sind tot. Ich habe beobachtet, wie ein Dämon sie getötet hat. Ich hatte Angels Stimme auf dem Friedhof gehört und ging deshalb zurück nach Hause. Dort habe ich diesen hässlichen, schuppigen Dämon bei ihnen im Haus gesehen. Ich wollte so sehr bei Angel sein, dass ich nicht versucht habe, sie zu retten. Ich habe meine Freunde getötet“ Buffy schniefte. „Alles, um bei Angel zu sein. Ich dachte, du wärst er, aber du bist nicht Angel“

 

„Nein, bin ich nicht, Ich bin aber auch nicht Angelus. Glaub mir, Buffy, ich bin nicht hierher gekommen, um dir wehzutun. Ich will dir helfen“

 

„Warum? Warum willst du mir helfen?“

 

Liam beobachtete, wie sie sich wieder neben ihn setzte. Sie sah so verloren und einsam aus und brauchte so verzweifelt einen Freund.

 

„Ich bin Arzt in der Meadow Wood Klinik. Mein Name ist William Donnelly, aber du kannst mich Liam nennen, wenn du magst“

 

„Ich mag den Namen Liam. Das war Angels Name. Wusstest du das?“ wollte sie wissen.

 

Er nickte.

 

„Ja, ich denke, ich habe es in den Notizen gelesen, die Dr. Torres geschrieben hat“

 

„Dr. Torres? Ich glaube, ich kenne ihn“

 

„Sicher tust du das. Er ist dein Arzt. Das war er seitdem du hierher gekommen bist. Weißt du, wie lange du schon hier bist?“

 

„Im Krankenhaus? Eine lange Zeit, denke ich“ antwortete sie.

 

Aus irgendeinem Grund vertraute Buffy Liam. Nicht nur, weil er Angels eineiiger Zwilling sein könnte, sondern auch, weil da etwas an ihm war, bei dem sie sich vollkommen wohl fühlte. Und mit ihm hier, wollte sie auch nicht nach Sunnydale zurückkehren. Sie konnte sich wieder sicher fühlen.

 

Er lächelte sie an und sie erwiderte es. Der Anblick von Buffys Lächeln rührte ihn zu Tränen.

 

„Ja, eine lange Zeit. Tatsächlich sind es sechs Jahre. Kannst du mir sagen, warum du hierher gebracht worden bist?“

 

„Weil Mom und Dad dachten, dass ich verrückt wäre“

 

„Denkst du, dass du verrückt bist?“

 

Sie schüttelte ihren Kopf auf die Frage.

 

„Nein, ich schwöre zu Gott, Liam, dass sie da waren. Die Vampire. Warum glaubt mir denn niemand?“

 

„Ich weiß nicht. Vielleicht ist es ein wenig zu weit hergeholt. Denkst du nicht?“ fragte er sie.

 

„Es ist trotzdem wahr“

 

„Okay, ich habe eine Idee. Wie wäre es, wenn du und ich heute Abend ausgehen und....wie nennst du es? Patrouillieren? Mal sehen, ob wir welchen begegnen“

 

„Nein!“ rief sie aus. „Es ist zu gefährlich. Ich will nicht, dass du verletzt wirst. Wie Angel, als er an dem Tag ein Mensch war“

 

Er legte seine Hand auf ihre Schulter.

 

„Buffy, ich will, dass mir die Wahrheit sagst. Und werde nicht wütend, wenn ich dich das frage. Willst du zurück nach Sunnydale oder willst du hier bleiben?“

 

„Ich will hier bei dir bleiben“

 

„Dann musst du etwas sagen und musst aus ganzem Herzen daran glauben. Du musst mir sagen, musst allen sagen, dass Vampire nicht existieren. Würdest du das für mich tun?“

 

„Ich-ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass ich das kann“

 

„Wenn du dich erholen willst, musst du es. Willst du dich nicht erholen? Wieder gesund werden und mit deinen Eltern nach Hause gehen? Wieder anfangen, ein normales Leben zu führen?“ forschte Liam.

 

Er würde alles in seiner Macht tun, damit es dem Mädchen wieder gut gehen würde.

 

„Ja, das will ich. Ich will wieder gesund werden. Ich will nach Hause gehen“

 

„Dann sag es bitte. Für mich“

 

Buffy atmete tief ein. Sie wusste, dass ihre Worte ihr Schicksal besiegeln würden. Aber sie vertraute Liam. Und wenn er sagte, dass sie sich erholen würde, wenn sie es aussprach, musste es wahr sein.

 

„Sie sind nicht echt“ flüsterte sie. „Vampire sind nicht real. Es war alles in meinem Kopf“ Sie stieß ein Schluchzen aus. „Ich will wieder gesund werden. Hilf mir, wieder gesund zu werden, Liam. Bitte“

 

Sie brach neben ihm zusammen und Liam hielt sie, während sie in seinen Kittel weinte.

 

„Ich werde dir helfen. Ich werde auf jedem Schritt des Weges bei dir sein, Buffy. Du hast mein Wort“

 

 

Kapitel 5

 

„Also Doc, worüber willst du heute sprechen?“ fragte Buffy mit einem strahlenden Lächeln, als sie sich auf das Plüschsofa in Liams Büro setzte.

 

Fast ein Monat war vergangen seit ihrer Entscheidung, wieder gesund zu werden. Sie hatte sich an jedem Werktag für eine Stunde getroffen. Buffy sprach mit ihm über alles, was ihr in den Kopf kam. Die meisten Tagen endeten jedoch in einer einstündigen Diskussion über Angel. Liam war die einzige Person, bei der sie sich wohl genug fühlte, um sich zu öffnen. Als Dr. Torres kurz nach ihrem Erwachen aus seinem Urlaub zurückgekommen war, hatte sich Buffy beharrlich geweigert, mit ihm zu arbeiten. Aufgrund ihrer Proteste wurde ihr Fall dauerhaft an Liam übergeben.

 

„Ich habe mir gedacht, dass wir heute über etwas anderes sprechen könnten“ schlug er vor.

 

Auch wenn er es genoss, von Buffys und Angels rührseliger Liebesgeschichte zu hören, wollte Liam etwas über die anderen Männer in ihrem Leben erfahren.

 

„Erzähl mir etwas über die anderen Beziehungen, die du hattest. Die, nachdem Angel gegangen war“

 

Sie nickte.

 

„Okay, das kann ich machen. Der Sommer, nachdem er gegangen war, war ziemlich langweilig. Sogar für das Niveau von Sunnydale. Ich tanzte mit ein paar Kerlen im Bronze, aber ich fühlte mich zu keinem hingezogen. Ich weiß nicht, ob es wegen der Art war, wie sie mit mir sprachen oder wie sie mich berührten, aber keiner von ihnen kam mir richtig vor. Vielleicht weil ich sie immer mit Angel verglichen habe und sie mit ihm nicht gleichziehen konnten.

 

Als die Uni anfing, fühlte ich mich einsam. Jeder meiner Freunde hatte jemanden zum Lieben - außer mir“

 

Buffy zwang die Tränen zurück, die ihr im Hals brannten.

 

„Nun, ein paar Wochen später begann mir meine Zimmergefährtin ziemlich auf die Nerven zu gehen. Um ihr zu entkommen, habe ich mich in der Warteschlange beim Essen vor diesen Kerl gedrängelt. Er war....so perfekt. Ich dachte, ich hätte endlich den Typ gefunden, der mich alles über Angel vergessen lassen könnte. Sein Name war Parker Abrams und er war alles, wonach ich gesucht hatte - gutaussehend, lustig, klug und....und menschlich. Und dann machte ich den größten Fehler meines Lebens. Ich--ich habe mit ihm geschlafen.

 

Aber er liebte mich nicht. Er mochte mich nicht einmal. Ich endete als eine weitere seiner Eroberungen. Ich habe mit ihm geschlafen, ich gab mich ihm vollkommen hin. Weißt du, wie er es genannt hat? Spaß. Er hat mir so wehgetan. Sogar noch mehr als Angel, als er mich verlassen hat. Denn Angel hat mich verlassen, weil er mich liebte. Parker hat mich nicht mal so viel gemocht, um mich am nächsten Tag anzurufen“

 

Liam griff nach einem Taschentuch auf seinem Schreibtisch, ging zu Buffy und reichte es ihr.

 

„Hier. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen“ bot er an.

 

„Danke“ Sie betupfte sich die Augen damit. „Es tut manchmal einfach weh, darüber zu sprechen. Obwohl ich jetzt weiß, dass es nicht echt war, durchlebe ich es immer noch in meinem Kopf“

 

„Ich verstehe. Vielleicht war es keine so glückliche Idee, darüber zu sprechen. Du brauchst vielleicht etwas mehr Zeit“

 

Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

„Mir geht es gut. Wenn es mir dadurch besser geht, darüber zu sprechen, dann ich will ich es machen“ Sie lachte leise. „Weißt du was? Ich bin froh, dass es nicht echt war. Ich muss nicht mehr mit der Schuld leben“

 

„Welche Schuld?“ wollte er wissen.

 

„Die Schuld zu wissen, dass ich von verführerischen Worten und einem hübschen Gesicht einfangen wurde. Er hat mich benutzt. Hier hätte ich einen Mann nie so etwas machen lassen. Und das werde ich auch niemals tun“

 

Er setzte sich auf die andere Seite der Couch, mit dem Blick zu ihr.

 

„Nicht alle Männer sind so, Buffy. Ich weiß, dass ich dir so etwas nie antun würde“

 

Sie sah ihn mit neugierigem Blick an.

 

„Würdest du nicht?“

 

Er drehte sich weg, verlegen darüber, was er gerade zu seiner Patientin gesagt hatte.

 

„Es tut mir Leid, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich bin dein Arzt“

 

„Liam, es ist okay“

 

„Nein, es ist nicht okay“ Verzweifelt darum bemüht das Thema zu wechseln, räusperte sich Liam. „Was war nach Parker? Du hast dich mit einem Studenten im Aufbaustudium namens Riley getroffen, richtig? Was ist zwischen euch passiert?“

 

„Riley war ein toller Typ, aber die Dinge waren von Anfang an kompliziert zwischen uns. Sieh mal, er war ein Teil dieser Dämonen jagenden Organisation namens Die Initiative. Ich will wirklich nicht in alle Einzelheiten gehen, aber es reicht zu sagen, dass die Gruppe nicht direkt das war, was sie behauptete. Jedenfalls haben Riley und ich etwa einen Monat vor meinem neunzehnten Geburtstag angefangen, uns miteinander zu verabreden. Ich hatte mich entschlossen, nicht noch einmal so eine ‚Liebe am Arbeitsplatz‚ zu haben, wenn man daran denkt, wie es zwischen mir und Angel gelaufen ist.

 

Aber ich konnte gar nicht anders. Riley war alles, von dem ich dachte, dass Parker es wäre. Nur dieses Mal stellte es sich als echt heraus. Er war wirklich nett und lustig und klug. Und er war stark. Er konnte gegen Dämonen kämpfen und hatte keine Probleme, einen Vampir zu vernichten. Wir haben langsam angefangen, aber wir konnten uns wirklich nicht stoppen und begannen nach ungefähr einem Monat, miteinander zu schlafen“

 

Er sah sich seine Patientin genau an.

 

„Eine sehr heftige Beziehung. Das klingt, als wäre alles perfekt. Aber ich fühle, dass da noch ein ‚aber‘ kommt“

 

Buffy nickte.

 

„Ja, gibt es. Riley schien immer so überzeugt, so selbstsicher. Das war er jedoch nicht. Xander....nun, ich musste Riley von Angel erzählen, aber ich konnte ihm nicht alles sagen. Ich habe den Fluch und dessen Auslöser weggelassen. Einmal musste ich die Stadt verlassen, um Angel mit Faith zu helfen. Als ich zurückkam, hatte Xander Riley alles erzählt. Ich meine alles. Und zu sagen, dass er nicht glücklich war, war die Untertreibung des Jahrhunderts. Er und Angel gerieten ein paar Tage später miteinander in eine Prügelei und ich musste mich zwischen diesen beiden wunderbaren Männern entscheiden. Am Ende habe ich Riley gewählt.

 

Er konnte es jedoch nicht aushalten, dass ich für Angel immer noch Liebe empfand. Er hatte diesen Minderwertigkeitskomplex, weil er wusste, dass ich Angel immer lieben würde. Ein Vampirbordell; er holte sich seinen Kick, in dem er sich von Vampiren beißen ließ. Und er gab mir die Schuld daran. Er wollte wissen, was so erregend daran war, dass ich Angel oder Dracula nicht davon abgehalten habe, von mir zu trinken“

 

Liam konnte sehen, dass Buffy anfing zu zittern. Offenbar forderte es seinen Tribut, dass sie diese Story erzählte.

 

„Buffy, du musst nicht weitermachen. Wir müssen nicht darüber reden, wenn du dich dann besser fühlst“

 

Sie atmete mehrmals ein und aus, um sich wieder zu sammeln.

 

„Ich muss darüber reden. Es wird mir helfen, damit es mir besser geht, richtig? Und ich will wieder gesund werden“

 

„Bist du sicher, dass du damit umgehen kannst?“

 

„Ja. Jedenfalls hat mich Riley wirklich verletzt, als er die Stadt verließ. Ich habe Wochen damit verbracht, mich zu fragen, was mit mir nicht stimmte und warum alle Männer, die ich liebte, mich verlassen. Mich wirklich verlassen. Ich liebte Riley und ich gab ihm mein Herz, mein Körper und meine Seele“

 

„Warst du in ihn verliebt?“ fragte Liam.

 

Achselzuckend biss sich Buffy auf ihre Lippe.

 

„Ich liebte, was er war und wofür er stand. Aber ich war nie in ihn verliebt. Ich war so lange in Angel verliebt, dass ich nicht weiß, wie es ist, in jemand anderen verliebt zu sein“

 

„Ich verstehe. Angel war der einzige für dich“

 

„Genau“

 

„Und Spike?“

 

Buffy lachte.

 

„Das ist einfach. Wir benutzten uns gegenseitig. Er war in mich verliebt und wollte mir unter den Rock. Und ich wollte mich lebendig fühlen. Mit ihm Sex zu haben, ließ mich wieder vollkommen fühlen. Als ich es beendete, drohte Spike, allen von unseren Sex-Eskapaden zu erzählen“ Sie schloss ihre Augen und seufzte. „Macht mich das zu einer Schlampe? Ich meine, ich weiß, dass es nicht echt war und alles. Aber wenn es das wäre, würde ich eine sein?“

 

„Nein, nein überhaupt nicht. Dich vier verschiedenen Männern hingegeben zu haben, qualifiziert dich nicht für die Ruhmeshalle der Schlampen. Vertrau mir, das bist du nicht“

 

„Du denkst deswegen nicht geringer von mir?“

 

Liam rückte näher zu ihr.

 

„Nein, ich denke nicht geringer von dir. Du bist eine erstaunliche Frau, Buffy. Diese Dinge sind nur in deinem Kopf passiert, aber diese Person in deinem Kopf bist nicht du. Denke immer daran“

 

„Ich bin nur Buffy Summers, das normale Mädchen. Richtig?“

 

„Richtig“

 

„Ich mag es, wieder normal zu sein. Und ich mag es, mich mit dir zu unterhalten“

 

Er schenkte ihr ein halbes Lächeln.

 

„Nun, ich mag es auch, mit dir zu sprechen“

 

Buffy hob ihre Hand und legte sie an Liams Gesicht.

 

„Es ist erstaunlich, wie sehr du aussiehst wie er. Du hast das gleiche Gesicht, die gleichen Augen. Ich habe seine Augen immer geliebt. Ich konnte mich in ihnen verlieren. Warum siehst du aus wie er, Liam?“

 

„Ich wünschte, ich wüsste es“

 

„Hast du...“

 

Sie beendete den Satz nicht. Statt dessen legte sie ihre Lippen auf seine in einem langsamen, sanften Kuss, der ihnen beiden den Atem raubte.

 

 

Kapitel 6

 

Der Kuss war das letzte, was Liam erwartet hatte. Sogar als ihre Hände dem empfindlichen Punkt in seinem Nacken fand, schrie seine Verstand, sich zurückzuziehen. Es war unmoralisch von ihm, eine Patientin zu küssen. Und zur gleichen Zeit sagte ihm sein Herz, dass er es fortsetzen sollte, dass der Kuss vorherbestimmt war und er es nicht bekämpfen sollte. Der Arzt fühlte sich entzwei gerissen, ob er auf sein Herz oder seinen Verstand hören sollte.

 

Das war etwas, das sie schon seit dem Beginn ihrer Sitzungen tun wollte. Sie fühlte sich von ihm angezogen. Und seine Ähnlichkeit mit ihrer wahren Liebe konnte nicht nur Zufall sein. In ihrem Herzen und ihrem Verstand wusste sie, dass es für sie vorherbestimmt war, mit ihm zusammen zu sein. Es war eine Chance, wieder normal zu sein. Sie verlangte nach dem Gefühl, das die spürte, wenn sie in seinen Armen war - ein Gefühl von Lebendigkeit und Sicherheit und Freiheit. Alles zur gleichen Zeit.

 

Für Liam war es eine Verbindung zu einer Frau, die sich über das Physische und das Intellektuelle hinauswagte. In seinen zweiunddreißig Jahren hatte er niemals eine emotionale Verbindung zu jemandem gefühlt. Er konnte sich nicht erklären, warum Buffy das auslöste.

 

Als aber ihre Zunge begann seinen Mund zu erforschen, wusste Liam, dass er sich zurückziehen musste, bevor die Dinge zu weit gingen. Er benutze seine ganze Willenskraft und entzog ihr seine Lippen.

 

„Wir können das nicht machen, Buffy“ sagte er atemlos.

 

„Warum?“

 

Buffy leckte sich ihre Lippen und war immer noch fähig, ihn zu schmecken.

 

„Weil es falsch ist. Es ist unmoralisch für einen Arzt, Gefü-“ Er stoppte sich selbst, den Satz zu vollenden. „Ich kann dich nicht küssen“

 

Sie schüttelte ihren Kopf, da sie nicht die gleiche Meinung hatte.

 

„Das ist nicht das, was du sagen wolltest, Liam“

 

Liam stand auf. Er musste ein wenig Abstand zwischen sich und seiner attraktiven Patientin bringen.

 

„Du hast recht. Das war es nicht. Es ist egal. Es ist egal, was ich fühle. Ich habe einen Job zu erledigen“

 

„Es sollte nicht egal sein“ überlegte sie. „Du kannst nichts für deine Gefühle. Das ist eine menschliche Eigenschaft“

 

Er musste trotzdem lächeln.

 

„Wie bist du so weise geworden?“

 

„Erfahrung. Was in Sunnydale passiert ist, mag nicht real gewesen sein, aber ich kann mich an jede Lektion erinnern, die ich in der Zeit gelernt habe“

 

„Sieh mal, vielleicht sollten wir für heute Schluss machen“ schlug Liam vor. „Ich denke, es ist schon eine ereignisreiche Sitzung gewesen“

 

Sie konnte spüren, dass er alleine sein wollte.

 

„Okay“ sagte sie leise, besorgt, dass sie die Dinge zwischen ihnen ruinieren könnte. „Bist du wütend auf mich, weil ich dich so geküsst habe?“

 

„Nein, bin ich nicht“

 

‚Ich bin wütend auf mich selbst, weil mir meine Gefühle in die Quere gekommen sind‘

 

 

 

*****

 

 

 

„Liebes, du siehst toll aus“ bemerkte Mrs. Summers an diesem Abend, als sie im Krankenhaus vorbei gekommen war, um ihre Tochter zu besuchen. „Deine Wangen haben wieder etwas Farbe bekommen“

 

„Danke Mom, ich fühle mich toll“

 

Die ältere Frau seufzte voller Glück.

 

„Du hast keine Ahnung, wie wundervoll es ist, dich zurück zu haben. Bald, wenn alles gut geht, kann du wieder mit nach Hause kommen“

 

„Wirklich?“ Sie war so mit ihrer Therapie beschäftigt gewesen - und ihren wachsenden Gefühlen für Liam Donnelly - dass ihr der Gedanke, nach Hause zurückzukehren, gar nicht gekommen war.

 

„Natürlich. Dein Zimmer ist immer noch so, wie du es verlassen hast. Wir haben nichts geändert“ Mrs. Summers hielt inne. „Außer wenn du dich besser fühlen würdest, wenn wir es verändern“

 

Buffy schüttelte ihren Kopf.

 

„Nein, das ist okay. Ich denke, ich habe noch nicht viel darüber nachgedacht, nach Hause zu gehen. Wann wird das sein?“

 

„Nun, laut Dr. Donnelly solltest du in ein paar Wochen entlassen werden, wenn deine Behandlung wie in den vergangenen Wochen weiterläuft. Er ist ganz verblüfft von den ganzen Fortschritten, die du im vergangenen Monat gemacht hast. Wenn er nicht von deinem mentalen Gesundheitszustand überzeugt wäre, da bin ich sicher, würde er dich nicht gehen lassen“

 

„Mom, wenn ich dir eine Frage stelle, wirst du dann ehrlich sein?“ fragte Buffy.

 

„Sicher. Wie lautet die Frage?“

 

Sie atmete tief ein.

 

„Was denkst du von Liam? Nicht als Arzt, sondern als Mensch. Du weißt schon, als Mann“

 

„Ich weiß nicht. Er scheint sehr nett zu sein. Ich habe ihn von Anfang an gemocht. Es muss etwas außergewöhnliches an ihm sein, dass er dich zu uns zurückgebracht hat“

 

„Er ist außergewöhnlich“ stimmte Buffy zu.

 

Mrs. Summers bemerkte den weit entfernten Blick ihrer Tochter und ihr wurde klar, was gerade passierte.

 

„Buffy, etwas ist doch zwischen euch, oder?“

 

„Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen will?“ wollte sie wissen.

 

‚Ich würde sagen, dass du verrückt wärst‘ dachte sie, konnte es aber natürlich nicht zu ihrer sich erholenden Tochter sagen.

 

„Du fängst gerade erst an, dich zu erholen. Und es war Liam Donnelly, der dich auf den richtigen Weg gebracht hat. Ich kann verstehen, warum du denkst, dass du ihn liebst. Aber Buffy, das ist Heldenverehrung. Ich gebe zu, er ist ein gutaussehender Mann...“

 

„Das ist er“

 

„Ich will nur nicht, dass du dich an ihn klammerst. Und wenn es bei dir Gefühle versacht, weil du ihn jeden Tag siehst, würde es vielleicht besser sein, wenn du einen anderen Arzt bekommst“

 

„Nein. Liam ist der Grund, warum es mir besser geht. Du kannst mich nicht zwingen, einen anderen Arzt zu sehen“ sagte Buffy zu ihrer Mutter. „Er ist der einzige, der mir helfen kann“

 

„Okay. Aber ich will nicht, dass du etwas machst, was deine Gesundheit in Gefahr bringt. Ich bin sicher, dass deine Gefühle für ihm von seiner Ähnlichkeit mit diesem Angel stammen. Dir fehlt es, verliebt zu sein. Liebes, wenn du hier raus kommst wirst du einen Menge junger Männer treffen. Und du wirst dich verlieben, heiraten und mir und deinem Vater Enkelkinder schenken. Und du wirst den ganzen Unsinn mit Dr. Donnelly vergessen“

 

Sie nickte zustimmend, da sie mit ihrer Mutter nicht in einen Streit geraten wollte.

 

‚Es ist kein Unsinn. Ich liebe ihn. Und ich werde mit ihm zusammen sein. Es ist mir egal, was alle sagen‘

 

 

Kapitel 7

 

Liam saß am Küchentisch seines bequemen Heims, auf dem ein Stapel Papiere verstreut lag. Buffy Summers war zu seiner Besessenheit geworden und er wollte verzweifelt eine Verbindung zwischen sich selbst und dem Angel, der in Sunnydale existierte, herausfinden. Er wusste, dass es einen Grund für die Ähnlichkeiten zwischen ihnen geben musste. Und Liam weigerte sich, das ruhen zu lassen, bevor er nicht eine Antwort gefunden hatte.

 

‚10. März 97‘ sagte er zu sich selbst. ‚Das war das erste Mal, als sie Angel in der Gasse gesehen hatte‘

 

Er griff nach seinem persönlichen Tagebuch und suchte nach dem Eintrag, den er an diesem besonderen Tag gemacht hatte. Seit dem Tag, an dem er in der Meadow Wood Klinik angefangen hatte, hatte er ein Tagebuch für seinen eigenen persönlichen Unterlagen geführt. Sorgfältig las er über seine Notizen.

 

10.03.97 - Mein erster Tag an der Klinik und ich denke, mir wird es hier gefallen. Während des ersten Jahres oder so werde ich Dr. Miguel Torres auf seinen Runden folgen. Ich werde seine Patienten treffen und von jemandem lernen, der mehr Wissen hat, als alle Professoren an der UCLA, die ich hatte. Vielleicht ist es nur Wunschdenken, aber ich denke, dass ich heute zu einer der Patientinnen durchgedrungen bin. Sie leidet an Schizophrenie und Dr. Torres hat mir gesagt, dass sie nicht viel mehr macht, als an die Decke zu starren. Aber als ich heute mit ihr gesprochen habe, hat mich das Mädchen direkt angesehen und gelächelt. Das ließ mich fühlen, dass ich tatsächlich an dem Leben von jemandem etwas verändern könnte. Ich wünschte, ich könnte mich an ihren Namen erinnern. Alles an das ich mich erinnere, ist ihr blondes Haar und ihre schönen grünen Augen. Sie konnte nicht älter als sechzehn gewesen sein.

 

Liam nahm seine Lesebrille ab.

 

„Oh mein Gott“ rief er aus. „Buffy hat Angel an dem Tag getroffen, an dem ich ihr zum ersten Mal begegnet bin. Ich kann es nicht glauben. Ich bin Angel für sie“

 

Nachdem er noch weiter gesucht hatte, entdeckte er noch weitere Verhaltensmuster. Am 02. Juni 1997 versuchte sie sich selbst umzubringen, indem sie eine Gabel in ihren Nacken stach. Und Liam war derjenige, der sie gefunden und die Blutung gestoppt hatte. Gemäß der Akte hatte ein Vampir sie getötet und Angel war derjenige, der sie gefunden hatte.

 

Und besonders auffällig war, dass Angel am 22. Mai 1999 Sunnydale - und Buffy - verlassen hatte - für immer. Es war der letzte Tag, an dem Liam zusammen mit Dr. Torres gearbeitet hatte, bevor er in einen anderen Flügel der Klinik gewechselt war. An diesem Tag war auch ein Feuer in Buffys Flügel gewesen, das mit der Explosion zusammenfiel, welche die Sunnydale High zerstört hatte.

 

„Sie wusste die ganze Zeit, was um sie herum vorging“ bemerkte Liam. „Buffy hat alles in ihr Leben in Sunnydale eingefügt“

 

 

*****

 

 

„Du wirst morgen nach Hause gehen, Buffy“ sagte Liam zu seiner Lieblingspatientin am dritten Mai. „Bist du nicht aufgeregt deswegen?“

 

Buffy zuckte mit den Achseln.

 

„Es ist toll, denke ich. Ich bin lange genug hier drin gewesen“

 

Der Mangel an Enthusiasmus in ihrer Stimme war deutlich.

 

„Du bist nicht glücklich. Das kann ich erkennen. Du hast viel geschafft, seit wir angefangen haben, miteinander zu arbeiten. Das ist etwas, worauf du stolz sein solltest. Was ist wirklich los? Warum willst du nicht mit deinen Eltern nach Hause?“ wollte er wissen.

 

Er konnte spüren, dass etwas nicht mit ihr stimmte.

 

„Weil es bedeutet, dass ich dich nicht mehr sehen kann“ gab Buffy zu. „Ich verstehe nicht, warum ich anfangen muss, zu einem anderen Arzt zu gehen. Das macht keinen Sinn. Du bist mein Arzt“

 

„Ich wünschte auch, dass ich dich weiter sehen könnte. Aber die Krankenhausregeln besagen, wenn ein Patient das Krankenhaus verlässt, beginnt er oder sie den Übergang in die Außenwelt mit einem neuen Arzt“

 

Liam hasste es, sie anzulügen, aber es war eine notwendige Lüge. Als ihr Arzt zu arbeiten, war zu einem Interessenkonflikt für ihn geworden. Auch wenn er externe Patienten haben konnte, würde es unmoralisch sein, Buffy zu behandeln, wenn er sich mit jedem Tag mehr in sie verliebte.

 

„Es ist trotzdem nicht fair“ beschwerte sie sich.

 

„Ich weiß, dass es das nicht ist. Weißt du was? Lass uns etwas ganz anderes machen bei deiner letzten Behandlung. Draußen ist ein schöner, sonniger Tag. Warum gehen wir nicht etwas spazieren?“

 

Ihr Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln.

 

„Das würde ich wirklich gerne. Können wir zu dem Teich dort drüben gehen? Ich wollte da hingehen, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe“

 

Buffy zeigte aus dem Fenster von Liams Büro zu dem kleinen Teich links von der Klinik.

 

„Alles was du willst. Und wir machen es heute ganz zwanglos. Kein Kassettenrecorder und du kannst das Gesprächsthema wählen. Alles unter der Sonne“

 

„Alles, häh?“ dachte sie laut darüber nach, als sie durch den Flur zum Vordereingang gingen.

 

Liam schrieb sie für eine Stunde aus und hielt die Tür für sie auf.

 

„Es ist schön heute, oder?“ fragte er sie.

 

Die Sonnen schien strahlend vom Himmel und die Luft war warm und trocken.

 

Buffy nickte.

 

„Ja, ich bin schon lange nicht mehr draußen gewesen. Es fühlt sich wunderbar an, wieder frische Luft zu atmen. Ich fühle mich lebendig“

 

Ein paar Minuten später erreichten sie den Teich. Er beobachtete Buffy, als sie mit ihren Fingen über die immer noch stille Oberfläche strich und damit das Wasser in Bewegung brachte. Zwei Enten glitten auf dem Wasser entlang, hielten aber Abstand zu dem Doktor und seiner Patientin. Liam konnte nicht anders als über die Natürlichkeit ihrer Bewegung zu lächeln.

 

„Hast du schon eine Idee?“ wollte er wissen. „Worüber sollen wir uns heute unterhalten?“

 

„Uh-huh. Ich will nicht mehr über mich sprechen. Ich denke, mein Gehirn ist genug analysiert worden“ bemerkte Buffy. „Deshalb will ich über dich sprechen“

 

„Mich?“

 

Buffy grinste über seine geschockte Reaktion.

 

„Sicher. Ich durfte das Thema aussuchen, richtig? Und ich will alles über dich wissen. Also spuck es aus, Doc“

 

Sie ließen sich im Schatten eines Baumes in der Nähe nieder.

 

„Ich bin sehr langweilig. Unglücklicherweise gibt es nicht viel zu erzählen“

 

„Das ist mir egal. Ich denke, du bist sehr interessant. Bitte?“

 

Das Betteln in ihrer Stimme brach ihm regelrecht das Herz.

 

„In Ordnung. Aber sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte. Ich bin zweiunddreißig. Mein Geburtstag ist Weihnachten. Was bedeutet, dass ich als Kind total um die Geschenke betrogen wurde. An Weihnachten Geburtstag zu haben ist nichts, was ich einem Kind wünschen würde. Ich habe eine jüngere Schwester namens Kathleen. Aber ich nenne sie Kathy, nur um sie zu ärgern. Sie hasst das, aber sie zu ärgern war schon immer eine Art von Vergnügen für mich. Sie ist zwölf Jahre jünger als ich“

 

„Sie ist fast in meinem Alter“ bemerkte Buffy.

 

„Ja, sie wird später in diesem Jahr einundzwanzig. Sie ist auf der Columbia Universität und studiert Politikwissenschaften. Meine Eltern leben in Santa Barbara, wo mein Dad ein erfolgreicher Kinderarzt ist und meine Mom eine pensionierte Lehrerin“

 

„Bist du darum Arzt geworden? Damit du in die Fußstapfen deines Vaters treten könntest?“ fragte Buffy ihn.

 

Liam dachte einen Moment darüber nach.

 

„Ich habe nie so darüber nachgedacht, aber ja, du hast Recht. Ich denke, ich wollte so sein wie mein Dad. Obwohl er, als er in meinem Alter war, eine Frau und einen siebenjährigen Sohn hatte. Er hat mich, was die Familie angeht, sicherlich geschlagen“

 

Buffy überkreuzte im Geheimen ihre Finger, bevor sie ihre nächste Frage stellte.

 

„Keine Frau oder Freundin für den gutaussehenden Dr. Donnelly?“

 

Er schüttelte seinen Kopf.

 

„Nee. Die letzte ernste Freundin, die hatte, hat sich vor ein paar Monaten von mir getrennt. Emma mochte die viele Zeit nicht, die ich hier verbracht habe“

 

„Sie war der eifersüchtige Typ, was?“ folgerte sie.

 

„Das könnte man sagen“

 

Stille füllte die Luft in sie herum. Niemand wusste, was man daraufhin sagen sollte. Es war fast eine volle Minute vergangen, bevor Buffy wieder etwas sagte.

 

„Ich will nicht wieder da raus gehen, Liam. Ich habe Angst“

 

Er blickte sie an, hypnotisiert von ihre durchdringenden grünen Augen.

 

„Warum? Du hast absolut keinen Grund, Angst zu haben. Die wirkliche Welt hat sich nicht so sehr verändert, seit du hergekommen bist“

 

„Aber ich habe mich verändert. Was, wenn ich da nicht mehr reinpasse? Was, wenn die Leute immer noch denken, dass ich verrückt bin? Oder was, wenn so schwer ist, dass ich versuche, nach Sunnydale zurückzugehen? Was, wenn dies hier nicht echt ist?“

 

Ihre Unterlippe zitterte, während Tränen in ihren Augen brannten.

 

Er legte seine Hand um ihre Kinn.

 

„Du hast da zu viele ‚was wenns‘, Buffy. Du hast einen erstaunlichen Fortschritt gemacht und ich weiß, dass es dir gut gehen wird. Ich weiß, dass du jetzt unsicher bist. Aber ich verspreche, dass sich alles zum Guten entwickeln wird“ versicherte Liam ihr. „Ich würde deine Entlassungspapiere nicht unterschreiben, wenn ich nicht denken würde, dass du bereit bist“

 

Buffy rückte ihr Gesicht näher zu ihm.

 

„Versprochen?“

 

„Versprochen“

 

Das Wort war kaum aus seinem Mund entkommen, als Buffys Lippen sich auf seine senkten. Ihre Handflächen waren flach gegen seine Brust gedrückt, bevor sie zwischen die Knöpfe seines Shirts schlüpften und seine nackte Haut darunter streichelten. Liam fuhr mit seinen Fingern durch ihr schulterlanges, blondes Haar, während seine rechte Hand ihren Rücken massierte. Sie presste sich an ihn. Er konnte ihren Herzschlag durch ihr Shirt fühlen und auch, wie ihr Körper Hitze ausstrahlte.

 

Als der Kuss kurze Zeit später endete, wussten sie nicht, was sie eigentlich sagen sollten. Beide hatten zugestimmt, es nach dem letzten Mal nicht wieder passieren zu lassen.

 

„Es tut mir Leid“ entschuldigte sich Buffy. „Ich will nicht, dass du Ärger bekommst“

 

„Ich weiß, dass du das nicht willst“ erwiderte er.

 

„Nein, warte. Es tut mir nicht Leid. Verdammt, Liam. Kannst du nicht sehen, was hier vorgeht? Fühlst du es nicht? Ich liebe dich“

 

Er blickte zu den Enten, die am Teich entlang glitten und sah ihr absichtlich nicht in die Augen.

 

„Nein, Buffy. Das kannst du nicht“

 

„Doch. Darum will ich hier nicht weg. Denn wenn ich gehe bedeutet das, dass ich dich niemals wieder sehen werde“

 

„Vielleicht wäre das besser für dich. Ich bin da für dich, Buffy. Ich werde immer für dich da sein. Aber nicht so. Es kann nicht sein“

 

‚Und genau darum kann ich nicht mehr dein Arzt sein‘

 

Sie stand auf. Ihre Augen waren glasig von ungeweinten Tränen.

 

„Ich dachte, du fühlst das gleiche wie ich. Sag mir, dass ich mich irre und ich lasse dich alleine. Sag‘s mir, Liam“

 

Er gab keine Antwort.

 

 

 

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