Heart Don't Lie - Pitter Patter

 

 

“Angst."

 

Für Oz war es ein Köder, der ihn zu der Quelle lockte und einen Impuls auslöste zu jagen, anzugreifen und zu zerreißen. Wie Toucan Sam, hatte Willow einmal bemerkt, wenn er einen Durst nach Blut hatte.

 

Abgelenkt von seinen eigenen mangelnden Fähigkeiten der Ermittlung, bemerkte Angel schließlich doch, dass Oz gesprochen hatte.

 

“Was?”

 

“Ich rieche Angst." Er fischte das Sicherheitsamulett, das Giles ihm gegeben hatte, aus seiner Tasche und wickelte es um seine Hand. “Ich denke, ich kann sie aufspüren."

 

Mit neu entdecktem Respekt überließ Angel ihn die Führung übernehmen.

 

 

*****

 

 

“Du…” Spike schluckte fieberhaft die feuchte Luft, es schien nicht genug zu sein. “Du hast mich…”

 

“Keine Sorge, Liebling, es ist nur vorübergehend. Eine Reinigung", beruhigte Lamashtu ihn und drehte einen scharfen Dolch um Feuerlicht. “Ich würde die Menschlichkeit nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen. Aber dann ist die Menschlichkeit mein schlimmster Feind, nicht wahr?”

 

Was plante sie mit diesem Dolch? War das Baby hier? Wo war Buffy?

 

War alles vorbei und hatte Sukku-Doc die Welt übernommen?

 

“Jetzt mach den Mund auf und sag ‚A’."

 

Sie schnitt sich in ihre Zungenspitze, aber anstatt Blut kam aus dem Einschnitt schwarzer Nebel.

 

“Nein--”

 

Sie hielt ihm die Nase zu bis er keuchte und stülpte dann ihren Mund über seinen und ließ nicht los. Spike würgte und zappelte und wütete ohnmächtig, als Lamashtus eiskalte Essenz in seinen Körper eindrang.

 

“Eure Dunkelheit", hörte er WinQuar von der anderen Seite des Raumes sagen. “Vielleicht könnt Ihr das später beenden. Es ist Zeit."

 

Sie zog sich zurück, sauer über diese Belästigung.

 

“Also es scheint, dass ich ein Baby auf die Welt bringen muss. Warum ruhst du doch nicht bis zu meiner Rückkehr aus?”

 

Gegen seinen Willen folgte er ihrem Vorschlag.

 

 

*****

 

 

“Willow! Du wurdest entlassen!”

 

“Shh! Ich habe mich sozusagen selbst entlassen." Sie blinzelte Xander an. “Was hast du in der…?”

 

Hinter ihm verließ Anya die Besenkammer so unauffällig wie möglich.

 

Willow war entsetzt.

 

“Bin ich die einzige von uns, die keinen Sex in der Öffentlichkeit hat?”

 

“Also da war das eine Mal", meinte Tara mit einem roten Gesicht und einem Grinsen.

 

“Oh ja", sagte Willow, plötzlich stolz. “Ich denke, das qualifiziert mich doch für den Club."

 

“Was?” Xander blinzelte sie an. “Einmal? Mit wem? Oz kommt mir nicht so vor, als….” Er wedelte mit seinen Fingern vor ihnen. “Warte mal eine Sekunde."

 

“Wir gehen nach oben, um Buffy zu besuchen", verkündete Willow und ging auf die Aufzüge zu. “Kommt ihr mit oder wollte ihr noch eine Runde?”

 

“Warte…”

 

“Xander", flüsterte Anya. “Hör auf, die Lesben anzuglotzen."

 

“LESBEN?!”

 

Die Schwestern am Empfing schwiegen.

 

“Ich meine äh….Wespen?! Diese verdammten Viecher, immer….fliegen sie….herum." Er folgte ihnen den Flur entlang und flüsterte: “Wann ist das passiert? Es steht dir frei, die Einzelheiten wegzulassen”

 

“Xander", zischten Anya und Willow gleichzeitig.

 

“Tut mir Leid." Er ließ seinen Kopf hängen. “Ich verstehe nur nicht, warum ich immer als Letzter von diesen Dingen erfahren muss."

 

“Weil du ausflippst." Willow drückte den Knopf am Aufzug und deutete zum Empfang. “Das ist typisch."

 

Er keuchte.

 

“Darum war Oz so komisch!”

 

“Wann hast du Oz gesehen?”

 

“Heute Abend. Er hat gesagt, dass er dich gesehen hätte und ging nach oben, um Giles ein Buch zu bringen. Ich nehme an, du hast ihn nicht gesehen…”

 

Die Aufzugtür öffnete sich mit einem Ding, aber keiner trat hinein.

 

“Hey", sagte Willow, die sich am liebsten verstecken wollte. “Wollen wir nachsehen, ob Faith immer noch im Koma ist?”

 

“Sicher", stimmte Xander zu. “Aber ich darf dir dem komischen Schnurrbart anmalen."

 

Willow drückte auf den Pfeil nach unten.

 

“Abgemacht."

 

 

*****

 

 

“Sanvi geht nicht ans Telefon", meldete Giles besorgt. “Und auch niemand beim Rat."

 

“Das ist lächerlich", sagte Joyce. “Sie kann das Baby nicht einfach drin behalten. Ich hole einen anderen Arzt."

 

“Mom, das ist--”

 

“Ich entschuldige mich für die Verspätung.” Sanvi eilte in den Raum. “Auf dem Highway 5 war ein schrecklicher Unfall. Wie geht es uns?”

 

Buffy bemerkte die beigefarbene Bluse von Donna Karan, die die Ärztin trug, und überprüfte ihr Amulett gleich doppelt.

 

“Besser, da Sie jetzt hier sind."

 

“Gut." Sanvi untersuchte Buffy wie eine langjährige Professionelle. “Zehn Zentimeter, Du bist bereit zu pressen. Trägst du ein Halskette?”

 

“Häh?” Sie ließ ihre Hände an ihrer Seite fallen. “Ich…ja. Warum?”

 

“Es ist das Beste, große Schmuckstücke vor der Geburt abzulegen. Für den Fall von Komplikationen."

 

“Oh. Äh, Giles, könnten Sie….?” Vorsichtig öffnete Buffy die Kette und ohne zu zögern nahm Sanvi sie ihr aus der Hand und reichte sie weiter.

 

“Hier bitte schön", sagte sie.

 

Jägerin und Wächter starrten verwundert. Wenn Lamashtu sie ohne eine Auswirkung berühren konnte, wie konnten sie sie dann gegen sie verwenden?

 

 

*****

 

 

“Hier endet es?”

 

Die Angst Spur hatte sie zu der gleichen Felsformation gebracht, auf der sich Buffy in der letzten Nach ausgeruht hatte, wurde Angel klar. Diejenige die, wenn man jetzt darüber nachdachte, mit einem dreieckigen Thron Ähnlichkeit hatte.

 

“Vielleicht. Nicht sicher. Ich habe es verloren, oder es verschw--”

 

Da war ein hochgestochener Tonfall und Angel riss Oz weg.

 

Hinter einem Baum zusammengekauert beobachteten sie, dass einige Winiquas aus einer Öffnung im Fels hervorkamen und in die Richtung des Krankenhauses marschierten.

 

Also war der Fels ein Portal. Aber wie?

 

Als sie sich sicher bewegen konnten, kehrten sie dahin zurück, aber die Masse sah wieder sehr solide aus und undurchdringlich wie immer.

 

“Irgendwie denke ich, dass ‚Sesam öffne dich’ nicht hilft", sagte Oz.

 

“Es muss einen Weg rein geben." Angel glitt mit der Hand über die Oberfläche des Felsens. “Irgendeine Art von Schlüssel."

 

“Häh", sagte Oz. “’Das Lied enthält den Schlüssel’. Ich denke, ich hätte das Buch lesen sollen."

 

Blätter raschelten in der Nähe. Sie erstarrten, mit ihren Sinnen auf Alarmbereitschaft, aber bevor sie reagieren konnten, hatten die Winiqua sie umstellt.

 

Oz wedelte mit seinem nach Dämon riechenden Shirt, doch das hielt einen nicht davon ab, ihn mit einem einzigen Schlag gegen einen Baum fliegen zu lassen.

 

Angel bekämpfte sie und schrie zu Oz:

 

“Geh! Holdas Buch und finde den Schlüssel!”

 

Oz wurde von einem anderen Dämon getroffen und flog in Angels Richtung. Er landete schmerzvoll auf etwas und zog es aus seiner Hosentasche – seine Glücks-Stimmgabel.

 

Er konnte nicht anders, als die Ironie zu bemerken.

 

Was kann einen Schlüssel besser halten als das?

 

Bei dem Gedenken erinnerte er sich an das Geräusch, das das Portal gemacht hatte und an den Klingelton des zerbrochenen Handys. Der Vers wiederholte sich in seinem Kopf: Ba-ba ba ba ba…

 

Zufall? Wahrscheinlich. Aber es war einen Versuch wert.

 

Er warf die Gabel dem Winiqua entgegen, der auf ihn zukam. Sie flog an seinem Kopf vorbei, traf auf dem Fels auf und es ertönte ein melodisches A.

 

Und genauso einfach öffnete sich die unsichtbare Tür.

 

“Sie sind es", sagten die verbliebenen Winiquas gemeinsam und schoben beide durch das Portal.

 

Der Fels schloss sich sofort wieder hinter ihnen und das Duo stand alleine am oberen Ende einer engen Wendeltreppe.

 

“Was zur….?”

 

“Der Schlüssel A", sagte Oz amüsiert. “Es war das Abba Lied. Ist das ein Dämon aus der Disko Ära?”

 

“Eher aus der Steinzeit", sagte Angel. “Und sie ist kein Dämon."

 

Oz spürte, dass sich seine Nackenhaare aufstellten, als ein tiefes katzenartiges Knurren von der Treppe erklang, gefolgt von einem weiteren.

 

“Sie ist ein gigantisches Katzenmonster aus dem Studio 54 in der Hölle."

 

“Nein." Ein schuppiger übergroßer Löwe mit einer Mähne aus Schlangen tauchte auf, gefolgt von einem zweiten. “Sie ist ein omnipotenter Gott. Das sind ihre Handlanger."

 

Oz starrte in die leuchtenden Augen des drohenden grausamen Todes.

 

“Ich bin nicht sicher, ob ich auf der Gästeliste sein will", sagte er.

 

 

*****

 

 

“Du bist fast da, du bist fast da…”

 

“Noch einmal ganz feste Pressen!”

 

“Ich will nicht! Ich will nicht!”

 

“Wir sind alle für dich da."

 

“Wo ist Willow?”

 

“Ähm….unten. Denke ich."

 

“Sie lassen es mich halten, richtig? Sie lassen es mich halten, sobald es rauskommt?”

 

“Natürlich werde ich das", sagte Sanvi mit einem Glucksen. “Es ist immerhin dein Kind."

 

Buffy schloss ihre Augen und konzentrierte sich.

 

 

*****

 

 

“Sie sieht irgendwie…”

 

“Friedlich aus?” meinte Willow mit zur Seite geneigtem Kopf.

 

“Diabolisch", entschied Xander.

 

“Ja, du hast Recht."

 

“Ihre Augäpfel zucken heftig unter ihren Augenlidern", sagte Anya. “Ist das normal?”

 

“Ich bin nicht sicher, aber ich weiß, dass es nie eine gute Idee ist, eine Jägerin zu pieksen. Sogar wenn sie im Koma liegt."

 

Anya hörte auf Faith zu pieksen.

 

“Willow?", warf Tara ein, die sich fragte, ob die Stimme, die sie gerade in ihrem Kopf hörte, wirklich die von Buffy war. “Ich denke, wir müssen nach oben. Ich denke das Baby kommt."

 

 

*****

 

 

“Beweg dich nicht", warnte Angel. “Sieh ihnen nicht in die Augen."

 

Einer schnüffelte an seinem Shirt.

 

“Unbesiegbar?”

 

“Wir sind gerade dabei das rauszufinden", sagte Angel, dessen Zahnfleisch sich zurückzog, während die Fangzähne ausfuhren. “Bleib zurück. Ich weiß nicht, ob ich dich beschützen kann."

 

Einer brüllte und ein instinktives Knurren entwich Oz’ Kehle.

 

Konsequent begann die schmerzhafte Neuordnung seiner Knochen, unterbrochen von dem Sicherheitsamulett, das von seiner Hand rutschte und die Treppe hinunterfiel.

 

“Mach dir keine Sorgen um mich", sagte er und ließ es zu. “Ich bin ein Tier."

 

Die Wächter griffen an. Der Werwolf revanchierte sich. Angel sprang in das Getümmel. Wild herumwühlend fielen die vier Kreaturen in das pechschwarze Kaninchenloch.

 

 

*****

 

 

“Gratuliere, Buffy", erklärte Sanvi stolz, als das Baby eine formidable Lungentätigkeit bewies. “Du hast ein gesundes kleines Mädchen geboren."

 

Joyce hielt den Atem an, als sie ihre Enkeltochter das erste Mal erblickte.

 

“Oh, sie ist perfekt!."

 

“Geben Sie sie mir", sagte eine erschöpfte Buffy, der sehr bewusst war, dass der Kampf erst angefangen hatte. “Ich muss sie halten."

 

“Alle Finger und Zehen, keine ungewöhnlichen Merkmale." Mit einem Zwinkern legte Sanvi das Neugeborene vorsichtig in Buffys Arme. “Soll ich deine Freunde hereinbitten?”

 

Buffy antwortete nicht.

 

Sie war wie gelähmt. Als sie auf dieses winzige, pinkfarbene Alien starrte, das soviel Tumult in ihrem Körper und in ihrem Leben ausgelöst hatte, verstand sie es plötzlich. Warum sie durchhielt, warum sie weiter kämpfen musste. Das war ihr Werk, ihr Schicksal. Ihr Grund.

 

Und nicht nur ihrer. Diese leuchtenden blauen Augen, die gebogenen Augenbrauen und schrägen Lippen, das lockige blonde Haar….es war unmissverständlich.

 

Ihr kleines Mädchen war ein Mini Spike.

 

 

*****

 

 

“Genug!”

 

Bei diesem strengen Befehl flohen die Wächter.

 

Wilde Fellbüschel folgte ihnen die Treppe runter. Der Werwolf knallte wimmernd mit dem Kopf zuerst auf den Steinboden. Und der Vampir, verletzt und blutend, glitt bis zur letzten Stufe.

 

“Willkommen", sagte WinQuar. Er hielt eine Fackel, die den engen Gang beleuchtete und wurde von einem Trupp augenloser Klone begleitet. “Wir haben euch erwartet."

 

Oz nahm langsam wieder menschliche Gestalt an, verwirrt und kaum bei Bewusstsein.

 

Angel lachte höhnisch, während er eine ausgekugelte Schulter wieder einrenkte.

 

“Ich wusste, dass es eine Falle war", sagte er.

 

“Und ihr seid trotzdem gekommen." WinQuar warf Oz einen Mantel zu. “Zieh das an und steh auf."

 

Zwei Winiquas hoben Oz vom Boden.

 

“Du brauchst ihn nicht", sagte Angel, als zwei weitere ihn aufhoben. “Lass ihn gehen."

 

“Oh, aber da irrst du dich. Ich brauche euch alle drei."

 

“Drei?”

 

WinQuar winkte mit seiner Fackel und seine Kumpane folgten. Sie zerrten Oz und Angel einen Gang entlang und in einen kuppelförmigen Raum – die Höhle in der Vision.

 

Am Nordende war ein kleiner unbearbeiteter Altar. Darauf eine Wiege, ein Kelch und ein antiker Dolch. An den Wänden waren riesige Symbole mit Blut gemalt worden.

 

Während sie Angel an einen Pfosten an der Westseite der Höhle anketteten, wurde Oz im Osten angebunden.

 

Und am Pfosten in der Mitte festgemacht, lebendig, atmend und widerlich am schnarchen….war Spike.

 

“Überraschung." WinQuar stieß die Fackel zu Angel und stoppte nur ganz kurz vor seinem Gesicht. “Jetzt wirst du sehen, wie das wirklich endet."

 

 

*****

 

 

“Da hat jemand eine dicke fette Lüge erzählt", sagte Willow und berührte das Gesicht des Babys. “Du bist das Abbild von deinem Daddy."

 

“Ja das bist du", gurrte Buffy zu ihrem Neugeborenen. “Und du wirst ihn bald sehen." Sie blickte aus dem Fenster zu Sanvi, die immer noch mit Giles auf dem Flur sprach. Sie stellte sich direkt neben Willow, so dass die Schwester im Raum es nicht hören würde. “Ich begreife es nicht. Worauf wartet sie?”

 

“Ich weiß nicht", sagte Willow. “Es wäre toll, wenn unser Schutzzauber so gut wäre….aber irgendwie bezweifle ich das."

 

“Also mehr Vorbereitungszeit für mich. Hältst du Junior bitte, während ich mich anziehe?”

 

“Ich…Oh…”

 

Willow wusste nicht wie.

 

“Ich kann sie nehmen", bot ihr die Schwester freundlich an. “Sie sollte sowieso im Säuglingszimmer untersucht werden."

 

“Ihr geht es gut", sagte Buffy und hielt ihr in Decken gehülltes Bündel fest. “Ich nehme sie mit nach Hause."

 

“Ihr beide müsst untersucht werden, bevor ihr entlassen werdet. Das ist Krankenhaus Vorschrift."

 

“Das ist nett. Obi Wan?”

 

“O-okay", sagte Willow, schloss ihre Augen und öffnete sie in dem Versuch, den Verstand der Schwester ohne Taras Hilfe zu manipulieren. “Sie werden dieses Mal eine Ausnahme machen."

 

“Ich werde dieses Mal eine Ausnahme machen", sagte die Schwester. Und als ihre Augen in die von Willow blickten, sagten sie zusammen: “Blutung."

 

Und dann strömte etwas Warmes aus Buffy heraus, befleckte das weiße Laken, das sie bedeckte, und wurde zu einem dunkelroten Tintenfleck.

 

“Nein." Buffy kämpfte gegen den Schmerz und starrte die Schwester finster an. “Du kannst sie nicht haben. Sie ist mein."

 

“Die Jägerin wird schwächer, das Herz wird reifer", sprachen die Schwester und Willow gemeinsam. “Massen werden kommen, der Tag wird zur Nacht." Beide lächelten. “Ich werde sie jetzt nehmen."

 

Giles war direkt da draußen. Wenn sie nur seine Aufmerksamkeit bekommen könnte.

 

“Anfall."

 

 

*****

 

 

“Rupert, ich muss etwas gestehen."

 

Er stotterte ein paar Sekunden und griff dann in seiner Tasche nach dem Amulett.

 

“Hast du?”

 

Sanvi holte Luft, hielt inne und sagte schließlich:

 

“Ich habe heute irgendwie Zeit verloren. Und ich denke….das wird seltsam klingen. Ich denke, der Rat hat mich angerufen und mir gesagt, dass ich nicht komplett menschlich bin."

 

Giles war durcheinander. Hatte Lamashtu Sanvis Körper noch nicht in Besitz genommen?

 

“Ich weiß, das macht kaum Sinn, aber ich habe zuvor schon mal Zeit verloren. In England. Ich fange an zu denken, dass sie vielleicht dahinter stecken. Ich habe das quälende Gefühl, dass ich etwas Lebenswichtiges vergesse, kann aber nicht genau sagen was."

 

Er lockerte seinen Griff um das Amulett.

 

“Oh Sanvi."

 

“Du weißt etwas", wurde ihr klar und sie ergriff seinen Arm. “Was haben sie mit mir gemacht? Wogegen bin ich eine Waffe?”

 

“E-eine Waffe?”

 

Willow kam panisch aus dem Raum

 

“Mit Buffy stimmt was nicht!"

 

 

*****

 

 

“Oh mein Gott", rief Joyce, die zu einer Tochter zurückkehrte, die sich, wie es aussah, mitten in einem epileptischen Anfall befand. “Was ist passiert? Ich war nur eine Minute weg!”

 

“Wir, wir haben uns unterhalten", plapperte Willow. “Sie wollte sich gerade anziehen und plötzlich hatte sie diese Krämpfe--”

 

“Sie blutet", sagte Sanvi und gab einem Mitarbeiter schnell Befehle. “Es tut mir Leid, aber alle werden den Raum verlassen müssen."

 

“Das ist okay", versicherte Joyce sich und der Gruppe, als sie den Raum verließen. “Buffy ist ein starkes Mädchen, sie wird--… Wo ist das Baby?”

 

“Ich—ich weiß nicht." Willows Augen weiteten sich. “Oh Gott, ich erinnere mich nicht!”

 

“Hat jemand etwas gesehen?", drängte Giles. “Kann sich jemand erinnern, wer als letztes da drin war?”

 

“War da nicht eine Schwester mit euch beiden da drin? OP Kleidung?”

 

“Ich…kann mich an keine Schwester erinnern", sagte Willow geknickt.

 

“Sie hat die verdammt Schwester in Besitz genommen", sagte Giles. “Und ohne Buffy werden wir nicht wissen, wo sie zu finden ist. Verdammt, ich war so sicher, dass sie Sanvi nehmen würde."

 

“Wer ist ‚sie’?” Joyce warf frustriert ihre Hände in die Luft. “Wird mir wenigstens jemand sagen, wer meine Enkeltochter gestohlen hat?”

 

“Ihr Name ist Lamashtu", sagte er. Mit den Worten glitt ein dunkler Nebel aus seinem Mund und den Flur entlang. “Habt ihr das gesehen?”

 

“Was gesehen?”

 

In der Ferne sah er, dass er nach rechts glitt.

 

“Er muss zu ihr führen, wenn sie in der Nähe ist." Er begann dem Nebel zu folgen, während ein Blitz der Erinnerung den Nebel in seinem eigenen Kopf spaltete. “Sag ihren Namen, der Wind wird sich verändern; sing ihn und sie wird…sie wird…was war es noch?”

 

Er öffnete Das Lied der Lilim und blätterte durch die Seiten, während er ging.

 

“Tara, du solltest mit ihm gehen", sagte Willow.

 

“I-ich?”

 

Sie nickte und tippte sich auf ihre eigene Schläfe.

 

“Berichte mir dann hier oben, okay?”

 

“Okay."

 

Tara küsste Willow, nahm ihren Mut zusammen und lief den Flur entlang und hinter Giles her.

 

 

*****

 

 

“Also", sagte der Sicherheitsbeamte und lehnte sich zu der Rezeptionsmitarbeiterin des einsamen hinteren Empfangs. “Ich habe über uns nachgedacht."

 

“Wirklich", kam es von der Mitarbeiterin.

 

“Wirk--” Ein Alarm ertönte. “Mist. Wenn das noch ein Dummejungenstreich….” Er erhob sich und zeigte auf sie. “Diese Unterhaltung ist noch nicht vorbei."

 

“Ich hoffe nicht", sagte sie mit einem sturen Grinsen als er ging.

 

“Hey Christine", kam ein Flüstern von der Treppe. “Kannst du mal eine Sekunde kommen?”

 

Die Rezeptionsmitarbeiterin erblickte die Schwester im Schatten.

 

“Karen? Was versteckst du dich denn da?” Sie stand von ihrem Platz auf und näherte sich ihrer Freundin. “Warum hältst du ein Baby?”

 

“Kannst du sie ganz schnell für mich halten?”

 

“Ähm….ich denke schon…”

 

Mit dem Bündel sicher in ihren Armen, atmete die Empfangsmitarbeiterin einmal befreiend ein und machte sich dann auf den Weg zum Ausgang.

 

 

*****

 

 

“Es muss doch etwas geben, was wir für sie machen können", sagte Xander und versuchte, an den geschlossenen Vorhängen vorbei in Buffys Zimmer zu sehen. “Will, kannst du die nicht wegzaubern oder so was?”

 

“Denkst du, das hätte ich nicht schon versucht? Gute Zaubersprüche sind ein wenig außerhalb meiner Liga, weißt du."

 

“Was passiert, wenn die Ärztin zu Lamashtu wird, während sie versucht Buffy zu retten?", fragte sich Anya. “Wird sie sie dann nicht einfach sterben lassen? Oder sie töten?”

 

Joyce stoppte damit, mit ihren Händen zu ringen.

 

“Oh Gott", sagte sie.

 

“Keine Sorge, Mrs. Summers, ich gehe rein." Willow bündelte ihre Energie und sagte: „Auge von Acana, ich rufe dich.“

 

Vor ihr erschien ein winziges Licht.

 

“Ooh, es hat geklappt!” Sie konzentrierte sich wieder und verlangte: “Zeig mir, was ich nicht sehen kann."

 

Das Licht verschwand unter der Tür.

 

 

*****

 

 

“Wo lang?”

 

Tara blieb neben Giles bei den Aufzügen stehen. Auf einer anderen Etage gab es Alarm.

 

Er flüsterte den Namen erneut und der Nebel waberte ins Treppenhaus.

 

“Nach unten."

 

Sie versuchten die Treppen runterzueilen, aber andere kamen hinzu, als Reaktion auf den Alarm. Menschen schrieen das Duo an, dass sie langsamer laufen sollten.

 

Als Giles schließlich bei der ersten Etage ankam, rutschte er auf etwas Zähflüssigem aus.

 

Tara bedeckte schockiert und angeekelt ihren Mund. Hinter ihr schrie eine Frau.

 

Giles saß in menschlichen Überresten. Lange Hautstreifen und Gewebe.

 

“Heiliger Gott, Christine! Wo ist Christine?!", sagte der Sicherheitsbeamte, der sich voller Schrecken zurückzog.

 

Tara nahm an, dass, wer auch immer Christine war, sie nicht mehr sie selbst war, und half Giles auf die Beine.

 

“Lamashtu", sagte er erneut voller Entschlossenheit und der Nebel glitt aus der Tür und in die Nacht.

 

 

*****

 

 

Das Auge von Acana sprang im Raum herum.

 

“Ich habe keine überschüssige Plazenta gefunden", sagte Sanvi gerade. “Und sie reagiert nicht auf Gebärmutter Massage. Geben Sie weitere fünfzig Kubikzentimeter Pitocin."

 

Willows Lakai glitt hinter den Mitarbeiter und überprüfte seine Handlungen. Wenn Lamashtu jeden in Besitz nehmen konnte, den sie wollte, konnte sie ganz einfach in diesen Körper springen und die Dosis verändern…

 

Er drehte sich um und das Auge tauchte zur Tür ab, sprang ihm aus dem Weg und versteckte sich unter einem Stuhl.

 

Das Piepsen des Herzmonitors wurde schneller.

 

“Frau Doktor, vielleicht sollten wir nicht--”

 

“Sie kann es aushalten. Vertrauen Sie mir."

 

Er hängte den Beutel an den Tropf.

 

Buffys Herzschlag verdoppelte sich.

 

“Zwei-Achtundvierzig", las der Mitarbeiter ab. “Zwei-Fünfzig, Zwei-Sechsundfünfzig, Zwei-Sechzig BPM? Das ist unmöglich…”

 

“Ich weiß. Warten Sie einfach."

 

Willow wusste nicht, was sie tun sollte. Es war so schwer zu erkennen, ob Sanvi ihr wirklich half oder—

 

Unter ihr, unter dem Stuhl, entdeckte sie die Worte ‚Das Lied der Lilim’ auf ein Stück Papier gekritzelt, zusammen mit elementaren Musiknoten.

 

“Wie kam das dahin?”

 

“Zwei-Zweiundsiebzig! Frau Doktor, sie wird--”

 

Eine Sekunde lang hörte die Piepserei auf und das Geräusch, das nun folgte, sorgte dafür, dass Willows Körper, der sich immer noch bei Xander und Joyce auf dem Flur befand, auf den Boden krachte.

 

Der lange gleichbleibende Ton, der den Tod signalisierte.

 

 

 

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