Heart Don't Lie - Big Babies

 

 

Angel hielt inne um zu sehen, was an dem Bild vor ihm so falsch war: der riesige Babybauch. Das liebevolle Händchenhalten.

 

Der Spike.

 

Die einzig logische Erklärung dafür war, dass Buffy durch Gehirnwäsche dazu gebracht worden war, Dämonen auszutragen – und der neben ihr stehende, wasserstoffblonde Idiot trug die Schuld daran.

 

„Hey!", beschwerte sich Buffy, als Spike auf den Rücken geworfen wurde – mit einem knurrenden Angel auf ihm drauf.

 

„Was hast du mit ihr gemacht?“

 

Spike gluckste mehr als eingebildet.

 

„Also wenn du das bis jetzt nicht weißt, Mann…..“

 

Der Schlag traf ihn noch bevor er es verhindern konnte.

 

„Angel!“ Buffy versuchte ihn zu stoppen, aber sie wurden plötzlich zu einem knurrenden Wirrwarr auf dem Boden, das herumrollte und Schläge austauschte. „Spike!“ Oh bei aller Liebe für Testosteron…. „Alle beide!“

 

„Was ist das in ihr drin?", wollte Angel wissen und knallte Spikes Kopf mit jedem Fragezeichen auf den Bürgersteig. „Hacksaw Brut? Drig Dämon? Was?“

 

„Ein winziger Spike", erwiderte dieser unbeschwert. „Es hat sich rausgestellt, dass meine Zeugungskraft die Gesetze der Natur überwindet."

 

„Scheißdreck!“ Jetzt ein Schlag mit jedem Ausrufezeichen. „Sag! Mir! Die! Wahrheit!“

 

„Das ist die Wahrheit, du Blödmann!“ Spike griff Angel am Mantelrevers und zog ihn mit einem Purzelbaum über seinen Kopf. Beide standen dann und er stolperte ein wenig unsicher. „Sieh es ein, sie ist nicht mehr dein Mädchen."

 

Sie blockten sich gegenseitig.

 

„Magie zu benutzen, um sie zu der deinen zu machen, zählt nicht.“

 

„Warum Magie benutzen, wenn man den guten, altmodischen, überwältigenden Se--“ Angel brach ihm regelrecht die Nase, um das ‚x’ zu stoppen. Spike lachte durch den Schmerz, als sie sich trennten und sich wie Wölfe umkreisten. „Eine Menge davon."

 

„Lass mich raten. Dru hatte wieder genug von dir und da du mir immer in den Fußstapfen gefolgt bist, bist du hinter Buffy hergewesen."

 

„Das hast du davon, wenn du die Tür weit offen lässt."

 

Es folgte eine weitere Balgerei auf dem Bürgersteig.

 

Okay, so sexy wie das auch war, erregte es doch zuviel Aufmerksamkeit, und Buffy konnte es nicht riskieren, dass sie ahnungslose Sunnydaler Bürger in Panik versetzten, wenn die beiden ihre Vampirgesichter zeigen würden.

 

Sie schob ihre liederlichen Gedanken an ein nacktes Sandwich mit den beiden zur Seite, riss Spike am Genick hoch und warf ihn auf ein Auto. Das ließ Angel denken, dass sie für einen Moment aus ihrem Zauber erwacht war – bis sie ihn genauso heftig gegen eine Ladenwand aus Stein warf.

 

„Da wir jetzt klargestellt haben, dass ihr beide wirklich sehr weit pinkeln könnt, könnten wir dies bitte wie Erwachsene diskutieren?“

 

„Er hat angefangen", knurrte Spike und leckte sich über seine Wunden.

 

„Buffy", sagte Angel bedächtig. „Hör mir zu. Du weißt nicht, was du da sagst. Du stehst unter einer Art von--“ Er blickte zu der kleinen Menschenmenge, die um sie herumstand. „Einfluss."

 

„Ich stehe unter keiner Art von ‚Einfluss’, Angel. Ich weiß, dass es schwer ist, es sofort zu verstehen, und da waren….Einflüsse beteiligt, aber das hier jetzt ist echt."

 

Er hörte gar nicht zu.

 

„Ich muss dir zugestehen, Spike, ich hätte niemals gedacht, dass du so etwas durchziehen könntest. Du bist immer viel zu sehr ein Idiot gewesen."

 

Sie schoss mit einer Hand nach hinten, um Spike zurückzuhalten.

 

„Das mag sein wie es will--“

 

„Hey!", sagte Spike.

 

„-- aber er ist mein Idiot." Buffy suchte aufrichtigen aber kurzen Blickkontakt mit Angel. „Sieh mal, ich kenne all die Gründe, warum ich ihn wahrscheinlich nicht lieben sollte, aber ich tue es. Und egal was du auch darüber denkst, ich bekomme sein Baby."

 

Spike war so gerührt, dass er nicht einmal grinste. Er nahm ihre Hand und sie tauschten einen süßen Blick aus.

 

‚Ich hätte niemals nach L.A gehen sollen’, dachte Angel. ‚Es hat sie offensichtlich in den Wahnsinn getrieben.’

 

„Vampire machen keine Babys."

 

„Dieser schon."

 

„Spike bitte." Sie begann mit „Es ist eine lange Geschichte."

 

„Wir waren eine Nacht lang Kaninchen", sagte Spike in der Hoffnung, dass Angel damit schneller wieder verschwinden würde.

 

„Oder auch nicht so lange."

 

Glücklicherweise waren ihre Zuschauer weiter gegangen.

 

„Ich denke, das erklärt es", sagte Angel völlig verwirrt.

 

„Also es war ein Zauber. Ich meine, es war nicht beabsichtigt oder so."

 

„Willow hat es wieder vermasselt", warf Spike ein.

 

„Und Xander hat uns in den gleichen Karton gesetzt…“

 

„Richtig, es war genauso viel sein Verschulden."

 

„Und dann war da dieser Vergrößerungs-Zauber-Beutel, richtig?“

 

Sie sah zur Bestätigung zu Spike, als wären sie ein lange verheiratetes Ehepaar.

 

„Nein, die Verbindung kam zuerst. Vor den Hasen denke ich."

 

„Oh ja, die Bondage – ich meine, äh, der Bindungszauber", sagte sie zu Angel. „Also wollten wir wirklich die ganze Zeit zusammen sein."

 

„Aber dann wurde das entfernt."

 

„Richtig, das wurde entfernt und--“

 

„Aber wir wollten immer noch die ganze Zeit zusammen sein."

 

„Ja." Buffy lächelte ihn an und drehte sich dann zu Angel, der nicht sehr erfreut aussah. „Und dann war da der letzte…“

 

Spike stand besonders großspurig mit seinen Daumen in den Gürtelschlaufen da.

 

„Der Letzte."

 

Sie betete darum, dass er nicht mitteilen würde, wie das……losging.

 

„Dadurch wuchs das Baby so schnell wie Speedy Gonzales und es kann jetzt jede Minute kommen. Obwohl ich eigentlich nur – wie weit bin ich?“

 

„Fast acht Wochen, Love."

 

„….fast in der achten Woche bin. Gott, ich kann nicht glauben, dass es weniger als zwei Monate her ist seit der Hasen Nacht."

 

Ihre Finger verschränkten sich miteinander.

 

„Fühlt sich viel länger an."

 

„Nicht zu lange hoffe ich."

 

Er berührte ihr Haar.

 

„Genau richtig, Goldlöckchen."

 

Angel verschränkte seine Arme und versuchte einen Sinn in all diesem Unsinn zu finden.

 

„Das Baby ist menschlich."

 

„Hör mal", sagte Spike und deutete mit einem Daumen auf ihren mittleren Bereich. „Das Herz lügt nicht."

 

Angel hatte den Herzschlag bereits gehört. Sie alle kannten das Geräusch von einem gesunden menschlichen Baby im Mutterleib. Weshalb ihm das alles auch nicht passte.

 

„Die Seele auch nicht. Wo ist deine, William?“

 

„Die flattert immer noch durch den Äther, denke ich. Komisch, dass ich ohne Seele immer noch dem Nektar fernbleiben kann, wenn du dich jedes Mal, wenn du deine verlegst, in einen massakrierenden, aufrührerischen Verrückten verwandelst."

 

„Das ist komisch", sagte dieser bedeutungsvoll und blickte zu Buffy.

 

„Er lügt nicht", sagte sie. „Er lebt jetzt nur von Schweineblut. Zertifiziert durch einen Wahrheitszauber und meinen eigenen beiden Augen."

 

Die Dinge passten immer noch nicht – und vor allem Spike

 

„Und der beste Teil?“ Spike stand besitzergreifend hinter Buffy und schlang seine Arme um sie. „Kein störender Fluch. Richtig Kätzchen?“

 

Buffy befreite sich mit der Bemerkung: „Jetzt ist genug."

 

Spike war nur ein wenig verletzt. Er wusste, er hätte nicht erwarten sollen, dass sie gerne ihr perfektes Glück in das Gesicht von verdammt-wenn-du-es-tust werfen würde, aber sie hätte ihn auch nicht zurechtweisen müssen.

 

„Warum bist du überhaupt hier? Außer dass du die Lebensentscheidungen der Jägerin kritisierst, meine ich."

 

Angel blickte von einem zum anderen. Spike hatte Recht, so sehr er es auch hasste zuzugeben. Er stellte sich aufrecht hin und zog ein Stück Papier aus seiner Tasche.

 

„Cordelia hatte eine Vision."

 

„Cordelia hat Visionen?", fragte Buffy.

 

Er beließ es bei einem „Es ist eine lange Geschichte."

 

„Schön." Sie öffnete den Zettel und deckte eine einfache Zeichnung mit drei Symbolblöcken innerhalb einer angedeuteten dreieckigen Form auf. „Warte mal, das kenne ich. Ich habe es in einem Traum gesehen."

 

Spike drehte die Zeichnung zu ihm.

 

„Was ist das?“

 

„Es ist wie ein…..goldenes plattenartiges Dings…“

 

„Es ist ein Amulett", sagte Angel. „In Cordys Vision war eine Frau, die ein Baby hält und es für eine Art….Ritual vorbereitet." Er sah Buffy scharfsinnig an. „Du versuchst es zu retten und…“

 

„…Und?“

 

„In der Vision? Du schaffst es nicht. Aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Ihre Visionen sollen verhindert werden. So lange wir entsprechend handeln."

 

„Also bist du hier um den Tag zu retten", wurde Spike bewusst. Typisch.

 

„Ich bin hier um zu helfen."

 

„Richtig. Danke für den Tipp, Micky Maus, aber wie du sehen kannst, läuft es ohne dich genauso gut. Buffy hat dieses Amulett in ihrem Traum gesehen, also ist dein Versuch, die Dame in Not zu retten, ein Haufen Unsinn. Lass dich auf deinem Weg nach draußen nicht von dem Sunnydale Schild treffen."

 

„Ich gehe, wenn ich weiß, dass sie sicher ist." Er bemerkte, dass Buffy immer noch auf den Zettel starrte. „Keine Sorge, Buffy. Wir können das stoppen."

 

„Oi! Das darfst du nicht sagen, das ist meine Aussage! Oder hast du das Memo noch nicht gelesen, dass ich hier der führende Mann bin und nicht du!“

 

„Dann fang an dich so zu verhalten", sagte Buffy und Angel warf ihm ein hochmütiges, siegreiches Grinsen zu. „Die Symbole waren nie so klar in meinem Traum. Dieses Amulett ist der Schlüssel, Spike. Ich kann es spüren."

 

Spike atmete geräuschvoll aus.

 

„Schön. Lass uns Oxford anrufen", gab er nach.

 

„Das können wir nicht. Er hat heute Abend sein Date. Ich sage, wir begeben uns in die Buchzentrale." Sie hakte sich mit jeweils einem Arm bei den Jungs ein. „Und schauen mal, ob wir einen Drei--- äh einen Fortschritt machen können."

 

Sie biss sich auf ihre Lippe.

 

Spike hatte ihren Ausrutscher bemerkt und ihre Aufstellung, als sie gingen und machte einen Satz.

 

„Also du kleine Hormonbombe…Nimm deine Hände von ihm." Er schob sie zur Seite und nahm selbst die Mitte ein. „Wir tun das nicht, okay?“

 

Angel und Spike tauschten einen heimlichen Blick aus…. Nicht mehr.

 

 

*****

 

 

„Ich kann mir nicht vorstellen, was damit passiert ist", sagte Giles und inspizierte den Rostbraten. „Es ist, als wäre er ausgetrocknet." Er zuckte mit den Achseln und sah zu Sanvi, die mit einem Weinglas in der Hand gegen den Esstisch gelehnt stand. „Nun, es gibt nichts, was ein wenig Worcestershire Sauce nicht in Ordnung bringen kann."

 

Lamashtu durchsuchte Sanvis Erinnerungen und erwiderte: „Wenn ich nur nicht so schrecklich allergisch dagegen wäre."

 

„Ja natürlich. Das habe ich vergessen." Er lächelte, davon überzeugt, dass Spike sich geirrt hatte – das war die Sanvi, die er gekannt und geliebt hatte. „Ich komme mir deswegen schrecklich vor. Ich weiß nicht, wie ich so die Zeit vergessen konnte."

 

„Oh Rupert wirklich. Ich weiß, wie sehr du dich von etwas vereinnahmen lassen kannst. Ich bin genauso, weißt du nicht mehr? Was war es? Ein Durchbruch im Fall der Jägerin?“

 

Giles zündete die Flamme an.

 

„Wir haben doch vereinbart, heute Abend nicht darüber zu sprechen."

 

„Was soll ich sagen? Du hast mein Interesse erregt."

 

„Nun….Ein Durchbruch ja, doch nicht direkt in Buffys Fall."

 

„Oh?“

 

Sie konnte es fühlen, irgendwo im Appartement verborgen. Aber wo?

 

„Wenn ich Recht habe, würde es den Kern des Dämonenmythos zerstören, wie wir ihn kennen. Klingt verrückt, ich weiß, und auch noch wegen einem Vorschlag von Spike. Es hat sich herausgestellt, dass er nach allem an etwas dran war."

 

„Spike hat die Intuition einer Frau." Sie nahm einen Schluck von ihrem Merlot und bemerkte seine Verwirrung. „Hat Buffy mir erzählt."

 

„Ich…Nun ich habe nie darüber nachgedacht, aber vielleicht hat er das."

 

„Bitte fahre fort. Außer du willst es mit niemandem teilen."

 

„Nein, das würde ich sehr gerne. Es ist nur…..Es geht um Lilith." Er suchte in ihrem Gesicht nach Hinweisen, aber sie verzog keine Miene. „Ich glaube nun, dass sie das erste weibliche Wesen war. Und ich denke, ich habe entdeckt, dass das ‚Lied der Lilim’ eigentlich eine verschönerte Interpretation der Wahrheit ist."

 

„Interessant", sagte sie. „So etwas könnte dich wieder in den Rat bringen."

 

„Ja also." War sein Verlangen so durchsichtig? „Wenn meine Theorie korrekt ist."

 

„Das würde ich nicht bezweifeln." Sie stellte ihr Weinglas ab. „Versuchs mal bei mir."

 

Er musste zugeben, dass es ihn erregte, wieder mit einer Kollegin zu sprechen.

 

„Sie war nicht einfach nur die erste Frau, sondern auch der erste Dämon, der auf dieser Erde existierte. Ein Gott unter den Dämonen, wenn du so willst." Er stellte den Braten in den Ofen und piekste hinein. „Es war ihr Blut, das durch Jahrhunderte weitergegeben wurde, verdünnt von Erbe zu Erbe. Irgendwann wurde sie verbannt wie all die anderen alten Wesen, verflucht dazu, die Erde als Mischling zu berühren oder….durch die Inbesitznahme eines Körpers."

 

Als er den Ofen schloss fühlte er sie direkt hinter sich.

 

„Gut geraten."

 

Oh lieber Gott.

 

Giles stand sehr still und erinnerte sich an einen alten Ratswitz: ‚Wie spricht man dämonisch? Sehr vorsichtig.’

 

„Und das weißt du, weil du…“

 

„Sie bin." Sie trat nach vorne, ihre Vorderseite berührte fast seinen Rücken. „Die ‚Königin der Nacht’, die ‚finstere Mutter alles Kreationen’, ‚Lilith’. Aber ich höre nicht auf den Namen meiner Unterdrücker, ich antworte nur auf den Namen, den ich mir selbst gegeben habe."

 

„Lamashtu", flüsterte er und es schlängelte sich wieder als Nebel in die Luft. „Du hast Sanvis Körper schon zuvor benutzt."

 

„Ja."

 

„W…“

 

„Wie ich das mache, ohne sie in Konfetti zu zerreißen wenn ich fertig bin? Sie ist eine Ausnahme, wie ihre Mutter und deren Mutter zuvor. Oder hast du so weit noch nicht auf deiner Schrifttafel gelesen?“

 

Sanvi? Auf der Schrifttafel?

 

Er wirbelte schnell mit der Fleischgabel in der Hand zu ihr herum und klapperte dabei gegen den Ofen.

 

„Das ist nicht mehr deine Welt." Er trat seitwärts vorbei und zog sich von ihrer drohenden Gegenwart zurück. „Es wird niemals wieder deine Welt sein."

 

„Und das ist es, wo du dich irrst, Rupert. Ich will diese Welt nicht." Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, griff sie nach einem kleinen Spiegel an den Wand, zerbrach ihn und benutzte einen scharfen Splitter, um seine Hemdsknöpfe abzuschneiden. „Ich will eine neue beginnen."

 

„Das ist….“ Er ließ die Fleischgabel fallen, als seine Hand ihr Gefühl verlor. „z-ziemlich ehrgeizig…“

 

„Sag mir…“ Sie berührte seine Wange und strich mit dem Splitter weiter an seinem Körper hinab, woraufhin er aus Angst und Erregung zu zittern begann. „Bist du schon zu dem Teil gekommen, in dem steht, dass ich alleine die Quelle aller Kräfte der Jägerin bin? Dass ich durch deine Art brutal gefangen gehalten, ausgesaugt wurde, bis ich, das letzte Vollblut auf der Erde, mit meiner eigenen Essenz besiegt wurde?“

 

Nein, er konnte nicht sagen, dass er so weit gekommen war…

 

„Dummer Wächter. Warum denkst du, dass Jägerinnen nur weiblich sein können? Kein menschlicher Mann könnte die volle Kraft des Geistes der ersten Frau überleben. Männer sind so schwach. So zerbrechlich. So leicht zu verderben…“

 

„Warum erzählst du mir das alles?", fragte er mit weit aufgerissenen Augen.

 

„Wissen ist dein Aphrodisiakum, nicht wahr?“ Sie bewegte sich zu seinem Ohr und flüsterte verführerisch: „Würdest du gerne das erste Geheimnis der Schrifttafel erfahren?“

 

Zu seinem Erstaunen ertönte das geräuschlose Wispern als ein Flüstern von seinen Lippen:

 

„Es ist nicht nur eine Aufzählung von Dingen aus der Vergangenheit. Es ist eine Prophezeiung."

 

„Ich bete euch Wächter Jungs einfach an." Sie schob seine Brille runter. „So verdammt intelligent." Die gefährliche Scherbe machte sich auf den Weg zu seiner Gürtelschnalle.

 

„M-mach einfach weiter und beende es. Ich habe keine Angst zu sterben."

 

Sie lachte.

 

„Was lässt dich denken, dass ich dich töten will?“

 

„Ich keine deinen Plan", sagte er und alles machte klick. „Ich weiß, wie man dich stoppen kann."

 

„Oh Rupert. Ich werde dich nicht töten. Ich werde dich ficken." Sie schnitt durch seine Gürtelschlaufen, warf dann den Spiegelsplitter über ihre Schulter und riss seinen Gürtel heraus. „Und wenn alles vorbei ist, wirst du dich an nichts erinnern."

 

„Richtig- oh", sagte er, als er zu Boden glitt. „Fair genug."

 

 

*****

 

 

„Cordelia hat Visionen?", fragten Xander und Willow gleichzeitig; dann fügte Xander noch hinzu: „Meine Cordelia?“

 

„Ja", sagte Angel.

 

„Hat sie jemals, ich weiß nicht,… mich erwähnt?“

 

„Nein."

 

„Gut. Dann ist es ausgeglichen."

 

„Außer die beiden Male, als du sie eben erwähnt hast", fühlte Spike sich verpflichtet hinzuweisen.

 

„Weißt du, Buffy, ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde", meinte Xander, „aber ich denke, dass Angel der bessere Mann für dich ist. Redet nicht viel, behält es für sich, ist selten nackt….“

 

„Xander", brachte ihn Willow zum schweigen.

 

„Whoo", sagte Buffy und zog ihren Stuhl an den Bibliothekstisch. „Hier im Zimmer wimmelt es ja von Liebe zwischen den Jungs." Alle sahen sie an. „Nicht auf eine schwule Art." Sie erinnerte sich an Willow. „Nicht dass an der schwulen…Art etwas schlecht ist….also schaut mal her, darum geht’s jetzt." Sie zeigte ihnen das Bild. „Amulett, trianglisch, gold, diese Symbole sind umrandet."

 

„Hmmm. Das könnte Akkadisch sein", sagte Willow. „Oder Babylonisch? Ich weiß nicht, vielleicht brauchen wir--“

 

„Hey, Kriegerbindungsdings von Babylon! Ich habe das gefunden. Ich." Xander wurde klar, dass er nichts mehr zu sagen hatte. „Plapper weiter, Will."

 

„Giles, wollte ich gerade sagen."

 

„Oh lasst den armen Kerl doch einmal im Leben einen richtigen Fick haben."

 

Die jungen Leute am Tisch verzogen ihr Gesicht.

 

„Es ist nur, dass er der Sprachenexperte ist. Aber vielleicht gibt es einen Zauber, den ich machen könnte…“

 

„Keine Zauberei an diesem Tisch", befahl Spike. „Oder irgendwo in der Nähe meines Babys."

 

„Schön Mr….Typ-Ohne-Vertrauen", ereiferte sich Willow und öffnete ihre Computer. „Ich wette, mein super-duper Text Transcoder kann es sowieso lösen."

 

‚Genau wie in alten Zeiten’, dachte Buffy in einem Anfall von Sentimentalität.

 

„Habe ich schon erwähnt, wie froh ich bin, dass ihr hier seid."

 

„Ah, ich hatte nichts besseres zu tun", sagte Xander mit einem Winken seiner Hand. „Anya ist sauer auf mich, weil ich meinen zweiten Job in einer Woche verloren habe. Sie denkt, es ist an der Zeit, dass wir zum Wohl der Kinder einen Hausstand gründen."

 

„Habt ihr nicht erst ungefähr letzten Dienstag angefangen euch zu treffen?“

 

„Versuch ihr das zu sagen."

 

„Also ich persönlich bevorzuge die Recherche den heiklen Liebesdingen", sagte Willow und schloss ihren Scanner an. „Es fühlt sich nett an, wieder ein Scooby zu sein, nicht wahr Xander? Nur wir Drei?“

 

„Äh hallo?", meinte Spike und hob einen Finger.

 

„… Und Spike und Angel?“

 

„Wegen mir musst du ihn nicht erwähnen."

 

„Angel?“ Er lauerte ruhelos in der Nähe des Büros, als Buffy seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Bist du okay?“

 

„Kann ich eine Minute mit dir sprechen?", fragte er.

 

„Sicher", sagte Buffy. Und bevor Spike noch argumentieren konnte, zeigte sie auf ihn. „Bleib. Und sei brav….oder keine Kekse." In sein Ohr flüsterte sie aber: „Und keine Milch."

 

Er rollte unwillkürlich mit den Augen und ließ sie gehen.

 

„Unterm Pantoffel", hustete Xander in seine Faust, als Buffy außer Hörweite war.

 

 

*****

 

 

Buffy schloss die Bürotür hinter sich.

 

„Also….", sagte sie und ließ ein paar Sekunden verstreichen. „Worüber wolltest du mit mir sprechen?“

 

Blicke trafen sich, sie lachten angespannt.

 

Er rieb seine Hände aneinander, setzte sich auf die Couch und seufzte.

 

„Es tut mir Leid", sagte sie und setzte sich auf den Drehstuhl. „Ich wünschte, du…ich weiß nicht, hättest zuerst angerufen? Dann hättest du gewarnt werden können."

 

„Und du denkst, das hätte geholfen?“

 

„Nein. Ich wollte nur nicht, dass du es auf diese Art und Weise herausfindest."

 

„Ja", sagte er.

 

„Ich weiß", sagte sie und ließ ihren Stuhl drehen. „Ich kann sie super auswählen."

 

„Es ist nur--“ Er setzte sich näher zu ihr. „Er ist kein kuscheliges Kaninchen, Buffy. Ich habe mit ihm gejagt. Ich habe gesehen, zu was er fähig ist."

 

„Ich bin kein Idiot, Angel. Das habe ich auch gesehen. Aber er hat sich verändert."

 

„Ohne Seele? Das macht keinen Sinn!“

 

„Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll! Irgendwie kann er sich ohne Seele kontrollieren. Nur weil du das nicht kannst--“ Sie unterbrach sich selbst und sah nach unten. „Es tut mir Leid. Das war nicht richtig."

 

Er schüttelte seinen Kopf und lehnte sich vor.

 

„Wir können uns alle für eine Weile kontrollieren. Ein paar Monate lügen in Erwartung auf den allergrößten Fang? Das ist nichts. Wir haben das alle gemacht."

 

Sie starrte ihn an.

 

„Aber….der Wahrheitszauber. Da war ein Wahrheitszauber."

 

„Bist du sicher, dass er geklappt hat? Ich meine, du hast gesagt, dass sie euch in Kaninchen verwandelt hat."

 

Buffys sorgfältig aufgebauter Glauben begann in seinen Grundfesten zu wackeln. Er hatte Recht. Was wenn Willows Wahrheitszauber überhaupt nicht geklappt hatte. Oder wenn Spike eine Methode benutzt hatte, um dem ganzen auszuweichen? Was wenn Spike seit dem ersten Tag nur mit ihr gespielt hatte?

 

Nein. Sie riss sich aus der Spirale des Zweifels, die sich offensichtlich aufgrund der Hormone, ihren restlichen Gefühlen für ihren Ex sowie seinen überaus beschützenden guten Absichten gebildet hatten. Auf keinen Fall.

 

„Einmal." Angel senkte seine Stimme. „Habe ich Spike dabei beobachtet, wie er einen Säugling aus den Armen seiner Mutter gerissen hat, ihn auf die Krücke seines Vaters gespießt hat und in dessen Schädel gebissen hat, als wäre er ein kandierter Apfel. Er reichte ihn zurück mit der Bemerkung, dass noch Salz fehlen würde."

 

Entsetzt drehte sich Buffy der Magen um.

 

„Sieh mal, ich versuche nicht dir zu sagen, wie du dein Leben leben sollst. Aber du bist in Gefahr und du weißt nicht wirklich, wer hinter all dem steckt." Ihre Blicke trafen sich. „Frag dich selbst, kannst du ihm wirklich vertrauen?“

 

Buffy sah ihn an und fragte sich all das erneut. Kann ich?

 

„Eureka!", kam Willows Stimme aus dem Hauptraum und Buffy hieß die Ablenkung willkommen.

 

 

*****

 

 

„Wir haben die Zeichnung unten untersucht", sagte Willow, drehte das eingescannte Bild und hob ein Symbol hervor. „Seht ihr, jetzt könnt ihr deutlich sehen, dass es frühes Sumerisch ist. W-wenn ihr ich wärt“

 

„Wer ist jetzt der Sprachenexperte?“ Xander klatschte sie mit der Hand ab. „Iss dein Herz, Giles."

 

Bei der Formulierung dieses Satzes, runzelte Buffy wegen dem Bild die Stirn.

 

„Und?", fragte Spike. „Was steht da?“

 

„Also so weit bin ich noch nicht. Dafür müsst ihr mir ein paar Stunden geben." Geflüstert fügte sie hinzu: „Oder zehn Minuten für einen Zauberspruch…“

 

„Okay ein paar Stunden dann."

 

Buffy nahm den Zettel. Ein banges Gefühl breitete sich in ihr aus.

 

„Mach den Zauber."

 

„Warum?“ Spike schoss hoch und seine Hand wanderte zu ihrem Bauch. „Geht es los? Jemand soll einen Notarzt rufen."

 

Sie schüttelte ihren Kopf.

 

„Das ist keine Triangel, Spike." Sie schlug das Papier gegen seine Brust. „Es ist ein Herz."

 

 

*****

 

 

„Was habe ich gesagt? Lilims, es sind die verdammten Lilims hinter dem Kleinen her. ‚Nein’ sagt er. ‚So etwas gibt es nicht. Lilith ist der verdammte Osterhase und meine Doktor-Freundin ist eine verdammte Heilige!’ Was sind schon ein paar Träume, in denen sieben Baby Herzen gegessen werden?“

 

„Spike, wenn du nicht damit aufhörst, dann werfe ich dich aus dem Auto", sagte Buffy.

 

„Das könnte schwer werden vom Rücksitz", bemerkte er über seine Schulter.

 

„Ich mach es", meldete sich Angel, der fuhr, freiwillig.

 

„Ja, du liebst das, nicht wahr? Mit deinem grüblerischen ‚ich bin nur hier um zu helfen’ Mist zwischen Buffy und mich zu kommen."

 

„Ich bin nur hier um zu helfen."

 

„Schwachsinn."

 

„Spike, sein Schwa....‚ kommt mir nicht zwi…schen….Oh Gott. Sind wir jetzt da?“

 

 

*****

 

 

„Okay, ich denke dieses hier könnte bedeuten ‚'Der kleine tapfere mit den Haaren aus Felsbrocken'’."

 

„Felsenhaare?“ Xander dachte darüber nach. „Klingt, als wäre das schwer zu schaffen."

 

„Oh", grummelte sie. „Ich wünschte Tara würde endlich kommen, damit wir den Zauber machen können."

 

„Hey", sagte Xander und blickte von seinem Buch zu der Zeichnung, schneller und immer schneller. „Hey, hey! Ist das….Es ist! Oh ich denke ich... Felsbrocken!“

 

„Du hast es gefunden?“ Er hielt es in ihre Richtung und sie sah drauf. „Gut gemacht, Xander! Und guck mal, lateinische Erklärungen. Das kann ich! Sieh mal, ‚bulla aurea‘, das bedeutet goldenes Amulett--“

 

„Äh…Will?“

 

„’Orbusum’…’orbusum’…“

 

„Will!“

 

Da bemerkte sie dann die zwei Dutzend Winiquas, die aus dem Lager der Bibliothek auftauchten.

 

 

*****

 

 

„Spike, komm da runter!", zischte Buffy verlegen. „Sie könnten…du weißt schon!“

 

„Kein Glück", sagte Spike, als er durch Giles Fenster auf der zweiten Etage blickte. „Er ist alleine. Sieht tot aus."

 

„Was?!“

 

„Oh nein, tut mir Leid. Er atmet."

 

Buffy schnaubte und rollte in Angels Richtung mit ihren Augen.

 

„Schläft mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Kein Wunder, dass er die Tür nicht hören kann. Succu-Doc hat es ihm richtig besorgt."

 

„Wir wissen nicht, ob sie eine….Succu-Doc ist. Oder dass es ihm ‚besorgt’ wurde." Buffy eilte zu der Wand und flüsterte: „Würdest du bitte runterkommen, damit wir wie normale Menschen einbrechen können?“

 

Sie drehte sich genau zu dem Zeitpunkt um, als Angel von drei Winiquas zu Boden gerissen wurde.

 

„Angel!“

 

„Angel!", spöttelte Spike mit hoher Stimme, als er runter sprang und sich zu dem Tumult gesellte. „Möge es der Himmel verbieten, dass jemand deinem kostbaren verweichlichten Frisurenfreak etwas antut!“

 

Buffy!“ Die Stimme kam aus ihrem Kopf, klar wie eine Phantomglocke.

 

„Was?", fragte Buffy, die sich durch die Verwirrung nicht mehr bewegte. „Wer hat...?“

 

„Es steht dir frei, jederzeit hier mitzumachen", sagte Angel, der einige Dämonen alleine bekämpfte.

 

„Ja, wenn einer auf mich losgeht, dann mach ich mit, okay?“

 

Spike lachte. Dutzende Winiquas griffen Angel an. Keiner von ihnen wollte etwas von Buffy oder Spike. Mann, waren die dämlich.

 

„Hier ist Tara", sagte die Stimme in Buffys Kopf. „Willow ist in Schwierigkeiten."

 

 

 

 

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