Heart Don't Lie - Labor Pains

 

 

“Das ist alles falsch", stellte Buffy fest, die sich mitten in einer heftigen Wehe befand und deren schweißbedeckte Stirn gefährlich kurz davor war, von der einzigen anderen Person im Raum gestreichelt zu werden. “Ich kann das nicht."

 

“Doch du kannst", versicherte Angel ihr. “Ich bin für dich da."

 

Genau ihr Standpunkt.

 

“Danke, aber könntest du das nicht?”

 

“Oh, okay." Er setzte sich auf, überlegte es sich dann aber anders. “Sobald Giles zurückkommt."

 

Die Wehe ließ nach und als sie schließlich wieder ohne die ganze Atmerei sprechen konnte, sagte sie:

 

“Ich bin keine Porzellanpuppe, Angel."

 

“Ich habe nie gesagt, dass du eine wärst."

 

“Sieh mal, ich weiß, dass ich in Cordys Vision gestorben bin….” Von seiner offensichtlichen Überraschung abgelenkt, sagte sie. “Warum solltest du sonst ohne einen Anruf hereilen?”

 

“Ich würde--” Er gab auf. “Ja."

 

“Ich kann dir nicht vorwerfen, dass du mich beschützen willst. Ich würde das gleiche für dich tun." Als ihr klar wurde, dass sie immer noch seinen Arm umklammerte, ließ sie ihn los. “Und es hilft nicht gerade, dass ich jedes Mal wieder fünfzehn werde, wenn du in der Gegend bist. ‚Angel wird alles besser machen’."

 

Mit zusammengezogenen Brauen starrte er blicklos zu Boden.

 

“Aber wir beide wissen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann", sagte sie. “Und alles, was die heutige wähle-dein-eigenes-Abenteuer-Vision bewiesen hat, ist, dass niemand weiß, wie es endet. Götter, Propheten, die Mächte der Ewigkeit…sie hoffen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen, aber die Zukunft liegt immer noch in unseren Händen."

 

“Und deine Zukunft ist mit ihm?”

 

Ihre Blicke trafen sich und sie sah weg.

 

Angel ging zum Fenster.

 

“Er könnte im Moment da draußen Amok laufen."

 

“Er könnte im Moment auf halbem Weg nach Mexiko sein", bemerkte sie. “Um Drusilla mit einem Strauß Babyherzen zurückzugewinnen! Angel, beim Gedanken daran, was Spike tun ‚könnte’, werde ich so wütend und so ängstlich, dass ich…” Sie atmete stockend aus und kam dann zum Punkt. “Aber ich würde lieber für den Rest meines Lebens alleine sein, als dich auf den Platz des Zweitbesten zu zwingen. Du bist zu gut, um nur der Trostpreis von jemandem zu sein."

 

Er wollte etwas Gedankenvolles sagen, aber alles was raus kam, war ein ungläubiges “Zweitbester?”

 

Entschuldigend versuchte sie zu erklären:

 

“Er ist wie ein…ein Virus. Ein fleischfressender, lebensgefährlicher Virus, der in dein System geht und niemals wieder verschwindet. Wie die Tollwut oder Ebola oder das Ding, das all die Vögel tötet und…” Ihre Augen wurden feucht. “Ich wünschte wirklich, er wäre hier."

 

“Häh", versuchte er immer noch perplex. “Also nicht einmal, wenn ich auf wundersame Weise wieder ein Mensch würde?”

 

“Also", dachte sie laut nach. “Ich würde vielleicht nicht nein sagen zu einem Moment des perfekten Glücks, aber…”

 

Er grinste schüchtern.

 

“…das wäre alles." Sie errötete. “Es tut mir Leid. Das sind die Hormone. Deshalb solltest du gehen."

 

Mit einem nüchternen Nicken nahm er ihre Hand und beugte sich nach unten, um sie zärtlich auf die Stirn zu küssen.

 

“Ich rufe dich in der Sekunde an, in der mein Herz anfängt zu schlagen."

 

Sie lachte.

 

“Hier bist du!” Joyce stürmte herein und brachte die Ex-Geliebten auseinander. “Ich habe dir Klamotten zum Wechseln gebracht, deine Hausaufgaben, jede Zeitschrift auf dem Stand und sieh mal!” Sie hielt eine kleine Tüte Gummibärchen hoch. “Frühstück."

 

Buffy lächelte.

 

“Danke Mom."

 

“Wo ist die Ärztin?”

 

“Sie ist unterwegs."

 

“Wo ist Spike?”

 

Unbehagliches Schweigen.

 

“Ich bin draußen", sagte Angel.

 

 

*****

 

 

“Das ist alles falsch." Spike stolperte eine Gasse entlang und kollidierte mit einem Müllcontainer. Er war nicht mehr sicher, wo er war. “Das ist….Was….?”

 

Der Schmerz war plötzlich nicht mehr brennend, sondern unerträglich, als wäre sein Blut mit Säure ersetzt worden….und wurde seine Haut blau?

 

Das war keine Standard Kugel, kein Betäubungsschuss, kein Pfeil mit mystischem Gift, gegen das man mit einem kleinen Biss am Hals der Jägerin Abhilfe schaffen konnte.

 

Das war Wissenschaft. Und nichts war verängstigender als das.

 

Entschlossen es rauszuholen, biss er seine Zähne zusammen und stocherte in dem Loch in seiner Brust.

 

Es fühlte sich an wie eine winzige Metallkrake, die durch einige Zinken an Ort und Stelle gehalten wurde. In der Annahme, dass der Schmerz nicht schlimmer werden konnte, zog er an einem.

 

“Bloody HELL!”

 

Spike stürzte rückwärts zu Boden, zitternd und mit einer Hand auf seinem blutenden Herz.

 

Das kann nicht das Ende sein.

 

“Ich sollte für sie sterben!", schrie er verzweifelt in den schwarzen Himmel. “Blöde, verlogene Götter mit ihren falschen Visionen. Aber sie wird ihn jetzt nicht bekommen, nicht wahr? Sie werden alle brennen, weil ich ihre nutzlosen Hintern nicht retten werde. Verdammt gut, dass ich sie alle los bin!”

 

“WaaaaaAAAAH!”

 

Er brauchte einen Moment, um das Geräusch zu registrieren: ein weinendes Baby in einem Appartement gegenüber der Gasse.

 

Er blinzelte, da die Sicht verwischt war.

 

“Hey Kleines! Habe ich dich geweckt?”

 

Eine Atempause, dann heulte es wieder.

 

“Shh shhh shhh! Warte, warte, ich habe ein Schlaflied für dich!” Er dachte eine Sekunde nach, dann brüllte er mutig: "Here comes Peter Cottontail, hopping down to Sunnydale! Hippity hoppity, evil's on its way!"

 

Das Baby schrie lauter.

 

“Du hast Recht, du hast Recht, das ist ein blödes Lied." Er hustete und ignorierte den Schmerz, der damit einherging. “Ich kenne bessere. Wie, äh….Oh! Erinnerst du dich an das!” Er benutzte den Müllcontainer als Schlagzeug und sang falsch drauf los: "Death or glory-y-y! Becomes just another storyyy! Death or glor--"

 

“HALT VERDAMMT NOCH MAL DIE KLAPPE, ARSCHLOCH!", schrie ein Mann von einem anderen Fenster.

 

“Och, verschwinde! Ich singe meinem verdammten Baby ein verfluchtes Schlaflied!”

 

Dein Baby", kam trällernd Drusillas Stimme. “Es ist nicht dein verdammtes Baby."

 

 

*****

 

 

“Wenn es nicht seins ist, von wem ist es dann?", wollte Joyce wissen. “Was für eine Art Dämon kann ein Baby machen? Was ist es, das du mir nicht sagst?”

 

“Nichts", log Buffy, die unwillig war, die ganze Bandbreite der Gefahr bekannt zu geben. “Das ist alles, was ich weiß."

 

“Also du bist sicher und Willow ist okay. Und das ist das wichtigste."

 

“Noch ein bisschen mehr Blut und sie wäre nicht okay." Sie schloss ihre Augen und frische Tränen bildeten sich. “Ich dachte nicht, dass er das in sich hatte."

 

Joyce setzte sich neben sie und seufzte.

 

“Ich kann nicht sagen, dass ich überrascht bin."

 

“Mom, ich muss jetzt nicht die ‚Männer sind Abschaum, Vampire noch mehr’ Rede hören--”

 

“Er ist ein emotionales Wrack, seit Angel hergekommen ist."

 

Buffy blinzelte ihre Mutter an.

 

“Häh?”

 

“Und ohne jeden Rückhalt von dir…”

 

“Meinst du jetzt, dass ich ihn dazu gebracht habe zu trinken?”

 

“Natürlich nicht. Alles was ich sage, ist, denk darüber nach, wie abgewiesen er sich gefühlt hat. Wie erschrocken er war, alles zu verlieren was er hatte." Sie bemerkte, dass Buffy darüber nachdachte. “Der letzte Schritt war vielleicht kein Unfall. Vielleicht hat er nur die Grenzen deines Vertrauens getestet."

 

“Tests funktionieren bei mir nicht gut. Und er weiß, dass ich kein Pardon kenne, wenn man meine Freunde verletzt!”

 

“Wirklich?”

 

Ihre Mutter hatte Recht. Sie hatte Angel seine vergangenen Ausschreitungen vergeben. Warum legte sie bei Spike, einem Vampir, der ohne Seele fast schon ein Muster-Bürger war, die Latte noch höher an?

 

Es wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie die vergangenen vierundzwanzig Stunden damit verbracht hatte, Angel etwas zu beweisen, nicht Spike – sie hatte einfach angenommen, dass seine sklavische Ergebenheit nicht nachlassen würde. Und sobald Angel weg war und zufrieden darüber war, dass sie keinen schweren Fehler machte, würden sie genau da weitermachen, wo sie aufgehört hatten.

 

Aber wie konnte sie das von jemandem erwarten, der plötzlich akzeptieren musste, dass sein lebenslanger Rivale immer noch eine Bedrohung war; dass das Baby, dem er sein Herz geschenkt hatte, nicht seins war; und dass seine strahlende Zukunft darin lag, sich selbst zu opfern, damit seine Freundin ihr Glück mit einem anderen Mann finden konnte?

 

Schuldbewusst erinnerte sich an ihren Quickie im Badezimmer, wo sie seine ganze Anbetung in sich aufgesaugt, ihm aber nichts davon zurückgegeben hatte – noch nicht einmal, als er darum gebeten hatte.

 

“Selbst wenn es nicht so wäre", sagte sie. “Ich wüsste nicht, wie ich die Dinge wieder geradebiegen könnte."

 

“Hör auf, in allem einen Sinn zu sehen", riet Joyce ihr. “Tief innen drin vertraust du ihm, das weiß ich. Wenn er das sieht, dann bringst du es wieder in Ordnung."

 

“Seit wann vertraust du Spike?”

 

Sie blickte sie ruhig an.

 

“Wir sprechen über deine Gefühle, nicht meine."

 

“Warum sagst du mir das dann?”

 

“Weil er derjenige ist, den du willst." Sie legte eine Hand auf Buffys Bauch. “Das ist eine Mom-Sache. Du wirst das in ein paar Stunden verstehen."

 

 

*****

 

 

“Dru?” Spike versuchte sich zu konzentrieren, als sie auf seinen nach vorne übergeneigten Körper krabbelte. “Drusilla? Was machst--”

 

“Shh." Sie legte einen langen Fingernagel auf seine Lippen und wanderte damit dann zu einer Brust hinunter, während sie gönnerhaft mit der Zunge schnalzte. “Armes kleines Ding. Der auf ihn gerichtete goldene Pfeil der Liebe hätte fliehen sollen, nicht der schwarze Pfeil des Todes, der ihn tötet.”

 

Eine Träne lief an seiner Schläfe hinab.

 

“Hilf mir, Dru. Bitte hilf mir."

 

“Aber du bist ein so ungezogener Junge gewesen." Die Augen verdunkelten sich und sie stieß ihre messerscharfe Kralle in das Loch in seiner Brust und wuselte darin herum. “Machte ein kleine Häschen mit der Jägerin und nun ist es weg und hat dein Herz verschlungen."

 

“Ich konnte nicht anders." Der Schmerz wurde zu einem merkwürdig tröstenden Gefühl, als er aus jedem Nervenende seines Körper herausströmte. “Sie hat mich schwach gemacht."

 

“Das ist okay, mein Liebster. Ich bin der glänzende schwarze Star, gekommen, um dich wegzutragen."

 

Er suchte in ihrem Gesicht.

 

“Du hattest immer schon Flügel, nicht wahr?”

 

“Große, große Flügel, um uns weit weg von hier zu fliegen, wo keine magische Sonne uns finden wird."

 

“Ich muss das Baby zuerst sehen. Ich muss ihr einen Namen geben."

 

“Shh, sie beobachten uns." Sie küsste ihn aufs Ohr und warnte: “Du darfst nicht bleiben. Sie werden dich zu ihr bringen und dich zu einem von ihnen machen."

 

Ihre Stimme und ihr Körper wurde zu Buffys.

 

“Einen von uns."

 

“Buffy." Er berührte ihr flachsfarbenes Haar, ihren Nacken. “Oh Buffy. Gott sein Dank bist du es. Wie hast du mich gefunden?”

 

Sie setzte sich auf und hob seine Hände zu ihren nackten Brüsten.

 

“Ich habe dich im Spiegel gesehen."

 

Er beobachtete sie, als sie seine wachsende Erregung bestieg und bemerkte, dass etwas anders an ihr war: ihr Körper war schlank, hatte wieder Buffy-Größe.

 

“Wo ist das Baby?”

 

“Es gab nie ein Baby, Spike. Das ist alles ein Test gewesen. Wir testen dich, um zu sehen, ob du hast was benötigt wird."

 

Er runzelte die Stirn.

 

“Bin ich durchgefallen?”

 

Sie öffnete ihre Hand und zeigte das Amulett. Sie ließ es über seine Wunde baumeln, die auf wundersame Weise geheilt war und sagte:

 

“Das hängt alles davon ab, was du als nächstes machst."

 

“Was…” Er hielt ihre kreisenden Hüften. “Was mache ich als nächstes?”

 

“Hör erst einmal auf, dir selbst Leid zu tun. Dann komm und triff dich vor dem Krankenhaus mit mir." Sie drückte das Amulett auf seine Brust und beugte sich dann nach unten, um mit ihren Lippen über seine zu streifen. “Wir werden heute Nacht Geschichte machen, Reinherz. Wir werden alles verändern."

 

Ihre letzten Worte hallten von den Wänden der Gasse. Sie verschwand und sie ließ ihn alleine und hart zurück. Überall.

 

Wann setzte die Paralyse ein?

 

Die Wunde war natürlich immer noch da. Er halluzinierte und er starb.

 

“Buffy…”

 

Nur Sekunden, bevor die Welt um ihn schwarz wurde, spürte Spike, dass sich ihm jemand näherte. Ein, zwei, drei Paar Schritte? Vier?

 

Die Fußsoldaten des Todes waren gekommen um ihn wegzuzerren.

 

 

*****

 

 

Etwas stimmte nicht.

 

Der erste Hinweis war das zerbrochene Glas, das überall auf dem Hof verteilt war. Der zweite war die Radkappe des klassischen Plymouth, der im Beet vor Giles Tür lag…. und als Oz klopfte, gab die Tür nach, so als wäre sie aufgebrochen worden.

 

Leise hob er die Radkappe hoch und wagte sich in das Appartement. Innen war es noch schlimmer: Möbel waren umgeworfen, Bücher überall verteilt. Als hätte es einen Kampf gegeben.

 

“Giles?", rief er und erschrak, da das Telefon als Antwort klingelte.

 

Sein Wunsch nach Klärung hatte ihn hergebracht. Bevor er Sunnydale für immer verließ, musste er Willow sehen. Ein kurzes Gespräch, sogar ein kurzer Abschied wäre genug…

 

Aber jetzt hatte er Angst, dass er viel mehr bekam, als er eigentlich haben wollte.

 

Er ging ans Telefon.

 

“Giles Residenz."

 

“Rupert?”

 

“Nein", sagte Oz und sah sich immer noch um. “Er ist, äh, im Moment nicht hier."

 

“Hier ist Quentin Travers. Es ist zwingend erforderlich, dass mit ihm spreche. Wissen Sie, wo er ist, oder wo ich ihn oder Buffy Summers kontaktieren kann?”

 

“Sie sind vom Rat", folgerte Oz.

 

Eine Pause.

 

“Ja. Und wer ist da?”

 

“Äh, ich bin ein Freund von--”

 

“Egal. Sie müssen ihn finden und ihm sagen, dass das Lied den Schlüssel enthält. Haben Sie mich verstanden? Das Schicksal der Welt hängt davon ab, dass Sie diese Nachricht weitergeben. Das Lied enthält den Schlüssel."

 

“Welches Lied?”

 

“Mr. Giles wird das wissen." Klick.

 

Während er zur Küche blickte, hörte er ein Knacken hinter sich und drehte sich um. Er sah, dass eine schattenhafte Gestalt das Appartement verließ.

 

Er legte den Hörer auf und schnupperte in die Luft. Winiqua.

 

Und etwas Schlimmeres.

 

Willows Blut.

 

Da war ein getrockneter Flecke auf dem Boden. Zwei weitere in der Richtung zur Tür.

 

Mit der Radkappe in der Hand, schlich er sich auf den Hof raus und erspähte den Dämon, der davonschlich.

 

Vom Adrenalin angetrieben, ging er auf ihn los und schlug mit der schweren Stahlscheibe auf ihn ein, bis er ziemlich tot war.

 

Er hörte sich selbst schluchzen:

 

“Was hast du ihr angetan? Was hast du Willow angetan?”

 

Haare sprossen auf seiner Hand und er ließ zitternd die Kappe fallen.

 

Ich werde mich nicht verändern, ich werde mich nicht verändern, ich werde mich nicht verändern.

 

Die Transformation bildete sich zurück und er atmete erleichtert aus.

 

Dann bemerkte er das Buch.

 

Er riss es dem toten Dämon aus seinen Fingern und las den Buchdeckel. Das Lied der Lilim.

 

“Verschwinde von hier! Ich habe keine Angst, das zu benutzen!” Eine Frau schwang eine kleine 22er Waffe in seine Richtung und er zog sich mit erhobenen Händen zurück. “Mir reicht es mit euch Hooligans, euren Autos, die auf den Hof krachen, euren Krankenwagen zu jeder Stunde in der Nacht--”

 

“Krankenhaus", sagte Oz und lief zu seinem Kleinlaster, während die Frau wegen dem grauenhaften Anblick aufschrie, den er zurückgelassen hatte.

 

 

*****

 

 

Auf dem Parkplatz des Krankenhauses stieg Sanvi aus ihrem Auto aus und ging auf den Ärzteeingang zu.

 

Ihr Handy zwitscherte ein Abba Lied.

 

“Ja, hier ist Doktor Patel."

 

“Doktor Patel. Quentin Travers."

 

“Oh." Sie blieb stehen. “Hallo."

 

“Hören Sie mir sehr genau zu." Er klang aufgeregt, ungewöhnlich beunruhigt. “Sie sind eine Waffe, die nur zu einem einzigen Zweck hergestellt wurde."

 

Sie blickte sich auf dem leeren Parkplatz um.

 

“Ist das ein Scherz?”

 

“Ich fürchte nicht. Wir hätten wissen sollen, dass Sie diejenige sind, aber wir hatten so oft falschen Alarm bei Ihrer Mutter….bei allen."

 

“Meine Mutter… Was sagen Sie da, Quentin? Was meinen Sie damit, dass ich eine Waffe bin?” Es kam keine Antwort und sie erinnerte sich, wie frustrierend es war, ein Pfand in ihren topsecret Schemen zu sein. “Was habt ihr mit mir gemacht?”

 

“Der Rat hat….Sie darauf vorbereitet, was Ihnen bevorsteht."

 

“Mich vorbereitet?! Wie vorbereitet?” Wieder keine Antwort. “Sagen Sie mir wenigstens was mir bevorsteht, zum Himmel noch mal."

 

“Dafür ist keine Zeit. Alles was Sie wissen müssen, ist, dass Sie die Macht haben, den Geist der Drei zu erwecken. Sie müssen--”

 

Plötzlich war Sanvi draußen.

 

“—wissen, wann Sie Ihre--” Ein lautes Geklapper war zu hören und er keuchte. “Nein! Oh Gott nein! Nein, nicht--”

 

Lamashtu lächelte.

 

“Dafür werde ich schon sorgen. Tschau, tschau."

 

Als Travers würgte und über die Verbindung um sein Leben bettelte, zerbrach sie das Telefon in ihrer Hand und machte sich auf den Weg in die Wälder.

 

“Du kannst mir später dafür danken, Sanvi."

 

 

*****

 

 

“Wo zur Hölle ist sie?", knurrte Buffy, als eine weitere Wehe durch ihren Körper wütete.

 

“Sie sollte jede Minuten hier sein", sagte Giles, der kaum den Schmerz aushalten konnte, den sie seinem Handgelenk zufügte.

 

“Warum muss sie es auf die Welt bringen?", drängte Joyce. “Es ist menschlich, oder? Und Spike hat gesagt, dass er ihr nicht vertraut. Irgendwas wegen alten Verbindungen…”

 

Giles sah zu Buffy. Sie waren sich einig, dass es das Unausweichliche nur verschieben und noch mehr Leute in Gefahr bringen würde, wenn sie Sanvi vom Baby fernhalten würden. Außerdem mussten sie mit jemandem arbeiten, vom dem sie wussten, dass die Person eine Inbesitznahme überleben würde.

 

“Giles vertraut ihr", sagte Buffy und ihre Mutter war still.

 

Ein Klopfen an der Tür war zu hören und Angel kam hinein.

 

“Er wollte mit dir sprechen. Ich habe ihm gesagt, dass es wirklich nicht die beste Zeit ist--”

 

Riley erschien hinter ihm, blass und eindeutig zitternd.

 

“Riley?", quietschte Buffy zwischen ihren Atmungen. “Ich bin….hier mitten....”

 

“Ja. Ich äh…kann ich alleine mit dir sprechen?”

 

“Nicht wirklich." Die Wehe ließ nach und sie atmete lange aus. “Was ist?”

 

Er blickte zu ihrer Mutter, zu Giles, zu ihr.

 

“Es gibt etwas, das du wissen solltest….Es geht um Spike."

 

“Was?” Sie setzte sich mit klopfendem Herzen auf. “Hast du ihn gesehen? Was ist passiert?”

 

“Er, äh…” Er konnte es sich nicht vorstellen, wie er ihr das auf sanfte Art beibringen konnte, also sprach er es einfach aus. “Er ist ein Vampir."

 

Buffy lachte erleichtert.

 

“Gott, ich dachte schon, du wolltest mir sagen, dass du ihn gepfählt hättest."

 

“Du…du wusstest, dass er ein Vampir ist?”

 

“Aber ja. Das ist er schon seit über einem Jahrhundert."

 

“Warum bist du? Was machst du mit einem…?” Er sah sich nervös um. “Wer sonst ist hier noch ein Vampir?”

 

“Niemand", sagte Buffy fest. “Sieh mal, er ist keiner von den Bösen, okay? Er ist anders."

 

“Schien mir nicht anders zu sein, als er versucht hat mich zu beißen."

 

“Er hat versucht dich zu beißen? Gott, das ist so typisch für ihn!” Sie warf frustriert die Hände in die Luft. “Es tut mir Leid, er hat sich ganz gewaltig daneben benommen. Wo hast du ihn gesehen?”

 

Riley schluckte heftig, unfähig zu antworten.

 

Ihre Augen weiteten sich verängstigt.

 

“Riley? Was hast du getan?”

 

 

*****

 

 

“Oz!” Xander hielt ihn auf dem Krankenhausflur auf. “Wo bist du gewesen, Mann?”

 

“Überall. Hey, weißt du, wo ich Giles finden kann?”

 

“Oh, er ist wahrscheinlich in Buffys Zimmer. Oben. Ich bringe dich hin."

 

“Was ist Buffy denn passiert?”

 

“Sie bekommt ein Baby." Er runzelte die Stirn. “Hast du Willow schon gesehen?”

 

Oz hatte bereits in das Zimmer hineingeschaut. Willow, die einen Verband an ihrem Hals und einen Tropf im Arm hatte, hielt mit Tara Händchen und kicherte mit ihr. Er wollte nicht stören.

 

“Ja. Ich äh, muss nur dieses Buch zu Giles bringen, bevor ich es vergesse."

 

“Ja mach das und geh weg", sagte Anya und drehte sich zu Xander. “Können wir jetzt in die Besenkammer gehen? Ich muss ungeschützten Sex haben, bevor die Welt untergeht."

 

Xander räusperte sich und führte Oz zum Aufzug.

 

“Sie ist in Zimmer 314. Viel Spaß!”

 

 

*****

 

 

“Du hast was gemacht?", fragte Buffy erneut.

 

Riley nahm die Kapselwaffe aus seinem Halfter und zeigte sie ihr.

 

“Es ist eine experimentelle Technik. Vergräbt sich ins Herz. Es….arbeitet als Gerinnungsmittel. Versteinert die Dinge von innen heraus."

 

“Dinge. Du meinst Vampire."

 

“Ja…aber….das ist das erste Mal, dass es bei einem freilaufenden Feind benutzt wurde, also--”

 

“Und er erste ‚freilaufende’, den du erwählt hast, ist zufällig mein Freund?”

 

“Er wollte mich töten. Ich habe es zur Selbstverteidigung benutzt!”

 

“Wenn er dich wirklich töten wollte, dann wärst du jetzt tot", sagte sie voller Vertrauen. “Es muss einen Weg geben, die Wirkung zu stoppen, ein Gegenmittel…”

 

“Es tut mir Leid", war alles was Riley sagen konnte.

 

“Also wo ist er?” Sie machte ihr Nachthemd hinten zu. “Wo ist das passi--?”

 

Als Buffy von einer heftigen Wehe ruhiggestellt wurde, sagte Joyce:

 

“Liebes, ich hasse es, das zu sagen, aber er ist im Moment nicht deine erste Priorität."

 

“Ich kann ihn nicht da draußen sterben lassen. Ich muss ihn finden."

 

“Jemand anderes wird das. Angel?”

 

Nach einer Pause blickte er zu Buffy und sagte:

 

“Ja. Natürlich. Ich werde ihn zu dir zurückbringen."

 

Buffy warf ihm ein dankbares Lächeln zu.

 

“Vielen Dank."

 

“Die Kapsel hat einen Indikator", sagte Riley. “Ich werde die Basis kontaktieren und mir von ihnen sagen lassen, wo das Signal stoppt."

 

Oz kam rein mit Dämoneneingeweiden auf seinem T-Shirt und einem antiken Buch unter seinen Arm geklemmt.

 

“Schlechte Zeit?”

 

“Den ganzen Tag lang schon, fürchte ich", sagte Giles. “Was bringt dich her?”

 

“Der Rat hat angerufen." Er gab das Buch weiter. “Die haben gesagt, dass das den Schlüssel enthält. Bin ziemlich sicher, das ist Ihres."

 

Er blätterte durch Das Lied der Lilim und wünschte sich, dass er sich nur an eine Sache darin erinnern konnte.

 

“Das enthält den Schlüssel?”

 

“Also entweder das oder das zerbrochene Handy auf dem Parkplatz, das ‚Take A Chance on Me’ spielt."

 

“’Take a Chance on Me?’ Das Abba Lied?”

 

”Ja. Sind Sie ein Fan?”

 

“Nein", sagte Giles und sah aus dem Fenster. “Aber Sanvi."

 

“Das ist unmöglich", sagte Riley in sein Funkgerät. “Die gleichen Koordinaten wie in der letzten Nacht? Wie konnte er so weit kommen?”

 

“Ihr Lager." Buffy schnippte mit ihren Fingern zu Angel. “Das ist in den Wäldern."

 

“Sie war unter uns", wurde Angel klar und er schüttelte seinen Kopf. “Ich werde das überprüfen und suche nach einem Weg hinein." Er drehte sich zu Oz. “Ist das Winiqua auf deinem Shirt?”

 

“Gut geraten."

 

“Wenn sie blind sind, könnte sie der Geruch ablenken. Du kannst es mir ausleihen oder mitkommen. Deine Entscheidung."

 

“Ich fühle mich heute ungewöhnlich unklug", entschied Oz und folgte ihm raus.

 

Riley wandte sich zu Buffy.

 

“Gibt es etwas, das ich tun kann?”

 

“Ja", sagte Buffy. “Du kannst zur Hölle noch mal verschwinden, bevor ich die Kraft habe, dich zu töten."

 

Mit angespanntem Kinn nickte Riley und verließ den Raum.

 

“Also dann." Giles unterbrach das angespannte Schweigen, das gefolgt war. “Ich denke, ich versuche es noch einmal bei Sanvi. Und ich sollte wohl beim Rat Anrufen, da sie nachweislich etwas wissen."

 

Als er hinausging, bemerkten Buffy und ihre Mutter nicht, dass ein Zettel aus dem Buch geglitten und unter einen Stuhl gefallen war.

 

Auf einer Seite waren auf der reflektierenden Oberfläche goldene Augen reingeätzt. Auf der anderen Seite, die Seite, die auf dem Buch geklebt hatte, waren vier Reihen Musiknoten.

 

 

*****

 

 

“AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAGH!”

 

Spike wachte schreiend auf. Scherben voll unendlicher Qual splitterten durch deine Adern.

 

“Ah, du bist wach", sagte Lamashtu und hielt die blutgetränkte Kapsel hoch, die sie aus seiner Brust entfernt hatte. “Schlaue Mischung. Menschliche Enzyme, synthetische Gifte und ein wenig Teufelsmilch. Einige Dinge ändern sich nie."

 

Er konnte kaum etwas sehen, aber er erkannte seine Umgebung: Er saß mitten im Kaninchenbau, mit der Königin der Herzen auf seinem Schoß.

 

“Aber was dich nicht tötet, macht dich nur stärker, nicht wahr?” Sie leckte über seine Wunde und wartete darauf, dass er aufhörte zu stöhnen. “Oder in deinem Fall, das was dich tötet."

 

“Verpiss dich." Er ertrug den heftigen Schmerz, um das zu sagen. “Du verdammtes, verfluchtes Höllenflittchen."

 

“Ich habe dich gerade von den Toten zurückgeholt. Ein einfaches ‚Danke’ würde genügen."

 

Da bemerkte er das ohrenbetäubende Geräusch, das ich seinen Ohren widerhallte. Der Schweiß tropfte von seinen Augenbrauen.

 

Die unerklärliche Notwendigkeit nach Sauerstoff.

 

Sie lächelte ihn an.

 

“Genieß es, solange es dauert."

 

 

 

Feedback | Original | weiter